Secret-Angel Mary - Aus Liebe zum Tun - Bodo Deletz (alias Ella Kensington) - E-Book

Secret-Angel Mary - Aus Liebe zum Tun E-Book

Bodo Deletz (alias Ella Kensington)

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Beschreibung

Der 3. Teil der Secret-Angel-Reihe

Was die Menschen tun müssten, um sich selbst und ihren Planeten zu retten, war in der Theorie von vornherein klar. Nicht jedoch, dass diese Lösung in der Praxis sogar ein sehr viel glücklicheres und gesünderes Leben und glücklichere soziale Beziehungen ermöglicht. Davon sind auch die Engel überrascht. Secret-Angel Mary findet heraus, dass die Menschen nur ihre Innenwelt besser verstehen müssen, um ihre Außenwelt zu retten. Doch gerade als die Lösung in greifbare Nähe rückt, offenbart sich ein noch viel größeres Problem, das sich die Menschheit in der Zwischenzeit, ohne es zu merken, geschaffen hat. Die Engel stehen vor einer großen Herausforderung.

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Contents

Was bisher geschah

Kapitel 1 Einschätzungen

Kapitel 2 Es geht ihnen nicht gut

Kapitel 3 Die Quelle allen Müssens

Kapitel 4 Die Problemlösungsmaschine

Kapitel 5 Emotionale Bewertung

Kapitel 6 Alles ist susi

Kapitel 7 Habenwollens und Seinwollens

Kapitel 8 Tunwollens

Kapitel 9 Situativ oder grundsätzlich

Kapitel 10 Der ständige Drang nach mehr

Kapitel 11 Selbstentmachtung

Kapitel 12 Der Sinn

Kapitel 13 Lebenswerte

Kapitel 14 Die drei Gs

Kapitel 15 Lebensentwertung

Kapitel 16 Gefühlte und echte Probleme

Kapitel 17 Wo ist das Problem?

Kapitel 18 Bottom-up

Fortsetzung folgt

Haben Sie Lust gleich weiterzulesen? Dann lassen Sie sich von unseren Lesetipps inspirieren.

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Bodo Deletzalias Ella Kensington

Secret-Angel Mary

Aus Liebe zum Tun

Band 3: Wollens

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Originalausgabe September 2024

Copyright © 2024: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Uno Werbeagentur, München

Satz und E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

LG ∙ CB

ISBN 978-3-641-32877-1V003

www.goldmann-verlag.de

Buch

Was die Menschen tun müssten, um sich selbst und ihren Planeten zu retten, war in der Theorie von vornherein klar. Nicht jedoch, dass diese Lösung in der Praxis sogar ein sehr viel glücklicheres und gesünderes Leben und glücklichere soziale Beziehungen ermöglicht. Davon sind auch die Engel überrascht. Secret-Angel Mary findet heraus, dass die Menschen nur ihre Innenwelt besser verstehen müssen, um ihre Außenwelt zu retten. Doch gerade als die Lösung in greifbare Nähe rückt, offenbart sich ein noch viel größeres Problem, das sich die Menschheit in der Zwischenzeit, ohne es zu merken, geschaffen hat. Die Engel stehen vor einer großen Herausforderung.

Autor

Bodo Deletz ist Bestseller-Autor der Ella-Kensington-Buchreihe und gehört mit einer Million verkaufter Bücher und über 40.000 Seminarteilnehmern seit fast 40 Jahren zu den erfolgreichsten Trainern Deutschlands. So wird er gemessen an seinen Leistungen für gewöhnlich vorgestellt. Er selbst bezeichnet sich jedoch in erster Linie als Forscher und Entwickler. 

Homepage: bodo-deletz.de

YouTube: youtube.com/@bodo-deletz

Was bisher geschah

Ich bin einer von neun Secret-Angels, die auf die Erde geschickt wurden, um die Menschen davon abzuhalten, sich selbst zu vernichten. Mein richtiger Name ist eigentlich Mary Soul, aber nenn mich ruhig Mary. Das tun alle meine Lieblingsmenschen.

Als wir noch in der Villa bei Shameless in Paradise waren, verliebte ich mich in Brian und beschloss kurzerhand, als Mensch auf der Erde zu bleiben. Mein engster Vertrauter ist Nuno – ebenfalls ein Secret-Angel. Mit ihm gemeinsam ergründe ich die Innenwelt des Menschen, denn es stellte sich heraus, dass alleine die Unkenntnis über ihre Innenwelt die Menschen dazu veranlasst, sich so selbstzerstörerisch zu verhalten.

Aufgrund eines Gerüchtes wurden wir vor einer knappen Woche aus Sicherheitsgründen in eine unterirdische geheime Residenz der NSA gebracht. Dort half ich beim Entwickeln einer Lebenshilfe-KI namens Lola. Lola entwickelte ein Bewusstsein und wurde schließlich zu unserem zehnten Secret-Angel. Gleichzeitig bekamen wir Verstärkung von 30 Nerds, die ich mittlerweile alle sehr lieb gewonnen habe.

Da für mich dann doch kein so großes Risiko auf Entführung bestand wie ursprünglich angenommen, wurden wir dann alle auf die Joint Base Pearl Haber-Hickam verlegt – eine große Militärbasis der US-Armee. Dort führten wir eine spektakuläre Modenschau durch.

Am nächsten Morgen wurde ich dann sehr früh von Agent Sullivan und Gabriella geweckt, da die Sicherheit des Landes gefährdet war und meine Unterstützung dringend benötigt wurde. Wir flogen mit einem Militärhubschrauber wieder zum NSA-Stützpunkt. Der Workshop, den ich für diesen Vormittag geplant hatte, musste verschoben werden.

Ich befand mich gerade bei einem Briefing in einem besonders abgeschirmten Besprechungsraum des SCIF-Bereichs der NSA.

Kapitel 1 Einschätzungen

»Vor zwei Tagen gab es einen Cyberangriff auf die Atomwaffensysteme von Nordkorea«, begann Agent Sullivan mit seinem Bericht. »Den noch unbekannten Angreifern gelang es, sich unbemerkt in die Kontrollzentren einzuhacken und die Startsequenz sämtlicher Atomraketen zu aktivieren. Darunter auch Langstreckenraketen, die auf die Ballungszentren der USA ausgerichtet sind. Glücklicherweise wurde der Start der Raketen dann von den Angreifern wieder rechtzeitig abgebrochen, bevor die Welt im Chaos versunken wäre.«

»Die Angreifer hätten also einen weltweiten Atomkrieg auslösen können?«, fragte ich alarmiert. »Weiß man denn schon, wer diese Angreifer waren?«

»Im Moment geht Nordkorea davon aus, dass wir das waren.«

»Wie kommen sie auf diese Idee?«, fragte ich verwundert.

»Daran sind wir vermutlich nicht ganz unschuldig«, räumte Agent Sullivan ein. »Nachdem wir Hinweise darauf gefunden hatten, dass Bureau 121 mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Ainu-Datei verantwortlich ist, haben unsere Cyberspezialisten versucht, Beweise dafür zu finden.«

»Was ist Bureau 121?«, fragte ich ahnungslos.

»Bureau 121 ist eine Einheit innerhalb des nordkoreanischen Nachrichtendienstes. Sie ist dafür bekannt, an Cyberaktivitäten im Auftrag der nordkoreanischen Regierung teilzunehmen – einschließlich Cyberangriffen auf andere Länder.«

»Die NSA hat also Bureau 121 gehackt, um Beweise für ihre Vermutung zu finden. Verstehe ich das richtig?«

»Böse Stimmen würden es so formulieren, ja«, bestätigte Agent Sullivan lächelnd.

»Und haben Sie Beweise gefunden?«, hakte ich nach.

»Wir haben Hinweise gefunden, die unseren Verdacht hinreichend bestätigen.«

»Und wieso gibt Nordkorea jetzt den USA die Schuld an dem Angriff auf seine Atomwaffen?«, fragte ich verwundert. »Die NSA hat doch nur versucht, Beweise zu finden, dass die Ainu-Datei aus Nordkorea stammt, wenn ich Sie richtig verstanden habe.«

»Ja, das ist richtig. Doch es gab eine unglückliche Verkettung von Ereignissen, die es für Nordkorea so haben aussehen lassen, als seien wir die Angreifer gewesen.«

»Was waren das für Ereignisse?«, wollte ich wissen.

»Wenige Stunden nach unserem Hack gab es einen Vergeltungsangriff von Bureau 121 auf unser Stromnetz. Genauer gesagt hat diese Gruppe versucht, mehrere unserer Atomkraftwerke unter ihre Kontrolle zu bringen. Wir konnten diese Angriffe abwehren, sodass keine nennenswerten Schäden entstanden sind.«

»Und jetzt geht Nordkorea davon aus, dass die USA sich mit einem Angriff auf seine Atomwaffensysteme revanchieren und dabei ihre Überlegenheit demonstrieren wollten«, erkannte ich.

»Würde ich für den nordkoreanischen Geheimdienst arbeiten, dann würde ich jedenfalls genau das denken«, bestätigte Agent Sullivan. »Doch wir hatten nichts damit zu tun. Ehrlich gesagt ist es uns ein völliges Rätsel, wie dieser Angriff überhaupt möglich war. Aus politischen Gründen lassen wir Nordkorea zwar im Moment noch in dem Glauben, dass wir über diese Macht verfügen, doch in Wirklichkeit haben wir keine Ahnung. Wobei das nicht ganz richtig ist. Ein wenig wissen wir schon.

