Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
1913 erschien Rabindranath Tagores "Sadhana" erstmalig auf Bengali. Es sieht die Aufgabe des Menschen darin, sein wahres Ich zu erkennen, um seine Bestimmung zu erfüllen und reiht sich damit in die Erkenntnisse vieler großer Seelen und spiritueller Meister ein. Gerade dieses Werk hält Antworten auf essenzielle und aktuell mehr denn je drängende Fragen des Menschseins bereit. Die Neuübersetzung basiert auf dem von Tagore selbst verfassten englischen Text, dessen sprachlich-poetische Tiefe und Brillanz das Herz berührt und den Geist erstaunen lässt. Vor allem integriert sie aber erstmalig die Möglichkeit, nicht nur über die von Tagore geforderte und notwendige Selbst-Verwirklichung zu lesen, sondern sie auch praktisch zu erfahren.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 247
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Selbst-Verwirklichung ist ebenso ein angeborenes Recht wie das Atmen.
Dafür können wir nichts bezahlen.
Śhrī Mātājī Nirmalā Devī, 1989[1]
Widmung zur deutschen Ausgabe
Vorwort zur Neuübersetzung
Bemerkungen zu den Upanischaden
Widmung zur englischen Ausgabe
Vorwort des Autors
1 Die Beziehung des Einzelnen zum Universum
2 Seelenbewusstsein
3 Das Problem des Bösen
4 Das Problem des Selbst
5 Die Verwirklichung in der Liebe
6
Die Verwirklichung im Handeln
7 Die Verwirklichung der Schönheit
8 Die Verwirklichung des Unendlichen
Nachwort zur Neuübersetzung
Glossar
Index
Literaturverzeichnis
Es stellt eine Herausforderung dar, Rabindranath Tagores 1913 erstmalig von ihm in Englisch verfasstes Sādhanā – The Realisation of Life zu charakterisieren oder auf einer literarischen Werteskala zu verorten. Für eine Beschreibung verwendbare Adjektive wären „zeitlos“ und „universell“ – die jedoch in ihrer Nüchternheit kaum die Freude, das Erstaunen und die Bewunderung ausdrücken können, die die Lektüre bei fast jedem Satz in der Seele von Leserinnen und Lesern auslöst.
Die Lebensdaten des 1861 in Kalkutta geborenen und ebenda mit 80 Jahren verstorbenen Dichters, Komponisten, Malers, Pädagogen und ersten nicht-europäischen Literatur-Nobelpreisträgers können leicht recherchiert werden. Interessanterweise genoss Tagore besonders in Deutschland große Anerkennung und löste massenhafte Begeisterung aus, als er es 1921 besuchte. Manche bezeichneten den Universalgelehrten als den „Goethe Indiens“ oder stilisierten ihn zu einer Erlösergestalt. Der Kult um seine Person wurde auch von ihm selbst kritisch gesehen; und obwohl dies wohl kaum ihm selbst anzulasten war, sehen manche darin möglicherweise einen der Gründe, warum Tagores Genie in Deutschland wieder in Vergessenheit geriet. Trotzdem genießt er bei vielen – nicht nur in seinem Heimatland, dem heutigen Westbengalen – nach wie vor uneingeschränkte Verehrung.
Am besten scheint es, Tagores umfangreiches Werk für sich sprechen zu lassen. Die nachfolgende Neuübersetzung möchte dazu einen Beitrag leisten. Dabei geht es auch darum, dem Verfasser erneut die verdiente Ehre zu erweisen, aber viel mehr, die Aufmerksamkeit auf seine generelle Botschaft zu lenken. Diese ist im Kern eine zutiefst spirituelle und erfahrt wahrscheinlich in seinem bekanntesten Werk Gitanjali[2] ihren höchsten Ausdruck. Doch die Verehrung des Göttlichen allein und losgelöst vom sogenannten Weltlichen war für Tagore nicht ausreichend. Voll und ganz im täglichen Leben eins damit zu werden, esin seinen verschiedensten Formen zu erkennen und selbst zum Ausdruck zu bringen, waren feste Bestandteile seines Lebens. Materialismus und Machterwerb – wie in westlichen Gesellschaften – dem Streben nach dem Höchsten vorzuziehen oder dieses Höchste – wie im Osten üblich – ausschließlich in eremitenhafter Abgeschiedenheit zu suchen, waren für Tagore keine Optionen.
Unter dem Sanskritausdruck Sādhanā wird allgemein das disziplinierte Streben verstanden, ein bestimmtes Ziel oder Wissen zu erreichen.
Im klassischen Sinne beschreibt Tagore dieses Ziel der tief verwurzelten spirituellen Traditionen Indiens in der Vereinigung der individuellen Seele mit der des Universums – ohne die manifestierte Welt als solche zu negieren. Er stellt dieses Ziel dem westlichen Streben nach Mehrung von Besitz und Macht gegenüber und erklärt es im traditionellen Sinne von Sādhanā stattdessen zur Aufgabe des Menschen, sein wahres Ich zu erkennen und die Einheit seiner Seele mit der des Universums, der höchsten Wirklichkeit, wiederherzustellen.
