Saved by the Boss - Olivia Hayle - E-Book

Saved by the Boss E-Book

Olivia Hayle

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Beschreibung

Er verabscheut die Liebe. Sie lebt für sie.

Summer arbeitet in einer Dating Agentur, die kurz vor der Pleite steht. Als der milliardenschwere Anthony Winter investiert, ändert sich alles. Er ist ein Zyniker in einem maßgeschneiderten Anzug, der nicht an die Liebe glaubt und genau das macht ihn zu einer Herausforderung, der Summer nicht widerstehen kann.

Um ihre Überzeugungen auf die Probe zu stellen, schließen sie eine Wette ab: Sie hat drei Dates, um ihm zu beweisen, dass wahre Liebe existiert. Dabei hat Anthony nicht vor, sich auf eine Beziehung einzulassen – und Summer will ganz sicher nicht die Frau seines Herzens sein.

Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto mehr entdeckt Summer hinter Anthonys kalter Fassade einen verletzlichen Mann mit einem schmerzhaften Geheimnis. Und während sie sich näherkommen, wird ihr klar: Anthony ist nicht nur ein Mann voller Zweifel; er ist auch jemand, der wahre Liebe verdient ...

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Cover for EPUB

Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Er verabscheut die Liebe. Sie lebt für sie.

Summer arbeitet in einer Dating Agentur, die kurz vor der Pleite steht. Als der milliardenschwere Anthony Winter investiert, ändert sich alles. Er ist ein Zyniker in einem maßgeschneiderten Anzug, der nicht an die Liebe glaubt und genau das macht ihn zu einer Herausforderung, der Summer nicht widerstehen kann.

Um ihre Überzeugungen auf die Probe zu stellen, schließen sie eine Wette ab: Sie hat drei Dates, um ihm zu beweisen, dass wahre Liebe existiert. Dabei hat Anthony nicht vor, sich auf eine Beziehung einzulassen – und Summer will ganz sicher nicht die Frau seines Herzens sein.

Doch je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto mehr entdeckt Summer hinter Anthonys kalter Fassade einen verletzlichen Mann mit einem schmerzhaften Geheimnis. Und während sie sich näherkommen, wird ihr klar: Anthony ist nicht nur ein Mann voller Zweifel; er ist auch jemand, der wahre Liebe verdient ...

Über Olivia Hayle

Olivia Hayle ist eine hoffnungslose Romantikerin mit einer großen Vorliebe für Milliardäre. Da sie leider noch keinen in der der Realität getroffen hat, erschafft sie sie kurzerhand selbst – auf dem Papier. Ob sexy, charmant, cool oder verletzlich – bislang hat sie noch keinen (fiktiven) Milliardär getroffen, den sie nicht mochte.

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Olivia Hayle

Saved by the Boss

Aus dem Englischen von Charlotte Petersen

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

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1: SUMMER

2: SUMMER

3: SUMMER

4: ANTHONY

5: SUMMER

6: ANTHONY

7: SUMMER

8: ANTHONY

9: SUMMER

10: ANTHONY

11: ANTHONY

12: SUMMER

13: ANTHONY

14: SUMMER

15: ANTHONY

16: SUMMER

17: SUMMER

18: SUMMER

19: ANTHONY

20: SUMMER

21: ANTHONY

22: SUMMER

23: ANTHONY

24: SUMMER

25: ANTHONY

26: SUMMER

27: ANTHONY

28: SUMMER

29: SUMMER

EPILOG — Ein Jahr später.

Impressum

1

SUMMER

»Ein Chef am Tag, Konkurs gespart.« Meine Tante lehnt mit einem breiten Lächeln an meinem Schreibtisch. »Haben wir das nicht schon immer gesagt? Und Anthony Winter ist der größte Chef von allen!«

»Ja, aber er schreibt sich hier nicht als lukrativer Kunde ein. Er ist unser neuer Inhaber.«

»Nein«, korrigiert Vivienne mich. »Mitinhaber.«

»Mit einem einundfünfzigprozentigen Anteil.«

»Trotzdem ein wichtiger Unterschied.« Sie geht zu dem vergoldeten Spiegel, der in der Ecke meines Büros steht, eines der beiden von Opate Match. Wir sind klein, aber wir schenken der New Yorker Elite Liebe. Vor fünfundzwanzig Jahren von Vivienne Davis gegründet.

Und vor zwei Tagen von Vivienne Davis verkauft.

Aber sie scheint kein bisschen besorgt zu sein, dass diese Risikokapitalfirma, an die sie verkauft hat, uns auseinandernehmen wird.

Ich versuche es auf anderem Weg. »Es ist dein Lebenswerk.«

»Ja«, stimmt sie zu, überprüft im Spiegel ihren Lippenstift und richtet ihr honigblondes Haar, das zu schulterlangen Locken frisiert ist. »Aber wir stehen seit Jahren kurz vor der Insolvenz. Ich hasse das Wort. Lass es uns nach heute nie wieder benutzen.«

»Wir haben jede Menge Kunden.«

»Nicht genug, Summer. Du machst dir zu viele Sorgen, Liebling. Wenn du nicht aufpasst, bekommst du noch Falten.«

Ich seufze. Bei dem Geräusch hebt Ace seinen goldfarbenen Kopf vom Boden und spitzt die Ohren, um meine Stimmung zu deuten. »Ich wünschte, ich könnte darüber so glücklich sein wie du. Ich weiß, dass es was Gutes ist, aber … tja, es bedeutet auch Veränderung.«

»Liebes, ich bin diejenige, die sich Sorgen machen sollte, nicht du!«

»Ich weiß, ich weiß.«

»Es ist ihnen nicht gestattet, in den ersten drei Jahren irgendeinen Angestellten zu feuern. Das habe ich in den Vertrag mit aufnehmen lassen. Du wirst Mr. Winter kennenlernen, wenn er morgen hier vorbeikommt. Er ist dieser ernste, muffelige Typ. Und er ist definitiv bestrebt, unsere Zahlen zu verbessern.« Sie lacht kurz auf. »In Wahrheit glaube ich, dass er nur bereit ist, mich zu ertragen, weil wir Gewinn machen.«

Ich erwidere ihr Lächeln. Meine Tante ist eine ausgezeichnete Menschenkennerin. »Also hält er sich für zu gut für eine Partnervermittlungsfirma?«

»Das glaubt er jedenfalls, aber warten wir’s ab. Allerdings zweifle ich nicht an seinem Engagement, dieses Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Wir brauchen ein bisschen mehr Geschäftssinn, Summer, und ihr Kapital.«

»Du hast ja recht«, sage ich seufzend. »Ich freue mich darauf, ihn morgen kennenzulernen.«

»Gut.« Sie hängt sich ihre Vintage-Handtasche über die Schulter und schenkt mir ein gewinnendes Lächeln. »Ich muss jetzt los, sonst lasse ich die Walters noch länger warten. Hast du gehört, dass sie diesen Sommer ihren zwanzigsten Hochzeitstag feiern?«

»Ja, habe ich. Das ist phantastisch.«

»Einer meiner Triumphe. Suzy ist auch raus. Sie musste ein paar Besorgungen machen. Du legst auch eine Pause ein, ja, Liebling?«

»Ja, mache ich. Ace und ich gehen zum Mittagessen in den Park.«

»Wie schön.« Auf dem Weg nach draußen tätschelt sie Ace den Kopf. »Wie wär’s, wenn wir nächste Woche zum Mittagessen mal wieder ins Olive’s gehen? Unser letztes Mal ist schon eine Weile her.«

»Sehr gern.«

»Dann haben wir eine Verabredung«, sagt sie lächelnd, bevor ich nur noch das Klappern ihrer Absätze auf dem Holzfußboden und das Zufallen unserer Eingangstür höre.