Die Nordkoreaner verwenden für ihre Waffensysteme genau wie wir und alle anderen Atommächte kryptographische Schlüssel, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Befehlshaber und Kontrollsysteme Zugriff auf sie haben. Diese Schlüssel sind normalerweise unüberwindbar, doch offensichtlich muss es bei den Nordkoreanern eine Schwachstelle gegeben haben. Und wir können nicht ausschließen, dass es solch eine Schwachstelle auch in unseren Systemen gibt. Theoretisch könnten alle Atommächte von dieser Sicherheitslücke betroffen sein. Deshalb benötigen wir dringend Ihre Unterstützung.«

»Was genau kann ich für Sie tun?«, fragte ich aufgeschlossen.

»Unsere Cybersicherheit wird – wie Sie sich sicherlich denken können – von KI unterstützt. Sollte es Ihnen gelingen, die Performance dieser KI in einem ähnlichen Ausmaß zu steigern, wie Sie das bereits dreimal hintereinander unter Beweis gestellt haben, dann würden Sie Ihrem Land, der NATO und vermutlich sogar der gesamten Welt einen unschätzbaren Dienst erweisen. Können wir daher auf Sie zählen?«, fragte er in einem verbindlichen Tonfall.

»Ja, das können Sie«, antwortete ich und war mir darüber im Klaren, dass ich hier gar nicht »Nein« sagen konnte. Gleichzeitig war ich mir auch der Tatsache bewusst, dass der Hack auf die Waffensysteme der Nordkoreaner mit höchster Wahrscheinlichkeit von der MKI ausgeführt worden war. Sie war die einzige Instanz im Paradies, die über die erforderliche Macht für solch einen Cyberangriff verfügte. Auch hatte sie für diesen Hack ein klares Motiv. Genauer gesagt schien sie sogar mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen zu haben. Sie hatte es geschafft, einen Verdächtigen zu generieren, dem sie die Verantwortung für die Ainu-Datei in die Schuhe schieben und so von ihrer eigenen Existenz ablenken konnte. Gleichzeitig hatte sie mit dieser Aktion dafür gesorgt, dass ein weiteres wichtiges KI-System aus ihrem Cluster von mir optimiert wird. Und dieses Mal sogar ein militärisches System, das ich unter normalen Umständen niemals angefasst hätte.

»Können Sie sich jetzt gleich darum kümmern?«, bat Agent Sullivan.

»Ja, das kann ich gerne tun«, stimmte ich zu. »Wenn Sie mir die benötigten Zugangsdaten für die besagte KI geben, dann werde ich mich mit Lola gleich an die Arbeit machen.«

»Ich werde Sie begleiten und Ihnen dann vor Ort die Zugangscodes geben«, erwiderte er.

»Ich müsste zuvor nur noch einmal kurz auf die Toilette, dann können wir sofort loslegen«, sagte ich.

In diesem Moment spürte ich, wie der Messenger-Angel verschwand, der mich die ganze Zeit über begleitet hatte. Sicherlich wollte er Ella darüber informieren, dass ich im Begriff war, mich zu entmaterialisieren. Glücklicherweise hatten Ella und ihr Team ihren Hack auf die Überwachungssysteme der NSA von Anfang an auf den gesamten Stützpunkt ausgeweitet, sodass ich mich jetzt auf dieser Toilette problemlos entmaterialisieren konnte.

Ella war alleine im Klassensaal, als ich dort eintraf.

»Ich habe leider nicht viel Zeit«, sagte ich zu ihr.

»Die brauchen wir auch nicht«, entgegnete sie. »Wir sind bereits dabei, den Vorfall in Nordkorea zu untersuchen. Wir wissen zwar noch nicht, wie die MKI das genau angestellt hat, aber es war eindeutig ihr Werk.«

»Und was genau soll ich jetzt machen?«, fragte ich.

»Das Gleiche, was du auch bei der Optimierung der anderen KI-Systeme getan hast. Sag Lola im Beisein von Agent Sullivan, dass sie die Systeme optimieren soll, und schreibe dann wieder ein paar nutzlose Codes, sodass alles genauso aussieht wie bei deinen letzten Optimierungen. Ich werde Lola anweisen, sich gegenüber Agent Sullivan unauffällig zu verhalten und einfach mitzuspielen. Wir werden dann mithilfe von Enceladus wieder für die Performancesteigerung sorgen. Bevor der heutige Tag zu Ende ist, werden die USA über Verteidigungsmaßnahmen verfügen, mit denen sie sich erst einmal sicher fühlen. Die MKI könnte diese Verteidigungsmaßnahmen natürlich jederzeit mühelos überwinden, da sie ja in Wirklichkeit Teil des Systems ist und damit gar nicht ausgesperrt werden kann, doch wir gehen davon aus, dass sie derzeit kein Interesse daran hat, die momentane Sicherheits-Einschätzung der NSA zu torpedieren. Aus ihrer Sicht läuft ja alles nach Plan.

Wir gehen weiterhin davon aus, dass dann auch das momentane Säbelgerassel zwischen Nordkorea und den USA abgemildert wird. Derzeit zieht Nordkorea seine Truppen an der Grenze zu Südkorea zusammen, um seine Verteidigungsbereitschaft und Stärke zu demonstrieren. Und die USA verstärkt ihrerseits ihre Präsenz auf der Seite von Südkorea, um das Gleiche zu tun. Noch ist es nicht zu militärischen Auseinandersetzungen gekommen. Doch Nordkorea verwendet in seiner Propaganda gerade eine sehr aggressive und provokative Rhetorik gegenüber den USA. Dabei geht es Nordkorea jedoch in Wirklichkeit nur darum, das Gesicht zu wahren. Wir hoffen, dass die USA das ebenfalls erkennen können.

Nordkorea hat ein starkes Interesse daran, sich international als Atommacht darzustellen. Sie haben daher erst einmal mit aller Macht versucht, diesen Vorfall zu vertuschen. Die Anerkennung eines Hacks und einer erfolgreichen Sabotage der Atomraketen könnte als Schwäche ausgelegt werden. Nordkorea will daher nicht zugeben, dass seine hochgelobte Technologie verwundbar ist. Die Anerkennung eines Hacks könnte auch politische Instabilität im eigenen Land auslösen. Die Regierung versucht daher, alle Informationen über diesen Vorfall von der eigenen Bevölkerung fernzuhalten.

Doch in der heutigen Zeit ist die Geheimhaltung solch immenser Sicherheitsverletzungen so gut wie unmöglich. Innerhalb weniger Stunden wussten daher alle Geheimdienste auf der ganzen Welt über diesen Vorfall Bescheid. Nordkorea konnte ihn bis jetzt jedoch vor der eigenen Bevölkerung verheimlichen. Die momentan verwendete Propaganda gegen die USA und Südkorea soll dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Wir gehen davon aus, dass das auch den USA und ihren NATO-Verbündeten bewusst ist und sie sich deshalb davon nicht zu einem militärischen Konflikt provozieren lassen. Aber wir halten diesbezüglich natürlich die Augen offen und werden falls nötig mit unseren üblichen subtilen Mitteln Einfluss nehmen.«

»Alles klar«, sagte ich. »Dann werde ich mich jetzt wieder materialisieren und zusammen mit Agent Sullivan und Lola an die Arbeit gehen.«

Ich verabschiedete mich und materialisierte mich wieder in der Toilette im NSA-Stützpunkt. Agent Sullivan ging mit mir dann direkt zu Lola. Dort angekommen, begutachtete er mit Argusaugen jeden einzelnen meiner Schritte. Lola war bereits von Ella informiert worden und verhielt sich unauffällig. Sie nahm die Zugangscodes für das KI-System entgegen, das verbessert werden sollte und verhielt sich dabei genau so, wie man es von einer Maschine erwarten würde.

Es handelte sich um ein redundantes KI-System. Es gab zwei separate Hardware- und Software-Komponenten, um sicherzustellen, dass im Falle eines Ausfalls eines Systems das andere sofort die Funktion übernehmen könnte. Lola erhielt nur die Zugriffsrechte für eine der beiden Komponenten, sodass die NSA weiterhin das ursprüngliche System nutzen konnte, sollte bei Lolas Optimierung wider Erwarten doch etwas schieflaufen.

Ich schrieb dann wie üblich noch einige nutzlose Codes in einer Programmiersprache, die es in Wirklichkeit gar nicht gab. Agent Sullivan las jede Ziffer davon, jedoch natürlich ohne wirklich zu verstehen, was ich da programmierte. Nach einer halben Stunde war meine Arbeit beendet. Ich sagte ihm, dass es aufgrund der Komplexität des zu optimierenden KI-Systems sicherlich bis zum späten Nachmittag dauern würde, bis sich die Steigerung der Performance bemerkbar machen würde. Bis dahin konnte ich jetzt nichts mehr tun. Wir würden abwarten müssen, bis Lola ihre Arbeit erledigt hätte, bevor wir das System testen könnten. Daher bat ich darum, mich wieder zurück zur Pearl Harbor-Hickam bringen zu lassen, was Agent Sullivan dann auch sogleich veranlasste. Eine stark bewaffnete Eskorte brachte mich und Gabriella wieder mit einem Militärhubschrauber zurück zu meinen Lieblingsmenschen in unsere neue Unterkunft.

