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Eine Idealbesetzung: Die beliebte ehemalige Bischöfin wird "Reformationsbotschafterin". SIE, die mutige Theologin, die für eine authentische christliche Existenz steht, präsentiert IHN, der nicht nur dem Volk aufs Maul schaut, sondern auch das Evangelium in seine Sprache übersetzt. Zum Amtsantritt als Reformationsbotschafterin der evangelischen Kirche am 1. April 2012 legt Margot Käßmann eine Auswahl an Luthertexten vor, die den Anfänger solide einführen und Kenner neuerlich begeistern. Die Texte sind nach Stichworten wie Glauben, Kinder, Trost, Beten, Musik, Freundschaft, Essen und Trinken, Krieg und Frieden geordnet und wurden in Zusammenarbeit mit dem Lutherkenner Ralph Ludwig neu übertragen.
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Seitenzahl: 130
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Margot Käßmann, promovierte Theologin und Mutter von vier Töchtern, war elf Jahre Bischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Nach ihrer Lehrtätigkeit in Atlanta und Bochum ist sie seit April 2012 „Reformationsbotschafterin“ der evangelischen Kirche. Mit Integrität und missionarischer Begabung füllt sie wie weiland Martin Luther Kirchen und Vortragssäle und versucht, in den Menschen die Fackel evangelischer Frömmigkeit zu entzünden.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Textauswahl und Übertragung: Dr.Ralph Ludwig, Hannover
Gestaltung: Kristin Kamprad
Titelillustration: Julia Krusch
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
© Hansisches Druck- und Verlagshaus GmbH, Frankfurt am Main 2012.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ist ohne schriftliche Einwilligung des Verlags unzulässig.
ISBN 9783869211855
Margot Käßmann (Hg.)
Texte für den Alltag
Cover
Impressum
Titel
Vorwort
Gott
Beten
Frauen und Männer
Demut
Geldwirtschaft
Gotteswort
Kirche
Essen und Trinken
Frei sein
Gott dienen
Musik
Kinder
Bibel
Sterben, Krankheit, Tod
Jesus Christus
Glauben
Politik
Predigen
Krieg und Frieden
Trost
Einheit der Christen
Mühe und Muße
Textnachweise
Anmerkungen
Das Jahr 2017 steht in der Tat für ein besonderes Jubiläum. Die Evangelische Kirche in Deutschland bereitet sich mit einer ganzen „Lutherdekade“ darauf vor, auch international, etwa im Lutherischen Weltbund in Genf (einem Zusammenschluss lutherischer Kirchen in aller Welt) wird überlegt, wie dieses Grunddatum der Reformation wahrzunehmen sei. Sogar der Staat hat das inzwischen aufgenommen. So hat der Bundestag am 20.Oktober 2011 einen gemeinsamen Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen angenommen, der das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 als „Ereignis von Weltrang“ einstuft. Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich in die Gestaltung von Lutherdekade und Reformationsjubiläum einzubringen und die Netzwerkbildung zwischen Ländern, Städten, Kirchen und Verbänden zu fördern. Immer wieder wird auf die große kulturelle, religiöse, aber eben auch gesellschaftliche Bedeutung der Reformation hingewiesen. Auch das Land Sachsen-Anhalt sowie die Stadt Wittenberg sehen das Jubiläum als Chance und die Tourismusprognose offenbar ebenso. Mit der Internetseite www.luther2017.de werden die unterschiedlichen Aktivitäten inzwischen präsentiert.
Sicher, der Thesenanschlag am 31.Oktober 1517 ist ein symbolisches Datum. Zum einen ist umstritten, wie er sich historisch abgespielt hat, ob es Luther selbst war oder seine Schüler, ob überhaupt etwas an die Schlosskirche angeschlagen wurde oder nicht eher Druckversionen der Thesen verteilt wurden. Ebenso ist deutlich, dass die Reformation ein umfassendes Geschehen ist, das sich in vielfältiger Weise und durch unterschiedliche Personen zu Beginn des 16.Jahrhunderts vollzog. Und Luthers „reformatorische Entdeckung“ war gewiss kein plötzlicher Durchbruch, sondern entstand über Jahre in einem Prozess des theologischen Erkennens und der inhaltlichen Auseinandersetzung mit biblischen Texten und kirchlicher Realität.