Es ist hilfreich, Tagores Verwendung der Begriffe „Selbst“ und „Seele“ etwas näher zu erläutern. Auch seine bevorzugte Schreibweise für das höchste, alles durchdringende Brahman als Brahma kann für Verwirrung sorgen, da es mit Śhri Brahmā Deva, dem Schöpfungsaspekt der drei hinduistischen Hauptgottheiten verwechselt werden kann.
Spricht Tagore von Brahma, meint er damit Parabrahma oder Brahman. Es wird in den Upanischaden als das allem zugrundeliegende Bewusstsein[3] und nicht mit den Sinnen wahrnehmbar beschrieben.[4] Wer es verwirklicht und seine Identität mit dem Ātman begreift,[5] erlangt Unsterblichkeit,[6] Befreiung oder Erlösung (Moksha). Das Brahman kann eine gestaltete Form als Universum mit all seinen Differenzierungen annehmen[7] oder über Äonen hinweg ungestaltet verbleiben.[8] Es steht über allem Erschaffenen, zu dem auch Gottheiten gehören wie Šhri Rudra (Šhri Šhiva),[9] Śhri Vihu, Śhri Brahmā Deva oder Śhri Agni oder Śhri Vāyu[10]. Es durchdringt alles Sein und ist gleichzeitig alles Sein.
Śhri Brahma Deva ist eine der Hauptgottheiten des Hinduismus, die in einem fortgeschrittenen Schöpfungsstadium die materielle Welt erschafft. Zusammen mit allen anderen Gottheiten ist er jedoch selbst bereits ein Teil der Schöpfung der Urmutter, Śhri Adi Shakti.
Das „Selbst“ oder Ātman definieren die Upanischaden als die losgelöste und ewige Reflexion Gottes im Menschen. Es ist sein unveränderlicher spiritueller Wesenskern. Ziel des Menschseins ist es, sich als diesen unsterblichen Geist zu erkennen und gleichzeitig das Einsseins von Ātman mit dem Weltengeist, dem Brahman oder Paramātma, dem Höchsten Selbst, zu realisieren.
Sowohl die Upanischaden als auch Tagore setzten Ātman oft mit der Seele, dem Jīvātma gleich, die jedoch eigentlich vom Ātman verschieden ist.
Obwohl also das Ātman einerseits als das Höchste im Menschen gesehen wird, fordert Tagore auch an verschiedenen Stellen, die Begrenzungen des Selbst, also des Ātman, zu überwinden und seine negativen Seiten wie Selbstsucht oder Selbstherrlichkeit in Selbstlosigkeit zu transzendieren. Dies scheint nur verständlich, wenn man das Ātman in einem weltlicheren Sinne als ichbezogenes Selbst sieht. Dann kann man sagen, dass der Sādhakaa über die Grenzen dieses „niederen“ Selbst hinausgehen muss. Im Hinblick darauf schreibt Tagore: „So wie die Natur durch die Grenzen des Gesetzes von Gott getrennt ist, sind es die Grenzen des Egoismus, die das Selbst von ihm trennen“ (s. S. 93).
In gewisser Weise wird das individuelle Ātman auch im höchsten Sinne transzendiert) sobald in der Meditation Yoga stattfindet, also die Identität und Vereinigung von Ātman und Paramātma wirklich wird.[11] Tagore schreibt: „Es bedeutet das Ende unseres Selbst, diese Vereinigung anzustreben. Es muss seinen Kopf tief in Liebe und Sanftmut beugen und seinen Platz dort einnehmen, wo Groß und Klein zusammenkommen“ (s. S. 97).
Die aus der doppelsinnigen Verwendung der Begriffe resultierende mögliche Verwirrung kann vielleicht durch detailliertere Beschreibungen des sogenannten „Subtilen Systems“b des Menschen aufgelöst werden. Das Werk Tagores lässt vermuten, dass er um dieses Subtile System wusste. Es wird in den Upanischaden nur unzusammenhängend beschrieben, in anderen Shāstrasc jedoch ausführlicher. Es war und ist seit langem Teil der indischen Tradition und wurde von den ihis, den Weisen und Sehern des alten Indiens, introspektiv entdeckt.
Das Subtile System besteht aus drei Hauptenergiekanälen, den Nāḍīs, sowie sieben Energiezentren, den Chakren. Es befindet sich im Rückenmark und kann mit Ausnahme des Ātman und der Kundalini sowie des Erd- und Wasserelements in seiner Gesamtheit als Seele des Menschen bezeichnet werden, da es individuell geprägt ist.[12] Das Selbst oder Ātman hat seinen Sitz im Herzen. Es ist das ewige Shiva-Prinzip, die Reflexion Gottes im Menschen und sein unsterblicher und reiner Geist. Hier wird nicht zwischen „höherem“ und „niederem“ Selbst unterschieden.