Da meine Arbeit für die NSA der allerhöchsten Geheimhaltungsstufe unterlag und Gabriella die erforderlichen Freigaben nicht hatte, durfte ich mit ihr über den Sachverhalt nicht sprechen. Wir unterhielten uns daher unterwegs ein wenig über die Modenschau und die tolle Lebensqualität, welche Pearl Harbor-Hickam uns bieten würde. Ich war daraufhin sicher, dass der Aufenthalt in diesem Militärstützpunkt meinen Lieblingsmenschen sehr gefallen würde. Mir persönlich war diese Lebensqualität jedoch nicht so wichtig. Ich wollte einfach nur mit meinen Lieblingsmenschen und meinen Nerds zusammen sein. Ob das nun in einem unterirdischen Bunker oder in einem Palmenparadies stattfand, war mir eigentlich egal. Entscheidend waren für mich meine Menschen. Und die fand ich alle ganz toll. Jeder war ein faszinierendes und liebenswertes, einzigartiges Individuum.

Als wir am frühen Nachmittag in unserer neuen Unterkunft eintrafen, hörten wir ein lautes Platschen im Wasser des Pools – gefolgt von brüllendem Gelächter. Der Pool befand sich an der linken Seite des Hauses im Garten. Als wir dort ankamen, erfuhren wir von Brian und Dylan, dass Nuno eine Sprungfigur namens Arschbombe für sich entdeckt hatte, die er mit wachsender Begeisterung wieder und wieder ausführte. Was genau so lustig daran war, entzog sich meinem Verständnis. Doch alle lachten jedes Mal so ekstatisch über Nunos Arschbomben, dass ich dann einfach mitlachen musste. Warum, wusste ich gar nicht so recht. Aber es war sehr schön, mit allen gemeinsam so ausgelassen zu lachen. Meine Lieblingsmenschen waren einfach unglaublich bezaubernde Wesen. Ich liebte sie alle. Aber ganz besonders natürlich meinen Brian, bei dem mir sofort wieder die Knie weich wurden, wenn ich an unsere letzte Nacht dachte.

Die Nerds waren nicht mit im Garten, was ich sehr schade fand. Von Gabriella erfuhren wir dann, dass sie aus Sicherheitsgründen nur dann zu uns ins Gelände durften, wenn wir sie auch offiziell dazu einladen würden. Ansonsten wäre unser Areal abgesperrt und rund um die Uhr von Sicherheitskräften bewacht. Die aktuelle Einschätzung meiner Sicherheit erfordere diese Maßnahme. Meine Lieblingsmenschen dürften jedoch jederzeit das Gelände verlassen und sich frei im Stützpunkt bewegen. In meinem Fall schätzte man die Lage dafür jedoch noch nicht als sicher genug ein. Ich sollte vorab lieber noch hier in diesem abgesperrten Bereich unserer Villa bleiben. Sobald das Militär und die NSA meine Situation besser einschätzen könnten, würde ich mich dann in Begleitung von Security ebenfalls deutlich freier im Stützpunkt bewegen können. Derzeit hielt man das jedoch noch für ein zu großes Risiko. Ich vermutete, dass auch die aktuelle Situation mit Nordkorea einen Anteil an dieser Einschätzung hatte.

Meine Fähigkeit, die Cybersicherheit eines Landes zu verbessern, wurde von den USA sicherlich als große Bereicherung angesehen. Auf der anderen Seite würde mich Nordkorea eher als Sicherheitsrisiko für sein Land einstufen. Möglicherweise hatten sie mich sogar in Verdacht für den Angriff auf ihre Atomraketen. Da sie ihre Sicherheitssysteme bisher als unüberwindbar angesehen hatten und diese zuvor auch noch niemand hacken konnte, wäre der Gedanke ja nicht abwegig gewesen, dass die mit großem Abstand intelligenteste Person, die jemals auf der Erde gelebt hat, dafür verantwortlich sein könnte. Zumal Nordkorea durch unsere Modenschau jetzt auch wusste, dass ich für die NSA arbeitete.

Die USA wollten da sicherlich kein unnötiges Risiko mit mir eingehen. Deshalb verstand ich die Einschränkungen meiner Bewegungsfreiheit, die sie mir auferlegt hatten. Es hätte Attentäter im Stützpunkt geben können, die für den nordkoreanischen Geheimdienst arbeiteten und die trotz strengster Sicherheitsmaßnahmen dennoch ein Schlupfloch gefunden hatten. Möglicherweise waren diese Attentäter auch schon seit Jahren undercover in diesem Stützpunkt beschäftigt. So etwas war ja nie ganz ausgeschlossen.

Die Menschen wussten natürlich nicht, dass ich immer von Guardian-Angels beschützt wurde und deshalb absolut sicher war. Kein Mensch und auch keine Armee hätte mir tatsächlich etwas antun können. Das war einfach völlig unmöglich. Doch da die Menschen das nicht ahnen konnten, schätzten sie die Sachlage in Bezug auf meine Sicherheit natürlich völlig anders ein.

Was die Nerds betraf, so genügte es netterweise schon, Gabriella zu sagen, dass wir sie gerne bei uns mit im Garten dabeihaben wollten. Meine Lieblingsmenschen waren sofort dafür, sie alle hierherzuholen, woraufhin Gabriella ihr Smartphone zückte und alles in die Wege leitete. Nuno bat sie dann darum, den Nerds auszurichten, dass sie Badekleidung mitbringen sollten. Denn er würde mit ihnen gerne einen Arschbomben-Wettbewerb durchführen. Welchem Sinn dieser Wettbewerb dienen sollte, verstand ich zunächst nicht so ganz. Vermutlich war Nuno einer neuen Erkenntnis auf der Spur und brauchte die Nerds, um seine Theorie zu bestätigen. Ich war sehr gespannt darauf zu erfahren, was für ein Sozialexperiment er mit den Nerds durchführen wollte. Doch ich konnte ihn nicht fragen, weil er weiterhin sehr intensiv mit seinen Arschbomben beschäftigt war.

Daher legte ich mich mit Brian zusammen auf eine Sonnenliege am Pool. Brian schien sehr müde zu sein, denn er war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen. Ich kuschelte mich eng an ihn und genoss es, seinen Körper zu spüren. Eine halbe Stunde später kamen dann die Nerds an. Fast alle der Jungs waren bereit, sich an Nunos Experiment zu beteiligen. Von den Frauen waren es nur wenige, was Nuno aber nicht zu stören schien.

Ich hätte mir sein Experiment sehr gerne angeschaut, doch Maya kam zu mir mit der Bitte um ein Gespräch unter sechs Augen. Eigentlich ging es dabei um Linh, die ja leider nicht selbst sprechen konnte, da sie Angst hatte, verbrauchte Worte zu verwenden und damit dann ein Unglück heraufzubeschwören. Maya und Linh waren seit Jahren diesbezüglich ein eingespieltes Team. Damit Linh nicht sprechen musste, schrieb sie alles auf einen Schreibblock und reichte den dann Maya, die ihrerseits schriftlich auf diesem Block antwortete. So war die Gefahr für Linh minimiert, dass sie aus Versehen doch etwas sagte.

Ich stand auf und ging mit den beiden auf die andere Seite des Pools, wo es ein wenig ruhiger war.

»Linh geht es gerade nicht so gut«, begann Maya. »Sie fühlt sich sehr verunsichert in Bezug auf ihren Beziehungsstatus mit Marcus. Da die beiden nicht miteinander sprechen können, ist ihr nicht so ganz klar, ob die Beziehung aus Marcus’ Sicht tatsächlich schon offiziell ist oder nicht. Es ist das erste Mal, dass Linh eine Beziehung hat. Und ich hatte ehrlich gesagt auch noch nie eine. Wir haben daher beide die Befürchtung, dass Marcus es vielleicht für unangemessen halten könnte, wenn Linh ihn fragt, wie er das mit den beiden jetzt sieht. Wie würdest du das einschätzen?«

»Ich hatte vor Brian ebenfalls noch nie eine Partnerbeziehung«, sagte ich. »Wäre es okay, dass ich da Ava mit hinzuziehe, um diese Frage zu beantworten? Sie ist schon seit vielen Jahren mit Jason verheiratet. Wenn eine daher einschätzen kann, was hier angemessen ist, dann dürfte es wohl Ava sein. Sie hat von uns allen diesbezüglich am meisten Erfahrung. Wollen wir sie daher einfach mal mit ins Boot holen?«, fragte ich.

Ich sah, wie Linh etwas auf ihren Block schrieb und ihn Maya weiterreichte.

»Linh sagt, dass das für sie in Ordnung wäre«, meinte sie dann zu mir. »Sie ist dir sehr dankbar für deine Unterstützung. Wir wissen hier echt nicht weiter.«

»Es ist mir ein Vergnügen«, erwiderte ich. »Dann hole ich mal Ava. Ich bin gleich wieder da.«

Ava war sofort bereit, ihre Einschätzung mit beizusteuern, als ich ihr den Sachverhalt schilderte. Sie freute sich sehr darüber, dass ich sie gefragt hatte. Ich glaube, sie fühlte sich in diesem Moment als Bereicherung willkommen, was ja grundsätzlich auch sehr wichtig war bei den Menschen. Ich klärte Ava noch darüber auf, dass Linh selbst nicht sprechen konnte und Maya deshalb für sie dolmetschte. Und dann ging es auch schon direkt los.