Dennoch bleibt Martin Luther im Zentrum des Geschehens, so sehr es auch durch andere Personen und gewiss durch die geschichtlichen Umstände geprägt wurde. Er war mit Sicherheit der meistgelesene Autor seiner Zeit und beeinflusste sie.
Schauen wir die kommenden Jahre an, so wird es spannend sein, wie die Lutherrezeption sich vollziehen wird. Der Historiker Hartmut Lehmann hat auf spannende Weise und sehr komprimiert dargestellt, wie die Reformationsjubiläen jeweils von ihrer Zeit geprägt waren1. 1617 schildert er als Jubiläum der konfessionellen Selbstvergewisserung, 1717 als Stilisierung Luthers zum frommen Mann der Pietisten oder des Frühaufklärers gegen mittelalterlichen Aberglauben. 1817 wird als religiös-nationale Feier inszeniert in Erinnerung der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, Luther wird zum deutschen Nationalhelden. Der 400.Geburtstag 1883 lässt Luther zum Gründungsvater des Deutschen Reiches avancieren und 1917 wurde er schließlich mit Hindenburg gemeinsam zum Retter der Deutschen in Zeiten großer Not. 1933 umgab Luther mit der Aura des gottgesandten Führers oder dessen Vorboten. Und als Tröster der Deutschen wurde er an seinem 400.Todestag gesehen – 1946, als Trost bitter notwendig war. 1983 gab es geradezu ein Gerangel um das Luthererbe in Ost und West. In der DDR war Luther nun nicht mehr Fürstenknecht, sondern Vertreter der frühbürgerlichen Revolution.
Ein solcher Blick zurück muss sensibel dafür machen, dass Reformationsjubiläen heikle Zeitpunkte sind. Wie werden spätere Generationen urteilen über die „Inszenierung“ 2017? Werden sie sagen, die Evangelischen wollten Profil gewinnen durch Abgrenzung? Wird es heißen, es wurde versucht, säkulare Öffentlichkeit für die evangelische Botschaft zu gewinnen? Oder wird deutlich: Hier wurde sich kritisch und gestaltend, gut protestantisch also, mit dem eigenen Erbe auseinandergesetzt. 2017 wurde gefragt: Wer sind die Evangelischen am Beginn des neuen Jahrhunderts, Jahrtausends? Was ist ihre Botschaft für die Menschen in unserem Land mit ihren Zukunftsängsten und ihren Fragen nach Sinn in einem säkularen Zeitalter? Wurde durchbuchstabiert, was die Botschaft der Kirche der Reformation in einer Welt der Ungerechtigkeit ist, in der fast eine Milliarde Menschen hungern?
Der damalige Ratsvorsitzende der EKD Wolfgang Huber sagte in seiner Festrede zur Eröffnung der Lutherdekade am 21.September 2008: „So sehr wir Luthers Beitrag zur deutschen Kultur, insbesondere die Prägekraft, mit der er die deutsche Sprache gestaltet, würdigen, so wenig Anlass haben wir, die Überlegenheitsgesten zu wiederholen, mit denen Martin Luther und ein vermeintliches ‚deutsches Wesen‘ zusammengebracht wurden. Deutsche im Inland wie auch im Ausland wurden unter Berufung auf Luther lange Zeit dazu verführt, Patriotismus und Nationalismus miteinander zu verwechseln.“
Das ist ein erster entscheidender Gesichtspunkt: Es gilt, das Jubiläum 2017 zu nutzen auch für einen kritischen Blick. Nein, es wird keinen „Kult um Luther“ geben, wie manche offenbar befürchten. Die lutherischen Kirchen weltweit sind souverän genug, die Schattenseiten ihres großen Vorbildes nicht auszublenden. Das gilt nicht nur mit Blick auf Nationalismus, sondern auch hinsichtlich seines Verhältnisses zu Menschen jüdischen Glaubens insbesondere am Ende seines Lebens, das die lutherische Kirche nachhaltig negativ geprägt hat. Es gilt mit Blick auf die aufständischen Bauern und Luthers Verweigerung der Solidarität. Und auch hinsichtlich der Anwendung von Gewalt macht Luther Anmerkungen, die heute verschrecken.
