Schicksal, Träume, Vorzeichen - Árpád Baron von Nahodyl Neményi - E-Book

Schicksal, Träume, Vorzeichen E-Book

Árpád Baron von Nahodyl Neményi

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Beschreibung

Wie unterscheidet sich das Leben eines Menschen mit altheidnischer Religion von einem rationalen Menschen? Wie geht man als Heide mit der Natur um und wie geht die Natur mit einem um? Wie kann man in Kontakt treten mit Bäumen, Tieren, Geistern und Gottheiten? Ist das Schicksal vorherbestimmt und wie kann man es abändern? Merkwürdige Begebenheiten, die rational nicht erklärbar sind. Böse Geister und wie sie uns schaden, Krankheiten, Tod und Jenseits werden behandelt. Das Buch trägt Geschehnisse, die sich wirklich zugetragen haben, zusammen.

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Seitenzahl: 267

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Inhalt

Vorwort

Götter und Geister

Verbindung mit Göttern

Der Wald

Die Tiere

Der Tod

Örlög

Gute Geister

Unholde

Vorzeichen

Träume

Odkraft

Schutz und Vertrauen

Gebete und Gelübde

Lebensweise

Sippe und Volk

Der Mensch

Das Jenseits

Vorwort

Lange habe ich darüber gegrübelt, wie ich dieses Buch nennen sollte, denn kein Titel kann das wiedergeben, was meine Intention ist. Alle nur denkbaren Titel behandeln immer nur einen Teilbereich. Schließlich fand meine Frau den Titel, den das Buch jetzt trägt.

Es geht also darum: Seit 1983 bin ich Altheide, d. h. ich rekonstruiere und lebe die altheidnische Religion unserer Vorfahren. Das Eindringen in diese andere Sichtweise von der Welt geschah anfangs nur teilweise, ging dann aber mit der Zeit immer tiefer, so daß ich mir heute einbilde, daß ich ganz in diesem Weltbild verhaftet bin. Ob das wirklich stimmt, kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen.

Dieses Weltbild hat nun auch mein ganzes Denken und Handeln völlig verändert, ich nehme die Natur, die ganze Welt daher inzwischen anders wahr, als es andere Menschen tun. Und das führte bei mir auch zu anderem Handeln und anderen ethischen Werten.

Ich habe die altheidnische Religion in inzwischen fast 30 Büchern rekonstruiert und publiziert, doch sind das einfach Beschreibungen, wie es (nach meinen Forschungen und meiner Rekonstruktion) damals war; die Bücher beschreiben also in erster Linie eine äußere Form, eine Oberfläche, nicht aber die dahinterstehende Substanz oder diese bestenfalls angedeutet am Rande.

Seit 1985 leite ich als Priester die heidnischen Jahresfeste; 1989 wurde ich offiziell Gode, da wurde also „anerkannt“, was zuvor nur eine selbstgewählte Funktion war. Durch dieses Amt bin ich den Göttern und spirituellen Wesenheiten näher gekommen als der Durchschnittsmensch; es war zwar mein individueller Weg, aber der kann durchaus für Andere von Interesse sein. Jeder muß natürlich seinen eigenen Weg gehen, aber gerade dann ist ein Blick darauf, wie es z. B. mir erging, vielleicht beachtenswert.

Wenn ich hier von Erlebnissen, Träumen, unsichtbaren Zusammenhängen usw. schreibe, dann ganz eindeutig nicht mit dem niederen Ziele, mich hier irgendwie herausstellen zu wollen: Ich habe immer gesagt, daß ich kein Guru bin und das auch nicht sein will; daß umgekehrt jeder etwas spirituelle Mensch in seinem Leben ähnliche Erfahrungen macht oder machen kann. Ich bin da nur ein Blatt am Baume, an dem Millionen von Blättern hängen.

Es ist immer ein Risiko, persönliche Visionen, Träume usw. öffentlich bekanntzugeben. Allzu leicht können sich Kritiker über das, was einem selbst heilig ist, lustig machen, ja es verspotten, in den Schmutz ziehen. Deswegen ist Schweigen immer besser. Das sehe ich ein, halte aber die Wirkung als Beispiel (nicht als Vorbild) für wichtiger, denn unsere Welt ist inzwischen so extrem materialistisch geworden, daß auch der kleinste Versuch, etwas zu ändern, nicht falsch sein kann. Ich setze also auf die Vernunft und Reife meiner Leser.

Menschen, die im materialistisch-rationalen Weltbild verhaftet sind, werden mich nach der Lektüre dieses Buches wahrscheinlich nicht mehr ganz ernst nehmen oder gar für „verrückt“ erklären. Das kann sein und muß ich in kauf nehmen. Umgekehrt geht es mir ganz genauso, wenn ich Rationalisten im Alltag sehe, die nur im Diesseits, im „Hier und Jetzt“ leben und dazu noch jede von der Industrie und Werbewirtschaft vorgegebene Unsitte kritiklos übernehmen. Ein Bekannter nannte diese Menschen „Zombies“, also lebende Tote, da sie nach seiner Meinung gar nicht wirklich richtig leben, da sie ihre Individualität nicht ausgebildet haben (teils gar keine besitzen) und sich durchs Leben treiben lassen, wie ein Stück Holz auf dem Fluß.

