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Wenn es darum geht, 100 Meter Hochregal zu verkaufen und nun mit dem Kunden darüber verhandelt werden muss, was denn 200 Meter kosten würden, ist das ein Thema, unter dem sich jeder etwas vorstellen kann. Bei Themen wie SaaS, IaaS, PaaS, AI, VR etc. wird's ein bisschen abstrakter. Jetzt ist der Verkäufer/Berater gefragt. Der Preis ist hier vordergründig nicht das erste Thema. Erst einmal muss dem potenziellen Kunden klar werden, worum es hier eigentlich geht, was ihm das Ganze bringt und welche mittel- und langfristigen Konsequenzen seine Kaufentscheidung hat. Mit dieser nur scheinbar neuen Herausforderung anders und somit richtig umzugehen, um Ihre Zieldefinition und die Ihrer Kunden zu erreichen - darum geht es, wenn wir heute über Vertrieb in der IT- und HighTec Branche sprechen. Wenn Sie jetzt sagen: "Ja, ja, das ist jetzt nicht wirklich eine neue Erkenntnis", haben Sie damit recht. Höchste Zeit also, dass wir endlich anfangen, sie auch zu beherzigen. Wie das geht und welche Basistechniken wir dabei nutzen können, erfahren Sie in diesem Buch. #Dialektik #Rhetorik #Clean Language #Priming #Reframing #Nudging #Altruismus #Verhandlung und Diplomatie #Eristik #NLP
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Seitenzahl: 152
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Sales Sucks
Vertriebs- und Verhandlungsstrategien in der IT- und Hightech Branche
Nicki Borell
Impressum:
© Nicki Borell 2019 1. Auflage www.salessucks.com
Lektorat: Tatjana Seebach, Werner Borell, Christiane Kauer
Coverdesign: D V SURESH | Created by Rawpixel.com - Freepik.com
Illustration: Luise Freese
Buchsatz & Layout: Jeannette Zeuner, BookDesigns
Herstellung und Verlag: tredition GmbH, Hamburg
Es wird keine Garantie und Gewährleistung für die Aktualiät, Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhaltes übernommen. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Ver-breitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
978-3-7482-2670-3 (Paperback)
978-3-7482-2671-0 (Hardcover)
978-3-7482-2672-7 (e-Book)
SALES SUCKS
Vertriebs- und Verhandlungsstrategien in der IT- und Hightech Branche
Eine Anleitung
Nicki Borell
Inhalt
1. Based on … But!
2. Priming
Überzeugt – Positionierung beim Kunden
Du bist nur dann ein Superheld, wenn du dich selbst für super hältst
3. Tell the Story – und zwar so, dass man auch zuhören möchte
Storytelling
Altruismus und Storytelling
4. Klassische Vertriebstechniken in der IT- und HighTec-Branche
Der moralische Vorvertrag
Erst mal die Regeln und den Bedarf klären!
Kaufmotive
Kontrollfragen und Abschlussfragen
Kaufsignale und Abschlusstechniken
Preisgespräch
Das Agiler-Festpreis-Paradoxon
Das bewusste Spiel mit Ängsten
Advanced – Level 400
Kaufbestätigung
5. Grundlagen und Basistechniken
Gute Kommunikation
NLP-Basics
Verhandeln
Konflikttechniken
Grundsätze bei der Gesprächsführung im Konflikt
6. In diesem Buch haben Sie gelernt
7. Gastbeitrag von Peter Nowak
Emotional Selling – das Bindeglied zwischen den Methoden
Emotional Selling – ein paar Beispiele
Emotional Selling aus der Hirnforschung
Starke Emotionen
Bewertung von Verkaufsgesprächen
Emotional Selling und die Kaltakquise
8. Über den Autor
Gastautor
Illustration
9. Bücherliste/Empfehlung, Quellen und verwendete Literatur
Seminartermine und weitere Infos unter: www.salessucks.com
1. Based on … But!
„Nicht gekauft hat er schon“ von Martin Limbeck ist ganz sicher eines der bekanntesten und besten Bücher für Verkäufer im deutschsprachigen Raum. In diesem Buch erfahren Sie, wie verkaufen heute geht. Genauso gut und empfehlenswert sind die Bücher von Dirk Kreuter, einem anderen deutschen Verkaufstrainer, oder Tim Taxis, der Ihnen in seinem Bestseller „Die perfekte Preisverhandlung“ viele wertvolle Tipps und Tricks verrät.
