Schief gewickelt – Das perfekte Verbrechen - Regula Venske - E-Book
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Schief gewickelt – Das perfekte Verbrechen E-Book

Regula Venske

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Beschreibung

Ein perfektes Verbrechen: „Schief gewickelt“ von Regula Venske jetzt als eBook bei dotbooks. Eigentlich ist er ein ganz normaler Mann. Zugegeben, ein wahrer Luftikus, der es mit der Treue nicht allzu ernst nahm. Zumindest vor seiner Ehe war das so – aber jetzt ist er verheiratet und möchte ein vorbildlicher Ehemann sein. Doch da kommt ihm eine anonyme Frau in die Quere, die ihm regelmäßig merkwürdige Post zuschickt. Der Inhalt: die benutzten Windeln eines Babys. Wer ist die unbekannte Absenderin, was ist mit dem Kind? Und wer möchte dem Luftikus noch alles an den Kragen? Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Schief gewickelt – Das perfekte Verbrechen“ von Regula Venske. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 177

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Über dieses Buch:

Eigentlich ist er ein ganz normaler Mann. Zugegeben, ein wahrer Luftikus, der es mit der Treue nicht allzu ernst nahm. Zumindest vor seiner Ehe war das so – aber jetzt ist er verheiratet und möchte ein vorbildlicher Ehemann sein. Doch da kommt ihm eine anonyme Frau in die Quere, die ihm regelmäßig merkwürdige Post zuschickt. Der Inhalt: die benutzten Windeln eines Babys. Wer ist die unbekannte Absenderin, was ist mit dem Kind? Und wer möchte dem Luftikus noch alles an den Kragen?

 

Über den Autor:

„Regula Venske gehört zu Deutschlands ungewöhnlichsten Krimiautoren, deren Romane großen Unterhaltungswert besitzen“ (literaturmarkt.info).

 

Regula Venske wurde 1955 in Minden geboren und wuchs in Münster auf. 1987 promovierte sie mit einer Studie über „Mannsbilder – Männerbilder. Konstruktion und Kritik des Männlichen in zeitgenössischer deutschsprachiger Literatur von Frauen“ zum Doktor der Philosophie.

Für ihre Romane und Erzählungen wurde sie u. a. mit dem Oldenburger Jugendbuchpreis, dem Deutschen Krimipreis und dem Lessing-Stipendium des Hamburger Senats ausgezeichnet, ihr Kurzgeschichtenband "Herzschlag auf Maiglöckchensauce" wurde für den Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden nominiert.

Regula Venske lebt als freie Autorin in Hamburg und ist Mitglied im Autorenverband deutschsprachiger Kriminalschriftsteller SYNDIKAT (www.das-syndikat.com) und im PEN (www.pen-deutschland.de), dessen Generalsekretärin sie seit Mai 2013 ist.

 

Bei dotbooks erscheinen außerdem Regula Venskes Romane Kommt ein Mann die Treppe rauf und Double für eine Leiche.

 

Weitere Titel sind in Vorbereitung.

 

***

 

Überarbeitete Neuausgabe Februar 2015

Dieses Buch erschien bereits 1991 unter dem Titel Schief gewickelt bei Kellner, Hamburg

Copyright © der Originalausgabe 1991 Kellner, Hamburg

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Maria Seidel, atelier-seidel.de unter Verwendung eines Motivs von Thinkstockphoto/istock

 

ISBN 978-3-95824-010-0

 

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Regula Venske

Schief gewickelt – Das perfekte Verbrechen

Kriminalroman

dotbooks.

Kapitel I.

Die Ehefrau biegt in den Wunderbrunnen ein. Sie liest das Straßenschild und läßt den Namen auf der Zunge zergehen. Wunderbrunnen. Sie fährt quer über den Parkplatz und stellt das Auto ab. Dieses Kaufhaus liegt eigentlich unter ihrem Niveau, aber die Bettwäsche ist günstig. Die Ehefrau steuert zielstrebig auf den Eingang zu, sie würdigt die Blumenstände mit den Drachen- und Bananenstauden, das ausgestopfte Rentier und die spielenden Kinder keines Blickes. Die Ehefrau weiß nämlich, was sie will. Sie würde sich nie ein Sonderangebot aufschwatzen lassen, nie würde sie etwas mitgehen lassen, was sie nicht wirklich wollte. Sie begibt sich direkt in die Bettenabteilung: Der Luftikus hat einen großen Lakenverbrauch.

