Say Yes to the Boss - Olivia Hayle - E-Book

Say Yes to the Boss E-Book

Olivia Hayle

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Beschreibung

Ein Pakt mit dem Teufel.  Für Cecilia ist Victor St. Clair nicht nur ihr Boss – er ist der Teufel persönlich. Doch dann offenbart er ihr, dass er heiraten muss, um das Vermögen der St. Clairs zu erben. Und die Überraschung? Er will sie heiraten – seine Assistentin! Ein einjähriger Vertrag über eine Ehe mit dem Mann, den sie verabscheut. Es klingt wie ein Albtraum, doch gleichzeitig ist es für Cecilia die Chance, endlich ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Während sie sich in dieser verrückten Vereinbarung wiederfindet, entdeckt sie hinter Victors kalter Fassade einen Mann, der sie immer mehr in seinen Bann zieht. In einem Spiel aus Macht und Leidenschaft muss Cecilia entscheiden: Kann sie dem Mann widerstehen, der ihr Herz zum Rasen bringt und gleichzeitig ihre kühnsten Träume verwirklichen? Die Antwort könnte alles verändern…

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Seitenzahl: 374

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Ein Pakt mit dem Teufel. 

Für Cecilia ist Victor St. Clair nicht nur ihr Boss – er ist der Teufel persönlich. Doch dann offenbart er ihr, dass er heiraten muss, um das Vermögen der St. Clairs zu erben. Und die Überraschung? Er will sie heiraten – seine Assistentin!

Ein einjähriger Vertrag über eine Ehe mit dem Mann, den sie verabscheut. Es klingt wie ein Albtraum, doch gleichzeitig ist es für Cecilia die Chance, endlich ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Während sie sich in dieser verrückten Vereinbarung wiederfindet, entdeckt sie hinter Victors kalter Fassade einen Mann, der sie immer mehr in seinen Bann zieht.

In einem Spiel aus Macht und Leidenschaft muss Cecilia entscheiden: Kann sie dem Mann widerstehen, der ihr Herz zum Rasen bringt und gleichzeitig ihre kühnsten Träume verwirklichen?

Die Antwort könnte alles verändern…

Über Olivia Hayle

Olivia Hayle ist eine hoffnungslose Romantikerin mit einer großen Vorliebe für Milliardäre. Da sie leider noch keinen in der der Realität getroffen hat, erschafft sie sie kurzerhand selbst – auf dem Papier. Ob sexy, charmant, cool oder verletzlich – bislang hat sie noch keinen (fiktiven) Milliardär getroffen, den sie nicht mochte.

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Olivia Hayle

Say Yes to the Boss

Aus dem Englischen von Katja Wagner

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

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PROLOG — VICTOR

1: CECILIA

2: CECILIA

3: CECILIA

4: VICTOR

5: CECILIA

6: CECILIA

7: CECILIA

8: VICTOR

9: CECILIA

10: CECILIA

11: VICTOR

12: CECILIA

13: CECILIA

14: VICTOR

15: CECILIA

16: CECILIA

17: CECILIA

18: VICTOR

19: CECILIA

20: CECILIA

21: VICTOR

22: CECILIA

23: VICTOR

24: CECILIA

25: CECILIA

26: CECILIA

EPILOG — VICTOR

Impressum

Lust auf more?

PROLOG

VICTOR

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Und um genau das geht es hier: ein Letzter Wille, der jetzt in den Händen von Anwalt Robert Tirsch liegt. Der sitzt am Eichenschreibtisch meines Großvaters, die Augen fest auf das Testament geheftet, und ignoriert den Schwarm Geier, der ihn dabei beobachtet. Vielleicht sucht er auch insgeheim nach einem Ausweg.

Ich lehne an einem der Bücherregale und atme den vertrauten Geruch von ledergebundenen Büchern und Staub ein. Großvater hat das Reinigungspersonal jedes Mal verscheucht, wenn sie den Versuch unternommen haben, dieses Zimmer zu putzen.

Meine Tante rutscht auf ihrem Stuhl herum. »Ich glaube, dass wir es alle zu schätzen wüssten, wenn das hier schnell erledigt ist. Vorzugsweise heute.«

Mr. Tirsch räuspert sich und blickt von den Dokumenten in seinen Händen zu ihr. Dann zu meinen Cousins, die zusammengepfercht auf dem alten Chesterfield-Sofa hocken. Schließlich landet sein Blick auf mir.

Und das ist der Moment, in dem mir etwas klar wird.

So etwas Banales wie ein Grab hält meinen Großvater nicht davon ab, die Geschicke der Familie St. Clair zu lenken.

Mr. Tirsch presst sich ein Taschentuch an die Stirn. »Fangen wir also an. Ich danke Ihnen allen, dass Sie sich hier zur Verlesung von Richard St. Clairs Letztem Willen und Testament eingefunden haben. Wie Sie alle wissen, informieren wir die Begünstigten sonst nicht auf diese Weise über den Inhalt eines Testaments. Aber der Erblasser hat genaue Instruktionen hinterlassen, und wir als seine Anwälte haben beschlossen, seine Wünsche zu respektieren.«

Er räuspert sich erneut und heftet den Blick wieder auf das Dokument vor ihm. Was wohl leichter ist, als die im Raum spürbare Spannung aushalten zu müssen. »Richard St. Clair hinterlässt die Hälfte seines Vermögens an Barmitteln und Wertpapieren mit Ausnahme aller Immobilien seiner Tochter Mrs. Charlotte Reece.«

Meine Tante atmet scharf ein. Das Geräusch hallt in dem gerammelt vollen Arbeitszimmer wider. »Sagten Sie gerade ›mit Ausnahme aller Immobilien‹?«

Mr. Tirsch betupft sich erneut die Stirn. »Ja.«

Charlotte Reece ist mit ihren achtundfünfzig Jahren zu würdevoll, um sich zu mir umzudrehen und mich mit Blicken zu durchbohren, aber ich weiß, dass sie es nur zu gern täte. Es gibt nur zwei Begünstigte in diesem Testament: sie und mich. Mein Großvater hatte nur zwei Kinder. Da meine Eltern tot sind, fällt das Erbe meines Vaters mir zu.

»Die andere Hälfte seines Vermögens einschließlich der Immobilien erhält das Kind von Richard St. Clairs verstorbenem Sohn: Victor St. Clair.«

Also hat er mir das Haus vermacht.

Der alte Mistkerl hinterlässt mir den einen Ort, der jahrelang mein Gefängnis, aber auch meine Zuflucht war. Vielleicht kann ich jetzt jemanden dieses Zimmer abstauben lassen.

Meine Tante steht schon auf, aber ein nervöses Kopfschütteln von Mr. Tirsch lässt sie in ihrer Bewegung innehalten. »Allerdings wurde Mr. St. Clair eine Bedingung auferlegt, die höchst ungewöhnlich ist.«

Ich kreuze die Arme vor der Brust. »Und die wäre?«

Mr. Tirsch sieht mir in die Augen. Er sinkt förmlich in sich zusammen, während er an dem Papier in seinen Händen herumfummelt. »Das Anwesen wird von der Bank in einem Treuhandfonds gehalten, bis Victor St. Clair verheiratet ist. Erst danach wird ihm das Haus formal übertragen. Sollte er seinen Familienstand nicht innerhalb von zwei Jahren geändert haben, geht der Fonds an Mrs. Charlotte Reece. Wie ich bereits sagte … höchst ungewöhnlich.«

»Das kann doch nicht Ihr Ernst sein«, sagt meine Tante. »Das war’s? Keine Erklärung? Nichts?«

Einer meiner Cousins wirft mir einen ungläubigen Blick zu. Mit unbewegtem Gesichtsausdruck halte ich die Augen starr auf den Anwalt gerichtet.