Ich lehne mich in meinem Bürostuhl zurück und blicke auf Ace. Mein Golden Retriever erwidert meinen Blick.

»Opate Match«, sage ich. »Verkauft wie ein Möbelstück. An eine Risikokapitalfirma.«

Er legt den Kopf schräg, wie es nur ein Hund kann. Als würde er versuchen, ein Rätsel zu lösen. Aber dies hier ist eines, auf das ich keine Antwort habe. Opate ist Viviennes ganzer Stolz und ihre Freude. Sie hat jahrzehntelang Schweiß, Blut und Tränen vergossen, damit die Firma läuft.

Ich weiß, dass die Entscheidung, Investoren mit ins Boot zu holen, ihr nicht leichtgefallen ist, auch wenn wir sie brauchen. Aber ihr Optimismus scheint ungebrochen.

Ace läuft hinter mir her, als ich zur Kaffeemaschine an der Rezeption gehe. Suzys Schreibtisch ist verwaist und die Tür zum Büro meiner Tante halb offen. Wir drei versuchen jetzt seit über einem Jahr, dieses sinkende Schiff zu retten, aber mit kostenlosen Dating-Apps zu konkurrieren, tja … das ist nun mal nicht leicht.

Ich blicke aus dem Fenster auf die sonnendurchflutete New Yorker Straße und nehme einen Schluck von meinem frisch gebrühten Espresso. Der Anteilsverkauf fühlt sich an wie das Ende einer Ära.

Es klingelt an unserer Eingangstür. Stirnrunzelnd gehe ich zu Suzys Schreibtisch. Keiner von uns hat heute noch Kundentermine.

Ich drücke auf die Antworttaste. »Opate Match, was kann ich für Sie tun?«

Die Stimme am anderen Ende ist männlich und kurz angebunden. »Ich habe hier eine Besprechung.«

Eine Besprechung? Wir haben gar keine eingetragen, aber es wäre nicht Suzys erster Patzer.

»Natürlich«, antworte ich. »Kommen Sie rein.«

Bevor ich die Tür öffne, verstecke ich meine Kaffeetasse hinter einer stählernen Amor-Statue und fege mir ein paar Kekskrümel vom Rock.

Der Mann, der eintritt, ist mir unbekannt. Er ist so groß, dass ich meinen Kopf zurücklegen muss, um seinen Blick zu erwidern. Dunkelhaarig und im Anzug, aber das sind die meisten Männer, die unsere Partnervermittlung aufsuchen. Keine Andeutungen über seinen Beruf. Anfang dreißig, schätze ich.

Ich reiche ihm die Hand und schenke ihm ein warmes, professionelles Lächeln. »Ich bin Summer Davis. Freut mich, Sie kennenzulernen.«

Er blickt eine Sekunde zu lang auf meine Hand, bevor er sie ergreift und kurz schüttelt. »Ich habe einen Termin mit Vivienne Davis.«

Seine Lippen sind geschürzt, als würde die Aussicht darauf ihm sauer aufstoßen. Also einer der eher widerwilligen Kunden.

»Ja«, sage ich. »Sie hat mich gebeten, den Termin zu übernehmen, aber ich bin sicher, wir werden uns bestens verstehen. Ich nehme an, Sie sind zum ersten Mal hier?«

Sein Stirnrunzeln vertieft sich. »Ja, bin ich.«

»Ausgezeichnet. Dann wollen wir Sie mal über alles aufklären. Sie können gern in mein Büro kommen, einfach hier durch … Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«

»Nein.«

»In Ordnung. Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie Ihre Meinung ändern.« Ich schließe die Tür hinter mir und fordere ihn auf, sich zu setzen. Trotz seines finsteren Blicks sieht er gut aus. Nicht auf die klassische Art, zugegeben, dafür sind seine Gesichtszüge etwas zu markant. Aber er ist groß und breitschultrig, mit einem altmodisch-maskulinen Äußeren. Ganz zu schweigen davon, dass er diesen düsteren Blick perfekt beherrscht. Es gibt viele Frauen, die darauf stehen.

Ja, denke ich, damit kann ich arbeiten.

Ich setze mich ihm gegenüber und lege meine Hände gefaltet vor mir auf den Eichenschreibtisch. »Zuallererst möchte ich Ihnen danken, dass Sie heute gekommen sind. Immerhin ist das der erste Schritt.«

Der Blick, mit dem er mich anstarrt, ist verwirrend. »Richtig.«

»Mir ist klar, wie schwierig es sein kann, etwas wie das hier zu tun, besonders wenn Sie bisher noch keine Form der Partnervermittlung ausprobiert haben. Aber wir sind hochprofessionell, und ich verspreche Ihnen, dass unser Service immer erstklassig ist. Wir werden Sie nie mit jemandem zusammenbringen, von dem wir nicht glauben, dass er gut zu Ihnen passt.«

Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück und umfasst die Armlehnen. Etwas blitzt in seinen Augen auf. Ist das Belustigung? Dieser Mann ist unmöglich zu deuten, aber ich werde seine Sprache schon noch lernen.

»Gut zu wissen«, sagt er.

»Ganz zu schweigen von der absoluten Geheimhaltung unserer Kundendaten.«

»Verstehe.« Sein Blick wandert von mir zu den gerahmten Bildern an der Wand neben mir. Es sind Hochzeitsfotos.

Der Kerl ist ja die reinste Plaudertasche.

»Alles Erfolge«, sage ich. Paare, die sich durch Opate kennengelernt haben, schicken uns oft ihre Hochzeitsfotos, inklusive handgeschriebener Dankeskarten. Ich habe jede aufgehoben. »Was hat Sie dazu veranlasst, sich an Opate Match zu wenden?«

Er blickt auf die Ärmel seines Jacketts und richtet sie. Ist das ein Lächeln? Oder fühlt er sich beleidigt? Bisher hat er mir nichts gegeben, womit ich arbeiten könnte. Es ist ja nicht so, als hätte ich Zugang zu seiner anfänglichen E-Mail-Korrespondenz mit Vivienne. Nein, ich lege gerade einen Blindflug hin und muss ihm noch das Gegenteil vermitteln. Ist er Börsenmakler oder Öl-Magnat? Interessiert an Männern oder Frauen? Ein echter Drahtseilakt.

»Was hat mich veranlasst, mich an Opate Match zu wenden …«, wiederholt er, und seine tiefe Stimme erfüllt den Raum. »Ehrlich gesagt, ich hatte nie viel übrig für Agenturen wie Ihre. Ich bin seit langer Zeit so eine Art … Skeptiker, könnte man sagen.«

Ich nicke. Das ist nicht unüblich. »Es ist verständlich, wenn Sie vorher nie solche Dienste in Anspruch genommen haben.«

»Die meisten Partnervermittlungsfirmen und -websites scheinen darauf ausgelegt zu sein, Sexpartner zu finden«, sagt er und sieht mich mit einem Glitzern in den Augen unverblümt an. Er denkt ganz klar, dass er mich damit beleidigt.