Die Rationalisten sind nicht meine Zielgruppe, denn mir ist klar, daß ich sie nicht überzeugen werde und daß auch die besten Beispiele sie nicht von dem Wege, den ich für falsch halte, abbringen können. Wenn ich deren Weg für falsch halte, bedeutet das nicht, daß ich ihn nicht dennoch toleriere und daß auch an falschen Wegen zuweilen ein gutes Kraut steht, daß also nichts nur falsch oder nur richtig ist, sondern immer Mischformen bestehen.

Und wenn ich hier „meinen“ Weg darstelle, den ich seit 37 Jahren gehe, dann bedeutet das nicht, daß auch ich zuweilen davon abweiche, mich dem modernen Leben und Tun ausliefere und nicht immer konsequent handele. Wer mich also kennt und in meinem jetzigen Leben etwas sucht, was nicht dem von mir hier geschilderten Wege entspricht, der wird sicher auch fündig werden. Dieses Buch etwa schreibe ich an einem modernen Rechner und nutze so auch technische Errungenschaften. In unserer Gesellschaft ist es gar nicht mehr möglich, ganz genau so zu leben, wie unsere Vorfahren das taten. Bis zu einem gewissen Grade ist man gezwungen, „mit den Wölfen zu heulen“.

Und noch etwas: Die hier angeführten Träume, Erlebnisse, Zeichen usw. sind nicht frei erfunden, sondern geschahen alle wirklich. Das garantiere ich Ihnen. Möglicherweise aber kann es geschehen, daß ich Dinge vergessen oder sie anders in Erinnerung habe; dies geschieht aber unabsichtlich. Das meiste von dem Erlebten schrieb ich gleich auf und ist somit authentisch; nur weniges habe ich nicht aufgeschrieben und kann dadurch ungenau wiedergegeben werden.

Es heißt, man solle über magische Dinge nicht reden; ja, ein Reden über Zauber bewirkt, daß der Zauber nicht funktioniert. Ich bin auch dieser Meinung und tröste mich, daß ich hier eigentlich keinen Zauber genau erklärt habe, sondern Träume, Zufälle, Zeichen behandele und von einem Zauber bestenfalls eine Wirkung erwähne.

So mag dieses Buch eine Anregung sein, selbst in eine derartige Welt einzudringen und eigene Erlebnisse zu machen bzw. schon erfolgte Erlebnisse entsprechend einzuordnen.

Géza Árpád Baron von Nahodyl Neményi

Kapitel 1

Götter und Geister

Das Heidentum unterscheidet sich vom Christentum dadurch, daß es den Glauben an Götter und Geister beinhaltet. Es gibt nun die verschiedensten Versuche, die Götter irgendwie rational zu erklären, z. B. indem man davon ausgeht, daß unsere Vorfahren einfache physikalische Naturerscheinungen in ihrer Naivität als wirkende Gottheiten aufgefaßt haben, weil ihnen ja moderne, rationale Erklärungen dafür nicht vorlagen. In ihrer bildreichen Phantasie wurde der Donner dann zum Geräusch eines Wagens mit hölzernen Rädern, der von einem Gott über den Himmel gelenkt wird; der Blitz ist die Folge des Werfens des Hammers dieses Gottes, der Wind ist ein anderer Gott, und Erde, Gestirne und dergleichen sind auch Gottheiten.

Ich habe diese naturmythologische Deutung der Götter immer angeführt, aber niemals in dem Sinne, daß die Götter ausschließlich derartige Dinge sind, sondern diese Naturerscheinungen sind Ihnen zugeordnet, neben anderen Dingen. Also nicht der Donner oder das Gewitter sind mit dem Gott Donar (Thor) identisch oder wurden in Unwissenheit als so eine Gottheit gedeutet, sondern im Gewitter zeigt sich in unserer materiellen Welt die Kraft dieser Gottheit; diese Gottheit existiert natürlich als eigenständige Wesenheit in einer uns unsichtbaren Welt, ganz unabhängig von den Gewittern auf der Erde. Würde es unsere Erde nicht geben, so gäbe es doch eine Gottheit der Stärke. Dies zu verstehen ist grundlegend, um zum vollständigen heidnischen Verständnis der Welt zu gelangen: Gottheiten sind real, sind lebende Wesen einer uns unsichtbaren Welt, und die in unserer materiellen Natur vorkommenden Dinge erklären wir als Wirkungen der entsprechenden Götterkräfte. In einer stofflichen Welt haben wir ja nichts anderes, als den Stoff, die Materie, die uns helfen muß, auch dahinterstehende Welten zu erkennen.