Großvater verlangt von mir zu heiraten, um das Haus zu bekommen.

Hat er wirklich geglaubt, dass mir das Haus so viel bedeutet?

»Doch, dazu gibt es eine Zeile im Testament. Es war Richard St. Clairs Wunsch, dass sein Enkel Victor den Familiennamen weiterführt.« Tirsch wirft mir einen halb ängstlichen, halb entschuldigenden Blick zu. Vielleicht hätte ich am Telefon netter zu ihm sein sollen, als er mich wegen dieser Zusammenkunft angerufen hat.

Den Familiennamen weiterführen. Heiraten.

Ein paar Sekunden lang macht niemand im Zimmer ein Geräusch.

Dann fange ich an zu lachen. Es ist Ewigkeiten her, seit ich mich das letzte Mal so benommen gefühlt habe. Natürlich verlangt mein Großvater das von mir. Noch ist er nicht fertig damit, mir Vorschriften zu machen oder mich als Schachfigur zu benutzen. Und gerade hat er mir den Fehdehandschuh hingeworfen und ein neues Spiel begonnen, weil er wusste, was dieses Haus mir bedeutet.

Heiraten, um es zu behalten. Es nicht tun und dabei zusehen müssen, wie es an jemand anderen fällt. Und dafür bleiben mir genau zwei Jahre.

1

CECILIA

»Das Übliche für Ihren Chef?«

»Ja. Aber bitte dieses Mal weniger Mayo.«

»Das hat ihm beim letzten Mal nicht geschmeckt?«, fragt Ryan.

Ich zucke entschuldigend die Achseln. »Ich fand, es hat toll geschmeckt, wenn Sie mich fragen.«

Ryan lacht glucksend, während er hinter der Theke in Windeseile ein Sandwich zubereitet. Räucherlachs, Rucola, Kapern, Frischkäse und ein kleiner Klecks Mayo auf glutenfreiem Brot. Währenddessen unterhalten wir uns über seinen neuesten Familienzugang: einen Mops namens Lucy.

»Meine Frau liebt die Beatles«, sagt er grinsend. »Also musste es Lucy werden.«

»Hat sie denn auch ein diamantenbesetztes Halsband?«

»Glauben Sie, ich würde immer noch Sandwiches zubereiten, wenn sie eins hätte?«

Ich muss lachen. »Dafür haben Sie eben ein Talent … also ja!«

»Ach, Sie Schmeichlerin.« Er überreicht mir das fertige, in Plastikfolie gewickelte Sandwich. »Bitte sehr. Ich hoffe, es schmeckt ihm.«

»Oh, da bin ich mir sicher.« Mit dem genau nach Victor St. Clairs Vorgaben zubereiteten Footlong unter dem Arm winke ich Ryan fröhlich zum Abschied zu. Am Shop an der Ecke hole ich meinem Chef noch einen Kaffee. Dunkle Röstung, kolumbianische Bohnen, kein Zucker, keine Milch.

Ich schaffe es genau fünfzehn Minuten vor dem Ende von Mr. St. Clairs Besprechung zurück zu Exciteur Consulting.

Stacey, die neue Wachfrau in der Lobby, hat gerade Dienst an den elektronischen Durchlassschranken. Klasse.

Ich winke ihr zu. »Hi!«

Sie lächelt und winkt mich vor die Schlange Angestellter, die darauf warten, durch die Schranken gelassen zu werden.

»Vielen Dank. Sie sind die Beste.«

Sie zwinkert mir zu. »Nur für die oberste Etage.«

Der Fahrstuhl, in den ich eile, ist nur halb voll. Kaum drücke ich auf den Knopf für die vierunddreißigsten Etage, ersterben alle Gespräche.

Ja, denke ich. Ich arbeite für die Geschäftsführung.

Der Flur in der Vierunddreißigsten ist still, als ich ankomme. Meine Absätze auf dem Steinfußboden sind das einzige Geräusch, während ich an den Büros der Geschäftsleitung vorbeieile. Zwei von ihnen sind leere Besprechungsräume. Eines ist das Büro der Finanzchefin, das andere das des leitenden Geschäftsführers. In zwei weiteren sitzen die firmeninternen Anwälte.

Und ganz am Ende des Flurs liegt das Atrium, das ich mein Zuhause nenne. In seinem Büro meinem gegenüber sitzt Mason an seinem Schreibtisch. Er blickt von seiner Tastatur hoch, als er mich bemerkt. »Sie sind noch nicht zurück.«

Erleichtert atme ich aus. »Super, danke.«

Mit meiner Magnetkarte entriegele ich die Tür, auf deren goldgerahmtem Schild CEO steht, und sie schwingt automatisch auf. Ich stelle sein Mittagessen und den Kaffee rechts auf seinem Schreibtisch ab. Links steht seine Tastatur, und der ordentliche Stapel Unterlagen, die er heute noch lesen muss, liegt weit genug entfernt, um keine Essensflecken abbekommen zu können.

Perfekt. Genau wie jeder Lunch, den ich Victor St. Clair während der letzten paar Monate serviert habe.

Ich schaffe es gerade noch zu meinem Platz, bevor die Glocke des Fahrstuhls ertönt. »Showtime«, sage ich lautlos zu Mason.

Ein paar Sekunden später rauschen sie Seite an Seite durch den Flur, zwei Eroberer auf dem Rückweg vom Schlachtfeld. Eleanor, die Finanzchefin, nickt Mason freundlich zu, bevor sie ihr Büro betritt.

Mein Chef macht nichts dergleichen. Einen kurzen Blick auf St. Clairs scharfkantiges Kinn ist alles, was ich erhasche, bevor er schon an mir vorbei ist und die Tür zu seinem palastartigen Büro entriegelt. Sie schließt sich hinter ihm mit einem Klick.

Im Flur herrscht wieder Stille.

Ich lasse die Schultern fallen und sehe hinüber zu Mason. Dieses Mal grinst er und tut so, als würde er sich den Schweiß von der Stirn wischen.

Er ist Eleonors Assistent, und ich bin Victor St. Clairs Assistentin.

Ich weiß, dass Mason trotz des Gehaltsunterschieds zwischen uns niemals den Job mit mir tauschen würde. Und ich kann ihn verstehen.

Es ist ein Jahr her, seit Tristan Conway fort ist und Victor St. Clair die Position als leitender Geschäftsführer bei Exciteur übernommen hat. Als Mehrheitseigner der Firma kann Acture Capital den Posten besetzen, mit wem sie will.

Aber musste es ausgerechnet St. Clair sein?

Für Conway zu arbeiten, war ein Kinderspiel gewesen, ja, sogar eine Freude. Hin und wieder hat er mir einen Witz zugeworfen, und ich habe dasselbe bei ihm getan, ohne es jemals an Höflichkeit mangeln zu lassen. Ich habe Dinge für ihn erledigt, und er hat es zu schätzen gewusst.