All diese Autoren, die auf ihren Gebieten Herausragendes geleistet haben, haben eines gemeinsam: Sie behandeln das Thema „Verkaufen“ generisch. Mit einem dieser Trainer habe ich mich bei der Planung meines eigenen Seminars „Sales Sucks – Vertriebs- und Verhandlungsstrategien in der IT- und Hightech-Branche“ getroffen, um zu besprechen, ob wir ein Seminar gemeinsam anbieten. Wir waren uns schnell einig, dass ihm mein Thema zu speziell und mir seine Ansätze zu allgemein sind.
Erfahren Sie in diesem Buch, wie die Arbeiten und Konzepte erfolgreicher Coaches, Speaker und Autoren auf die IT- und Hightech-Branche angewendet werden können.
Franz Beckenbauer hat das Fußballspielen nicht erfunden. Er hat angewandt, was schon da war, und zu neuen Möglichkeiten kombiniert.
Den kreativen Prozess beschreibt Michael D. Mumford wie folgt. Zitat: „Ein wichtiger Prozess ist dabei die konzeptuelle Neukombination, d. h. die Erschaffung neuer Wissensstrukturen durch das Verknüpfen von zuvor unterschiedlichen Konzepten oder alternativ, die Neuordnung von Elementen innerhalb eines Konzepts.“
Zur unternehmerischen Kreativität gehört laut Joseph Schumpeter die Fähigkeit zur erfolgreichen Rekombination existierender Ressourcen und Kräfte.
„Improvisieren heißt, eigenes Wissen neu kombinieren“, sagt der Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer.
Und Dr. Jens-Uwe Meyer schreibt: „Zu den wichtigsten kreativen Fähigkeiten gehört die Verknüpfung von Wissen aus unterschiedlichen Quellen.“
Die im Buch behandelten Techniken beruhen auf wissenschaftlichen Grundlagen aus dem NLP, der Hypnose, der Rhetorik und Dialektik sowie der Gesprächs- und Verhandlungsführung.
Im Einzelnen setzt sich das Konzept aus folgenden Techniken zusammen und wurde von folgenden Personen und deren Arbeit inspiriert:
Techniken:
NLP – Neurolinguistische Programmierung ist eine Sammlung von Kommunikationstechniken und Methoden
Dialektik – die Kunst zu streiten
Rhetorik – die Kunst zu kommunizieren
Hypnose und Sprachmuster – wie wir mit positiven Suggestionen zum Erfolg kommen
Priming – die Arbeit mit Assoziationen und Reizen
Nudging – vorhersehbare Verhaltensmuster und wie wir sie steuern können
Altruismus – die Ausrichtung (unserer Kommunikation) auf die Bedürfnisse des Gegenübers
Verhandlung und Diplomatie – Interessen mehrerer Parteien zusammenbringen
Personen:
Dr. Karsten Bredemeier ist Coach und Kommunikationsstratege. Er offeriert eigene Seminare und ist Keynote-Speaker. Von ihm habe ich viel über das Thema Kommunikation, Rhetorik und Dialektik gelernt. Seine Arbeit ist nützlich, wenn es darum geht, uns selbst, unsere Produkte und Leistungen sowie das Unternehmen, das wir repräsentieren, klar und unmissverständlich beim Kunden zu positionieren. Sie werden merken, wie wichtig es ist, sich vor einem Termin mit Ihrem Kunden und eventuellen Mitbewerbern auseinanderzusetzen und sich vorzubereiten. Selbst der beste Verkäufer mit dem besten Produkt geht entspannter in eine Verhandlung, wenn er über einen Werkzeugkasten mit erprobten Techniken der Rhetorik und Dialektik verfügt.
Milton Erickson saß nach einer Kinderlähmung lange im Rollstuhl. Anfangs aus Langeweile, dann aus Interesse beobachtete er Menschen und ihre verbale und nonverbale Kommunikation. Die Gründer des NLP (Neurolinguistisches Programmieren), Richard Bandler und John Grinder, studierten und kopierten die Technik von Milton Erickson, die dieser als Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut erarbeitete und einsetzte. Von ihm werden wir in diesem Buch immer dann profitieren, wenn es darum geht, sensibel auf unseren Verhandlungspartner zu reagieren und dessen wahre Bedürfnisse und Motivationen zu verstehen.