Ich lehne mich zurück. Wenn dieser Mann glaubt, er könne mich aus der Fassung bringen, dann hat er keine Ahnung, wen ich schon alles zusammengebracht habe. Dreimal geschieden? Ich finde den perfekten Partner. Kann sich aus Angst vor der Presse nicht in der Öffentlichkeit verabreden? Für mich kein Problem.

»Es gibt sicherlich Menschen, die eine Partnervermittlung dafür benutzen«, stimme ich ihm zu. »Aber Opate ist keine davon.«

»Ach.«

»Nein. Wir sind stolz darauf, dauerhafte Beziehungen zu vermitteln, mit denen unsere Kunden langfristig zufrieden sind. Natürlich liegt es nicht in unserer Hand, was die Menschen in ihrer Freizeit tun. Aber wenn wir wissen, was ein Kunde will, bringen wir ihn nie mit jemandem zusammen, der sich eine andere Art von Engagement wünscht.«

Er nickt langsam. »Und die Paare an der Wand dort? Wollten die alle von Anfang an dieselbe Art von Engagement?«

»Ja, die meisten.«

»Hmm.«

»Sie wirken nicht überzeugt«, sage ich mit einem breiten Lächeln. »Ich verstehe, dass Blind Dates merkwürdig wirken können, sogar einschüchternd, wenn man nicht daran gewöhnt ist.«

Er trommelt mit den Fingern auf der Armlehne herum. »Sie glauben an diese Firma. An das, was Sie anbieten.«

»Natürlich tue ich das. Wenn ich es nicht täte, würde ich hier nicht arbeiten.«

»Viele Menschen arbeiten in Jobs, die sie nicht mögen.«

»Ich nicht.«

Er brummt wieder leise und sieht sich im Zimmer um. Sein Blick gleitet über den Holzfußboden, die weißen Wände, polierten Tische und teuren Stühle. Ein Raum voll elegantem Minimalismus, der in einer gehobenen Ausstattung so üblich ist. »Opate Match stellt sich selbst als ein Unternehmen für die Vermittlung von Menschen der Elite dar. ›Partnervermittlung für die Reichen und Berühmten‹ ist, glaube ich, einer der Slogans.«

»Ja, unsere Klientel ist gut betucht.« Ich deute mit dem Kopf in seine Richtung. »Wie Sie.«

Im Zweifelsfall immer dem Kunden schmeicheln.

Sein Gesichtsausdruck sagt mir, dass er gerade dagegen ankämpft, mit den Augen zu rollen. »Genau. Tja, ich verstehe zwar den Wert des Ganzen … bin aber nicht überzeugt, dass das Unternehmen mit wahrer Liebe handelt.«

Ich hatte schon Kunden in meinem Büro, die geweint, geschrien und die Person verflucht haben, mit der sie gerade ausgegangen sind, weil sie sich nicht noch mal mit ihnen treffen wollte. Dieser Mann mag starrsinnig sein, aber er ist bei Weitem nicht der schwierigste Fall, den ich je hatte. Ein gebranntes Kind vielleicht?

»Wie kommt das?«

»Das Ganze ist Prestige-Dating«, sagt er. »Trophäenfrauen und reiche Männer oder Upper-East-Siders, die nicht das Glück hatten, ihren zukünftigen Ehepartner an einem Elite-College kennenzulernen. Sie sind nicht wegen der Liebe hier, Miss Davis. Sondern auf der Suche nach einer arrangierten Ehe.«

Meine Hände fallen vor mir flach auf den Tisch.

Es ist eine Sache, mir vorzuwerfen, ich würde Menschen einzig und allein für Sex verkuppeln. Aber es ist etwas ganz anderes, zu behaupten, dass es mir dabei nicht um die Liebe ginge.

»Unsere Kunden haben aufgrund ihres Status eine Reihe besonderer Herausforderungen zu bewältigen, wenn es um die Partnersuche geht. Nicht alle können in eine Bar gehen und einfach mit einem Fremden reden«, sage ich.

Er neigt den Kopf. »Ja, das kann schwierig sein. Aber das ist es auch für Menschen, die nicht zur sogenannten Elite gehören.«

»Da haben Sie recht. Schwierigkeiten bei der Partnersuche haben nicht nur die Menschen, die uns beauftragen.« Ich lächle wieder breit. Was immer er auch sagt, ich werde ihn schon knacken. Dafür muss ich mich nur ein bisschen mehr anstrengen. »Aber wir überprüfen unsere Kunden immer, bevor wir sie annehmen. Die persönliche Interaktion zwischen Vivienne oder mir mit jedem Kunden sorgt dafür, dass die Partnersuche viel reibungsloser abläuft. Man muss sich nicht drei Wochen lang mit jemandem treffen, um dann festzustellen, dass man auf einer grundlegenden Ebene nicht zusammenpasst.«

»Dann verwandeln Sie einen chaotischen, menschlichen Prozess in etwas Logisches?«

»In gewisser Weise schon. Aber wir kontrollieren ihn nicht. Wir sind nur Vermittler. Die wahre Magie entfaltet sich, wenn unsere Kunden dieses Büro verlassen, bereit, sich mit jemandem zu treffen, der genauso gewillt ist wie sie, einen Lebenspartner zu finden.«

Er hält meinem Blick stand. »Verstehe.«

»Ist es in Ordnung, wenn ich mit ein paar einführenden Fragen beginne? Nur, um Sie besser kennenzulernen und Ihr Kundenprofil zu vervollständigen.«

»Legen Sie los«, sagt er, immer noch mit diesem halb stirnrunzelnden, halb amüsierten Ausdruck im Gesicht. Als ob er kaum glauben kann, wirklich hier zu sein und auf diesem Stuhl zu sitzen, kurz davor, das hier zu tun.

Ich nehme mir einen Notizblock, lehne mich zurück und schlage die Beine übereinander. Es ist immer besser, das erste Treffen von Angesicht zu Angesicht zu machen, um mit einem Kunden Kontakt herzustellen. Der Computer kommt später. »Wie alt sind Sie noch mal?«

»Dreiunddreißig.«

»Wunderbar.« Ich schreibe es auf. »Also, ich verstehe Ihre Vorbehalte gegenüber uns als Unternehmen, aber ich versichere Ihnen, dass Sie bei uns in guten Händen sind. Wir werden den gesamten Prozess transparent gestalten.«

»Das weiß ich zu schätzen.«

»Wünschen Sie sich einen männlichen oder weiblichen Partner?«

Er lächelt. »Ich interessiere mich für Frauen.«

»Ausgezeichnet.«

»Loben Sie mich jetzt nach jeder Antwort?«

»Nur, wenn Sie das möchten.« Ich senke den Notizblock. »Wie gehen Sie eigentlich mit Lob um? Ist es in einer Beziehung wichtig für Sie oder einfach nur angenehm, wenn es passiert?«

»Und dieses Wissen hilft mir dabei, eine Partnerin fürs Leben zu finden?«, fragt er. Jedes Wort drückt seine Skepsis aus.