Erlangt ein Mensch die Erleuchtung, werden seine Seele (Jīvātma), sein individueller Geist (Ātman) und der Höchste Geist (Paramātman, Brahman) eins, sodass keine derartige Unterscheidung mehr getroffen werden kann. Hat ein Mensch diese Vereinigung erreicht, so spricht man von Yoga und in der Folge davon von Mokha, der ultimativen Befreiung der Seele aus dem Kreislauf der Wiedergeburt (Sasāra). Da das wahre Selbst (Ātman) des Sadhakas in diesem Yoga Teil seiner bewussten Aufmerksamkeit wird, spricht man auch von „Selbst-Verwirklichung“.
Śhri Buddha erreichte dieses Ziel – anfangs – einer strengen Disziplin folgend und einer fortschreitenden Subtilität in der Erkenntnis. Doch später erkannte er, dass eine strenge Askese zum Erreichen von Moksha nicht generell notwendig ist. Oft wird aus seinem Weg abgeleitet, dass jeder in der Lage sei, sich selbst zu erlösen. Dies ist auch theoretisch möglich. Es wird aber dabei vergessen, dass Buddha das Ziel auch aufgrund der Reinheit seiner Seele erreichte, die er in seinen vielen vorhergehenden Leben geläutert hatte.
Auch in den Schriften Tagores kann man eine Entwicklung hinsichtlich seines Verhältnisses zum Göttlichen erkennen. Beklagt er anfangs noch das Getrenntsein von Gott, so werden auch seine Wahrnehmung und sein Erkennen immer subtiler, sodass er letztlich das Göttliche in sich findet.[13]
Ein dritter Begriff, den Tagore häufig verwendet und der sowohl im Original als auch in der Übersetzung besondere Aufmerksamkeit verdient ist Realisation. Sowohl im Englischen als auch im Deutschen wird darunter meist nur der mentale Aspekt der Wortbedeutung verstanden. Realise wird meist mit „erkennen“, „begreifen“ oder „verstehen“ wiedergegeben. Besonders deutlich wird jedoch etwa im Untertitel oder den Kapitelüberschriften, dass im Zusammenhang dieses Buches meist eine wesentlich umfassendere Wortbedeutung gemeint ist: Mit „etwas realisieren“ wird auch die Umsetzung des Erkannten in die Wirklichkeit im Sinne von „etwas real“ werden lassen verstanden. Diese Bedeutung ist vor allem dann anzunehmen, wenn Tagore von der Vereinigung der individuellen mit der Höchsten Seele, also der höchsten Wirklichkeit spricht und wenn in diesem Sinne der Begriff „Selbst-Verwirklichung“ verwendet wird. Das Selbst zu verwirklichen bedeutet also einerseits, es als die eigene wahre Identität zu erkennen, da es bewusst wahrnehmbar wird. Es bedeutet aber auch, im weiteren Entwicklungsprozess der Seele immer mehr eins damit zu werden und alles abzulegen, was nicht zu ihm gehört, weil es am Maßstab des reinen Selbst gemessen nicht real ist – Lüsternheit, Zorn, Gier, Verhaftungen, Eifersucht, Egoismus und eine materialistische Lebenseinstellung, in der es keinen Raum für das Göttliche gibt. Im Sinne von Śhri Buddhas Lehre bezeichnet Tagore dies an verschiedenen Stellen als die „Grenzen des Selbst“, die es zu überwinden gilt.d Das reine Selbst im Sinne des Ātman ist natürlich frei von diesen Eigenschaften; doch es wird eben auch transzendiert, wenn es im Yoga eins wird mit dem Paramātma. Dann findet keine Differenzierung mehr statt und wir erfahren die gedankenfreie Glückseligkeit der höchsten Einheit.
An vielen Stellen werden in dieser Übersetzung aus Gründen des Sprachgebrauchs die klassischen Übertragungen wie „erkennen“ und so weiter für realise verwendet. Trotzdem sollten Leserinnen und Leser dort immer die vorgenannte höchste Bedeutung mitdenken.
