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Sie spielen schon lange mit dem Gedanken, ein Science-Fiction-, Fantasy- oder Horrorwerk zu schreiben, aber Sie wissen nicht, wie Sie es angehen sollen? Oder Sie sind vielleicht schon mitten im Schreibprozess, aber kommen nicht weiter? Dieses Buch liefert Ihnen alle Basics, die Sie brauchen, um faszinierende Welten und packende Charaktere zu erschaffen. Lernen Sie Strategien, um Geschichten aus verschiedenen Genres zu schreiben, zum Beispiel Romane, Kurzgeschichten, Videospiele oder Drehbücher. Anschließend geht es um das spezifische Handwerkszeug für Science-Fiction-, Fantasy- und Horrortexte. Zu guter Letzt geben Ihnen die Autoren auch Tipps, wie Sie Ihr Buch lektorieren, einen Agenten finden oder Ihr Buch per Self-Publishing auf den Markt bringen. So wird aus Ihnen vielleicht bald der nächste Tolkien, King oder Asimov!
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Seitenzahl: 745
Science-Fiction, Fantasy und Horror schreiben für Dummies
Beim Schreiben von Science-Fiction-, Fantasy- und Horrorgeschichten gibt es gemeinsame Grundtechniken, die dazu dienen, eine glaubwürdige und faszinierende Welt zu erschaffen.
Ganz gleich, ob Sie Ihre Figuren zu einem fernen Stern fliegen lassen, sich auf eine Reise durch das Feenreich begeben oder sie in einem verfallenen Herrenhaus im Moor leben – die Beantwortung der folgenden Fragen hilft Ihnen Ihre Welt zu gestalten, bevor das erste Wort geschrieben ist.
Wer ist die Zielgruppe für diese Welt und wie wird sie sie erleben? Das Wichtigste ist, sich zu überlegene, welche Teile der Welt Ihr Publikum überhaupt erlebt. Eine Serie mit fünf Romanen kann von einer tiefgründigen Geschichte, komplexen soziopolitischen Systemen und komplizierten magischen Regeln profitieren. Bei einer Kurzgeschichte ist das wahrscheinlich nicht der Fall. Ein Comic, ein Film oder eine Fernsehgeschichte profitieren von beeindruckenden Bildern, und ein Spiel erfordert interaktive Elemente. Wenn Sie sich im Voraus Gedanken darüber machen, wie Ihre Leserschaft Ihre Welt mag, können Sie Ihre Kreation auf wichtige und nützliche Weise beeinflussen.Was macht diese Welt so einzigartig? Das Publikum hat die Qual der Wahl zwischen Geschichtenwelten in jedem Genre und Medium. Ihre Welt muss sich von der Masse abheben und sowohl Ihre als auch die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen. Der beste Weg, dies zu erreichen, ist, auf Ihren persönlichen Leidenschaften und Interessen aufzubauen. Was fasziniert Sie? Worin sind Sie Experte? Was aus Ihrem eigenen Leben kann die Geschichte inspirieren?Was löst in dieser Welt einen Konflikt aus? Konflikte treiben Geschichten voran und sorgen für Dramatik. Was ist den Figuren in dieser Welt wichtig? Über welche Ideen, Orte oder Ressourcen gibt es Meinungsverschiedenheiten? Was macht das Leben beängstigend oder gefährlich? Sonneneruptionen, die die Strahlungsschilde zerstören? Überfälle von Kobolden aus dem Feenreich? Werwölfe, die durch die Moore streifen? Wenn Sie die Kernkonflikte in Ihrer Welt kennen, können Sie sich auf die Teile Ihrer Welt konzentrieren, die für Ihre Geschichte wichtig sind.Wer ist von diesen Konflikten am meisten betroffen? Die Welt Ihrer Geschichte wird nicht funktionieren, wenn die Geschichte keine großartigen Charaktere hat, um die das Publikum hofft und bangt. Wer in Ihrer Welt hat bei den zentralen Konflikten am meisten zu gewinnen oder zu verlieren? Wer setzt sich am meisten für Veränderungen ein oder kämpft für den Status quo? Ihre Protagonisten und Antagonisten kommen aus einer dieser Gruppen – ihr persönlicher Handlungsbogen wird direkt mit den Kernkonflikten der Welt ineinandergreifen, und die Geschichte wird dadurch stärker sein.
Science-Fiction, Fantasy und Horror schreiben für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
©2023 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Original English language edition Writing Sci-Fi, Fantasy & Horror for Dummies © 2022 by Wiley Publishing, Inc. All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe Writing Sci-Fi, Fantasy & Horror for Dummies © 2022 by Wiley Publishing, Inc. Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Print ISBN: 978-3-527-72075-0ePub ISBN: 978-3-527-84245-2
Coverfoto: © grandeduc - stock.adobe.comKorrektur: Johanna Rupp
Rick Dakans erste Publikation erschien 1995. Es war Dark Kingdom of Jade, ein Spielbuch für ein Tabletop-Rollenspiel, das von Geistern handelte. Zwischen 1995 und 2000 schrieb er über zwei Dutzend weitere Rollenspielbücher im Horror-, Fantasy- und Science-Fiction-Bereich, unter anderem The First Line: Starfleet Intelligence Handbook für das Star-Trek-Spiel, Atlas of Earth Alliance Wars für das Spiel Babylon 5 Wars, das Roster Book für Die Fantastischen Vier und Rise of the Titans für Wizards of the Coast, außerdem die preisgekrönten Spiele All Flesh Must be Eaten und Enter the Zombie im Auftrag von Eden Studios.
Im Jahr 2000 gründete er mit anderen die Cryptic Studios und war federführender Designer und Autor des erfolgreichen Superhelden-Computer-Onlinespiels City of Heroes. Außerdem gab er monatlich den gleichnamigen Comic heraus. Rick ist Autor der Trilogie Geek Mafia, einer Serie von Technologie-Thrillern, die in der Welt der Hacker und Nerds spielt (Geek Mafia, Geek Mafia: Mile Zero, und Geek Mafia: Black Hat Blues). In 2011 wurde im Anschluss an seinen Abschluss als Master of Fine Arts am Rainier Writers Workshop der Pacific Lutheran University sein Horror-Roman The Cthulhu Cult: A Novel of Obsession veröffentlicht.
Es folgten einige Jahre als Chefautor bei Blue Mammoth Games (heute eine Abteilung von Ubisoft), bevor Rick 2015 begann, am Ringling College of Art and Design kreatives Schreiben zu unterrichten.
Zusätzlich zum Schreiben für Zeitungen und Zeitschriften und gelegentlichem Veröffentlichen von Kurzgeschichten arbeitet Rick weiter für die Spieleindustrie. Er ist verantwortlich für die Organisation der Anyone's Game Conference am Ringling College.
Besuchen Sie ihn unter www.rickdakan.com.
Ryan G. Van Cleave ist, neben seiner Arbeit als Leiter des Studiengangs kreatives Schreiben am Ringling College of Art and Design, Autor und Schreibcoach. Er hält Keynote-Vorträge über Kreativität, Schreiben und Verlagswesen. Davor unterrichtete er über 20 Jahre diese Fachgebiete an diversen amerikanischen Universitäten: der Clemson University, am Eckerd College, an der Florida State University, der George Washington University, der University of Wisconsin-Green Bay und der University of Wisconsin-Madison.
Ryan hat über 20 Bücher geschrieben, zum Beispiel Memoir Writing For Dummies, The Weekend Book Proposal: How to Write a Winning Proposal in 48 Hours und Sell Your Book und Visual Storytelling: An Illustrated Reader. Als Ghostwriter, Book-Doctor und Coach war er an Dutzenden weiteren Büchern und Projekten beteiligt. Seine neueste Errungenschaft ist Schreibunterricht als »The Picture Book Whisperer«. Dabei unterstützt er Prominente und Kunden aus der Wirtschaft beim Schreiben von Kinderliteratur.
Ryans erste professionelle Veröffentlichung war eine Kurzgeschichte über einen Drachen, die im von Marion Zimmer Bradley herausgegebenen »Fantasy Magazine« erschien. Seither hat er zahlreiche weitere Geschichten über Drachen, Roboter und Zombies entwickelt.
Besuchen Sie ihn doch einfach einmal unter unter www.ryangvancleave.com oder auch unter www.thepicturebookwhisperer.com.
Für alle Studierenden, die wir jemals in Seminaren, Workshops und Coachingsitzungen unterrichtet haben – sie haben das Beste aus uns herausgelockt. Dieses Buch haben wir für Autorinnen und Autoren wie sie geschrieben.