»Tja, es wird mir helfen, mehr darüber zu erfahren, was für ein Mensch Sie sind. Wie Sie Beziehungen im Allgemeinen sehen. Lassen Sie mich stattdessen Folgendes fragen: Wie sieht Ihre ideale langfristige Beziehung aus?«

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich an langfristige Beziehungen glaube.«

Ich lege den Block auf den Schreibtisch zurück. Der hier ist ganz sicher ein gebranntes Kind. Er sollte besser mit einem riesigen roten Warnschild herumlaufen. »Und wieso das?«

»Die wahre Liebe ist ein Märchen«, erwidert er. »Nichts im Leben ist für immer, und die Liebe ganz sicher nicht.«

Es klopft an meiner Tür. Noch bevor ich antworten kann, öffnet sie sich, und meine elegante Tante erscheint im Türrahmen. Ihr Gesicht verzieht sich zu einem gewinnenden Lächeln, als sie uns beide sieht.

»Tut mir leid, dass ich Sie habe warten lassen«, sagt sie schwer atmend. »Kommen Sie doch mit in mein Büro. Summer, würde es dir etwas ausmachen, Mr. Winter und mir eine Tasse Kaffee zu bringen?«

Mein Herz bleibt stehen, als ich von ihr zu dem Mann vor mir blicke, der mir nie seinen Namen verraten hat. Der kein Wort gesagt hat, als ich meine Mutmaßungen angestellt habe.

Er erhebt sich und knöpft mit einem einzigen Griff geschickt sein Anzugjackett zu. »Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Miss Davis«, sagt er. »Und sehr aufschlussreich.«

2

SUMMER

Als ich am nächsten Tag zur Arbeit gehe, trottet Ace neben mir her. Eines der wenigen Dinge, die er von seiner Blindenhundausbildung behalten hat.

»Sieh dir das an«, sage ich zu ihm, als wir an einem Verkaufsschild vorbeigehen, das an der Tür von Charlottes Coffee Corner angebracht ist. Seit Jahren gehört es zu meinen New Yorker Stammläden und ist ein vertrauter Teil meines Arbeitswegs. Ich hätte dort mehr Kaffee trinken sollen, dann müssten sie jetzt vielleicht nicht verkaufen und das Geschäft aufgeben. Sich den Forderungen eines anderen beugen.

Anthony Winter und Acture Capital können jetzt mit Opate machen, was sie wollen … den Kunden und der Belegschaft. Vivienne hat wochenlang über dem Vertrag gebrütet, aber trotzdem. Darauf vertrauen will ich nicht.

Und ihm traue ich schon gar nicht. Gestern hat er kein Wort gesagt, um meine falschen Annahmen zu korrigieren. Nachdem er gegangen ist, hat Vivienne mir eine Entschuldigungsmail geschickt. Der Betreff war in Großbuchstaben: ICH HABE DEN TAG VERWECHSELT!

Ace wedelt mit dem Schwanz, während wir die Lobby unseres Bürogebäudes betreten. Ich streiche mit meiner Hand über seine seidigen Ohren. Er ist wunderschön, mein treuer Hund, auf den ich mich immer verlassen kann. Gut, dass meine Tante mir da zustimmt. Sie sagt gern, dass ein Tier dem Büro eine Seele verleiht, und dafür bin ich dankbar, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, ihn bei meinen Eltern zu lassen.

»Bereit, die anderen zu treffen?«

Ace sieht mit dem aufgeweckten Blick seiner schokobraunen Augen zu mir hoch. Ja, scheinen sie zu sagen. »Heute wird noch jemand hier sein. Jemand, zu dem wir nett sein müssen, auch wenn wir das nicht wollen. Nicht beißen.« Ich muss schon lächeln, während ich das sage. Sein Schwanz wedelt schneller. Er ist ja so furchteinflößend.

Ich öffne Opates Eingangstür, und er läuft gleich zu Suzy an der Rezeption. Sie grinst, als sie ihn sieht, und legt ihr Lipgloss weg. »Hi, Buddy«, sagt sie und vergräbt zur Begrüßung die Hände in seinem Fell.

Die Tür von Viviennes Büro steht offen, und ich höre Stimmen darin. Als ich nähertrete, sieht meine Tante von ihrem Schreibtisch hoch. Auf ihrer Nasenspitze thront eine goldgerahmte Lesebrille.

»Ah, Summer! Komm rein, komm rein. Ich rede hier gerade mit Mr. Winter und seinem Mitarbeiter, Ryan …«

»Walker«, sagt ein junger Mann hilfsbereit.

»Walker, genau. Sie werden in den nächsten Wochen oft hier sein, um unsere Gehirne nach Informationen über die Firma anzuzapfen und zu erfahren, wie sie funktioniert.«

Ach, denke ich. Sie spähen sie aus, bevor sie irgendwelche Veränderungen vornehmen. Was bedeutet, dass wir uns während dieser Zeit von unserer besten Seite zeigen müssen.

Denn mit Mr. Winter habe ich ja schon einen schlechten Start hingelegt.

Er sitzt auf einem von Vivis Stühlen, die Arme auf den Lehnen abgelegt. Der Blick, den er mir zuwirft, ist so düster und unergründlich wie gestern. Kein Hinweis darauf, dass er sich überhaupt an unser Gespräch erinnert.

Ich schenke ihm ein breites Lächeln. »Wir werden unser Möglichstes tun, damit Sie sich hier wie zu Hause fühlen, Gentlemen. Wenn ich keine Kundengespräche habe, steht Ihnen meine Tür jederzeit für Fragen über das Unternehmen und unsere Geschäftspraktiken offen.«

Der Blick beider Männer fällt auf meine Knie, und eine Sekunde später fühle ich, wie sich ein Golden Retriever an mir vorbei durch die Tür zwängt.

»Unser Lieblingsmitarbeiter«, sagt Vivienne. »Das hier ist Ace, der Hund meiner Nichte.«

Der besagte Hund ist gerade damit beschäftigt, die beiden Männer abzuchecken. Er bekommt ein Kopftätscheln von Ryan, wird aber von Anthony, der nur von Ace zu mir sieht, komplett ignoriert. Ich werde mich bei Gelegenheit bei ihm entschuldigen müssen. Versuchen, die Vorkommnisse von gestern zu glätten.

O Gott, was ich alles zu ihm gesagt habe! Ich habe unseren neuen Besitzer gefragt, ob er Frauen oder Männer bevorzugt. Hitze steigt mir in die Wangen.

»Miss Davis war gestern sehr hilfsbereit«, sagt Mr. Winter. »Ich bin sicher, das wird sie auch künftig sein.«

Ich schenke den beiden Männern mein sonnigstes Lächeln. »Was immer Sie brauchen«, sage ich und klopfe mir ans Bein. Ace begibt sich an meine Seite, und wir gehen in mein Büro.

Das erste, beschämende Treffen hätte ich also überstanden. Ob ich das zweite auch überlebe, bleibt abzuwarten.

Ich arbeite mich gerade durch den immer weiter weiter abnehmenden Stapel von Kundenanträgen, als an meiner Tür ein kurzes Klopfen ertönt. Dort steht Anthony Winter, die Arme locker an den Seiten, das Jackett aufgeknöpft. Er ist so groß, dass sein Kopf fast den Türrahmen streift.

Ich wende mich von meinem Bildschirm ab. »Mr. Winter. Kommen Sie rein.«

Er tritt ein, bleibt aber ein gutes Stück von meinem Tisch entfernt stehen. Und sagt nichts.

