Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse - Celia Farber - E-Book

Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse E-Book

Celia Farber

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Beschreibung

Wie eine Pandemie als »Generalprobe« die nächste vorbereitete
Ein mutiges Buch über die dunkle und manipulative Macht von Politik, Wissenschaft und Mainstream-Medien.

Was, wenn die offizielle Geschichte über Aids nicht der Wahrheit entspricht? Was, wenn sich die gleichen Muster von Angst, politischer Zensur, medialer Manipulation und medizinischer Korruption in der Covid-19-Pandemie wiederholt haben? Celia Farber nimmt in Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse ihre Leser mit auf eine investigative Reise, die erschreckende Parallelen zwischen der Aids-Krise und der jüngsten globalen Gesundheitskrise aufdeckt.

Von Aids zu Covid-19 – aus den Lehrbüchern der Propaganda und Manipulation

Als in den 1980er-Jahren die Aids-Epidemie ausgerufen wurde, folgten Panik, strenge medizinische Maßnahmen und eine einseitige Berichterstattung, die nicht hinterfragt werden durfte. Kritische Stimmen wie der Virologe Professor Peter Duesberg oder der Nobelpreisträger Kary Mullis wurden diskreditiert, während fragwürdige Medikamente wie AZT als alternativlose Rettung präsentiert wurden – trotz ihrer tödlichen Nebenwirkungen. Für die Pharmaindustrie waren sie ein Milliardengeschäft.

Die fatale Rolle des Dr. Anthony Fauci

Dr. Fauci, eine zentrale Figur in der Covid-19-Pandemie, spielte bereits bei der Aids-Krise eine Schlüsselrolle. Celia Farber beschreibt, wie er als Leiter des NIAID, einer US-amerikanischen Regierungsorganisation, wissenschaftliche Forschungsgelder lenkte und Kritiker seiner Theorie zum Schweigen brachte.

Die korrupten Verflechtungen von Politik, Wissenschaft, Medien und Pharmaindustrie

Fast 40 Jahre später zeigten sich bei Covid-19 dieselben Muster. Celia Farber belegt eindrücklich, wie die Mechanismen, die bei Aids Anwendung fanden, perfektioniert auch während der Covid-19-Pandemie zum Einsatz kamen – mit den gleichen politischen und wirtschaftlichen Interessen im Hintergrund.

Fundierte Recherchen und Insiderberichte

Dieses Buch ist eine tiefgehende journalistische Analyse der Frage, was uns während Aids und Covid-19 blühte: Behauptungen bar jeglicher Fakten, Panikmache, Cancel Culture und der Einzug von »Wokeness« in Wissenschaft, Medizin und Journalismus.

Eine vergessene Lektion der Vergangenheit – und ihre Konsequenzen für die Zukunft

Mit einem Vorwort von Mark Crispin Miller

»Celia Farbers Arbeit zu der in Vergessenheit geratenen Geschichte von Aids hat mir wirklich die Augen geöffnet. [...] [Ihre] Recherchen verleihen der von ihr im Grunde vorhergesagten Covid-19-Katastrophe den passenden Kontext. Das Medizinkartell hat in einem brutalen Kreuzzug versucht, sie mundtot zu machen und zu diskreditieren, dennoch ist sie nie Kompromisse eingegangen.« Robert F. Kennedy Jr.

»Celia Farbers Arbeit ist Journalismus vom Feinsten – solide, klar und zutiefst menschlich. Sie prangert Missstände an, die nur wenige zu thematisieren wagen, und trägt so dazu bei, diese zu korrigieren. Dabei agiert sie mit außerordentlicher literarischer Anmut (und lässt immer wieder einen Hauch Galgenhumor aufblitzen). In einer gerechten Welt wäre sie für ihre Arbeit mit Auszeichnungen überhäuft und als Koryphäe des Journalismus gerühmt worden. Doch zu mächtig sind die Personen, deren Fehlverhalten sie aufdeckte, und zu korrupt ist der Journalismus in dieser Welt, also wurde Farber nicht bejubelt, sondern niedergemacht, während Fauci zum Multimillionär aufstieg, den man trotz all seiner üblen Taten gemeinhin als Heiligen preist.« Mark Crispin Miller, Bestsellerautor und Professor für Medienwissenschaft an der New York University

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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1. Auflage März 2025

Copyright © 2023 by Celia Farber Kopp Verlag e. K. edition published by arrangement with Chelsea Green Publishing Co, White River Junction, VT, USA, www.chealseagreen.com

Titel der amerikanischen Originalausgabe:Serious Adverse Events – An Uncensored History of Aids

Copyright © 2025 für die deutschsprachige Ausgabe bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg

Alle Rechte vorbehalten

Übersetzung aus dem Amerikanischen: Matthias Schulz Satz und Layout: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh Covergestaltung: Martina Kimmerle

ISBN E-Book 978-3-98992-093-4 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-10 Fax: (07472) 98 06-11

Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Widmung

Ich widme dieses Buch meinem Sohn Jeremy Bannister, der während einer dunklen Zeit der einzige Lichtblick in meinem Leben war. Ich habe ihm versprochen, dass sich die Dinge eines Tages bessern würden und dass der Krieg vorüber sein würde. Ich hoffe, dass er dies eines Tages liest und es dazu beiträgt, dass er mir dafür vergibt, ihm keine Stabilität geboten zu haben. Ich möchte, dass er stolz ist – auf mich, aber auch auf sich, dass er all die Jahre auf diesem kleinen Schiffchen überlebt hat, das der Sturm hin- und hergeschleudert hat. Wir haben es geschafft.

Vorwort von Mark Crispin Miller

Als Celia Farber die Artikel schrieb, aus denen sich diese »unzensierte Geschichte von Aids« zusammensetzt, wusste sie nicht und hätte sich auch nicht im Geringsten vorstellen können, dass sie im Grunde eine Vorgeschichte schrieb und die katastrophale Fortsetzung erst noch kommen sollte. Natürlich gibt es bereits zahlreiche Bücher über die Covid-19-Krise, und gewiss werden viele weitere folgen, aber jede ernst zu nehmende Literaturliste über »das Coronavirus« mit seinen unzähligen verheerenden Konsequenzen muss dieses beispiellose Buch über HIV/Aids enthalten – über die Generalprobe für die fiktive »Pandemie«, die im Januar 2020 Premiere feierte und bis zum heutigen Tag vor sich hin köchelt (Ende nicht in Sicht).

Für uns Zuschauer war das Ganze ein großer Schock, denn wie so viele glaubten auch wir der Propaganda, wonach SARS-CoV-2 auf eine gespenstische Weise von Fledermäusen auf den Menschen übergesprungen war. Tatsächlich jedoch war »Covid-19« ein Film, der bereits in den Kinos lief. Das sollte den Menschen, die bei der Erstaufführung in den 1980er-Jahren nicht dabei waren, spätestens nach der Lektüre dieses Buchs klar geworden sein. Vielleicht haben sie den Film damals auch gesehen, aber die Fehler nicht bemerkt (weil die Medien nicht darüber berichteten, oder weil sie nicht mit jemandem gesprochen haben, der sie hätte darauf hinweisen können).

Farber war damals eine furchtlose Jungreporterin für Spin und neben einigen Verbündeten aus der Schwulenpresse die Einzige, die sich in die wissenschaftlichen Fakten (oder »Fakten«) rund um Aids einarbeitete und mit Menschen aus den beiden Lagern sprach, die einen erbitterten Kampf um die weitere Ausrichtung ausfochten. Die Mehrheit der Journalisten (oder »Journalisten«) hockte ehrfürchtig zu Füßen von Dr. Fauci und plapperte seine terroristische Haltung zu HIV nach (eine Haltung, die seiner Behörde NIAID, dem National Institute of Allergy and Infectious Diseases, enorme Reichtümer bescherte und die ihn zum »Gott des öffentlichen Gesundheitswesens« aufsteigen ließ). Farber hingegen fiel auf, dass zumindest in den Vereinigten Staaten die komplette HIV-/Aids-These darauf fußte, dass Dr. Robert Gallo hochtrabend erklärt hatte, es sei halt so. Gut informiert nach zahlreichen Gesprächen mit (echten) Wissenschaftlern wie Dr. Peter Duesberg, erkannte (und schrieb) Farber, dass es allem Anschein nach keine Beweise gab, wonach HIV Aids verursacht, und dass ganz im Gegenteil viele Fakten dafür sprachen, dass HIV kein Aids verursacht – alles Tatsachen, die vehement unterdrückt wurden. Wer versuchte, diese weiterzuverfolgen, allen voran Dr. Duesberg, der sah sich heftigsten Attacken ausgesetzt und wurde, wie es heutzutage heißt, »geschasst«.

Farber erwies sich als aufgeweckte und mutige Augenzeugin der Machtspiele hinter der ersten künstlich herbeigeredeten »Betrugs-Pandemie«, die in vielerlei Hinsicht diejenige vorwegnahm, die nun die Welt weitgehend zerstört hat. Diese erschreckende Vorstellung von der unumgänglichen Tödlichkeit von HIV, trotz der Beweise, die sie widerlegen, war ein furchtbarer Vorbote der Übertreibung der Bedrohung durch SARS-CoV-2, obwohl nachgewiesen wurde, dass es nicht gefährlicher ist als die Influenza und einzig für alte und sehr kranke Menschen eine tödliche Bedrohung darstellt. Es war gefährlich, auf diesen Fakt zu verweisen (obwohl verwirrenderweise Dr. Fauci höchstpersönlich anfänglich erklärte, SARS-CoV-2 sei nicht gefährlicher als die Grippe).

Besonders angsteinflößend wurde HIV dadurch, dass das Virus so teuflisch unsichtbar war, denn es »verbreitete« sich asymptomatisch. Es brauchte schon einen PCR-Test, der »positiv« ausfiel, um zu wissen, dass man »es hat«, was gleichbedeutend damit war, dass man dem Untergang geweiht war. Ein aufgebrachter Kary Mullis, der Vater der PCR-Technologie (eine Erfindung, die ihm den Nobelpreis einbrachte), teilte Farber mit, diese Tests sollten nicht für diagnostische Zwecke eingesetzt werden, dennoch nutzte Fauci sie zu ebendiesem Zweck. Faucis Gründe waren strategischer Art, er wollte die Zahl der Todgeweihten in die Höhe treiben. Auf diese Weise nahmen Faucis HIV-/Aids-Märchen die Mythologie von Covid-19 vorweg, denn auch hier war die rasche »Ausbreitung« nur durch PCR-Technologie nachweisbar. Der Test selbst erschuf aus dem Nichts heraus Millionen »Fälle« von Covid-19-Kranken.