Martin Limbeck ist einer der bekanntesten und besten deutschen Verkaufstrainer. Sein Buch „Nicht gekauft hat er schon“ genau wie die „Martin Limbeck Online Academy“ sind eine Topempfehlung fürs Erlernen grundlegender Techniken und Verhaltensmuster im Verkauf.
Dirk Kreuter ist genau wie Martin Limbeck ein deutschsprachiger Verkaufstrainer. Mit seiner Seminarreihe „Vertriebsoffensive“ ist er regelmäßig in Deutschland unterwegs. Beide Trainer haben Methoden aus dem NLP verwendet und grundlegende Vertriebs- und Verhandlungstechniken daraus abgeleitet. Im Kapitel „Klassische Vertriebstechniken in der IT- und Hightech-Branche“ lernen Sie, was wir daraus für die IT- und Hightech-Branche ableiten können.
Stefan Verra ist ein österreichischer Körpersprache-Experte, Buchautor und Coach. Er ist für uns deswegen ein ausgezeichneter Ratgeber, weil er selbst im Bereich Verkaufstraining gearbeitet hat.
Alexander Hartmann – Experte für den Erfolgsfaktor Unterbewusstsein, Hypnotiseur und Hypnosetrainer. Alexander hat sich sehr intensiv mit der Frage beschäftigt „Wie funktionieren Menschen?“ In diesem Buch lernen Sie, wie Kunden funktionieren.
Prof. Dr. Jack Nasher – Vor allem seine Publikationen, Youtube-Videos und Podcasts zu den Themen „Verhandlungsführung“ und „Wie Sie Kompetenz zeigen“ sind für uns nützliche Ratgeber. Kein Verkaufsgespräch findet ohne eine Verhandlung statt. Und bevor das Verkaufsgespräch losgeht, mustert uns unser Gegenüber und fällt sein Urteil rein über den ersten Eindruck. Wie Sie ergebnisorientiert verhandeln, sinnvolle und wertstiftende Alternativen finden und beim ersten Eindruck überzeugen, lernen wir von Prof. Dr. Jack Nasher.
Suzanne Grieger-Langer – „Wer sich und seinen Gegner kennt, kann alles erreichen“ ist auf ihrer Webseite zu lesen. Aus ihrer Arbeit ist für uns vor allem das Schärfen unseres eigenen Profils relevant: Wer sind wir, und was haben wir anzubieten? Um in einem Verkaufsgespräch oder einer Verhandlung zu bestehen, sind Antworten auf diese Fragen unerlässlich.
Klare Kommunikation ist das Spezialgebiet von Thilo Baum. Es interessiert nicht, warum Sie glauben, dass Sie ein guter Berater sind. Auch nicht, warum Sie glauben, dass Ihre Produkte die besten sind. Das Einzige, auf das es ankommt, ist die Frage, was Ihr Kunde davon hat. Erfolgreiche Kommunikation hat als Voraussetzung, dass ich die Bedürfnisse des anderen, im Projekt, im Team oder im Unternehmen kenne und willens bin, darauf einzugehen. Von Thilo Baum erfahren wir, wie das geht.
Veit Etzold – Storytelling ist eines der am meisten missverstanden Themen unserer Zeit. Storytelling hat nichts damit zu tun, Märchen zu erzählen. Wie diese Disziplin richtig geht und wie wir sie sinnvoll einsetzen können, um unsere Ziele zu erreichen, zeigt uns Veit Etzold.
Jeder dieser Autoren und Trainer ist für sich genommen eine sehr gute Investition in Ihre Zukunft als Topverkäufer, Berater und Verhandler. „Sales Sucks“ fasst für Sie die wesentlichen Aspekte aus deren Arbeiten unter dem Schwerpunkt Vertriebs- und Verhandlungstechniken für die IT- und Hightech-Branche zusammen und kombiniert sie mit eigenen Erkenntnissen und Methoden.
Quellenangaben und Empfehlungen für weiterführende Literatur zu den jeweiligen Themen und Personen finden Sie online im Buch und zusammengefasst im Anhang unter: Bücherliste/Empfehlung und verwendete Literatur.