Die in diesem Werk zusammengestellten Texte trug Tagore unter anderem 1913 in seinen gut besuchten Lesungen in der Londoner Caxton Hall vor.[14] Tagores Aussage folgend sollen in lebendige Worte gegossene Erfahrungen großer Herzen immer wieder individuell kommentiert und gedeutet werden und jede neue Offenbarung ein zusätzliches Geheimnis hinzufugen.e
Zweifellos kann man behaupten, dass die vielen in diesem Werk behandelten Themen etwa 70 Jahre später von einer der wichtigsten zeitgenössischen spirituellen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, Śhrī Mātājī Nirmalā Devī, vertieft und zu einer Methode ausgearbeitet wurden, die es Tausenden ermöglicht, Tagores beschriebene Vereinigung von individuellem und universellem Bewusstsein praktisch, unmittelbar und nachprüfbar zu erfahren. Man kann nicht genug betonen, wie wichtig dieser Beitrag der 1923 im zentralindischen Chhindwara geborenen Gründerin des modernen Sahaja Yoga ist; denn unter den Sannyāsin (Asketen), Sādhakas und Srvakas (Schülern) der alten indischen Meister blieb die Praxis der Erleuchtung nur wenigen Vorbehalten; und nur wenige Texte erwähnten, dass die Selbst-Verwirklichung mit Hilfe der im Os Sacrum ruhenden und im Suhumna Nāḍī aufsteigenden Kuḍalinī-Energie stattfindet.f [15] Die Selbst-Verwirklichung ist gleichzusetzen mit der Wiederauferstehung oder Wiedergeburt der Seele, so wie es Jesus Christus in seinem Gespräch mit Nikodemus offenbart:
Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wennjemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr musst von Neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin erfährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.g
Nicht nur in den heiligen Hinduschriften oder der Bibel wurde versprochen, dass die Zeit der Wiederauferstehung kommen wird, sondern auch im Koran:
Der Mensch wird Zeuge sein gegen sich selbst.h Heute versiegeln wir ihnen ihre Münder. Ihre Hände werden zu uns sprechen und ihre Füße Zeugnis ablegen über das, was sie erworben haben.1 Am Tag, da ihre Zungen und ihre Hände und ihre Füße gegen sie Zeugnis ablegen werden über das, was sie zu tun pflegten,j
Besonders das „Sprechen der Hände und Füße“ ist ein Hinweis auf die mit der Wiederauferstehung der Seele im Moment der Selbst-Verwirklichung verbundene veränderte Wahrnehmung des Bewusstseins, die den Zustand des Subtilen Systems an Händen und Füßen auf dem zentralen Nervensystem anzeigen. Mit großer Sicherheit wäre es in Tagores Sinne gewesen, Śhri Mātājīs Meditation zur Selbst-Verwirklichung vielen Menschen, die bereit dafür sind, zugänglich zu machen, sodass sie im Nachwort (s. S. →) zu diesem Buch vorgestellt wird.
Tagores Werk erneut zu übersetzen, scheint ein wiederkehrendes Gebot der Zeit – einerseits, um es dem aktuellen Sprachgebrauch anzupassen, doch noch mehr, um den Geist seiner Botschaft erneut ins Bewusstsein zu bringen.
Sowohl materialistisch geprägte Weltanschauungen des Westens als auch exklusiv geistig orientierte Philosophien des Ostens könnten von einer tiefgründigen Neubewertung – nicht nur – nach Tagores Vorbild profitieren. Damit wären sie in der Lage, sich zuspitzenden globalen Herausforderungen – sowohl innerlich als auch in äußerlicher Praxis – wirkungsvoll entgegenzutreten. Die Ausgangsbasis dazu bildet nicht weniger als die Verwirklichung des Menschseins an sich in der Vereinigung seiner Seele und seines Geistes mit der Kraft, die ihn erschaffen hat.
Als erster außereuropäischer Literaturnobelpreisträger verfasste Tagore sein Werk wahrscheinlich nicht ohne Absicht in Englisch, denn das Thema verlangt per se ein weltweites und kein lokales Publikum. Stellvertretend wollte Tagore vielleicht auch der westlichen Besatzungsmacht des damals noch kolonialen Indiens ein besseres Verständnis östlicher Weltanschauung vermitteln.
Heutige Leser profitieren von Tagores west-östlicher Sprachkompetenz, da er die zahlreichen in Sādhanā verwendeten Sanskrit-Zitate der Upanischaden eigenhändig übersetzte. Seine englische Vorlage und Transliteration bilden somit eine gesicherte Basis für diese deutsche Neuübersetzung und zugehörige Recherchen. Die Übersetzung zu erstellen, war sowohl Freude als auch Ehre und Herausforderung.
1915 wurde eine von Tagore selbst autorisierte deutsche Sādhanā-Übersetzung von Helene Meyer-Franck vorgelegt. Als seine Zeitgenossin hatte sie das Glück, mit ihm persönlich korrespondieren zu können. Ihre Arbeit bildet auch heute noch die Grundlage vieler neu aufgelegter und leicht überarbeiteter Buch- und Hörbuchfassungen. Soweit dem Übersetzer bekannt, erschien 1960 eine letzte neue deutsche Übersetzung des Werkes bei Hyperion.