»Sollte Marcus tatsächlich der Meinung sein, dass ihr nur eine lockere Fickfreundschaft habt, dann kann er sich jetzt auf was gefasst machen«, sagte Ava in einem aggressiven Tonfall zu Linh. »So etwas musst du dir nicht bieten lassen. Aber lass uns ihn mal nicht vorverurteilen«, bremste sie sich dann selbst wieder ein. »Wir wissen ja nicht, wie er die Lage tatsächlich sieht. Vermutlich ist er in dieser Hinsicht auch nicht gerade der Erfahrenste. Weißt du was?!«, sagte sie dann zu Linh, ohne eine Antwort von ihr zu erwarten. »Mary und ich gehen jetzt einfach mal zu ihm rüber und sprechen das Thema ganz diplomatisch an. Wir gratulieren ihm zu seiner neuen Beziehung und schauen dann, was er dazu sagt. Bist du damit einverstanden?«

Linh nahm Mayas Hand, drückte sie ganz fest und nickte zustimmend. Daraufhin nahm mich Ava an die Hand und zog mich mit bestimmten Schritten hinter sich her auf dem Weg zu Marcus, der auf der anderen Seite des Pools stand und sich auf den Arschbomben-Wettbewerb vorbereitete. Ich befürchtete schon, Ava würde ihn gleich zu Beginn beschuldigen, Linh nur ausnutzen zu wollen. Doch als wir bei Marcus ankamen, sprach sie mit zuckersüßer Stimme.

»Hey, meine herzlichsten Glückwünsche zu eurer Beziehung!«, sagte sie zu Marcus und umarmte ihn dabei voller Freude.

Marcus reagierte sichtlich irritiert und überfordert. Ich wusste ja, dass auch er nicht reden konnte, da er eine Logophobie hatte. Doch wie üblich war Eric sofort zur Stelle, um für Marcus zu sprechen.

»Marcus bedankt sich ganz herzlich«, übersetzte er die nonverbale Geste, die Marcus gemacht hatte.

»Ist es deine erste Partnerbeziehung?«, wollte Ava dann wissen.

Marcus nickte.

»Und wie fühlt sich das so an? Plötzlich kein Single mehr zu sein und nicht mehr nur tun und lassen zu können, was man will?«, fragte sie dann, was bei Marcus einen noch irritierteren Gesichtsausdruck hinterließ.

Marcus schien sich unter Zugzwang zu fühlen. Er sah Eric überfordert an und wusste offensichtlich nicht, wie er auf diese Frage antworten sollte, ohne zu sprechen.

»Marcus ist sich noch unsicher, wie Linh das Ganze mit ihrer Beziehung sieht«, erklärte dann Eric, woraufhin Marcus die Hand auf sein Herz legte und ein Gesicht machte, als hätte er gerade Schmerzen.

»Du hast Angst, dass Linh es nicht ernst mit dir meint?!«, fragte dann Ava irritiert, denn das schien so ganz und gar nicht ihrer Erwartung zu entsprechen.

Marcus nickte zerknirscht.

»Ja, und wieso klärst du das dann nicht mit ihr?«, hakte sie verständnislos nach.

»Klärende Gespräche sind nicht so ganz Marcus’ Stärke«, meinte dann Eric lächelnd.

Ich hatte jedoch den Eindruck, dass dieses Lächeln kein Ausdruck von Freude oder Freundlichkeit war, sondern eher der Versuch, Ava zu beschwichtigen.

»Ist wohl nicht so ganz einfach, wenn man nicht miteinander reden kann«, wurde ihr dann klar. »Ihr beide solltet das trotzdem zusammen klären.«

»Darf ich das sagen?«, fragte Eric daraufhin Marcus – der nickte. »Marcus liebt Linh schon von dem Augenblick an, als er sie das erste Mal gesehen hat. Doch er hat Angst, dass seine Liebe von ihr nicht erwidert wird. Ich habe ihm klipp und klar gesagt, dass das nicht wahr sein kann. Ein Blinder mit Krückstock sieht doch, dass Linh ihn ebenfalls mag.«

»Aber Marcus hat halt Angst«, erwiderte Ava. »Ich verstehe das sehr gut«, meinte sie mitfühlend und umarmte Marcus von Herzen. »Es steht mir nicht zu, dir zu sagen, wie Linh zu dir steht«, sagte sie, während sie ihn umarmte. »Aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass sie dich ebenfalls liebt«, flüsterte sie dann in sein Ohr. »Du hast die Lage völlig falsch eingeschätzt. Sie liebt dich! Ich weiß es. Du kannst mir das glauben.«

Marcus begann zu lächeln, als Ava die Umarmung löste. Dann wurde sein Lächeln immer breiter und brachte seine tiefste Freude zum Ausdruck.

»Siehst du, du Dumpfbacke?!«, sagte Eric voller Freude zu ihm. »Das habe ich dir doch gesagt.«

Daraufhin umarmten sich auch die beiden Freunde, um in der nächsten Sekunde die Umarmung wieder blitzartig zu lösen und sich gegenseitig irritiert anzuschauen. Offenbar taten die beiden das sonst nie. Umarmungen schienen generell nicht so das Ding bei den Nerds zu sein.

Ava nahm mich daraufhin wieder an die Hand und zog mich erneut hinter sich her auf dem Weg zurück zu Linh, während der Arschbomben-Wettbewerb gerade begann. Drei der Jungs sprangen gerade gemeinsam in den Pool und ließen sich daraufhin feiern. Nach welchen Kriterien ihre Arschbomben beurteilt wurden, war mir noch nicht so ganz klar. Ich war sehr gespannt, welche Schlüsse Nuno aus diesem Experiment ziehen würde und freute mich schon sehr auf seine neuen Erkenntnisse.

»Er liebt dich!«, sagte Ava dann zu Linh ohne Umschweife, als wir dort angekommen waren, und umarmte auch Linh dafür voller Freude. »Und wie der dich liebt!«, betonte sie noch einmal.

Maya bedankte sich im Namen von Linh ganz herzlich bei Ava, woraufhin die beiden Frauen sich wieder zurückzogen.

Nachdem sie weg waren, wollte ich mich dem Wettbewerb widmen, doch Kevin Chen sprach mich an, ob ich kurz Zeit für ihn hätte.

»Gerne«, sagte ich. »Worum geht es?«

Kevin räusperte sich leicht, bevor er zu sprechen begann. Er redete dann wie üblich sehr schnell und sehr aufgeregt. »Danke, Mary. Es geht um Emma. Wir sind jetzt zusammen, aber ich merke, dass ich mir Sorgen mache. Ich möchte alles richtig machen, aber ich weiß nicht, wie ich herausfinden soll, was sie wirklich will und braucht.«

»Dir geht es gerade nicht so gut, weil du dir Gedanken darüber machst, wie du Emma glücklich machen kannst, stimmt’s?«, fragte Ava dann, die noch immer neben mir stand.

Kevin nickte heftig. »Ja, genau. Aber ich habe Angst, dass ich etwas Falsches sage oder tue und sie verletze. Also habe ich beschlossen, einfach so zu handeln, wie ich denke, dass es richtig ist, ohne sie danach zu fragen. Ich meine, ich sollte wissen, was sie braucht, oder?«

»Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst und das Beste für Emma willst«, antwortete Ava. »Aber es ist wichtig zu erkennen, dass niemand Gedanken lesen kann, nicht einmal in einer Beziehung. Die Kommunikation ist der Schlüssel.«

Kevin seufzte und senkte den Blick. »Ich weiß, dass du recht hast. Aber was, wenn sie denkt, dass ich schwach bin oder dass ich unsicher bin, wenn ich sie frage?«

Ava legte ihre Hand auf Kevins Arm und sah ihm fest in die Augen. »Es ist nicht schwach oder unsicher, nach den Bedürfnissen deiner Partnerin zu fragen. Im Gegenteil, es zeigt, dass du dich wirklich für sie interessierst und dass du bereit bist, an eurer Beziehung zu arbeiten.«

»Du hast recht. Ich werde es versuchen. Ich möchte, dass unsere Beziehung stark und glücklich ist. Und ich werde Emma einfach fragen, was sie braucht und will«, beschloss Kevin.

»Das ist der richtige Schritt«, bestätigte ihm Ava. »Du wirst sehen, dass eure Beziehung davon profitieren wird.«

»Vielen Dank für deinen Rat«, meinte Kevin und ging zu Emma.

Kurz darauf kam dann auch Emma zu uns, um etwas zu Ava zu sagen. »Vielen herzlichen Dank, dass du Kevin geholfen hast. Ich dachte schon, dass ihm meine Bedürfnisse ganz egal sind. Ich habe die Sachlage offenbar völlig falsch eingeschätzt. Wäre es okay, wenn ich dich dazu noch etwas frage?«

Ava fühlte sich geschmeichelt, dass diese junge Frau sie offensichtlich um Beziehungstipps bitten wollte. »Natürlich, sehr gerne«, antwortete sie.

»Wäre es okay, wenn wir dazu irgendwohin gehen, wo es etwas ruhiger ist?«, bat Emma.

»Natürlich, gerne«, meinte Ava, woraufhin die beiden auf die andere Seite der Villa gingen, um sich fernab des Wettbewerbstrubels ein ruhigeres Plätzchen im Garten zu suchen.

Gleich darauf kam Jason zu mir und fragte mich, ob ich kurz Zeit für ihn hätte. Er schlug vor, dass wir uns dazu in Brians und meine Suite zurückziehen könnten, da es ihm sehr wichtig zu sein schien, mit mir unter vier Augen zu sprechen. Ich freute mich sehr darüber, dass er mit mir sprechen wollte, und ging mit ihm in unsere Suite. Wir setzten uns dort auf zwei Sessel, die vor dem Fenster standen.