Tolle Bücher werden von tollen Teams hergestellt, und obwohl mehr Menschen dieses Buch beeinflusst haben als wir hier erwähnen könnten, gebührt den folgenden wunderbaren Menschen unser besonderer Dank:
Elizabeth Harding, Literaturagentin par excellence, für ihre Beratung, Ermutigung und ihren unermüdlichen Geist.
Bei John Wiley & Sons, Inc.: Lindsay Lefevere, Lektorin; Vicki Adang, Spezialistin für Learning Design; Chad Sievers, Lektor, und Ann VanderMeer, technische Redakteurin. Ein wahres Staraufgebot!
Patrice Williams Marks für ihre wunderbare Beratung zu außenstehenden Lesern und Leserinnen, Lektoren und Lektorinnen.
Unseren großartigen Familien, die uns die Zeit und den Raum ermöglicht haben, so viele Zoom-Meetings abzuhalten, in denen es (hauptsächlich) um dieses Manuskript ging.
Unsere Kollegen am Ringling College of Art and Design, die besten lebenden Beispiele für Unterricht, Schreibpraxis und Kreativität.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Widmung
Dank
Vorwort
Einführung
Über dieses Buch
Törichte Annahmen
In diesem Buch benutzte Symbole
Wo anfangen?
Teil I: Als Einstieg: Grundlegendes zum Geschichtenerzählen
Kapitel 1: Reisen in die Fantasie unternehmen
Die großen drei Genres näher betrachtet
Charaktere entwickeln
Schriftstellerischen Erfolg anstreben
Dieses Buch optimal nutzen
Kapitel 2: Charaktere entwickeln
Auf die Wünsche Ihrer Charaktere konzentrieren
Die Charaktere einführen
Aus wessen Sicht? Erzählperspektive wählen
»Vielsagende Details« verraten
Was Sie nicht sagen! Dialog einsetzen
Kapitel 3: Das Fundament legen – Die Kraft der Handlung
Großes Drama konstruieren
Die Handlung gliedern
Kernelemente der Handlung betrachten
Kapitel 4: Viele Welten für viele Medien
Prosa schreiben – ein lieb gewonnener Oldie
Schreiben für TV und Leinwand – Drehbücher
Das Publikum mit einbeziehen – Interaktive Geschichten
Teil II: Weltenbau: Reisen in andere Welten
Kapitel 5: Eine Welt wie keine zweite entwickeln
Welten bauen, die es zu entdecken lohnt
Weltenbau für Konflikte
Konzentration auf das Wesentliche – die Eisberg-Regel
Kapitel 6: Recherche und Fantasie freien Lauf lassen
Mit der Erde anfangen: Inspiration und Adaption
Science und Fiction mit Recherche im Gleichgewicht halten
Kapitel 7: Die Explosion zeigen: Exposition, aber spannend!
Ihre Welt in Aktion zeigen
Auf erzählerische Exposition zählen: Geschichten, die erklären und bezaubern
Lesern vertrauen, Leser provozieren
Storytelling auf allen Ebenen
Ebene 1: In groben Zügen
Kapitel 8: Dieser Planet wird Sie fressen: Welten sind auch Charaktere
Einräumen, dass auch Welten etwas wollen
Räume und Schauplätze für das Drama schaffen
Teil III: Science-Fiction: Reisen in die Zukunft
Kapitel 9: Antworten auf »Was wäre, wenn …«?
Große Fragen stellen
Das nächste »Große Ding« erfinden
Kernfragen zu Ihrer Sci-Fi-Story
Kapitel 10: Ein Raumschiff für alle Gelegenheiten, eine Gelegenheit für alle Raumschiffe
Weit weg von zu Hause reisen: Auf in die Isolation und ins Abenteuer
Physik und Drama der Raumfahrt
Eins, zwei, drei, vier – Ich erkläre Krieg im All!
Kapitel 11: Begegnung mit Aliens, die man kennen, lieben und fürchten kann
Alien-Metaphern sinnvoll deuten
Eine Rolle spielen: Alien-Dramaturgie
Gefühle für Aliens
Kapitel 12: Es lebt! Oder doch nicht? – Sich Roboter und KI ausdenken
Künstliches Leben entwickeln
Fragen der Verantwortung
KL als Charaktere behandeln
Eigene Wesen entwickeln
Kapitel 13: Planeten-Plots und erdenverändernde Geschichten konstruieren
Andere Erden erkunden
Alles schlimmer (oder besser) machen
Teil IV: Fantasy: Reisen in die Fantasie
Kapitel 14: Staunen in Ihre Geschichte zaubern
Wunder wirken
Von High bis Low Fantasy
Eine fantastische Erzählperspektive wählen
Kapitel 15: Weltenbau auf den Schultern von Riesen, Feen, Drachen und Hobbits
Mythen und Legenden adaptieren
Mit Mittelerde anfangen? Nicht ganz …
Tolkien und Dungeons & Dragons verstehen
In Rekordzeit Geschichte schreiben
Kapitel 16: Magische Geschichten zaubern
Die Rolle der Magie beim Storytelling begreifen
Die Leserschaft auf eine magische Reise mitnehmen
Magie dramatisch machen (in jeder Hinsicht!)
Magie nutzen: Regeln und Preis festlegen
Verzauberte Artefakte und Gegenstände schmieden –Objekte, für die Magie gemacht
Kapitel 17: Echt fantastische (und fantastisch echte) Monster erschaffen
Verstehen, was Monster sind
Monster erschaffen
Teil V: Horror: Reisen in die Angst
Kapitel 18: Grauen, Angst und Schrecken erregen
Sich zu allem das Schlimmste vorstellen
Fürchterliches fühlen
Den Ursprung des Horrors finden
Kapitel 19: Angstgeladene Plots und sinistere Szenen aushecken
Wer da? Charaktere, die sich in die Finsternis begeben
Horror-Plots planen
Angst machen mit erzählerischen Flows
Kapitel 20: Schreckensgestalten – bedrohliche Monster und menschliche Abgründe
Monster kombinieren
Metaphern monströs machen
Die Klassiker neu interpretieren
Mordlustige Menschen fassen
Kapitel 21: Im Schatten verborgen – wo der Horror zu Hause ist
Umfelder konstruieren, die Grauen erregen
Spukhäuser und andere Brutstätten der Angst zusammenstellen
Teil VI: Die Reise vom Schreiben zur Veröffentlichung
Kapitel 22: Überarbeiten und Redigieren wie ein Profi
Einen Überarbeitungsplan machen
Erst überarbeiten, dann redigieren
Das Sujet – nicht nur für Buchvorstellungen in der achten Klasse wichtig
Verstehen, was das Sujet ist
Schleifen, polieren, zum Glänzen bringen – die Schlussredaktion
Kapitel 23: Zweitmeinungen einholen: Lektorat, Experten und Sensitivity Reader
Nützliches Feedback für Ihre Arbeit
Expertenhilfe für Ihre Geschichte
Kapitel 24: Die drei Ps: Publikation, Pitch und PR
Ein Team zusammenstellen: Agentur, Lektorat und Verlage
Pitchen wie ein Profi
Im Alleingang: Erfolg mit Self-Publishing
Sich selbst und Ihre Arbeit bewerben – Marketing optimal nutzen
Teil VII: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 25: Zehn Starthilfe-Methoden für festgefahrene Geschichten
Extrablatt, Extrablatt – die Schlagzeilen lesen
Einsteigen in die POE-Story-Maschine
Von der Blockade freischreiben
In die Kladde kritzeln
Einen Ausflug machen
Hintergrundgeschichten ausdenken
Die große Frage »Was wäre, wenn …?« beantworten
Mischen, verrühren und mixen
Mit einer Idee beginnen
Die Worte von jemand anderem nutzen
Kapitel 26: Zehn bekannte Tücken beim Schreiben von Sci-Fi, Fantasy und Horror
Mehr Schein als Sein
Überstrapazierte Zufälle
Endlose Details beim Weltenbau
Zu wenig lesen
Immer wieder die gleichen Aliens/Werwölfe/Elben
Eine vielfältigere Sicht auf die Welt ))
Zu nah am Trend
Fantasy-Sprech überstrapazieren
Das Versprechen des Genres vergessen
Klischees bemühen
Kapitel 27: Zehn beliebte Erzählmodi
Gefahr auf Schritt und Tritt – die Abenteuergeschichte
»Das ist das Ende!« – die apokalyptische Geschichte
Gags, Sketche und bissiger Humor – die Komödie
Gauner, Betrüger, Überfälle – die Kriminalgeschichte
Unheil und Verderben – die düstere Geschichte
Groß, größer, am großartigsten – das Epos
Die Kraft der Vergangenheit – Geschichten mit Geschichte
An der Front – die Kriegsgeschichte
Der Wahrheit auf der Spur – geheimnisvolle Fallgeschichten
Im Herzen der Sache – die Liebesgeschichte
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 25
Tabelle 25.1: Ideen generieren mit der POE-Story-Maschine
Kapitel 3
Abbildung 3.1: Freytags Pyramide
Kapitel 8
Abbildung 8.1: Abfolge narrativer Räume
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einführung
Fangen Sie an zu lesen
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
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Es gibt viele Bücher zur Kunst des Schreibens, auch spezialisierte Schreibratgeber für Science-Fiction, Fantasy und/oder Horror. Einige dieser Bücher beschränken sich auf eines der Genres, und viele von ihnen sind ausgezeichnet. Wie kommt man also dazu, noch ein weiteres zu kaufen und zu lesen? Die Antwort lautet: Science Fiction, Fantasy und Horror schreiben für Dummies ist anders als alle anderen, und zwar in mehrerlei Hinsicht.