Wer den Glauben, ja die feste Überzeugung, daß es Gottheiten gibt, nicht hat, der kann niemals tiefer in das ganzheitliche, heidnische Naturverständnis eindringen. Wem so ein Glaube schwerfällt (schließlich sind wir von klein auf vom materialistischen Denken so beeinflußt, daß es nicht leicht ist, davon wegzukommen), dem kann ich nur den Rat geben, sich dieser Vorstellung vorurteilsfrei zu öffnen und den Gedanken, daß es Gottheiten, Geister, andere Welten gibt, als Annahme, als Arbeitshypothese anzunehmen, um dann in diesem Weltbild Erfahrungen zu machen, die ihm bestimmt dazu verhelfen, zu erkennen, daß in diesen Vorstellungen Wahrheit liegt. Ein derartiges Vorgehen ist übrigens durchaus wissenschaftlich; man stellt eine Hypothese auf, um dann im Versuch zu erproben, ob die Hypothese zutreffend ist.

Wir sehen die Götter nicht; wir sehen nur die Wirkungen der Götterkräfte in unserer Natur. Wir sind verleitet zu sagen, daß das, was man nicht sehen kann, auch nicht existiert. Dieser Schluß ist aber falsch, denn auch in der materiellen Welt gibt es einige Dinge, die wir nicht wahrnehmen können, die aber dennoch vorhanden sind, z. B. ultraviolettes Licht oder Infraschall. Unsere Sinne sind bekanntlich begrenzt, und durch unsere von der Natur getrennte Lebensweise sind unsere Sinne für die spirituellen Dinge weiter verkümmert. Man sieht es auch an einer Tatsache, die eigentlich be­denklich ist: Das Denken in Buchstaben. Natürlich hingegen wäre das Denken in Bildern, d. h. wenn man z. B. den Begriff „Haus“ hört, dann sehen die meisten Menschen unseres Kulturkreises vor ihrem geistigen Auge wirklich die Buchstaben Haus. Angehörige von Naturvölkern hingegen haben dann in ihrer Vorstellung wirklich das Bild eines Hauses vor Augen , wobei dieses Haus ganz unterschiedlich sein kann; es wird bei indigenen Völkern kein Hochhaus sein, sondern eine Hütte, wie sie sie eben aus ihrer Kultur her kennen. Und wenn wir unsere Kinder bitten, ein Haus zu malen, dann ist es in den meisten Fällen ein Einfamilienhaus mit schrägem Dach, oft zwei Fenster und die Tür in der Mitte, so daß es einem Gesicht ähnelt. Kinder denken noch in Bildern, doch unser Erziehungssystem gewöhnt ihnen das mit der Zeit ab. Es wäre also gut, wenn auch wir wieder lernen würden, in Bildern zu denken, auch wenn dies schwerfällt.

Mein Interesse für die Mythologie und Religion unserer Vorfahren ist auch dadurch zu erklären, daß ich davon ausgehe, daß die Menschen vor 1000 Jahren, was ihre Sinne betrifft, noch weniger eingeschränkt waren, als wir heute. Zwar gibt es auch heute noch Menschen, die spirituelle Wesen sehen oder doch spüren können, aber es sind nur noch sehr wenige und sie sind daher in keiner Weise überprüfbar. Gäbe es nämlich mehrere solche Menschen, würden die behaupteten Visionen des einen durch den anderen bestätigt oder widerlegt werden können. Dazu kommt, daß in unserer vom Gelde und seinem Erwerb bestimmten Welt leider auch viele Scharlatane unterwegs sind, die Visionen vorgeben, obwohl sie gar nicht für Visionen empfänglich sind.

Ich gehe also davon aus, daß es in heidnischer Zeit noch recht viele Menschen gab, die Götter und Geister tatsächlich sehen konnten, die nicht durch Drogen oder Geisteskrankheiten irgendwelche Erscheinungen mißdeuteten. Dazu kann ich ein Zitat aus der Jómsvíkinga Saga Kap. 15 anführen, wo der Jarl Hákon zu seinen beiden Schutzgöttinnen Thorgerdr Hölgabrud und Yrpa betete und diese dann für ihn in die Schlacht eingriffen:

»Havard der Schläger sah zuerst Hölgabrud im Heere Jarl Hákons, und viele andere hellseherische Männer«.

Wohl gemerkt, es handelt sich hier um harte Krieger, keine esoterischen Irrlichter, die die beiden Göttinnen im Heere auf Hákons Seite mitkämpfen sahen. Offenbar war die Gabe des Hellsehens noch relativ weit verbreitet, anders als heute. Deswegen konnten alle Rituale, Bräuche, Anrufungen immer von mehreren Personen gut beurteilt werden: Zeigt sich nach einer Anrufung und einem Opfer die entsprechende Gottheit oder nicht? Existiert die Gottheit überhaupt? Kann sie helfen? – Wären Gottheiten gar nicht existent, dann hätten die hellseherischen Menschen das bemerkt und die heidnische Religion hätte sich nicht in der uns bekannten Form herausbilden können.

Ich gehe also davon aus, daß es Götter und Geister gibt. Kinder haben vielleicht noch eine unbewußte Erinnerung an die Götter bewahrt, denn wenn man sie bittet, eine Sonne zu malen, wird von ihnen oft ein Gesicht in die Sonne gemalt, die Sonne wird also als Person, als Wesenheit gesehen, wie das ja auch die Naturvölker tun.