Die Ehefrau wählt Farben aus: grün-violett, schwarz-violett, knallweiß. Naserümpfend und erhobenen Hauptes eilt sie am Kaufhausrestaurant vorbei, schwedische Hackklöpschen mit Preiselbeeren entsprechen nicht ihrem Geschmack. Und sowieso ißt sie nicht in Kantinen. Sie hat Besseres im Sinn. Aber dann: Kurz bevor sie Kasse und Ausgang erreicht hat, stößt sie sich das Haupt – denn einen Kopf hat die Ehefrau nur, wenn der Frisör ihn wäscht –, stößt sie häuptlings an einen weißen Luftballon. Zu Dutzenden schweben und hängen sie, umschmeicheln und irritieren die Kundschaft: ein Sonderangebot. Die Ehefrau fühlt sich von einem Übermut überkommen, sie stutzt, zögert, lacht. Der Luftikus fällt ihr ein, an den sie während des Lakenkaufs eher flüchtig dachte. Den Luftikus hat sie sich geangelt, wie man so sagt, eingefangen. Sie hält ihn fest an der Schnur, hält ihr Glück sicher in der Hand. Wie einen Luftballon eben. Mag er ruhig denken, er flöge. Ihr entkäme er nicht. Notfalls würde sie eine Nadel zur Hand nehmen, ihn anstechen, bis ihm die Luft entwiche, dem Luftikus. Aber zuvor braucht sie ihn noch als Samenspender für ihr Kind.

Der Luftikus feiert gern, er lädt auch gern spontan zu Gelagen. Im Aufblasen ist er von klein auf bestens erprobt. Hundert Stück in einer Packung, grün, gelb, violett, orange und eierschale. Wer weiß, wozu das nochmal gut sein kann, denkt die Ehefrau und packt drei Tüten auf den Einkaufswagen. Während sie an den Luftikus denkt, lächelt sie zärtlich, aber der leichte Anflug von Spott ist für den Käufer an der Nachbarkasse (Gartenstühle, Sonnenschirme) nicht zu übersehen. Später kurvt die Ehefrau wieder quer über den Parkplatz, während sie gleichzeitig das Autoradio anstellt und das Wagenfenster herunterkurbelt. Hamburger Frühlingsluft. Luft und Straßennamen, wie es sie nur in Hamburg gibt. Die Ehefrau ist mit sich selbst zufrieden, sie hat aufgetankt: Luftballonluft, Wunderbrunnenluft, denkt sie.

Zur selben Zeit, als die Ehefrau das Ehebett (drei Meter mal zweifünfzig, der Luftikus liebt es groß) frisch und grün-violett bezieht, stillt eine anonyme Frau ihr Kind. In der Parterrewohnung riecht es muffig, Babycreme mischt sich mit Hohelufter Feuchtigkeit. In dieser Straße sind in jüngster Zeit viele Wohnungen in Eigentum verwandelt worden. Heute abend denkt die anonyme Frau nicht daran, sie hat jetzt anderes zu schaffen. Und brauhaucht dazuhu kein Wiehiegenband. Sie summt leise vor sich hin, verfällt dann in ein Krächzen. Und auch kein Struhumpfband meheheher. Ach Luftikus, liehieber Luftikus mein, singt sie nicht. Auch eine anonyme Frau weiß, wann ein Lied zu Ende ist. Das Strumpfband hat sie fortgeworfen. Sie hat ihren Stolz. Sie hat ihre Freunde, ihre Freundinnen vor allem, die ihr beistehen. Sie hat keine Ansprüche, denn wenn sie welche hätte, es nützte ihr nichts, sie zu stellen. Versunken nuckelt das Kind an ihrer Brust und gibt schmatzende Laute von sich. Anmutig hat es dabei den Zeigefinger über den Daumen gekreuzt, in aller Unschuld kann es sich seinem Bedürfnis hingeben. Daß das Kind hübsch zu werden verspricht, ja, bereits als außergewöhnlich hübsch bewundert wird, sieht die anonyme Frau nicht ungern. Soll ihr keiner nachsagen, sie sei einer Geschmacksverirrung erlegen gewesen. Gewesen. Die anonyme Frau seufzt, aber nur noch aus Gewohnheit und schon ganz leise. Sie hat einen Plan gefaßt, und den wird sie jetzt verfolgen. Wohlgemerkt, den Plan, nicht den Mann.