Victor St. Clair tut nichts dergleichen.

Er redet, als hätte er Eis im Hals, das jedes seiner Worte vor dem Aussprechen herunterkühlt. Das Gletscherblau seiner Augen wirkt vernichtend, wenn er einen voller Missbilligung ansieht.

Davor fürchte ich mich am meisten.

Seit elf Monaten, drei Wochen und zwei Tagen bin ich jetzt seine Assistentin. Ich weiß das so genau, weil ich auf meinem Computer einen Timer habe, der die Tage zählt. Vor genau elf Monaten, drei Wochen und zwei Tagen habe ich hier gesessen und ein Gespräch zwischen St. Clair und Conway mit angehört.

Conway hat mich empfohlen.

St. Clair hat angezweifelt, dass ich auch nur einen Monat durchhalten würde, geschweige denn ein Jahr, gestand aber zu, dass er mir eine Chance geben würde. Aus seinem Mund hörte es sich an, als würde er mir einen Gefallen tun.

Tja, den Monat habe ich durchgehalten, und in acht Tagen habe ich ein volles Jahr geschafft. Nimm das, St. Clair.

Und wenn das Jahr um ist, wenn ich meine einseitige Wette mit meinem Teufel von Chef gewonnen habe, bin ich raus hier. Seit Wochen feile ich an meinem Lebenslauf herum. Die aktuelle Version liegt direkt hier auf meinem Schreibtisch. Er braucht nur noch ein bisschen Feinschliff, bis ich ihn an Firmen in der ganzen Stadt verschicken kann. An jede und überallhin, nur weg von St. Clairs Befehlen. Ein Job mit normalen Arbeitszeiten, freien Wochenenden und genug Zeit, um mein eigenes Unternehmen aufzubauen.

Das, was ich schon seit Jahren gründen will.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs räuspert sich Mason. Lächelnd deutet er Richtung Fahrstühle.

»Oh!«, flüstere ich laut. »Danke!«

»Geh schon!«

Ich schicke meinen Computer in den Stand-by-Modus und eile den Flur entlang zu den Fahrstühlen. Das Küchenpersonal ein paar Etagen tiefer ist beschäftigt, aber die meisten machen mir Platz.

»Hey, Cecilia«, ruft Barry. »Wie stehen die Dinge oben im Eispalast?«

»Frostig.«

Die anderen lachen, und ich grinse sie an, während ich meinen Falafalwrap in die Mikrowelle schiebe. Habe ich zwei Minuten? Ich stelle den Timer runter auf anderthalb.

»Hast du Zeit, ein bisschen hier unten bei uns zu bleiben?«, fragt Amy. »Susan hat für die Vertriebsabteilung Kekse besorgt, und wir haben ein paar davon abgezweigt.«

»Ihr seid die Besten, aber ich muss gleich wieder hoch.«

»Er kann dich nicht dazu zwingen, an deinem Schreibtisch zu essen.«

»Oh, das tut er nicht«, erwidere ich. »Ich bezweifle, dass er annimmt, ich würde überhaupt essen.«

Die anderen lachen wieder, und ich starre auf die Mikrowelle. Noch zwanzig Sekunden. Neunzehn. Achtzehn …

Ich renne fast mit meinem halb aufgewärmten Warp in der Hand zum Fahrstuhl. Es ist ein Risiko, aber St. Clair sollte schließlich mit seinem Lunch beschäftigt sein. In der Regel braucht er dafür wenigstens zehn Minuten …

Als sich im vierunddreißigsten Stock endlich die Fahrstuhltüren öffnen, rast mein Herz.

Und beim Anblick, der sich mir am Ende des Flurs bietet, bleibt es fast stehen.

St. Clair ist nicht in seinem Büro. Er steht neben meinem leeren Schreibtisch, das Gesicht eine eingefrorene Maske aus harten Linien, und inspiziert ein Blatt Papier.

Ich muss mich dazu zwingen weiterzugehen. Das Geräusch meiner Absätze hallt mit jedem schmerzvollen Schritt wider, und es klingt weder gewandt noch kämpferisch. Nur unheilvoll.

Als ich an meinem Schreibtisch ankomme, sieht St. Clair mich an. Seine Augen sind ebenmäßig blau. »Sie waren nicht an Ihrem Schreibtisch.«

»Ich habe mein Mittagessen aufgewärmt.« Als Beweis halte ich meinen Falafalwrap hoch. Hier, Herr Richter. Beweisstück A.

Sein Blick fällt darauf, und er runzelt die Stirn.

»Brauchen Sie irgendetwas, Sir?«, frage ich, weil Angriff immer noch die beste Verteidigung ist.

»Auf meinem Sandwich sind keine Salatblätter.« Er dreht das Blatt Papier um, das er in der Hand hält. Es ist mein frisch ausgedruckter Lebenslauf. »Was ist das hier, Miss Myers?«

Die Rückseiten meiner Oberschenkel pressen sich gegen die harte Kante meines Schreibtischs. »Mein Lebenslauf.«

»Das sehe ich. Haben Sie vor, Exciteur zu verlassen?«

Es ist eine Weile her, dass ich unter seinem Blick zu leiden hatte. Derart viel Intensität sollte nicht auf nur eine Person gerichtet sein. Niemals.

»Ich denke darüber nach«, murmele ich und wappne mich gegen das Schlimmste. Es kommt nicht.

St. Clairs Augenbrauen ziehen sich nachdenklich zusammen, und er lässt seinen Blick über mich wandern, von Kopf bis Fuß, wie er es noch nie getan hat. Er legt meinen Lebenslauf zurück auf den Schreibtisch und mustert mich ein letztes Mal lange. Ich bekomme eine Gänsehaut.

»Interessant«, sagt er.

Damit geht er in sein Büro. Die Tür schließt sich mit einem Geräusch der Endgültigkeit hinter ihm, und ich atme zittrig aus. Auf der anderen Seite des Flurs starrt Mason mich mit weit aufgerissenen Augen an.

Was zur Hölle soll ich jetzt tun?

Die Lösung kommt auch nicht am nächsten Tag. Oder am übernächsten. St. Clair fährt fort, mir inhaltslose E-Mails zu schicken, in deren Betreffzeile er so effizient wie möglich seine Befehle getippt hat: Verschieben Sie meine Vier-Uhr-Besprechung nach hinten. Buchen Sie meinen Flug nach Denver um.

Noch immer kann ich meine eigene Dummheit nicht fassen. Wie konnte ich nur meinen Lebenslauf zu meinen anderen Papieren auf meinen Schreibtisch legen? Ich verdiene es ja fast, gefeuert zu werden. Trotzdem hoffe ich, dass er es nicht tut. Nicht nur, weil ich diesen Job und das damit verbundene Einkommen brauche oder weil es schwerer sein wird, einen neuen zu finden, wenn man gefeuert wurde.

