Schatzkästlein Lesebuch -  - E-Book

Schatzkästlein Lesebuch E-Book

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Beschreibung

Ein bunter Reigen allerschönster Gedichte, Erzählungen, Spruchweisheiten - ausgewählt aus Schul-Lesebüchern der Jahrgänge 1907 bis 1958. Kommen sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit und in die wunderbare Welt unserer alten Schul-Lesebücher. Unschätzbare Werte schlummern in diesen Büchern, wahre Kostbarkeiten. Erleben sie, wie diese einfach anmutenden Dichtungen das Wesentliche wieder erkennen lassen, innere Ruhe und Gelassenheit vermitteln und neuen Lebensoptimismus schenken. Ein Wohlfühlbuch zur eigenen Erbauung oder als besonderes Geschenk für einen ganz besonderen Menschen.

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Seitenzahl: 106

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Schatzkästlein Lesebuch

Gedichte, Erzählungen Spruchweisheiten

ausgewählt aus Schul-Lesebüchern der Jahrgänge 1907 bis 1958

Auswahl und ZusammenstellungIngrid Tarfußer-Schlump

Books on Demand

In Erinnerung

an den besten Sänger und Erzähler der Welt

– meinen Vater

Inhaltsverzeichnis

Die Lesekunst

Gott grüße dich

Lied der Sonne

Musikantenweisheit

Ein kleines Lied

Hab Sonne

Frühling

Bauernregeln für das Frühjahr

Der April

Die erste Lerche

Dichtersegen

Die Kinder haben die Veilchen gepflückt

Der Bauer und sein Kind

Der Ursprung der Rose

Der Dornstrauch

Die Moosrose

Des kranken Kindes Freude

Gleich und gleich

Blumen auf einem Wiesenpfad

Wandern

Das Mohnfeld

Waldbächlein

Zwei Heimgekehrte

Feldeinsamkeit

Ein grünes Blatt

Wind und Sonne

Hinz und Kunz

Humor

Der Kuckuck

Der große Augenblick

Das Johanniswürmchen

Ein großer Teich …

Der Löwe und der Fuchs

Der Hirsch und die Mücke

Die Stadtmaus und die Feldmaus

In unserem Häuschen …

Der Löwe und die Maus

Löwe und Fuchs

Der aufgeblasene Frosch

Das Kind und der Ochse

Der Esel und das Jagdpferd

Der Hengst und die Wespe

Das Huhn und der Karpfen

Das Fischlein

Der Hirsch, der Hase und der Esel

Der weiße Hirsch

Der Eichwald

Waldeinsamkeit

Abschied

Die Gäste der Buche

Der Vogelnaz

Mein Apfelbaum

Inserat

Im Garten

Bauernregeln für den Sommer

Der ehrliche Alte

Das Ährenfeld

Ein dicker Sack

Ärgerlich

Ein Unglück

Bauernweisheiten

Redlichkeit

Lesensweisheiten

Die Sorglichen

Die Nachbarskinder

Wider alle Wunden

Der alte Gott lebt noch

Erbaust du dir ein Haus

Das alte Haus

Ich bin hinauf, hinabgezogen

Schöne alte Hausinschriften

Der Bauernknabe in der Stadt

Bauernblumen

Ausflügler

Von Recht und Freiheit

Goethespruch

Der verachtete Rat

Ein kluger Mann

Spruchweisheiten

Der kluge Richter

Der Wahrheit Feierkleid … (Spruch)

Vom Essen

Das beste Mittel alt zu werden

Der alte Großvater und der Enkel

Das Tischgebet

Trink und iss … (Spruch)

Das Mittagessen im Hof

Die Grille und die Ameisen

Drei Helfer

Sparbüchslein

Das Wunderkästchen

Eigener Fleiß … (Spruch)