Ich räuspere mich. »Ich möchte mich für gestern entschuldigen. Dafür, Sie mit einem Kunden verwechselt zu haben. Mir ist klar, dass es nicht das war, was Sie erwartet hatten, und, also … es tut mir leid.«

Er zieht den Stuhl gegenüber meinem Schreibtisch hervor und setzt sich. »Mir nicht«, sagt er und streckt die langen Beine vor sich aus.

»Ach nein?«

»Wie gesagt, es war sehr aufschlussreich.« Er lässt den Blick von mir zu den Bildern an der Wand gleiten. Meine Triumphe und Erfolge.

Ich öffne den Mund … und schließe ihn wieder. Um ihn wieder zu öffnen. »Tut mir leid, wenn ich frage, aber wieso haben Sie Opate Match gekauft?«

Er zieht eine Augenbraue hoch. »Wieso ich die Firma Ihrer Tante gekauft habe?«

»Ja. Dem gestrigen Tag nach zu urteilen … glauben Sie nicht an unseren Service.«

»Nein. Aber ich glaube an Ihre Fähigkeit, Gewinn zu machen.«

»Tja, ich nehme an, das ist Grund genug.«

Er sieht mir wieder in die Augen. »Erzählen Sie mir mehr über Ihre Firmenstruktur, Miss Davis. Ich würde es gern von Ihnen hören.«

Von mir?

Aber ich räuspere mich und ergehe mich in einer detaillierten Beschreibung von Opate Match und seinen Klauseln und Strukturen, die er zweifellos schon alle kennt. Sonst hätte er die Firma nicht gekauft.

Aber Anthony hört mir zu und tippt gelegentlich mit den Fingern auf der Armlehne herum. »Im Moment sind Opates Dienste auf die Ostküste beschränkt, genauer gesagt, New York. Auch wenn Sie einen Großteil Kunden haben, der nur auf der Durchreise ist, richtig?«

»Ja.«

»Was halten Sie davon, international zu expandieren?«

Meine Augenbrauen schnellen in die Höhe. »International?«

»Menschen, die derartig viel Geld für eine Prestige-Partnervermittlung ausgeben, gefällt der Gedanke an Exklusivität. Für ein Date mit einem Gleichgesinnten um die Welt zu jetten … tja, das könnte den Reiz des Ganzen noch erhöhen.«

»Ja, schon, aber es würde nicht unbedingt zu einer beständigen Beziehung führen.«

Sein Blick sagt mir, dass er darin kein Problem sieht. »Ryan ist Codierer und Programmierer.«

»Ach.«

»Er wird damit anfangen, den Prototyp für eine App zu erarbeiten.«

Ich lasse meine Hände in den Schoß fallen. Er bemerkt es und zieht eine Augenbraue hoch. Fast so, als würde es ihn gegen seinen Willen interessieren. »Das gefällt Ihnen nicht?«

»Nein, das kann ich nicht sagen.«

»Wieso nicht?«

»Unsere Stärke liegt in unserem persönlichen Service. Wir bieten etwas, das man nirgendwo sonst bekommt. Wir kennen die Menschen, die zu uns kommen. Deshalb können wir sie mit anderen zusammenbringen, bei denen eine Chance auf Erfolg besteht. Wenn wir sie auf Basis selbstgenerierter Profile allein entscheiden lassen, dieses ganze Swipen, dann würde unsere Erfolgsrate rapide sinken.«

»Es würde Ihnen ermöglichen, zu expandieren.«

»Aber zu welchem Preis?« Ich schüttele den Kopf, mildere die Geste aber mit einem sonnigen Lächeln ab. »Wenn Sie mich nach meiner Meinung fragen, dann ist sie das: Es ist der persönliche Touch, der Opate Match ausmacht.«

Er tippt wieder mit den Fingern auf der Armlehne herum. »Verstehe.«

»Ich weiß, dass Sie nicht daran glauben. An unsere Dienstleistung, meine ich, oder dass Menschen mit guten Absichten hierherkommen.« Ich zucke die Schultern. »Wenn ich von unserer gestrigen Unterhaltung ausgehe, meine ich. Sie sind sehr misstrauisch, Mr. Winter.«

Dieses Mal wandern seine beiden Augenbrauen nach oben. Falls Erheiterung in seinem Blick gelegen hat, verschwindet sie so schnell, dass ich sie nicht bemerke. »Misstrauisch, Miss Davis?«

»Der Großteil unserer Kundschaft glaubt an die Liebe. Sie kommen hier voller Hoffnung und Nervosität her, bereit, etwas Neues auszuprobieren. Diejenigen, die sich dem Prozess öffnen, sind in der Regel auch diejenigen, deren Erfolgsaussichten am größten sind.«

»Aha.« In diesem einen Wort schwingt so viel Skepsis mit, dass sie mein Büro ausfüllt, sich vervielfältigt und ins Unendliche ausdehnt.

Ein zielstrebiger Hund schiebt die halb geschlossene Tür auf. Ace trottet herein und hockt sich neben Anthony, den Blick fest auf dessen Gesicht geheftet.

Anthony sieht von mir zu dem Hund. »Sie haben hier Haustiere.«

»Das ist Ace. Tatsächlich ist er toll darin, Kunden zu gewinnen. Mehr als ein nervöser Mensch hat schon hier gesessen, die Hände in seinem Fell vergraben, während er von sich erzählt hat.«

Anthonys Blick, mit dem er von mir zu dem Hund sieht, drückt Zweifel aus. Ace sieht ihn weiter an.

Ich muss lächeln. »Er wartet auf ein Hallo.«

»Hallo«, sagt Anthony knapp. Aber dann gibt er nach, streckt eine Hand aus und legt sie auf Aces Kopf. Seine Finger versinken in dem goldenen Fell, und das verräterische Geräusch von Aces Schwanzwedeln auf dem Boden nimmt Fahrt auf.

Du grandioser Manipulator, denke ich. Ace hatte schon immer ein Händchen dafür, herauszufinden, wann jemand ein wenig Ablenkung oder Trost braucht … eine weitere Fähigkeit, die er sich aus seiner Blindenhundausbildung bewahrt hat.

Anthonys Blick drückt Resignation aus. »Dann sind Sie also eine hoffnungslose Romantikerin?«

»Wie bitte?«

»Eine hoffnungslose Romantikerin«, wiederholt er. »Sie glauben an den grundsätzlichen Wert Ihres Unternehmens. Sie glauben an die Liebe.« Das letzte Wort klingt schneidend.

»Ja.« Ich beuge mich vor. Er mag vielleicht der neue Eigentümer sein, aber ist es nicht in bestem Interesse des Geschäfts, wenn er lernt, was uns wirklich ausmacht? Wenn er versteht, was uns erfolgreich sein lässt?

»Wenn Sie nur sehen könnten, wie gut dieser Prozess funktioniert«, sage ich, »dann würden Sie auch zu einem hoffnungslosen Romantiker werden.«

»Das bezweifele ich, Miss Davis.«

Mir kommt eine wilde Idee. Eine meiner verrückteren. Und vielleicht überschreite ich hier auch gerade meine Grenzen, aber … das habe ich ja gestern auch schon gemacht.