Sondern weil ich noch kein Jahr durchgehalten habe, woran der Timer auf meinem Desktop mich so gern erinnert. Dieses tickende, glänzende, kleine Ding zu besiegen, ist zu einem Lebensziel geworden. Noch zwei Wochen, dann habe ich ein ganzes Jahr für Victor St. Clair gearbeitet. Vermutlich wird sich mein Leben danach leer anfühlen, vielleicht sogar bedeutungslos. Was soll ich bloß tun, wenn ich gerade nicht meinen Chef in einem Krieg bekämpfe, von dem er nicht mal weiß, dass er ihn führt?

Nachmittags arbeitet Victor gern ein paar Stunden ungestört. Jede Besprechung, die ich auf eine andere Uhrzeit legen kann, verschiebe ich. Jedes Konferenzgespräch, das nicht zwingend notwendig ist, lehne ich ab. Als er mich also am Freitag um siebzehn Uhr in sein Büro ruft, bin ich aufrichtig verwirrt.

Ich weiß, dass er noch lange nicht Feierabend machen wird. Ein Freitagabend bedeutet St. Clair gar nichts. Ich kann die Wochenenden, an denen ich gearbeitet und St. Clair bei irgendwelchen Projekten geholfen, obskure Flugtickets gebucht und seinen Kalender umorganisiert habe, gar nicht mehr zählen.

Ich schiebe meinen Stuhl zurück und ziehe meinen Bleistiftrock zurecht. Masons Schreibtisch ist verwaist. Eleanor wollte nicht, dass er länger bleibt. Ihr ist Mitarbeiterzufriedenheit wichtig.

Ich frage mich, wie das wohl ist.

Victor sitzt aufrecht an seinem Schreibtisch, die Augen auf den Bildschirm geheftet.

»Sir?«

»Nehmen Sie Platz, Myers.«

Nervosität macht sich in meinem Magen breit, aber ich tue wie befohlen und setze mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Es tut mir leid.«

Er sieht mich von seinem Computer aus an. »Wofür entschuldigen Sie sich?«

»Mein Lebenslauf? Dass Sie ihn gesehen haben? Ich weiß, dass er nicht hier ins Büro gehört.«

»Nein«, erwidert er. »Das tut er nicht.«

»Das ist mir klar, und es tut mir leid. Es kommt nicht wieder vor.« Ich stehe kurz vor einem Schweißausbruch unter meiner Seidenbluse.

Victor zieht eine Augenbraue hoch. »So unprofessionell das vielleicht gewesen sein mag«, sagt er, »deswegen habe ich Sie nicht hereingerufen.«

»Ach nein?«

Er lehnt sich in seinem Sessel zurück und starrt mich mit diesem unverhohlenen, abschätzenden Blick an, wie schon vor ein paar Tagen. Das zweite Mal in einer Woche. Ich lasse die volle Wucht von Victor St. Clairs intensiver Musterung über mich ergehen und bin nicht sicher, ob ich ein drittes Mal überleben würde.

»Sie wollen also kündigen«, sagt er.

»Nein. Ich meine … nicht jetzt, aber vielleicht irgendwann. Das hier ist wirklich ein toller Job, aber ich glaube, ich habe alles gelernt, was ich in dieser Position lernen kann. Daher überlege ich, mir einen anderen Job zu suchen, einen mit mehr Herausforderung, durch den ich weiter wachsen kann. Aber das liegt noch in weiter Ferne.«

»Gut. Tja, das ist ausgezeichnet.«

Ich starre ihn lange an, und mein Herz hämmert, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Seine Worte ergeben einfach keinen Sinn. »Das ist … ausgezeichnet, Sir?«

»Ja. Ich habe nämlich ein neues Jobangebot für Sie.«

»Tatsächlich?« Er hat mir gegenüber nie etwas anderes als Geringschätzung oder einen völligen Mangel an Interesse zum Ausdruck gebracht. Habe ich es geschafft, ihn zu beeindrucken? Schließlich tue ich alles, worum er mich bittet, und noch jede Menge mehr, worum er mich nicht bittet.

»Ja. Es ist etwas unorthodox.«

»Unorthodox?«

Er legt seine Hände flach auf den Schreibtisch ab. »Sie wissen, dass mein Großvater vor ein paar Monaten verschieden ist?«

»Ja, das weiß ich. Ich habe dabei geholfen, seine Beerdigung zu organisieren.«

»Richtig. Nun ja, er hat ein Testament hinterlassen.«

»Oh.«

»Einen Letzten Willen mit gewissen … Klauseln.«

Hiermit kenne ich mich aus. »Sie möchten, dass ich eine Abstimmung der Anwälte koordiniere?«

Die Linien in seinem Gesicht vertiefen sich. »Nein. Das habe ich schon das ganz letzte halbe Jahr versucht. Sie wollen sich kein Stück bewegen.«

»Oh. Tja, das tut mir leid.«

Er mahlt mit den Kiefern. »Im Testament meines Großvaters ist festgeschrieben, dass ich verheiratet sein muss, um mein Erbe antreten zu können.«

»Verheiratet, Sir? Ist es überhaupt legal, so was in einem Testament festzuschreiben?«

»Das bezweifle ich«, murmelt Victor. Mit den Fingern umklammert er die Kante seines Schreibtischs. »Aber der alte Bastard hat seine Anwälte irgendwie dazu gebracht, es zu tun. Sie haben jedes erdenkliche Schlupfloch dichtgemacht, um sicherzugehen, dass mein Erbe von meinem Familienstand abhängig ist.«

»Wow. Das tut mir leid, Sir. Ich kann mir vorstellen, wie schwierig das für Sie ist.«

St. Clair wird niemals heiraten. Ich weiß das, weil ich seit einem Jahr für ihn arbeite. Tatsächlich wusste ich das schon nach einer Woche. Er wechselt die Frauen wie ein streunender Kater. Während der letzten Monate habe ich fast jede Woche ein Date für ihn arrangiert.

Ganz zu schweigen davon, dass es in seinem Leben keine einzige Frau gibt, die seine langen Arbeitszeiten tolerieren würde. Der Mann ist sogar Weihnachten im Büro gewesen und hat mich gezwungen, seine E-Mails aus der Ferne zu beantworten.

Und dann ist da natürlich noch die Sache mit seiner Persönlichkeit.

»Es ist lächerlich«, sagt er. »Aber tatsächlich habe ich mich entschlossen, es zu tun.«

»Zu heiraten, Sir? Wen denn?«

»Ich bin froh, dass Sie fragen, Miss Myers.« Ein Anflug von Humor blitzt in seinen eisblauen Augen auf. »Sie.«

2

CECILIA

»Sie wollen, dass ich Sie heirate?«

Victor sieht mir in die Augen. So lange habe ich seinen Blick noch nie erwidern müssen. Es ist beängstigend. »Sie wollten doch einen neuen Job.«

»Nicht als Ihre Frau.«

»Mich zu heiraten würde Sie aus diesem Büro bringen.«

»Ja, aber nicht weg von Ihnen.«

St. Clair blinzelt einmal, und dann glättet sich seine für gewöhnlich gerunzelte Stirn plötzlich. Er verzieht amüsiert den Mund, in seinen Augen blitzt etwas auf. Was mir verdammt nochmal noch mehr Angst macht. »Ich wusste immer, dass Sie kein Jahr durchhalten würden.«

Ich balle die Fäuste, und meine Nägel bohren sich in meine Handflächen. »In sechs Tagen habe ich ein ganzes Jahr für Sie gearbeitet.«