2. Priming
Konzepte:
• Prof. Dr. Jack Nasher
• Stefan Verra
Buchempfehlungen:
• Prof. Dr. Jack Nasher, Überzeugt! Wie Sie Kompetenz zeigen und Menschen für sich gewinnen
• Stefan Verra, Die Macht der Körpersprache im Verkauf. Überzeugend und mitreißend kommunizieren
Wikipedia: Der Begriff Priming bzw. Bahnung bezeichnet in der Psychologie die Beeinflussung der Verarbeitung (Kognition) eines Reizes dadurch, dass ein vorangegangener Reiz implizite Gedächtnisinhalte aktiviert hat. Diese Aktivierung spezieller Assoziationen im Gedächtnis aufgrund von Vorerfahrungen mit den betreffenden Informationen geschieht häufig und zum allergrößten Teil unbewusst.
… Machen Sie sich diese unbewusste Verarbeitung von Reizen zunutze, denn der erste Eindruck zählt! Nichts ist prägender als der Moment, in dem sich zwei Menschen das erste Mal gegenüberstehen. Dort wird blitzschnell entschieden, wie man dem Gegenüber entgegentritt – ob freundlich oder abweisend. Nutzen Sie daher den ersten Eindruck und überzeugen Sie andere Menschen von sich!
Überzeugt – Positionierung beim Kunden
Interview mit Prof. Dr. Jack Nasher
… über das richtige Auftreten, Selbstbewusstsein, den ersten Eindruck, die richtige Kleidung und worauf es beim Erstkontakt ankommt:
Wie positioniere ich mich selbst erfolgreich beim Kunden? Wie schaffe ich es, als kompetent, seriös und vertrauenswürdig wahrgenommen zu werden? Denn ein guter erster Eindruck ist die Basis für alles Weitere.
Nasher:
Das Ziel ist es, Menschen von sich zu überzeugen und Kompetenz zu zeigen. Die Menge an Wissen und Information wächst weltweit täglich, und zwar schneller, als wir es aufnehmen können. Selbst in unseren Fachgebieten geht uns das oft so. Das führt dazu, dass Kunden Partner suchen, die ihnen Sicherheit geben und die Vertrauen schaffen.
Menschen kaufen von Menschen, die sie für kompetent und vertrauenswürdig halten.
Deswegen ist es wichtig, auch als Berater aufzutreten und nicht nur als jemand, der einfach etwas verkaufen will. Den Effekt kennen wir auch aus anderen Bereichen. Nachgewiesenermaßen genesen Patienten besser bei Ärzten, die sie für kompetent halten, und Schüler lernen sehr viel besser bei Lehrern, die sie für kompetent halten.
Wie wichtig sind das Auftreten, die Garderobe und die Grundhaltung, wenn es darum geht, einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen und Kompetenz und Seriosität auszustrahlen? Gerade in der IT- und Hightech-Branche ist man ja heute eher hemdsärmelig unterwegs. Bei Bill Gates und Steve Jobs hat das geklappt. So wurde z. B. der schwarze Rollkragenpullover von Steve Jobs zu seinem Markenzeichen.
Nasher:
Ganz sicher sind das alles Aspekte, die einen Einfluss haben. Die Frage ist dabei weniger, welchen Anzug man anzieht oder ob man überhaupt einen Anzug anzieht oder wie man seine Haare scheitelt. Generell wirken Menschen überzeugender, wenn sie einen höheren Status repräsentieren. Dazu gibt es interessante Experimente. Geht z. B. jemand mit Jeans und T-Shirt bei Rot über die Ampel versus einem, der einen Anzug trägt, folgen dem Anzugträger deutlich mehr Menschen. Interviewt man genau diese Menschen zum Thema, ob ein Anzug Eindruck auf sie macht, streiten sie es in der Regel aber ab. Hier geht es also um Unterbewusstes. Menschen lassen sich nun mal gerne von anderen leiten und führen, die scheinbar einen höheren Status haben.