»Tja«, sage ich, »dann lassen Sie uns ein Date für Sie arrangieren.«

Der Blick, mit dem er mich mustert, ist so intensiv, dass mir der Mund trocken wird. »Wie bitte?«

»Wenn Sie verstehen wollen, wie diese Firma wirklich arbeitet, zeige ich es Ihnen gern. Drei Verabredungen«, improvisiere ich. »Ich arrangiere alles für Sie. Wenn Sie alle drei hinter sich haben und immer noch glauben, dass das Ganze keinen Wert hat, wenn keine der Frauen eine ist, mit der Sie sich ein zweites Date vorstellen können … dann gestehe ich meine Niederlage ein.«

»Ihre Niederlage?«

»Ja. Dann gebe ich zu, dass ich falschlag und Opate Match nicht für jeden ist.« Es ist ein Wagnis, und mein Herz rast in meiner Brust angesichts der Kühnheit meines Vorschlags. Vivienne würde mir den Kopf abreißen, wenn sie davon wüsste. Oder sie würde über meine Unverschämtheit lachen. Bei ihr weiß man nie.

Anthonys Augen verengen sich. »Und wenn ich eine der Verabredungen als gut genug für ein zweites Treffen bewerte?«

»Dann geben Sie zu, dass Sie bei dieser Firma falsch lagen. Ihrer Firma, um genau zu sein. Egal wie, am Ende haben Sie einige Erfahrungen darüber gewonnen, wie unser Unternehmen funktioniert.«

Er presst die Kiefer aufeinander und zieht die Brauen über den dunklen Augen zusammen. Seine Ausstrahlung ist reine Kälte, gleich erfriere ich. Aber dann nickt er knapp. »Sie haben Ihren Deal.«

Mein Lächeln ist völlig aufrichtig. »Oh, wie schön. Sie werden es genießen, das verspreche ich.«

»Mit diesem Versprechen wäre ich vorsichtig.«

Ein Antippen meiner Tastatur, und mein Computer erwacht zum Leben. »Also legen wir ein kurzes Kundenprofil für Sie an. Nichts Aufregendes, nur genug, um Sie mit Frauen zusammenzubringen, die zu Ihnen passen.«

Er rutscht auf seinem Stuhl herum. »Aha. Okay.«

Ich blicke zu ihm hinüber. »Es geht ganz schnell.«

»Nehmen Sie sich Zeit, Miss Davis. Da ich nicht vorhabe, diese Wette zu verlieren, macht es mir nichts aus, gründlich vorzugehen.«

Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, während ich ein neues Kundenprofil öffne. Vielleicht kann man ihn auf diese Art knacken. Freundschaftliche Konkurrenz und Wetten. Vielleicht kann er nicht anders, als ungewollt davon fasziniert zu sein.

»Welche Altersgruppe interessiert Sie?«

Er seufzt schwach, als könnte er nicht glauben, hier zu sitzen und diese Fragen zu beantworten. »Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.«

»Tja, Sie sind dreiunddreißig. Wie wäre es, wenn wir ein Alter zwischen mehr oder weniger fünfundzwanzig und fünfunddreißig festlegen?«

»Gut.«

»Wie würden Sie Ihre ideale Beziehung beschreiben?«

Auf der anderen Seite meines Schreibtischs herrscht völlige Stille. Als ich hochsehe, hat er einen Ausdruck im Gesicht, der sich irgendwo zwischen männlicher Verzweiflung und Schmerz bewegt. Ganz klar überdenkt er gerade unsere Wette.

»Die Frage können wir überspringen«, sage ich. »Machen wir weiter … Ich brauche nur genug Infos, um Ihnen eine Frau zu vermitteln, mit der Sie gern Zeit verbringen.«

»Ich bin nicht wählerisch«, erwidert er. »Sie sollte zu einer Unterhaltung fähig sein. Und Humor haben.«

Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der gesagt hat, er wäre nicht wählerisch und es auch so meinte. Leute, die behaupten, sie hätten keine Forderungen, haben unweigerlich die meisten.

Aber das kann ich ihm ja nicht sagen.

Also lächle ich und mache eine Anmerkung in seinem Formular. »Dann ist Humor also wichtig für Sie. Wie wäre es jetzt mit ein paar einfachen Fragen? Es sind lustige Fragen, die wir stellen, um ein Gefühl für die Persönlichkeit eines Kunden zu bekommen.«

Er seufzt wieder, als würde ich ihm regelrechte Qualen bereiten. »Klar.«

»Was ist Ihr Lieblingsfeiertag?«

»Mein Lieblingsfeiertag?«

»Ja.«

»Michaeli.«

»Wirklich?«

Seine Lippen zucken. »Nein«, erwidert er. »Ich sollte mich nicht über Sie lustig machen.«

»Nicht, wenn wir diese Wette ernst nehmen wollen.«

»Dann Weihnachten. Schreiben Sie Weihnachten.«

Ich schreibe eine ganze Menge mehr auf als nur Weihnachten.

Sarkastisch, trockener Humor. Mag keine Heuchelei. Braucht eine geduldige Hand.

»Tolle Wahl«, sage ich.

»Ist das der Teil, bei dem Sie mich wieder für jede meiner Antworten loben?«

Ich neige wissend den Kopf. »Stimmt, das hat Ihnen nicht gefallen. Ich werde mich zurückhalten. Hier ist eine weitere Frage: Was ist das Beste an Ihrem Tag?«

Er trommelt wieder auf der Armlehne herum und richtet seinen Blick auf Ace. Mein Hund hat sich neben Anthonys Stuhl breitgemacht, als wäre er noch nie so entspannt gewesen.

»Meine morgendliche Tasse Kaffee«, erwidert er.

Ich schreibe es auf und weiß, dass ich keinen Kommentar dazu abgeben sollte, aber … »Trotzdem wollten Sie keinen Kaffee, als Sie gestern hier reinkamen.«

»Ich bezweifle, dass Ihre Maschine sehr gut ist.«

Ich sehe zu ihm auf. Sein Gesicht ist leicht verzogen. Er weiß, dass er mich provoziert.

Ich zucke mit einer Schulter. »Verglichen mit dem schicken Teil, das Sie zu Hause haben, wahrscheinlich nicht, nein.«

Er nickt. Und sieht wieder an mir vorbei.

Ich räuspere mich und kehre zu meinen Fragen zurück. Sie machen Spaß und sind eine einfache Möglichkeit, eine Beziehung zu einem Kunden aufzubauen. Um Dinge über die Persönlichkeit herauszufinden, die man nie erfahren würde, wenn man Menschen bittet, sich selbst zu beschreiben.

Und ich werde eine Beziehung zu Anthony Winter aufbauen, auch wenn ich dafür achtzig Prozent der Arbeit erledigen muss.

»Haben Sie sich jemals etwas gebrochen?«

Er zieht die Augenbrauen hoch, antwortet aber. »Mein Schlüsselbein. Und das linke Handgelenk.«

»Dann sind Sie kein Linkshänder?«

»Nein, Rechtshänder.«

»Wie ist das passiert?«

»Ich war früher Kletterer.« Er heftet den Blick wieder auf die Bilder an der Wand und unterbricht unseren Augenkontakt. »Es läuft nicht immer so wie geplant.«

Also ein Unfall. Nicht, dass es leicht wäre, Informationen aus ihm herauszubekommen.