»Tja, dann haben Sie ja nichts zu verlieren.«

Der Mann meint es tatsächlich ernst. Es gibt eine Milliarde Gründe, wieso das hier eine blöde Idee ist, aber während ich nach ihnen suche, spreche ich ausgerechnet den ersten aus, der mir in den Sinn kommt. »Aber Sie sind überhaupt nicht der Typ fürs Heiraten.«

Wieder dieses amüsierte Grinsen. »Es würde sich um eine Ehe handeln, die ausschließlich auf dem Papier existiert, Miss Myers. Wir hätten keine wirkliche Beziehung.«

»Nein. Klar doch. Ich hätte auch nie … natürlich nicht.«

»Sie würden fürstlich für Ihre Zeit entlohnt werden. Tatsächlich sind Sie hier in einer ziemlich guten Verhandlungsposition, Miss Myers. Wie viel verlangen Sie für Ihr Einverständnis?«

»Ich werde Sie nicht für Geld heiraten.«

»Sie arbeiten doch auch für Geld für mich.« Seine Stimme senkt sich. »Sie tauschen schon jetzt Ihre Zeit gegen Geld ein. Bei diesem Vertrag bitte ich um sehr wenig von Ihrer Zeit. Ich brauche nur Ihren Namen, Ihre Unterschrift und Ihr Einverständnis, dass Sie ein Jahr lang niemand anderen heiraten können. Es ist ein viel besseres Geschäft als der Job, den Sie zurzeit haben.«

Victor St. Clair ist berüchtigt für seine harte Verhandlungstaktik, und er lässt nie nach, bis die andere Partei einwilligt. Ich weiß das. Ich habe mehr als einmal mit angehört, wie er sein Gegenüber so lange getriezt, gelockt und eingeschüchtert hat, bis dieser eingeknickt ist. Und dann geht er mit einem siegreichen Glitzern in den Augen aus der Tür und hatte sein Vermögen verdoppelt.

Ich hatte nur nie erwartet, dass ich einmal sein gegenüber sein würde.

»Aber … das ist eine Ehe«, erwidere ich in einem Anfall verbaler Genialität. »Das ist doch nicht dasselbe wie ein Job.«

»Das ist unsere Entscheidung. Kommen Sie schon, Miss Myers. Was wollen Sie?« Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück und mustert mich mit verengten Augen. »Eine völlig neue Garderobe? Ein Jahr um die Welt reisen? Es muss doch etwas geben, das Sie wollen. Etwas anderes, als nur Ihren jetzigen Job loszuwerden.«

»Das meinen Sie wirklich so. Sie wollen eine Ehefrau kaufen.«

Er schnaubt. »Wenn ich versuchen würde, eine Frau zu kaufen, würde ich online gehen. Es gibt jede Menge Menschen, die sich für eine Green Card verkaufen. Aber ich will jemanden, den ich kenne. Jemanden, bei dem ich darauf vertrauen kann, dass er Anweisungen befolgt, organisiert und zuverlässig ist. Jemanden, der genau weiß, worauf er sich einlässt.«

»Und da dachten Sie an mich.«

»Na ja, Sie haben schließlich Ihren Lebenslauf eingereicht.«

»Nicht mit Absicht.«

»Ist das von Belang? Sie sagten doch, dass Sie von mir weg wollten. Tja, so müssten Sie nicht mehr für mich arbeiten.«

Ich starre ihn an. »Aber ich wäre mit Ihnen verheiratet.«

»Sie hätten Ihr eigenes Schlafzimmer, Badezimmer und Platz in meiner Wohnung. Ihre eigenen Schlüssel. Wir würden uns kaum sehen.«

»Ich müsste mit Ihnen zusammenwohnen?«

St. Clairs Kiefer zuckt. »Eine der Bedingungen meines Großvaters. Mir ist bewusst, wie … unorthodox das ist.«

»Wer um Himmels willen war Ihr Großvater?« Ich muss den Kopf schütteln, und der Schreibtisch vor mir verschwimmt. »Nein, Sir. Ich werde Sie nicht heiraten. Ich kann nicht. Niemals.«

»Doch, das können Sie. Und Sie werden es.«

»Das haben Sie nicht zu entscheiden.«

»Nein, sondern Sie«, sagt er, und ich sehe zu ihm hoch, obwohl ich weiß, dass ich ihm nicht trauen kann. Er hat die Hände auf den Schreibtisch abgestützt und fixiert mich mit seinen eisblauen Augen. »Dies ist Ihre Chance auf ein neues Leben, Miss Myers. Verlassen Sie Exciteur. Ziehen Sie genug Geld aus diesem Deal, um das zu tun, was Sie sich schon immer erträumt haben. Wenn Sie keinen Kontakt mit mir wollen, sorge ich dafür, dass er minimal ist. Sie werden nur ein Jahr lang mit mir verheiratet sein, keinen Tag länger. Schließlich haben Sie schon ein Jahr lang mit mir ausgehalten. Was macht da schon ein weiteres?«

Ich stehe mit zittrigen Beinen auf. Seine Worte ergeben keinen Sinn und irgendwie doch, und deshalb muss ich gehen. Weil ich weiß, dass Victor St. Clair bekommt, was er will.

Aber mich bekommt er nicht.

»Tut mir leid, Sir, aber ich habe kein Interesse.«

»Nehmen Sie sich das Wochenende, um darüber nachzudenken. Wir sprechen am Montag weiter darüber.«

Ich muss meine nächsten Worte herauswürgen. »Nein, werden wir nicht. Ich habe kein Interesse.«

»Natürlich, Miss Myers. Sehen wir mal, wo wir nächste Woche stehen.«

Kopfschüttelnd gehe ich Richtung Tür. Das trostlose unpersönliche Atrium, das mein Büro ist, hat sich noch nie so einladend angefühlt.

»Eins noch.«

Mit den Fingern schon auf der Türklinke bleibe ich stehen. »Wenn Sie mich jetzt auch noch bitten, die Mutter Ihrer Kinder zu werden, ist die Antwort ebenfalls Nein.«

Stille macht sich zwischen uns breit. Fast möchte ich mich für meine Worte entschuldigen, tue es aber nicht, denn sie sind wahr. Für wen hält er sich, so etwas von mir zu verlangen?

St. Clairs Blick lastet schwer auf mir. »Nicht ganz. Sie müssten bis zu dem Termin mit Tokio um neunzehn Uhr bleiben, um Notizen über die Lieferanten zu machen.«

»Oh. Tja … okay.«

Der nächste Tag fängt gemächlich an, wie so viele Samstage im Oktober, aber umso schöner. Meine beste Freundin besucht mich in meinem winzigen Studioapartment, wo ich schon eine unverschämte Menge Nagellack für uns auf dem Couchtisch arrangiert habe.

Die Fläschchen stehen nach Farben sortiert in einer drehbaren Platte aus durchsichtigem Plastik. Sie bilden einen perfekten Regenbogen von Beige über Rosa zu Rot und schließlich Schwarz. Sie nur anzusehen, macht mich schon glücklich.

»Das hat er nicht wirklich gesagt«, behauptet Nadine.