Arbeit tut not

Die beiden Pflüge

Der Schatzgräber

Das viele Reden ist unnütz

Handwerkersprüche

In der Schmiede

Friedensworte

Rat zum Frieden

Goethespruch

Heldentum

Vom Helfen

Zum Nachdenken

Goethespruch

Mutter bekommt kein Geld

Hauszauber

Meine Mutter

Meiner Mutter

Vermächtnis von Matthias Claudius

Die Liebe … (Spruch)

Bei dem Grabe meines Vaters

Vom Hunger

Goethespruch

Kannitverstan

Wieviel brauchst du am Ende

Halt an … (Spruch)

Der letzte Geburtstag

Bauernregeln für den Herbst

Der Weiher

Septembermorgen

Der Oktober

Der November

Der Blättertanz

Winter

Allerseelen

Der Greis und der Tod

Denk’ es o Seele

Drei Freunde

Sei still

Hoffnung

Außen und innen

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren …

Dichterworte

Abbildungen

Rosenzweig

Holzschnittvignette 18. Jh

Vogelnest

Holzschnittvignette um 1840

Postillon

Holzschnittvignette um 1840

Dampfbahn

Holzschnittvignette um 1840

Der Schmied

Holzschnitt von Jost Amann (1539-1591)

Vogel

Scherenschnittvignette

Die Lesekunst eröffnet hier

Auch eines Kästleins Schätze dir.

Drum zieh’ den Schlüssel flugs hervor,

Dreh’ um, den Deckel heb’ empor!

Dir ward ja längst das Wunder kund:

Das stumme Buch hat weisen Mund.

Drum hör’ sein Wort mit klugem Sinn,

Wie Gold und Perlen nimm es hin!

Das Buch erzählt von Pflanz und Tier

und Mensch und Gott im Himmel dir.

Lässt fühlen dich das eigne Herz,

Lehrt’s allzeit schlagen himmelwärts.

Gebrüder Grimm

Lesebuch für Vorschulen höherer Lehranstalten

von 1919

Gott grüße dich!

Gott grüße dich! Kein andrer Gruß

gleicht dem an Innigkeit.

Gott grüße dich! Kein andrer Gruß

passt so zu aller Zeit.

Gott grüße dich! Wenn dieser Gruß

so recht von Herzen geht,

gilt bei dem lieben Gott der Gruß

so viel wie ein Gebet.

Julius Sturm

Lied der Sonne

Ich bin die Mutter Sonne und trage

die Erde bei Nacht, die Erde bei Tage.

Ich halte sie fest und strahle sie an,

dass alles auf ihr wachsen kann.

Stein und Blume, Mensch und Tier,

alles empfängt sein Licht von mir.

Tu’ auf dein Herzlein, liebes Kind,

dass wir e i n Licht zusammen sind!

Christian Morgenstern

Musikantenweisheit

Die Musik ist eine Gabe und Geschenk Gottes, die den Teufel vertreibt und die Leute fröhlich macht.

Martin Luther

Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden: Da spricht Seele zu Seele.

Berthold Auerbach

Kommen Grillen dich zu plagen, wiege sie mit Liedern ein.

Emanuel Geibel

Sprich, und du bist mein Mitmensch

Singe, und wir sind Brüder und Schwestern

Theodor Gottlieb von Hippel

Ein kleines Lied

Ein kleines Lied! Wie geht’s nur an,

Dass man so lieb es haben kann?

Was liegt darin? Erzähle!

Es liegt darin ein wenig Klang,

Ein wenig Wohllaut und Gesang

Und eine ganze Seele.

Marie von Ebner-Eschenbach

Hab’ Sonne

Hab’ Sonne im Herzen,

Ob’s stürmt oder schneit,

Ob der Himmel voll Wolken,

Die Erde voll Streit …

Hab’ Sonne im Herzen,

Dann komme, was mag:

Das leuchtet voll Licht dir

Den dunkelsten Tag!