Eine zweite entscheidende Frage wird die ökumenische Dimension des Jubiläums sein. Gewiss gibt eine Spaltung keinen Anlass zum Feiern. Das gilt etwa mit Blick auf das Verhältnis der lutherischen zu den reformierten und auch unierten Kirchen. Sie erkennen sich seit 1973 allerdings in Europa gegenseitig als Kirchen an und praktizieren Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. So wird es kein „Lutherjubiläum“, sondern ein „Reformationsjubiläum“ geben, keine Abgrenzung, sondern ein Feiern, dass versöhnte Verschiedenheit heute Praxis ist.
Nicht zu vergessen ist: Luther war römischer Katholik. Um ihn zu verstehen, muss die römisch-katholische Kirche Teil der Diskussion sein. Wenn die Evangelischen mit Luther erklären, sie seien Erbin der Alten Kirche, dann geht es ja auch um eine gemeinsame Geschichte. Martin Luther wollte seine eigene Kirche reformieren und nicht spalten. Das kann Ansatzpunkt sein, zwar das eigene Profil und Erbe zu feiern, aber kein rein abgrenzendes Reformationsjubiläum auszurichten. Weihbischof Hans-Jochen Jaschke aus Hamburg etwa hat anlässlich des Reformationstages 2008 erklärt, Luthers 95Thesen würden heute auch von römisch-katholischer Seite akzeptiert und er teile Luthers Kritik am damaligen Ablasshandel.2 Das ist doch ein spannender Ausgangspunkt für neue Gespräche! Zudem: 1999 wurde in Augsburg die Gemeinsame Erklärung der Römisch-katholischen Kirche und des Lutherischen Weltbundes zur Rechtfertigung unterzeichnet, dessen zehnjähriges Jubiläum 2009 gebührend gefeiert wurde. Es wurde festgehalten: So wie die beiden Kirchen ihre Lehre heute formulieren, werden sie von den Verwerfungen des 16.Jahrhunderts nicht getroffen. Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Offiziellen Feststellung zur Gemeinsamen Erklärung in Augsburg am 31.Oktober war ein feierliches Ereignis. Es bedeutet nicht – und das war allen Beteiligten klar–, dass nunmehr die Lehrbegriffe der unterschiedlichen Traditionen auf einem gleichen Verständnis beruhen. Aber die Unterzeichnung wurde begrüßt als ein Schritt auf einem notwendigen Weg der Annäherung. Ein Durchbruch schien nahe nach dem Motto: Diese Erklärung wird die Unterschiede nicht beseitigen, hoffentlich aber zur Möglichkeit führen, einander als Kirchen anzuerkennen und zumindest gastweise zum Abendmahl einzuladen. Bei aller Differenz und dem je eigenen Profil verbindet die Kirchen mehr als sie trennt. Und: In einer säkularisierten Gesellschaft ist ein gemeinsames Zeugnis der Christinnen und Christen von großem Gewicht. Je stärker sie gemeinsam auftreten, desto eher werden sie gehört. Dass es Enttäuschungen gibt, dass in der Differenz auch Identität liegt, darf dabei allerdings nicht ignoriert werden. Kirchenverständnis, Amts- und Abendmahlsverständnis bleiben ganz offensichtlich auch nach 500Jahren trennend. Das wird auch sichtbar beispielsweise im Amtsverständnis, das evangelischerseits von der Beteiligung von Laien auch in den höchsten Entscheidungsebenen und von Frauen auch in höchsten ordinierten Ämtern geprägt ist. Und es wird deutlich in Abgrenzungen in Teilen der römisch-katholischen Kirche etwa von den grundlegenden auf Ökumene hin orientierten Haltungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Auch 500Jahre nachdem die Westkirche – die sich ja schon zu Beginn des zweiten Jahrtausends und bis heute von der Ostkirche getrennt hatte – sich ausdifferenziert hat, bleiben substantielle Unterschiede, die allerdings nach Jahrhunderten des gegenseitigen Bekämpfens nun befriedet miteinander leben. Und immerhin gibt es eine ökumenische Bewegung, die auf unumkehrbare Weise die vergangenen 100Jahre seit dem Jubiläum 1917 geprägt hat. Das dürfte die Ausgangsposition grundlegend verändern.