Erstens behandelt dieses Buch all diese Genres; nicht selten überschneiden sie sich oder verschmelzen miteinander, also profitieren Sie als Autor oder Autorin davon, ein Buch vor sich zu haben, das die Genres sowohl einzeln als auch gemeinsam behandelt.
Zweitens beschäftigt sich dieses Buch auch mit geschriebenen Werken außerhalb der Kurzgeschichte und des Romans. Hier erfahren Sie etwas zum Drehbuchschreiben, zur gemeinsamen Arbeit an Graphic Novels, Sie lernen, wie man Computer- und/oder Brettspiele entwickelt, und sogar, wie man ein echtes Spukhaus baut. Science-Fiction, Fantasy und Horror lassen sich auf vielerlei Art kreativ umsetzen, und dieses Buch nimmt Sie mit auf all diese Reisen.
Darüber hinaus finden Sie im Buch großartige Beispiele aus allen Genres, für Charakterentwicklung, Handlungsstruktur, Plotten, Schauplätze und Weltenbau. Ebenfalls wird besprochen, wie Monster, Aliens, fremde Welten und magische Systeme entwickelt werden. Anhand klarer, präziser Beispiele wird veranschaulicht, wie das am besten geht. Die Beispiele sind wirklich gut und einfallsreich, außerdem sehr unterhaltsam!
Sie erfahren, wie man Feedback sucht und bekommt, wie man beim Überarbeiten vorgeht und wie man am besten Experten oder Sensitivity Reader einbindet. Außerdem bietet das Buch Informationen zum Schreiben und zum kreativen Prozess: es geht weiter mit dem Einreichen der Arbeiten, dem Pitchen (Vorstellen) von Ideen sowie den Vor- und Nachteilen des Self-Publishings. Es wird immer wieder auf Methoden eingegangen, mit denen man Schreibblockaden überwinden und dem kreativen Prozess Starthilfe geben kann.
Und zu allem Überfluss kommt Ihnen auch noch die geballte Erfahrung von Ryan Van Cleave und Rick Dakan zugute, die Jahre damit verbracht haben, Autoren beim Navigieren in kreativen Gewässern zu helfen. Beide haben außerdem zahlreiche Publikationen vorzuweisen, also wissen sie offensichtlich, wovon sie reden.
Ich selbst bin Ryan und Rick bei einem virtuellen Vortrag im Zuge einer virtuellen Veranstaltung begegnet, (dem Visiting Writers Forum an der Fakultät für kreatives Schreiben am Ringling College of Art and Design in Florida). Es war mir eine Ehre, als Dozentin eingeladen zu werden, und ich sagte sofort zu. Die Einladung erreichte mich 2020, in der Phase, die wir alle während der Pandemie zu Hause verbrachten und trotzdem versuchten, uns künstlerisch weiterzuentwickeln, außerdem bei Verstand und guter Laune zu bleiben.
Ich habe mich bei der Veranstaltung großartig amüsiert. Normalerweise stellen solche Programme einen Autor in den Mittelpunkt, also war es für mich als Lektorin eine doppelte Ehre, angesprochen zu werden. Es war wichtig, den zukünftigen Autoren und Autorinnen den Blickwinkel des Lektorats näherzubringen, denn sie haben oft wenig Erfahrung mit dem Lektorats- und Publikationsprozess. Ryan und Rick stellten kluge und interessante Fragen, und ich war beeindruckt von ihrem Wissen, nicht nur was meine eigenen Bücher, sondern auch was ihr breit gestreutes Interesse am gesamten Schreibspektrum betrifft.
Man merkt, dass die beiden eine Schwäche für alle spekulativen Genres haben, noch wichtiger ist allerdings, dass sie auch außerhalb der Genres gut Bescheid wissen. Und ganz offensichtlich haben beide eine Leidenschaft dafür, ihr Wissen zu teilen und anderen Autoren behilflich zu sein. Das macht die Hilfestellung, die sie mit diesem Buch anbieten, noch wertvoller. Das Allerwichtigste aber ist, dass Ryan und Rick einen spielerischen Zugang zum Schreiben haben, auch wenn es eine ernste Angelegenheit ist – was auch der Grund dafür ist, dass es so viel Freude und Vergnügen bereitet, dieses Buch zu lesen.
Ann VanderMeer
Für eine gute Fantasygeschichte ist es nicht damit getan, eine herkömmliche Geschichte zu schreiben und auf Seite 13 einen Elf einzusetzen. Oft geht es mit umfangreichem Weltenbau, coolen magischen Wesen und anderen wundersamen Dingen einher, die zusammengenommen die Leserschaft in ein aufregendes Reich versetzen, das sich noch nie jemand ausgedacht hat.
Dies trifft auf Science-Fiction und Horror genauso zu. Leser und Leserinnen wollen Geschichten, die von den altehrwürdigen Konventionen dieser Genres beeinflusst sind, denen es aber gelingt, langweilige Metaphern, stereotype Charaktere und superbekannte Plots zu vermeiden.
Klingt das einschüchternd? Das ist es durchaus … besser gesagt, das wäre der Fall, wenn Sie nicht ein Buch wie dieses in Händen halten würden!
Science-Fiction, Fantasy und Horror schreiben für Dummies macht den Schreibprozess einerseits weniger mysteriös, enthüllt andererseits aber genau, was zu guten Genregeschichten dazugehört. Alles, was wir in diesem Buch verraten, basiert auf jahrzehntelangem Unterrichten auf College-Level, Schreiben und Lektorieren, und was vielleicht noch wichtiger ist, Lesen.
Unser Anliegen ist, Ihnen eine solide Grundlage zu geben, die Sie darauf vorbereitet, Genreliteratur zu schreiben, die sich von der Masse abhebt. Und ganz nebenbei geben wir Ratschläge und Tipps für den Umgang mit der Verlagsindustrie, damit Sie wissen, was Sie mit den Geschichten machen müssen, sobald sie bereit sind, gelesen zu werden.
Wir nehmen an, dass Sie die Ideen und Methoden in diesem Buch zum Schreiben für eines dieser drei Formate nutzen werden:
Prosa (Romane und Kurzgeschichten)
Skripte (Film, TV, Comics und Graphic Novels)
Interaktive Medien (Videospiele, Rollenspiele und weitere immersive Erfahrungen)
Um es einfach zu halten, sprechen wir im gesamten Buch von »Publikum« oder »Leserschaft«; hiermit sind Leser und Leserinnen, Zuschauer und Zuschauerinnen, Gamer und Gamerinnen und so weiter gemeint – je nachdem, welches Medium Sie wählen. Denken Sie einfach daran: Jedes dieser Medien hat seine eigenen Stärken. Wenn Sie Prosa schreiben, sollten Sie sich wirklich dem Seelenleben des Charakters widmen. Bei Filmskripten können Sie auf Begleitsätze und hübsche Beschreibungen verzichten und sich stattdessen auf äußere Handlung, Geräusche und Dialog konzentrieren. Bei Computerspielen müssen Sie tolle Welten bauen, die ein gutes Umfeld für Konflikte bieten, damit ein Charakter – der Spieler! – Einfluss auf den Fortgang der Geschichte nehmen kann.
Eine gute Nachricht: Alle diese Erzählformen stellen die gleichen Grundprinzipien und Erwartungen des Publikums in den Mittelpunkt. Wenn Sie sich einmal damit vertraut gemacht haben, können Sie das nach Gutdünken bei jedem erzählerischen Unterfangen nutzen.