»Doch. Ich kann’s kaum glauben, aber ich schwöre vor Gott, dass er es getan hat.«

»Seine Frau?«

»Du weißt, dass ich dich nie anlügen würde.«

»Nur wenn es dabei um das Wegfuttern von Schokolade geht, die ich für mich selbst gekauft hatte.«

»Das habe ich nur zweimal gemacht. Als ich meine Tage hatte.«

»Und ich bin immer noch sauer.« Nadine bewirft mich mit einem Kissen.

Ich fange es und drücke es gegen meine Brust.

»Seine Frau? Er will wirklich, dass du ihn heiratest?«

»Ja.«

Sie schüttelt den Kopf, und ihre Zöpfe fliegen. »All das nur für eine Erbschaft? Das ist der Teil, den ich nicht verstehe. Du hast mir wieder und wieder erzählt, wie reich dein Arschloch von Chef ist. Wieso also nimmt er diese ganze Mühe auf sich?«

»Das verstehe ich auch nicht. Wenn es sich hierbei nicht um St. Clair handeln würde, müsste ich annehmen, er wollte mir nur einen Streich spielen.«

»Also nimmt er dich nicht einfach auf den Arm.«

»Er sah todernst aus.« Ich lasse mein Gesicht wie eine schlechte Imitation seines Gesichtsausdrucks wirken und starre meine beste Freundin mit glühenden Augen an. »Nadine. Als meine Assistentin tauschen Sie schon jetzt Ihre Zeit gegen Geld ein. Ein Jahr lang Ihren Namen einzutauschen, sollte Ihnen da doch ganz leichtfallen.«

Sie blinzelt zweimal, bevor sie anfängt zu lachen. »Der Mann ist ein Soziopath. Oder ein Psychopath. Den Unterschied kann ich mir einfach nicht merken.«

»Er trotzt jeder Beschreibung. Vielleicht entwickelt er noch sein eigenes Krankheitsbild.«

»Nein, das würde ihm wahrscheinlich zu sehr gefallen. Dass etwas nach ihm benannt wird.« Nadine schüttelt den Kopf und lehnt sich auf meiner Couch zurück. Sie streckt die Beine aus, bis sie neben meinen ruhen. »Hat er dir wenigstens irgendwas dafür angeboten?«

»Alles Mögliche sogar. Eine Wohnung. Geld. Ein Jahr lang reisen. Und hör dir das an: eine neue Garderobe.«

Nadine lacht glucksend. »Na klar. Denn wenn er dich nicht mit Geld oder einer Wohnung kaufen kann, dann sicher mit ein paar neuen Designerkleidern.«

»Genau. Ich bin schließlich nur eine ganz gewöhnliche Frau.«

»Männer«, seufzt sie. »Vielleicht kannst du ein paar Tage lang was für dich rausschlagen. Lass ihn dir wenigstens eine teure Handtasche kaufen, bevor du sein Angebot ausschlägst. Das ist deine Chance, diesen Mistkerl nach Strich und Faden auszuquetschen.«

»Das wäre so du. Du könntest so was. Ich weiß, dass ich es nicht kann.«

Sie rollt mit den Augen. »Doch, du auch, Cece. Steh mal für dich ein. Dieser Mann hat ein Jahr lang nur Forderungen gestellt. Er hat dich Überstunden machen und an Wochenenden und Feiertagen arbeiten lassen. Er hat die Anweisungen für sein Mittagessen viertausendmal geändert. Er hat dich zum Weinen gebracht! Aber als er dich die Beerdigung seines Großvaters planen lassen hat? Da hast du ihn nicht eine Träne vergießen sehen.«

»Ich glaube nicht, dass er zu Gefühlen fähig ist.«

»Wäre es nicht ein tolles Gefühl, ihm dafür spontan ein bisschen Geld abzuluchsen? Ihn mit leereren Taschen dastehen zu lassen?«

Ich stoße mit meinem Knie gegen ihres. »Du bist das Teufelchen auf meiner Schulter, oder?«

Sie grinst. »Immer. Aber mal ehrlich. Denkst du wenigstens darüber nach?«

»Natürlich nicht. Niemals.«

Sie greift nach einem Fläschchen mit leuchtend blauem Nagellack. »Hat er gesagt, wie viel er dir anbietet? Ich hätte vielleicht Interesse.«

Ich stöhne auf. »Also ehrlich.«

Lachend schraubt sie das Fläschchen auf und fängt an, träge ihre Fingernägel zu lackieren. »Ich bin eine mittellose Künstlerin. Er könnte mich komplett finanzieren. Stell dir nur die Studios vor, in denen ich ausstellen könnte! Dafür würde ich schon meinen Nachnamen hergeben.«

»Du? Die unkonventionellste Person, die ich kenne?«

Nadine zwinkert mir zu. »Ich muss dich doch auf Trab halten.«

»Tja, Mission erfüllt.« Ich greife nach einem blassrosa Nagellack. »Ich hätte nicht gedacht, dass du dich für Blau entscheidest.«

Sie streckt ihre Hand vor sich aus und bewundert ihre Nägel. »Ich arbeite gerade an Nächstenliebe, für meine Bilderreihe der Sieben Tugenden. Es entwickelt sich zu einer abstrakten Meereslandschaft. Das hier ist fast genau die gleiche Farbe, die ich dafür verwende.«

»Wie läuft es denn so?«, frage ich. Nadine hat gerade ihr Portfolio an Kunstgalerien in der ganzen Stadt verschickt. Nach zehn Jahren, in denen sie sich schmerzhaft langsam einen Namen gemacht hat, ist sie endlich so weit, ausstellen zu können.

Aber das geht vielen Künstlern so.

Sie seufzt. »Es läuft schrecklich. Die meisten Galerien antworten nicht mal. Einige haben Interesse, aber nicht an dieser bestimmten Reihe. Es ist, als würde ich versuchen, im Lotto zu gewinnen.«

Ich schraube mein Nagellackfläschchen auf. »Na, wenigstens hast du noch den Unterricht im Kunstzentrum, oder?«

»Ja, aber Kindern beizubringen, wie man Kollagen macht, reicht gerade so zum Überleben. Eine Ausstellung kann ich davon nicht finanzieren.« Kopfschüttelnd bewundert sie die Nägel ihrer linken Hand. »Aber eins nach dem anderen. Hey, wo wir gerade über schwierige Themen reden. Wann kündigst du endlich, um deine eigene Firma zu gründen?«

Stöhnend lehne ich den Kopf an die Couch. »Wunden Punkt … getroffen.«

Nadine lacht. »Jemand muss dich hierbei mal anschieben. Wie lange arbeitest du jetzt an deinem Unternehmenskonzept? An dem richtigen Namen und den Logos? Du hast sogar schon Unterlagen abgeheftet, die du noch nicht mal eingereicht hast!«

»Das Risiko ist zu groß. Ich müsste nebenbei einen Job haben, sonst könnte ich alles verlieren, das ganze Geld, das ich gespart habe. Du weißt doch, dass die meisten Unternehmensgründer scheitern.«

»Aber einige auch nicht, Cece. Wenn jemand es hinkriegt, dann du.«

»Du traust mir zu viel zu.«

»Nein, du dir zu wenig. Jetzt ist die richtige Zeit. Außerdem würdest du für dich arbeiten und nicht mehr für Victor St. Clair. Ist es nicht paradox, dass in seinem Namen das Wort ›Sankt‹ vorkommt?«

»Total«, schnaube ich.