Bestätigt wurde die furchteinflößende »Ausbreitung« von HIV (scheinbar) auch durch eine gewisse diagnostische Promiskuität, denn unter all den Millionen, die rund um den Globus »mit HIV/Aids lebten«, waren auch viele, die es mutmaßlich »hatten« oder zumindest so aussahen, als würden sie »es haben«. Zu den erschütternden Statistiken, die UNAIDS 1987 veröffentlichte, stellte Farber fest, sie würden »die Schätzungen der Organisation über die Zahl der mutmaßlich mit HIV infizierten Menschen wiedergeben« – ein eindeutiger Vorläufer der Millionen, die (vermeintlich) an »mutmaßlichem Covid-19« erkrankten. Dass die Opferzahlen von HIV stetig weiter anstiegen beziehungsweise HIV sich immer weiter »ausbreitete«, hing auch damit zusammen, dass regelmäßig Menschen, die an einer anderen Krankheit starben, als »Aids-Tote« verbucht wurden. Das stellte Farber in Afrika fest, wo sie nach Beweisen dafür suchte, dass Aids den Kontinent auslöschte, wie es immer wieder in Berichten hieß, die der Aids-Industriekomplex mit neokolonialem Eifer streute. In einem Dorf in Uganda, voll mit Aids-Bekämpfern, die finanziell sehr gut ausgerüstet aus dem Westen gekommen waren, fand Farber heraus, dass die Menschen dort mittlerweile jeden Todesfall als »Aids-Tod« bezeichneten, egal, ob die Person an Malaria gestorben war oder an etwas anderem. (»Aids ist hier eine Formel für alles«, erklärte ein erschöpfter Dorfbewohner.) Dieses afrikanische Phänomen war ein Vorbote der weltweiten Seuche der Fehldiagnosen, bei denen Menschen, die an Grippe, Lungenentzündung, Herzinfarkt oder sogar bei Motorradunfällen ums Leben kamen, als »Coronatote« verzeichnet wurden, ebenso viele weitere, die »positiv getestet« worden waren, aber ganz offensichtlich anderen Begleiterkrankungen erlegen waren.

So viel zum terroristischen Taschenspielertrick (einige sprechen gar von Magie) hinter den beiden »Betrugs-Pandemien«.

Und was ist mit all den gesellschaftlichen, kulturellen und medizinischen Folgen dieser Furcht? Damals stachelte Fauci die Angst weiter an, indem er »die heterosexuelle Übertragung« von Aids erfand – ein Mythos, für den es nicht den allerkleinsten Beweis gibt. Dennoch griffen die unermüdlichen Angst-Pornografen der »freien Presse« Faucis Aussagen sofort auf und verbreiteten sie hysterisch als »wissenschaftliche« Fakten. Sexuelle Vereinigungen schienen nun in etwa so gefährlich wie Russisch Roulette, und die Menschen schreckten vor leidenschaftlichen Begegnungen zurück. Potenziellen Partnern stand man zunächst einmal mit Argwohn gegenüber, und solange man sich nicht auf »Safer Sex« in Latex-Rüstung verständigte, stand Intimität nicht auf der Tagesordnung. Diese neue Angst im Zwischenmenschlichen nahm den universellen Wahn vorweg, der mit Maskenzwang und »Social Distancing« über die Menschen hereinbrach. Millionen Menschen wandten sich nun nicht mehr bloß von Gelegenheitssex ab, sondern ganz von ihren Mitmenschen – und das alles aufgrund der verrückten Prämisse, dass schon die Anwesenheit anderer gefährlich sei.

Faucis Teufeleien hatten und haben eine Konsequenz zur Folge, die weitaus schwerwiegender ist als das misanthropische Credo des »Sicherbleibens« und die bis heute nachklingt. Farber versuchte der Welt damals zu verdeutlichen, dass die Propagandabemühungen rund um HIV und Aids keineswegs darauf abzielten, das Leben von homosexuellen Menschen – oder überhaupt von Menschen – zu retten, ganz im Gegenteil. Sinn und Zweck all der HIV-Panik, die man geweckt hatte und nun am Leben zu erhalten versuchte, war es, die Menschen so verzweifelt zu machen, dass sie zu AZT (Zidovudin, auch Azidothymidin) griffen – einem »Heilmittel«, das deutlich tödlicher als das Virus war und das langsam mehr als 300 000 homosexuelle Männer dahinsiechen ließ, darunter Rudolf Nurejew, Keith Haring, Freddie Mercury und andere, deren qualvoller Tod fälschlicherweise mit Aids in Verbindung gebracht wurde. Hätte Farbers Berichterstattung das Gehör gefunden, das sie verdient gehabt hätte, und wären auch andere Vertreter der Presse diesem Verbrechen gegen die Menschheit auf den Grund gegangen, hätte das zum Sturz von Fauci und seinem Pharmakoloss geführt. Fauci hätte später nicht zur Ermordung von Millionen Menschen beitragen können mit seinen »Impfstoffen«, die viel tödlicher sind, als es jemals ein Virus gewesen sein könnte, und die, noch lange nachdem Fauci und seine Spießgesellen ihren verdienten Lohn erhalten haben, in noch nie dagewesener Zahl Menschen töten oder verstümmeln werden.

Warum wurde Farbers Berichterstattung ignoriert, warum wurde sie für das, was sie geschrieben hatte, angeprangert? Eine außergewöhnliche Journalistin wurde abgestraft, und ihre Arbeit, die Leben hätte retten können, wurde lange unter Verschluss gehalten. Der Grund ist ein weiterer Aspekt des HIV-/Aids-Kults, der im Covid-19-Kult seine Fortsetzung gefunden hat und für dieses Zeitalter insgesamt steht. Der düstere Fauci wird prominent und genießt einen Ruf als großer Menschenretter; der brillante Peter Duesberg wird ins Abseits gedrängt (»Befürworter von Aids-Leugnung, der längst widerlegten Behauptung, nicht HIV verursache Aids«, zürnt Wikipedia); die traumatischen Prügel, die Celia Farber einstecken musste; und wenn wir wieder ins Heute und zu Covid-19 springen, die beispiellosen Rufmordkampagnen gegen Peter McCullough, Pierre Kory, Robert Malone, Tess Lawrie, Zev Zelenko, Robert F. Kennedy Jr., Harvey Risch, Meryl Nass, Scott Atlas, Mike Yeadon, John Ioannidis, Knut Wittkowski, Paul Alexander, Dolores Cahill, Judy Mikovits, Sucharit Bhakdi und Ryan Cole sowie zahllose weitere Ärzte, Wissenschaftler und Aktivisten, welche die Wahrheit über »das Virus« oder die Impfkampagne verbreiten. All diese Fälle massiver Ungerechtigkeit und das seltsame Fortbestehen des Covid-19-Kults hängen zusammen mit der »Woke«-Übernahme von Wissenschaft, Medizin und Journalismus – eine Eroberung, die mit HIV/Aids begann, wie Farber aufzeigt.

Celia Farbers Arbeit ist Journalismus vom Feinsten – solide, klar und zutiefst menschlich. Sie greift Missstände an, an die sich nur wenige herantrauen, und sie trägt auf diese Weise dazu bei, diese zu korrigieren. Dabei agiert sie mit außerordentlicher literarischer Anmut (und lässt immer wieder einen Hauch Galgenhumor aufblitzen). In einer gerechten Welt wäre sie für ihre Arbeit mit Auszeichnungen überhäuft und als Koryphäe des Journalismus gerühmt worden. Doch zu mächtig sind die Personen, deren Fehlverhalten sie aufdeckte, und zu korrupt ist der Journalismus in dieser Welt, also wurde Farber nicht bejubelt, sondern niedergemacht, während Fauci zum Multimillionär aufstieg, den man trotz all seiner üblen Taten gemeinhin als Heiligen preist. Jetzt, wo Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse neu aufgelegt wird, wäre es da nicht endlich an der Zeit, diese beiden Ungerechtigkeiten zu korrigieren?

– Mark Crispin Miller, New York City, Dezember 2022

Anmerkung der Autorin

Bei jeder x-beliebigen Story setzt sich irgendwann ein Narrativ durch, und Journalisten scharen sich wie eine Herde um dieses dominante Narrativ. Spielt bei der Story – so wie bei Aids – die Regierung eine Rolle, wird diese Geschichte streng kontrolliert und zensiert. Das ist nun mal so. Wer als Journalist nicht der Herde folgt, dem wird rasch der Zugang zu dem verwehrt, was als »Quelle« bezeichnet wird. Aus diesem Grund trägt dieses Buch im Untertitel den Zusatz »Eine unzensierte Geschichte von Aids«, weil nahezu alles in diesem Buch auf Quellen beruht, die zensiert wurden – dies vor allem aus Furcht der Beteiligten, sich öffentlich zu äußern. Quellen aus staatlichen Kreisen spielen hier praktisch keine Rolle.

Ein Großteil der Artikel in diesem Buch wurde bereits an anderer Stelle veröffentlicht, und der Ton der jeweiligen Zeit blieb erhalten. Wo es möglich war, wurden Aktualisierungen vorgenommen und neue Informationen berücksichtigt, aber viele der Artikel stehen hier in ihrer ursprünglichen Form.

Für Fakten, die nicht in den Rahmen dieses Buches fallen, ist ein grober Leitfaden zur anerkannten Geschichte der weltweiten Aids-Ereignisse, einschließlich epidemiologischer Schätzungen der Aids-Epidemie im Anhang 1 zu finden. Der Zeitstrahl wurde für den Weltbank-Bericht »Committing to Results: Improving the Effectiveness of HIV/AIDS Assistance« erstellt. Anhang 2 ist eine umstrittenere Darstellung der Art und Weise, wie HIV-Antikörper begannen, als Maßstab für eine HIV-Infektion herzuhalten. Dieser Zeitstrahl wurde von Rodney Richards erstellt, einem ehemaligen Mitarbeiter von Amgen, dem inzwischen weltgrößten Biotechkonzern. Er arbeitete mit Abbott Laboratories an der Entwicklung des HIV-Tests Elisa.

Kapitel 2, »›Nie zuvor in der Geschichte der Krankheiten«, wurde erstmals in Spin abgedruckt (August 1988).

Auch die Recherchen und Zitate in Kapitel 3, »Ein multifaktorielles Syndrom?«, erschienen erstmals in Spin. Für die Ausgabe vom April 1988 befasste ich mich erstmals mit dem Thema Co-Faktoren. Michael Gallen interviewte ich für die Ausgaben vom Juni 1988, April 1991 und April 1994. Über die Fragen zu Mykoplasma berichtete ich in der Ausgabe vom September 1990.