Die anonyme Frau hat ihre Bluse zugeknöpft. Zugeknöpft, so hatte auch er sie damals genannt und also provoziert. Sie hat ihr Kind gewickelt und ins Körbchen gelegt. Auf dem Tisch liegt die Windel. Na warte, kichert die anonyme Frau, das gibt ein Windelpaket! Dann geht sie ans Werk. Mit geübten Händen schlägt sie die Windel von den Rändern her zusammen und klebt sie mit den Klebestreifen zu. Die Windel ist so kompakt versiegelt, es kann eigentlich nichts herausquellen. Sie erscheint der anonymen Frau handlich, handlich wie das Kind, handlich wie das Organ, das es erzeugt hat und an das sie nur gelegentlich denkt, handlich also, wie die Erinnerung daran. Scheiß-Spiel, murmelt die anonyme Frau. Und ich die Beschissene? Denkste. Sie lacht auf (rauh, empfindet sie), räuspert sich, setzt dann noch eins drauf. Typen wie du haben bei mir verschissen, sagt sie laut. Aber jetzt sollst du wenigstens ein Lebenszeichen erhalten. Dann kramt sie den wattierten Briefumschlag aus dem unteren Schreibtischfach heraus und holt die Reiseschreibmaschine ihrer Schwester aus dem Schrank. Sie hat an alles gedacht. Sie streift sich die wollenen Fäustlinge mit dem finnischen Muster über, zu einem perfekten Verbrechen gehören nun einmal Handschuhe, denkt sie. Das heißt, sie denkt es eigentlich nicht, sie ahnt es eher. Nie würde sich die anonyme Frau eine Angst eingestehen, eine bloße Ängstlichkeit gar, wie sie es nennen würde, dächte sie darüber nach. Mit beherztem, wenn auch leicht gedämpftem Anschlag hackt sie auf die Tasten ein. Sie läßt viel Platz zwischen den einzelnen Zeichen. Auf den Abstand kommt es ihr schließlich an.

BELLEALLIANCESTR. 60

HIER

Die Adresse hat sie im Telefonbuch nachgeschlagen, es war ja auch nicht zu erwarten, daß die Ehefrau Einzug in eine Junggesellenbude halten würde. (Fettstraße 6, ach, waren das Zeiten!) Übrigens neidet die anonyme Frau der Ehefrau den Luftikus nicht, den Luftikus möchte sie nicht mehr geschenkt haben. Es geht ihr schlicht und nicht unbedingt ergreifend ums Prinzip. Und außerdem ist sie im Mutterschutz und muß sich beschäftigen. Es stimmt schon, was sie immer hörte, ein Kind füllt die Mutter nicht vollständig aus.

Die anonyme Frau schiebt das immer noch ein wenig warme Windelpaket behutsam in den Briefumschlag, sie heftet die Sendung sorgfältig zu und klebt den Adressenzettel darauf. Auf der Fensterbank steht die Säuglingswaage aus der Apotheke. Nicht, daß es die anonyme Frau nötig hätte, ihr Kind täglich zu wiegen, Speikinder sind Gedeihkinder, das hat sie als erstes gelernt. Aber die anonyme Frau besitzt weder eine Küchenwaage (hierin unterscheidet sie sich von der Ehefrau), noch eine Briefwaage, die vielleicht dem Gewicht eines Windelpaketes ohnehin nicht standgehalten hätte. Die anonyme Frau nimmt die Schachtel mit den Briefmarken aus der Schublade. Sie hat sich reichlich eingedeckt für die nächste Zeit. Sie leckt die Marken, die sie braucht, gerade, weil sie so widerlich schmecken, genüßlich an. Auch einen blau-weißen Streifen klebt sie auf, zum Spaß: »Luftpost«.

Kapitel II.

Der Luftikus steigt die vier Treppen zu seiner Wohnung empor. Er könnte auch den Lift nehmen, aber er tut es nicht. Der Luftikus genießt es nämlich, viele Treppenstufen, und zwar jede einzeln, hochzusteigen. Das ist wie mit den Frauen, denkt er. Auch wenn es ein wenig anstrengt, du kannst jeder einzelnen, aber auch wirklich jeder, etwas abgewinnen. Der Luftikus wohnt im vierten Stock, hoch über den Dächern, wenn auch nicht von Paris, so doch wenigstens von Hamburg-Eimsbüttel. Er braucht die dünnere Luft. Er braucht den Ausblick auf Plaza, Fernsehturm und Geomaticum und einen Himmel mit Möwen darin. Er braucht das Gefühl, auf andere herabblicken zu können. Er schwebt gern. Wenn der Luftikus ehrlich wäre, würde er zugeben, daß er im Grunde seines Herzens auf ein Erdbeben wartet. Aber ja, er würde es genießen, das leichte Schwanken des Hauses zu spüren. Er würde sein Weinglas auf den Glastisch stellen und für den Rest des Abends nüchtern bleiben. Er würde sogar die Stereoanlage leiser drehen, um zu hören, wie es in den Fugen ächzt und knackt. Die letzten zwei Stufen nimmt der Luftikus auf einmal, er streicht sich mit der Linken übers Haar. Jetzt hält er gleich die Ehefrau im Arm. Der Luftikus zählt sich und sie zur Schickeria von Eimsbüttel.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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