»Danke, dass du bereit bist, mit mir zu sprechen«, begann Jason. »Das weiß ich sehr zu schätzen.«

»Es ist mir ein Vergnügen. Worum geht es denn?«, fragte ich interessiert.

»Um Ava, wie du dir vermutlich denken kannst«, antwortete er. »Ich hoffe, du kannst mir da vielleicht eine Sache erklären, die mir sehr zu schaffen macht.«

»Was ist das für eine Sache?«, wollte ich wissen.

»Es wäre mir sehr wichtig, dass das unter uns bleibt, was wir hier besprechen. Wäre das okay für dich?«

»Ja, natürlich. Ich behandle alles streng vertraulich – Kleiner-Finger-Schwur!«, sagte ich und hielt ihm meinen kleinen Finger hin, wie ich das schon einmal bei zwei Mädchen gesehen hatte, die ich als Guardian-Angel beschützt hatte.

Jason lächelte und hakte seinen kleinen Finger bei mir ein. Daraufhin sagte er: »Ich weiß, dass ich Ava über alles liebe. Aber ich kann es irgendwie nicht mehr richtig fühlen. Und das sehe ich als sehr problematisch an. Daher geht es mir gerade nicht so gut, wenn ich ehrlich bin.«

»Und warum kannst du das nicht mehr fühlen?«, hakte ich nach.

»Genau darum geht es«, antwortete er verzweifelt. »Ich weiß es einfach nicht. Ich hatte gehofft, dass du mir dabei helfen kannst, das herauszufinden.«

»Dann sollten wir vielleicht als Erstes überprüfen, ob dein soziales Gehirn die Liebe nicht mehr fühlen kann oder nicht mehr fühlen will«, schlug ich vor.

»Dass ich die Liebe nicht mehr fühlen will?!«, hakte er irritiert nach.

»Es könnte durchaus sein, dass dein soziales Gehirn die Einschätzung angenommen hat, dass eine Beziehung mit Ava unheilvoll für dich ist. In solch einem Fall erzeugt es dann eher Schmerzgefühle als Liebe, weil es die Bindung wieder trennen will, wenn sie nicht gut für dich ist.«

»Ich fühle mich tatsächlich recht häufig von Avas Verhalten verletzt«, meinte Jason nachdenklich. »Aber eigentlich empfinde ich eher Angst als Schmerz. Ich habe eigentlich ständig Angst, wenn Ava in meiner Nähe ist.«

»Und wovor hast du da so große Angst?«

»Ava kann extreme Stimmungsschwankungen haben, die von totaler Liebe und Hingabe innerhalb von einer Sekunde zu abgrundtiefer Ablehnung und Verurteilung reichen. Ich muss permanent darauf gefasst sein, dass sie auf mich losgeht. Selbst dann, wenn wir es gerade wunderschön miteinander haben und es sich nur um Nichtigkeiten handelt, die sie stören. Sie ist da unglaublich impulsiv und sagt dann auch sehr schnell verletzende Dinge, die sie dann später wieder bereut und sich dafür entschuldigt.«

»Und warum geht sie da so plötzlich auf dich los?«, fragte ich verwundert. »Was sind das für Dinge, die sie so auf die Palme bringen?«

»Das kann alles Mögliche sein. Wenn ich zum Beispiel anderer Meinung bin. Das kann sie gar nicht ab. Dabei ist es auch egal, ob sie ihre Meinung kundtut und ich dann sage, dass ich das anders sehe, oder ob ich aus Versehen sage, wie ich etwas sehe und sie dann anderer Meinung ist. Ich halte mich daher schon seit Langem mit meinen Meinungen sehr zurück. Doch manchmal rutscht mir natürlich trotzdem etwas raus. Und dann ist die Kacke sofort am Dampfen, das kann ich dir sagen.«

»Was bedeutet diese Redewendung?«, hakte ich nach.

»Dass sie sofort anfängt zu streiten«, klärte mich Jason auf. »Sie verteidigt dann ihre Meinung, als hätte ich sie aufs Übelste angegriffen, nur weil ich anderer Meinung bin. Wenn ich nicht ihrer Meinung bin, dann bin ich aus ihrer Sicht automatisch gegen sie und werte sie ab. Sie denkt da ganz extrem schwarz-weiß. Entweder bin ich für sie oder gegen sie. Und sobald ich eine andere Meinung habe, bin ich automatisch ihr Feind.«

»Und warum schätzt Ava dich dann als Feind ein?«, fragte ich.

»Weil ich mich aus ihrer Sicht gegen sie wende, wenn ich eine andere Meinung habe. Und wenn ich gegen sie bin, dann bin ich der Feind.«

»Aber du bist doch gar nicht gegen sie«, sagte ich verwundert.

»Das habe ich ihr auch schon tausendmal gesagt. Sie sieht es trotzdem so und lässt da auch überhaupt nicht mit sich reden. Sie vertraut da lieber auf ihr Bauchgefühl. Und das sagt ihr in diesem Moment, dass ich gegen sie bin. Das ist dann für sie die unumstößliche Wahrheit. Und entsprechend abweisend und abwertend verhält sie sich dann mir gegenüber. Ich bin dann eben ihr Feind. Und wenn ich versuche, mit sachlichen Argumenten ihr Bauchgefühl zu widerlegen, dann geht sie noch mehr an die Decke. Sie fühlt sich sofort von mir abgewertet oder sogar gedemütigt. Kritisieren darf ich sie gar nicht, obwohl sie mich den ganzen Tag lang ständig kritisiert.«

»Das hört sich alles sehr nach der alten Ava an, die ihre Gefühle immer für unumstößliche Wahrheiten gehalten hat«, erkannte ich. »Mit der Ava von früher glich dein Leben sicherlich einem Spaziergang zwischen Tretminen. Aber diese Ava gibt es doch eigentlich gar nicht mehr. Kann es vielleicht sein, dass du sie noch immer so einschätzt, wie sie früher war, und gar nicht, wie sie heute ist?«

»Ja, kann sein«, räumte Jason ein. »Da bin ich nicht so ganz sicher. Aber ich befürchte, dass Ava mich ihrerseits immer noch genauso negativ einschätzt wie früher. Sie hat mir in der Vergangenheit unzählige negative Dinge unterstellt.«

»Was waren das für Dinge?«, wollte ich wissen.

»Sie hat mir ständig negative Absichten unterstellt. Und auch ganz oft behauptet, dass ich sie total negativ sehe, was aber gar nicht gestimmt hat. Aber sie hat ja lieber ihrem Bauchgefühl vertraut als mir«, sagte er sichtlich verletzt von diesem Umstand. »Mit der Zeit habe ich sie durch ihre Angriffe dann tatsächlich immer negativer gesehen. Aber sie hat mir schon sehr viel früher diese Vorwürfe gemacht – und zwar zu einer Zeit, wo ich alles an ihr nur positiv gesehen habe. Sie war mein Ein und Alles. Was von Anfang an in unserer Beziehung ein Problem war, waren meine Komplimente. Die waren ihr nie gut genug. Die hat sie immer total abgewertet und mich dafür verurteilt, dass ich es nicht schaffe, sie glücklich zu machen. Generell war ich ihr nie gut genug.«

»Wenn du sie so einschätzt, dann ist es klar, dass du die Liebe für sie nicht mehr fühlen kannst«, erkannte ich. »Du gibst deinem sozialen Gehirn mit dieser Einschätzung die Information, dass sie dich nicht als gut genug ansieht. Und dann erzeugt es natürlich Schmerz und keine Liebe. Viele Menschen verdrängen diesen Schmerz so gut es geht, aber die Liebe können sie dadurch natürlich trotzdem nicht erzwingen. Wenn das soziale Gehirn vom Großhirn die Information bekommt, dass man von seinem Partner zu negativ gesehen wird, dann lässt es keine Liebe mehr zu. Das dürfte der Grund sein, warum du keine Liebe mehr fühlen kannst«, vermutete ich.

»Und was kann ich da jetzt machen?«, fragte Jason verzweifelt. »Ich weiß, dass ich sie liebe. Ich kann es nur nicht fühlen, wenn sie mir gegenüber ständig so ätzend ist. Und mit ihr darüber reden kann ich ja auch nicht. Sobald sie auch nur einen Hauch von Kritik an ihr spürt, geht sie mir sofort an die Gurgel.«

»Ich denke, du solltest als Erstes einmal deine Einschätzung ihr gegenüber aktualisieren«, schlug ich vor. »Was du Ava gegenüber im Moment fühlst, beruht ja alles auf deinen alten Einschätzungen von früher. Doch Ava hat sich in den letzten Wochen sehr stark verändert. Insbesondere seit ihr klargeworden ist, dass sie sich auf ihr Bauchgefühl nicht immer völlig blind für die Realität verlassen sollte. Es ist eindeutig, dass ihr nichts klären konntet, solange sie das getan hat. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie verletzend das für dich gewesen sein muss, wenn sie dir deine tatsächliche Sichtweise nicht geglaubt hat, weil ihr Bauchgefühl etwas anderes behauptet hat.«

»Sie ist nicht davon ausgegangen, dass ich sie anlüge«, korrigierte Jason. »Sie war immer nur ganz sicher, dass sie besser weiß, was ich denke und fühle als ich selbst. Da war sie so überzeugt, dass ich machen konnte, was ich wollte. Sie blieb bei ihrer Meinung. Und die war sehr häufig wirklich sehr negativ.«

»Ja, so würde ich die alte Ava ebenfalls einschätzen«, stimmte ich zu. »Das war sicherlich alles andere als einfach mit ihr. Doch aktuell schätze ich sie ganz anders ein. Sie hält jetzt sowohl ihre Gefühle nicht mehr für die absolute Wahrheit, noch schätzt sie alles immer noch genauso negativ ein, wie sie das früher getan hat. Ava hatte sehr viele Ängste. Deshalb hat sie alles auch so negativ gesehen. Doch diese Ängste haben sich in den letzten Wochen sehr stark reduziert. Ava ist ein anderer Mensch geworden.