Nun ist die Frage, ob es möglich ist, mit den Göttern irgendwie in Verbindung treten zu können, auch wenn man Sie gar nicht sehen kann? Oder anders gesagt: Ist das Sehen der Gottheit Voraussetzung, um mit Ihr kommunizieren zu können? Ich denke nicht. Auch ein blinder Mensch kann mit andern Menschen sprechen, ohne daß er sie sieht.

Somit bleibt nur die Frage, wie man mit Gottheiten Verbindung aufnehmen kann. Dies behandele ich im nächsten Kapitel.

Im Heidentum ist es Brauch, sich für eine besondere Schutzgottheit zu entscheiden und diese besonders zu verehren. Das ist ähnlich wie im Katholizismus der jeweilige Schutzpatron, den man am eigenen Namenstag verehrt. Leider wählen sich Modeheiden meist irgendeine Gottheit aus, die gar nicht zu ihnen paßt. Wenn sich jemand auf den Kriegsgott Tius (Tyr) beruft, dann aber vor Angst fortrennt, wenn er abends dunkle Gestalten erblickt, dann stimmt da irgendetwas nicht. Man kann die Gottheit nach dem Tierkreiszeichen wählen (siehe mein Buch Kommentar zur Edda Band 1), oder nach persönlicher Vorliebe und Sympathie. Oft ist es auch so, daß sich die Gottheit von Sich aus bei einem meldet. Man merkt den Beistand einer Gottheit auch daran, daß Sie einem hilft oder man irgendwie Ihre Anwesenheit spürt. Als ich im August 2010 die norditalienische Stadt Bologna besuchte, um hier an der Konferenz des World Congresses of Ethnic Religion (WCER) teilzunehmen, spürte ich die Anwesenheit der Göttin Frowa (Freyja), die hier Venus (Aphrodite) genannt wird, besonders stark. Daß Ihr Portrait auf jeder italienischen 10 ¢ Münze zu sehen ist, ist bekannt (diese Münze wird daher von Heiden gerne als Opfermünze verwendet und ersetzt das deutsche 50 Pfg. Stück). Als ich aber zu unserer Unterkunft ging, sah ich auf der Wiese um das Haus mehrere Hasen, welche ja der Liebesgöttin geweiht sind. Die anderen Vertreter von heidnischen Gemeinschaften gingen an ihnen vorbei und bemerkten sie gar nicht, was ich sehr enttäuschend fand. Auch weitere Tiere (Vögel) zeigten sich, die auf diese Göttin zu deuten waren.

Zu der Annahme, daß es Götter gibt, kommt die weitere Annahme, daß es auch Geister gibt. Geister sind Wesen der uns unsichtbaren Welt, die im Gegensatz zu Göttern weniger mächtig sind; sie unter­stehen den Göttern und helfen, die Verbindung zu uns Menschen herzustellen. Auch Verstorbene werden zu Geistern, können uns Lebende sogar besonders unterstützen. Auf die Geistwesen werde ich noch später eingehen.

Zu dem Glauben an Götter und Geister kommt auch noch der Glaube an das Weiterleben nach dem Tode, der Wiederverkörperung und an den Sinn jeden Lebens. Diese Dinge muß man am Anfang ganz offen und vorurteilsfrei annehmen, um überhaupt irgendwelche Erfahrungen machen und einordnen zu können.

Mir ist auch noch wichtig, darauf hinzuweisen, daß es einen Zufall nicht gibt; von „Zufall“ reden wir, wenn uns unbekannte oder unübersichtliche Kräfte am Werke sind. Meine Großtante sagte immer: »Zufall ist, wenn die Tür zufällt« – und daran ist bekanntlich der Luftzug schuld.

Kapitel 2

Verbindung mit Göttern

Da unsere Vorfahren seit ältesten Zeiten die wirkenden Kräfte der Götter in den Dingen unserer Natur wahrgenommen haben, können wir uns diese Vorstellung nutzbar machen, indem wir uns zu diesen Dingen begeben.

Den Heiden ist die Natur nicht „Um-Welt“, also eine Welt um uns herum, aber nicht dort, wo wir sind, sondern die Natur ist die Welt, und wir sind ein Teil dieser Natur und Welt.

Wodan (Odin) ist der höchste Gott, Sein Name bedeutet „Wut“ und meint die Wut des Sturmes. Wodan ist also zuerst Sturmgott, Windgott, worauf auch Sein Beiname „Váfuðr“ (= Wind) hindeutet. Da aber die individuelle Seele jedes Lebewesens mit dem Atem oder Hauch verbunden wird, der ja auch nichts anderes als ein Wind im Körper ist, ist Wodan auch der Gott, der uns erst (mit dem Winde, der zu unserem Atem wird) belebt, erfüllt. Das Neugeborene beginnt sein Leben mit dem ersten eigenen Atemzuge, und der Sterbende ist dann tot, wenn er seinen letzten Atemzug getan hat. Nach dem Glauben der Altheiden entweicht mit dem Atem auch die Seele dieses Menschen; sein Atem, der ja nur ein Luftzug ist, vereinigt sich mit der Luft der Umgebung, wird dann vom Winde hinweggetragen. Der Windgott ist somit auch ein Gott, der die Seelen mit Sich führt, ein Seelenführer, ein Totengott. Wir alle kennen die „Wilde Jagd“, wenn die Menschen früher in den Novem­berstürmen den Umzug Wodans mit den Seelen der Verstorbenen wahrzunehmen meinten.

