Schwarzmetall und Todesblei - Sarah Chaker - E-Book

Schwarzmetall und Todesblei E-Book

Sarah Chaker

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Beschreibung

Was schätzen Black- und Death-Metal-AnhängerInnen an ihrer Musik? Wie finden sie Zugang zu dieser und zu den entsprechenden Szenen? Inwieweit bringen sich die SzenegängerInnen aktiv in die musikalische Praxis des Black- bzw. Death Metal ein? Und teilen sie über ihre musikalische Vorliebe hinaus weitere Gemeinsamkeiten, etwa ihre soziale Herkunft, ihr Bildungsniveau oder ihre parteipolitische Orientierung betreffend? Antworten auf Fragen wie diese liefert die vorliegende empirische Grundlagenstudie, in der Black Metal und Death Metal als zwei komplexe musikalische und kulturelle Phänomene der Gegenwart vergleichend untersucht werden. Mit einer Vielzahl an qualitativen und quantitativen Ergebnissen bietet das Buch eine Momentaufnahme der Szenen in Deutschland und trägt auf diese Weise zu einer Fundierung des aktuellen Diskurses über extreme Formen des Metal bei.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Die Autorin:

Dr.in phil. Sarah Chaker absolvierte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg den Magisterstudiengang Musik in den Massenmedien/Germanistik und promovierte ebendort an der Fakultät III, Sprach- und Kulturwissenschaften/Institut für Musik bei Prof.in Dr.in Susanne Binas-Preisendörfer zum Thema Schwarzmetall und Todesblei. Musikalische Praxis und juvenile Vergemeinschaftung in den Black- und Death Metal Szenen Deutschlands. Eine triangulative Studie. Die Erarbeitung der Dissertation wurde durch ein Promotionsstipendium bei der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert, das Resultat 2014 mit dem Wissenschaftspreis der Stiftung Respekt! Zur Förderung von jugendkultureller Vielfalt und Toleranz, Forschung und Bildung ausgezeichnet. Derzeit arbeitet Sarah Chaker als Senior Scientist am Institut für Musiksoziologie der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

SARAH CHAKER

SCHWARZMETALL UND TODESBLEI

ÜBER DEN UMGANG MIT MUSIKIN DEN BLACK- UND DEATH-METAL-SZENENDEUTSCHLANDS

Wissenschaftliche Reihe, Band 10, 1. Auflage Juli 2014

Originalausgabe

© 2014 Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Berlin; [email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Vertrieb für den Buchhandel: Bugrim (www.bugrim.de)

Auslieferung Schweiz: Kaktus (www.kaktus.net)

E-Books, Privatkunden und Mailorder: shop.jugendkulturen.de

Lektorat: Gabriele Vogel

Umschlaggestaltung: Bernd Grünwald, © Fotos: Bernd Grünwald, Sabine Böhm

Layout: Claudia Schacher

Druck: werbeproduktion bucher

ISBN 978-3-943774-30-6 print

978-3-943774-31-3 pdf

978-3-943774-32-0 epub

Unsere Bücher kann man auch abonnieren: shop.jugendkulturen.de

Die Wissenschaftliche Reihe im Archiv der Jugendkulturen

Alljährlich entstehen an Universitäten und Fachhochschulen Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten, die zumeist nur von zwei GutachterInnen gelesen werden und dann in den Asservatenkammern der Hochschulen verschwinden. Dabei enthalten viele dieser Arbeiten durchaus neues Wissen, interessante Denkmodelle, genaue Feldstudien. Das Archiv der Jugendkulturen, Fachbibliothek und Forschungsinstitut zugleich zu allen Fragen rund um Jugendkulturen, hat deshalb damit begonnen, wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Jugend zu sammeln. Mehr als 700 solcher Arbeiten enthält die Präsenzbibliothek des Archivs inzwischen – für jedermann kostenlos und frei zugänglich.

In der Wissenschaftlichen Reihe publiziert der Archiv der Jugendkulturen Verlag zudem qualitativ herausragende wissenschaftliche Arbeiten zu jugendkulturellen Zusammenhängen. Die Arbeiten werden von fachkundigen GutachterInnen gelesen und für die Veröffentlichung professionell lektoriert und gestaltet. Da pro Jahr von ca. 50 eingereichten Arbeiten nur zwei veröffentlicht werden, kann bereits die Aufnahme in den Verlagskatalog als Auszeichnung verstanden werden. Doch für die AutorInnen lohnt sich die Veröffentlichung auch materiell. Die Archiv der Jugendkulturen Verlag KG verlangt keinerlei Kostenbeteiligungen! Im Gegenteil: Unsere AutorInnen erhalten bereits für die Erstauflage ein Garantiehonorar von 1.000 Euro!

Seit 2011 wird diese Reihe durch eine elektronische Schwester ergänzt. Denn immer wieder mussten wir hervorragende Manuskripte ablehnen, da ein kleiner Verlag wie der unsrige sich nicht mehr als zwei wissenschaftliche Titel mit den gesetzten Qualitätsstandards und dem bewusst niedrig angesetzten Ladenpreis (um möglichst viele Menschen zu erreichen) leisten kann. Die E-Book-Reihe soll dieses Manko ausgleichen. Was für die Printreihe gilt, gilt auch für unsere E-Books: Sie werden ebenfalls sorgfältig ausgewählt und lektoriert, die AutorInnen erhalten ein kleines Garantiehonorar und werden am Umsatz beteiligt.

Das Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. existiert seit 1998 und sammelt – als einzige Einrichtung dieser Art in Europa – authentische Zeugnisse aus den Jugendkulturen selbst (Fanzines, Flyer, Musik etc.), aber auch wissenschaftliche Arbeiten, Medienberichte etc., und stellt diese der Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus betreibt das Archiv eine eigene Jugendforschung, berät Kommunen, Vereine etc., bietet jährlich bundesweit rund 80 Schulprojekttage und Fortbildungen für Erwachsene an und publiziert eine Buchreihe sowie eine Zeitschrift – das Journal der Jugendkulturen. Das Archiv der Jugendkulturen e. V. hat derzeit 280 Mitglieder weltweit (darunter viele Institutionen). Die Mehrzahl der MitarbeiterInnen arbeitet ehrenamtlich.

Schon mit einem Jahresbeitrag von 48 Euro können Sie die gemeinnützige Arbeit des Archiv der Jugendkulturen unterstützen und Teil eines kreativen Netzwerkes werden.

Weitere Infos unter www.jugendkulturen.de

AutorInnen einer unveröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit zum Fokus Jugendkulturen können sich um den Respekt!-Preis zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten über Jugendkulturen bewerben: www.respekt-stiftung.de

INHALT

Geleitwort

1. Einleitung

2. Theoretische Überlegungen und Begriffe

2.1 Musikalische Praxis

2.1.1 Musik als Medium

2.1.2 Kurt Blaukopfs Begriff und Konzept der „musikalischen Praxis“

2.1.3 Black Metal und Death Metal als Formen gegenwärtiger musikalischer Praxis

2.1.4 Aktuelle Praxistheorien

2.1.5 Musik als diskursive und signifizierende Praxis

2.1.6 Black Metal und Death Metal als Formen populärer Musikpraxis

2.2 Juvenile Vergemeinschaftung

2.2.1 „Jugendkultur“

2.2.2 „Subkultur“

2.2.3 „Szene“

3. Überblick über das empirisch-methodische Vorgehen und subjektiver Bezug zum Forschungsgegenstand