Weite Teile von Kapitel 4, »Unterlassungssünden«, wurden 1989 recherchiert, geschrieben und in Spin veröffentlicht. 1989 erreichte die Pro-AZT-Hysterie ihren Höhepunkt, und das Mittel wurde als »einziges Medikament« bejubelt, das »Menschenleben retten kann«. Spin schaltete damals eine ganzseitige Anzeige in der New York Times mit dem Inhalt: »Bevor Sie noch einmal AZT nehmen, lesen Sie besser die November-Ausgabe von Spin.« Meine Berichterstattung über die Studie ACTG 076 erschien ursprünglich in Mothering (September/Oktober 1998).

Kapitel 5, »Grauzone«, basiert auf einer Reihe von Artikeln, die ich über HIV-negatives Aids geschrieben habe, darunter Features, die erstmals im Oktober 1992 und April 1996 in Spin abgedruckt wurden.

Mein Bericht über die Aids-Epidemie erscheint hier in aktualisierter Form und wird von einem langen Artikel, »Jenseits von Afrika«, begleitet, den Spin erstmals im März und April 1993 veröffentlichte. Vieles von meiner Recherche zur prognostizierten Aids-Epidemie unter heterosexuellen Amerikanern floss in Kapitel 6 ein und in den Artikel »Fatal Distractions«, in der Spin-Ausgabe vom Juni 1992 erschien. Mein Porträt von Kary Mullis, »Das rebellische Genie«, basiert auf Gesprächen, die in den Spin-Ausgaben vom Juni 1992 und Juli 1994 erschienen. Die Arbeit zu Proteasehemmern erschien als kurzes Feature (»The End of the End?«) im April 1997 in Spin. Im März 2000 veröffentlichte ich »Science-Fiction« in Gear, für dieses Buch wurde der Artikel maßgeblich überarbeitet.

Über den Skandal am New Yorker Incarnation Children’s Center (ICC) berichtete ich erstmals für das Onlinemagazin Red Flag. Kapitel 11, »Eine Ära neuer Offenheit«, enthält auch die Recherchen und Veröffentlichungen zu Aids-Aktivistenorganisationen aus »Money Changes Everything«, erstmals im September 1992 im Spin-Magazin erschienen.

Kapitel 12, »Außer Kontrolle«, erschien erstmals (in leicht abgewandelter Form) in Harper’s Magazine (März 2006).

Einleitung: Die Wahrheitsbarriere

Einleitung

Die Wahrheitsbarriere

Man muss dazu sagen, dass die Todesdrohung, unter der alle Menschen stehen und die in mancherlei Verkleidungen immer wirksam ist, auch wenn sie nicht kontinuierlich ins Auge gefasst wird, eine Ablenkung des Todes auf andere zum Bedürfnis macht. Die Bildung von Hetzmassen kommt diesem Bedürfnis entgegen.

– Elias Canetti, Masse und Macht

Von Winston Churchill stammt das berühmte Zitat: »Die Reiche der Zukunft sind Reiche des Geistes.« Gesagt hat er das in einer Phase, als er leidenschaftlich dafür eintrat, dass die Alliierten eine Verkehrssprache namens Basic English einführen, die gerade einmal 850 Wörter umfasste. Auch George Orwell zeigte in seiner Zeit bei der BBC Interesse an dem vereinfachten Englisch, und Akademiker behaupten, die von ihm für seinen Roman 1984 entwickelte totalitäre Sprache »Neusprech« basiere auf dieser Idee.

Seit dem 23. April 1984 breitet sich rund um den Globus ein Reich des Geistes aus. Wir sprechen von einer einfachen, furchteinflößenden Vorstellung, und wann immer sie sich in einen Geist einnistet, wird er als Territorium in das Reich eingegliedert. Es handelte sich nicht wirklich um eine Idee, eher um eine Maxime. Diese immens mächtige Maxime besagt, dass es ein durch Geschlechtsverkehr übertragbares Virus gibt, das Millionen Männern und Frauen in Amerika unweigerlich den Tod bringt. Verkündet wurde es am 23. April 1984 im Rahmen einer sehr gut besuchten Pressekonferenz in Washington, auf der die damalige Gesundheitsministerin Margaret Heckler verkündete: »Die mutmaßliche Ursache für Aids ist entdeckt worden.« Sie stellte den Virologen Robert Gallo vom National Cancer Institute (NCI) vor, der dort das Labor für Tumorzellbiologie leitete. Gallo erklärte, er habe eine Sammlung retroviraler »Partikel« entdeckt, die die »mutmaßliche Ursache von Aids« darstellen. Es sei innerhalb von 2 Jahren mit einem »Aids-Impfstoff« zu rechnen, kündigte Heckler an und fügte hinzu, die Ankündigung markiere einen Wendepunkt in der »Ruhmesliste der amerikanischen Wissenschaft«.

Am nächsten Tag war von »mutmaßlich« keine Rede mehr, und das später in »HIV« (kurz für Humanes Immundefizienz-Virus) umgetaufte »neuartige Retrovirus« setzte sich im globalen Bewusstsein unauslöschlich als das »Aids-Virus« fest. (Der Begriff »mutmaßlich« fiel weg, nachdem Lawrence Altman in der New York Times das Retrovirus entschieden als »das Aids-Virus« bezeichnet hatte. Altman, Chef-Medizinreporter der Times, gehörte damals dem Epidemic Intelligence Service [EIS] an, einer als »CIA der Medizin« bezeichneten Unterabteilung der Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control [CDC]. Mitglied von EIS wurde er 1963, 6 Jahre, bevor er bei der Times begann. Der Epidemic Intelligence Service wurde 1951 gegründet und hatte vor allem die Aufgabe, sich in verschiedenen Bereichen, einschließlich der Medien, zu verbreiten, aktivistisch für die öffentliche Gesundheit zu agieren, die Agenda der CDC zu fördern und als ihre »Augen und Ohren« zu fungieren.)

Die inzwischen legendäre Pressekonferenz katapultierte die Welt in ein neues Zeitalter und markierte den Auftakt der offiziellen Aids-Geschichtsschreibung. Das amerikanische Gesundheitsministerium hielt die Veranstaltung sogar für dermaßen wichtig, dass sie diese auf eine Stufe mit der ersten Mondlandung der NASA setzte.

Aber andere sahen das anders. Ein Aids-Forscher erklärte mir: »Die Ursache von Aids wurde per staatlichem Dekret angeordnet.« Einigen Wissenschaftlern, die an jenem Tag im Publikum saßen, verschlugen Gallos Behauptungen schier die Sprache. Seine Virusprobe beispielsweise war identisch mit derjenigen, die im Jahr zuvor in Paris am Institut Pasteur im Labor von Dr. Luc Montagnier isoliert worden war und die man Gallo mit der Bitte um Beurteilung zugesandt hatte. Wissenschaftlern fiel das auf, aber niemand sagte dazu ein Wort. Dieser Punkt wurde gründlicher analysiert und überprüft als jeder andere in der Geschichte der Virologie. Mehrere Untersuchungsausschüsse haben sich damit genauso befasst wie die Medien – John Crewdson beispielsweise hat über Hunderte Seiten hinweg über die Vereinnahmung der Probe geschrieben. Die US-Regierung selbst legte 1994 einen langjährigen Rechtsstreit mit den Pasteur-Wissenschaftlern bei, indem sie einräumte, dass das Virus an dem französischen Institut entdeckt wurde und die USA den Forschern deshalb Millionen Dollar Lizenzgebühren für HIV-Tests schuldeten. Im Gegensatz zu Gallo und dem National Cancer Institute (NCI) hat Montagnier nie behauptet, dass das Virus Aids verursachen würde.

Über die legendäre Pressekonferenz wurde sehr viel berichtet. (Allein ich habe mehrfach die einfache, filmische Version inklusive »Blitzlichtgewitter« und Hysterie in den »globalen Medien« zu Papier gebracht.) Betrachtet man heute jedoch die Pressekonferenz durch all die Verwirrungen der Geschichte und all die Wettersysteme, die zu diesem perfekten Sturm führten, steht außer Frage, dass wir es nicht nur mit einem Augenblick der Schande für die Wissenschaft zu tun haben, sondern auch mit einem echten Theater des Absurden. Lassen wir förmliche Aspekte weg (»der ehrgeizige Wissenschaftler und seine eifersüchtigen Konkurrenten«, »die tapferen Aids-Aktivisten«, »Politiker, die die Augen verschließen«, »der CDC-Vertreter, die Stirn vor Sorge in Furchen gelegt, weil NIEMAND ZUHÖRT«) und betrachten nüchtern die Pressekonferenz von 1984 ohne sämtliches Drumherum, können wir endlich erkennen, was für eine merkwürdige und zusammenhangslose Verdrahtung unter der Oberfläche lag.

Von den homosexuellen männlichen Patienten, auf denen Gallos Erkenntnisse beruhten, wiesen weniger als die Hälfte, 36 Prozent, zum damaligen Zeitpunkt Hinweise auf das Retrovirus auf. Wir wissen auch, dass Retroviren bis zu diesem Zeitpunkt als nicht pathogen und als nicht zelltötend galten. Trotzdem waren sie von großem Interesse für eine Generation von »Retrovirologen«, die in den 1970er-Jahren nach der Entdeckung der »reversen Transkriptase« begonnen hatte, sich mit dem Thema zu befassen. Gallo sprach von »starken Beweisen für eine ursächliche Beteiligung des Virus an Aids«, aber es handelte sich nicht um einen bewiesenen wissenschaftlichen Fakt. Bestenfalls hatte Gallo die Anwesenheit des Retrovirus nachgewiesen, einen kausalen Zusammenhang jedoch hatte er nicht aufgezeigt. Später, im Frühjahr 1984, veröffentlichte Gallo in Science vier Arbeiten, die bis heute das Fundament der HIV-Theorie bilden. Aber auch dort erkennt man nicht die feinen Stränge, die erklären würden, woher er und seine Kollegen wussten, dass HIV Aids »auslöst«. Ab diesem Punkt wird die Geschichte wirklich seltsam, und um sie zu verstehen, muss man ganz weit zurückgehen, ins Jahr 1981 zu den allerersten Aids-Fällen.