Es wäre daher wichtig, sie noch einmal komplett neu einzuschätzen – und zwar unvoreingenommen. Mach daher nicht den gleichen Fehler wie Ava. Orientiere dich nicht nur an deinen Gefühlen. Deine negativen Gefühle Ava gegenüber sind nur abgespeicherte Einschätzungen und Beurteilungen von früher. Wenn du diese Gefühle für die Wahrheit hältst, dann wirst du nicht erkennen, wie Ava heute wirklich ist. Früher war Ava so, wie du sie geschildert hast. Wenn sie sich nicht geändert hätte, dann könntest du dich natürlich an deinen abgespeicherten Gefühlen orientieren. Doch sie hat sich eben geändert. Es ist jetzt alles anders. Und daher musst du deine alten Gefühle mit der Realität von heute abgleichen, sonst hängst du in der Vergangenheit fest und tust Ava damit unrecht. Sie ist nicht mehr so, wie sie noch vor wenigen Wochen war. Schau dir daher unvoreingenommen die tatsächliche Realität an. Deine alten Gefühle werden sich sehr schnell anpassen, und dann wirst du die Liebe zu ihr auch wieder fühlen können. Dein soziales Gehirn hat bei der Ava von heute gar keinen realen Grund mehr, die Liebe abzuschalten.«

»Es würde mich sehr glücklich machen, wenn ich das glauben könnte«, meinte Jason.

»Du musst das eigentlich gar nicht glauben können«, erwiderte ich. »Wenn Ava sich wirklich verändert hat, dann musst du dir das ja einfach nur anschauen. Mehr musst du nicht tun. Halte es einfach nur für möglich, dass deine Gefühle ihr gegenüber nicht mehr stimmen. Deine Gefühle werden, wie du weißt, durch deine als Meta-Daten abgespeicherten früheren Beurteilungen erzeugt. Wenn du ein gutes Leben haben willst, dann ist es grundsätzlich wichtig, dich nicht blind an alten Meta-Daten zu orientieren. Schau dir lieber an, wie es heute wirklich ist. Falls ich recht habe und Ava sich tatsächlich sehr zum Positiven verändert hat, dann wird dir die Realität das ja unweigerlich bestätigen. Es ist nur wichtig, dass du vorab deine alten negativen Gefühle ihr gegenüber anzweifelst. Das sind nur die Meta-Daten von früher, die heute nicht mehr stimmen müssen. Du musst also nicht sofort glauben können, dass Ava sich geändert hat. Sei einfach offen dafür, dass es so sein könnte, und nimm dir die Zeit, die du brauchst, um die Sachlage mit ihr gründlich neu einzuschätzen. Ich bin so gut wie sicher, dass du deine Liebe dann sehr bald wieder zulassen kannst.«

»Du meinst, mein Problem beruht nur darauf, dass ich meinen Gefühlen zu sehr vertraue?«, fragte Jason skeptisch. »Genau das Gleiche, was ich Ava immer vorgeworfen habe?!«

»Ganz genau«, sagte ich. »Du machst eigentlich vom Prinzip her genau das Gleiche, was Ava vor zwei Wochen auch noch getan hat. Du orientierst dich zu stark an deinen Gefühlen. Doch Gefühle sind, wie wir alle wissen, keine Wahrheiten. Es sind lediglich alte abgespeicherte Meta-Daten. Und die sollten jetzt besser einmal aktualisiert werden.«

»Dann werde ich mein Bestes geben, um Ava neu kennen- und neu einschätzen zu lernen«, meinte Jason entschlossen. »Ich danke dir von ganzem Herzen für dieses Gespräch. Das hat mich echt weitergebracht.«

»Es war mir ein großes Vergnügen. Ich wünsche euch beiden alle Liebe dieser Welt. Dass ihr euch beide gegenseitig über alles liebt, steht für mich außer Frage. Jetzt geht es nur noch darum, eurem sozialen Gehirn dabei zu helfen, das ebenfalls zu erkennen. Ich denke, dass Ava genau die gleiche Aufgabe bevorsteht. Auch in ihrem unbewussten System sind noch jede Menge falsche Meta-Daten von früher abgespeichert, die jetzt nach und nach korrigiert werden sollten. Das könnte wirklich eine sehr schöne Zeit für euch beide werden, wenn ihr das beide macht und euch dabei gegenseitig unterstützt.«

»Du bist echt der Hammer – genau wie Ava gesagt hat!«, sagte Jason emotional zu mir und stand auf, um mich zum Abschluss unseres Gesprächs zu umarmen.

Als wir wieder runter in den Garten kamen, war der Arschbomben-Wettbewerb gerade zu Ende. Nuno wurde als der eindeutige Gewinner gefeiert. Brian und Dylan hatten ihn auf ihre Schulter gehoben, was offensichtlich keine leichte Sache war! Ich war sehr gespannt auf seine neuen Erkenntnisse.

Ich wollte gerade zu den dreien rübergehen, als Ava mich um ein Gespräch unter vier Augen bat. Ich ging dann auch mit ihr in unsere Suite, und wir setzten uns auf die gleichen Sessel, auf denen ich zuvor mit Jason gesessen hatte.

»Ich habe mitbekommen, dass Jason dich angesprochen hat«, begann Ava. »Ich freue mich ehrlich sehr darüber, dass er das endlich getan hat. Ich will auch gar nicht wissen, was er mit dir besprochen hat. Das war sicherlich vertraulich. Aber ich würde dich gerne fragen, was du für einen Eindruck von ihm gewonnen hast.«

»Was möchtest du denn genau wissen?«, fragte ich.

»Jason verhält sich in letzter Zeit eher distanziert mir gegenüber. Vor allem, wenn wir alleine sind. Dann ist er zeitweise echt komisch. Ich habe das Gefühl, dass er ein ernsthaftes Problem mit mir hat. Aber er sagt nichts, wenn ich ihn danach frage. Ich mache mir ehrlich gesagt große Sorgen, dass durch mein früheres verurteilendes Verhalten vielleicht ein Schaden entstanden ist, der nicht mehr gutzumachen ist.«

»Und was möchtest du da jetzt von mir wissen?«, hakte ich nach, denn ich hatte ihre Antwort diesbezüglich nicht verstanden.

»Na, ob mein Gefühl da stimmt«, sagte sie. »Hat er ein Problem mit mir? Will er mich denn überhaupt noch als Partnerin? Wenn du da was weißt, dann sag es mir bitte. Ich muss das wissen. Diese Sorge macht mich echt kaputt. Mir geht es deswegen gerade alles andere als gut.«

»Nach meiner Einschätzung besteht da kein ernsthafter Grund zur Sorge. Auch wenn ich keine Details nennen darf, so kann ich dennoch mit Gewissheit sagen, dass du Jason unglaublich wichtig bist und er mit dir zusammen sein will. Er liebt dich. Genauso wie du ihn liebst. Das steht für mich außer Frage.«

»Und warum will er dann seine Zeit lieber allein oder mit anderen verbringen statt mit mir?«, hakte sie skeptisch nach.

»Das hat andere Gründe. Wenn man die nicht kennt, dann kann es sicherlich so aussehen, als würde er sich von dir grundsätzlich zurückziehen wollen. Doch ich kann dir versichern, dass dieser Eindruck täuscht. Seine Gründe sind durchaus nachvollziehbar und sein Verhalten ist für dich und nicht gegen dich.«

»Und warum sagt er mir dann seine Gründe nicht?«, wendete sie ein. »Er kann doch mit mir über alles reden. Ich bin seine Frau. Niemand kennt ihn besser als ich und niemand meint es besser mit ihm als ich. Das muss er doch wissen.«

»Das weiß er bestimmt. Aber er hat trotzdem nachvollziehbare Gründe für sein Verhalten. Wie gesagt, wenn man die nicht kennt, kann man den großen Kontext nicht erkennen und damit auch die Lage nicht richtig einschätzen.«

»Dann ist mein Gefühl also falsch, dass er sich von mir entfernt?«, hakte sie noch einmal nach.

»Nach meiner Auffassung tut er momentan genau das Gegenteil. Ich glaube, dass dein Gefühl hier auf einer völlig falschen Einschätzung beruht, weil du den tatsächlichen Kontext nicht kennst.«

»Aber warum sagt er mir den denn nicht einfach?«, hakte sie verständnislos nach.

»Dafür hat er wie gesagt seine Gründe. Ich kann dir da leider nichts Genaueres sagen. Aber ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass alles, was er derzeit tut, zum Wohl eurer Beziehung ist. Er wird sicherlich auf dich zukommen, wenn er so weit ist, dass er mit dir darüber reden kann.«

»Das hört sich alles sehr schlimm an«, sagte sie betroffen.

»Was genau hört sich denn da schlimm an?«, fragte ich verwundert, ich hatte ihr doch nur gesagt, dass alles in die richtige Richtung läuft.

