Saisonarbeit - Heike Geißler - E-Book

Saisonarbeit E-Book

Heike Geißler

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Beschreibung

Saisonkraft bei Amazon. Ausgerechnet. Für die Autorin und Übersetzerin in Geldnot ist es ein Moment der Misere, für alle anderen ein literarischer Glücksfall. Denn was in den Wochen vor Weihnachten entsteht, ist vieles zugleich: Ein Erfahrungsbericht, der ebenso persönlich wie politisch ist. Kritik an den Verhältnissen mit den Mitteln der Selbstironie. Der Blick in eine Halle, die von der Außenwelt abgeschottet ist und gerade deshalb viel über sie verrät. In „Saisonarbeit“ geht es um Empfindlichkeit und das Politische des Empfindlichen. Es geht um die Arbeit bei Amazon und darum, „dass mit dieser Arbeit und vielen Sorten Arbeit grundsätzlich etwas faul ist“. Heike Geißler, 1977 in Riesa geboren, ist Autorin, Übersetzerin und Mitherausgeberin der Heftreihe „Lücken kann man lesen“. Bisher erschienen: Der Roman „Rosa“ (DVA, 2002), die Erzählung „Nichts, was tragisch wäre“ (ebd., 2007) sowie das Kinderbuch „Emma und Pferd Beere“ (Lubok, 2009). Sie lebt in Leipzig.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 244

Veröffentlichungsjahr: 2014

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HEIKE GEISSLERSAISONARBEIT

Volte #2herausgegeben von Jörn Dege und Mathias Zeiske

ein mikrotext

Lektorat: Jörn Dege, Mathias Zeiske

ePub-Erstellung: Andrea Nienhaus

Coverdesign: Studio Matthias Görlich

www.mikrotext.de – [email protected]

ISBN 978-3-944543-18-5

Zuerst erschienen in der Reihe Volte bei Spector Books, Leipzig. ISBN 978-3-944669-66-3

www.spectorbooks.com

Alle Rechte vorbehalten.

© Heike Geißler und Spector Books 2014

© der digitalen Ausgabe bei mikrotext 2014

Heike Geißler

SaisonarbeitVolte #2

Inhalt

Eins

Ein Job wird gebraucht und gefunden. Sie sind ganz grundsätzlich aus dem Häuschen. Und eventuell geht es um Leben und Tod.

Zwei

Sie besuchen eine Schulung oder sehen ein Stück. Noch ist niemandem zum Weinen oder Wüten zumute, aber keine Sorge, das kommt schon noch.

Drei

Sie wissen etwas über Beleidigungen und machen den Mund auf. Sie sind viel stärker als ich und reden noch nicht in Arbeitnehmersprache vor sich hin.

Vier

Mein Freund bekommt Post von Amazon. Sie lernen neue Wörter und treffen auf die ersten Waren. Sie müssen einmal lachen.

Fünf

Sie protzen mit Pralinen, die Sie sich nicht leisten können. Ich überlege, was eigentlich funktioniert. Gemeinsam fallen wir hintenüber. Und außerdem ist Montag.

Sechs

Kurz kennen Sie sich gut aus in diesem Job. Aber dann haben Sie ein Cubi-Tote-Problem. Und das hat es wirklich und nachhaltig in sich.

Sieben

Sie sind krank und besorgt, die Krankheit könne über Nacht verschwunden sein. Die Ärztin hat vielleicht auch keinen besseren Job als Sie. Und der Arbeitswelt muss wohl ein Bein gestellt werden.

Acht

In Ihnen stehen abwinkende Heere parat. Aber wenigstens schneit es, und Sie sind wieder gesund. Außerdem: Bücher! Und ein kurzes Verknalltsein als Bonuskraft am Arbeitsplatz.

Neun

Bald ist tatsächlich Weihnachten und folglich Zeit zu handeln. Mein Freund bekommt schon wieder Post von Amazon. Sie arbeiten in der Turboschicht und haben genug.

Zehn

Gleich haben Sie es geschafft. Vorher aber wollen Sie über das Wetter sprechen. Ihr neuer bester Freund ist ein Hooligan, und Chöre vom Band zählen nicht.

Elf

Haben Sie nun eigentlich gehandelt? Sie haben eine Menge geschafft, aber noch wenig Ahnung von der Freiheit. Und Amazon will Sie wieder anstellen.