»Klettern hört sich spannend an«, bemerke ich und füge seinem Kundenprofil abenteuerlustig hinzu. »Ich habe es nur einmal an einer dieser Indoor-Kletterwände probiert. Gott, war das schwierig.«

»Hmm.«

»Ich wollte gar nicht, aber mein Freund hat darauf bestanden. Hat nicht lange gehalten. Mein Interesse am Klettern, meine ich. Na ja, und das mit ihm auch nicht.«

Ich plappere sonst nie so viel bei einem Kunden. Aber hier habe ich das Gefühl, die Stille füllen zu müssen. Vielleicht fühlt er sich ja wohler, wenn ich mich vor ihm zur Idiotin mache.

Anthony richtet den Blick wieder auf mich. »Indoor-Kletterwände machen keinen Spaß. Er hätte sie mit nach draußen nehmen sollen.«

Ich räuspere mich. »Ja. Na ja, vielleicht eines Tages. Was haben wir noch …? Ach ja, die hier ist lustig. Erzählen Sie mir zwei Wahrheiten und eine Lüge über sich.«

»Zwei Wahrheiten und eine Lüge?«

»Ja. Schauen wir mal, ob ich die Lüge erkenne.«

Er kreuzt die Arme vor der Brust und späht durch die halb offene Tür meines Büros. »Ich bin im Januar geboren, meine Sozialversicherungsnummer endet auf siebenunddreißig und dieser Anzug ist neu.«

Gott, ist dieser Mann frustrierend!

Ich lasse es mir nicht anmerken und lächle ihn an. »Eins davon ist eine Lüge?«

»Ja.« Sein Blick ist herausfordernd. Offensichtlich glaubt er, dass er mich überlistet hat. Seine drei Antworten sind ungefähr so persönlich, wie jemanden nach dem Wetter zu fragen.

»Sie wurden nicht im Januar geboren«, rate ich.

»Falsch. Meine Sozialversicherungsnummer endet nicht auf siebenunddreißig.«

Ich lächle, als hätte er einen Punkt gewonnen, und wende mich wieder dem Kundenprofil zu. Ist gern schwierig, schreibe ich. Könnte sich verheerend auswirken, wenn er sich entschließt, ernsthaft mit einer Frau zu flirten. Es ist fraglich, ob er jemals etwas tun wird, das er nicht will.

»Sie haben dieser Antwort ziemlich viel entnommen«, sagt er. »Was haben Sie da gerade alles aufgeschrieben?«

Ich übergehe die Frage. »Wie denken Sie über die Ehe?«

Er trommelt wieder mit den Fingern auf der Armlehne herum. Ein Zeichen dafür, dass er sich unbehaglich fühlt? Oder nur gelangweilt ist?

»Für manche gut, für andere schlecht«, antwortet er.

»Und wo sehen Sie sich dabei?«

»Ich bezweifle, dass es das Richtige für mich wäre.«

Mir wird flau im Magen. Er geht wirklich mit einer ausgesprochen zynischen Einstellung an die Sache heran, nicht nur gegenüber der Partnervermittlung, sondern auch, was Liebe und Beziehungen im Allgemeinen betrifft. Diese Wette könnte ich verlieren.

Aber ich weigere mich, das zuzugeben, bis es so weit ist. Und wer weiß, vielleicht hat er bis dahin die Bekanntschaft einer unserer Kundinnen gemacht, die viel zu attraktiv ist, als dass er sich an diesen kleinen Schlagabtausch erinnern würde.

»Nicht das, was Sie hören wollten?«, fragt er.

Ich schüttele den Kopf. »Opate Match funktioniert, weil wir keine Menschen auf Grundlage dessen zusammenbringen, was sie nach außen hin darstellen. Wir bringen sie auf der Grundlage von dem zusammen, wie sie tatsächlich sind. Ich werde Sie also keiner unserer Kundinnen vorschlagen, die in den nächsten Jahren heiraten möchte.«

»Gut.«

»Wie steht’s mit Kindern? Hätten Sie irgendwann gern welche?« Es ist eine Standardfrage, aber es fühlt sich übergriffig an, meinen neuen Chef das zu fragen. Der Mann, der das Schicksal von Opate in diesen großen, ständig auf den Armlehnen herumtrommelnden Händen hält.

Aber wenn ich ihn von unserem Geschäftsmodell überzeugen kann … kann ich vielleicht auch Opate damit schützen.

»Keine Kinder«, sagt er.

Ich schreibe es auf, auch wenn es eine Schande ist. Bei der kraftvollen Ruhe, die er ausstrahlt, kann man sich leicht vorstellen, wie ein Kind auf seinen Schultern reitet. Ich wette, es würde ihn weicher machen … auf eine Art, wie es diese blöden Fragen niemals schaffen.

»Ist in Ordnung«, sage ich. »Wir haben jede Menge Kundinnen, die Ihre Meinung teilen.«

»Jede Menge?«, fragt er.

»Jede Menge«, wiederhole ich. Genau genommen ist es keine Lüge. Wir haben viele Kundinnen, die sich in Bezug auf Kinder unsicher sind, und ein paar, die sie strikt ablehnen.

»Hunde oder Katzen?«

Anthony blickt zur Decke – das Abbild eines gequälten Mannes. »Zu wissen, ob ich Hunde oder Katzen vorziehe, wird mir helfen, die ewige Liebe zu finden?«

»Ach, wir versprechen keine ewige Liebe, Mr. Winter. Wir versprechen nur gesunde Beziehungen mit Menschen, die gut zusammenpassen.«

»Wie romantisch«, murmelt er. »Dann Hunde. Beschreiben Sie mich als Hundemenschen.«

Ace zuckt mit den Füßen und gibt einen leisen Hundeseufzer von sich. Fast so, als würde er zustimmen. Lächelnd mache ich eine Notiz in Anthonys Kundenprofil. Er kann so viel pusten und prusten, wie er will. Mein kleines Haus wird nicht in sich zusammenfallen. Mit jedem Wort, das er sagt, wird es robuster, und die Konturen seiner Persönlichkeit treten deutlicher hervor.

Bei einem zahlenden Kunden würde es nicht reichen, aber bei ihm muss es das, denn ich bezweifle, dass er noch viel mehr ertragen kann.

»Eine letzte Frage«, sage ich. »Wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren?«

Anthonys Blick verschließt sich. »Die nicht.«

»Nein?«

»Nein.«

Ich nicke lächelnd. »Okay, kein Problem. Dann nehmen wir als letzte eine alberne Frage. Was wäre der Titel Ihrer Autobiografie?«

Anthony spannt den Kiefer an, während er nachdenkt. Er sieht von mir weg. »Hinterher ist man immer klüger«, sagt er.

Das ist vielleicht das Traurigste, was ich je gehört habe. Er sieht mich an, als würde er sich plötzlich daran erinnern, wer ich bin, und räuspert sich. »Ist das alles, was Sie brauchen, Miss Davis?«

»Ja.« Was nicht stimmt, nicht im Mindesten. »Hätten Sie in ein paar Tagen Zeit für eine Verabredung? Ich schicke Ihnen die Details. Es wird kein langes Treffen, wahrscheinlich nur ein oder zwei Stunden in einem Café.«

»Das ist gut«, sagt er und steht auf. Ace hebt den Kopf, und wir beide sehen zu, wie Anthony zur Tür geht und dort stehen bleibt.

»Ja?«, sage ich.