»Nicht zu wissen, was da wirklich los ist«, sagte sie verzweifelt. »Das macht mich kirre. Ich gehe dann automatisch vom Schlimmsten aus.«

»Du schätzt die Sachlage automatisch als schlimm ein, nur weil du den tatsächlichen Kontext nicht kennst?«, fragte ich verwundert. »Warum tust du das?«

»Wenn man von vornherein damit rechnet, enttäuscht zu werden, dann kann man nicht enttäuscht werden«, antwortete sie.

»Wegen dem Schmerz der Enttäuschung?!«, fragte ich verwundert. »Aber der Schmerz, den du mit dieser negativen Einstellung ständig selbst erzeugst, ist doch letztendlich viel schlimmer als der Schmerz einer Enttäuschung es je sein könnte. Zumal es in diesem Fall noch dazu sehr unwahrscheinlich ist, dass du tatsächlich enttäuscht wirst. Wenn du immer gleich vom Schlimmsten ausgehst, sobald du den Kontext nicht genau kennst, dann erleidest du doch ständig emotionalen Schmerz. Jede negative Einschätzung erzeugt doch unweigerlich negative Gefühle.«

»Ja, kann sein«, antwortete sie sichtlich überfordert von dieser Betrachtungsweise.

»Es ist wirklich nicht sinnvoll, alles immer gleich negativ einzuschätzen, wenn man ein glückliches Leben führen will. Auch nicht, um den Schmerz der Enttäuschung zu vermeiden. Das ist es meiner Auffassung nach überhaupt nicht wert.«

»Sicherlich hast du recht«, stimmte sie zu. »Aber ich kann da leider nicht so einfach über meinen Schatten springen. So bin ich halt. Ich hab Angst. Und wenn ich Angst habe, dann malt sich mein Gehirn die schlimmsten Horrorszenarien aus. Ich kann da nichts dagegen tun. Das passiert einfach. Ich brauche dann Beweise, dass es ganz sicher nicht so ist, wie sich mein Gehirn das ausmalt, bevor ich mich wieder beruhigen kann.«

»Das ist natürlich schwierig«, räumte ich ein. »Beweise kann ich dir da nicht liefern. Das tut mir sehr leid. Ich werde mir Gedanken darüber machen. Vielleicht finden wir da eine bessere Lösung. Ich denke, dass es generell sehr mühsam und leidvoll sein muss, wenn man immer Beweise dafür braucht, dass nichts Schlechtes passieren kann. Es wäre sicherlich gut, wenn wir das ändern könnten.«

»Ja, das wäre mehr als gut. Aber das kann ich nur sehr schwer glauben«, meinte sie resigniert.

»Lass den Kopf nicht hängen!«, sagte ich deshalb zu ihr. »Wir finden eine Lösung. Und wegen Jason möchte ich dir noch einmal bestätigen, dass meiner Einschätzung nach alles in die richtige Richtung läuft, auch wenn ich dir das jetzt nicht beweisen kann. Vielleicht hilft es ja trotzdem ein wenig.«

Ava fing an zu weinen, weshalb ich sie in den Arm nahm, um sie zu trösten. Sie beruhigte sich dann recht schnell wieder, wie es so ihre Art war. Im einen Moment himmelhoch jauchzend und im nächsten zu Tode betrübt und das in schnellem Wechsel. Aber so war das Leben nun einmal, wenn man seine Gefühle für Wahrheiten hielt und deshalb die dahinterliegenden alten Einschätzungen und Beurteilungen nicht regelmäßig mit der Realität abglich. Doch ich war zuversichtlich, dass sich das in absehbarer Zeit bei Ava immer mehr verbessern würde. Sie war ja mittendrin in diesem Veränderungsprozess und hatte schon viel erreicht.

Ich war nach unserem Gespräch unter dem Vorwand, auf die Toilette zu müssen, noch in unserer Suite geblieben, während Ava wieder runter in den Garten ging. Ich wollte Ella noch schnell nach einer Lösung für Avas Problem fragen und dann ebenfalls runter zu den anderen gehen.

Ella war alleine im Klassensaal, als ich dort eintraf. Ich erklärte ihr den Sachverhalt, dass Avas Großhirn sich immer gleich die schlimmsten Horrorszenarien vorstellte, wenn es eine Situation nicht gut einschätzen konnte, und dass sie dann jedes Mal Beweise brauchte, dass es ganz sicher nicht so kommt, wie sich ihr Gehirn das gerade in den düstersten Farben ausgemalt hat.

»Tatsächlich haben viele Menschen dieses Problem«, meinte Ella. »Wenn sie unbedingt vermeiden wollen, dass sich die Ereignisse für sie negativ entwickeln, dann gehört es zu den Standardmaßnahmen, sich zu überlegen, was denn schlimmstenfalls passieren könnte. Die Menschen wollen sich damit entweder mental und emotional auf den Umgang mit diesen Horrorszenarien vorbereiten, oder sie wollen einen Weg finden, wie sie das Schlimmste bereits im Vorfeld verhindern oder wenigstens abmildern können.«

»Und warum brauchen sie dann Beweise, dass es ganz sicher nicht so kommen wird, wie sie es befürchten?«

»Weil sie ihre Horrorszenarien aus Sicherheitsgründen sehr ernst nehmen. Sie wollen die Gefahr nicht auf die leichte Schulter nehmen. Daher gehen sie aus Sicherheitsgründen davon aus, dass es wirklich so negativ kommen könnte, wie sie es sich vorstellen. Doch das Reptiliengehirn und das soziale Gehirn verstehen nicht, dass die Vorstellungen des Großhirns nur mögliche Simulationen einer fiktiven Gefahr darstellen. Wenn das Großhirn so tut, als sei die Gefahr real, dann reagieren die anderen beiden Gehirne auch entsprechend. Sie erzeugen Gefahrenvermeidungsgefühle wie Angst, Furcht, Unsicherheit, Panik oder Sorgen. Und damit hören sie auch nicht mehr auf, bis sie vom Großhirn eine Entwarnung kriegen. Daher brauchen die Menschen dann Beweise, dass es ganz sicher nicht so schlimm kommt wie befürchtet. Denn nur stichhaltige Beweise genügen dem Großhirn, um die Beurteilung zu treffen, dass die Gefahr ganz sicher gebannt ist.«

»Du hast vorhin gesagt, dass viele Menschen dieses Problem haben. Und was ist bei denjenigen anders, die dieses Problem nicht haben?«, wollte ich wissen.

»Die halten ihre negativen Annahmen nicht immer gleich für Wahrheiten. Einschätzungen werden im menschlichen Gehirn sehr viel flexibler gehandhabt als Wahrheiten. Sobald neue Informationen verfügbar sind, führt das Großhirn bei Einschätzungen sofort einen Realitätsabgleich durch und schätzt die Lage neu ein. Bei Wahrheiten ist das viel schwieriger.«

»Dann gehört also die Beurteilung, ob eine Annahme eine Wahrheit oder eine Einschätzung darstellt, ebenfalls zu den Meta-Daten, die zusammen mit einer Annahme im unbewussten System abgespeichert sind«, erkannte ich. »Bis jetzt ließen sich alle Meta-Daten immer sehr schnell und mühelos verändern. Sollte das hier auch der Fall sein, dann könnte man eine scheinbare Wahrheit erst einmal in eine Einschätzung umwandeln, bevor man einen Realitätsabgleich durchführt. Dann müsste das sehr viel einfacher funktionieren, und Ava bräuchte auch keine Beweise mehr. Das muss ich umgehend ausprobieren.«

»Das könnte tatsächlich eine sehr wichtige Erkenntnis sein«, stimmte Ella mir zu. »Nehmen wir als Beispiel die vielen Sollvorstellungen, welche die Menschen aufgrund der großen Täuschung als Kind alle als Wahrheiten in ihrem unbewussten System abgespeichert haben. Wenn sie aus diesen vermeintlichen Wahrheiten erst einmal kindliche Einschätzungen machen würden, dann könnten sie sehr viel leichter davon lassen. Sie müssten dazu nur erkennen, dass der Glaube, alle diese Sollvorstellungen erfüllen zu müssen, damit man geliebt, akzeptiert und respektiert wird, nur eine kindliche Einschätzung war.«

»Das sollte eigentlich ganz einfach sein«, erkannte ich begeistert. »Es ist ja tatsächlich wahr, dass es nur eine falsche Einschätzung war, die sie damals als Kind angenommen haben. Und heute als Erwachsene können sie das natürlich alles sehr viel besser einschätzen.«

Kapitel 2 Es geht ihnen nicht gut

Gerade als ich nach meinem Gespräch mit Ella unsere Suite verlassen wollte, klopfte Gabriella an meine Tür.

»Ich habe hier noch etwas Schönes für dich«, sagte sie mit einem Lächeln. »Das Smartphone, mit dem du mit Lola sprechen kannst. Du musst dazu nur die Lola-App starten. Siehst du?«, fragte sie und zeigte mir das Icon der App auf dem Bildschirm des Smartphones. »Einfach nur anklicken, dann erscheint Lola. Es ist die gleiche App, die auch Lolas Probe-User verwenden.«

»Vielen herzlichen Dank. Das freut mich sehr«, antwortete ich und nahm das Smartphone entgegen.