Im Hinblick auf die Upanischaden sind seit ihren ältesten, zeitgleich 1921 veröffentlichten deutschen Übersetzungen von Paul Deussen und Alfred Hillebrandt zahlreiche Neuübersetzungen erschienen. Meyer-Francks Erstübersetzung von Sādhanā referenzierte Tagores zahlreichen Zitate aus den Upanischaden und fügte zusätzlich entsprechende Passagen aus der Übersetzung von Deussen ein. Beides ist so im Original nicht vorhanden.
Die hier vorgelegte Neuübersetzung hat ebenfalls die Sanskrit-Quellen erneut recherchiert und in einem Literaturverzeichnis zusammengefasst. Da keine Bewertung vorgenommen werden soll, wird aber bewusst vermieden, bestimmte Übersetzungen der Upanischaden oder anderer Schriften zu favorisieren.
Der Verfasserin der ersten deutschen Übersetzung von Sādhanā, Helene Meyer-Franck, ist diese Neuübersetzung ebenfalls zu Dank verpflichtet. Ihre Fassung wurde an einigen Stellen zu Rate gezogen, um Unklarheiten aufzulösen.
Ohne die Mithilfe Chris Marlows wäre es schwer möglich gewesen, die zahlreichen Sanskrit-Zitate aus den Upanischaden und anderen hinduistischen Schriften zuzuordnen und zu übersetzen. Mehr als 10 Jahre lebte er in Indien und befasst sich seitdem mit dem Sanskrit. Chris Marlow passte ebenfalls die von Tagore verwendete Transliteration dem heutigen Standard mit den folgenden Ausnahmen an:
Verwendete Notation
ISO 15919/IAST Notation
-śh – Śhiva,
Śhri,
Gaeśha
-ś – Śiva,
Śri,
Gaeśa
-sh – Vihu Kiha
- – Viu, Ka
-ch – Chandra,
vichara
-c – Candra,
vicara
-chh –
chhandas, vānchhita
-ch –
chandas, vānchita
i
oder
u
wie in Kiha,
Amrut
- – Ka,
Amt
-gñy –
Āgñyā, gñyāna
-jñ –
Ājñā, jñāna
Weiterhin half er wesentlich bei der Erstellung des Glossars und als Muttersprachler bei der Übersetzung weniger bekannter idiomatischer Wendungen des Englischen.
Auch John Noyce unterstützte das inhaltliche Lektorat mit seinen umfangreichen Kenntnissen als Historiker und Religionswissenschaftler.
Keinesfalls weniger Dank geht an Anton Grabmayer, Sofia Dawes, Günter Woltron, Martin Jahnke und Bärbel Arestov für ihre unentbehrlichen Layout- und Korrekturvorschläge sowie Matthew Fogarty für Shri Matajis Portraitfoto. Den Inhabern Christopher Klein und Jens Helbig sowie weiteren Mitarbeitern des Duisburger KLHE-Verlages danken wir ebenfalls für ihre Unterstützung.
Von wesentlicher Bedeutung war weiterhin die Mithilfe der ersten Sekretärin der Indischen Botschaft in Berlin und Direktorin des Tagore Centers, Malathi Rao Vadapalli, hinsichtlich der Urheberrechte von Tagores Gesamtwerk. Seit 2002 bestehen bezüglich der Verwendung seiner Werke keine rechtlichen Vorbehalte mehr.
In dieser Neuauflage wurden Vor- und Nachwort sowie die Bemerkungen zu den Upanischaden zum Originaltext hinzugefugt. Sofern es möglich war, die Quellen bestimmter Zitate des Originaltextes zu identifizieren, wurden auch diese ergänzt. Alle nicht aus dem Originaltext stammenden Anmerkungen außerhalb der ergänzten Kapitel wurden mit dem Kürzel „AdÜ“ für „Anmerkung der Übersetzer“ gekennzeichnet.
Jede Anpassung der Sprache an den aktuellen Gebrauch sollte die Ideen des Autors korrekt wiedergeben und gleichzeitig den würdevollen Ton und die Stimmung des Originals nachempfinden.
Landolfshausen, im Mai 2022
b s. Abb. 1, S. 158.
d s. etwa S. 48.
e vgl. S. 23.
f Im 6. Kapitel des im 13. Jhd. von Dñyāneshwar verfassten Kommentars zur Bhagavad Gītā, der Dñyāneshwarī, wird die Kundalini beschrieben und erwähnt.
g Johannes 3:4-8.
hKoran 75:14 -Al-Qiyámah (Arab.: Die Auferstehung).
iKoran 36:65 -Já-Sín.
jKoran 24:24 – An-Nür (Arab.: Das Licht).
Upaniad bedeutet wörtlich, „sich niederlassen” oder „sich in der Nähe hinsetzen”. Es beinhaltet die Vorstellung, sich zu Füßen eines Gurus niederzulassen und Wissen aufzunehmen: [upa – „in der Nähe von“, nihad – „sitzen“]. Die Upanischaden sind kurze Auszüge aus den Veden von bis zu achtzig Seiten und umfassen das Vedanta – das „endgültige Wissen“ als philosophische Basis des Hinduismus. Möglicherweise waren es ursprünglich auch eigenständige Schriften, die in die Veden integriert wurden. Die Bhagavad Gītā wird als Zusammenfassung der Philosophie der Upanischaden betrachtet.