3.1 Methodische Triangulation

3.2 Subjektivität im Forschungsprozess

3.2.1 Wissenschaftstheoretische Aspekte

3.2.2 Persönlicher Bezug zum Untersuchungsgegenstand

3.2.3 Vorteile und Nachteile persönlicher Involvierung

4. Fachliteratur zu Black-, Death- und Heavy Metal

4.1 Zum Verhältnis der Szenen zu Wissenschafts- und MedienvertreterInnen

4.2 Der Trend zur akademischen Kanonisierung: „Metal Studies“

4.3 Wissenschaftliche Quellen

4.3.1 Monographien über (Heavy) Metal

4.3.2 Wissenschaftliche Studien zu Black- und/oder Death Metal

4.3.3 Einschätzung des gegenwärtigen Forschungsstands

4.4 Herangezogene populärwissenschaftliche Quellen

5. Qualitative Feldforschung – Beschreibung des qualitativen Methodendesigns

5.1 Subjektive und kollektive Sinndeutung in sozialen Lebenswelten

5.2 Vorteile und Nachteile qualitativer Feldforschung

5.3 Durchführungsstufen eines Feldforschungsprojekts

5.4 Teilnehmende Beobachtung

5.5 Feldgespräche und ExpertInnengespräche

5.6 Gütekriterien qualitativer Forschung

6. Qualitative Ergebnisse I: Black- und Death-Metal-Szene-Steckbriefe

6.1 Geschichtlicher Hintergrund

6.2 Quantifizierende Strukturdaten

6.3 Fokus

6.4 Einstellungen

6.5 Lebensstil

6.6 Symbole

6.7 Rituale

6.8 Events

6.9 Treffpunkte

6.10 Medien

6.11 Strukturen

6.12 Szene-Überschneidungen

6.13 Kritisches Kurzresümee zum Szene-Steckbriefkonzept nach Hitzler et al.

7. Qualitative Ergebnisse II: Aspekte der Musikproduktion – mit Suffocate Bastard im Tonstudio

7.1 Auswahl von Band und Tonstudio

7.2 Schlagzeug

7.3 E-Gitarren

7.4 E-Bass

7.5 Gesang

7.6 Mixdown, Mastering und Veröffentlichung des Albums

7.7 Zusammenfassung

8. Beschreibung des quantitativen Methodendesigns

8.1 Vorteile und Nachteile quantitativer schriftlicher Befragungen

8.2 Wissenschaftliche Hypothesen

8.3 Optische Gestaltung des Fragebogens

8.4 Formale Vorgaben bei der Entwicklung des Fragenkatalogs

8.4.1 Fragetypen

8.4.2 Wording

8.4.3 Strukturtypen

8.5 Inhaltlicher Aufbau des Fragebogens

8.6 Durchführung der schriftlichen Befragung

8.6.1 Pretest

8.6.2 Festivals als Durchführungsorte schriftlicher Befragungen

8.6.3 Die Festivals im Überblick

8.6.4 Beschreibung des Ablaufs der schriftlichen Befragung

8.6.5 Resümee zur Durchführung der schriftlichen Befragung

8.7 Datenaufbereitung, Datenanalyse und Darstellung der Ergebnisse

8.7.1 Offene Fragen

8.7.2 Geschlossene Fragen

8.7.3 Statistische Signifikanz

8.7.4 Quantitative Gütekriterien

9. Quantitative Ergebnisse I: Demographische Daten

9.1. Alter

9.2 Geschlecht

9.3 Schulausbildung

9.4 Beruf

9.5 Einschätzung der eigenen sozialen Schichtzugehörigkeit

9.6 Soziale Schichtzugehörigkeit des Elternhauses

9.7 Wohnort nach Populationsdichte

9.8 Verteilung der Stichprobe auf die einzelnen Bundesländer

10. Quantitative Ergebnisse II: Leben in der Alltagswelt

10.1 Parteipolitische Orientierung

10.2 Ehrenamtliches Engagement

10.3 Zufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation

10.4 Einschätzung der Zukunftsperspektive

10.5 Rückblickende Beurteilung der eigenen Kindheit

10.6 Zugehörigkeit des Freundeskreises zur Metal-Szene

10.7 Zugehörigkeit des/r Lebenspartners/in zur Metal-Szene

10.8 Spielen von Musikinstrumenten und aktive Musikausübung

10.9 Hobbys

10.10 Beliebte Filme

10.11 Alkoholkonsum

10.12 Szene-Typen nach Hitzler et al.

11. Quantitative Ergebnisse III: Leben in der Szenewelt

11.1 Wege in die Szene: Einstiegsalter und Kontaktschleusen

11.2 Dauer der Szenezugehörigkeit

11.3 Interessenfokus

11.4 Relevanz inhaltlicher Thematiken

11.5 Die wichtigsten Repräsentanten des Death- und Black Metal

11.6 Black- und Death-Metal-Bands in der szeneinternen Kritik

11.7 Verhältnis der SzenegängerInnen zueinander

11.8 Begründung der Vorliebe für Death- bzw. Black-Metal-Musik

11.9 Weitere musikalische Vorlieben

11.10 Konzentriertes Zuhören oder Hintergrundmusik? Gewohnheiten beim alleinigen Musikhören

11.11 Aktivitäten in der Szene-„Elite“ I: Musikausübung in einer Band

11.12 Aktivitäten in der Szene-„Elite“ II: Andere Formen des Szeneengagements

11.13 Finanzielle Ausgaben für Szene-Produkte

11.14 Spezifikation der konsumierten Szene-Produkte

11.15 Häufigkeit des Besuchs von Live-Events

11.16 Nutzung szenespezifischer Printmedien

11.17 Abfrage von Haltungs-Stereotypen zu Death-/Black-Metal-Musik

11.18 Anmerkungen der TeilnehmerInnen zum Fragebogen

11.19 Bestätigte und widerlegte Hypothesen im Überblick

12. Zusammenfassung zentraler Ergebnisse, Methodenreflexion und Ausblick

12.1 Black Metal und Death Metal als Formen gegenwärtiger musikalischer Praxis

12.2 Juvenile Vergemeinschaftung in Szenen

12.3 Demographische Daten und soziale Verortung

12.4 Szene-Attitüden und alltägliches Handeln

12.5 Interpretative Kommentare

12.6 Methodenreflexion

12.7 Ausblick

Literatur

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Anhang

Anhang A: Quantitativer Erhebungsbogen

Anhang B: Tabelle „Ideale Repräsentaten des Death Metal“

Anhang C: Tabelle „Ideale Repräsentaten des Black Metal“

Anhang D: Tabelle „Lieblingsfilme der befragten Death-Metal-AnhängerInnen“

Anhang E: Tabelle „Lieblingsfilme der befragten Black-Metal-AnhängerInnen“

Anmerkungen

GELEITWORT

Die wissenschaftliche Erforschung populärer Kultur- und Musikformen kann auf eine erst bzw. mittlerweile reichlich 30-jährige „Tradition“ zurückblicken. An deren ernst zu nehmendem Anfang standen insbesondere Arbeiten der britischen Cultural Studies, wie beispielsweise Dick Hebdiges Subculture. The Meaning of Style (1979). Im deutschsprachigen Raum brauchte es mindestens eine Dekade länger, um die Auseinandersetzung mit populären Musikformen als signifizierende und damit diskursive Praxen (zunächst insbesondere Jugendlicher) im Kontext von Forschung und Lehre zuzulassen und zu entwickeln. Die Skepsis aus einer primär philologisch orientierten musikwissenschaftlichen Perspektive, in deren Zentrum ein mittels Notation fixiertes musikalisches Werk oder ggf. Songs stehen, ist bis zum heutigen Tag nicht wirklich gewichen. Es waren und sind deshalb eher die sozialwissenschaftlich orientierten Fachdisziplinen der Musikwissenschaften – wie die Musiksoziologie, Musikanthropologie und Musikethnologie, auch musikpädagogische Ansätze – die ob ihres Interesses an den gesellschaftlich-praktischen Aktionen und Interaktionen von Menschen (vgl. Kurt Blaukopf) ein „offenes Ohr“ und insbesondere ein adäquates methodisches Instrumentarium zur Untersuchung von Handlungsmustern musikkultureller Praxen zur Verfügung haben.