Hab’ ein Lied auf den Lippen

Mit fröhlichem Klang,

Und macht auch des Alltags

Gedränge dich bang …

Hab’ ein Lied auf den Lippen,

Dann komme was mag,

Das hilft dir verwinden

Den einsamsten Tag!

Hab’ ein Wort auch für andre

In Sorg und in Pein

Und sag, was dich selber

So frohgemut lässt sein:

Hab’ ein Lied auf den Lippen,

Verlier nie den Mut,

Hab’ Sonne im Herzen

Und alles wird gut!

Cäsar Fleischlen

Frühling

Wie schön ist es jetzt!

Blauer Himmel und silberne Wolken, weiße Blüten und süßer Duft, Vogelgesang und grüner Wald!

Wie glitzert das Bächlein im Sonnenschein; wie deutet der Pappelbaum zum Himmel hinauf! Und das Maiblümchen steht in Waldeinsamkeit und träumt und lächelt im Traum.

Um die ganze Erde hat unser Herrgott einen grünen, mit Blumen gestickten Teppich gelegt und die Bäume mit Blütensträußen geziert, wie wenn es ein großer Feiertag wäre und Gott selber still und ungesehen mit seinen heiligen Engeln eine Bannprozession hielte über die Erde dahin, zwischen Dörfer und Menschen hindurch, über Berg und Tal, durch Wald und Flur, und wie wenn er überall stehen bliebe und über alles seinen Segen gäbe mit eigener Hand.

Die Finken in den Zweigen und die Brünnlein im Birkenlaub und im Tannenwald auf der Höhe machen die Musik; die Lerche in der blauen Luft singt die Psalmen; die Wachtel im Korn betet die Litanei und das Bächlein murmelt sein Gebet. Und aus den Schlehblüten und von der blumenreichen Wiese steigt der Weihrauch empor. –

Und der Mensch? Es ist ihm wohlig und so freudvoll, dass er die ganze Welt ans Herz drücken möchte.

Alban Stolz

Bauernregeln für das Frühjahr

Gertraud mit dem frommen Sinn (17. März)

ist die erste Gärtnerin.

So viel Nebel im Märzen steigen

so viel Wetter im Sommer sich zeigen

Wie das Wetter am Himmelfahrtstag

so der ganze Herbst sein mag

Leg erst nach Markus Bohnen (25. April)

er wird dir’s reichlich lohnen

Sei der April auch noch so gut

er schneit dem Bauern auf den Hut

Aprilflöcklein bringen Maiglöcklein

Wenn’s zu Lichtmess stürmt und schneit

ist der Frühling nimmer weit

Der April

April, April!

Weiß nicht, was er will.

Ist ein gar launischer Gesell,

bald düster, bald hell;

bald lacht er wie Maiensonnenschein

dir freundlich und hell ins Herz hinein

und grüßt dich mit Blicken, mit frühlingswarmen,

bald weint er und heult schier zum Erbarmen.

Bald lässt er des Sommers Strahlen blitzen,

dass Perlen dir von der Stirne schwitzen,

bald schüttelt und rüttelt er deine Glieder

und hagelt und wettert wild hernieder.

Dem Frühling heut zu dienen beginnt er,

und morgen dient er wieder dem Winter,

ist eben zweier Herren Knecht

und macht’s drum keinem Herren recht,

will sich für keinen von den beiden

mit ehrlich festem Sinn entscheiden.

Da lob ich mir — denn der kommt bald herbei —

vor allem doch den Monat Mai.

Rudolf Löwenstein

Die erste Lerche

Es gibt doch nichts, was besser klingt

und tiefer dringt ins Herz,

als wenn die erste Lerche singt

ihr erstes Lied im März.

Schneeglöckchen ist noch ganz allein

und blickt erstaunt umher.

Aufs Beet fällt mild der Sonnenschein,

doch alles ist noch leer.

Es blickt umher, es graut ihm fast,

weil es so ganz allein;

da stellt sich als willkommner Gast

ein Bienchen bei ihm ein.