Die zwölf Mukhya – Haupt-Upanischaden
Die Mukhya wurden vor der Zeit von Ādi Shankarāchārya (ca. 800 n. Chr.k) geschrieben, der sie kommentierte. Viele preisen die heilige Silbe Om und schließen die Mahā-vakyas1, die „Großen Aussprüche“ mit der wesentlichen Lehre der Einheit von Ātman (Geist) und Brahman (Höchstem Geist) ein.
Zu den zwölf Mukhya gehören in annähernd ihrer Entstehung nach chronologischer Reihenfolge:
1
Bihadārayaka (Bri. U.)
Yajur Veda (shukla
m
)
2
Chhāndogya (Chh. U.)
Sama Veda
3
Taittinya (Tai. Up)
Yajur Veda (kiha
n
)
4
Aitareya (Ait. U.)
Rig Veda
5
Kauśhītāki (Kau. U.)
ig Veda
6
Kena (Ken. U.)
Sama Veda
7
Katha(Kat.U)
Yajur Veda (kiha)
8
Iśhā (Ish. U.)
Yajur Veda (shukla)
9
Śhvetāśhvatara (Shv. U)
Yajur Veda (kiha)
10
Mundaka Mun. U.)
Atharva Veda
11
Prahna (Pra. U.),
Atharva Veda
12
Māḍūkya (Man. U.),
Atharva Veda
Die ersten zehn werden als vor-buddhistisch, also vor 600 v. Chr. datiert. Es gibt wenigstens einhundert kürzere Upanischaden, die ab dem ersten Jahrhundert v. Chr. bis heute geschrieben wurden. Einige derfrüheren und wichtigeren sind.
13
Maitrāyai U.
Yajur Veda (kiha)
14
Subāla U.
Yajur Veda (shukla)
15
Jābāla U.
Yajur Veda (shukla)
16
Paigala U.
Yajur Veda (shukla)
17
Kaivalya U.
Yajur Veda (kiha)
18
Vajrasūchikā U.
Sama Veda
Das Gaeśha Atharva Śhīrşha etwa, eins der wichtigsten hinduisti-schen Gebete, findet sich in der Muktikā Upanihad (ca. 1650), eine der 108 Upanischaden, und wird als Gaapati Upanihad bezeichnet.
Chris Marlow, Mai 2022
k nach vorherrschender Ansicht.
l vgl. Tattwam-asi, Sarvam khalv’idam Bmhmāsi usw. aus dem Gaeśha Atharva Śhīrsha.
mshukla (Sanskrit): weiß.
nkiha (Sanskrit): schwarz.
Ernest Rhys
Vielleicht ist es hilfreich zu erklären, dass die Themen dieses Buches weder aus Sicht von Gelehrten noch philosophisch behandelt werden. Die Familie des Autors verwendete Texte aus den Upanischaden im täglichen Gottesdienst; und sein Vater zeigte ihm, wie man ein langes Leben in engster Verbundenheit mit Gott führen kann, ohne seine weltlichen Pflichten zu vernachlässigen oder im Interesse an allem Menschlichen zu erlahmen. So hoffe ich, dass westliche Leser auf diesen Seiten die Gelegenheit erhalten, den alten Geist Indiens zu berühren – wie er sich in unseren heiligen Texten offenbart und im heutigen Leben manifestiert.
Alle großen menschlichen Aussagen sollten nicht den Buchstaben, sondern dem Geist nach beurteilt werden – dem Geist, der sich historisch mit dem Wachstum des Lebens entfaltet. Wir erkennen die wahre Bedeutung des Christseins, indem wir seine lebendigen Aspekte in der Gegenwart beobachten – wie sehr sie sich auch von denen früherer Epochen unterscheiden.
Das Interesse westlicher Gelehrter an den großen religiösen Schriften Indiens scheint eher ein retrospektives und archäologisches. Doch für uns sind sie lebendig; und wir haben den Eindruck, sie verlieren genau diese Eigenschaft, wenn sie in beschrifteten Vitrinen als mumifizierte Exemplare menschlichen Denkens und Strebens ausgestellt und für alle Zeiten in einer Hülle aus Gelehrsamkeit konserviert werden.
