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Wir brauchen Hoffnung, damit unser Leben Sinn ergibt. Denn ohne Hoffnung, dass sich etwas ändert, ohne Hoffnung auf Zukunft, ohne Hoffnung für die kommende Generation dieser Welt können wir nicht leben. Margot Käßmann steht für ein Leben, das sich von einer größeren Hoffnung getragen weiß. Wie ein roter Faden zieht sie sich durch ihr Reden und Handeln. Dieses Bändchen vereint ihre schönsten Hoffnungstexte. Ein Buch, das bestärkt und Kraft schenkt. "Auch das Geheimnis, das Warten, das Erhoffen, das Ersehnen macht das Leben wunderbar, wertvoll, besonders." "Wer glaubt, kann gelassener werde
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Seitenzahl: 62
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Margot Käßmann
Folge deiner Hoffnung
Frei werden und leben
Herausgegeben von Gabriele Hartlieb
Neuausgabe 2019
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2019
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
© KREUZ VERLAG
in der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2011
Umschlaggestaltung: Gestaltungssaal, Rosenheim
Umschlagmotiv: © Monika Lawrenz
Satz: Arnold & Domnick, Leipzig
E-Book-Konvertierung: Daniel Förster, Belgern
ISBN E-Book 978-3-451-81573-7
ISBN Print 978-3-451-03163-2
I.Aus der Tiefe leben –innehalten und Kraft schöpfen
II.Krisen überwinden –das Leid hat nicht das letzte Wort
III.Angenommen sein –Glauben leben
IV.Zur Balance finden –Vertrauen und Gelassenheit entwickeln
V.Mut für die Zukunft haben –der Hoffnung folgen
VI.Verbundenheit erfahren – Verantwortung übernehmen
VII.Dem Licht trauen –die Hoffnung trägt weiter
Quellenverzeichnis
Die Autorin
Mir erscheint es wichtig, jungen Menschen eine gute Portion Hoffnung mit auf den Weg zu geben. Es gibt Schwierigkeiten, das Leben ist voll von Problemen, unsere Welt steht schnell am Rande des Abgrundes: Wenn es aber genügend Menschen mit der Hoffnung gibt, dass eines Tages Gott unter uns wohnen wird und alle Tränen abgewischt werden, Leid und Schmerz und Tod und Geschrei nicht mehr sein werden – so beschreibt die Bibel eine hoffnungsvolle Zukunft – (Offenbarung 21), dann wird aus der Zukunftshoffnung, die über die Welt hinausgeht, das Engagement wachsen, in dieser Welt Spuren des Reiches Gottes zu legen. Gott weiß ja vom Leiden und Sterben. Der sterbende Mann am Kreuz ist die vielleicht größte Provokation für eine Welt voller Gewalt. Da gewinnt Ostern und Auferstehung Bedeutung für mich.
Diese Hoffnung drängt zur Einmischung in die Welt. Sie wird Christinnen und Christen immer wieder zur Zivilcourage anregen wie Martin Luther King. Hoffnung muss unterschieden werden von Optimismus und Erwartung. Erwartung gilt dem Kommenden. Optimismus betrifft einen guten Ausgang. Hoffnung gilt dem noch Ausstehenden. Ohne Hoffnung ist die Welt trostlos im wahrsten Sinne des Wortes!
Meines Erachtens gibt es zwei Formen der Hoffnung. Das eine ist die Hoffnung auf ein besseres Leben, eine bessere Welt hier und in dieser Zeit. Margarete Buber-Neumann schreibt in ihrem Buch Als Gefangene bei Stalin und Hitler, wie auf einem Transport aus einem Gulag in der Sowjetunion im Viehwaggon von Hoffnung gesprochen wurde. „Wir hofften darauf, frei gelassen zu werden, endlich nicht mehr gefangen zu sein, nicht mehr das Lagerelend erleben zu müssen.“ Da hält der Zug, und alle hoffen auf geöffnete Türen, einen neuen Anfang. Vor den Türen aber stehen SS-Männer. Es geht in das nächste Lager, ein deutsches Konzentrationslager. Margarete Buber-Neumann sagt: Bei einigen, vor allen Dingen den Männern, zerbrach in dem Augenblick die Hoffnung, und sie haben ohne Hoffnung nicht überlebt.
Hoffnungslosigkeit heißt keinen Sinn mehr zu finden für das eigene Leben, keine Möglichkeit der Veränderung. An Hoffnungslosigkeit kann ein Mensch sterben. Andererseits kann Hoffnung eine ungeheure Kraft entfalten. Da ist die Mutter im Flüchtlingslager, die alles tut, damit ihre Kinder eine bessere Zukunft haben – Hoffnung auf Gerechtigkeit. Der Arbeitslose, der die 37. Bewerbung schreibt – Hoffnung auf Arbeit. … Die krebskranke Frau, die eine schlimme Chemotherapie durchmacht – Hoffnung auf Heilung. Der Priester und die Pastorin, die unermüdlich vermitteln zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland – Hoffnung auf Versöhnung. Wie viel Hoffnung in dieser Welt! Und all diese Hoffnung legt Spuren des kommenden Reiches Gottes, in dem Gerechtigkeit und Heil und Frieden mitten unter uns sein werden. Solche Hoffnung kann ungeheure Kraft entfalten, ja sie kann Berge versetzen.