Mit Blick auf das anstehende Jubiläum aber geht es auch darum, nicht nur über Luther, die Reformation und ihre Folgen zu reden und zu hören, zu schreiben und zu lesen, sondern Luther selbst zu Wort kommen zu lassen. Dazu soll dieser kleine Band einen Anreiz geben. Er hat darauf verzichtet, die kritischen ökumenischen, antijüdischen und gewalthaltigen Texte aufzugreifen, da dies einer inhaltlichen Aufbereitung, Auseinandersetzung und Einordnung bedürfte. Er soll schlicht und einfach einer breiteren Leserschaft Zugang zu Luthers Rede- und Schreibweise, seinem Denken und Empfinden eröffnen.
Aus der ungeheuren Fülle von Luthertexten wurden daher vor allem von Ralph Ludwig, dem ich dafür sehr danke, spezifische, gut lesbare Textpassagen herausgesucht und übertragen. Einige, wie etwa die Rede von Gott, enthalten durchaus komplizierte Gedankengänge aus Luthers theologischer Reflexion. Immer wieder wird dabei auch deutlich, wie sehr Sünde und Teufel für Luther eine Realität waren in einer Form, die wir heute kaum noch nachempfinden können. Gleichzeitig ist zu bewundern, wie bildhaft und nachvollziehbar Luther argumentiert. Da wird Theologie im Alltag greifbar und dies wird auch von Predigenden explizit gefordert.
An vielen anderen Stellen kommt der Seelsorger Luther zum Vorschein. Wie liebevoll er über Kinder und auch über die Ehe sprechen kann! Wie tröstend seine Worte zu Trauer und Tod noch über die Jahrhunderte hinweg klingen! Und wie sehr er in der Lebenspraxis verwurzelt ist, etwa wenn er um die Tochter trauert, einem Menschen mit Suizidgedanken rät oder in Krankheit ermutigt! Beim Lesen erleben wir Luther als Menschen, der Glauben und Theologie mit dem Leben verbindet. Die seelsorglichen Texte berühren mich am meisten, weil der oft polternde, wenig politisch korrekt Formulierende hier eine zarte, liebevolle, zugewandte Seite zeigt.
Luther lesen, das ist ein gewichtiger Zugang zum Reformationsjubiläum. Andere werden die theologische und historische Aufarbeitung sein, die kritische Rezeption, das Ringen um die ökumenische Dimension und wie sie konstruktiv zu gestalten sei. Es wird immer wieder deutlich werden, dass Reformation ein umfassendes, bei weitem nicht auf Luther und Wittenberg zu konzentrierendes Geschehen war und ist. Aber es fängt an bei diesem nachdenklichen, manchmal geradezu getriebenen, immer aber wortmächtigen Mann. Er ist und bleibt Dreh- und Angelpunkt. Und so ist es gut, bei ihm selbst nachzulesen, um mehr von ihm zu erfahren. Das ist eine Voraussetzung, die Entwicklungen vor 500Jahren zu verstehen und einzuordnen.
Schließlich danke ich Elke Rutzenhöfer als Programmleiterin der edition chrismon, die die Anregung zu diesem Band gegeben hat. Sie hat die Textauswahl und Drucklegung intensiv begleitet.