Die von Sarah Chaker vorgelegte Dissertationsschrift Schwarzmetall und Todesblei. Musikalische Praxis und juvenile Vergemeinschaftung in den Black- und Death-Metal-Szenen Deutschlands versteht sich als Grundlagenforschung in mehrerlei Hinsicht: Zum einen handelt es sich um eine erste umfassende vergleichende empirische Studie zu den Black- und Death-Metal-Szenen in Deutschland, die einen differenzierten Blick auf diese Phänomene zulässt, weil sie Vorurteilen detailreiche Forschung entgegensetzt. Dies betrifft insbesondere die Einschätzungen, dass es sich bei Black-bzw. Death Metal vor allem um gewalttätige und aus unteren Schichten der Gesellschaft zusammengesetzte Szenen handelt. Zum anderen bezieht die vorliegende Untersuchung die Methoden der qualitativen und der quantitativen empirischen Sozialforschung strickt, sinnvoll und nachvollziehbar aufeinander. Insbesondere diese methodische Triangulation stellt in der Anwendung auf juvenile Vergemeinschaftungsformen das Besondere der vorgelegten Dissertation dar. Bemerkenswert hierbei ist, dass die qualitativ gewonnenen durch die Mehrzahl der quantitativ gewonnenen Hypothesen bestätigt werden konnten, de facto der Validität qualitativ erzielter Ergebnisse vertraut werden und damit den hauptsächlich in den sozial- und kulturwissenschaftlich orientierten Untersuchungen populärer Musikformen angewandten ethnographischen Methoden Relevanz beigemessen werden kann. Dies wurde nicht zuletzt im Exkurs zu Fragen der Musikproduktion (mit Suffocate Bastard im Tonstudio) deutlich, der neben der szenespezifischen Produktionsform (Herausforderung für die Musiker, Nervenkitzel, Restrisiko, richtig anstrengend, wie Sport, echte Männermusik) für die Spiel- und Aneignungspraxis populärer Musikformen im weiteren Sinne wichtige Belege liefert (Stichworte: Nachspielen, Stress abbauen).

Nicht zuletzt die Diskussion der eigenen Position der Forscherin bzw. Autorin im Forschungs- bzw. Schreibprozess ermöglicht die oben angesprochenen differenzierteren und pointierteren Aussagen zu den Black- und Death-Metal-Szenen. Indem Sarah Chaker ihre Position in der Szene im eigenen Forschungsprozess nutzt und diese zugleich offenlegt, gelingt es ihr, nicht nur die AkteurInnen – angesichts des begründeten Misstrauens gegenüber MedienvertreterInnen und auch WissenschaftlerInnen – für ihre Fragestellungen zu öffnen und deren Antworten zu verstehen, sondern die Ergebnisse ihrer Forschung vor allem transparent und damit nachvollziehbar sowie kritisierbar zu machen. Ohne die im Laufe ihrer eigenen Biographie und Sozialisation gewonnenen Sonderwissensbestände (Anne Honer), hätte Sarah Chaker die hier vorgelegte Studie wohl nicht erarbeiten können.

Berlin, den 9. Januar 2014

Susanne Binas-Preisendörfer

1. EINLEITUNG

Ein Sommer Ende der 1990er Jahre, ein kleines Alternative-Rock-Festival irgendwo in Ostdeutschland. Es ist Spätnachmittag, die Sonne scheint, es riecht nach Selbstgegrilltem und allgemeine Bierglückseligkeit liegt in der Luft. Ich liege mit geschlossenen Augen vor meinem Zelt und lausche amüsiert der mehr oder weniger abstrusen Konversation meiner Freunde, ohne mich an dieser zu beteiligen. Direkt vor mir türmt sich ein riesiger Bierdosenberg auf, das Ergebnis gemeinschaftlicher Anstrengungen der letzten Tage und unser ganzer Stolz (für die Nachgeborenen: Das Dosenpfand gab es damals noch nicht, man bezahlte noch mit der D-Mark und unsere Handys hatten die Größe und das Gewicht eines Ziegelsteins). Von der Festivalbühne dringt gedämpft Musik herüber und vermischt sich mit den jodelnden Gesängen von Helge Schneider („Es gibt Reis, Baby“), mit welchen unsere Nachbarn den halben Zeltplatz zu beschallen pflegen. Ich genieße die entspannte Atmosphäre und bin kurz davor wegzunicken, als sich langsam ein Wandel in der Stimmung in mir festzusetzen beginnt. Es ist ein schleichender Umschwung, mehr gefühlt als gewusst, den ich mir zunächst nicht erklären kann, denn augenscheinlich hat sich nichts verändert: Die Sonne strahlt weiterhin ungetrübt von einem wolkenlosen Himmel, unser Dosenberg steht noch und die Menschen in meiner näheren Umgebung benehmen sich nicht anders als zuvor. Irritiert beobachte ich meine Umwelt.

Es dauert eine Weile, bis mir aufgeht, dass der eigenartige Stimmungswandel etwas mit der Musik zu tun haben könnte, die undeutlich von der Bühne herüberwabert. Neugierig geworden, raffe ich mich auf und spaziere in Richtung Tribüne. Der Sound macht einen unglaublich dichten, gepressten Eindruck. Hämmernde Schlagzeug-Beats in unfassbarer Geschwindigkeit, regelmäßig und monoton wie ein Uhrwerk, vermengen sich mit dem Klang stark verzerrter Gitarren, die in meinen Gehörgängen sägen und lange, imposante Melodiebögen malen. Darüber entfaltet sich ein infernalisches Geschrei – ein Keifen und Kreischen, ein Ächzen und Stöhnen, ein Krächzen und Krähen – intensiv, kalt, hasserfüllt und wie nicht von dieser Welt. Ich bin entzückt und lausche bei herrlichem Sonnenschein gebannt meinem ersten Black-Metal-Konzert.

Seit diesem Erlebnis sind viele Jahre vergangen und meine Faszination für extreme Spielarten des Metal ist ungebrochen, hat sich im Verlauf der Zeit aber verändert (für Details vgl. Kap. 3.2.2): Von einer begeisterten Zuhörerin wurde ich zur Szenegängerin, stieg später zur Veranstalterin und damit in die regionale Szene-„Elite“ auf, gab diese Funktion nach einer gewissen Zeit wieder auf und inspiziere seit einigen Jahren als wissenschaftliche Beobachterin die Szenen von ihren Rändern aus (vgl. metal.de o.J.).

Das Erfahrungswissen, das aus dieser Multiperspektivität resultiert, habe ich mir für meine Dissertation zunutze gemacht, welche im Jahr 2012 unter dem Titel Schwarzmetall und Todesblei. Musikalische Praxis und juvenile Vergemeinschaftung in den Black- und Death Metal Szenen Deutschlands. Eine triangulative Studie am Institut für Musik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg begutachtet wurde. Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine leicht überarbeitete Version meiner Doktorarbeit. So habe ich kritische Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge meiner BetreuerInnen in den Promotionsgutachten sowie Hinweise der Disputationskommission dankbar zum Anlass genommen, die Studie – wo nötig – inhaltlich zu modifizieren.