Um also mit dem höchsten Gott Wodan (Christen nennen Ihn nur einfach „Gott“, „El“ oder „Jachveh“) in Verbindung treten zu können, kann man sich an einen Ort in der Natur begeben, an dem es stürmt und windet. Wenn es möglich ist, kann man unbekleidet sein, weil man so mit allen Sinnen (der ganzen Haut) den Wind spürt, d. h. die Haut des ganzen Körpers nimmt den Wind wahr, was bei Kleidung nur Gesicht und Hände wirklich tun. An dem Ort kann man sich niedersetzen oder -legen, oder sich auch dem Winde entgegen stellen und sich die Vorstellung von Wodans Umzug mit den Seelen vorstellen. Zugleich kann man den Wind und seine Kraft spüren, denn der Wind ist tatsächlich eine sehr gewaltige Kraft. Man merkt dies natürlich dort, wo es verheerende Stürme gibt, eher als in unseren gemäßigten Breiten. Wichtig ist auch, ganz bewußt den Wind einzuatmen, sich dem Gedanken hinzugeben, daß dieser Wind uns ganz durchdringt und ausfüllt. Luft ist auch nach materialistischer Betrachtungsweise ein Lebensmittel, ohne das wir nicht leben könnten. Wir verdanken dem Winde, dem Gott Wodan, unsere Seele, unser Leben, und alles, was damit verbunden ist. Unsere Vorfahren warfen zuweilen etwas Mehl in den Wind mit dem Spruche: »Lieber Wind, nimm' das für Dein Kind«. Mit diesem Opfer will man den Wind besänftigen, damit er nicht das Dach abdeckt oder Bäume umwirft. Ich mache das auch bei starkem Sturm, und deswegen sind Sturmschäden in meinem Hause und Garten bisher nicht aufgetreten.

Da der Wind uns belebt, unsere Seele verkörpert, unseren Geist anregt, ist Wodan auch Gott der geistigen Ekstase, des (spirituellen und geheimen) Wissens, der Dichtkunst, der Runenzauberei, und vieles weitere.

Wenn wir uns also bewußt werden, daß das Element „Luft“ Wodans Odem ist, daß es unsere Nahrung, unser Leben bedeutet, daß wir ohne die Luft, den Atem, sterben würden, dann gehen wir anders mit der Luft um: Wir werden sie nicht unnötig mit giftigem Ruß verunreinigen, also werden wir auf Cigaretten und Tabakgenuß verzichten. Wie undankbar muß es dem Gott erscheinen, wenn wir absichtlich und ohne Not Seinen so wichtigen Lebensodem verunreinigen? Kein Wunder, daß dies Krankheiten nach sich ziehen muß!

Wir werden auch im Alltag reine Luft zu würdigen lernen und alle Verunreinigungen – sofern diese nicht zum Überleben notwendig sind – vermeiden. Die Menschen in heidnischer Zeit mußten ihre Häuser heizen und dazu Feuer entzünden, dessen Rauch die Luft natürlich verunreinigte. Aber anders war ein Überleben damals nicht möglich. Heute ist das Automobil das Problem, und wenn es uns irgend möglich ist, sollten wir darauf verzichten. Ich selbst habe z. B. gar keinen Führerschein und kann so gar nicht in die Versuchung kommen, mir ein Automobil zuzulegen. Aber nicht alle Menschen können ohne es leben, etwa alte und gebrechliche Menschen, große Familien und Menschen, die dort wohnen, wo es keinen oder nur schlechten öffentlichen Nahverkehr gibt. Wie so oft muß also jeder Mensch entscheiden, wie weit er gehen will auf dem Wege zu den Göttern. Wer aber nun doch ein Automobil braucht, der kann ein kleines, wenig Benzin verbrauchendes oder elekrtrisches verwenden, es muß in der Regel nicht die PS-starke Großlimosine (SUV) sein.

Sich in den Wind zu stellen und sich ihm auszuliefern ist ein erster Schritt, um mit dem Windgott in irgendeiner Form Berührung zu erhalten. Es beweist uns nicht Seine Existenz und verhilft uns auch nicht zu Dingen übernatürlicher Art. Es muß weitergehen, daß wir uns bei jedem Wind oder Luftzug der Kraft des Gottes bewußt werden, daß wir alle materialistischen Erklärungen der Meteorologen zurückstellen. Es mag zutreffen, daß Wind als Ausgleich zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten entsteht. Aber die Entstehung ist nicht die Ursache: Warum ist da gerade ein Hochdruckgebiet, warum ein Tiefdruckgebiet, und warum spüren wir einen Windzug dennoch nur in einer ganz bestimmten Sekunde und nicht durchgehend? Wer hat es verfügt, daß gerade in dieser Sekunde, wo wir da unsern Weg gehen, der Wind uns trifft?