In den über 30 Jahren des Unterrichtens auf Collegelevel und den vielen Workshops bei Autorenkonferenzen, die wir gemeinsam vorweisen können, ist uns aufgefallen, dass die Studierenden häufig von einer oder mehreren der folgenden Annahmen ausgehen:
Man wird entweder als Autor geboren oder eben nicht.
Schreiben fällt allen leicht, außer mir.
Ich sollte auf Inspiration warten, bevor ich anfange zu schreiben.
Gute Schriftsteller brauchen ihre Texte nicht zu überarbeiten.
Schriftsteller müssen beim Arbeiten alleine sein.
Ob man etwas veröffentlicht, hat mehr damit zu tun, wen man kennt und weniger damit, was man schreibt.
Das Lektorat wird solche »Kleinigkeiten« wie Rechtschreibung und Grammatik schon in Ordnung bringen.
Ich habe nicht genug Zeit, einen Roman/ein Filmskript/eine Fernsehserie zu schreiben.
Um ganz offen zu sein: Jede einzelne dieser Annahmen ist falsch. Wir gehen hier nicht darauf ein, wieso, da wir all diese Themen in den folgenden Kapiteln behandeln. Sie können sich aber darauf verlassen, dass wir die Wahrheit sagen. Wenn es so weit ist, kommen auch die entsprechenden Argumente.
Wir tun unser Bestes, Ihrem Vertrauen auf jeder Seite gerecht zu werden. Versprochen.
Ehrlich gesagt haben auch wir gewisse Vermutungen, was Sie betrifft, liebe schreibende Person. Diese sind, in keiner bestimmten Reihenfolge:
Ob das Schreiben neu für Sie ist oder Sie schon Ihr ganzes Leben vor sich hin kritzeln: Sie möchten besser werden.
Sie mögen Genregeschichten wirklich gerne, besonders Science-Fiction, Fantasy und Horror.
Sie wollen eigene Geschichten schreiben, die bei der Leserschaft Anklang finden.
Sie möchten den Weg zur Publikation einschlagen.
Wenn etwas davon vertraut klingt, sind die Infos in diesem Buch genau für Sie gemacht.
Eines noch: Wir erwarten nicht, dass unsere Leserschaft jede einzelne jemals veröffentlichte Geschichte und alle Autoren und Autorinnen kennt, die jemals etwas geschrieben haben. Wir kennen jedenfalls ganz sicher nicht alle! Also vermeiden wir im Großen und Ganzen das Bezugnehmen auf bestimmte Geschichten und Autoren – aber manchmal können wir es uns nicht ganz verkneifen. Wir sind schließlich Lehrer.
Wenn Sie von uns gemachte Anspielungen mal nicht verstehen, ist das in Ordnung. Es werden keine Oger bei Ihnen einfallen und Sie mit französischen Lexika verdreschen oder so. Das schwören wir. Setzen Sie diese Geschichten und Autoren einfach auf Ihre »Könnte-ich-irgendwann-man-reinschauen«-Liste, denn sie haben eine Menge zu bieten.
In allen Büchern der Für Dummies-Reihe werden hilfreiche Symbole benutzt, um sicherzugehen, dass Kernaspekte, -elemente und -ideen besondere Beachtung finden. Ohne weitere Umschweife also hier die Symbole:
Dieses Symbol bezeichnet Dinge, die häufig einen »Aha!«-Effekt beim Schreiben auslösen. Wenn Sie nach praktischen Möglichkeiten suchen, besser schreiben zu lernen, setzen Sie diese gleich um.
Dieses Symbol macht Sie auf Dinge aufmerksam, die etwas mehr Beachtung verdienen. Wenn Sie querlesen, sollten Sie langsamer werden und sich richtig einlesen, wenn dieses Symbol auftaucht.
Dieses Symbol hebt Bonus-Informationen hervor, die Sie überspringen können, ohne Verständnisprobleme zu bekommen. Wenn Sie es aber ernst meinen mit dem Schreiben, können Ihnen diese Insiderinfos helfen.
Dieses Symbol hilft Ihnen, Problemfelder zu umgehen. Wir wollen Ihnen ersparen, dass Sie Zeit verschwenden, frustriert sind oder sich mit Höchstgeschwindigkeit in eine Sackgasse manövrieren.
Dieses Symbol weist auf praktische Aktivitäten hin, die Sie ausprobieren können, um Ihre Inspiration zu zünden und an verschiedenen Elementen Ihres geschriebenen Werkes zu arbeiten.
Wenn Sie gerade erst mit dem Schreiben beginnen, schlagen wir Ihnen vor, mit dem grundlegenden Aufbau von Geschichten (siehe Teil I) anzufangen. In Teil II, wo es um Weltenbau geht, gibt es wertvolle Tipps für alle drei Genres – blättern Sie gerne zu dem spezifischen Genre oder der Kunstform, die Sie besonders interessiert. Wenn Sie unsicher sind, wo Sie anfangen sollen, schauen Sie im Inhaltsverzeichnis oder dem Index nach, suchen Sie sich ein Thema aus, das Sie interessiert, und schlagen Sie das betreffende Kapitel auf.
Denken Sie daran: Die Für Dummies-Bücher bestehen aus Modulen, Sie können also alle Kapitel unabhängig voneinander lesen. Letztendlich ist das Buch dazu gedacht, Ihnen eine Hilfe zu sein, ob Sie in Kapitel 1 eintauchen und alles in einem Rutsch durchlesen, oder ob Sie nach Gutdünken hin und her springen. Nutzen Sie dieses Buch als Nachschlagewerk. Benutzen Sie es nach Bedarf, aber seien Sie auch bereit, es beiseitezulegen und das zu tun, was Autorinnen und Autoren am liebsten machen wollen – schreiben.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Interessante, dreidimensionale Charaktere entwickeln, mit denen die Leserschaft des Genres hoffen und bangen kann.Die beste Erzählperspektive wählen, um Konflikte und Sujets zu verdeutlichen.Ihre Geschichte mit Schwerpunkt auf dramatische Handlung und Charakterentwicklung konstruieren.Ein nahtloses Narrativ schaffen, indem Sie die Szenen durch Ursache und Wirkung miteinander verbinden.Erzählerische Hochspannung nutzen, damit die Leserschaft interessiert bleibt.Das optimal passende Medium für Ihre Geschichten wählen und dessen Stärken zu Ihrem Vorteil nutzen.Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Die Genres kennenlernen: Sci-Fi, Fantasy und HorrorFür das Drama geborene Charaktere und für den Konflikt gemachte narrative Welten entwickelnAls Autor erfolgreich zu sein, hat nicht nur mit Schreiben zu tunDieses Buch soll Schreibenden dabei helfen, bessere Geschichten zu erzählen.
So einfach ist es, und so komplex zugleich.
Lehrer, Bibliothekarinnen, Eltern und weitere Fans von Sci-Fi, Fantasy und Horror können aus diesem Buch auch eine Menge lernen, aber unser Ziel ist vornehmlich, Schreibenden dabei zu helfen, ihre Geschichten zu erzählen. Dabei konzentrieren wir uns auf die Aspekte der Kunst des Schreibens und die grundlegenden Überlegungen, die dazu beitragen, dass Autoren lernen, bessere und relevante Sci-Fi-, Fantasy- und Horrorgeschichten zu entwickeln.
Denn gute Geschichten sind wichtig – das ist unsere feste Überzeugung.
Jede gut erzählte Geschichte ist eine wundersame Reise in die menschliche Vorstellungskraft. Geschichten sind ein gemeinsames Unterfangen, das den Schreibenden wie den Lesenden Freude macht – eine symbiotische Erfahrung, könnte man sagen.
Dieses Kapitel dient Ihnen als Portal zu den Welten der Sci-Fi-, Fantasy- und Horrorliteratur. Wenn Sie diese drei Genres schreiben möchten, sind Sie hier richtig.
Drei der beliebtesten von uns unterrichteten Kurse für kreatives Schreiben sind Writing Science Fiction, Writing Fantasy und Writing Horror. Aber auch in den anderen Kursen, die wir anbieten, ziehen wir oft Studierende an, die Geschichten schreiben oder besprechen wollen, in denen finstere, diebische Elfen, Roboter-Attentäter oder Irre mit Axt und Kapuze vorkommen – manchmal in ein und derselben Geschichte!