In lebendige Worte gegossene Erfahrungen großer Herzen können nie durch ein System logischer Interpretation erschöpft werden. Immer wieder sollten sie individuell kommentiert und gedeutet werden und jede neue Offenbarung ein zusätzliches Geheimnis hinzufügen. Für mich waren die Verse der Upanischaden und die Lehren des Buddha immer Dinge des Geistes und daher ausgestattet mit grenzenlosemvitalem Wachstum. Da sie für mich und andere mit individueller Bedeutung erfüllt waren, habe ich sie in meinem Leben als auch meinen Predigten verwendet. Sie warten auf ihre Bestätigung durch mein Zeugnis, das aufgrund seiner Individualität seinen Wert haben muss.
Diese Seiten enthalten in angepasster Form zusammenhängende und ausgesuchte Ideen mehrerer Diskurse, die ich normalerweise mit meinen Schülern im bengalischen Bolpur durchführe. Auch von meinen Freunden Babuo Satish Chandra Roy und Babu Ajit Kumar Chakravarti übersetzte Passagen habe ich verwendet; und die letzte Arbeit dieser Reihe, „Die Verwirklichung im Handeln“, übersetzte mein Neffe Babu Surendra Nath Tagore aus meinem bengalischen Diskurs über Karma Yoga.
Bei dieser Gelegenheit danke ich Professor James H. Woods der Harvard University für seine großzügige Wertschätzung. Er ermutigte mich, die Arbeiten zu vollenden und die meisten an der Universität vorzutragen. Auch Ernest Rhys danke ich für seine Vorschläge und Revisionen sowie seine Hilfe bei der Durchsicht der Korrekturabzüge.
Zur Aussprache von Sādhanā kann man anmerken, dass die erste Silbe betont und ihr „a“ lang gesprochen wird.
oBabu (Bengali): „Herr“ oder „Edler“, (AdÜ).
Die antike Zivilisation Griechenlands wurde innerhalb von Stadtmauern gepflegt. In der Tat wurden die Wiegen aller modernen Zivilisationen aus Backstein und Mörtel errichtet.
In den Köpfen der Menschen hinterlassen diese Mauern tiefe Spuren und schaffen ein Prinzip von „teile und herrsche" in unserem Denken. Dies fuhrt wiederum dazu, unsere Eroberungen zu sichern, indem man sie befestigt und voneinander trennt – wir trennen Nationen, Wissen und Mensch von Natur. Gegenüber allem jenseits der von uns errichteten Barrieren wird ein starkes Misstrauen geschürt, und es muss hart um unsere Anerkennung kämpfen.
Als in Indien die ersten arischen Eroberer auftauchten, war es ein riesiges Land mit Wäldern, die die Neuankömmlinge schnell zu ihrem Vorteil nutzten. Sie boten ihnen Schutz vor der glühenden Hitze und den Verwüstungen der tropischen Stürme, Weiden für das Vieh, Brennholz für Opferfeuer und Material für den Hüttenbau. Mit ihren patriarchalischen Oberhäuptern ließen sich die unterschiedlichen arischen Klans in verschiedenen Waldgebieten nieder, die besonders guten natürlichen Schutz sowie Nahrung und Wasser in Hülle und Fülle boten.
Unsere Zivilisation wurde also in den indischen Wäldern geboren und von ihnen entscheidend geprägt. Umgeben von der unermesslichen Fülle der Natur, wurde sie von ihr ernährt und gekleidet und stand mit ihren verschiedenen Aspekten in engstem und dauerndem Austausch.
Man könnte meinen, ein solches Leben stumpfte die menschliche Intelligenz ab und verringerte die Motivation zum Fortschritt durch die Senkung des Lebensstandards. Doch wir stellen fest, dass im alten Indien das Leben im Wald den menschlichen Verstand nicht bezwungen und den Fluss der Energie nicht geschwächt, sondern ihm eine bestimmte Richtung gegeben hat. Im ständigen Kontakt mit dem lebendigen Wachstum der Natur war der Geist des Menschen frei vom Wunsch, sein Herrschaftsgebiet mit Grenzmauern um seine Errungenschaften zu erweitern. Nicht Erwerb war das Ziel des Menschen, sondern sein Bewusstsein zu begreifen und zu erweitern – indem er mit seiner Umgebung und in sie hineinwuchs. Seiner Ansicht nach war die Wahrheit allumfassend. So etwas wie eine absolute Isolation gab es nicht, und der einzige Weg zur Wahrheit führte über die geistige Verflechtung unseres Wesens mit allen Dingen. So strebten die waldbewohnenden Weisen des alten Indiens danach, genau diese große Harmonie zwischen dem menschlichen und dem Geist der Welt zu erkennen.
Später kam die Zeit, in der die Urwälder kultivierten Feldern wichen und überall wohlhabende Städte entstanden. Mächtige Königreiche standen mit allen Großmächten der Welt in Verbindung. Doch selbst in der Blüte seines materiellen Wohlstands blickte das Herz Indiens stets mit Bewunderung auf das frühe Ideal strenger Selbsterkenntnis und die Würde des einfachen Lebens der Waldeinsiedelei zurück. Seine beste Inspiration schöpfte es aus der dort bewahrten Weisheit.