»Worüber wir gerade gesprochen haben, bleibt unter uns.«

»Das tut es. Alles, was zwischen uns als Kunde und Partnervermittler besprochen wird, unterliegt der Geheimhaltung.«

Er nickt, tritt aus der Tür und schließt sie hinter sich. Ich starre sie lange an und habe nur eine Frage, die mich beschäftigt.

Mit wem zum Teufel soll ich diesen Mann nur zusammenbringen?

3

SUMMER

Suzy lehnt an ihrem Schreibtisch und beschreibt mir gestikulierend ihr Wochenende. Es war wie immer bis zum Bersten mit spannenden Dingen angefüllt … ein völliger Gegensatz zu meinem.

»Das Ivory war dieses Mal überhaupt nicht voll«, sagt sie. »Bist du sicher, dass du nächstes Wochenende nicht mitkommen willst? Es gibt dort tonnenweise tolle Typen.«

»Ich bin sicher«, erwidere ich. »Letztes Mal hat mir gereicht.«

Sie schüttelt den Kopf. »Es ist super, um Männer kennenzulernen. Dort habe ich auch Chase getroffen.«

»Den DJ, richtig?«

Sie strahlt. »Genau den!«

Ehrlich gesagt hat Suzy mehr Dates, als ich im Kopf behalten kann. Sie ist vor zwei Jahren hergezogen und hat sich mit beneidenswertem Enthusiasmus in die Gestaltung ihres New Yorker Traumlebens gestürzt. Ihre sozialen Medien sind voll von Cocktails auf Dächern.

Sie sieht zu Ace hinunter, dessen Kopf in ihrem Schoß liegt. »Kann ich dir was sagen?«

»Natürlich kannst du.«

»Ich bin nicht sicher, ob ich noch länger mit Chase zusammen sein will.«

Das ist keine Überraschung. »Ach. Wieso nicht?«

»Zuerst dachte ich, mit einem Musiker auszugehen, wäre toll. Aber … na ja, er ist zweiunddreißig und hat nicht mal eine eigene Wohnung. Ich weiß nicht, ob das wirklich was für mich ist.«

Ich lächle sie an. Hinter Suzys Fassade steckt ein gutes Mädchen. »Damit könntest du recht haben.«

»Was aber nicht bedeutet, dass es im Ivory keine erstklassigen Typen gäbe«, sagt sie und hebt eine Hand. »Vor Chase habe ich dort den Banker kennengelernt, erinnerst du dich?«

»Ja, ich erinnere mich.«

»Du solltest mitkommen. Du bist schon viel zu lange Single, Summer.«

Ich schüttele selbstbewusst mein Haar und lege noch ein bisschen Dramatik obendrauf. »Was meinst du damit? Ich entfalte mich großartig.«

»Aber würde es denn nicht Spaß machen? Du bist eine so gute Partnervermittlerin, da sollte es dir doch leichtfallen, jemanden für dich selbst zu finden!«

Achselzuckend wende ich mich der Kaffeemaschine zu. Meine beste Freundin Posie sagt oft dasselbe, aber zwischen den beiden scheint keine Absprache zu bestehen.

»Ich habe Verabredungen«, sage ich. »Jede Menge.«

Suzy schnaubt ungläubig. »Ja, klar doch. Weißt du was? Du solltest mit dem Liefertypen ausgehen!«

»Mit Dave? Wo kommt das denn plötzlich her?«

Sie schenkt mir einen triumphierenden Blick. »Er hängt hier immer noch rum, wenn du da bist. Mir ist aufgefallen, dass er jedes Mal zu deinem BürO guckt, wenn er unsere Pakete liefert. Erinnerst du dich, wie er neulich zehn Minuten lang mit Ace gespielt hat?«

»Jeder liebt Hunde.«

»Ja, aber das hat er erst gemacht, nachdem ich ihm erzählt habe, dass Ace dein Hund ist. Davor ist er immer gleich wieder abgehauen.«

Ich nehme einen Schluck Kaffee und erröte. Zwar paddelt Suzy trotz ihres freundlichen Wesens meist im seichten Wasser des Lebens herum, aber sie ist großartig darin, die Interessen der Männer zu durchschauen. »Glaubst du wirklich?«

»Oh ja. Versuch das nächste Mal, wenn er hier ist, mit ihm zu reden. Dann wirst du sehen, wie er reagiert. Du bist bildschön, Summer, und er ist Durchschnitt. Er wird gar nicht wissen, wie ihm geschieht.«

Ich schüttle den Kopf über sie. Wenn es etwas gibt, das ich als Partnervermittlerin gelernt habe, dann, dass Schönheit und Aussehen wenig zählen, wenn die Chemie zwischen zwei Menschen nicht stimmt. Und wenn sie es tut, spielt es überhaupt keine Rolle.

Sie hebt abwehrend die Hände. »Entschuldigung, Entschuldigung. Ich weiß, du magst es nicht, Leute nach ihrem Aussehen zu beurteilen.«

»Nein, tue ich nicht.«

»Tja, aber es stimmt.«

Ich nehme noch einen Schluck von meinem Kaffee und beschließe abzulenken. Es ist eine bewährte Methode bei Suzy. »Wo ist Vivi? Sie ist schon vor einer Weile aus dem Büro verschwunden.«

»Oh, sie hat gesagt, dass sie nach dem Mittagessen vielleicht nicht mehr reinkommt.«

»Ach so?«

Suzy wirkt verlegen. »Ja. Also, das macht sie manchmal. Sie hat heute Nachmittag keine Termine mehr.«

»Ja, stimmt.« Suzy und ich wechseln vielsagende Blicke. Es gab mal eine Zeit, in der meine Tante Opate Match lebte und atmete. Sie hat ihr Charisma und ihre Beziehungen komplett genutzt, um diese Firma zu einem kleinen, aber einflussreichen Unternehmen zu machen.

Jetzt ist sie immer öfter weg.

»Sie hat nicht gesagt, wohin sie wollte«, fügt Suzy hinzu.

Ich zucke die Achseln. »Tja, vielleicht hat sie wieder einen Friseurtermin.«

Wir beide wissen, dass das nicht stimmt. Vivi geht immer donnerstags zum Friseur.

Suzy nickt. »Ja. Vielleicht.«

Mein Telefon klingelt. Ich schenke Suzy ein Lächeln und gehe in mein Büro. Der Name auf meinem Handy bringt mich sofort zurück in mein Berufsleben. Ich stelle meine Kaffeetasse ab und nehme den Anruf an.

»Hi, Isabelle.«

»Summer!« Sie klingt aufgeregt, ein gutes Zeichen. »Ich weiß, dass wir immer nach den Dates reden, aber dieses Mal musste ich Sie vorher anrufen. Ich bin auf dem Weg ins Café.«

»Oh, wie schön. Ich freue mich, dass Sie sich freuen.«

»Das muss ein gutes Zeichen sein, oder? Ja, das muss es. Gestern Abend habe ich mir dreimal die Infos über ihn durchgelesen, die Sie mir geschickt haben. Er ist wirklich ziemlich beeindruckend, oder?«

Ich denke an Anthony Winter, wie er mir gegenübersitzt, an seine rauen Gesichtszüge und den unerbittlichen Blick. Das unkooperative Schweigen.

»Ja, das ist er. Ein Mann mit Präsenz.«