Manche Menschen fassen diese drei Genres unter einem noch größeren Segment zusammen, das sie spekulative Prosa nennen. Damit wird Literatur bezeichnet, die aus einer »Was-wäre-wenn«-Fragestellung heraus entsteht, da diese Texte Elemente und Aspekte beinhalten, die in der konsensuellen Realität nicht existent sind (das sind Dinge, über die sich Menschen generell einig sind, was die Funktionsweise unserer Welt angeht). Das ist eine recht einfache Definition für einen schwer zu fassenden Begriff. Unter den Autoren gibt es unterschiedliche Meinungen über seine Bedeutung, was einer der Gründe dafür ist, dass er in diesem Buch nicht verwendet wird.
Es gibt Autoren, die nichts dagegen haben, Sci-Fi, Fantasy und Horror unter einen Hut zu bringen. Wir finden es sinnvoller, die Unterschiede zwischen den einzelnen Genres zu untersuchen, zu verstehen und zur Kenntnis zu nehmen. Es ist ein Weg zum Schreiben besserer Geschichten. Die Grenzen zwischen den dreien sind fließend und überlappend, aber das ist okay. Wir behandeln sie in diesem Buch getrennt, um es für Sie deutlicher zu machen.
Obwohl die drei Genres sehr deutlich zu unterscheidende Merkmale haben, können manche sich auf höchst interessante Weise überschneiden. In Kapitel 27 nennen wir weitere Möglichkeiten, solche Elemente erzählerisch mit Erfolg zu kombinieren, zusammenzustellen und zu mischen.
Eine Sache, die auf alle drei Genres zutrifft, ist ein gekonnter Weltenbau, auf den wir in Teil II näher eingehen. In Kapitel 5 geht es darum, eine ganz spezifische Welt für Ihre Geschichte zu erfinden. In Kapitel 6 widmen wir uns der Kombination von Forschung und Fantasie. Dort gibt es auch geheime Tipps zum Weltenbau von Kenneth Hite, einem der renommiertesten Spielemacher. Kapitel 7 hilft Ihnen dabei, Möglichkeiten zu finden, eine Leserschaft auf mehreren Ebenen anzusprechen und sich nicht auf eine Formel zu beschränken. Welten können so vielschichtig und eigenständig sein, dass sie selbst zu einem Charakter werden. Die Idee, wie Welten selbst etwas wollen können, wird in Kapitel 8 erklärt.
Auf den folgenden Seiten nehmen wir die drei Genres etwas näher unter die Lupe.
Sci-Fi-Geschichten bieten den Lesern mögliche andere Welten. Diese gehen vom aktuellen Stand der Wissenschaft zum Zeitpunkt des Schreibens aus, oder sind dadurch inspiriert. Aber das Genre geht noch weiter und stellt »Was-wäre-wenn«-Fragen über die Zukunft, neue Technologien und den Platz der Menschheit im Universum.
Bevor Sie Ihre Sci-Fi-Geschichte schreiben, beantworten Sie folgende Fragen:
Was ist das Große Neue Ding? Im Herzen jeder tollen Sci-Fi-Geschichte steckt eine wissenschaftlich basierte Entwicklung, die für das Narrativ entscheidend ist (das ist Ihr Großes Neues Ding). Welche Ideen haben Sie für ein cooles Großes Neues Ding?Wie würde es die Welt in der Geschichte verändern? Ob neue Technologie oder wissenschaftlicher Durchbruch – die Welt sollte von seiner Entdeckung oder der Anwendung beeinflusst werden. Wenn nicht, ist Ihr Großes Neues Ding wahrscheinlich nicht groß genug, um Ihre Geschichte zu tragen.Wen würde es betreffen? Es muss ein paar Leute geben, die das Große Neue Ding nicht ignorieren können. Sie sollten Ehrfurcht oder Angst davor empfinden, oder eine andere bedeutende Reaktion haben, die sie zum Handeln zwingt.Welche Konflikte ergeben sich daraus? Jemand will den Markt kontrollieren, die Welt verändern, diejenigen unterdrücken, die es verdient haben, oder einfach schnelles Geld machen. Wenn eine Person etwas will, wird jemand anderer versuchen, sie daran zu hindern, es zu bekommen, und das Große Neue Ding sollte zentral dafür sein, diesen Konflikt aufzulösen.Um gleich weiter zum Schreiben von Sci-Fi vorzupreschen, lesen Sie in Teil III weiter, in dem die anderen möglichen Welten der Science-Fiction untersucht werden. Von dem riesigen »Was-wäre-wenn« im Zentrum jeder Sci-Fi-Geschichte (siehe Kapitel 9) über Raumschiffe und Raumfahrt (siehe Kapitel 10) bis zu Aliens und allen künstlichen Lebensformen (Kapitel 11 und 12) ist hier alles enthalten. Wir beschäftigen uns sogar mit den Methoden, andere Planeten im Allgemeinen und alternative Versionen der Erde im Besonderen zu entwickeln – in Kapitel 13. Und wir schneiden die Vorstellung von Dystopien und Utopien an, zwei möglichen Zukunftsformen, die Leser gerne in Geschichten zum Leben erwachen sehen.
Fantasygeschichten schenken den Lesern unmögliche andere Welten. In den wundersamen Welten der Fantasy wird die konsensuelle Realität auf aufregende und unterhaltsame Weise zertrümmert, was Zauberformeln, antiken Artefakten und fantastischen Kreaturen Platz macht.
Hier gehen wir einigen Fragen nach, die Ihnen beim Schreiben von Fantasy helfen können:
Was ist das Unmögliche? Eines der Dinge, die Ihre Geschichte zur Fantasy machen, ist etwas, das in der Realität unmöglich wäre. Einhörner existieren. Man kann Blitze aus Zauberstäben schleudern. Alle Braunäugigen können Gedanken lesen. Beginnen Sie mit einer unmöglichen Sache und bauen Sie davon ausgehend die Geschichte weiter aus.Welche Regeln bricht die Geschichte, welche befolgt sie? Da sie unmöglich ist, kann sie mit unterschiedlichsten Regeln brechen, die für die Realität gelten: den Gesetzen der Physik, oder der Notwendigkeit zu schlafen. Aber es kann und sollte auch hier Regeln geben. Welchen Preis hat es, einen Zauber zu bewirken? Welche verwundbare Stelle könnte ein ansonsten unverwundbarer Drache haben? Es sind die Einschränkungen, die das Unmögliche interessanter und dramatisch machen.Wie kommt Ihre Hauptfigurdamit in Berührung? Wie das Unmögliche sich manifestiert, muss eine Bedeutung haben. Bewegt sich Ihr Protagonist aus einer alltäglichen in eine wundersame Welt? Ist das Wundersame schon ab Seite 1 vorhanden? Oder bricht das Wunder über die normale Welt des Protagonisten herein und bringt alles durcheinander?Wie verhält sich das Unmögliche zu Ihrem Antagonisten? Wenn es mächtig ist, wird der Antagonist es sicherlich haben wollen. Oder vielleicht ist es etwas, das ihm gehört und das er wiederhaben möchte. Wundersame, unmögliche Dinge sollten auf jeden Fall nur dann eingearbeitet werden, wenn sie für die Charaktere und die Welt dieser Geschichte eine Bedeutung haben. Sie sollten mehr sein als hübsche Ausschmückung oder Requisite.Um das Publikum in sorgfältig entwickelte Welten zu versetzen, in denen es Figuren mit charakterlicher Tiefe und potenzielle Konflikte gibt, fliegen Sie direkt weiter zu Teil IV, wo wir in die wundersame Welt der Fantasy eintauchen. Wie kommt man zum Fantastischen? Durch Portale, Eindringen oder Eintauchen (siehe Kapitel 14). Und wie zum Teufel kreiert man eigentlich magische Systeme? Denken Sie dabei in Kategorien wie Regeln und Konsequenzen (siehe Kapitel 15). Diese Fantasywelten können einen einschüchtern; wie also baut man eine gute? Der Schlüssel dazu ist, darüber nachzudenken, was eine Welt ausmacht, die viele Geschichten zu bieten hat (siehe Kapitel 16). Wie steht es mit den wilden Bestien und Kreaturen, die dort leben? Ungeheuer werden in Kapitel 17 behandelt.
Nicht selten nehmen Horrorgeschichten die Leserschaft mit in erschreckende Welten. Die gruseligen Ereignisse, die sich in manchen Horrorgeschichten abspielen, könnten auch in Wirklichkeit passieren (Serienkiller, Seuchen, Kulte und skrupellose Unternehmen), während das auf andere nicht zutrifft (Dämonen, Geister, Zombies und Hexen). Unabhängig davon, welchen Zugang zu Angst und Schrecken der Autor wählt: Eine gute Horrorgeschichte wird die Leserschaft vor Angst erzittern lassen und sie dazu bringen, darum zu betteln, dass das Licht nachts nicht ausgemacht werden soll. Nur für alle Fälle.