Stolz scheint der Westen zu glauben, dass er die Natur unterwerfen kann und wir in einer feindlichen Welt leben, in der wir einer unwilligen und fremden Anordnung der Dinge alles abtrotzen müssen. Dieses Gefühl entspringt der an Stadtmauern gewöhnten und geschulten Geisteshaltung; denn natürlich konzentriert sich der Mensch im städtischen Leben auf sich selbst und seine Arbeit und schafft so eine künstliche Distanz zur universellen Natur, in deren Schoß er lebt.
In Indien dagegen umfasste die Sichtweise die Welt und den Menschen als eine große Wahrheit. Dort betonte man die Harmonie zwischen dem Individuellen und dem Universellen und spürte, dass wir keinerlei Kommunikation mit einer Umgebung herstellen könnten, wenn sie uns völlig fremd wäre. Der Mensch beklagt sich bei der Natur, er müsse den größten Teil seiner Bedürfnisse aus eigener Kraft beschaffen. Das ist richtig. Doch seine Bemühungen sind nicht vergeblich, denn er erntet jeden Tag Erfolge, die eine vernunftbasierte Verbindung zwischen ihm und der Natur zeigen. Wir könnten uns nichts aneignen, was nicht wirklich mit uns verwandt ist.
Einen Weg kann man aus zwei Blickwinkeln betrachten – als von unserem Ziel weg- oder zu ihm hinführend und bereits als Teil des Ziels. Im ersten Fall zählen wir jeden mit Anstrengung und angesichts von Hindernissen erreichten Schritt. Doch im zweiten ist der Weg bereits der Beginn unserer Errungenschaften, und wir können auf ihm nur das erreichen, was er uns aus sich selbst heraus bietet. Das ist der Standpunkt Indiens gegenüber der Natur. Für Indien ist es großartige Wirklichkeit, im Einklang mit der Natur zu stehen und als Mensch denken zu können, weil die Gedanken im Einklang mit den Dingen stehen. Nur weil die Kräfte des Menschen im Einklang mit der universellen Kraft stehen, kann er die Kräfte der Natur für seine Zwecke nutzen – und auf lange Sicht können seine Absichten niemals gegen die der Natur gerichtet sein.
Im Westen herrscht das Gefühl vor, in der Natur gehe es ausschließlich um unbelebte Dinge und Tiere – und beim Übergang zur menschlichen Natur gäbe es einen plötzlichen und unerklärlichen Bruch. Demnach seien alle einem Maßstab nach niederen Wesen bloße Natur und alles, mit einem Stempel intellektueller oder moralischer Vollkommenheit Versehene, menschlicher Natur. Es ist, als ob man Knospe und Blüte zwei Kategorien zuordnete und ihre Anmut zwei verschiedenen und gegensätzlichen Prinzipien. Doch der indische Geist zögerte nie, seine Verwandtschaft mit der Natur und seine ungebrochene Beziehung zu allem anzuerkennen.
Für Indien war die große grundlegende und harmonische Einheit der Schöpfung nicht nur philosophische Spekulation, sondern das Lebensziel bestand darin, diese in Gefühl und Handeln zu verwirklichen. Mit Meditation, Gottesdienst und Lebensregeln kultivierte man das Bewusstsein so, dass alles eine spirituelle Bedeutung hatte: Erde, Wasser und Licht, Früchte und Pflanzen waren nicht nur physikalische Phänomene, die man nutzen und dann beiseitelassen konnte. So wie jede Note für die Vollständigkeit der Sinfonie, waren sie alle für Indien notwendig, um sein Ideal der Vollkommenheit zu erreichen. Intuitiv spürte man in Indien, dass das Wesentliche dieser Welt eine essenzielle Bedeutung für den Menschen hat. Ihm müssen wir voll und ganz gerecht werden und eine bewusste Beziehung zu ihm aufbauen. Sie sollte nicht nur von wissenschaftlicher Neugier oder von Gier nach materiellem Vorteil bestimmt werden, sondern davon, diese Essenz im Geiste der Sympathie und mit einem großen Gefühl von Freude und Frieden zu erkennen.
In gewisser Hinsicht ist der Wissenschaft bekannt, dass die Welt nicht nur das ist, was sie für unsere Sinne zu sein scheint. Denn sie weiß, dass Erde und Wasser in Wirklichkeit das Spiel von Kräften sind, die sich für uns als Erde und Wasser manifestieren – doch wie sie das tun, begreifen wir nur teilweise.
Genauso sehen spirituell geöffnete Augen, dass die höchste Wahrheit über die Erde und das Wasser in unserem Begreifen des ewigen Willens zu finden ist, der in der Zeit wirkt und Form in den Kräften annimmt, die wir als verschiedene Aspekte wahrnehmen. Dies ist keine bloße wissenschaftliche Erkenntnis, sondern eine