Ruth & Schläfst du Mutter? - Jakob Wassermann - E-Book
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Jakob Wassermann

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Beschreibung

In "Ruth" und "Schläfst du Mutter?" entfaltet Jakob Wassermann ein facettenreiches Panorama menschlicher Emotionen und zwischenmenschlicher Beziehungen. Durch seine prägnante Sprache und eindringliche Bildsprache gelingt es ihm, die innere Zerrissenheit seiner Protagonisten anschaulich darzustellen. Beide Erzählungen kreisen um Themen wie Liebe, Verlust und Identität, die in einem zeitlichen und sozialen Kontext der frühen 20. Jahrhunderts verankert sind. Wassermanns meisterhafte Fähigkeit, psychologische Tiefen zu ergründen, lässt die Figuren lebendig und nachvollziehbar erscheinen, während er gleichzeitig die gesellschaftlichen Normen und deren Einfluss auf das individuelle Schicksal beleuchtet. Jakob Wassermann, ein prominenter Vertreter der deutschsprachigen Literatur, war Zeit seines Lebens von der Frage der menschlichen Existenz und der oft tragischen Verwicklungen des Lebens fasziniert. Aus einer jüdischen Familie stammend, erlebte er die Umbrüche seiner Zeit und wandelte seine Erlebnisse in literarische Werke um, die oft autobiographische Züge tragen. Seine Auseinandersetzung mit Themen wie Entfremdung und Identität spiegelt seine eigene Lebenssituation wider und lässt die moralischen Fragen seiner Erzählungen umso drängender erscheinen. "Ruth" und "Schläfst du Mutter?" sind unerlässliche Lektüre für alle, die sich für die komplexen Strukturen menschlicher Beziehungen und die Herausforderungen ihrer Zeit interessieren. Wassermanns Stil erweist sich als zeitlos, und seine tiefgründigen Reflexionen laden dazu ein, über die wesentlichen Fragen des Lebens nachzudenken. Jeder Leser, der die Nuancen der menschlichen Psyche und die Sphinx der menschlichen Emotionen ergründen möchte, findet in diesem Werk einen inspirierenden Schatz.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Jakob Wassermann

Ruth & Schläfst du Mutter?

Novellen
 
EAN 8596547073116
DigiCat, 2022 Contact: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

I.
II.
III.
IV.
V.
Ruth

I.

Inhaltsverzeichnis
Peter VogelsangGeht auf den Grillenfang,Hat eine lange NaseUnd Ohren wie ein Hase...

Ich lasse sie schreien, die Knirpse, dachte Peter und schritt würdevoll seine Straße fürbaß. Das Spottgedicht stammte vom Herrn Lehrer selbst, aber Peter war fest überzeugt davon, daß ihn diese »Kinderei« gleichgültig lasse. Wenn er in den Zwischenpausen träumerisch, fast tiefsinnig im Schulhof stand, hinten am Zaun, wo man auf den Fluß hinabsehen konnte, der so ruhig und so klar vorbeiströmte, oder wenn er abseits von dem Knäuel der Aufgeregten mit nachdenklich verschränkten Armen dastand, mußte ihn oft die spöttische Mahnung des Lehrers aus seinem Sinnen wecken. Aber Peter lächelte nur, und dieses Lächeln war nicht ohne eine gewisse Geringschätzung; denn er war bei seinen neun Jahren schon ein beachtenswerter Philosoph, der über den lieben Gott bereits sein ganz bestimmtes Urteil hatte.

Es war ein Mittwoch-Nachmittag und er ging spazieren. Er trug einen dünnen Spazierstock aus Weichselrohr, – die Mutter hatte ihn gestern erst gekauft, – und damit hieb er fortwährend auf die Einfassung des Trottoirs los, gerade als könne er sich damit von einer Summe innerer Zweifel befreien. Am Lilienplatz ertönten die Schmiedehämmer und das war ein heller, fast klagender Laut. Peter blieb stehen, denn diese Töne fesselten ihn sehr. Klang es nicht, wie wenn die alten und berühmten Recken mit ihren Schwertern aufeinander loshieben? Wahrlich, wenn man die Augen schloß, so konnte man glauben, Laurin kämpfe in vollem Gewaffen mit Dietrich von Bern. Dann sah er noch zu, wie einem Pferd die Hufeisen erneuert wurden, und so beklommen war sein Herz bei diesem Schauspiel, daß ihn selbst der arge Gestank des angesengten Hufs nicht vertreiben konnte. Er staunte nur, daß ein Pferd so schön stille halten konnte, während man ihm Nägel in die Füße schlug. Er ging weiter, aber das Staunen über diesen sonderbaren Umstand wollte ihn gar nicht mehr verlassen. Er dachte: man sollte das einmal bei mir probieren! man sollte mir einmal Nägel in die Füße schlagen! Erstens würde ich schreien und dann ... dann würde schon Papa kommen...

Als er sich der Fischergasse mit ihrem schlechten Pflaster und ihren kleinen, baufälligen Häusern näherte, dachte er: dies Fürth ist doch eine häßliche Stadt. Warum hat mich der liebe Gott nicht in einer Stadt mit schöneren Häusern geboren werden lassen? Schon der Name ist so häßlich. Es giebt doch so schöne Städte: Babylon oder Bagdad oder Palmyra....

Seine kindische Sehnsucht machte seine Schritte größer und hurtiger. Bald lagen die Wiesen vor ihm.

II.

Inhaltsverzeichnis

Lange Zeit verfolgte er die Landstraße, die kahl und schattenlos dalag, während der weiße Staub sie gleich einer Mehlschicht bedeckte. Am wolkenlosen Himmel stand die Sonne, und alles Land lag da: leblos, gleichsam schlaftrunken. Bienen und Hummeln summten vorbei und der Kohlweißling und das Pfauenauge flatterten umher. Hinter den Hügeln drüben erhob sich ein Dorfkirchturm einsam in die Luft, lang und schmal wie eine Lanze. Ein leichter Schleier verhüllte die Fernen, und je weiter sich der Knabe von der Stadt entfernte, desto stiller, desto feiertäglicher wurde es in der Runde um ihn. Er hätte immer zuwandern mögen in diese große Ebene hinaus, die so trügerisch den Schein eines Unermeßlichen erweckte. Nichts fesselte das Auge hier und stets sah man die schwere, gleichförmige Linie des Horizonts: aber dies Flachland birgt Schönheiten, die denen der Nacht verwandt sind.