Wenn wir uns jedenfalls auf diese Weise dem Windgott öffnen und Seine Existenz in unserm Bewußtsein verankern, dann kann ein Weg beginnen, an dessen Ende vielleicht eine direkte Vision der Gottheit steht.

Ich habe einmal die „Wilde Jagd“ gesehen, das war im Julfest (21. 12. 2017) in einem Heiligtum der Umgebung. Es war im Kult der Zeitpunkt, wo gerade ein Wodansgebet gesprochen wurde. Plötzlich rauschte an einer einzigen Stelle im windlosen Kiefernforst ein Sturm durch die Baumwipfel, der sich ganz fest begrenzt von südwest nach nordost bewegte, danach war wieder Stille. Meine Frau sah in dem Sturm zwei dunkle Vögel, die wir natürlich als Raben (Begleiter Wodans) deuteten. Vorher und nachher war keinerlei Sturm oder Wind.

Die Luft ist das eine Element, ein anderes ist die Erde. Die Erde ist in unserer Mythologie eine Göttin, und zwar die höchste Göttin, Fria-Holda (Frigg, Frau Frick, Frau Holle). Sie ist zwar nicht nur die Erde, sondern auch Himmelsgöttin, dennoch ist Ihr die Erde unterstellt. Diese Göttin ernährt uns, schützt uns vor Krankheiten, schafft den Segen im Hause für gute Menschen.

Um also mit der Erde in Verbindung zu treten, begeben wir uns passenderweise an einen Ort der Erde. Das ist einfach nur Sand oder ein tiefes Tal, es kann eine Höhle sein oder ein See, ein Moor. Im Moor sah man schon im Mittelalter den Zugang in die Unterwelt der Erdgöttin. Auch ein Brunnenschacht wäre geeignet, doch besteht bei Höhlen und Brunnen die Gefahr der Verletzung.

Kinderlose Frauen pilgerten und pilgern teils noch heute zum Frau-Holle-Teich am Hohen Meisner, dem großen Frau-Holle-Berg in Hessen. Dieser kleine Teich liegt romantisch im Walde; ich besuchte ihn 1983 oder 1984. Leider ist die Natur dort durch Basaltabbau sehr beeinträchtigt. Wenn man an so einem Teich sitzt und sieht, wie sich im glatten Wasser die Umgebung spiegelt, dann kann man den Gedanken an eine Unterwelt, die hier beginnt, leicht nachvollziehen. Für diese Art der Verbindung rate ich dazu, sich niederzusetzen oder -legen, möglichst auch nackt, und die Erde ganz bewußt zu spüren. Man kann sogar Sand auf den Körper geben, um ganz von der Erde umgeben zu sein.

Wenn man die Erde als Göttin versteht, dann wird man keinen Müll achtlos auf die Erde werfen, auch keine Cigarettenstummel. Man wird auch nicht auf die Erde spucken oder ein Messer in sie stechen. Andererseits ist es für uns von Natur aus unvermeidlich, daß wir unser Geschäft auf der Erde verrichten. Wenn es also einmal vorkommt, daß man in der Natur ist und keine Toilette in Reichweite, dann dürfen wir auch die Erde benutzen, allerdings möglichst vorher ein kleines Loch graben und hernach zuschütten – was bei Katzen möglich ist, sollte auch uns selbstverständlich sein; an Gestank haben weder Götter, noch Geister Freude.

Ich bin vor Jahren (etwa 1987) einmal leicht erkältet gewesen, also dachte ich, ich gehe ins Moor um diese Erkältung loszuwerden. Zusätzlich hatte ich Rückenschmerzen, da ich irgendwie im Bett falsch gelegen hatte. Das Moor, in welches ich damals oft ging, war das Teufelsfenn am Teufelssee in Berlin-Grunewald. Das Moor ist eingezäunt und darf nicht betreten werden (Naturschutzgebiet), im an­grenzenden See aber baden viele Menschen, die von seiner gegenüberliegenden Seite (der Badewiese) zum See gehen.

Ich ging also ins Moor, wo ich schon oft war und jeden Baum kannte, wo ich schon übernachtet und meine Wildschweine beobachtet hatte. Ich ging unbekleidet durch den oberschenkeltiefen Schlamm des Moores, den die Wildschweine wohl erzeugt hatten. Das Gefühl von dem weichen, glitschigen dunklen Moorschlamm auf der Haut ist schon ein eigenes Erlebnis. Wahrscheinlich sind in dem Schlamm auch die Hinterlassenschaften der Wildschweine, doch diesem Gedanken gab ich mich nicht hin. Ich wollte ins Moor eintauchen, um der Erde nahe zu sein, um meine eigene natürliche Seite auszuleben. Ich wußte, daß ich vom Moor aus in den See gehen konnte, um so den Schlamm wieder abzuwaschen. Dazu mußte ich allerdings vorsichtig sein, damit mich die Badenden von der andern Seite des Sees nicht sehen und wegen meines unbefugten Betretens des Moores vielleicht meldeten.