Sie stößt mich mit ihrem Knie an. »Dann heiratest du ihn eben nicht. Aber ergreif wenigstens die Gelegenheit, bei ihm aufzuhören. In sechs Monaten will ich dich als Geschäftsführerin deiner eigenen virtuellen Assistenzfirma sehen.«

»Ich habe bei Exciteur wirklich viel gelernt«, gebe ich zu. »Ich habe sogar jede Menge von Victor St. Clair gelernt.«

»Toll! Nimm das und ab mit dir. Du schuldest dem Mann rein gar nichts.«

Lächelnd blicke ich auf meine Nägel. »Hilfst du mir bei meinem Firmendesign?«

»Aber natürlich! Du weißt, dass es ein Erfolg wird. Deine Vision ist einfach zu gut.«

»Danke schön.« Tatsächlich habe ich selbst volles Vertrauen in meine Idee. Ein Unternehmen, von dem man sich Aufgaben abnehmen lassen kann, ist genial. Sie wollen Flugtickets buchen? Schicken Sie uns die Infos, und wir erledigen das für Sie. Sie wollen den besten Hundefriseur in Seattle finden? In einer Stunde haben Sie eine detaillierte Liste von uns. Sie müssen mit Ihrem Internetanbieter verhandeln? Den Anruf übernehmen wir.

Die Kunden könnten ein Abo buchen oder pro Auftrag zahlen. Es ist für sie so praktisch wie für mich. Meine imaginären Mitarbeiter könnten von überall auf der Welt für mich tätig sein. Menschen wie ich, die es lieben zu organisieren und zu recherchieren. Kunden, die zu wenig Zeit und zu viele Aufgaben haben.

Die Idee ist solide. Die Ausführung ist es, die ich zu vermasseln befürchte. Denn wenn ich eins als Assistentin gelernt habe, dann, dass ein Unternehmen selten rund läuft.

Nadine und ich faulenzen den Rest des Nachmittags herum, bevor wir uns für den Abend fertigmachen. Bei ihr weiß man nie, wo er endet, also habe ich aufgegeben, irgendwelche Pläne zu machen. Ich ziehe einen kurzen schwarzen Rock an, in den ich eine Seidenbluse stecke, und fahre mit der Bürste durch meine braunen Locken.

»Dramatischer Lidstrich!«, ruft Nadine. Sie legt ihr Make-up ausgestreckt auf meiner Couch im Wohnzimmer auf.

»Ja, Mom!«, rufe ich zurück, tue aber, was sie sagt. Der Effekt ist verblüffend. Sie hat mir vor ein paar Monaten geholfen, diese Technik zu perfektionieren, und seitdem ist es zu meinem Ausgehlook geworden, der meine grünen Augen einfach toll zur Geltung bringt.

»Kannst du dir das vorstellen?«, rufe ich. »Ich habe heute meinen ersten Heiratsantrag bekommen. Ich fühle mich wie eine Figur in einem Jane-Austen-Roman, die unerwünschte Anträge ablehnt!«

Nadine steckt den Kopf ins Badezimmer. »Ja. Und wie eine Jane-Austen-Protagonistin wirst du gleich im Temple Martinis auf ex trinken.«

»Das ist ja praktisch Nachmittagstee, meine Liebe.«

»Glaubst du, dass dein Verehrer dir seine Aufwartung machen wird?« Sie klimpert mit ihren langen Wimpern. »Und seine Karte hinterlässt?«

»Wenn das seine Visitenkarte ist, dann will ich sie nicht.«

Sie verschwindet wieder Richtung Sofa. Auf meinem schmalen Bett, das in einer Ecke meiner winzigen Wohnung steht, liegt noch ihr Kleid. Ich wende mich wieder meinem Make-up zu. Ein paar Minuten lang arbeiten wir still vor uns hin.

»O mein Gott. Cecilia. O mein Gott!«

»Was denn?« Ich stecke meinen Kopf aus dem Bad und sehe Nadine in Unterwäsche mit ihrem Handy in der Hand neben dem Bett stehen.

»Ich habe gerade eine E-Mail von der Francis-Hunt-Galerie bekommen. Sie laden mich ein, bei ihnen auszustellen!«

»Nadine, das ist ja phantastisch! Ist das dein Ernst?«

»Ja. Das ist … ja. Ach du meine Güte. Aber dafür muss ich Geld auftreiben. Die Künstler müssen die Hälfte der Ausstellungskosten übernehmen.«

»Ach so?«

»Ja. O Himmel. Die Ausstellungen dort kosten ein paar tausend Dollar. Aber die Gelegenheit ist einfach zu gut.«

Ich sinke auf mein Sofa. »Wirklich?«

»Ja. Die meisten Künstler holen es durch Verkäufe wieder rein. Ich vielleicht auch? Aber das Geld habe ich nicht.« Sie legt sich die Hände auf ihre geröteten Wangen und atmet tief durch. »Aber irgendwie muss ich es aufbringen. Mit Extraschichten, nehme ich an. Nächtelanger Kollageunterricht!«

Mit einem dumpfen Gefühl im Bauch nicke ich. Denn ich weiß schon, wie ich am besten ihre Karriereträume wahr werden lassen kann. Und wie ich – nur vielleicht – auch meine endlich verwirklichen könnte.

»Wir finden einen Weg«, sage ich. »Das hier ist schließlich dein Traum.«

3

CECILIA

Meine Hände, mit denen ich den Kaffeebecher umklammere, zittern. Dunkle Röstung, kolumbianische Bohnen, kein Zucker, keine Sahne. Genau so, wie er seinen Kaffee haben will. Nur bekommt er ihn dieses Mal mit einem Sieg als Beilage.

Ich blicke in den Spiegel des Fahrstuhls und begutachte meine übliche Aufmachung: mein braunes Haar, zusammengefasst zu einem tief sitzenden Knoten. Rosa Rouge, brauner Eyeliner, nudefarbener Lippenstift. Ein grauer Bleistiftrock und eine weiße Bluse. Ich sehe aus wie die Assistentin eines mächtigen Mannes. Das ist seit Jahren mein Job. Jemand anderem dabei zu helfen, an der Spitze zu stehen.

Vielleicht ist es an der Zeit, selbst wie eine Unternehmerin auszusehen. Mit Geld für mein eigenes Start-up, Geld für Nadines Kunst und noch einer weiteren Sache. Die Sache, die er am meisten hassen wird.

Seine Dienste als Mentor.

Ich mag St. Clair nicht, aber in dem, was er tut, ist er der Beste. Er verhandelt, als wäre es seine Muttersprache. Er senkt Kosten und steigert Gewinnspannen. Im letzten Jahr habe ich mehr von ihm gelernt als von Tristan Conway davor. Es war nur nicht so leicht.

Masons Schreibtisch auf der anderen Seite ist leer. Eleanor erwartet nicht von ihm, vor halb acht da zu sein. Also sind nur ich und mein teuflischer Frühaufsteher-Chef im Büro. Ich frage mich, welche Schachzüge er heute schon unternommen hat, um die Welt zu erobern.