WORUM GEHT ES?

Schwarzmetall und Todesblei – wer sich mit Black- und/oder Death-Metal-Musik und den AnhängerInnen in den entsprechenden kulturellen Kontexten befasst, wird im Diskurs der Szenen im deutschsprachigen Raum gelegentlich auf die – meist augenzwinkernd-ironisch gebrauchten – Übersetzungen der englischen Begriffe stoßen.

Eine (inzwischen aufgelöste) Brutal-Death-Metal-Band aus der Schweiz firmierte einige Jahre unter dem Namen Todesblei, ihr erstes und einziges Full-Length-Album aus dem Jahr 2003 trägt den aussagekräftigen Titel Splittergranatendauerbombardement. Das österreichische Webzine Stormbringer kündigte im Frühjahr 2010 das neue Album der schwedischen Death-Metal-Band Grave mit den Worten an: „Neues Todesblei ‚Burial Ground‘ kommt im Juni.“ (Stormbringer o.J.) Die Mainzer Black-Metal-Band Nocte Obducta benannte ihr drittes Album aus dem Jahr 2001 mit Schwarzmetall – Ein primitives Zwischenspiel. Und in Berlin organisiert ein Veranstalter seit dem Jahr 2005 regelmäßig Black-Metal-Partys und -Konzerte unter dem Namen Schwarz Metall für Schwärzeste Wälder, wobei der Name Programm ist: Der Reinerlös der Events fließt nach Veranstalter-Angaben in Naturschutzprojekte (vgl. Abb. 1).

Hinter den Bezeichnungen „Black Metal“ und „Death Metal“ verbergen sich zwei Formen gegenwärtiger musikalischer Praxis, die beständig im Wandel begriffen sind. Welche klanglichen Texturen, Inhalte oder Verhaltensweisen unter die Begriffe gefasst werden, divergiert je nach Zeit und Ort, wobei es den AnhängerInnen in den konkreten lokalen Kontexten obliegt, auszuhandeln, was unter Black- bzw. Death Metal jeweils verstanden werden soll.

Abb. 1: Schwarz Metall für schwärzeste Wälder: Werbe-Flyer (Vorder- und Rückseite) aus dem Jahr 2006 für eine Black-Metal-Veranstaltungsreihe in Berlin (© Ralf und Steffen von Schwarz Metall für schwärzeste Wälder, vgl. Schwarz Metall o.J.)

Black Metal und Death Metal sind Teil des Metal-Universums1 und begannen sich in den 1980er Jahren in scharfer gegenseitiger Abgrenzung in und aus diesem herauszubilden. Heute werden Black- und Death Metal teilweise unter der Meta-Kategorie „Extreme Metal“ zusammengefasst (vgl. z.B. Kahn-Harris 2007). Die vorliegende Arbeit richtet den Blick dagegen nicht nur auf Gemeinsamkeiten, sondern auch und vor allem auf „die feinen Unterschiede“ (vgl. Bourdieu 1982), die zwischen Black Metal und Death Metal bestehen. Diese feinen Abweichungen sind für die entsprechenden kulturellen Felder deshalb relevant, weil die AnhängerInnen über sie bedeutungsvolle Differenz erschaffen, die eine Absetzung der musikalischen Praxen und Gemeinschaften voneinander und damit ihre Wahrnehmung als eigenständige Phänomene überhaupt erst ermöglicht (vgl. exemplarisch Chaker 2011a: 226ff.). Dem mikrosoziologischen Blickwinkel entsprechend werden Black Metal und Death Metal in dieser Arbeit vergleichend untersucht.

Sowohl Black Metal als auch Death Metal haben inzwischen internationale Verbreitung gefunden und werden global vermarktet. Mit den Begriffen „Schwarzmetall“ und „Todesblei“ im Titel des Buches ist bereits näher auf den geographischen Raum verwiesen, auf den die vorliegende Publikation fokussiert: Es werden Umgangsweisen von Black- und Death-Metal-AnhängerInnen in Deutschland mit ihren Musiken untersucht, d.h., diese Arbeit stellt Informationen darüber zur Verfügung, wie zwei globale Musikformen in konkreten lokalen Zusammenhängen angeeignet werden und welche Bedeutungen sie dort erlangen.

FORSCHUNGSGEGENSTAND UND ERKENNTNISINTERESSE

Hauptanliegen dieser Studie ist es, einen empirisch fundierten und inhaltlich breit gefächerten Überblick über die bisher noch unzureichend erforschten Phänomene Black Metal und Death Metal zu geben. Dabei werden Black Metal und Death Metal als zwei Formen gegenwärtiger musikalischer Praxis und als juvenile Gesellungsgebilde untersucht.

Der Begriff der musikalischen Praxis im Sinne Kurt Blaukopfs (vgl. hierzu ausführlich Kap. 2.1) basiert auf der Auffassung, dass Musik nicht eine stabile Entität darstellt, sondern ein ständiges Werden, einen Prozess, und sich als solche permanent wandelt. Hervorgebracht und in Gang gehalten durch das produktive Handeln von Menschen in alltäglichen Interaktionen, lässt sie sich als eine bedeutungsbildende Praxis begreifen, die – je nach historischem, sozialem, kulturellem und situativem Kontext – von Menschen unterschiedlich angeeignet und beurteilt wird (vgl. Blaukopf 1982, in Rekurs auf denselben Chaker 2011a: 214, 2013b: 39). Selbst innerhalb einer Kultur oder Gesellschaft gibt es keine dauerhaft feststehenden Bedeutungszuschreibungen an Musik, sondern lediglich verfestigte Bedeutungsmuster, die alltäglich neu verhandelt werden und sich damit ständig ändern (vgl. ebd.).

In der vorliegenden Arbeit interessiert, wie Black- und Death-Metal-AnhängerInnen in Deutschland mit ihren Musiken umgehen. Was schätzen sie an ihrer Musik und wie deuten sie diese diskursiv und körperlich aus? Wie finden sie Zugang zu Black- bzw. Death Metal und den entsprechenden „Szenen“? Inwieweit bringen sie sich aktiv in die jeweilige musikalische Praxis ein? Und verbinden die AnhängerInnen über ihre geteilte musikalische Vorliebe hinaus weitere Gemeinsamkeiten, etwa was ihre soziale Herkunft, ihr Alter, ihr Bildungsniveau oder ihre parteipolitische Orientierung angeht?

Sollen Fragen wie diese beantwortet werden, müssen in der Analyse die kulturellen Kontexte mit in den Blick genommen werden, in denen sich die Musiken Black Metal und Death Metal ereignen und in denen sie Bedeutung erlangen. Als Resultate sozialer und kultureller Praxis lassen sie sich – losgelöst von den sozialen Beziehungen in den entsprechenden kulturellen Feldern und den Bedeutungszuschreibungen durch ihre AnhängerInnen – weder angemessen deuten noch erklären noch verstehen. Hierauf bezugnehmend, bilden nicht musikalische Produkte/Songs/ „Werke“ den analytischen Ausgangspunkt dieser Arbeit, sondern die musikalische Praxis, die immer auch eine kulturelle und soziale Praxis ist (vgl. Wicke [1992] o.J., Chaker 2010: 265, 267).

Der theoretischen Perspektive auf Black- und Death Metal als zwei Formen musikalischer Praxis liegt ferner die Beobachtung zugrunde, dass Musik (genauer: das Erklingende) das die Gemeinschaften „konstituierende Moment“ (Langebach 2003: 22, vgl. auch Chaker 2004: 157ff., 226) bildet. Ohne sie gäbe es weder die entsprechenden kulturellen Kontexte noch die zahlreichen Nutzungs- und Verwertungszusammenhänge, die sich um die Musiken herum etabliert haben. Viele Aktivitäten der AnhängerInnen stehen in einem direkten Bezug zur Musik (in einer Band spielen, Tonträger kaufen und anhören, zu Musik tanzen, Konzerte besuchen, sich in Online-Foren über Bands informieren und austauschen etc.) und lassen sich so als musikalische Handlungen im weiteren Sinne auffassen. Der vorliegenden Studie liegt damit ein erweitertes Musikverständnis zugrunde, wie Kurt Blaukopf, ein Wiener Musiksoziologe, es im Rahmen seines Konzepts der musikalischen Praxis entwickelt und vertreten hat (vgl. Kap. 2.1.2).

Black Metal und Death Metal werden in dieser Arbeit ferner als zwei Formen juveniler Vergemeinschaftung beschrieben und analysiert (vgl. Kap. 2.2). Hiermit geraten die kulturellen Kontexte, in welche die Musiken Black- und Death Metal eingebettet sind, näher in den Blick.

In Abgrenzung zum Begriff „jugendlich“, welcher primär auf ein „Jung-Sein“ im biologischen oder juristischen Sinne bezogen ist, wird hier das Adjektiv „juvenil“ zur Beschreibung der Gemeinschaften rund um Black- und Death Metal verwendet. Es verweist auf ein „sich jung fühlen“, d.h. auf eine subjektive Haltung und mentale Disposition jenseits des biologischen Alters (vgl. Hitzler et al. 2005: 234), und kann damit auch auf Menschen Anwendung finden, die dem Teenie- oder Twen-Alter2 längst entwachsen sind.

Black- und Death-Metal-AnhängerInnen in Deutschland bezeichnen die Gemeinschaften, die sich um ihre Musiken herum gruppieren, selbst häufig als „Szenen“. In Rekurs auf den Sprachgebrauch der AnhängerInnen wird der Begriff der „Szene“ in der vorliegenden Studie übernommen und theoretisch fundiert. Innerhalb der Wissenschaften bestehen, je nach Fachdisziplin, verschiedene theoretische Diskurse und Konzepte zu Formen juveniler Vergemeinschaftung, wobei „Jugendkultur(en)“, „Subkultur“ und „Szene“ zentrale Terminologien darstellen, die es darzulegen gilt und deren Erklärungswert für die Gemeinschaften rund um Black- bzw. Death-Metal-Musik zu prüfen ist. Vorläufig wird an dieser Stelle, auf das theoretische Szenekonzept des Dortmunder Soziologen Ronald Hitzler rekurrierend, „Szene“ folgendermaßen bestimmt: Szenen sind „[t]hematisch fokussierte kulturelle Netzwerke von Personen, die bestimmte materiale und/oder mentale Formen der kollektiven Selbststilisierung teilen und Gemeinsamkeiten an typischen Orten und zu typischen Zeiten interaktiv stabilisieren und weiterentwickeln“ (Hitzler et al. 2005: 20).

Die adäquate Analyse der kulturellen Kontexte, in welche die Musiken Black- und Death Metal eingebunden sind, ist auch deshalb ein kompliziertes Unterfangen, weil diese Kontexte gewissermaßen doppelt codiert sind (vgl. Chaker 2011a: 215): Einerseits bestehen in ihnen eigene Regeln, kulturell-ästhetische Codes und Wissensbestände, andererseits sind sie dennoch „der Gesellschaft nichts Äußeres, sondern […]ein Teil von ihr“ (ebd.), wobei in dem einen Kontext teilweise andere Konventionen und Verhaltensweisen erwartet werden und gültig sind als in dem anderen. Diese doppelte Verwicklung kann mitunter widersprüchliches Verhalten evozieren, etwa, wenn Black-Metal-AnhängerInnen sich ehrenamtlich für die Kirche engagieren (vgl. Kap. 10.2, vgl. Chaker 2011a: 214). Hieraus wird deutlich: Black- und Death Metal sind keine Phänomene, die irgendwo außerhalb von Gesellschaft existieren und stattfinden, sondern ihr inhärente Phänomene. Die Erforschung von Black- und Death Metal stellt damit keine Reise in ein „Parallel-Universum“ dar, die aus der Gesellschaft herausführt, sondern im Gegenteil: Sie führt in ihr Inneres hinein und stellt eine Möglichkeit dar, am empirischen Beispiel zweier Musikformen und Szenen das Leben in gegenwärtigen (post)modernen Gesellschaften zu studieren.

MOTIVATION

In den meisten bisherigen Untersuchungen über Black- und/oder Death Metal sind die beiden Phänomene primär als ein „Problem“ behandelt und untersucht worden (meine eigene Magisterarbeit eingeschlossen, vgl. Chaker 2004): Symptomatisch hierfür sind zum Beispiel Fragen danach, ob Black- bzw. Death-Metal-Musik ihre AnhängerInnen aggressiv mache, ihre Gewaltbereitschaft fördere, sie zum Rechtsextremismus und/oder Satanismus verführe oder ähnliches. Im Grunde geht es bei solchen Fragestellungen darum, das „Gefahrenpotential“ dieser Musiken auszuloten, und zwar zum einen für die AnhängerInnenschaft selbst, zum anderen aber auch für „die“ Gesellschaft (vgl. hierzu auch Roccor 2002: 24f.).

Nach der Erarbeitung meiner Magisterarbeit war der Wunsch entstanden, von einer solchen reduktiven Perspektive auf Black- bzw. Death Metal Abstand zu nehmen. Ziel der vorliegenden Studie ist es vielmehr, diese beiden Phänomene möglichst „breit“, d.h. in ihrer Komplexität und kulturellen Vielfalt zu untersuchen, wobei primär die Binnensicht der AnhängerInnen auf ihre Musik interessiert. Unter der Prämisse, dass sich ihr Umgang mit Black- bzw. Death Metal nicht von selbst erklärt, nicht „selbst-verständlich“ ist, sondern dass beide Musiken in den kulturellen Feldern, in die sie eingebettet sind, spezifische Bedeutungen erlangen, die es zu entschlüsseln und darzulegen gilt, offeriert diese Arbeit eine Art Übersetzungsleistung, welche Black- und Death Metal vor allem für Menschen, die diesen kulturellen Kontexten selbst nicht angehören, über diese aber etwas erfahren wollen, besser verstehbar macht (vgl. metal.de o.J.).

Dass diese Übersetzungsleistung überhaupt notwendig ist, zeigt sich in Missverständnissen, die zwischen Black- und Death-Metal-AnhängerInnen und Menschen, die keinen Bezug zu diesen Musiken haben, mitunter bestehen. Meiner Beobachtung nach gehen diese Unstimmigkeiten oft auf Probleme bei der Bedeutungskonstruktion und -auslegung zurück (vgl. Chaker 2004: 254), d.h., Erscheinungsformen und Symbole des Black-bzw. Death Metal werden von Außenstehenden teilweise anders gedeutet als von den AnhängerInnen selbst (vgl. Chaker 2004: 162, 183, 248, 254, Chaker 2006b: 239, Chaker 2008c, Chaker 2010: 276, Chaker 2011a: 229). Die Perspektive der AnhängerInnenschaft herauszuarbeiten und zu vermitteln ist damit ein zentrales Anliegen dieser Studie.

Dass hieran ein öffentliches Interesse besteht, habe ich in den letzten Jahren auf vielfältige Weise erfahren dürfen. So hatte ich wiederholt Gelegenheit, meine empirischen Ergebnisse auf nationalen und internationalen wissenschaftlichen Kongressen zu präsentieren. Des Weiteren publizierte ich zahlreiche Artikel zum Thema (vgl. z.B. Chaker 2007a, 2008c, 2011a und b, 2013a), deren zentrale Thesen und Erkenntnisse zum Teil auch Eingang in dieses Buch fanden. Um dies so transparent wie möglich zu gestalten, verweise ich an den entsprechenden Stellen auf die jeweiligen Publikationen. Aber auch jenseits der Wissenschaften wurde meine Forschungsarbeit zur Kenntnis und in Anspruch genommen. Neben Privatpersonen (insbesondere besorgte Eltern) erkundigten sich vor allem Jugend- und SozialarbeiterInnen sowie in der Erziehung Tätige nach den Studienergebnissen zu Black- und Death Metal, die für ihre alltägliche berufliche Praxis offenbar Relevanz besitzen. Daneben ist ein reges massenmediales Interesse an meiner wissenschaftlichen Arbeit zu konstatieren. Es berichteten u.a. der UniSPIEGEL, Deutschlandradio Wissen und der Deutschlandfunk (vgl. Pohlmann 2009, Balkow 2010, Ketterer 2009). Zuletzt war meine Expertise in größerem Umfang gefragt, als in Baden-Württemberg ein Referendar und Death-Metal-Musiker aus dem Schuldienst entfernt wurde, dem die unmittelbar mit seiner Musik verknüpfte visuelle Gewaltästhetik des Death Metal in Kombination mit pornographischen Darstellungen zum Verhängnis wurde (vgl. Buchmeier 2010; für eine ausführliche Analyse des Falles vgl. Chaker 2011a). Gerade auch die gesellschaftspolitische Relevanz meines Themas hat mich in meinen Forschungsbestrebungen in den letzten Jahren immer wieder neu bestärkt und motiviert.

Neben der inhaltlichen Befassung mit dem Thema Black- und Death Metal bot mir die Erarbeitung dieser Studie auch die Möglichkeit, meine theoretischen und methodischen Kompetenzen zu erweitern (vgl. Chaker 2006b: 239). Die Auseinandersetzung mit Black- und Death Metal als zwei Formen musikalischer und kultureller Praxis zeigte mir als Musikwissenschaftlerin die Grenzen meines Faches auf und erforderte eine theoretische und methodische Neuorientierung. In der Beschäftigung mit Formen populärer Musik hieß es für mich auch, wegzukommen von normativen ästhetischen Wertsetzungen und von Vorstellungen von Musik als Objektiv-Schön-Seiendem, und stattdessen einen erweiterten Musik-Begriff und ein Verständnis von Ästhetik als etwas Subjektiv-Schön-Empfundenes zu entwickeln, das an die ursprüngliche, weite Bedeutung des griechischen Begriffs aísthesis im Sinn von „Sinneswahrnehmung“ und „sinnlicher Erkenntnis“ anschließt. (Black- und Death-Metal-)Musik, verstanden nicht als ein „Ding“, sondern als ein Prozess, als eine signifizierende und diskursive Praxis (vgl. Wicke [1992] o.J., Wicke 1995), machte für mich eine Auseinandersetzung mit Theorien und Methoden aus anderen Forschungsdisziplinen notwendig, so dass dieser Arbeit ein interdisziplinärer Forschungsansatz zugrunde liegt. Theoretisch fanden Ansätze aus der (Kultur-)Soziologie, aus den Cultural Studies und der Kulturanthropologie, aus dem Bereich der Popular Music Studies, den Erziehungswissenschaften und der Ethnographie Eingang in meine Arbeit (vgl. Chaker 2008c, Chaker 2010: 268). Für die Analyse von Black- und Death Metal als zwei Formen musikalischer und kultureller Praxis erschienen Methoden der empirischen Sozialforschung geeignet, wobei qualitative und quantitative Elemente miteinander kombiniert wurden (sogenannter triangulativer Forschungsansatz, vgl. ebd., vgl. Kap. 3.1). Damit sind aus der Problematik unzureichend bzw. ungeeignet erscheinender musikwissenschaftlicher Methoden heraus in der vorliegenden Studie theoretische und methodische Konzepte auf ihren erkenntnistheoretischen Gehalt für aktuelle musikalische Phänomene kritisch betrachtet worden. Insofern hoffe ich, dass diese Arbeit für die gegenwärtige Musikforschung neben inhaltlichen auch mit theoretischen und methodologischen Erkenntniswerten verbunden ist, die für meine KollegInnen in der Scientific Community hoffentlich anregend und nützlich sein können.

In den Szenen selbst ist mein Forschungsvorhaben ambivalent aufgenommen worden. Einerseits freuten sich viele SzenegängerInnen, dass sich jemand für sie und ihre Musikvorlieben interessiert. Mit dieser Studie war für sie sicherlich auch die Hoffnung auf eine intensive und unvoreingenommene Auseinandersetzung mit dem Thema Black- und Death Metal verbunden, die der sonstigen Art und Weise der Berichterstattung in den Massenmedien, die von vielen AnhängerInnen als oberflächlich und vorurteilsbehaftet empfunden wird, entgegensteht. Andererseits bestanden aber auch Bedenken gegenüber meinem Projekt. Gerade im Black Metal werden immer wieder Stimmen laut, die bezweifeln, dass eine adäquate wissenschaftliche oder journalistische Darstellung von Musik und Szene möglich ist. Das Sujet sei viel zu komplex, als dass es sich als Forschungsgegenstand eigne. Was Black Metal sei oder bedeute, das könne ohnehin nur nachvollziehen, wer selbst ein Teil der Szene sei (vgl. metal.de o.J.).

Wenn ich mich mit der vorliegenden Arbeit anschicke, den Gegenbeweis anzutreten, bedeutet dies nicht, dass ich derartige Meinungen nicht ernst nehme. Einwände wie diese verdienen zweifellos Beachtung, und zwar nicht deshalb, weil ihnen inhaltlich zuzustimmen ist, sondern weil sich solche Abwehrversuche auch als Schutzbehauptungen deuten lassen, in denen kollektive Haltungen, Erfahrungen und Ängste zum Ausdruck kommen, deren Spuren zu verfolgen sind (vgl. ebd.). Wie noch gezeigt werden wird, haben Black- und Death-Metal-AnhängerInnen durchaus Grund, MedienvertreterInnen und mitunter auch WissenschaftlerInnen gegenüber skeptisch zu sein (vgl. Kap. 4.1). Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, dass sich inzwischen eine ganze Reihe von AutorInnen in ihren Arbeiten um eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema bemühen (vgl. Kap. 4.2 bis 4.4).

Da in den Wissenschaften immer nur Ausschnitte aus der Realität untersucht werden können, ist es tatsächlich unmöglich, Black- bzw. Death Metal in ihrer ganzen Komplexität quasi „naturgetreu“ abzubilden (vgl. metal.de o.J.). Dies ist jedoch auch nicht das Ziel der vorliegenden Arbeit. Sie versteht sich vielmehr als ein Beitrag zur Grundlagenforschung, der dem (akademischen, pädagogischen, gesellschaftlichen) Diskurs über Black- und Death Metal empirisch fundierte Daten zur Verfügung stellt, die den Phänomenen Black- bzw. Death Metal und ihren AnhängerInnen angemessen sind und auf die an den „Metal Studies“ (vgl. Kap. 4.2) interessierte ForscherInnen aufbauen können.

Den Black- und Death-Metal-AnhängerInnen selbst als den eigentlichen ExpertInnen wird diese Arbeit nur zum Teil neue Einblicke gewähren. Vieles von dem, was sie hier nachlesen können, werden sie bereits wissen und als völlig „normal“ begreifen (vgl. metal.de o.J.). Dass aber Alltagswissen mit Hilfe empirischer Methoden systematisch be- oder widerlegt und damit bewiesen wird, begreife ich als eine zentrale Aufgabe von Wissenschaft. Darüber hinaus steht außer Zweifel, dass man an Black- bzw. Death Metal in ästhetischer Hinsicht Freude habe kann, ohne das geringste Hintergrundwissen darüber zu besitzen, wie diese Phänomene zustande kommen. Mit anderen Worten: Musiken und Kulturen bedürfen der Wissenschaften nicht, um zu gefallen und um im Alltag reibungslos zu funktionieren. Dennoch mag es – so hoffe ich zumindest – durchaus SzenegängerInnen geben, die an einer Reflektion der Voraussetzungen und Bedingungen interessiert sind, die Black- und Death Metal als ästhetische Erfahrungen der Gegenwart ermöglichen. Um mit einer Analogie John Deweys zu sprechen:

Man kann sich durchaus an der Farbenpracht und dem zarten Duft der Blumen erfreuen, ohne irgendwelche theoretischen Kenntnisse über Pflanzen zu besitzen. Will man jedoch den Vorgang des Blühens begreifen, so muß man sich zwangsläufig über die wesentlichen Bedingungen des Pflanzenwuchses, über das Zusammenwirken von Boden, Wasser, Luft und Licht informieren. (Dewey [1934] 1988: 10)

AUFBAU DER ARBEIT

Im Anschluss an diese Einleitung werden in Kapitel 2 die theoretische Rahmung der vorliegenden Studie expliziert und die zentralen theoretischen Begrifflichkeiten und Konzepte ausführlich erläutert. Im Fokus stehen dabei, wie weiter oben bereits erwähnt, Begriff und Konzept der musikalischen Praxis nach dem Wiener Musiksoziologen Kurt Blaukopf sowie das Szene-Modell nach dem Dortmunder Soziologen Ronald Hitzler et al., die sich im Verlauf der Forschungsarbeit als geeignete theoretische Beschreibungs- und Deutungsschablonen herausstellten.

Kapitel 3 gibt einen ersten Überblick über das empirisch-methodische Vorgehen in dieser Arbeit. Dem primären Forschungsziel entsprechend – den Umgang von Black- und Death-Metal-AnhängerInnen in Deutschland mit ihrer Musik umfassend erschließen zu wollen – benötigte ich eine empirische Strategie, über die sich eine möglichst breite Erfassung der Phänomene Black Metal und Death Metal aus unterschiedlichen Perspektiven realisieren ließ. Indem qualitative und quantitative Methoden in einem zweistufigen Verfahren miteinander kombiniert wurden – ein Forschungsansatz, der in der empirischen Sozialforschung mit dem Begriff Triangulation beschrieben wird (vgl. Flick 2008) – ließen sich die Phänomene Black Metal und Death Metal aus unterschiedlichen Blickwinkeln registrieren und darlegen. Beide methodischen Strategien wurden dabei als gleichwertig betrachtet. Darüber hinaus werden in Kapitel 3 persönliche Bezüge zum Untersuchungsgegenstand transparent gemacht und die hieraus resultierenden Vor- und Nachteile für die vorliegende Studie reflektiert.

In Kapitel 4 wird ausgewählte Fachliteratur zu Heavy-, Black- und Death Metal diskutiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Aufarbeitung aktuell verfügbarer wissenschaftlicher Studien, ferner wird auf den gegenwärtigen Trend zur akademischen Kanonisierung des Phänomens in den sogenannten Metal Studies eingegangen. In die Darlegung fließt außerdem eine kurze Besprechung jener populärwissenschaftlichen Quellen ein, die in der vorliegenden Studie Verwendung fanden.

Die Kapitel 5 bis 7 umfassen den qualitativen Teil der Studie, wobei in Kapitel 5 zunächst das qualitative Methodendesign beschrieben wird. Aufgrund des derzeit noch unzureichenden Forschungsstands erachtete ich ein erkundendes Herangehen an Black- und Death Metal für sinnvoll. Hierfür bieten sich Methoden der qualitativen Feldforschung (teilnehmende Beobachtung, Feldgespräche, ergänzt durch ExpertInnen-Gespräche) an, über die sich soziale Prozesse ganzheitlich erfassen und analysieren lassen. Die Ergebnisdarstellung in Kapitel 6 lehnt sich an das Szene-Steckbrief-Modell nach Hitzler et al. (2005) an, deren Konzeption in der Anwendung auf Black- und Death Metal kritisch geprüft wurde. Dargestellt werden zum Beispiel „Rituale“, „Symbole“ und „Events“ der Szenen, ferner wurde versucht, „Lebensstile“ sowie „Einstellungen“ der AnhängerInnen auf Basis der qualitativen Erkenntnisse herauszuarbeiten und nachzuzeichnen. Die Szene-Steckbriefe ergänzend wird in Kapitel 7 beschrieben, wie eine Death-Metal-Musikproduktion im Tonstudio entsteht. Dieser Abschnitt basiert auf Felddaten, die während des Aufenthalts der Band Suffocate Bastard im Soundlodge-Tonstudio im Jahr 2006 akquiriert wurden.

Die Kapitel 8 bis 11 umfassen den quantitativen Teil der Arbeit, der mit einer Beschreibung des quantitativen methodischen Vorgehens in Kapitel 8 beginnt. In diesem Abschnitt werden u.a. die zu prüfenden Hypothesen dargelegt, die aus den qualitativen Beobachtungen gewonnen und die mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens statistisch geprüft wurden. In den Kapiteln 9 bis 11 werden die Ergebnisse der quantitativen Befragung vorgestellt und diskutiert. Da es gerade an fundierten quantitativen Daten zu Black- und Death Metal derzeit noch stark mangelt, wurde in der Ergebnisdarstellung bewusst der Schwerpunkt auf eine Darlegung derselben gelegt. Dabei werden in Kapitel 9 zunächst einige demographische Daten zur Black- und Death-Metal-AnhängerInnenschaft in Deutschland vorgestellt (z. B. Alter, Geschlecht, Schulausbildung, Beruf, soziale Herkunft). Kapitel 10 liefert quantitative Auskünfte zum Leben der befragten AnhängerInnen in ihrer Alltagswelt (z. B. parteipolitische Orientierung, ehrenamtliches Engagement, Hobbys). Kapitel 11 fokussiert auf Details des Lebens der AnhängerInnen in ihrer Szenewelt (z. B. ihr Weg in die Szene, Dauer der Szenezugehörigkeit, Grad des Szeneengagements, Nutzung von Szenemedien). Aufgrund der Heterogenität der Inhalte erfolgt die Diskussion der jeweiligen quantitativen Daten stets direkt im Anschluss an die Ergebnisauswertung in den entsprechenden Unterabschnitten.

In Kapitel 12 werden die zentralen Untersuchungsergebnisse, die mit Hilfe qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden gewonnen wurden, miteinander abgeglichen und zusammenfassend dargelegt. Im Schlusskapitel wird ferner die Praktikabilität der triangulativen Forschungsmethodik kurz reflektiert, darüber hinaus werden einige Anknüpfungsmöglichkeiten an die vorliegende Studie benannt.

DANK

In Bezug auf „Kunstwerke“ stellte der US-amerikanische Soziologe Howard S. Becker heraus, dass „der Künstler der Kooperation bedarf, damit ein Kunstwerk zu dem wird, was es letztendlich ist“ (vgl. Becker 1997: 28). Gleiches gilt meines Erachtens für die Arbeiten von WissenschaftlerInnen, und so habe ich vielen Menschen zu danken, die mich in den letzten Jahren auf ganz unterschiedliche Weise in meiner Forschungstätigkeit unterstützt haben und ohne die dieses Buch in seiner jetzigen Form nicht vorliegen würde.

Susanne Binas-Preisendörfer hat sich, nachdem ich ihr ein Exposé meines Forschungsprojekts vorgelegt hatte, unkompliziert dazu bereit erklärt, die Betreuung meiner Dissertation zu übernehmen – was mit einem Thema wie dem meinigen im Bereich der Musikwissenschaften nach wie vor (leider) nicht selbstverständlich ist. Dafür ebenso herzlichen Dank wie für die vielen wertvollen Literaturhinweise und aufmunternden Worte in den letzten Jahren. Auch Alfred Smudits bestärkte und unterstützte mich in den vergangenen Jahren intensiv in meinen Forschungsbestrebungen. Beiden GutachterInnen wie auch dem Promotionsausschuss an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit Melanie Unseld und Thomas Alkemeyer danke ich für ihre konstruktiven Hinweise und Anregungen meine Dissertation betreffend, die ich gerne angenommen habe. Dem Archiv der Jugendkulturen Berlin e. V. bin ich bereits seit meinen Berliner Zeiten verbunden und freue mich umso mehr, dass meine Doktorarbeit in die wissenschaftliche Reihe des Verlags aufgenommen wird, wofür ich Klaus Farin herzlich danke. Gabi Vogel hat das Manuskript dieses Buches mit Argusaugen gesichtet und lektoriert – besten Dank für die effektive und konstruktive Zusammenarbeit, es war mir ein Vergnügen! Die Erarbeitung dieser Studie wäre faktisch unmöglich gewesen ohne ein Promotionsstipendium, das mir die Studienstiftung des deutschen Volkes gewährte. Neben der existentiellen Absicherung durch die finanzielle Förderung habe ich vor allem auch die informellen Förderungsangebote als bereichernd empfunden und sehr genossen – unvergessen der intensive Austausch mit vielen interessanten KollegInnen auf DoktorandInnentagungen, Sommerakademien und Sprachkursen, herzlichen Dank dafür. Mein Dank gilt ferner meinen KollegInnen am Institut für Musiksoziologie der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, der Gesellschaft für Popularmusikforschung (GfPM) e. V., den immer zahlreicher werdenden „Metallectuals“ in aller Welt, meinen FreundInnen sowie allen Menschen, die ich im Rahmen meiner Studie in den letzten Jahren kennenlernen und mich mit ihnen über meine Ideen zu Black- und Death Metal austauschen durfte. Nur einige wenige können hier namentlich genannt werden: Zuvorderst Inge und Dieter Karger, wertvolle Ratgeber, die über die Jahre zu Freunden wurden; des Weiteren Noraldine Bailer, Babette Cabrera-Krügel, Markus Krügel, Ronny Frohner, Tasos Zembylas und David Binder. Bernd Grünwald hat mit viel Liebe das Cover gestaltet – für die angenehme Zusammenarbeit vielen Dank. Claudia Schacher layoutierte in mühevoller Kleinarbeit dieses Buch mit seinen zahlreichen Tabellen und Graphiken – danke! Besonderer Dank gebührt allen Black- und Death-Metal-AnhängerInnen, die ich in den letzten Jahren im Feld beobachten und befragen durfte – ohne Eure Unterstützung wäre das Verfassen dieser Arbeit schlicht nicht möglich gewesen! Namentlich erwähnen will ich an dieser Stelle David Adamietz, Thorsten Bertram, Karsten Boehnke, Patrick Czerny und Stefan Brinkmann, (damals) Bandmitglieder bei Suffocate Bastard, die mich so unkompliziert an der Aufnahme ihres Debüt-Albums im Soundlodge Studio teilhaben ließen. Jörg Uken, Inhaber besagten Studios, vermittelte den Kontakt zur Band, lud mich in sein Studio ein und quartierte mich für die Zeit der Feldbeobachtung sogar in das Zimmer seiner Tochter ein – danke für so viel Hilfsbereitschaft! Meiner geliebten Familie danke ich für ihren bedingungslosen Rückhalt, was meine Arbeit angeht. Tatsächlich ließ mir die im Wochenrhythmus beharrlich wiederkehrende (und durchaus berechtigte) telefonische Nachfrage meiner Mutter („Wann gibst du denn jetzt ENDLICH deine Arbeit ab?“) irgendwann die Fertigstellung der Dissertation als das kleinere Übel erscheinen … Meiner Schwester Samia, selbst Wissenschaftlerin, gilt dabei besonderer Respekt und Dank für ihre Geduld, Unterstützung und wichtigen Ratschläge. Schließlich: Torben Waleczek, Seelengefährte und treuer Freund, der die Entstehung dieser Arbeit über Jahre hinweg aufmerksam verfolgt und immer wieder klug kommentiert hat. Ihm ist in großer Dankbarkeit dieses Buch gewidmet.

2. THEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN UND BEGRIFFE

In diesem Kapitel werden die wichtigsten theoretischen Überlegungen und Begriffe dargelegt, welche mein Nachdenken über Black- und Death-Metal-Musik und ihre AnhängerInnenschaft begleitet haben und anleiten. Im Verlauf meiner Forschungsarbeit kristallisierten sich Begriff und Konzept der musikalischen Praxis nach dem Wiener Musiksoziologen Kurt Blaukopf sowie das Szene-Modell nach dem Dortmunder Soziologen Ronald Hitzler und seinen MitarbeiterInnen als geeignet erscheinende theoretische Beschreibungs- und Deutungsschablonen heraus.

Anders als die Stellung des Theoriekapitels zu Beginn dieses Buches möglicherweise suggeriert, markierte die Wahl der genannten theoretischen Modelle nicht den Ausgangspunkt der empirischen Untersuchung, sondern stellt vielmehr bereits eines ihrer Ergebnisse dar. Anstatt Black- und Death Metal a priori in ein vorgefasstes Theoriekorsett zu pressen, das diesen Phänomenen eventuell gar nicht angemessen ist, erfolgte die Auswahl der theoretischen Konzepte im Zuge der Analyse des empirischen Datenmaterials unter der Prüfung ihrer besonderen Eignung, Black- und Death Metal theoretisch angemessen zu beschreiben und zu veranschaulichen. Insofern rahmen die theoretischen Konzepte diese Studie, leiten sie aber nicht an. Dieses Herangehen ist ganz im Sinne der Wiener Schule der Musiksoziologie, in welcher bewusst davon abgesehen wird, „vorfabrizierte Theorien, Methoden und Kategorien an den Gegenstand der Untersuchung heranzutragen. Sie [Musiksoziologie im blaukopfschen Sinn; Anm. d. Verf.] entwickelt ihre Kategorien, Methoden und Theorien vielmehr immanent aus dem Gegenstand der Untersuchung“ (Blaukopf [1969] 2010: 94).

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