Im Moor blieb ich vier Stunden, es war ja warmer Sommer. Ich hatte auch meine Altflöte mit und spielte einige Lieder, betete zu den Göttern oder sah den Wildschweinen zu. Als ich dann wieder zu Hause war, war die Erkältung – wie erhofft – weg. Die „Schlammpackung“, also die Kraft der Erdgöttin hatte mich geheilt. Aber sehr erstaunt war ich, als ich merkte, daß auch meine Rückenschmerzen völlig weg waren, womit ich nicht gerechnet hatte. Sollte es so einfach sein, Krankheiten zu heilen? Immerhin benutzt die Schulmedizin heute auch Moorbäder, allerdings in einer sehr dekadenten Art: Da wird Moor aus Ungarn abgebaut (und damit dort zerstört) und gereinigt nach Deutschland gefahren, wo es in einer speziellen Badewanne für den Patienten bereitgestellt wird. Nichts von Natur, nichts von der Göttin, keine Wildschweine. Soweit ist die Wissenschaft leider noch lange nicht, daß sie vom Zusammenspiel der Natur eine Ahnung hätte.

Ich glaube, daß nicht nur die Erdgöttin bei mir wirkte, ich gehe auch von Geistwesen (Idisen, Alben) aus, die hier mithelfen, wohl im Dienste der Götter. Denn Götter können ja nicht überall zugleich sein, und aus der griechischen Mythologie weiß ich, daß Geistwesen die Verbindung zwischen Menschen und Göttern herstellen. Die guten Geistwesen sind die „Holden“, die – der Name macht es deutlich – mit Frau Holle in Verbindung stehen, hingegen sind „Unholde“ böse Geister (dazu später mehr).

Dem Element des Wassers ordnen wir den Gott Nerd (Nord, Njörd) zu, der allerdings in erster Linie Meeresgott ist. Flüsse haben eigene Wesenheiten; kleine Seen sind der Fria geweiht. Große Seen scheinen aber auch dem Nerd und Seiner Tochter Frowa (Freyja) geweiht zu sein, denn entsprechende Sagen gibt es, wonach die Göttin aus dem See kommt und zum Tanze geht (siehe mein Buch „Kultstätten in Berlin“, S. 48-52); somit ergibt sich, daß unsere Vorfahren größere Gewässer auch diesen Gottheiten zugeordnet haben.

Am stärksten ist die Kraft des Nerd, des Gottes des Reichtums, der Fischerei (Fischreichtum) und der Schiffahrt natürlich im Meere zu spüren. Wenn man sich in die Wellen begibt und das Wasser spürt, dann kann man sich dem Gott Nerd (Neptun, Poseidon) öffnen. Nie darf man aber ängstlich sein, Angst vor irgendwelchen Fischen im Wasser, Quallen usw. haben. Wer sich in Demut und offen dem Meeresgott nähert, dem geschieht nichts, denn wenn er es mit der richtigen Einstellung macht, dann steht er als Gast im Element des Gottes unter dem Schutz des Gastrechts.

Wenn ich mich an die Zeiten erinnere, wo man in den Süden auf die Balearen flog um dort Sonne und Meer zu genießen, dann fallen mir auch die vielen „No-Go's“ ein, die man dort beobachten mußte. Ohne Achtung vor dem Meer und Seiner Kraft wird da gebadet, geplantscht und gesurft, viel Plastik und Sonnencreme sind dabei, Krach und Action (Wasserski, Motorboote), Bespaßung in jeder Form, wie im Kindergarten. Das Meer wird in keiner Weise besonders gewürdigt, niemand scheint vor dieser Urgewalt Respekt zu haben. Das Meer wird zum Grund und zum Objekt unseres „Funs“. Müll läßt man liegen oder wirft ihn ins Meer und wer mal „muß“, dem ist der Weg zur Toilette meist auch zu weit.

Und dann wundert man sich, wenn da mal ein Hai erscheint und zubeißt, oder wenn Quallen, Seeigel oder andere Meeresbewohner die Leute schädigen.

Heidnisch ist es, beim ersten Bade im Meer den Gott zu grüßen, ihm für dieses schöne Wasser zu danken und ihn zu bitten, daß man sich in seinem Element aufhalten möchte. Eine kleine Opfergabe ins Wasser zu werfen, schadet auch nichts. Ein alter Spruch lautet: »Wirft man einen Stein durch die Beinen in das Wasser, wird man nicht mehr nasser«.