Meines Erachtens ist solche Hoffnung immer gespeist von Glaube und Vertrauen. Das ist nämlich die andere Variante der Hoffnung: Gott begleitet mich, mein Leben ist nicht sinnlos und zwecklos. Nein, mein Leben macht Sinn, weil Gott mich ansieht, weil Gott dieses Leben will. Und wenn meine Pläne scheitern, wenn dieses Leben zu Ende geht und Krankheit, Sterben, Tod anzuschauen sind, dann habe ich Hoffnung darauf, dass Gott meinen Namen geborgen hält über Sterben und Tod hinaus. Diese Hoffnung gibt Lebenskraft und Lebensmut. Wenn die Hoffnung auf eine verbesserliche Zukunft die Hoffnung auf Gottes Zukunft zusammenkommen, dann kann Hoffnung weltbewegende Kraft entfalten!
(Erziehen)
Es gibt zwar viele glückliche Menschen, aber doch auch viele, die innerlich ausgebrannt sind. Das Leben besteht bei den Erfolgreichen oft aus dem Versuch, möglichst viel „rauszuholen“: Du musst mit den andern mithalten können mit deinem Auto, deinem Haus und deinem Geld … Und als Frau, da musst du vor allem schlank sein und richtig aussehen. Mit Botox-Gift unter die Falten gespritzt, der Silikonausfütterung für den Busen und Fettabsaugen nähert sich frau dem vermeintlich guten Aussehen an – und zeigt eine große Angst vor dem Altern … Und wer als Mann nicht genug verdient, arbeitslos ist, krank oder behindert, der steht am Rande und schaut dem Leben sozusagen zu. Der Sinn des Lebens – danach wird nicht viel gefragt. – Der Werbeetat der deutschen Wirtschaft liegt bei sechs Milliarden Euro pro Jahr. Wer nicht konsumiert, existiert sozusagen nicht. Aber wer nur noch konsumiert, verliert die Tiefe des Lebens schnell aus dem Blick.
(Gut)
Auch das Geheimnis, das Warten, das Erhoffen, das Ersehnen macht das Leben wunderbar, wertvoll, besonders. Was für ein Genuss kann die Vorfreude sein! Nicht jetzt schon, aber dann! Nicht jeder Tag ist gleich. Alles hat seine Zeit. Das ist eine tiefe Weisheit der Bibel! Und sie wird gerade mit dem Entzünden von Kerzen erkennbar. Jesus als das Licht der Welt macht die Welt heller. Eine Kerze entzünden ist eine Art Kernritual. Der helle Schein bringt Licht, Freude, Wärme und Trost in unser Leben.
(Himmel)
Wir brauchen Zeit für die Innerlichkeit, für das, was den Menschen in der Tiefe ausmacht, ja überhaupt erst zum Menschen macht. In dieser so auf Fortschritt und Technik fixierten Welt, in der wir leben, sind die Veränderungen bisweilen so rapide, dass wir gar nicht mehr erfassen, wer wir sind, uns selbst im Strudel verlieren. Allein in den vergangenen zwanzig Jahren haben sich auch durch Privatfernsehen, Handy und Computer Lebenswelten und Alltag völlig verändert. Da kann unsere Seele meist nicht Schritt halten. Sorgen wir bewusst für unsere Seele. Sie ist so oft erschöpft und verletzt, vielleicht auch einfach vernachlässigt.
(Gut )
Es muss erst einmal still werden, damit wir Gott hören können. In unserer Zeit wird es selten genug still. Alles ist laut, wir lassen uns ununterbrochen beschallen. Weil ständig irgendetwas piepst und klingelt, imitieren inzwischen angeblich bereits Singvögel die Handy-Klingeltöne – und singen lauter, um die Menschen-Geräusche zu übertönen. Viele Menschen kennen gar keine Stille mehr und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Überall ist es laut, überall wird geredet oder ein Geräusch gemacht, die Welt dreht sich so schnell und die Veränderungen sind so rapide, dass wir uns selbst zu verlieren drohen. Oder anders ausgedrückt: Unsere Seele kann nicht Schritt halten. Seelsorge braucht unsere Zeit. Das schöne Lied aus Taizé kann den Anfang machen: Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden. Ja, wer schweigt und hört, kann Frieden finden für die Seele. Stille ist notwendig geworden. Nur wer Stille findet, kann hören lernen. Ohne in die Stille zu gehen, laufen wir vor uns selbst und vor Gott weg. Wir lassen uns ablenken durch Gags und Gackern. Wer freitagabends fernsieht, könnte meinen, das ganze Leben sei ein einziger Witz. Eine der traurigsten Statistiken unseres Landes ist für mich die: Ein 75-jähriger Deutscher hat durchschnittlich neun Jahre vor dem Fernsehgerät verbracht. Wie soll er oder sie da noch Gott hören? In welchem Programm wäre Gott denn zu finden?
(Mitte )
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