Hier kommen einige Fragen, die Sie im Zusammenhang mit einer gängigen Horrorkategorie auf Ideen bringen – der Entdeckungs-Plot:
Welches Geheimnis bringt die Geschichte ins Rollen? Die Schlüsselentdeckung in Bezug auf dieses Geheimnis (ein verschwundenes Kind, ein Mord, ein gestohlener Artefakt?) versetzt die Figuren in eine größere Geschichte, wo sie sich einer schrecklichen Wahrheit stellen und das, was sie da entdeckt haben, überleben müssen.Wie ist das Geheimnis mit dem tiefsten Wunsch des Protagonisten verbunden? Eine einfache Methode ist, es persönlich zu machen – das verschwundene Kind ist die Nichte. Oder der Mord ist auf dem Grundstück der Figur passiert. Der Artefakt ist ein Familienerbstück. Egal, wofür Sie sich entscheiden: Es sollte Ihren Akteur teuer zu stehen kommen, wenn er oder sie das Geheimnis ignoriert.Wie sorgen Hinweise und Entdeckungen für Beklemmung? Je tiefer die Figuren in die Geschichte eintauchen, desto mehr bösen Vorahnungen und Gefahren sollten sie begegnen. Drehen Sie ordentlich an der Angstschraube. Das Publikum weiß, dass dem Protagonisten gar nichts anderes übrig bleibt als weiterzumachen (aufgrund des tief sitzenden Wunsches, der ihn antreibt).Welche furchtbare Sache geschieht? Es ist nun mal eine Horrorgeschichte, also wird das Publikum etwas Entsetzliches erwarten. Ein Todeskult versetzt eine Gemeinde an der Küste in Angst und Schrecken. Ein Dämon wird unter einem Museum für Altertümer heraufbeschworen. Wie reagieren Ihre Charaktere darauf?Sie wollen mehr darüber erfahren, wie man Geschichten erfindet, bei der einem die Haare zu Berge stehen? Dann fordern wir Sie zur Mutprobe heraus, Teil V zu betreten, der Sie in die Welt des Horrors einführt. Dieser beginnt mit den wichtigsten Reaktionen der Leserschaft – Angst, Schrecken, Todesangst (siehe Kapitel 18). Danach konzentrieren wir uns auf die emotionalen Ursprünge des Horrors, einen Blick auf die kathartische Wirkung des Erschreckens mit eingeschlossen (siehe Kapitel 19). Wir stellen uns bedrohlichen Ungeheuern und nicht weniger Furcht einflößenden menschlichen Abgründen (mehr dazu in Kapitel 20). In Kapitel 21 sprechen wir über die zahlreichen Schauplätze, an denen nichts Böses ahnenden Personen Entsetzliches zustoßen könnte: ein Spukhaus, eine Vampirhöhle, verlassene Kolonien auf dem Mond, Höhlen in den Bergen des Himalaya – und das seltsame Haus in Ihrer Straße.
Was Lesern an Geschichten vorwiegend in Erinnerung bleibt, sind geliebte Charaktere. In Kapitel 2 wird alles enthüllt, was Sie über die Entwicklung von Charakteren wissen müssen, die großartiger Geschichten würdig sind. Kleiner Spoiler: Die Figuren brauchen ein Ziel, für das sie bereit sind, sich wirklich einzusetzen, und sie müssen Fehler haben. Niemand interessiert sich dafür, etwas über perfekte Personen zu lesen, die alles im Griff haben.
Das Publikum will einem Charakter folgen, zu dem es einen Bezug hat und der Dinge von Bedeutung tut. Gewünscht sind spannende Charaktere, mit denen man bis zum Ende hoffen und bangen kann. Dies geschieht nur dann, wenn die Charaktere interessant sind. In Kapitel 2 geben wir auch Ratschläge zur besten Erzählperspektive, zur Verwendung vielsagender Details und zum Formulieren guter Dialoge. Kapitel 2 ist eine Adresse für alle charakterentwicklungstechnischen Belange.
Tolle Charaktere brauchen auch tolle Konflikte. Und Konflikte sind der Motor von Geschichten – in Kapitel 3 erfahren Sie, wie man sie konstruiert. Wir untersuchen die DNA von erzählerischen Konflikten, präsentieren wirkungsvolle bereits vorhandene narrative Strukturen und erläutern, warum Charakterentwicklung so wichtig ist. Außerdem geben wir Tipps zum Erzähltempo, erklären die verschiedenen Arten von Szenen und betrachten Anfänge, Mittelteile und Enden (und natürlich wie man sie schreibt).
Wir wollen Ihnen helfen, mehr über Sci-Fi, Fantasy und Horror zu lernen, aber wir wünschen uns noch mehr für Sie. Lernen ist natürlich auch wertvoll, aber um erfolgreich zu schreiben, muss man auch regelmäßig das tun, was professionelle Autoren machen. Hier kommt Teil VI ins Spiel.
Dieses Kapitel gibt Ihnen eine Übersicht über das, was Sie tun können, um als Autor besser zu werden.
Niemand ist perfekt, und Sie sollten auch keine solche Erwartungshaltung an sich selbst und die erste oder eine frühe Fassung des Textes haben. Aber wenn es dann Zeit ist, die verflixten Wörter unter Kontrolle zu bekommen, empfehlen wir Ihnen, Folgendes zu tun:
Text laut vorlesen.
Ob Sie selbst lesen oder jemand anderer – Ihre Ohren werden mitbekommen, was Ihre Augen irgendwie übersehen haben.
Notizen machen.
Beim Durchlesen des Textes legen Sie eine To-Do-Liste für Dinge an, die Sie später erledigen wollen, eher als gleich alles zu korrigieren, was Sie finden. Es ist zu verwirrend, alles auf einmal in Ordnung zu bringen.
Sujets nachverfolgen.
Behalten Sie mit Leuchtstiften, Klebezetteln oder einer farbkodierten Exceltabelle Ihre Sujets im Auge. Sagen sie wirklich das aus, was Sie beabsichtigt haben? Gibt es Stellen, an denen sie betont oder hervorgehoben werden müssten?
Charakterentwicklung prüfen.
Stellen Sie sicher, dass alle Figuren durchgehend glaubhaft bleiben. Ist Ihre Beschreibung effektiv? Haben die Figuren individuelle Ausdrucksweisen, Verhaltensweisen oder Ansichten?
Wissen, wann Sie ausreichend überarbeitet haben.
Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man alles getan hat, was möglich war. Jede weitere Arbeit macht den Text nicht mehr besser – nur anders.
In Kapitel 22 zeigen wir Ihnen, wie man professionell überarbeitet und lektoriert. Das ist ein Muss, wenn Sie Ihre Arbeit veröffentlichen oder einem Publikum vorstellen wollen. Wir sprechen über das Redigieren, das Überarbeiten im Hinblick auf das Sujet, die Szenen, Sätze und Wörter – und vieles mehr.
Die Vorstellung, alles alleine zu machen, mag vielleicht bedeutend oder sogar glamourös sein; die meisten Geschichten entstehen jedoch nicht auf diese Weise. Von Schreibenden wird definitiv einiges erwartet, das ist richtig, aber sie sollten auch wissen, wann es angezeigt ist, sich Hilfe von außen zu holen.
Profis wie diese können Ihnen mit Expertise, Rat und Tat zur Seite stehen:
Lektorenoder Textredakteure: Diese Story-Gurus sind darauf spezialisiert, die Struktur und den Inhalt Ihrer Geschichte zu verbessern. Sie haben auch Fachwissen über den Markt und nutzen es, um sicherzugehen, dass Sie in der Lage sind, die bestmögliche Geschichte abzuliefern.Korrektoren: Diese Leute sind Ihrer Rechtschreibprüfungs-Software weit voraus. Sie stellen sicher, dass Ihr Text frei von Tipp-, Grammatik-, Rechtschreib-, Satzbau- oder Formatierungsfehlern ist.Sensitivity Reader: Wenn Sie zum Beispiel über Mitglieder einer Randgruppe schreiben, kann ein Sensitivity Reader prüfen, ob in Ihrer Geschichte unsensible, falsche, beleidigende oder überholte Schilderungen vorkommen. Auch wenn Sie selbst zu dieser Gruppe gehören, ist eine andere Perspektive manchmal recht nützlich.Expertenauf bestimmten Fachgebieten: Diese Menschen tun und wissen Dinge, die nur wenige andere interessieren …, bis Sie genau diese Information für eine Geschichte benötigen. Denken Sie an Astrobiologen bei der ESA, forensische Anthropologen oder Prothetiker.Forschende an Universitäten: Auch wenn diese Experten vielleicht nicht selbst auf diesem Gebiet tätig sind, wissen sie genau so viel wie die (oder mehr!), die es tun. Und sie lieben es, darüber zu sprechen, woran sie forschen, was sie unterrichten und worüber sie schreiben.Qualifizierte Unterstützung und Beratung von außerhalb ist oft eine unschätzbare Hilfe, um das Beste aus Ihrer Arbeit herauszuholen. Mehr Details finden Sie in Kapitel 23.