So hoffe ich, der kleine Band fügt sich ein in die Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr 2017 und macht Luther in seinen eigenen Texten, seinem persönlichen Denken und individuellen Formulieren für viele Menschen zugänglich.
Was heißt einen Gott haben oder was ist Gott? Ein Gott heißt das, von dem man alles Gute erwarten soll und wo man Zuflucht in allen Nöten findet. Einen Gott haben heißt darum nichts anderes als ihm von Herzen trauen und glauben. Allein das Trauen und Glauben des Herzens macht beide aus, Gott und Abgott. Ist der Glaube und das Vertrauen recht, so ist auch Dein Gott recht. Wiederum: Wo das Vertrauen und der Glaube falsch und unrecht sind, da ist auch der rechte Gott nicht. Denn die zwei gehören zusammen, der Glaube und Gott. Woran Du nun Dein Herz hängst und worauf Du Dich verlässt, das ist eigentlich Dein Gott… Es gibt manchen, der meint, er habe Gott und von allem, was er braucht, genug, wenn er Geld und Gut hat, und er verlässt sich fest und sicher darauf, so dass er auf niemanden anderen zählt – dieser Mensch hat einen Gott, der heißt Mammon. Er setzt sein Herz ganz auf Geld und Gut – und dies ist der am weitesten verbreitete Gott auf der Erde. Wer Geld und Gut hat, der fühlt sich sicher, ist fröhlich und unerschrocken, als sitze er mitten im Paradies. Dagegen: Wer keins hat, der verzweifelt und verzagt, als kenne er keinen Gott. Man wird wohl wenige Menschen finden, die guten Mutes sind, weder trauern noch klagen, wenn sie kein Geld haben. Es klebt und hängt der Natur an bis ins Grab. Einen Gott haben heißt das ganze Herz des Menschen und seine Zuversicht auf ihn setzen. Einen Gott haben heißt wohlverstanden, dass man ihn nicht mit Händen greifen oder fassen kann, noch in einen Beutel stecken oder in einen Kasten schließen. Fassen kann man ihn nur, wenn das Herz ihn ergreift und an ihm hängt. Mit dem Herzen an ihm hängen heißt nichts anderes als sich ganz auf ihn verlassen.
Es ist für einen Menschen schwer zu glauben, dass Gott ihm gnädig sei. Das menschliche Herz kann das nicht fassen. Wie es mir einmal als Kind in meiner Heimat erging, als ich mit einem Freund vor den Türen sang, um Würste zu sammeln. Spaßhalber rief da einer uns zu: „Was macht ihr da, ihr Buben?“ Gleichzeitig lief er mit zwei Würsten auf uns zu. Ich aber und mein Freund rannten, was das Zeug hielt, vor dem davon, der uns etwas geben wollte. Gerade so ergeht es uns mit Gott. Er schenkt uns Christus mit all seinen Gaben, wir aber fliehen vor ihm und glauben, er sei unser Richter.
So auch spielt die Vernunft Blindekuh mit Gott und tut lauter Fehlgriffe und schlägt immer daneben, so dass sie das Gott heißt, was nicht Gott ist, und wiederum nicht Gott heißt, was Gott ist; beides täte sie nicht, wenn sie nicht wüsste, dass Gott wäre – oder sie wüsste eben, welches oder was Gott wäre. Darum plumpst sie so herein und gibt den Namen und die göttliche Ehre und heißt Gott, was sie dünkt, das Gott sei, und trifft also nimmermehr den rechten Gott, sondern allewegs den Teufel oder ihren eigenen Dünkel, den der Teufel regiert. Darum ist es ein sehr großer Unterschied zu wissen, dass ein Gott ist, und zu wissen, was oder wer Gott ist. Das erste weiß die Natur, und es ist in allen Herzen geschrieben. Das andere lehrt alleine der Heilige Geist.
Wenn der Mensch es mit Gott zu tun bekommen und von ihm etwas empfangen soll, so muss es so zugehen,