Eine gesamte Abteilung von Exciteur gefeuert? Noch eine Firma gekauft? In Portugal einmarschiert? Tristan hat die Dinge taktvoll gehandhabt, wenn auch etwas unverblümt.

St. Clair ist im Vergleich dazu skrupellos.

Ich klopfe an die Tür seines Büros, und sie schwingt auf. Er sitzt mit überkreuzten Beinen hinter seinem Schreibtisch, in seinem Schoß ein Dossier. Das blaue Hemd, das er trägt, hat exakt dieselbe Farbe wie seine Augen.

Man kann unmöglich den Blick von ihm abwenden.

Meine Hand zittert noch mehr, und ich kralle die Finger um den Kaffeebecher. Dies ist nur ein Geschäft. Ich muss nicht darüber nachdenken, wieso er das hier macht. Ich muss mich nur darauf konzentrieren, was ich dabei herausholen kann. Mir wurde die Chance gegeben, mein Leben und das meiner besten Freundin zu verändern. Nadine ist schon zehn Jahre lang so eine brillante, aber mittellose Künstlerin.

Dies ist ihr großer Durchbruch.

St. Clair sieht von seinem Dossier hoch. »Guten Morgen, Cecilia.«

Ich wusste gar nicht, dass er meinen Vornamen kennt, und er wünscht mir nie einen guten Morgen. Was kein gutes Zeichen ist. Es bedeutet nämlich, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat. Wie vor jeder seiner Verhandlungen. Nur dieses Mal war nicht ich es, die Nachforschungen für ihn betrieben hat.

»Guten Morgen«, erwidere ich, zwinge meine Beine, sich zu bewegen, und stelle seinen Kaffee ab.

»Ausgezeichnet. Vielen Dank.«

Verblüfft starre ich ihn an. Er hat mir noch nie für etwas gedankt.

St. Clair erwidert meinen Blick mit kühler Entschlossenheit. »Setzen Sie sich, und lassen Sie uns unsere Unterhaltung von letzter Woche fortsetzen.«

Wenn ich es zulasse, wird er die Kontrolle über diese Unterredung übernehmen. Und das habe ich schon viel zu oft mit angesehen.

Ich umklammere die Rückenlehne des Stuhls vor mir und sehe ihm fest in die Augen. »Ich habe drei Bedingungen.«

Er legt sein Dossier weg. »Benennen Sie sie.«

Das höhnische Wort »Goldgräberin« schießt mir durch den Kopf. Aber den skrupellosen Geschäftsmann vor mir kümmert die Meinung anderer nicht. Ich habe beobachtet, wie er seinen Zulieferer oder Kunden jeden Cent aus den Rippen gequetscht hat. Wenn er das kann, kann ich es auch.

»Ich will das Doppelte meines Jahresgehalts, und zwar die Hälfte davon im Voraus.«

Die scharfe Kante seines Kiefers senkt sich in einem kurzen Nicken. »Einverstanden.«

Also habe ich zu wenig gefordert, aber selbst dieser Betrag – für Nadines Kunstausstellung und mein Start-up – erscheint mir schwindelerregend hoch.

»Meine zweite Bedingung: Es gibt da eine Kunstgalerie, deren Mäzen Sie werden.«

Eine Augenbraue hebt sich. »Ein Mäzen?«

»Ja. Gehen Sie ein paarmal in die Francis-Hunt-Galerie.« Ich räuspere mich. »Nehmen Sie an einer Vernissage teil und kaufen Sie einige der Bilder. Laden Sie ein paar Ihrer berühmten Freunde ein. Sorgen Sie für Aufmerksamkeit.«

Er nickt wieder. »Schön. Führen Sie das alles detailliert in einem Vertrag auf, und ich werde es mir ansehen. Ist das alles?«

»Eins noch. Ich will, dass Sie mich coachen.«

Victor St. Clair starrt mich an. »Sie wollen, dass ich was tue?«

»Mich coachen«, wiederhole ich, die Stuhllehne fester umklammernd. »Wenn Sie nicht bei Exciteur sind, betreiben Sie eine erfolgreiche Risikokapitalfirma. Tja, ich will meine eigene Firma gründen, und dafür brauche ich Ihren Rat.«

Seine Mundwinkel senken sich. »Sie wollen mich als stillen Teilhaber?«

»Nein. Ich will nicht, dass Sie bei mir investieren.« Wo ich doch weiß, wie skrupellos er sein kann. Nie im Leben würde ich St. Clair auch nur ansatzweise die Möglichkeit einräumen, Anteilseigener meines neuen Unternehmens zu werden.

»Sie wollen meine Zeit«, sagt er.

Das hier wird eine harte Verhandlung. »Ja. Ich will, dass Sie mir während des gesamten Jahrs, das wir verheiratet sind, einmal pro Woche für alle Fragen, die ich zu meinem Unternehmen haben mag, zur Verfügung stehen. Und ich will Ihre unvoreingenommene, professionelle Einschätzung.«

»Sie wollen eine Firma gründen.«

»Ja.«

Seine Augen verengen sich. »Wissen Sie denn etwas darüber, wie man ein Unternehmen führt? Irgendwas?«

»Ich habe einen Bachelor in Betriebswissenschaft. Vor Exciteur habe ich in verschiedenen Firmen gearbeitet, und ich habe Sie und Mr. Conway genau bei der Arbeit beobachtet. Ich bin bereit für mein eigenes Start-up.« Gott, ich habe überhaupt keine Ahnung, ob ich bereit bin.

Aber im Geschäftsleben geht es darum, so lange etwas vorzutäuschen, bis man es schafft.

St. Clair richtet seine Krawatte. »Sie haben klargestellt, dass Sie von mir weg wollen, Miss Myers. So handeln Sie sich noch mehr Zeit mit mir ein.« Sein Ton ist arktisch. »Nein, ich verdoppele stattdessen den Betrag. Zweihunderttausend, und ich werde Mäzen einer Kunstgalerie.«

»Nein.« Ich habe Blut geleckt und bin darauf vorbereitet, aus dem Zimmer zu stürmen.

Er zieht eine Augenbraue hoch. »Nein?«

»Nein. Wir können unsere Frage-und-Antwort-Stunde alle zwei Wochen machen. Aber sie wird stattfinden, sonst können Sie sich eine andere Braut mieten.«

Unsere Blicke – seiner wie gefrorenes Eis – verhaken sich ineinander. Ich möchte am liebsten die Beine in die Hand nehmen und mich außerhalb seines Büros in Sicherheit bringen. An meinem Schreibtisch, mit meinem halb gegessenen Frühstückssandwich darauf und Masons freundlichen Augen mir gegenüber.

Aber ich bleibe und beobachte ihn genauso, wie er mich beobachtet. So wie er es mir beigebracht hat.

»Eine zweistündige Sitzung pro Monat«, knirscht er. »Plus zwei fünfzehnminütige. Die Sie mit meiner neuen Assistentin vereinbaren müssen.«

»In Ordnung.«

»Das war’s also? Oder wollen Sie, dass ich noch einem weiteren Ihrer Freunde die Karriere finanziere?«

Er sagt es mit einer Trockenheit, die ich noch nie von ihm gehört habe. Aber das hier ist vielleicht auch unsere erste Unterhaltung, die nicht einsilbig verläuft. »Nein, das ist alles.«