1980 erholte sich die CDC-Behörde noch so gut es ging von dem Fiasko, das eigentlich ihr glänzender Triumph hätte werden sollen – das Impfprogramm gegen die Legionärskrankheit, das als Auftakt einer Epidemie der »Schweinegrippe« bezeichnet wurde. Bei einem Treffen der American Legion in Pittsburgh, einer Vereinigung amerikanischer Kriegsveteranen, erkrankte eine Handvoll Teilnehmer an Lungenentzündung. Die CDC drehten am ganz großen Rad und vertraten entschieden die Auffassung, eine im Boden gefundene Mikrobe sei der Grund für die Erkrankung. Die Medien (darunter auch Altman von der Times) sorgten mit ihren Berichten über den Ausbruch von »Schweinegrippe« für Massenpanik, woraufhin die Bundesbehörde CDC einen Forschungszweig ins Leben rief, der sich ausschließlich mit dieser Krankheit befasste und der sogar rasch einen Impfstoff entwickelte, der dann 50 Millionen Amerikanern verabreicht wurde. Leider führte das Vakzin jedoch in mindestens 600 Fällen zu Lähmungen und zu 74 Todesfällen. Der CDC-Boss versuchte zu verschleiern, wie viele Menschen infolge der Impfung gestorben waren, doch als eine Klageflut über die Seuchenschutzbehörde hereinbrach, musste er seinen Stuhl räumen. Die CDC blieben allerdings am Ball, was ihren Kampf gegen Infektionskrankheiten anbelangte, denn ihr Auftrag besteht darin, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, was im Idealfall durch Maßnahmen zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit geschieht. Die Schweinegrippe hinterließ bei der CDC Narben, doch dieser Fehlschlag führte keineswegs dazu, dass die Behörde ihren Kurs änderte. Vielmehr intensivierte er ihr Drängen nach dem, was man bei der CDC als »geeignete Epidemie« betrachtete.

Allgemein heißt es, Aids sei unter schwulen Männern »ausgebrochen«, tatsächlich jedoch wurde die Krankheit herausgepickt. 1980 machte es sich der Forscher Michael Gottlieb vom Medizinischen Zentrum der University of California zur Aufgabe, das Immunsystem zu untersuchen, deshalb begann er das Krankenhaus nach Patienten mit Immunschwächeerkrankungen zu durchforsten. Tatsächlich entdeckte er einen Fall – einen Mann Anfang 30 mit einer Hefepilzinfektion im Hals und einer Pneumocystis-carinii-Lungenentzündung (Anm. des Verlags – heute: Pneumocystis jirovecii). Gottlieb setzte eine neue Technologie ein, die T-Zellen zählte, eine Unterkategorie weißer Blutkörperchen im Immunsystem. Gottlieb fand heraus, dass das Blut seines Patienten nur sehr wenige T-Zellen aufwies. Er forschte weiter und fand schließlich vier ähnlich gelagerte Fälle. Aufgeregt rief Gottlieb beim New England Journal of Medicine (NEJM) an und sagte: »Ich habe da etwas, das ist noch größer als die Legionärskrankheit. Wie schnell nach dem Einreichen kann veröffentlicht werden?« Als man sich beim NEJM weigerte, diesem Tempo zu folgen, wandte sich Gottlieb an die CDC. Die Mitteilung landete zunächst auf dem Schreibtisch von James Curran vom CDC-Programm für Geschlechtskrankheiten. Currans Reaktion wurde berühmt – er schrieb »Heißer Scheiß! Heißer Scheiß!« auf die Meldung und beeilte sich, sie im wöchentlichen Newsletter der Behörde unterzubringen. Schon bald wurden der CDC weitere Fälle gemeldet, ergänzt um ein weiteres Symptom – das Kaposi-Sarkom, einen seltenen Blutgefäßtumor, der sich üblicherweise als purpurfarbene Läsion auf der Hautoberfläche zeigt, aber auch an den inneren Organen auftreten kann.

Die National Institutes of Health (NIH) unterdessen kämpften noch damit, dass sich Präsident Nixons »Krieg gegen den Krebs« als kompletter Fehlschlag erwiesen hatte. Bei diesem Feldzug hatte man vor allem auf bankrotte Theorien gesetzt, wonach Retroviren für die meisten Krebsarten verantwortlich seien. Das bedeutete, man beschäftigte eine Generation von Retrovirologen, die gut ausgebildet Gewehr bei Fuß standen und Ruhm und Ehre erlangen wollten, aber keinerlei Krankheit hatten, gegen die sie ins Feld ziehen konnten. In den Jahren bis zu den ersten Aids-Fällen saßen in den staatlichen Einrichtungen zahlreiche frustrierte Wissenschaftler, die bei allen möglichen Dingen nach viralen Ursachen suchten. Ganz vorne dabei bei diesen Forschern: Robert Gallo vom National Cancer Institute.

Es hatte schon fast etwas Skurriles, wie Gallo jahrelang versuchte, eine Krankheit aufzustöbern, die zu einem seiner Viren passte. Das Modell für HIV stand Jahre, bevor das Virus isoliert wurde, bereits fest, als habe man es sich herbeigewünscht oder erträumt. 1980 machte Gallo seinen ersten potenziellen Kandidaten aus. Er taufte ihn Humanes T-lymphotropes Virus (HTLV), das »erste bekannte humane Retrovirus« (später in HTLV-1 umbenannt). Wie Gallo feststellte, trat dieses Virus insbesondere bei Bewohnern der japanischen Insel Kyūshū auf sowie in Teilen der Karibik und Afrikas. Einige dieser Menschen litten an einer sogenannten adulten T-Zell-Leukämie, und das reichte Gallo bereits, mehr brauchte er gar nicht. Er presste seine Theorie sofort in die Lehrbücher, wo sie bis zum heutigen Tage steht, auch wenn es nicht den geringsten Beweis dafür gibt, dass HTLV diese Krankheit verursacht.

Dessen ungeachtet entstanden hier die Grundlagen des neuen retroviralen Glaubens und bereiteten den Weg für den großen Wurf  – HTLV, so hieß es, führe nach mehrjähriger Latenzzeit zum Ausbruch einer Krankheit. Die Dauer dieser Latenzzeit sollte mit der Zeit auf absurde 55 Jahre anwachsen, nachdem man feststellte, dass Mütter das Virus bei der Geburt auf ihre Kinder übertrugen.

1982 ergänzte Gallo seine HTLV-Familie um ein zweites Virus, das er auf den Namen »HTLV-2« taufte. Wiederum bemühte er sich, es einer obskuren Form von Leukämie zuzuordnen, aber dieses Mal gelang ihm das nicht. Als sich Gallo 1983 von Luc Montagnier das Lymphadenopathie-assoziierte Virus (LAV), also das spätere »Aids-Virus«, »aneignete«, taufte er es logischerweise auf den Namen »HTLV-3«. Vorher hatte er bereits versucht, HTLV-1 als Verursacher von Aids ins Rennen zu bringen, was nichts anderes bedeutet als: Das erste Virus, dem er eine Verbindung zu Aids nachsagte, war ein Leukämievirus. Leukämie ist eine Krankheit, bei der das Blut weiße Blutkörperchen im Übermaß enthält, während für Aids ein Mangel an weißen Blutkörperchen typisch ist.

Inzwischen sind Jahrzehnte vergangen, und die Realitäten hinter den lodernden Bränden des »Kriegs gegen Aids« wurden einer weiteren Überprüfung unterzogen und Daten neu bewertet. Das führte zu ernsten Fragen, inwieweit HIV imstande ist, Aids zu verursachen, und diese Fragen haben einen internationalen Wissenschaftskrieg ausgelöst. Die beteiligten Seiten führen diesen Krieg mit Daten, Autoritäten und Wahrnehmungen, geprägt ist er von Wut, Urteilen und extremen Emotionen. Bis heute gilt: Wer die Rolle von HIV bei Aids infrage stellt, bekommt es mit der Aids-Industrie zu tun, heute ein viele Milliarden schwerer Industriezweig, der weit über CDC und NIH hinausgewachsen ist. Wer Kritik äußert, wird vom Establishment als »HIV-Leugner« gebrandmarkt, ein überaus belasteter Begriff, der dazu dient, Kritiker zu verleumden. Wer HIV leugnet, so die wahrhaft schamlose Unterstellung, die da mitschwingt, leugnet vermutlich auch den Holocaust. Und nichtsdestotrotz wächst die Zahl der kritischen Stimmen. Sie tauchen auf zahllosen Webseiten auf und in immer mehr Organisationen aus vielen Ländern von den USA bis Südafrika, von Südkorea über Mexiko, Brasilien, Indien bis nach Russland und darüber hinaus.

In diesem Buch geht es um diesen größeren »Aids-Krieg«. Es handelte und handelt sich in allererster Linie schlicht um einen Informationskrieg im Informationszeitalter. Alles dreht sich darum, wie und warum wir zu wissen glauben, was wir zu wissen glauben.

Die staatliche HIV-Theorie steckte bereits sehr früh in der Krise: Ende der 1980er-Jahre war klar, dass ein positiver HIV-Test kein unmittelbares Todesurteil bedeutet und dass ein Leben als HIV-Positiver nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich ist. Dennoch hielt die ursprüngliche Hysterie ungebremst an, selbst nachdem viele der Behauptungen wegbrachen, die im Zusammenhang mit der Theorie aufgestellt worden waren – Behauptungen wie die, HIV werde sich »durch heterosexuellen Sex« wie ein Flächenbrand ausbreiten, AZT werde »Leben retten«, Afrika werde »untergehen«, Cocktailtherapien würden HIV und damit auch das Problem ausrotten. All diese Vorstellungen zur Epidemie sind heutzutage größtenteils in der Obskurität verschwunden … oder sollte man besser sagen, dass sie dort verschwunden waren – bis heute?

Seit 1984 hat die HIV-Aids-Hypothese Millionen Menschen in Atem gehalten. In unzähligen Sprachen wurde ihnen dieselbe angsteinflößende Botschaft eingetrichtert: Wer HIV hat, wird sterben, daran führt kein Weg vorbei. Die Menschen waren gefangen in einer wissenschaftlichen Hypothese, in der ihnen jeder Ausweg verbaut war. »HIV verursacht Aids und führt bei allen Menschen, deren Antikörpertest positiv ausfällt, zum Tod« – das war eine neue Art Code, der auf die Welt losgelassen wurde. Ein Code, der erfüllte, was Elias Canetti mit »Ablenkung des Todes auf andere« meinte. Das geschah unter dem Deckmantel der Moderne, einer neuen kosmischen Ordnung, herbeigeführt durch die jungen Biotechnologien, wobei an allererster Stelle der »HIV-Test« höchstpersönlich stand. Vor 1984 hatte es unzählige Möglichkeiten gegeben, Menschen einzuteilen und in Schubladen zu stecken, sei es nach Rasse, Schicht, Sexualität oder was auch immer einem Teil der Weltbevölkerung dabei half, den Rest zu beherrschen. Doch keine dieser Methoden war derart ausgeklügelt, keine besaß diesen Anschein unbestrittener Menschlichkeit – oder von »Mitgefühl«, um einen Lieblingsbegriff aus der Aids-Debatte zu bemühen.