Bei Mark Zuckerberg oder Steve Jobs ist der Effekt ein anderer.Diese bewusste „non-conformity“ hat nur dann eine positive Wirkung, wenn man bereits über einen sehr hohen Status verfügt. Wenn der Praktikant als einziger ohne Krawatte oder in Flipflops auftaucht, macht das eher einen sehr negativen Eindruck – wobei es genauso lächerlich wäre, wenn er an seinem ersten Praktikumstag im Dreiteiler mit Einstecktuch erschiene. Die Kunst besteht darin, die Balance zu halten. Generell ist es besser, Status und Souveränität zu repräsentieren als zu versuchen, beim ersten Termin mit „non-conformity“ zu beeindrucken. Gerade auch weil Status und Souveränität auch bei Menschen funktioniert, die das eigentlich verleugnen und ablehnen. Allerdings sind Statussymbole in jeder Branche etwas anderes. Krawatte und Einstecktuch sind nicht überall das Richtige.
Wie schaffe ich es, bei der typischen Vorstellungsrunde am Anfang eines Termins zu überzeugen? Gerade in der IT- und Hightech-Branche wird meist versucht, mit Fachwissen und technischen Details zu glänzen. Es wird heruntergebetet, was ich oder mein Unternehmen alles können und schon geleistet haben oder welche tollen Funktionen mein Produkt hat. Das Problem dabei ist, dass mein Gegenüber womöglich nicht mal die Hälfte der Fachausdrücke versteht, die über ihm ausgekippt werden oder gar etwas damit anfangen kann.
Nasher:
Hier ist es wichtig zu verstehen, dass auf dem Papier soweit erst einmal alles passt. Sonst würde man ja gar nicht mit am Tisch sitzen. Das ist bei jedem Bewerbungsgespräch so. Egal ob es um mich als Person, das Unternehmen, das ich repräsentiere, oder um mein Produkt geht. Ich bin da und sitze mit am Tisch, weil formal erst einmal alles passt. Worum es jetzt geht, ist die Suche nach Negativem.
Auf dem Papier sieht soweit alles erst mal gut aus. Jetzt wollen Menschen davon überzeugt werden, dass das auch allessostimmt und nichts unkoscher ist. Das bedeutet, dass die Frage vor so einem Gespräch weniger die ist, was für mich spricht, sondern was eigentlich gegen mich spricht.
Es ist wichtig zu wissen, dass Menschen in der Regel nicht das wählen, was sie am liebsten haben, sondern das, was sie am wenigsten fürchten. Die Überzeugungsarbeit beim Kunden muss also darauf abzielen, was eigentlich gegen mich spricht. Bin ich z. B. ein zu kleines Unternehmen oder ein zu großes und damit ggf. unpersönlich? Auf solche Aspekte und Fragen muss man sich vorbereiten.
Das Spiel mit Ängsten hat übrigens sogar einen Namen: FUD (Fear, Uncertainty and Doubt https://de.wikipedia.org/wiki/ Fear,_Uncertainty_and_Doubt). IBM hat in den 1970-ern zeitweise seine komplette Sales-Taktik darauf abgestimmt, bei den Kunden Ängste gegenüber Mitbewerbern von IBM zu schüren. Dieses Vorgehen wurde dann sogar von der Kartellbehörde bestraft. Zusammengefasst: Um zu überzeugen, ist es wichtigdarzustellen, was ich kann und wer ich bin. Dabei kann das äußere Auftreten ungemein helfen. Es gilt, Status und Souveränität zu vermitteln. Mindestens genauso wichtig ist dabei, dem Gegenüber die Angst zu nehmen, mit mir eine falsche Wahl zu treffen. Das Ziel ist es, dem Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass er bei mir in guten Händen ist und ich mich um ihn kümmere.
Nasher:
Zuversicht zeigen in einem Meer von Unsicherheit. Die Welt wird immer komplexer. Menschen sind dankbar, wenn ihnen jemand Hilfe anbietet und Sicherheit gibt. Selbst wenn mal etwas schiefgeht, ist es wichtig, Zuversicht auszustrahlen und zu vermitteln, dass man sich kümmern wird. Der Vorteil ist, dass man so als Teil der Lösung und nicht länger als Teil des Problems wahrgenommen wird.
Auf den Punkt gebracht:
Menschen wählen nicht unbedingt das, was sie glücklich macht, sondern das, was ihnen vermeintlich am wenigsten schadet.
Finden Sie heraus, wovor Ihr Kunde am meisten Angst hat – und nehmen Sie ihm diese Angst durch Zuversicht.
Es geht nicht darum zu sagen „ich bin der Beste“, es geht darum, Zuversicht zu zeigen.