Dann kann man sich dem Wasser, den Wellen (die Töchter Nerds) hingeben und die Kraft dieses Gottes spüren. Dennoch muß man vorsichtig sein und seine eigenen Kräfte nicht überschätzen. Auch wenn man in Harmonie mit dem Gott des Meeres ist, mag es zuweilen einzelne Wesen im Meere geben, die sich nicht an die Weisungen des Gottes halten und uns schaden wollen, daher ist kluge Vorsicht nicht falsch. Aber sie darf uns nicht dazu verleiten, uns zu verschließen. Den Gedanken, mit dem Meere eins zu werden, sollten wir pflegen, wenn wir im Wasser schwimmen. Natürlich brechen wir Korallen, Muscheln usw. nicht ab, harpunieren keine Fische und stören die Natur des Meeres nicht. Wenn man einmal muß, kann man sich eine Stelle am Land suchen. Wenn man sich als Freund in Freundschaft und unter Beachtung eines ordentlichen Benehmens dem Meer und seinen Gottheiten nähert, dann wird einem umgekehrt das Meer auch freundlich entgegentreten und vielleicht sogar seine Schätze zeigen (seltene Fische, Korallen, spirituel­le Wesen). Wer das Meer aber zur Kulisse für seinen Abenteuerurlaub mißbraucht, der wird es nicht freundlich erleben können.

Zum Element des Wassers gehört auch das Wasser, das vom Himmel kommt, der Regen und das Gewitter. Über den leichten, befruchtenden Regen herrscht der Gott Ing-Fro (Yngvi-Freyr); wenn man sich also in diesen Regen begibt, kann man so auch versuchen, sich diesem Gott zu nähern. Der Gewitterregen allerdings, Wolkenbrüche und dergleichen sind dem Gott Donar (Thor) geweiht.

Einmal (vielleicht 2015) war ich im Sommer im Walde unterwegs und wurde von einem sehr heftigen Wolkenbruch überrascht. Zuerst stellte ich mich unter einen Baum, doch der Regen ging weiter, und unter dem Baume konnte man auch nicht völlig trocken bleiben. Ich hatte einen Germanenkittel an, den zog ich nun aus und ging von meinem Unterstand auf den Weg, wo viel Regen niederprasselte. Unbekleidet im Gewitterregen an einem warmen Sommertage war eine gute Möglichkeit, mich mit Donar zu verbinden, indem ich an Ihn dachte und ein Donar-Lied sang. Es war ein Weg mit grünem Rasen und einer Vertiefung, die schließlich ganz voll Wasser stand, etwa 50 cm tief. Da habe ich dann darin auch noch gebadet. Angst vor den Blitzen hatte ich nicht, da ich fest glaube, daß Blitze einen Menschen nicht willkürlich treffen, sondern die Götter entscheiden, wer getroffen werden soll. Das ist sozusagen eine Frage der Bestimmung, und wem das Ende bestimmt ist, der wird auch abberufen, sei es durch einen Blitz oder irgendein anderes Geschehen.

Das vierte Element ist das Feuer. Während in der späteren Zeit Loke (Loki) als Feuergott galt, scheint ursprünglich der Gott Ing-Fro (Yngvi-Freyr) als Feuergott angesehen worden zu sein, während Loke als Sohn eines Riesen gar nicht als Gottheit galt, sondern Dienstmann Donars war und nur wegen seiner Blutsbrüderschaft mit Wodan besondere Rechte hatte. Ich war der Argumentation von Ludwig Gruber gefolgt, die zwischen den Namen germanisch Ingwaz, lateinisch Ignis (= Feuer), indisch Agni (= Feuergott) eine etymologische Verbindung sah und ein indogermanisches *Ingneq (= Brennen) annahm. Diese Ableitung aber scheint unhaltbar zu sein und der Name Ing scheint einfach nur „Sohn, Nachkomme“ zu bedeuten. Aber daß der Gott dennoch ein Gott des Feuers (auch des Feuers der Sonne) und der Wärme ist, das ergibt sich aus den Mythen und der Gísla Saga Súrssonar 18. Auch hat man ihm im Ofenfeuer den ersten Zahn oder den Brautkranz geopfert.

Deswegen ist das Feuer nach meiner Deutung und Erfahrung das Element des Gottes Ing-Fro oder nordisch Yngvi-Freyr. Der Gott ist Gott des Friedens, der Fruchtbarkeit und des Reichtums, Loke hingegen symbolisiert eher das verheerende, umwandelnde Wildfeuer. Das Herdfeuer ist Fro geweiht, aber wohl auch der Schwester der Sonne, der Göttin Sinthgunt (Syn), die die Göttin ist, die die Häuser schützt und den Angeklagten beisteht.

Sich im Feuer aufzuhalten, ist für uns Menschen nicht möglich, aber wir können ihm nahekommen. Zu vielen der Jahresfeste war und ist es üblich, über das Feuer zu springen. So einen Sprung verbindet man auch mit einem Wunsche, und der Glaube herrscht, daß das Überspringen des Feuers die Aura des Springers reinigt und Unholde, die ihm möglicherweise anhaften, vertreibt. Vom Sprunge über das Feuer bei den Jahresfesten erwartet man sich Fruchtbarkeit und Gesundheit. Man muß dabei aber natürliche Kleidung tragen, denn ansonsten könnte ein Funke die Kleidung entzünden. Ich rate daher, auch bei Feuerritualen unbekleidet zu sein, zumal man ja auch die Wärme des Feuers nicht nur im Gesicht spüren sollte.