„Sehr geehrte Frau ...,

zunächst möchten wir uns herzlich für Ihr Interesse an einer Tätigkeit als Versandmitarbeiter für das Weihnachtsgeschäft bei der Amazon Distribution GmbH bedanken.

Gern laden wir Sie zu unserem nächsten Auswahltag am kommenden Mittwoch um 13 Uhr in unser Haus ein. Sie haben an diesem Tag die Möglichkeit, sich über die Tätigkeiten bei Amazon zu informie­ren. Anschließend können Sie einen praktischen Auswahltest in dem von Ihnen bevorzugten Ar­beits­­­bereich absolvieren.

In folgenden Tätigkeitsfeldern haben wir freie Stellen zu besetzen:

Wareneingang: Stehende Tätigkeit, Arbeit mit dem PC

Wareneinlagerung: Laufende Tätigkeit, Arbeit mit einem Handscanner

Kommissionierung: Laufende Tätigkeit, Arbeit mit einem Handscanner

Verpackung: Stehende Tätigkeit, Verpacken der Artikel, Arbeit mit Scanner

Sollten Sie an diesem Termin leider nicht teilnehmen können, vereinbaren Sie bitte mit uns einen neuen Termin.

Unsere Adresse lautet:

Amazon Distribution GmbH

Amazonstraße

Leipzig

Bitte beachten Sie, dass wir für den Vorstellungstermin leider keine Reisekosten erstatten können. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Personalabteilung“

Eins

Geht es hier eigentlich um Leben und Tod? Ich sage einstweilen nein und komme später auf die Frage zurück. Dann werde ich sagen: Nicht direkt, aber irgendwie ja doch, es geht darum, wie sehr der Tod ins Leben darf. Oder das Tödliche. Also das, was uns umbringt. Um genau zu sein: Gegen das Tödliche ist der Tod ein Waisenknabe. Oder: Der Tod ist gegen das Tödliche ein Herr mit guten Manieren und einer Schüchternheit im Blick.

Das Tödliche ist von jetzt an Ihr Begleiter, so viel kann gesagt werden. Aber erst einmal gehen wir los, denn Sie haben ja einen Vorstellungstermin. Sie gehen los, ich begleite Sie und sage Ihnen, wie alles ist und was Ihnen passiert. Sie sind ab jetzt als ich unterwegs. Sie sind also weiblich, bitte merken Sie sich das, denn es ist an einigen Stellen wichtig. Sie sind eigentlich Autorin und Übersetzerin, haben zu diesem Zeitpunkt zwei Söhne und einen Partner, der gut zu Ihnen passt, was Sie meistens auch wissen.

Ihr Freund hat Ihnen vorm Losgehen viel Glück gewünscht und nochmals gesagt, Sie müssten das nicht machen. Aber das stimmt nicht, Sie müssen das machen, Sie müssen jetzt das Erstbeste versuchen, um Geld ins Haus zu bekommen.

Ihr Vorstellungstermin heißt nicht Vorstellungsgespräch, weshalb Sie sich keine Worte zurechtlegen und auch nicht besonders gekleidet sind. Sie tragen Jeans und Pulli, es geht um keine Karriere. Sie gehen aus dem Haus, eventuell sind Sie aufgeregt, denn Sie wollen den Job, Sie haben nun einmal kein Geld und lehnen es aus gewissen Gründen, die ich noch erklären werde, ab, Hartz IV, Wohngeld oder dergleichen zu beziehen. Sie bekommen Kindergeld für zwei Kinder, Sie bekommen auch Rechnungen bezahlt, aber leider werden Ihre Rech­nungen meistens nicht pünktlich bezahlt. Es kommt erschwerend hinzu, dass Sie auch nicht gut darin sind, Rechnungen zu schreiben; Sie schieben das immer auf die lange Bank. Die Bank ist lang wie der längste Lebkuchen der Welt, also einen Kilo­meter. Auch schreiben Sie nie Mahnungen. Sie denken, dann gibt man Ihnen keinen Auftrag mehr. Sie sind jetzt, falls Sie es nicht eh schon sind, ein Seelchen. Sie sind, das haben Sie auch schriftlich, sehr empfindlich, aber machen Sie sich nichts daraus, die Empfindlichkeit sollte man Ihnen nicht vorwerfen, Sie dürfen Ihre Empfindlichkeit von nun an als ein Potenzial verstehen. In Ihrer Verletzbarkeit liegen etliche Möglichkeiten verborgen. Wie gesagt: Sie sind empfind­lich und werden es bleiben – und auch darauf kommen wir zurück.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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