Die drei Ps sind ein wichtiger Teil Ihrer Entwicklung beim Schreiben. In beliebiger Reihenfolge sind es:
Pitch
:
Ein
Pitch
ist die aufs Wesentliche reduzierte, überzeugendste Version Ihrer Geschichte in mündlicher oder schriftlicher Form. Oft wird auch der Begriff
Elevator Pitch
benutzt, denn Sie sollten in der Lage sein, den Pitch in 30 Sekunden oder schneller (der durchschnittlichen Dauer einer Fahrstuhlfahrt entsprechend) vorzutragen.
Publikation
:
Das ist Ihr Ziel beim Schreiben von Geschichten, sei es in Buchform, als Liveperformance, Audioproduktion oder jeder beliebigen Präsentationsform, um Ihre Arbeit einem Publikum nahezubringen.
PR
:
Sich selbst als Schriftsteller und Ihre Arbeit als wertvoll zu verkaufen, ist eine Kunst für sich. Diejenigen, die diese Fähigkeit haben, werden wirklich belohnt.
In Kapitel 24 wird näher erklärt, was es mit den drei Ps auf sich hat. Dabei geht es um Branchenfachwissen, womit Sie sich erst wirklich befassen müssen, wenn eine fertige Rohfassung eines Manuskript vorliegt, auf die Sie sehr stolz sind und von der Sie glauben, dass sie hinaus in die Welt müsste. Bis dahin sind Agenten und Verlagslektoren nichts, worauf Sie viel Zeit verwenden sollten.
Ihr Erfolg als Autor wird sich von dem anderer Personen der schreibenden Zunft unterscheiden. Vielleicht haben Sie einige gemeinsame Ziele, aber gewisse, spezifische Ziele sind immer individuell. Setzen Sie sich eigene Ziele und überlegen Sie, was Sie mit Ihren Geschichten vorhaben. Um Ihr eigenes Verhältnis zu Ihren Texten richtig zu beurteilen, stellen Sie sich folgende Fragen:
Warum wollen Sie gerne schreiben?
Was können Sie schreiben, das niemand anderer schreiben kann?
Welche Art von Text finden Sie am befriedigendsten?
Ist es wichtig, wer – oder wie viele Leute – mit Ihren Texten in Berührung kommen?
Ist Schreiben ein Hobby, eine Teilzeitbeschäftigung, oder etwas, das Sie beruflich in Vollzeit machen wollen?
Wenn jemand Ihre Geschichten liest, ist es Ihnen auch wichtig, damit Geld zu verdienen?
Ein Fehler, den wir viele Studierende oder am Anfang stehende Autoren machen sehen, ist, dass sie zu sehr auf das große Ziel hinarbeiten: das Drehbuch für einen Blockbuster oder einen Bestseller zu schreiben, die nächste erfolgreiche Netflix-Serie zu entwickeln. Wir hoffen, dass die Zukunft Ihnen dies bescheren wird, aber für die meisten ist das noch Zukunftsmusik. Wenn das Ihre Messlatte für Erfolg ist, könnte es sein, dass Sie das Gefühl bekommen zu scheitern, wenn es so aussieht, als würden Sie wenig bis keine Fortschritte machen, weil das Ziel in so weiter Ferne liegt.
Stattdessen schlagen wir vor, dass Sie sich eine Reihe von Zielen setzen, die nach Zeit- und Energieaufwand geordnet sind, zum Beispiel:
Kurzfristige Ziele
: Lesen Sie dieses Buch fertig. Schreiben Sie eine Woche lang jeden Morgen 30 Minuten Tagebuch. Denken Sie sich fünf Ideen für Geschichten aus. Wählen Sie eine Idee und entwickeln Sie einen Handlungsfaden für die ganze Geschichte. Schreiben Sie fünf Tage lang jeden Tag 300 Wörter an dieser Geschichte.
Mittelfristige Ziele
:
Überarbeiten, vertiefen und verbessern Sie die Gliederung der Geschichte. Schreiben Sie einen Monat lang jeden Tag 300 Wörter von dieser Geschichte. Wiederholen Sie das im Folgemonat. Und im nächsten auch. Und dem, der danach kommt.
Langfristige Ziele
:
Schreiben Sie die erste Fassung fertig. Rekrutieren Sie zwei kluge Leser, die Ihnen kluges Feedback für Ihre Geschichte geben können. Überarbeiten Sie die erste Fassung nach deren Kommentaren, mit dem Ziel, etwa zehn Prozent des Textes zu kürzen.
Eine solche Reihe messbarer Ziele zu haben – die Sie beim Erreichen feiern sollten! –, kann Sie vor einem Burn-out bewahren, Verbindlichkeit schaffen und Ihnen helfen, Ihre Fortschritte im Auge zu behalten. Hinzu kommen die eigene Motivation und Leidenschaft, und schon sind Sie ein gutes Stück weitergekommen bei dem Vorhaben, das Geschichtenschreiben auf signifikante Weise in Ihr Leben zu integrieren, wie auch immer das aussieht.
Die unglaublich produktive, in den USA sehr bekannte Kinderbuchautorin Jane Yolen, die nebenher auch viel Science-Fiction und Fantasy schreibt, teilt ihre Bücher in drei verschiedene Kategorien ein:
Kopf-Bücher– in denen sie sich kreativ mit einem Problem oder einer Idee auseinandersetzt, die sie interessiert.Herz-Bücher– in der sie sich mit einem Thema beschäftigt, für das sie eine große Leidenschaft hat.Taschen-Bücher– Bücher, von denen sie weiß, dass sie kommerziell erfolgreich sein werden.Wenn Sie eine Kopf-Geschichte schreiben, mit der Sie wenig oder gar kein Geld verdienen, wäre das okay? Was wäre, wenn eine Herz-Geschichte auch wenig oder kein Geld einbringen würde? Gibt es eine Möglichkeit, eine Kopf- oder Herzgeschichte zu schreiben, die gleichzeitig zur Taschen-Geschichte wird?
Ehrliche Antworten auf diese Fragen, die Sie selbst geben, sind die einzig guten. Sie sollten unbedingt für sich als Autor ein Ziel definieren, das mitten ins Schwarze trifft. Das behalten Sie im Auge, während Sie Ihre Fähigkeiten schulen und möglichst gute Geschichten schreiben. Wenn Ihre Ziele sich ändern, ist das in Ordnung. Passen Sie diese nach Bedarf an und arbeiten Sie weiter. Es ist empfehlenswert, mindestens zweimal pro Jahr diese Ziele zu hinterfragen, vielleicht auch öfter.
Erfolgreich sein kann man auf vielerlei Weise. Wir wollen, dass Sie diejenigen verfolgen, die für Sie, und nur für Sie, Sinn ergeben. Das ist der richtige Weg.
Beim Formulieren von Zielsetzungen denken Sie am besten an das Akronym SMART: Jedes Ziel sollte spezifisch, messbar, ausführbar, relevant und trendig sein. Wenn Sie das tun, sind Sie auf einem guten Weg, was Ideen entwickeln, Geschichten schreiben und Deadlines halten betrifft.
Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir sicherstellen können, dass dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite nützlich ist. Unser Ziel war, ein Buch ohne viel Chichi vorzulegen, das unseren Lesern beibringt, wie man schreibt. Das ist unserer Meinung nach gelungen.
Eine Möglichkeit, mit dem Buch zu arbeiten ist, es von A bis Z zu lesen. Wir wären hocherfreut, wenn Sie das machen würden. Es steckt eine Menge drin, das neuen, bereits erfahrenen und auch fortgeschrittenen Autoren helfen kann. Ob in einem großen Happen oder in kleinen Portionen – verschlingen Sie es nach Herzenslust.