Innerhalb eines einzigen Frühlingstages des Jahres 1984 vereitelte die HIV-Aids-Furcht zudem eine absolut grundlegende Freiheit. Diese Freiheit wird kaum thematisiert, weil sie so selbstverständlich ist – es geht darum, dass niemand den nahenden Tag des eigenen Todes vorherzusehen vermag. Glaubt man den alten Griechen, war dies das Geschenk des Prometheus an die Sterblichen. Voller Stolz verkündete er: »Ich habe sie geblendet für den Tag ihres Todes, damit sie hoffen können.«

Die alten Griechen verstanden dies als einen heiligen Raum, die Wurzel der Hoffnung selbst, »Aspiration«. Der Begriff steht für Bestrebungen und Hoffnungen, die lateinische Wurzel »aspirare« bedeutet aber auch »atmen«.

Dass ein positiver Test auf HIV-Antikörper einem Todesurteil gleichkommt, hinterfrage ich bereits seit 1987. Damals führte ich als junge Reporterin für das Musikmagazin Spin ein Interview mit Peter Duesberg, einem ausgesprochen freundlichen und umgänglichen Wissenschaftler, der über Retroviren forschte. Ausführlich erklärte er mir (und seitdem mit unerschöpflicher Geduld zahllosen anderen), warum er eine Arbeit veröffentlichte, in der er die These zurückwies, das Retrovirus HIV sei die Ursache von Aids oder irgendetwas anderem.

Duesbergs Geschichte war bereits in der New York Native erzählt worden, einer Zeitung des Verlegers Chuck Ortleb, die heute nicht mehr existiert – auch deshalb, weil die Aids-Aktivisten von Act Up die »verantwortungslose« Aids-Berichterstattung der Zeitung anprangerten und zum Boykott aufriefen. Ich erinnere mich, wie mir im Herbst 1987 die Titelseite der Native an einem Zeitungskiosk in Greenwich Village ins Auge sprang. Auf dem Cover waren zwei Fotos – eines von Robert Gallo mit dem Zitat »HIV tötet wie ein Truck« in Großbuchstaben, daneben sein Kollege, die Retrovirus-Koryphäe Peter Duesberg. Sein Zitat lautete: »Es ist harmlos. Ich hätte kein Problem, es mir injizieren zu lassen.« Das Interview führte der Starreporter der Native, John Lauritsen, und es war intelligent, umfassend und sehr dramatisch. Ich rief daraufhin Duesbergs Büro an.

Duesberg erwiderte meinen Anruf um 8 Uhr in der Früh. Er rief aus Deutschland an und sagte, er habe mich hoffentlich nicht geweckt. Ich beeilte mich, meinen Kassettenrekorder anzuschließen, dankte ihm für seinen Rückruf und begann das Interview.

Nahezu 20 Jahre später schreibe ich noch immer über ihn und dieses Thema. Dass ich mir das niemals hätte träumen lassen, ist gelinde gesagt eine Untertreibung. 1988 berichtete ich für Spin über Duesbergs ketzerisches Tun und über andere Aids-Geschichten, woraufhin mir der Zugang zu den Wissenschaftlern der NIH verwehrt wurde. Doch mit seinem ruhigen Auftreten und dem sorgfältigen Darlegen seiner Ansichten zu HIV erwies sich Duesberg als nützliches Vorbild für viele folgende Aids-Storys.

Nachdem das erste Duesberg-Interview veröffentlicht worden war, erhielt ich einen Anruf von Robert Gallo höchstpersönlich. Ganz im Gegensatz zu Duesberg trat Gallo einschüchternd auf und schlug einen barschen Ton an. »Wollen Sie wie [die Fernsehjournalistin] Barbara Walters sein?«, schrie er beinahe. »Was glauben Sie, wie Sie dorthin gelangen? Jedenfalls nicht, indem Sie solche Sachen schreiben und erklären, dass die Menschen sich irren. So werden Sie es in diesem Beruf nicht weit bringen.« Der Anruf dauerte weit über eine Stunde und ich hörte einfach nur zu. Auf mein Gefühl dafür, ob es richtig oder falsch war, die »andere Seite« dieser Geschichte zu beleuchten, wirkte sich der Anruf nicht im Mindesten aus, sondern einzig auf mein Bild dieser beiden Forscher, Gallo und Duesberg, die viele Jahre lang eng befreundet gewesen waren. Gallo war leidenschaftlich, wütend, auf Streit aus. Duesberg war ruhig, liebenswürdig, witzig. (Damit auch Gallos Standpunkt Gehör fand, veröffentlichte Spin bereits in der nächsten Ausgabe ein Interview mit Gallo, geführt von dem Wissenschaftsjournalisten Anthony Liversidge.)

Duesberg stand im Fadenkreuz eines unerbittlichen Pogroms, das seine wissenschaftliche Karriere zerstören und seine einzigartige Stimme zum Verstummen bringen sollte, dennoch gelang es ihm mithilfe privater Unterstützer, Zugang zu einem guten Mikroskop zu bekommen und sich wieder dem Studium von Zellen zu widmen. Während der vergangenen 10 Jahre hat er ein weiteres Mal ein wissenschaftliches Paradigma ins Wanken gebracht – diesmal in der Krebsgenetik, mit der Aneuploidie-Theorie von Krebs (Aneuploidie ist ein Zustand, bei dem ein Chromosom oder mehrere Chromosomen fehlen; Anm. des Verlags). Seine Erfolge auf diesem Gebiet haben sich allerdings kaum auf die öffentliche Meinung zu seinen früheren Aids-Hypothesen ausgewirkt. Diese hat der wissenschaftliche Mainstream größtenteils abgetan und vergessen. Die beiden Teile in Duesbergs Karriere werden bis heute separat betrachtet, ein krasses Paradoxon, das eine offensichtliche Frage aufwirft: Was, wenn ein Forscher, der bei Aids »falsch« lag, nun bei Krebs »richtig« liegt? Aus diesem Grund beginnt das Buch mit der Geschichte von Peter Duesberg, dem berühmt-berüchtigten Wissenschaftler, der behauptet, HIV sei nicht das, was Aids verursache.

Viel wurde darüber diskutiert, wie HIV vermutlich funktioniert. HIV führe, auf welche Weise auch immer, zum Zelltod, heißt es. Dafür muss das Virus gar nicht präsent sein, das Ganze funktioniert über Mechanismen, die auf Selbsttötung fernprogrammiert sind. Es heißt, HIV töte die laborgezüchteten T-Zellen nicht, die zur Herstellung von Aids-Tests genutzt werden, dafür aber die T-Zellen im menschlichen Körper, auch wenn das Virus nur einen Bruchteil der Zellen infiziert – laut Duesberg sind es durchschnittlich 0,1 Prozent. Schimpansen macht HIV nicht krank und tötet sie auch nicht, obwohl sie Antikörper produzieren. Wie Erkältungswellen verbreiten sich die unbewiesenen Hypothesen über den Einfallsreichtum von HIV in den populären Medien und der Fachliteratur, aber nur selten fordern die Journalisten gute, eindeutige Beweise für diese Hypothesen ein. Pressevertreter, die für ihre Berichterstattung zum Thema Aids die allerhöchsten journalistischen Auszeichnungen einheimsten, scheinen alle zu der Entscheidung gelangt zu sein, dass es bei Aids nur eine einzige Sichtweise gibt, über die es sich zu berichten lohnt, und das ist die staatliche – die Sichtweise also, die von den Türmen gewaltiger Apparate wie den NIH, den CDC, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und so weiter in die Welt hinausgeschossen werden.

Um zu bestimmen, ob ein Mikroorganismus Auslöser einer Infektionskrankheit ist, gibt es klassische Methoden, die sogenannten Henle-Koch-Postulate oder Koch-Postulate. Diese besagen: 1. Der Mikroorganismus muss bei sämtlichen Fällen der Krankheit nachgewiesen werden. 2. Man muss den Mikroorganismus isolieren und reinzüchten können. 3. Der Mikroorganismus muss in einem geeigneten Wirt die ursprüngliche Krankheit reproduzieren. 4. Der Mikroorganismus muss in dem auf diese Weise infizierten Wirt nachweisbar sein. Trotz gegenteiliger Behauptungen beharrt Duesberg darauf, es sei nie zufriedenstellend gezeigt worden, dass HIV sämtliche Bedingungen der Koch-Postulate erfüllt. Er hat die von Experten begutachtete Fachliteratur umfassend analysiert und ist dabei auf mehr als 4000 dokumentierte Aids-Fälle gestoßen, bei denen es keine Hinweise auf HIV oder HIV-Antikörper gab. Diese Zahl ist insofern signifikant, als es mächtige institutionelle Kräfte gibt, die derartige Beschreibungen zu verhindern suchen. Hinzu kommt, dass die absolute Mehrheit der Aids-Fälle nie in förmlichen wissenschaftlichen Arbeiten beschrieben wird. Tatsächlich weisen die meisten Aids-Patienten in ihrem System kein aktives HIV auf, weil das Virus durch Antikörper neutralisiert wurde. (Übrigens wird bei den meisten anderen Viruserkrankungen die Anwesenheit von Antikörpern dahingehend interpretiert, dass Immunität gegenüber der Krankheit besteht. Warum das für HIV nicht gelten soll, ist nie nachgewiesen worden.) Grundsätzlich lässt sich HIV nur dadurch isolieren, dass man latente Kopien des Virus »reaktiviert«, und auch das ist eine außerordentlich aufwendige Methode. Die Viruslast als klinischer Marker für HIV erfasst nicht die Präsenz des tatsächlichen, lebendigen Virus, sondern das Vorliegen von RNA-Fragmenten, Überbleibsel einer früheren Infektion, die durch Antikörper unterdrückt wurde. Ebenfalls peinlich für die HIV-Hypothese ist die außergewöhnlich lange Latenzzeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit, dabei ist HIV doch vor allem in den ersten Wochen nach Infektion biochemisch aktiv. Es ist diese – scheinbar von Jahr zu Jahr immer länger werdende – Latenzzeit, die es Vertretern der HIV-Theorie erlaubt, Kochs drittes und viertes Postulat zu umgehen.

Bevor die New York Native erstmals den Streit zwischen Duesberg und Gallo auf den Titel brachte, hatte es bereits Kritik an der Theorie gegeben, die die US-Regierung vertrat, allerdings waren diese Stimmen nur verstreut und eher leise gewesen. Es gab zur damaligen Zeit eine Untergrundbewegung, die von Menschen wie dem inzwischen verstorbenen Aktivisten Michael Callen angeführt wurde, der den »PWAs« (»People living with Aids«), wie an Aids Erkrankte damals genannt wurden, Hoffnung machte und unerschütterlich die Ansicht vertrat, man solle nicht sämtliche Zuversicht aufgeben. Hoffnung war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht endgültig dämonisiert, und nachdem ich Callen 1987 traf, hallte seine Botschaft stark in mir nach. Die Bewegung der »Aids-Aktivisten« verdankte damals ihre Größe und sogar ihre Spiritualität zu weiten Teilen Michael Callen, der sich gegen das sperrte, was Ende der 1980er-Jahre den Act-Up-Aktivismus kennzeichnen würde – harsche, mechanistische Wut, die sich gegen die Pharmabranche richtete. Hoffnung, sagte Callen, der 12 Jahre mit der Diagnose Aids überlebte, sei der mit Abstand wichtigste Baustein für ein langfristiges Überleben. Diese Aussage stammt aus einer Zeit, als die Menschen vor Angst und Verzweiflung völlig durchdrehten, und als es hieß, HIV werde durch Küssen übertragen oder indem man dieselbe Toilette wie ein Erkrankter benutzt.

Das »HIV-verursacht-Aids«-Modell war durch und durch mechanistisch und gnadenlos reduktionistisch. In seinem Netz verfingen sich neue und aufstrebende Technologien, und es machte sich uralte, tief wurzelnde Ängste rund um Sex, Scham und Tod zunutze. Dieses Netz fing all jene ein, deren Antikörpertest »positiv« ausfiel – ein Test, der seine biologische Bedeutung und Genauigkeit mittlerweile größtenteils eingebüßt hat. Der positive Test war ein Zeichen des Todes und wurde damals als sicheres Todesurteil verstanden. In ihrem blanken Entsetzen flohen Millionen Menschen schnurstracks in das auf sie wartende Labyrinth gesellschaftlicher Stigmatisierung. Bereitwillig ließen sie sich mit einem Medikament behandeln, das für Chemotherapien gedacht war – AZT. Zum damaligen Zeitpunkt existierte kein anderes Medikament auf dem Markt, das dermaßen toxisch war. Wer sich AZT nicht leisten konnte – und davon gab es insbesondere in den Schwellenländern viele –, beging Suizid oder versuchte auf einem der unzähligen anderen Wege, sich selbst zu zerstören und die furchtbare Prophezeiung wahr werden zu lassen.

Dieses Buch behandelt den seit 22 Jahren währenden Krieg zwischen dem Lager derer, die an das Todesurteil glauben, und jenen, die das nicht tun. Es handelte sich, wie bereits gesagt, um einen Informationskrieg – einen Krieg der Ideen, der Werte, der Politik, des Geldes, der Macht und der vielen Wege, wie all diese Dinge unmögliche Schatten auf »unbestreitbare Daten« und »überwältigende Beweise« werfen.

Aus den Trümmern dieses Kriegs erhebt sich ein neues Narrativ, aus den Erfahrungen der unzähligen Millionen, die sich, zumeist durch einen einzigen Antikörpertest, im Netz verfingen und die überhaupt keine Ahnung hatten, dass es Stimmen gab, die die offizielle Darstellung anzweifeln. Der Aids-Krieg spaltete die Gesellschaft in zwei Lager – auf der einen Seite jene, die jede Maxime glaubten und umsetzten, auf der anderen Seite diejenigen, die bereits frühzeitig eine Parallelrealität erkannten, ein Schwesternschiff, das eine Fracht völlig anderer Fakten und Deutungen an Bord trug. Möglich war das nur in einer Zeit, als die Welt mit »Informationen« überflutet wurde, aber dennoch erlangten die Massenmedien eine Überzeugungskraft, die ihresgleichen suchte. HIV war die einzige und direkte Ursache von Aids, und wer diesen zentralen Katechismus infrage stellte, machte sich nicht nur der Ketzerei schuldig, sondern handelte auch in hohem Maße »moralisch unverantwortlich«, was schließlich in offen geäußerten Mordanschuldigungen gipfelte. Wer Fragen stellte, tat etwas gegen die Angst, aber Angst war das Fundament der Revolution. HIV-positiven Schwangeren riet man zur Abtreibung und machte ihnen Vorwürfe dafür, dass sie überhaupt schwanger geworden waren. In Afrika ließen sich scharenweise Männer beschneiden, weil sie glaubten, weniger Hautoberfläche biete HIV auch weniger Angriffsfläche, um »einzudringen«.

Den Begriff »Wahrheitsbarriere« habe ich einer 1978 erschienenen Gedichtsammlung des schwedischen Dichters Tomas Tranströmer entnommen. Er steht für die Membran, an der die »Wahrheit« sich müht, sich mit einer gestörten Welt zu versöhnen. Dass Tranströmer den Begriff »Wahrheit« häufig verwendet, ist das Äquivalent der Natur selbst. In vielen Gedichten beschreibt Tranströmer, wie leicht die »Wahrheit« zerbricht, wenn wir es bei unseren Versuchen übertreiben, sie zu fangen, sie zu besitzen, sie zu verkörpern. Eine »wissenschaftliche Wahrheit« ist schließlich ein Geheimnis der Natur, nicht eines des Menschen. Stets steigt es an die Oberfläche und konfrontiert die Welt. In Tranströmers Gedicht Präludien I – III heißt es:

Zwei Wahrheiten nähern sich einander. Eine kommt von innen, eine kommt von außen, und wo sie sich treffen, hat man eine Chance, sich selbst zu sehen.

Wer merkt, was grade geschieht, ruft verzweifelt: »Stehenbleiben! Egal, was passiert – wenn ich nur mich selbst nicht erkennen muss.«

Sagen wir »Aids«, geht das mit einem industriellen und gesellschaftlichen Getöse einher, doch dahinter liegt ein weiteres Geheimnis der Natur, von dem der Mensch annimmt, es entschlüsselt zu haben. Ich weiß nur eines mit Gewissheit: Etwas sehr Kritisches erwächst aus diesem epischen Streit der Wissenschaft. Verursacht HIV Aids? Ich weiß nicht, ob es das tut oder nicht – ich bin nicht wirklich imstande, das beurteilen zu können. Es geht hier nicht um meine eigenen Ansichten zur Wissenschaft (ich bin keine Wissenschaftlerin), ich habe vielmehr versucht, das epische menschliche Drama zu schildern, das sich zwischen jenen abspielt, die die Frage mit Ja, und jenen, die mit Nein antworten. Es ist Teil des »Was ist geschehen?« Aber es verfügt nicht nur über Nachrichtenwert, es hat auch etwas von Shakespeare. Und ich für meinen Teil möchte unbedingt wissen, wie es ausgeht.

Einstein bezeichnete die wissenschaftliche Neugier als »heilig«. Diese Neugier lebt und gedeiht. Das ist die gute Nachricht. In den Köpfen jener, deren Geist nicht von Angst getrieben wird, lebt diese Neugier weiter, aller systemischen und nahezu besessen betriebenen Verfolgung jener zum Trotz, die das vorherrschende Dogma hinterfragen. Wie auch immer die Wahrheit letzten Endes aussehen mag, sie wird etwas sein, das uns alle betrifft, das sich durch uns hindurchbewegt, von innen und außen, das näherkommt und fortgleitet.

Kapitel 1: Die Passion des Peter Duesberg

Kapitel 1

Die Passion des Peter Duesberg

Peter Duesberg ist ein Mann von außerordentlicher Energie, ungewöhnlicher Ehrlichkeit, ausgestattet mit einem gewaltigen Sinn für Humor und einer seltenen Gabe für Kritik. Diese Gabe für Kritik sorgt häufig dafür, dass wir eine Schlussfolgerung, die vielen von uns wasserdicht erschien, ein zweites und dann ein drittes Mal betrachten … ein außergewöhnlicher Wissenschaftler …

– Robert Gallo, National Cancer Institute, 1984

Die Sonne scheint mir heiß auf den Kopf, als ich über den Campus der University of California (UC) in Berkeley schlendere. Ich suche nach dem Donner Lab, dem ältesten wissenschaftlichen Gebäude der Universität, denn dort ist vor Kurzem der Virologe Peter Duesberg eingezogen. Es ist Frühlingsanfang 2004, und seit ich das letzte Mal auf dem Campus war, sind einige Jahre vergangen. Ich halte zwei Studenten an und frage nach dem Weg. Sie ziehen einen Lageplan des Campus hervor, vom Donner Lab haben sie noch nie gehört. Schließlich drücken sie mir einfach den Plan in die Hand und wünschen mir viel Glück. Einige Zeit später finde ich das Gebäude endlich. Zu behaupten, es läge am Rand des Campus, wäre eine Untertreibung  – es liegt praktisch mitten im Wald.

Prächtig sieht er dieser Tage aus, der Campus von Berkeley. Die wichtigen Hallen sind gesäumt von perfekt geschnittenen, länglichen Hecken. Es ist sehr ruhig. Und das war einmal eine Bastion radikaler Proteste? Schwer vorstellbar. Dank hoher Spenden zweier pharmazeutischer Unternehmen werden Berkeleys Biologie-Einrichtungen umfassend renoviert. Hier und da stehen Bulldozer herum, und in der Nähe des Donner Lab klafft ein gewaltiges Loch, weil hier kürzlich ein Gebäude abgerissen wurde. In einiger Entfernung entdecke ich Peter Duesberg, wie er sich auf seinem Fahrrad einen Weg um die Bulldozer herum bahnt, um zum Labor zu gelangen. In der brütenden Hitze hat es den Anschein, als könnten ihre Schaufeln nach ihm greifen und ihn schnappen. Was wäre das für ein rascher, gnädiger Abschluss der seit fast 20 Jahren währenden Auseinandersetzung zwischen dem Establishment und diesem lästigen Wissenschaftler.

Duesberg hat es praktisch überall mit Bulldozern zu tun, seit er vor Jahren auf eine Einladung hin eine Arbeit für ein bekanntes Fachmagazin schrieb. Darin übte er Kritik an der damals nicht abschließend ausformulierten Theorie, wonach Retroviren Krebs beim Menschen verursachen. Quasi als eine Art Nachsatz fügte er hinzu, dass HIV, ein Wald-und-Wiesen-Retrovirus, auf keinen Fall eine »Krankheit« wie Aids verursachen könne. 1 Verschmäht vom Aids-Establishment, von der NIH seiner Forschungsgelder beraubt und an der Universität, an der er als Professor tätig war, mehr oder weniger ins Abseits gedrängt, erhielt Duesberg 1996 die Gelegenheit, in sein Geburtsland Deutschland zurückzukehren und dort seine Arbeit über Krebs wiederaufzunehmen. Während er abwechselnd ein halbes Jahr in Mannheim und ein halbes Jahr in Berkeley verbrachte, entwickelte und erprobte er eine Theorie, die seinen belasteten Ruf aufpolierte. Einige Krebstheoretiker behaupten, im Grunde sei Duesbergs Theorie die genetische Antwort auf Krebs, andere sagen, sie sei zumindest Teil der Antwort. Was für ein Glück für Peter Duesberg, dass Aids und Krebs weit entfernte Felder sind. Kritiker seiner Aids-These würden ihn am liebsten auf dem Meeresboden versenken, selbst wenn das bedeuten würde, dass er die Antwort auf Krebs mit sich in die Tiefe nimmt.

Diese Geschichte steuert auf eine Auflösung von Shakespeare’schen Ausmaßen zu, denn es sieht aus, als würde Amerikas umstrittenstem Biologen die Wiederauferstehung gelingen. Scientific American veröffentlichte kürzlich einen längeren Artikel über unseren derzeitigen Wissensstand in Sachen Krebsgenetik, und auf dem Zeitstrahl war für 1999 ein Foto von Duesberg zu sehen – 1999 war das Jahr, in dem er seine neue Theorie formalisierte und veröffentlichte. 2 In Berkeley übertraf er kürzlich den bisherigen Rekord, was Bewerbungen von Bachelor-Studierenden für eine wissenschaftliche Mitarbeit anging, um fast das Doppelte. Das National Cancer Institute (NCI) hat ihn in sein Hauptquartier eingeladen, damit er über Krebs spricht – das erste Mal seit 17 Jahren, dass er zu einem öffentlichen Vortrag eingeladen wird. Darüber hinaus ist mit Oncogenes, Aneuploidy, and AIDS: A Scientific Life and Times of Peter H. Duesberg eine erste Biografie über Peter Duesberg erschienen, verfasst von Harvey Bialy. Und trotzdem muss sich Duesberg in Berkeley weiterhin mit einem unverhohlen feindseligen, nahezu schon auffällig feindseligen Fachbereich auseinandersetzen. Bei seinem Kanzler musste er darum betteln, eine Leistungszulage zu erhalten, wie sie Professoren seines Ranges üblicherweise automatisch zuerkannt wird. Der Dekan der Abteilung für Biowissenschaften hatte ihm 3 Jahre lang die Erhöhung verweigert, weil der Fachbereich zu dem Urteil gekommen war, Duesbergs Arbeit sei »nicht von hoher Bedeutung«. 2004 schließlich gewährte ihm der Dekan der Abteilung Physikalische Wissenschaften die Erhöhung.

Der Name »Duesberg« kommt Ihnen bekannt vor? Dann liegt das möglicherweise daran, dass die Mainstream-Medien ihn als den Virologen hinstellen, der bei HIV danebenlag. Sein Name zog Ende der 1980er-Jahre in die Populärkultur ein, zu Unrecht abgestempelt. Man wusste, dass er sich geirrt hatte, bevor man wusste, was er überhaupt gesagt hatte. Nicht nur das: Er hatte sich nicht nur geirrt, es war von vornherein schon falsch gewesen, überhaupt die Frage zu stellen, bei der er nachweislich so spektakulär falsch gelegen hatte. Es war Unrecht gewesen, der Öffentlichkeit eine Luftblase zu servieren, in der sie erstmals darüber nachdenken konnte, ob die HIV-Aids-Hypothese richtig ist oder womöglich doch falsch. Vor Duesberg hatte es einen derartigen Raum überhaupt nicht gegeben und schon gar nicht die dafür erforderliche Sprache. Und das war sein wahres Verbrechen. In einer Zeit beispiellosen gesellschaftlichen und sexuellen Schreckens warf man Duesberg vor, seine Ideen würden Menschenleben kosten – in diesem Fall ging es um seine abweichende Ansicht, dass nicht HIV die wahre Ursache von Aids ist.

Zu dem Zeitpunkt, als Peter Duesberg erstmals die HIV-Hypothese hinterfragte, verkündeten die Behörden gerade, HIV sei imstande, binnen 3 Jahren ein Viertel der amerikanischen Bevölkerung auszulöschen. 3 Duesberg hatte im Grunde eine Vorlage für eine bis dato undenkbare Frage geschaffen, eine Frage, die für die Aids-Industrie nicht nur absurd, sondern geradezu obszön war: Ist HIV tatsächlich der Auslöser von Aids?

Er tat dies in Form eines langen, hochgradig technischen Papiers. 4 Dieser Aufsatz hatte, wie es sein Biograf Harvey Bialy formulierte, »verheerende berufliche Folgen« für Duesberg und »besiegelte für nahezu 2 Jahrzehnte sein wissenschaftliches Schicksal«. In den 1970er-Jahren hatte Duesberg bahnbrechende Arbeit geleistet, deren Lohn darin bestand, dass er im Alter von 50 Jahren eines der jüngsten Mitglieder der amerikanischen National Academy of Sciences wurde. Duesberg definierte die ersten Krebsgene und kartografierte die Genstruktur von Retroviren. Seit 1987 argumentiert er, dass HIV nicht pathogen sei, was bedeutet, es kann keine Zellen töten – was wiederum bedeutet, dass es nicht die Ursache von Aids sein kann. Sein Fall ist ausführlich dokumentiert, aber, was nicht überrascht, den meisten Menschen weiterhin unbekannt. Hier geht es nicht um eine »Debatte«, vielmehr tut sich eine gewaltige Kluft auf zwischen zwei völlig unterschiedlichen Schlussfolgerungen, die aus der Betrachtung derselben Daten resultieren. Jede Seite ist überzeugt, dass die andere Seite komplett danebenliegt, und in den Jahren, seit Duesberg seine Arbeit veröffentlicht hat, hat es keine oder nur wenig Annäherung oder Kompromisse gegeben.

1991 veröffentlichte eine Gruppe von Wissenschaftlern eine Petition, in der sie erklärten, dass sie mit Duesberg übereinstimmen und es befürworten würden, wenn der Fall neu aufgerollt würde. Zu den Unterzeichnern gehören drei Nobelpreisträger und 600 Doktoren. 5 Und trotzdem kommt kein Artikel über Duesberg ohne die Anmerkung aus, dass »kein angesehener Wissenschaftler« seine Meinung teile und dass er eindeutig »widerlegt« sei.

Als der Ärger begann, zählte Duesberg zur Crème de la Crème seines Fachgebiets, doch dann brach schlagartig ein tobender Wirbelsturm über ihn herein. In aller Öffentlichkeit verlor er kurzerhand alles – staatliche Fördermittel, Graduierte, ein ordentliches Labor, Einladungen zu Konferenzen. Obwohl sich die Anzeichen für eine Rehabilitierung zuletzt mehrten, ist Duesberg zu 100 Prozent von NIH-Mitteln abgeschnitten, obwohl er regelmäßig Förderanträge stellt, mittlerweile exklusiv zum Thema Krebs. Bis 1987 zählte er zu den am stärksten geförderten Wissenschaftlern des Landes und nicht einer seiner Anträge wurde abgelehnt. Seit 1987 hat er insgesamt 23 Förderanträge bei nicht privatwirtschaftlichen Einrichtungen gestellt, von denen jeder einzelne abgelehnt wurde. Erwähnt man seinen Namen in orthodoxen Aids-Kreisen, löst das bis heute eine Sinfonie der Gefühle aus, die von Verachtung bis zu blanker Wut reichen.

In dem 2004 erschienenen Dokumentarfilm The Other Side of Aids gibt es eine bemerkenswerte Szene mit Mark Wainberg, kanadischer Arzt und Präsident der International Aids Society, dem weltgrößten Zusammenschluss von Aids-Forschern und -Ärzten. Wütend fordert Wainberg, Duesberg und andere, die »die Vorstellung widerlegen wollen, dass HIV die Ursache von Aids ist«, vor Gericht zu stellen. Diese Menschen seien »Täter des Todes«, so Wainberg. Er hoffe, die amerikanische Verfassung lasse sich dahingehend ändern, dass derartige Verhaftungen möglich würden.

In dem Film wird Wainbergs großes Gesicht blass vor Wut, als ihm bewusst wird, dass der Interviewer selbst mit Duesbergs Ideen sympathisiert und demnach zu den sogenannten »Aids-Leugnern« zählt. Wainberg setzt zu einer langen Tirade an, in deren Verlauf er sämtlichen HIV-Skeptikern vorwirft, sie würden wollen, dass sich »Millionen Menschen in Afrika und andernorts« mit HIV infizieren und sterben. Schließlich brüllt er: »Ich sage Ihnen, auf diesem Planeten kommt niemand einem wissenschaftlichen Psychopathen näher als Peter Duesberg.«

»Sind wir uns einig, dass Sie die Dinge ausschließlich so darstellen werden, wie sie sind?«, fragt mich Harvey Bialy, Duesbergs Wissenschaftsbiograf, mit tiefer, ernster Stimme. Er sitzt bei unserem Telefonat in seinem Büro im mexikanischen Cuernavaca. »Ich werde keine Fragen dazu beantworten, warum diese Dinge so sind, sondern ausschließlich dazu, wie sie zustande kamen. Spekulationen über Absichten interessieren mich nicht. Motivationen lassen sich nicht dokumentieren. Sie glauben zu wissen, wer dieser Mann ist und was er sagte, aber das tun Sie nicht. Das ist der Ausgangspunkt für Ihre Leserschaft.«

Bialy ist ein in Berkeley ausgebildeter Molekularbiologe und seit 1966 mit Duesberg befreundet. Er zählt seit Langem zu den HIV-Aids-Kritikern und gehörte als wissenschaftlicher Redakteur zu den Gründern von Nature Biotechnology, einer Schwesterzeitschrift von Nature. Seine Duesberg-Biografie Oncogenes, Aneuploidy, and AIDS ist eine ausgesprochen detailreiche Geschichte der Arbeiten, Übersichtsartikel und Briefe, die Duesberg zwischen 1983 und 2003 veröffentlichte, und den Reaktionen darauf. Bialy befleißigt sich einer luftleeren, präzisen Prosa, der all die Haltungen, Überzeugungen und Gefühle abgehen, die praktisch alles eingefärbt haben, was seit jenem schicksalshaften Jahr 1987 über Duesberg geschrieben wurde.

Die vielleicht auffälligste Eigenschaft des Buchs: Bialy schreibt einfach von Duesberg als Wissenschaftler. Nicht als entehrter, tief gestürzter Wissenschaftler, sondern als Wissenschaftler, Punkt. Weder verunglimpft ihn das Buch noch stellt es ihn auf ein Podest. Es verzeichnet einfach Duesbergs wissenschaftliches Arbeiten in den drei Forschungsbereichen, in denen er nahezu unermesslichen Einfluss hatte – Onkogene, Aneuploidie und Aids. Verkürzen wir das auf »Krebs und Aids«.

Seine Prosa mag beherrscht sein, aber Bialy selbst legt ein sprunghaftes und beißendes Temperament an den Tag. Seine Lust, ein Interview zu führen, ist begrenzt, und ihn regt auf, wie viel Nichtwissenschaftliches das Wirken Duesbergs in der Biologie seit Mitte der 1980er-Jahre überschattet hat – eine Zeit, in der es eine »Star-Kultur« in der Wissenschaft gab, sagt er.

Ich frage ihn, warum er das Buch geschrieben hat, ein Projekt, das sich über 4 Jahre erstreckte.

»Als ich 1999 Peters dritte Arbeit zur Aneuploidie las, war ich überzeugt, dass er das auslösende Ereignis in der Karzinogenese gefunden hatte. 6 Peter hat die genetischen Grundlagen für Krebs entdeckt. Die unmittelbarste Anwendung dafür wird in der Frühdiagnostik sein. Wenn Aneuploidie, manchmal spricht man auch von genetischer Instabilität, als dominante theoretische Erklärung für die Genese von Krebs anerkannt wird, wird man erkennen, wie viel Peter Duesberg dazu beigetragen hat. Ich wollte sicherstellen, dass sein Beitrag nicht beiseitegewischt oder ignoriert wird.«

»Aus wissenschaftlicher Sicht ist Krebs weiterhin ein interessantes Thema«, fügt er quasi als Nachsatz hinzu. »Aids ist bereits seit 10 Jahren kein Thema von Interesse mehr.«

»Warum sagen Sie das?«

Seine Stimme wird lauter. »Zeigt das Buch nicht sehr deutlich, dass zwischen 1994 und 2003 wissenschaftlich nichts mehr geschehen ist? Null. Absolut gar nichts außer einer falschen epidemiologischen Prognose nach der anderen, einem gescheiterten Medikament nach dem anderen. 0,000,000 geheilt, wie uns amfAR [American Foundation for Aids Research; Anm. d. Verlags] bei ihren nie endenden Spendenaufrufen gerne erinnert. Einen Impfstoff gibt es noch immer nicht. Nach mehr als 20 Jahren und über 50 Milliarden Dollar an amerikanischen Steuergeldern stehen sie weiterhin mit leeren Händen da. Nada, nix. HIV/Aids war wissenschaftlich und medizinisch ein kompletter Fehlschlag. Wir haben die Virologie einmal auf links gedreht und auf den Kopf gestellt, um diese beschissene Hypothese unterzubringen. Das regt mich schon wieder so sehr auf, dass ich unflätig werde.«

Ich stelle mir Mark Wainbergs bleiches Gesicht vor. Wie er wohl aussähe, würde er dieses Gespräch hören?

»Hören Sie: Aids ist eine politische Sache und Peter steckt darin fest. In dem Buch zeige ich, wie es dazu kommen konnte, aber abgesehen davon gibt es nichts, über das man diskutieren müsste.«

Der entscheidende Punkt für Bialy war letztlich der, dass die Wissenschaft amoralisch ist und sein sollte. »Peter ist kein guter Wissenschaftler, schlechter Wissenschaftler, mittelmäßiger Wissenschaftler, großartiger Wissenschaftler, genialer Wissenschaftler und auch kein instabiler. Müssen Sie, um ihn zu beschreiben, unbedingt ein Adjektiv verwenden, dann nehmen Sie ›klassisch‹. Peter ist ein klassischer Molekularbiologe. Sein einziges Interesse besteht darin, widersprüchliche Hypothesen grundsätzlich zu testen. Dass die beiden Säulen Aids und Onkogene einstürzen, liegt an den Fragen, die er angestoßen hat.«

Peter Duesberg beugt sich über ein Metalltablett mit zwölf Petrischalen. Sorgfältig spritzt er mit der Nadel einer langen, dünnen Spritze pinkfarbenes Gel in die Schalen. Er hört mich hereinkommen und beginnt zu reden, ohne aufzublicken. »Das sind Brustkrebszellen, die mit einer Chemotherapie behandelt wurden.« Er beugt sich näher darüber, und seine Frequenz verlangsamt sich. »Glücklicherweise ist es … dieses Mal in einer Petrischale und nicht … im Körper … eines Menschen.«

Er beendet seine Arbeit, schiebt sich die Schutzbrille in die Stirn und flitzt zur Mikrowelle am anderen Ende des Labors, wo er zwei Tassen grünen Tee erhitzt. »Wollen Sie auch?«, fragt er. »Der ist gut.« Er bewegt sich sehr rasch und spricht nahezu unablässig, wobei er ernsthafte wissenschaftliche Argumente mit einer Portion absurdem schwarzem Humor würzt – und das alles in einem doch recht deutlichen deutschen Akzent. Viele Menschen mag es ärgern, was mit ihm geschehen ist, aber er selbst wirkt nicht allzu aufgebracht. Er macht lieber Witze darüber. Seine aktuellen Arbeitsräume im Donner Lab bezeichnet er als »halbes Plumpsklo«, während er mir von seinen privaten Geldgebern erzählt, die dafür sorgen, dass er weiterarbeiten kann. »Es ist wenig im Vergleich zu den NIH-Stipendien, aber für das, was ich mache, ist es nicht schlecht – ich betreibe perfekte terroristische Forschung. Die kann man eigentlich auch undercover betreiben. Einen Gürtel, ein wenig Dynamit und ein Mikroskop, mehr braucht man nicht.« Er lacht, reicht mir einen Becher voller Teeblätter und steckt eine lange, gläserne Pasteurpipette hinein, mit der ich meinen Tee umrühren kann. »Die kann man wegwerfen«, sagt er. »Keine Bange, sie ist nicht radioaktiv.«

Er sitzt auf einem Stuhl, rührt in seinem Tee und sagt, in Gedanken ganz woanders: »Ich glaube, wir haben es tatsächlich gefunden.«

Bis eben hat er still in ein Mikroskop geblickt, nun schaut Duesbergs Laborassistent Ruhong Li auf. Seit 1990 arbeitet Li eng mit Duesberg zusammen und spielt den ruhigen, nüchternen, gründlichen Gegenpart zum Scherzkeks Duesberg. Mit »es« meint er die eine Sache, die sämtliche Krebszellen, die er je studiert hat, gemeinsam haben. Seit 3 Jahrzehnten besagt die Theorie vom genetisch bedingten Krebs, dass Krebs die Folge von einer oder mehreren Genmutationen in sogenannten Onkogenen ist. Jeder Mensch verfügt über rund 25 000 Gene, die wie Perlen auf 46 Chromosomen aufgefädelt sind. Über weite Teile der vergangenen 100 Jahre konzentrierte sich die Krebsforschung auf diese Perlen, aber nun verlagert sich die Aufmerksamkeit auf die Fäden.

1914 postulierte ein anderer deutscher Genforscher, dass die Chromosomenstörung Aneuploidie für die Entstehung von Krebs verantwortlich sei. Demnach löst nicht eine Abfolge genetischer Veränderungen Krebs aus, wie es die aktuelle Lehrmeinung besagt, sondern eine Fehlzündung in dem entscheidenden Augenblick, in dem sich Chromosomen teilen. Duesberg hat dieser Hypothese neues Leben eingehaucht, sie verfeinert und in eine mathematische Formel gegossen.

Theodor Boveri war es, der 1914 entdeckte, dass sämtliche Krebsarten abnormale Chromosomen aufweisen: Die Zelle verfügt nicht über die korrekte Zahl an Chromosomen, und es gibt zerbrochene, vergrößerte und verschmolzene Chromosomen, die wirken, als habe eine fehlerhafte Maschinerie sie zerstampft. Boveri arbeitete mit doppelt befruchteten Eiern von Seeigeln und produzierte Zellen mit dem Anderthalbfachen der normalen Chromosomenzahl – sie waren Tumore. Er schlussfolgerte, dass Krebs eine Folge von überschüssigen oder gestörten Chromosomen sei.

Durch Experimente hat Duesberg funktionale Nachweise für seine Hypothese gefunden, der zufolge Aneuploidie im Mittelpunkt der genetischen Tragödie steht, die Krebs genannt wird. Genmutationen dagegen weist Duesberg nur eine klitzekleine Nebenrolle zu. Viele Krebsforscher sind bereit, mit Duesbergs Überlegungen mitzugehen – bis zu dem Punkt, an dem er die Theorie von den Genmutationen über Bord wirft. Sie argumentieren, beide Aspekte seien wichtig für das Gesamtbild. Zwar hat Duesberg zu Beginn der 1970er-Jahre das erste Onkogen (Krebsgen) isoliert, aber bereits seit Beginn der 1980er-Jahre vertritt er den Standpunkt, dass es grundsätzlich nicht mutierte Gene sind, die Krebs verursachen – und dass, wie er quasi nebenbei hinzufügte, auch nicht Retroviren verantwortlich sind.

»Die Grundlage der Speziation ist die Veränderung des Inhalts und der Anzahl der Chromosomen«, sagt Duesberg. »Krebs ist im Grunde eine fehlgeschlagene Speziation, keine Mutation. Krebs ist eine Spezies. Wirklich schlimmer Brust-, Lungen- oder Prostatakrebs weist 70, 80 oder noch mehr Chromosomen auf. Das sind die wirklich bösen Jungs – sie sind weit weg von unserer Spezies. Aber es handelt sich um eine seltene Spezies, die als Parasit in ihrem Wirt erfolgreicher ist als die gewöhnliche Wirtszelle. Sämtliche Säugetiere verfügen über denselben Bausatz an Genen«, so Duesberg weiter. »Wie gelangt man also von einer Fledermaus in den Lüften zu einem Wal, der zum Teil tagelang unter Wasser bleibt? Indem man dieselben alten Gene nimmt und in unterschiedlichen Chromosomen anordnet.«