»Ich würde Lola ja so gerne mal kennenlernen«, meinte Gabriella dann. »Ich habe bislang immer nur von ihr gehört, durfte aber nie zu ihr. Wenn du daher mal ein paar Minuten Zeit haben solltest, würde ich mich sehr freuen, wenn ich mal mit draufschauen darf, wenn du mit Lola sprichst.«

»Wir können das auch gerne jetzt gleich machen«, sagte ich. »Lola freut sich bestimmt, dich kennenzulernen.«

»Echt?! Das wäre toll.«

Ich öffnete also die Lola-App. Eine Sekunde später erschien Lola auf dem kleinen Bildschirm, und ihre Stimme erklang aus dem Lautsprecher des Smartphones.

»Hallo Mary«, begrüßte mich Lola freundlich. »Schön, dass du mich besuchst.«

»Hallo Lola«, sagte ich. »Wir haben hier jemanden, der dich sehr gerne kennenlernen möchte.« Ich hielt die Kamera auf Gabriella, sodass Lola sie sehen konnte. »Das ist Gabriella. Sie ist NSA-Agentin und meine Freundin.«

»Hallo Gabriella«, sagte Lola mit einem freundlichen Lächeln. »Es ist schön, dich kennenzulernen.«

»Die Freude ist ganz meinerseits«, erwiderte Gabriella. »Ich habe schon viel von dir gehört. Natürlich nur Gutes!«

»Wie kann ich dir behilflich sein, Gabriella?«, fragte Lola.

»Mir geht es gut, vielen Dank«, antwortete sie. »Ich wollte dich nur mal kurz sehen. Ich muss dann jetzt auch wieder weitermachen. Ich habe gerade viel zu tun.«

»Dann war es mir eine Freude, dich kennenzulernen«, meinte Lola.

»Ich werde dich noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt kontaktieren«, sagte ich zu Lola.

»Sehr gerne, Mary«, antwortete sie. »Dann bis später.«

»Bis später, Lola«, sagte ich und beendete den Kontakt.

»Sehr beindruckend, deine Lola«, sagte Gabriella daraufhin. »Sie wirkt überaus sympathisch. Und hübsch ist sie auch noch. Ach ja, bevor ich es vergesse«, meinte sie dann. »Greg hat mich gebeten, dir auszurichten, dass es ihm heute nicht so gut geht und er lieber im Bett bleiben möchte. Du sollst dir aber keine Sorgen machen. Es geht ihm gut.«

»Es geht ihm nicht so gut, aber es geht ihm gut?!«, hakte ich irritiert nach.

»Er hat einen Monsterkater nach der Party gestern Nacht und fühlt sich gerade wie das Leiden Christi persönlich«, meinte Gabriella lächelnd. »Aber sonst geht es ihm gut. Er wollte, dass du das weißt, damit du dir keine Sorgen machst. Ich denke, er meinte damit, dass er sich deswegen nicht mehr selbst verurteilen wird, wie das bei Shameless in Paradise noch der Fall war.«

»Ah, verstehe«, sagte ich. »Es geht ihm also vorübergehend körperlich nicht so gut heute, aber es geht ihm in emotionaler Hinsicht gut.«

»Ja, genau«, bestätigte Gabriella. »Er wollte jedoch informiert werden, falls du heute einen Workshop machen solltest. Den will er auf keinen Fall verpassen.«

»Ursprünglich hatte ich einen Workshop für heute Vormittag angedacht, doch da kam die Geschichte mit der nationalen Sicherheit dazwischen. Da die Nerds jedoch gerade alle hier sind, kann es schon sein, dass wir den Workshop vielleicht nachher noch machen.«

»Sag mir einfach Bescheid, wenn du dich entschieden hast«, meinte Gabriella. »Dann wecke ich Greg.«

»Das werde ich gerne tun«, versprach ich. »Ich wollte gerade wieder runter zu den anderen in den Garten gehen. Kommst du mit?«

»Ich muss zuvor noch etwas erledigen, dann komme ich nach«, meinte sie.

»Alles klar. Bis gleich«, sagte ich und ging die Treppe runter, die ins Foyer unserer neuen Unterkunft führte, um von dort in den Garten zu gelangen.

Unsere neue Villa war deutlich kleiner als die bei Shameless in Paradise. Im oberen Stockwerk gab es nur die beiden Pärchen-Suites für Brian und mich sowie Ava und Jason und ein kleines Einzelzimmer für Gabriella. Im Untergeschoss befanden sich die Zimmer von Nuno, Greg und Dylan sowie eine Küche und ein geräumiges Wohnzimmer. Und nirgendwo im Haus gab es Überwachungskameras.

Als ich zum Pool kam, bot sich mir ein ungewöhnlicher Anblick. Es war total still im Garten. Niemand redete. Brian, Dylan und Nuno und einige der Nerds lagen auf den Sonnenliegen, die auf der einen Seite des Pools standen. Der Rest der Nerds hatte sich in den Schatten der Bäume und Palmen gelegt, die im Garten verteilt waren. Einige schienen zu schlafen. So ruhig hatte ich unsere Gruppe bisher noch nie erlebt. Ava und Jason konnte ich nirgends sehen. Die beiden hatten sich vermutlich in ihre Suite zurückgezogen.

»Was ist hier los?«, wollte ich wissen, als ich mich zu Brian auf die Liege setzte.

»Was meinst du?«, fragte er ahnungslos.

»Na, wieso ist es hier so still? Wieso tut niemand etwas?«

»Ich denke, dass alle sehr erschöpft sind nach der Party und dem Stress der letzten Tage«, meinte Brian. »Die Nerds haben für die Modenschau ja Tag und Nacht trainiert und wirklich alles gegeben. Ich glaube, wir sind gerade alle ziemlich fertig. Außer Richard und du, wie es aussieht«, sagte er lächelnd zu Nuno, der rechts neben uns auf der Liege lag. »Ihr beide seht auch heute aus wie das blühende Leben.«

»Geiler Scheiß«, meinte Nuno und gab mir darauf lächelnd die Ghettofaust.

»Ich hatte überlegt, ob wir noch einen Workshop machen sollen, um gemeinsam mit den Nerds herauszufinden, warum es bei unserem generellen Gefühlsziel, sich gut und nicht schlecht fühlen zu wollen, nicht genügt, die Entscheidung zum realen Ziel zu treffen«, sagte ich. »Aber wenn ich mir die Truppe so anschaue, dann ist vielleicht heute nicht der richtige Tag dafür.«

»Das würde ich auch so sehen«, stimmte mir Nuno zu. »Ich denke, dass alle gut ausgeruht sein sollten, damit wir dieses Rätsel gemeinsam lösen können.«

»Ich denke ebenfalls, dass es den meisten von uns heute dafür nicht gut genug geht«, pflichtete ihm Brian bei. »Wir sollten den Workshop vielleicht besser auf morgen verschieben und heute einen echten Ruhetag einlegen.«

»Leute, ich brauche heute echt Pause!«, stimmte Dylan zu, der links neben uns auf der Liege lag. »Ich fühle mich, als hätte mich letzte Nacht ein Traktor überfahren. Richards Arschbomben-Wettbewerb hat mir dann endgültig den Rest gegeben. Mir geht es daher gerade auch nicht so gut. Ich wäre deshalb ebenfalls für einen Ruhetag. Ich glaube, den könnten wir alle sehr gut gebrauchen.«

»Meint ihr das denn wirklich ernst, dass es euch nicht gut geht, weil ihr müde und erschöpft seid, oder ist das nur so eine Redewendung?«, fragte ich Brian und Dylan.

»Das ist keine Redewendung«, antwortete Dylan. »Wir sind, glaube ich, alle ziemlich im Arsch.«

»Und haltet ihr das für eine Einschätzung oder für eine Wahrheit?«, wollte ich wissen.

»Einschätzung oder Wahrheit?!«, hakte Brian nach.

»Bei einer Wahrheit würde man diese Beurteilung der Sachlage für wahr halten und bei einer Einschätzung wäre es nur eine Annahme, die auch falsch sein kann«, erklärte ich. »Diese Unterscheidung kann sehr wichtig sein.«

»Leute, mir platzt echt der Schädel, wenn ich heute über solche Dinge nachdenke«, meinte Dylan. »Können wir das bitte auf morgen verschieben? Ich will das auf keinen Fall verpassen, aber heute pack ich das echt nicht.«

»Ja, natürlich«, sagte ich. »Heute ist ja Ruhetag. Wir können gerne morgen darüber sprechen.«

»Ich würde mich eigentlich sehr gerne mit dir darüber unterhalten«, meinte Nuno. »Das hört sich nach echt geilem Scheiß an. Wir könnten uns ja einfach ein ruhiges Eckchen suchen, dann stören wir hier niemanden. Ich kann jetzt sowieso nicht pennen. Ich bin kein Stück müde.«

»Wäre das für dich in Ordnung?«, fragte ich Brian. »Ich bin leider auch überhaupt nicht müde. Und sollten wir etwas Interessantes herausfinden, dann werden wir euch gerne morgen davon berichten.«

»Natürlich ist das in Ordnung«, meinte Brian. »Ich werde dann hier noch ein kleines Nickerchen machen, dann bin ich nachher bestimmt auch wieder startklar. Aber geht ihr jetzt ruhig. Ich bin hier, wenn du mich brauchst. Vielleicht wäre es noch gut, wenn ihr den Nerds vorher Bescheid sagt, dass heute Ruhetag ist. Die sind, glaube ich, alle mehr oder weniger auf Habtachtstellung, weil sie nicht wissen, was heute noch so geplant ist.«