Das hat wohl lange nachgefragt,

gesucht auf manchem Beet;

ich weiß es nicht, wer’s ihm gesagt,

wo schon ein Blümlein steht.

So mancher Vogel schlägt nachher,

die Welt ist voll Gesang;

nichts aber freut das Herz so sehr,

als was zuerst erklang.

Bald blüht so viel und duftet süß

im Tal und auf der Höh’,

nichts aber ist so hold wie dies,

das aufblüht aus dem Schnee.

Und fällt auch Schnee darauf und schweigt

die Lerche wieder still,

so hat der Frühling doch gezeigt,

dass er nun kommen will.

Drum gibt es nichts, was besser klingt

und tiefer dringt ins Herz,

als wenn die erste Lerche singt

ihr erstes Lied im März.

Johannes Trojan

Dichtersegen

Als ich ging die Flur entlang,

lauschend auf der Lerchen Sang,

ward ich einen Mann gewahr,

arbeitsam mit greisem Haar.

Segen - rief ich - diesem Feld,

das so treuer Fleiß bestellt!

Segen dieser welken Hand,

die noch Saaten wirft ins Land!

Doch mir sprach sein ernst Gesicht:

Dichtersegen frommt hier nicht;

Lastend, wie des Himmels Zorn,

treibt er Blumen mir, für Korn.

Freund! Mein schlichtes Liederspiel

weckt der Blumen nicht zu viel,

nur so viel die Ähren schmückt

und dein kleiner Enkel pflückt.

Ludwig Uhland

Die Kinder haben die Veilchen gepflückt

Die Kinder haben die Veilchen gepflückt,

all, all die da blühten am Mühlengraben.

Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest

in ihren kleinen Fäusten haben.

Theodor Storm

Der Bauer und sein Kind

Der Bauer steht vor seinem Feld

Und zieht die Stirne kraus in Falten.

„Ich hab den Acker wohl bestellt,

Auf reine Aussaat streng gehalten;

Nun seh’ mir eins das Unkraut an!

Das hat der böse Feind getan!“

Da kommt sein Knabe hochbeglückt,

Mit bunten Blumen reich beladen;

Im Felde hat er sie gepflückt,

Kornblumen sind es, Mohn und Raden.

Er jauchzt: „Sieh, Vater, nur die Pracht!

Die hat der liebe Gott gemacht!“

Julius Sturm

Der Ursprung der Rose

Den Rosenzweig benagt ein Lämmchen auf der Weide;

Es tut’s nur sich zur Lust, es tut’s nicht ihm zuleide.

Dafür hat Rosendorn dem Lämmchen abgezwackt

ein Flöckchen Wolle und – es ward davon nicht nackt.

Das Flöckchen hielt der Dorn in scharfen Fingern fest;

Da kam die Nachtigall und wollte bau’n ihr Nest.

Sie sprach: „Tu’ auf die Hand und gib das Flöckchen mir,

und ist mein Nest gebaut, sing’ ich zum Danke dir!“

Er gab, sie nahm und baut’, und als sie nun gesungen,

da ist am Rosendorn vor Lust die Ros’ entsprungen.

Friedrich Rückert

Der Dornstrauch

„Aber sage mir doch“, fragte die Weide den Dornstrauch, „warum du nach den Kleidern der vorbeigehenden Leute so begierig bist? Was willst du damit? Was können sie dir helfen?“ „Nichts!“ sagte der Dornstrauch. „Ich will sie ihm auch nicht nehmen; ich will sie ihm nur zerreißen.“

Gotthold Ephraim Lessing

Die Moosrose

Der Engel, der die Blumen verpflegt und in stiller Nacht den Tau darauf träufelt, schlummerte an einem Frühlingstage im Schatten eines Rosenstrauches. Und als er erwachte, da sprach er mit freundlichem Antlitz: