Schweinemast - Steffen Hoy - E-Book

Schweinemast E-Book

Steffen Hoy

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Beschreibung

Expertenrat für Mastprofis! - Marktgerechte Schweinemast - Alle wichtigen Haltungsverfahren - Planung und Genehmigung von Stallbauten - Hygiene und Gesunderhaltung - Managementmaßnahmen Die Anforderungen des Marktes bestimmen die Produktionsziele in der Schweinemast. Dazu werden die Haltungsverfahren für Mastschweine mit den dazugehörigen technischen Lösungen (einschließlich Stallklimagestaltung und Lüftung) vorgestellt. Breiten Raum nehmen die Planung und Genehmigung von Stallbau- und Erweiterungsvorhaben ein. Ebenso wird die Wirtschaftlichkeit der Schweinemast besprochen. Informationen zur Fütterung von Mastschweinen, zur Gesunderhaltung der Schweinebestände und zu den wichtigsten Managementmaßnahmen runden das Buch ab.

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Steffen Hoy

Schweinemast

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50 Abbildungen

58 Tabellen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort1 Markt für Schlachtschweine1.1 Globale Handelsströme1.2 Strukturwandel in der Schweinehaltung1.3 Strukturentwicklungen in der Schweinefleischvermarktung1.4 Vermarktungsstrategie und Erfolgskontrolle2 Genetische und nichtgenetische Einflussfaktoren für den Masterfolg2.1 Rasse bzw. Herkunft2.2 Wachstum2.3 Geschlecht2.4 Schlachtalter2.5 Stressanfälligkeit3 Bewertung von Schlachtkörpern3.1 Schlachtkörperqualität3.2 Fleischqualität4 Haltungsverfahren in der Schweinemast4.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen4.2 Maststall4.3 Management in der Schweinemast5 Stallbau und Technik in der Schweinemast5.1 Erschließung eines neuen Standorts5.2 Baukonzepte und -kosten5.3 Arbeitswirtschaftliche Planung5.4 Raumlufttechnische Anforderungen5.5 Lüftungstechnische Anforderungen5.6 Entmistungssysteme6 Planung und Genehmigung von Stallneubau- und Stallerweiterungsvorhaben unter besonderer Berücksichtigung der Abluftreinigung6.1 Bau- und planungsrechtliche Grundlagen bei Stallbauvorhaben6.2 Genehmigungsrechtliche Grundlagen6.3 Immissionsschutzrechtliche Anforderungen6.4 Emissionsminderung durch Abluftreinigung7 Wirtschaftlichkeit der Schweinemast7.1 Direktkostenfreie Leistung7.2 Produktionskosten in der Schweinemast7.3 Einflussfaktoren für die Produktionskosten7.4 Faktoren der Betriebsentwicklung7.5 Optimale Betriebsgrößen und Grenzen des Wachstums7.6 Chancen und Risiken des Marktes8 Fütterung von Mastschweinen8.1 Nährstoff-Verwertung in der Schweinemast8.2 Praecaecale Verdaulichkeit von Aminosäuren8.3 Fettsäurenmuster8.4 Anforderungen unterschiedlicher Genotypen8.5 Empfehlungen zur Nährstoffversorgung in der Mast von Kastraten und weiblichen Schweinen8.6 Empfehlungen zur Nährstoffversorgung in der Ebermast8.7 Empfehlungen zur Futterzusammensetzung in der Schweinemast8.8 Richtwerte für Vitamine und Spurenelemente im Mastfutter8.9 Wasserversorgung8.10 Verwendung von Nebenprodukten in der Schweinemast9 Gesunderhaltung der Schweine9.1 Hygienische Maßnahmen/Organisations- und Managementmaßnahmen9.2 Gesunderhaltung der Mastschweine9.3 Immunprophylaxe versus Antibiotikametaphylaxe9.4 Diagnostik10 Verhalten der MastschweineSozialverhaltenFutteraufnahmeverhalten10.1 Wasseraufnahmeverhalten10.2 Komfortverhalten10.3 VerhaltensstörungenServiceLiteraturverzeichnisWichtige AdressenVerzeichnis der AutorenBildquellen
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Vorwort

Innerhalb weniger Jahre ist Deutschland von einem Schweinefleisch-Import- zu einem Exportland geworden, während in anderen europäischen Ländern die Erzeugung im zweistelligen Prozentbereich zurückging. Die Bruttoeigenerzeugung an Schweinefleisch stieg in unserem Land um etwa ein Viertel – mit all den damit verbundenen Risiken. So reagieren die internationalen Märkte sehr sensibel auf tatsächliche oder vermeintliche Qualitätsmängel in der Prozesskette „Schweinefleisch“ der Erzeugerländer. Bedingt durch die großen Produktionsmengen erhöhte sich der Druck auf die Schweinepreise, die in vielen Betrieben nicht kostendeckend sind. Zugleich weisen die Futterkosten unter großen Schwankungen eine stark steigende Tendenz auf. Die Verbringungsverordnung sowie eine zunehmende Forderung nach der Abluftreinigung erschweren die ökonomische Situation zumindest in einigen Bundesländern weiter. Maskenänderungen und die Verlängerung der Zahlungsziele durch die Schlachtunternehmen beeinträchtigen das wirtschaftliche Ergebnis der Mastbetriebe. Auf Seiten der abnehmenden Hand erfolgt eine weitere Konzentration der Schlachtkapazitäten, der die landwirtschaftlichen Unternehmen gebündelt in schlagkräftigen Vermarktungsorganisationen gegenüber treten sollten.

Die Tiergesundheit erlangt eine immer größere Bedeutung bei der Ausschöpfung des genetisch vorhandenen Leistungspotenzials, wobei der Anstieg der Masttagszunahmen in den letzten Jahren – bedingt durch wirksame Impfprogramme in Ferkelerzeuger- und Mastbetrieben – mit einer Senkung der Abgänge einherging. Das Wachstum der Mastbetriebe zumindest in den Veredelungsregionen Deutschlands wird durch vielfältige Umweltauflagen erschwert und stellt eine besondere Herausforderung für die Betriebsleiter dar. Veränderungen in der Bewertung der wertvollen Teilstücke des Schlachtkörpers haben Auswirkungen auf die Zuchtziele, da bestimmte Genotypen benachteiligt werden. Züchten heißt jedoch in Generationen denken; die Schweinezüchter und Ferkelerzeuger können nur mit einer zeitlichen Verzögerung auf veränderte Schlachtkörperbewertungen Bezug nehmen. Der Schweinemäster muss durch eine Anpassung der Fütterung, veränderte Mastendgewichte, mehrere Vorausstallungen – insgesamt also durch ein sehr gutes Management – auf die Anforderungen des Marktes reagieren.

Die Erzeugung von Schweinefleisch umfasst mit nahezu 30 % nach der Milcherzeugung den zweithöchsten Produktionswert tierischer Erzeugnisse – bezogen auf die gesamte Tierhaltung in Deutschland. Sie ist damit eine bedeutende Einkommensquelle für den landwirtschaftlichen Betrieb. Viele kleine und mittlere Unternehmen der Futtermittel-, Landtechnik- und Pharmaindustrie, eine große Zahl an Zucht-, Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben sowie Beratungsunternehmen sind den Mastbetrieben vor- oder nachgelagert. Mit einer erfolgreichen Erzeugung von Schweinefleisch in Deutschland werden Arbeitsplätze nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in diesen Unternehmen gesichert. Dabei findet in Zucht, Fütterung, Tiergesundheit und Landtechnik ein ständiger Erkenntnisfortschritt statt, der – beschleunigt durch neue internationale und nationale Vorschriften – neue Verfahren und technische Lösungen, Präventionsstrategien (bezüglich Erkrankungen) und letztlich einen großen Beratungsbedarf aller Beteiligten in der Erzeugungskette von Schweinefleisch zur Folge hat.

Vor diesem Hintergrund stellte sich das Autorenteam das Ziel, mit dem vorliegenden Buch die wichtigsten Informationen zur Zucht auf marktkonforme Produkte, zu Haltung und Fütterung, zu den Anforderungen des Marktes und an die Stalltechnik, zur Betriebswirtschaft sowie zur Gesunderhaltung der Schweine zusammenzufassen. Weiterhin sollten die Abläufe bei der Planung und Genehmigung von Stallneubau oder -erweiterung unter besonderer Beachtung von Baurecht, Bundes-Immissionsschutzgesetz und Umweltverträglichkeitsprüfung behandelt werden. Es war nicht das Anliegen, ein möglichst allumfassendes Buch zu schreiben. Die Autoren haben sich darauf konzentriert, die wichtigsten Fakten und Zusammenhänge auf den vorgegebenen Seiten darzulegen.

Das Autorenteam und der Verlag hoffen, dass das Buch „Schweinemast“, das sich an die Leiter und Mitarbeiter von Schweinemastbetrieben, an Agrarwissenschaftler, Tierärzte, Tierzüchter, Mitarbeiter von Landtechnikunternehmen, Berater und Studierende wendet, von diesen gut aufgenommen werden möge. Unser Dank gilt Carmen Weirich für die fleißige und umsichtige technische Arbeit. Wir möchten aber auch dem Verlag Eugen Ulmer und insbesondere Werner Baumeister für die sehr gute Betreuung beim Zustandekommen des Buchprojektes herzlich danken.

 

Im August 2012

 

Friedrich Arends, Wolfgang Büscher, Albert Hortmann-Scholten, Steffen Hoy, Heinrich Kleine Klausing, Georg Riewenherm, Mathias Ritzmann, Peter Spandau, Martin Wähner

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1Markt für Schlachtschweine

A. HORTMANN-SCHOLTEN

 

Die deutsche Schweinefleischerzeugung befindet sich seit Jahren auf einem stetigen Wachstumskurs. Die Schlachtzahlen pendelten, inklusive der Lebendeinfuhren, zuletzt über 59 Mio. Schweine pro Jahr. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich die Zahl der in der Bundesrepublik Deutschland geschlachteten Schweine um rund 20 Mio. Stück erhöht (Abb. 1). Der Selbstversorgungsgrad für Schweinefleisch liegt im Jahr 2012 deutlich über 110 Prozent. Insbesondere die großen Schlachtunternehmen, die mitunter auch Schlachtschweine aus dem benachbarten Ausland mit erfassen und verarbeiten, treiben diese Entwicklung voran. Mit diesem Wachstumstempo hat allerdings die Ferkelerzeugung nicht Schritt halten können. Allein für das Jahr 2012 wird sich die Ferkeleinfuhr aus den Niederlanden und Dänemark nach Deutschland bei über 12 Mio. Stück einpendeln. In den Intensivgebieten der Schweinemast kann der Ferkelbedarf bei weitem nicht aus heimischen Quellen abgedeckt werden. In Südoldenburg beispielsweise liegt in einigen Gemeinden der Selbstversorgungsgrad für Ferkel unter 35 Prozent.

Abb. 1 Zahl der in der Bundesrepublik Deutschland geschlachteten in- und ausländischen Schweine (Quelle: AMI; Destatis) © Hoy, Steffen

1.1Globale Handelsströme

Seit dem Jahr 2005 exportiert Deutschland mehr Schweinefleisch als es importiert. In den zurückliegenden Jahren hat sich der deutsche Fleischexport zu einer tragenden Säule der Veredlungswirtschaft entwickelt. Bereits im Jahr 2010 wurde Dänemark als Exportweltmeister für Schweinefleisch von der Bundesrepublik Deutschland abgelöst (Abb. 2).

Der gute Ruf von deutschen Erzeugnissen, insbesondere bei Fleisch- und Wurstwaren, macht Schweinefleisch zu einem begehrten Produkt auf den Exportmärkten. Hochwertige Veredlungserzeugnisse aus der Bundesrepublik werden weltweit in über 100 Staaten verkauft. Ausländische Verbraucher assoziieren mit deutschen Produkten hervorragende Qualität, Geschmack, Vielfalt und Natürlichkeit. Zwangsläufig müssen sich Anbieter nicht nur mit den innerdeutschen Qualitätsanforderungen beschäftigen, sondern auch zunehmend mit Qualitätsansprüchen und Marktverhältnissen in den Nachbarstaaten sowie osteuropäischer und asiatischer Märkte auseinandersetzen.

Abb. 2 Entwicklung der Exporte von Schweinefleisch (in t Produktgewicht) in Deutschland von 2004 bis 2012* (Quelle: AMI – ZMP) © Hoy, Steffen

Abb. 3 Weltweite Handelswege von Schweinefleisch und Schweinefleischerzeugnissen (Quelle: VION Food) © Piestricow, Artur

Betrachtet man die weltweite Schweinefleischerzeugung (Abb. 3 und 4), so entfällt etwa die Hälfte der Produktion auf China. Der globale Schweinebestand hat in 2011 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % abgenommen. Für das laufende Jahr 2012 werden allerdings wieder steigende Zahlen prognostiziert. Die Weltschweineproduktion wird immer wieder durch Seuchen, wie beispielsweise die Maul- und Klauenseuche, die Schweinepest oder die SARS-Epidemie, zurückgeworfen. Auch die zyklischen Schwankungen an den Futtermittelmärkten sowie die noch nicht überwundene globale Finanz- und Wirtschaftskrise beeinflussen die Produktionsentwicklungen in den Haupterzeugungsländern.

Die Europäische Union hat – gemessen an der globalen Schweinefleischerzeugung – einen Anteil von rund 20 % und beeinflusst durch die strukturellen Überschüsse von derzeit etwa 10 % auch das Preisgeschehen an den internationalen Schweinefleischmärkten. Zwar beliefern die nordamerikanischen Erzeuger, die relativ kostengünstig produzieren können, nicht direkt den europäischen Markt, indirekt sind allerdings die Nord- und Südamerikaner wichtige Konkurrenten auf den asiatischen und osteuropäischen Importmärkten. Deutschland fokussiert sich seit einigen Jahren insbesondere auf den russischen Markt, der volumenmäßig den bedeutendsten „Drittland-Markt“ darstellt. Russland war bislang aufgrund seines Handelsgebarens bezüglich der Absatzmengen sowie des Marktverhaltens der russischen Einfuhrbehörden schwer einzuschätzen. Immer wieder gab es Einfuhrverbote gegenüber einzelnen EU-Mitgliedstaaten bzw. EU-Schlachthöfen, die schwer nachvollziehbar waren. Durch den Beitritt Russlands zur WTO im August 2012 erhoffen sich die Wirtschaftsbeteiligten mehr Rechtssicherheit und dadurch einen besseren Marktzugang. Langfristig wird Russland allerdings die Eigenversorgung mit Schweinefleisch anstreben. Darauf weisen die jüngst beschlossenen Senkungen der Zollkontingente hin, wonach die Tarifkontingente für Importe spürbar reduziert werden sollen.

Abb. 4 Produktion und Import von Schweinefleisch (in 1000 t Schlachtgewicht) auf den Weltagrarmärkten 2012 (Quelle: USDA, EU-Kommission). © Hoy, Steffen

Die USA sind mit einem Marktanteil von etwa 8 % weltweit der drittgrößte Produzent und dürften mittelfristig die Produktion nochmals weiter steigern. Die USA haben sich von einem Netto-Importland mittlerweile zu einem der wichtigsten Exporteure entwickelt. Sehr eng verknüpft ist der Schweinemarkt der USA mit dem von Kanada, einem weiteren großen Schweinefleischexporteur. Wegen der starken Abhängigkeit sowohl vom nordamerikanischen Markt als auch vom Weltmarkt und einer im Verhältnis zur Produktion relativ geringen Inlandsnachfrage ist Kanada ein wichtiger „Global Player“ auf den Exportmärkten. Traditionell gehört Kanada zu den preisaggressivsten Wettbewerbern, da es über international sehr kostengünstige Erzeugungsstrukturen verfügt.

Die wichtigsten Exportmärkte sind derzeit in Asien angesiedelt. So wird auf absehbare Zeit Japan der weltweit größte Importeur für Schweinefleisch bleiben. Japan, als eine der größten Industrienationen der Welt, verfügt über sehr kaufkräftige Kunden. Die japanischen Schweinehalter können jedoch, aufgrund erheblicher Produktionskostennachteile sowie knapper Flächen, mengenmäßig die steigende Nachfrage nicht bedienen. Gemessen an der relativ hohen Bevölkerungsdichte wird es auf absehbare Zeit Japan nicht gelingen, die Bevölkerung insbesondere mit den entsprechend hochwertigen Qualitäten zu versorgen. Allerdings sind nur wenige europäische Länder für den japanischen Markt zugelassen. Traditionell hat Dänemark die intensivsten Handelsbeziehungen mit Japan. Seit dem Jahr 2008 hat Deutschland auch mit Japan ein Handelsabkommen. Durch Schutzklauseln in Form von Kontingenten und Abschöpfungszöllen wird allerdings die japanische Produktion gestützt, da sie aufgrund der hohen Produktionskosten nicht wettbewerbsfähig ist.

Zyklische Preisschwankungen

Der europäische Schlachtschweinemarkt ist im Normalfall keinerlei Marktrestriktionen oder Staatseingriffen unterlegen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. In den 80er und 90er Jahren waren zum Teil heftige Preisturbulenzen, insbesondere durch den Einfluss von Tierseuchen, wie MKS, BSE oder die europäische Schweinepest, zu verzeichnen (Abb. 5). Unter Wissenschaftlern wird derzeit diskutiert, ob der so genannte Schweinezyklus in der Praxis noch funktioniert. Der Schweinezyklus ist durch eine phasenweise zunehmende Erzeugung gekennzeichnet, die dann regelmäßig wieder durch ein schrumpfendes Angebot gekennzeichnet ist. Der Grund für das ungleiche Schweineaufkommen liegt in den unterschiedlichen Signalen, die von den schwankenden Preisen ausgehen. Fallende Schweinepreise verringern tendenziell die Ferkelnachfrage der Mäster. Die gleiche Folge haben auch stark steigende Futterkosten bei gleichzeitig geringen Erlösaussichten am Schlachtschweinemarkt. Im Gegensatz zu früheren Strukturentwicklungen können die Ferkelerzeuger allerdings nicht durch abruptes Aufhören und Einsteigen in die Produktion die Angebotsfunktion beeinflussen. Extreme Preiseinbrüche wie beispielsweise 1999 führen dann doch dazu, dass eine größere Anzahl an Sauenhaltern aus dem Markt ausscheidet und dies dann zeitversetzt zu einer deutlichen Erholung der Schweinepreise führt. Überlappen sich dann gleichzeitig mehrere positive Effekte wie beispielsweise im Jahre 2000, wo ein kleines Schlachtschweineangebot auf eine BSE-bedingt sehr gute Nachfrage gestoßen ist, können auch kurzfristig weit überdurchschnittlich hohe Schweinepreise auftreten. In den letzten 12 Jahren sind allerdings vergleichsweise geringe Preisaufschläge zu beobachten. Hieran hat auch die fleischverarbeitende Industrie bzw. die Schlachthofindustrie einen nicht unerheblichen Anteil. Die saisonalen Preisschwankungen werden beispielsweise durch erhebliche Einlagerungsaktivitäten der Schlachthöfe nivelliert. Beispielsweise friert man im Winter preisgünstig Grillartikel ein, um sie im Sommer mit Gewinn an den Markt zu bringen.

Abb. 5 Entwicklung der Schlachtschweinepreise (E–P) von 1990 bis 2012 in Deutschland (Quelle: AMI/BLE, LWK Nds.) © Hoy, Steffen

Kurzfristige Nachfrageüberhänge, die in früheren Jahren zu Preissteigerungen geführt haben, werden somit abgepuffert. Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass bei einem steigenden Selbstversorgungsgrad ein preisdämpfender Effekt durch die zunehmende Exportabhängigkeit Deutschlands entsteht.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Ist die deutsche Fleischproduktion im internationalen Markt vor allem bei den zunehmenden, kostentreibenden Auflagen im Bereich der nationalen Tierschutz- und Umweltschutzgesetzgebung noch konkurrenzfähig?

Der Selbstversorgungsgrad hat sich seit einigen Jahren bei über 110 % eingependelt. Die tatsächliche Exportabhängigkeit ist aber weitaus größer, denn die Exportquote einzelner Schlachthöfe beträgt mittlerweile 55 bis 60 %. Der deutsche Markt ist zunehmend durch eine Globalisierung und Internationalisierung gekennzeichnet. Dies erkennt man beispielsweise daran, dass trotz eines steigenden Selbstversorgungsgrades immer größere Mengen von Schweinefleisch und Schweinefleischprodukten importiert werden. Dies geschieht fast immer über den Preis. Hauptlieferländer sind Dänemark, die Niederlande und Belgien. Aber auch außereuropäische Adressen, wie beispielsweise Kanada, USA oder Brasilien, könnten künftig versuchen, auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen.

Fest steht, dass der deutsche Markt gesättigt ist und der Pro-Kopf-Verbrauch mittelfristig rückläufig sein wird. Analysiert man die Produktionskosten im nationalen und internationalen Vergleichsmaßstab, wird klar, dass Deutschland bereits jetzt schon zu den Produktionsregionen gehört, die weltweit die höchsten Kosten haben. Die globale Schweinefleischnachfrage wird in den nächsten Jahren rasant wachsen. Von den sich abzeichnenden Exportchancen werden die deutschen Erzeuger nur dann profitieren, wenn die Erzeugungskosten nicht zu stark ansteigen. Während der deutsche Schweinemarkt bestenfalls stagniert, können mittelfristig Marktpotenziale in der Europäischen Union sowie in Osteuropa und vor allen Dingen in Asien erschlossen werden. Der Export sichert nicht nur die Existenz der deutschen Schweinehalter und der vor- und nachgelagerten Bereiche, sondern ist auch Motor für künftiges Wachstum in der deutschen Fleischwirtschaft. Sollte der Export beeinträchtigt werden, sind empfindliche Einkommenseinbußen für die gesamte Wertschöpfungskette zu erwarten.

1.2Strukturwandel in der Schweinehaltung

Viele Schweinehalter sind vor dem Hintergrund der enormen Preisschwankungen, insbesondere am Ferkelmarkt, stark verunsichert. Der Strukturwandel hat an Geschwindigkeit gewonnen, insbesondere in der Ferkelerzeugung. Die Wachstumsschritte in der Schweinehaltung haben sich in den letzten 10 Jahren deutlich beschleunigt. Die Betriebe wachsen trotz oder vielleicht gerade wegen der ökonomisch schwierigen Situation immer schneller. Insgesamt reduziert sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der Bundesrepublik Deutschland jährlich zwischen 2 und 3 Prozent, doch in der Ferkelerzeugung liegt dieser Wert momentan wesentlich höher (Abb. 6). Nur ein Drittel der Betriebsleiter hat derzeit die Hofnachfolge geregelt. Insbesondere in der Ferkelerzeugung ist eine starke Überalterung bei den Betriebsleitern festzustellen. Etwa ein Drittel der aktiven Landwirte ist älter als 55 Jahre.

Abb. 6 Zahl der Schweine und Schweinehalter in Deutschland (jeweils zum Jahresende, in 1000) © Hoy, Steffen

Die strukturellen Anpassungsprozesse werden sich sowohl innerhalb der landwirtschaftlichen Urproduktion wie auch in den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen beschleunigen.

Vor dem Hintergrund der skizzierten Rahmenbedingungen hat sich die deutsche Schweineproduktion folgenden Herausforderungen zu stellen:

Aufgrund der Konzentration des Schlachthofsektors und der gegebenen Vermarktungsschwäche der Landwirtschaft ist die horizontale Integration der Erzeuger zu fördern. Dies ist wiederum notwendig, um die permanent höher werdenden nationalen und internationalen Anforderungen an die Produktionsqualität schneller auf die Erzeugerstufe zu transferieren. Es geht darum, möglichst homogene marktfähige Schweinepartien gleichbleibender Qualität regelmäßig gebündelt an den Markt zu bringen.

Schweineproduzenten müssen alle möglichen ökonomischen und produktionstechnischen Rationalisierungspotenziale erschließen, um dem steigenden Margendruck besser standhalten zu können. Die unternehmerischen Fähigkeiten der Betriebsleiter werden künftig deutlich an Bedeutung gewinnen. Die Geschwindigkeit, mit denen sich landwirtschaftliche Unternehmer auf die stärker schwankenden Märkte einzustellen haben, wird rapide zunehmen.

1.3Strukturentwicklungen in der Schweinefleischvermarktung

Der Konzentrationsprozess am europäischen sowie am deutschen Schlachtschweinemarkt setzte sich in den letzten Jahren weiter fort (Abb. 7). Anfang des Jahres 2011 hat die dänische Genossenschaft Danish Crown das Schlachtunternehmen Dreckmann & Scholten, Essen (Oldenburg) übernommen. Hierdurch hat das Unternehmen einen unmittelbaren Zugriff auf den deutschen Markt. Der Einstieg von Danish Crown in den deutschen Markt hängt offensichtlich mit den begrenzten Wachstumschancen zusammen, die Danish Crown auf dem Heimatmarkt sieht. Vor dem Hintergrund eines dänischen Selbstversorgungsgrades von deutlich über 600 % sind möglicherweise die Grenzen des Wachstums erreicht, sodass das Unternehmen nach Süden ausweichen muss. Gegen ein weiteres Wachstum in Dänemark spricht aber auch die Tatsache, dass das Land sich inzwischen zu einer Hochlohnregion entwickelt hat. Aufgrund der tendenziell rückläufigen Schlachtschweineproduktion setzt man vor allen Dingen auf das bessere Wachstumsumfeld in Deutschland. Hier erwartet Danish Crown künftig erhebliche Synergieeffekte am Standort in Deutschland. Das Unternehmen möchte die Vorteile des niedersächsischen Produktionsstandortes im Landkreis Cloppenburg mit den Stärken von Danish Crown, die auf dem Gebiet der Internationalisierung und in der Schweinefleischverarbeitung liegen, kombinieren.

Die Übernahme des Rinderschlachtbetriebes Weil in Nordhorn durch die VION Food Group sowie die geplante Beteiligung des Unternehmens Tönnies am Schlachtbetrieb Tummel in Schöppingen sind markante Entwicklungen des zunehmenden Konzentrationsprozesses bei den Schlachthöfen. Gleichzeitig werden unrentable Produktionsstandorte geschlossen, wodurch das Potenzial für die im Markt verbleibenden Unternehmen vergrößert wird.

Abb. 7 Marktanteile der zehn größten Schlachtunternehmen für Schweine 2011 in Deutschland (Quelle: ISN, März 2012; eigene Berechnungen, LWK Nds.) © Hoy, Steffen

Ohnehin ist bereits in den letzten Jahren eine zunehmende sektorale Konzentration des Schweineschlachtsektors in Deutschland zu beobachten. Seit dem Jahr 2004 hat sich der Marktanteil der TOP 10, der führenden 10 Unternehmen des deutschen Sektors, von rund 59 % auf mittlerweile über 75 % erhöht. Die TOP 3, d. h. die Konzerne Tönnies, VION Food Group und Westfleisch eG, steigerten im gleichen Zeitraum ihren Marktanteil von rund 43 % auf knapp 55 %. Damit wird deutlich, dass die führenden 10 Unternehmen insgesamt schneller wachsen als der Marktdurchschnitt. Sollte die geplante Übernahme des Unternehmens Tummel durch Tönnies erfolgen, würde die Nummer 1 am deutschen Schweineschlachtmarkt einen Marktanteil von rechnerisch 28 % erreichen. Dies bedeutet, dass sich die Konzentration in der deutschen Schlachtbranche weiter verstärkt. Kleine und mittlere Betriebe werden aufgeben oder im Zuge von Fusionen übernommen werden. Unrentable Standorte werden im Zuge des sich verschärfenden Wettbewerbs geschlossen. Jüngstes Beispiel für diese Entwicklung ist die Einstellung des Schlachtbetriebs im Unternehmen Gausepohl am Standort in Chemnitz. Dort wurden bislang immer 4000 bis 5000 Schweine pro Woche geschlachtet. Diese Größenordnung scheint offensichtlich zu klein zu sein, um dem erhöhten Kostendruck auf allen Ebenen der Erfassung, Schlachtung, Zerlegung und Vermarktung von Schlachtschweinen gerecht zu werden. Unternehmensstandorte, die nicht mindestens 10.000 Schweine pro Woche schlachten, werden es künftig am Markt sehr schwer haben. Für die Erzeuger bedeutet das, dass die Wege zu den Schlachthöfen tendenziell weiter werden, zu steigenden Vorkosten auf der landwirtschaftlichen Seite beitragen und somit die Gewinnspannen der Schweinemäster verringern. Blickt man auf die Wachstumspläne der Industrie, so ist zu erwarten, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren weiter fortsetzen wird.

Hier legen insbesondere die Schlachthöfe in Nordwestdeutschland eine sehr hohe Innovationsbereitschaft an den Tag. Aufgrund des sehr hohen technologischen Standards in der Schlachtung, Zerlegung, Verarbeitung, Lagerung und Vermarktung und der sehr guten Positionierungen in den internationalen Märkten sind weitere Wachstumsschritte zu erwarten.

Zusammenfassend lässt sich einschätzen, dass es für die Schweinemäster im Kerngebiet Nordwesteuropas keine mangelnde Nachfrage nach lebenden Schlachtschweinen geben wird. Intensiver Wettbewerb um den Rohstoff Schwein ist eine notwendige Voraussetzung für mehr Markt und damit marktgerechte Preise. Allerdings müssen die Schlachtunternehmen streng darauf achten, dass sie keine Überkapazitäten entstehen lassen, die letzten Endes die Wettbewerbsfähigkeit bei der Höhe der Schlachtkosten gefährden.

1.4Vermarktungsstrategie und Erfolgskontrolle

Vor dem Hintergrund des scharfen Wettbewerbs und einer gleichzeitig vorherrschenden starken Intransparenz ist die aktive Vermarktungskontrolle im Hinblick auf die optimale Vermarktung der Schlachtschweine ein unbedingtes Muss.

Der Mäster wird mit einer Vielzahl von Klassifizierungsverfahren und Abrechnungsmasken konfrontiert, die unterschiedlich ausgestaltet sind. So unterscheiden sich die Schlachthöfe z. B. durch variierende Einflussfaktoren bei den Basispreisen bzw. Preisfaktoren, den Zu- und Abschlägen für das Schlachtgewicht, den Transportkosten oder den Rampengebühren.

Ferner ist bei der Klassifizierung der Schlachtkörper zu beachten, dass einige Schlachthöfe die FOM-Muskelfleischbestimmung durchführen, andere Schlachtstätten jedoch die Auto-FOM-Klassifizierungssystematik anwenden. Aufgrund dieser unterschiedlichen Systeme ist die Vergleichbarkeit stark beeinträchtigt.

Darüber hinaus beinhalten die Abrechnungsmasken bei der FOM-Muskelfleischbestimmung unterschiedliche Zu- und Abschläge für die Höhe des Muskelfleischanteils bei ebenfalls divergierenden Muskelfleischkorridoren.

Des Weiteren unterscheiden sich die Schlachthöfe nicht nur bei der Auto-FOM-Muskelfleischbestimmung sondern auch in der Bewertung der einzelnen wertbestimmenden Teilstücke, wie Schinken, Lachs, Bauch oder Schulter.

Aufgrund der für viele Mäster schwierigen Frage nach dem geeigneten Vermarktungspartner für die Schlachtschweine gewinnen Vergleiche der Vermarktungswege für die Landwirte an Bedeutung. Umfangreiche Vermarktungswegevergleiche sollen die Erzeuger von Schlachtschweinen stärken.

Solche Vergleiche werden z. B. vom Deutschen Bauernverband (DBV) oder der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) durchgeführt. Für sachgerechte Entscheidungen im Bereich der Schweinemast sind ebenfalls detaillierte Aufzeichnungen über den Mastverlauf erforderlich, um einen Überblick über tägliche Zunahmen, Umtriebe/Jahr, Futterverwertung, Mastverluste, Klassifizierungsergebnisse, Futterkosten, Tierarztkosten usw. zu gewinnen. Mittlerweile fordern Qualitätssicherungssysteme eine ständige Dokumentation der Produktionsabläufe. Auch hier helfen Managementprogramme, die notwendigen Daten zu erfassen.

Die folgende Liste bietet einige EDV-Programme, die helfen können, bei der Vielzahl der Schlachtdaten den Überblick zu behalten:

IQ-Agrarhttp://www.schlachtdaten-online.de

MAIShttps://www.mais.de/mais.htm

QUALIPROOFhttp://qualitype.de/qualiproof/

FARMERS FRIENDhttp://www.farmersfriend.de/

Im Endeffekt muss der Landwirt seine Schweine an den Schlachthof vermarkten, der am besten auf die Beschaffenheit seiner Schweine eingestellt ist bzw. er muss die Mast z. B. bezüglich der Ferkelherkünfte, der Futterkurve, der Futterart, der Verwiegung der Einzeltiere vor dem Verkauf (Sortierung) usw. so anpassen, dass die von ihm erzeugten Schweine möglichst auf die Anforderungen der Schlachtmaske angepasst sind.

Der ausgehandelte Basispreis oder Preisfaktor ist nur einer von vielen erlösbestimmenden Faktoren, die im Hinblick auf den Vermarktungserfolg eine Rolle spielen (Abb. 8). Im Vorfeld muss der Landwirt wissen, welches Klassifizierungsverfahren angewendet wird und auf welche Abrechnungsmaske er sich einlässt. Mitunter bestehen innerhalb eines Schlachthofes verschiedene Abrechnungssystematiken nebeneinander, die man ebenso wie den Preis im Vorfeld mit seinem Vermarktungsunternehmen aushandeln muss. Maskenunterschiede machen schnell 3 bis 5 Cent Erlösdifferenz je Kilogramm Schlachtgewicht aus.

Die Ausschlachtung, d. h. die Schlachtausbeute der einzelnen abgelieferten Schlachtschweine der Vermarktungspartie ist für den Vermarktungserlös von erheblicher Bedeutung. Ausreichend genüchterte Schlachtschweine (12 bis 18 Stunden) sollten insgesamt mindestens 79 % Ausschlachtung erreichen. In Abhängigkeit von Schweinetyp und Schlachtgewicht sowie vom Geschlecht können allerdings auch Ausschlachtungsergebnisse von über 80 % erreicht werden. Grundsätzlich sollten alle Verkaufspartien vor der Vermarkung lebend verwogen und mit dem betriebsindividuellen Einsende-Kennzeichen markiert werden (Schlagstempel).

Abb. 8 Einflussfaktoren für den Vermarktungserlös von Schlachtschweinen. © Hoy, Steffen

Der Einsatz von Kontrollwiegungen zur Ermittlung der Mastreife von Schlachtschweinen führt in vielen Fällen zu einer höheren Sortiergenauigkeit. Vielfach ist es sinnvoll, Einzeltierwaagen zu nutzen oder – falls die Stallanlagen dies ermöglichen – Sortierschleusen anzuwenden. Besondere Beachtung sollte den Vorkosten geschenkt werden. Hohe Auszahlungspreise treten in der Praxis häufig in Kombination mit hohen Vorkosten auf, sodass unter dem Strich kein höherer Erlös zu erzielen ist. Aufgrund steigender Energiekosten sowie zunehmender Tierschutzauflagen beim Tiertransport haben sich die Transportkosten erheblich erhöht. Aktuell schwanken die Vorkosten zwischen knapp 4 und 8 Euro je Schlachtschwein. In Relation zum ausgehandelten Preis müssen evtl. Boni bzw. Abschläge, die im Rahmen des Qualitätsprogramms neben der Maske zum Zuge kommen, berücksichtigt werden. Darüber hinaus ist insbesondere im genossenschaftlichen Bereich häufig eine Jahresrückvergütung zu berücksichtigen, die aber vielfach in Kombination mit Kapitaleinlagen gewährt wird.

Jeder Landwirt muss anstreben, mit seinen Abnehmern bzw. Marktpartnern d. h. Viehhändler, Landhandel oder Genossenschaften, möglichst kurze Zahlungsziele auszuhandeln.

Als positives Vorbild gelten Schlachtunternehmen aus den Niederlanden und Dänemark. Hier bewegen sich die Zahlungsziele deutlich unter den deutschen Durchschnittswerten. Die dänischen Genossenschaften zahlen allerdings nur Abschlagsbeträge. Ein immer größerer Anteil des Warenwertes wird in Form einer Jahresabschlusszahlung nachträglich 12 bis 14 Monate nach der Schlachtviehanlieferung erstattet. Sollten Zweifel über die Zahlungsfähigkeit des Handelspartners bestehen, sollte Einsicht in die Bilanzen des Handelspartners genommen werden. Ob ausreichend Kapital vorhanden ist und ob dieses auch auf der richtigen Seite der Bilanz steht, lässt sich einfach überprüfen. Jahresabschlüsse erhält man entweder direkt von seinem Handelspartner oder über das Internet, indem man den elektronischen Bundesanzeiger (www.bundesanzeiger.de) liest. Selbstverständlich kann man auch das für den Handelspartner zuständige Amtsgericht, bei dem die Jahresabschlüsse ohnehin hinterlegt werden, aufgrund der Handelsbeziehungen um die Zusendung der Bilanz bitten. Dies ist in der Wirtschaft, selbst bei langjährigen Geschäftsbeziehungen, durchaus üblich. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Warenkreditversicherung des Handelspartners zu prüfen. Es gehört zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht, darauf zu achten, dass der Handelspartner seinen abnehmenden Schlachthof auch warenkreditversichert hat.

Leider kann heute bei weitem nicht mehr jedes Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen gegen Zahlungsausfälle versichert werden. Beim Lebendexport z. B. nach Italien oder Polen und andere osteuropäische Länder sollte nur gegen Vorkasse gehandelt werden. Ein vertrauenswürdiger Vermarktungspartner (Erzeugergemeinschaft, Viehhandelsunternehmen, Viehverwertungsgenossenschaft) wird jedem Landwirt einen Einblick in die Police und die Versicherungslimits gewähren.

Daraus kann man konsequent die Schlussfolgerung ziehen, Waren nicht an Handelsunternehmen zu verkaufen, die keine Warenkreditversicherung haben. Selbst wenn auf den Lieferscheinen ein verlängerter Eigentumsvorbehalt bis zur vollständigen Bezahlung der Ware vereinbart ist, greift dieser in der Praxis aufgrund unterschiedlicher juristischer Probleme bei Insolvenzen nicht. Darüber hinaus tritt das Problem des Nachweises der Warenströme hinzu, da in der Fleischwirtschaft die Vermengung und Vermischung von Schweinehälften und Schlachtkörpern üblich ist. Riskante Vermarktungswege sollten vor dem Hintergrund der deutlichen Verlängerung der Zahlungsziele konsequent vermieden werden. Bezahlung per aktiver Überweisung ist von der Zahlungssicherheit positiver zu bewerten als die traditionelle Bezahlung mit Verrechnungschecks, da diese nicht zwingend gedeckt sein müssen. Eine an den Landwirt getätigte Überweisung durch ein Handelsunternehmen kann in der Regel nicht mehr rückbelastet werden.

Letzten Endes sollte jeder Landwirt wachsam sein und Signale bezüglich drohender Liquiditätsengpässe, die beispielsweise aus dem Bankenbereich kommen, frühzeitig aufnehmen und danach handeln.

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2Genetische und nichtgenetische Einflussfaktoren für den Masterfolg

M. WÄHNER

 

Die Mast von Schweinen erfolgt in Deutschland im Gewichtsabschnitt von 25 kg bis 120 kg Lebendmasse, d. h. im Alter von über 10 Wochen bis zur Schlachtung mit ca. 27 Wochen. Dabei handelt es sich zu über 95 % um Hybridtiere, die aus der Anpaarung von Ebern fleischbetonter Rassen bzw. Herkünfte an F1-Sauen aus zwei fruchtbarkeitsbetonten Rassen bzw. an Hybridsauen von Mutterlinien stammen.

Der Masterfolg drückt sich für den Schweinemäster im ökonomischen Ergebnis aus, das sich aus der Differenz von Verkaufserlös je Mastschwein und der Summe aller finanziellen Aufwendungen im Verlauf der Mast ergibt. Dieses ökonomische Ergebnis, d. h. der Masterfolg, wird von der Höhe der biologischen Leistungen, wie Wachstum, Futterverwertung bzw. Futteraufwand und Tiergesundheit, maßgeblich bestimmt. Überdurchschnittliche Leistungskennwerte sind heute notwendige, aber allein noch nicht ausreichende Voraussetzungen für den Masterfolg.

Mastschweine im Abschnitt von 25 bis etwa 120 kg Lebendmasse sollten 800 bis über 900 g je Tag zunehmen. Der Futteraufwand sollte deutlich unter 3,0 kg je kg Lebendmasse Zunahme liegen und die Tierverluste 2,5 % nicht übersteigen.

Um diese für den Masterfolg relevanten Orientierungswerte zu erreichen, sollten Absetzferkel für die Mast fünf Anforderungen erfüllen:

störungsfreie Jugendentwicklung,

hohe genetische Prädisposition für hohe Vitalität, Zuwachsintensität, Umweltstabilität, geringen Futteraufwand je kg Zunahme, hohen Fleischanteil und eine gute Fleischbeschaffenheit,

ausgeglichene Lebendmassen in den Gruppen bei gleichem Alter, geringe Variabilität im Entwicklungsrhythmus und der Schlachtkörperqualität,

stabile Gesundheit, d. h. frei von äußerlich erkennbaren klinischen Erscheinungen, tierärztliches Zeugnis für Seuchenfreiheit des Herkunftbestandes und Einhaltung der geltenden Impfbestimmungen,

genetisch einheitliche Tiere entsprechend dem Zuchtprogramm von anerkannten Zuchtorganisationen.

Der für den Masterfolg relevante biologische Leistungskomplex ist somit die Fleischleistung, das Fleischbildungsvermögen. Es beinhaltet die Teilleistungskomplexe Mastleistung und Schlachtleistung. Die Mastleistung als Ausdruck des Wachstumsvermögens enthält wiederum die Teilleistungen Lebendmassezunahme je Masttag in Gramm (Masttagszunahme), den Futteraufwand in kg je kg Lebendmassezunahme und die Nettozunahme. Letztere wird in Gramm angegeben und errechnet sich aus der Division der Schlachtmasse durch die Anzahl an Lebenstagen, multipliziert mit 1000.

Die Schlachtleistung beschreibt den Schlachtkörper und beinhaltet die Teilleistungen Schlachtkörpergewicht, Magerfleischanteil, Fett- und Fleischanteile sowie die Fleischqualität. Sie ist Teil des Schlachttierwertes (Abb. 9), der sich allein auf objektiv erfassbare Maßzahlen stützt und nicht auf geldliche Bewertungen.

Grundlage der Abrechnung für den Landwirt ist der Schlachtkörper, der ganze oder in Längsrichtung gespaltene Körper des Tieres nach der Schlachtung. Der relative Gewichtsanteil des Schlachtkörpers vom Lebendgewicht wird als Schlachtausbeute verstanden und drückt sich im Ausschlachtungsgrad aus. Bei Mastschweinen beträgt dieser knapp 78 bis 80 %. Der Schlachttierwert wird von der Rasse, dem Geschlecht, dem Alter, dem Gewicht, der Nüchterungsdauer und der Handelsklasse, d. h. in der Summe von genetischen und nichtgenetischen Faktoren beeinflusst.

2.1Rasse bzw. Herkunft

Einen wesentlichen Einfluss auf den Masterfolg haben die Rasse bzw. die Herkunft der Tiere, d. h. die genetische Veranlagung für Verlauf und Umfang des Wachstums und der Körperzusammensetzung. Die Wachstumsintensität und die Wachstumskapazität sind dabei entscheidend. In den Ländern mit intensiver Schweineproduktion werden zum überwiegenden Teil aus Kreuzungen von genetisch unterschiedlichen und leistungsdifferenzierten Populationen hervorgegangene Hybridschweine gemästet.

Abb. 9 Schlachttierwert in seinen Komponenten (nach AUGUSTINI u. a. 1988). © Hoy, Steffen

Zur Erzeugung von Mutterlinien werden großrahmige, fruchtbare Rassen verwendet. Für die Erzeugung der Schlachtschweine werden an die F1-Sauen Eber aus Vaterrassen oder Vaterlinien mit Veranlagung zu hohen Schlachtleistungen, d. h. mit einem hohen Magerfleischanteil bzw. niedrigem Fettanteil im Schlachtkörper, angepaart. Besonderer Wert wird dabei auf die Ausprägung der wertvollen Fleischteilstücke, wie Schinken, Bug (Schulter) Kotelett und Kamm, gelegt.