• „Warum sollen wir das Projekt mit Ihnen machen? Weil wir gut sind in dem, was wir tun!“ – Keine falsche Bescheidenheit!
Du bist nur dann ein Superheld, wenn du dich selbst für super hältst
In einem Experiment sollten Probanden eine Person anhand folgender Eigenschaften beschreiben:
schlau, intelligent, fleißig, integer, impulsiv, kritisch, stur, neidisch
Eine zweite Gruppe erhielt folgende Liste:
impulsiv, kritisch, stur, neidisch, schlau, intelligent, fleißig, integer
Wie Sie bestimmt bemerkt haben, sind die Listen identisch, nur unterschiedlich sortiert. Im Experiment beurteilten die Teilnehmer ein und dieselbe Person jeweils deutlich anders, je nachdem, welche Liste ihnen zur Verfügung gestellt wurde.
Tatsächlich fällt es vielen von uns gar nicht so leicht, positiv von sich selbst zu sprechen oder ihre Kompetenzen darzustellen. In einem weiteren Experiment sollten die Teilnehmer ihren Gesprächspartner dazu bringen, sie zu mögen. Das fiel den meisten nicht schwer. Sie waren freundlich, höflich, zuvorkommend und lächelten häufig. Als zweite Aufgabe sollten sie ihrem Gegenüber den Eindruck von Kompetenz vermitteln. Fast alle scheiterten daran. Ihre Körpersprache veränderte sich, sie wurden steif, verkrampft und sprachen hochgestochen. Dadurch wirkten sie nicht nur nicht kompetent, sie wurden auch noch als unsympathisch und distanziert bewertet.
Den Ersten, den Sie von Ihren Kompetenzen überzeugen müssen, sind daher Sie selbst. Wenn Sie selbst nicht an sich glauben, wird es auch kein anderer tun. Bereiten Sie sich darauf vor, indem Sie die folgenden Fragen beantworten:
Warum sind Sie ein guter Berater/Verkäufer?
Was können Sie?
Warum eignen Sie sich für Ihren Job?
Was war Ihr größter Erfolg?
Warum soll der Kunde das Projekt / den Auftrag mit Ihnen machen?
Warum sollten gerade Sie eine Führungsrolle in dem Projekt übernehmen?
Was zeichnet Sie / Ihr Produkt / Ihre Dienstleistung aus?
Wenn im Gespräch mit einem Kunden alle Aufmerksamkeit auf Ihnen ruht, ist eine peinliche Pause bei einer dieser Fragen ihr K. o. So erging es z.B. Ted Kennedy, dem Bruder von J. F. Kennedy, als er gefragt wurde, warum er für das Präsidentenamt kandidiere. Er wusste nicht, was er sagen sollte und es vergingen 10 Sekunden, bis er anfing zu antworten. Das war der Anfang vom Ende seines Wahlkampfs.
Oft kommt hier auch die Frage nach Ihrer größten Niederlage auf. Was antwortet man auf diese Frage am besten? Klar ist, dass jedem von uns auch schon einmal etwas danebengegangen ist. Ihr Gegenüber will an dieser Stelle allerdings nicht wissen, was genau Ihnen widerfahren ist. Für ihn ist viel mehr interessant, wie Sie damit umgegangen sind bzw. wie Sie mit einer solchen Frage umgehen. Antworten Sie deswegen wie folgt:
… Sehen Sie, die Frage ist weniger, was meine größte Niederlage war / meine größte Schwäche ist, die Frage ist vielmehr, wie ich damit umgegangen bin. Ich kann ihnen versichern, dass ich damals wie heute grundsätzlich alles tun werde, um für meinen Kunden das Optimale zu erreichen.
Grundsätzliches:
Wir verlieren Aufträge nicht an bessere Berater, sondern an bessere Verkäufer.
Gesprächspartner mit Namen ansprechen.
• Menschen empfinden es als wertschätzend, wenn sie mit ihrem Namen angesprochen werden. Das ist etwas, das man üben muss. Dazu haben wir im Alltag viele Möglichkeiten. Im Hotel, in der Bank und bei anderen Gelegenheiten trägt das Personal oft Namensschilder. Machen Sie sich das zunutze und üben Sie, Ihr Gegenüber mit seinem Namen anzusprechen. Sie werden sehen, wie positiv sich das auf das nachfolgende Gespräch auswirkt.