Aber uns ist auch klar, dass Sie sich vielleicht vorerst auf bestimmte Dinge konzentrieren wollen. Das ist auch eine feine Sache. Sehen Sie sich im Inhaltsverzeichnis um und nehmen Sie sich die Teile vor, die Sie für Ihre Bedürfnisse nutzen wollen.
Sie können sich auch aus bestimmten Teilen dieses Buches eine für ein bestimmtes Ziel passende Lernsituation zusammenzustellen. Wenn Sie beispielsweise eine Urban Fantasy schreiben wollen (eine Geschichte, in der übernatürliche/magische Elemente an einem realitätsnahen Schauplatz vorkommen), könnten Sie sich eine Leseliste wie diese zusammenstellen:
Kapitel 2
:
Wie entwickelt man eine Protagonistin, die dort hingeht, wo sie nichts verloren hat, und Dinge tut, die andere vernünftigerweise unterlassen? Geben Sie ihr eine starke Motivation für eine Audienz bei einem ziemlich kriminellen Vize-Mafiaboss.
Kapitel 7
:
Was ist die beste Möglichkeit, zu zeigen, wie gefährlich diese Feen wirklich sind? Lassen Sie sie in einer relativ gewalttätigen Auseinandersetzung auftreten, sodass die Protagonistin – und das Publikum – Zeugen werden und sagen: »Wow! Diese Feen sind aber ganz schön hartgesotten!«
Kapitel 10
:
Was für eine Gesellschaftsform haben die Feen? Lassen Sie sich von den zwischenmenschlichen Dynamiken einer Raumschiff-Crew davon inspirieren, wie Feen sich auf engem Raum zueinander verhalten würden, während sie sich vor den normalen Menschen verbergen.
Kapitel 16
:
Wie funktioniert Feenzauberei in einer modernen Welt? Entwickeln Sie ein magisches System für eine Geschichte, in der Magie eine Seltenheit ist. Magie zu praktizieren hat dramatische, interessante Folgen, die verdeutlichen, warum nicht häufiger gezaubert wird.
Kapitel 20
:
Wie wird der Hof der Feen so unheimlich wie möglich? Lassen Sie die Feen ein soziologisches Manko personifizieren und mit Überzeugung verkörpern.
Wenn Sie eher zu einer nicht traditionellen Spukhausgeschichte tendieren, die auf einem verlassenen Raumschiff spielt, das kürzlich im Orbit um den dritten Mond des Saturn entdeckt wurde, wäre folgende Leseliste ideal:
Kapitel 2
:
Niemand reist ganz alleine ins All; wer begleitet also den Protagonisten? Stellen Sie ihm Weggefährten zur Seite, die ihm helfen, ihn beschützen und als Vertrauenspersonen fungieren, wenn es da draußen im Weltall zur Sache geht.
Kapitel 6
:
Wie kann das verlassene Schiff selbst einzigartig und interessant werden? Gestalten Sie es so wie alle anderen Raumschiffe, die den Lesern bekannt sind, ändern Sie aber ein wichtiges Element, das zur Stimmung und den Themen dieser Geschichte passt.
Kapitel 10
:
Wie genau kann das Schiff einen unbewohnbaren, abweisenden Eindruck machen? Nehmen Sie die Annehmlichkeiten weg, die Schiffe meistens bieten, wie künstliche Schwerkraft und ein funktionierendes Lebenserhaltungssystem.
Kapitel 17
:
Welche Rolle könnten die Monster – welche es auch sein mögen – auf diesem verlassenen Raumschiff spielen? Die Monster könnten als Hindernis bei der Aufgabe fungieren, der größeren und tödlicheren Frage nachzugehen: Was ist der Crew zugestoßen?
Kapitel 21
:
Wie könnte das Raumschiff selbst zu einem beängstigenden Schauplatz werden? Nehmen Sie strukturelle Verschiebungen vor, um die Protagonistin (und wer zu diesem Zeitpunkt sonst noch am Leben ist) zu ängstigen.
Unsere Absicht ist, Ihnen mit diesem Buch alles Notwendige an die Hand zu geben, um gute Sci-Fi-, Fantasy- oder Horrorgeschichten zu schreiben. Als Ganzes gesehen ist das Buch ein umfassendes Werk für genau diesen Zweck, aber die einzelnen Teile sind flexibel und können Ihren Bedürfnissen entsprechend zusammengestellt werden, um ein akutes Problem zu lösen, eine spezifische Art von Geschichte zu erzählen oder einen bestimmten erzählerischen Effekt zu erzielen.
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Sehnsucht als Antrieb der GeschichteDie richtigen Charaktere für die Aufgabe engagierenErzählperspektive mit Bedacht wählenEinen Charakter entwickeln, Detail für DetailKnackige Dialoge formulierenWenn Sie an Ihre Lieblingsfilme und -bücher denken, ist es gut möglich, dass Sie nicht mehr alle Einzelheiten des Geschehens präsent haben, dafür aber eine kristallklare Erinnerung an die Hauptfiguren. Das ist nicht weiter überraschend. Es sind die Charaktere, die Geschichten im Gedächtnis verankern, denn das Publikum entwickelt einen Bezug zu ihnen. Sie machen sich Sorgen um sie. Sie fiebern mit ihnen mit. Sie stellen sich vor, wie es wäre, an ihrer Stelle zu sein, ob im Raumanzug oder in geflügelten Sandalen!
Faszinierende Charaktere sind der Grund dafür, dass Menschen Bücher ein zweites Mal lesen und Spielfilme mehrfach anschauen. Sie wollen mehr Zeit mit den Figuren verbringen, die ihnen am Herzen liegen. Anders bei denen, die ihnen egal sind: Sich deren Leben noch einmal anzuschauen, ist einfach unnötig.
Einerseits weiß das Publikum, dass Literatur eine Art Illusion ist. So sehr sie sich auch wünschen, dass es anders wäre: Die Helden aus einer geliebten Space Opera oder einer epischen Fantasy sind nicht real. Andererseits geht das Publikum auf neue Geschichten zu wie zu einem ersten Date: voller Hoffnung, freudig aufgeregt – und mit dem Wunsch, eine Beziehung einzugehen.
Beim Schreiben ist es Ihr Ziel, diese literarische Liebe entstehen zu lassen, indem Sie Charaktere erschaffen, die die Aufmerksamkeit und Zeit Ihres Publikums verdienen. Dieses Kapitel lehrt Sie die Grundlagen dafür, genau das zu tun.
Charaktere sind dazu gedacht, echt auszusehen und zu wirken, sich so zu verhalten, zu sprechen oder sogar so zu riechen. Das bedeutet, dass Sie zunächst alleine recherchieren können, indem Sie sich aufmerksam in Ihrem eigenen Leben und dem Ihrer Mitmenschen umsehen. Schriftsteller tun dies permanent. Halten Sie fest, was Ihnen auffällt und erwägen Sie, solche Details aus der realen Welt einzuarbeiten, damit Ihre Charaktere glaubhafter erscheinen.
Menschen haben Wünsche: ein Paar Schuhe. Ein Abschluss in Marketing. Die Chance, die leibliche Mutter zu treffen. Die erste Person zu sein, die einen Fuß auf den Mars setzt. Einen Reality-TV-Wettbewerb zu gewinnen.
Manche Sehnsüchte sind erzählerisch wichtig, andere weniger. Eine neue Keule mit Stacheln zum Beispiel: Für einen streitlustigen Gesellen, der in seinem Dachboden über der Bar, die er sein Zuhause nennt, bereits ein ganzes Arsenal zur Verfügung hat, ist sie nicht allzu wichtig. Anders sieht es bei einem heimatlosen Elfen aus: Er träumt davon, einen Weg zu finden, die Rowdys dieser Stadt davon abzuhalten, ihm sein Essen zu stehlen.
Im ersten Fall würde niemand besonders viel darauf geben, ob dieser Rowdy seine zwanzigste tödliche Waffe bekommt oder nicht. Ehrlich gesagt ist es auch dem Rowdy egal. Aber der arme Elf sehnt sich nach etwas Bedeutendem. Ein Schwert in die Finger zu bekommen, damit er sich endlich verteidigen kann: Das könnte der entscheidende Unterschied zwischen Überleben und Verhungern sein.
Wenn Sie wissen, was Ihre Charaktere wirklich wollen, wird es wesentlich einfacher, sich vorzustellen, wie sie auf Ereignisse in der Geschichte reagieren werden. In den nächsten Absätzen zu Zielen, Bedürfnissen und Sehnsüchten wird einiges über die größten Wünsche Ihre Charaktere deutlich.