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**Liebe nicht, wem du nicht trauen kannst** Die abenteuerlustige Studentin Emily kann kaum glauben, dass ihre beste Freundin den Fußballstar Scott Peterson heiraten wird. Und sie darf als Trauzeugin alles hautnah miterleben und bei der Planung der extravaganten Feier helfen, die auch noch auf einem edlen englischen Landsitz stattfinden soll. Doch ausgerechnet der ehemalige Teamkollege und Trauzeuge des Bräutigams, Greg Stevens, macht ihr einen Strich durch ihre wilde Party. Denn obwohl er den toughen Sportler mimt, ist er ein absoluter Romantiker und hätte lieber ein Streichquartett statt einer Rockband. Aber Greg hat ein Geheimnis und Emily muss sich eingestehen, dass er sie nicht so kaltlässt, wie sie es gerne hätte … Sag niemals nie … Greg und Emily – das Paar, auf das niemand gewartet, aber alle gehofft haben. Auch im dritten Band der Sports-Romance-Reihe schafft Mimi Heeger es wieder, eine Geschichte voller Spannung und jeder Menge großer Gefühle zu erschaffen. //Alle Bände der Sports-Romance-Buchserie bei Impress: -- Secret Kiss. Die Tochter vom Coach -- Secret Crush. Der Star der Mannschaft -- Secret Match. Team wider Willen Es geht weiter! Die Kinder der beliebten Figuren aus der »Secret«-Serie haben ihre eigene Geschichte erhalten. Alle Bände der Spin-off-Serie »To Me and You« bei Impress: -- To Me and You. Grace & Adam -- To Me and You. Marissa & Davis -- To Me and You. Amber & Jordan -- My Way To You. Eine »Secret Love«-Sammelausgabe Jeder Roman dieser Serie steht für sich und kann unabhängig von den anderen gelesen werden.
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Die Macht der Gefühle
Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.
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Mimi Heeger
Secret Match. Team wider Willen (Secret-Reihe)
**Liebe nicht, wem du nicht trauen kannst**Die abenteuerlustige Studentin Emily kann kaum glauben, dass ihre beste Freundin den Fußballstar Scott Peterson heiraten wird. Und sie darf als Trauzeugin alles hautnah miterleben und bei der Planung der extravaganten Feier helfen, die auch noch auf einem edlen englischen Landsitz stattfinden soll. Doch ausgerechnet der ehemalige Teamkollege und Trauzeuge des Bräutigams, Greg Stevens, macht ihr einen Strich durch ihre wilde Party. Denn obwohl er den toughen Sportler mimt, ist er ein absoluter Romantiker und hätte lieber ein Streichquartett statt einer Rockband. Aber Greg hat ein Geheimnis und Emily muss sich eingestehen, dass er sie nicht so kaltlässt, wie sie es gerne hätte …
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Vita
Danksagung
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© Jacqueline Radomski-Dicke Fotografie
Mimi Heeger wurde 1983 in Kreuztal geboren und wohnt mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und einem kleinen Hund im Siegerland. Die zweite Welt, in der sie lebt, ist die der Bücher. Tag und Nacht taucht sie mit Figuren aus den verschiedensten Genres in deren Geschichten ein. Das eigene Schreiben von Romanen ist schon seit Kindheitstagen ein Wunsch, der schnell zur Leidenschaft und schließlich zum großen Traum wurde.
Wo die Angst endet, beginnt das Leben …
»Greg und Emily? Dass ich nicht lache. Es gibt wirklich nicht viele Menschen, die weniger zusammenpassen als die beiden. Das wäre, als würdest du Feuer zu Wasser machen wollen. Ich meine, ganz im Ernst, Emily ist cool und so, aber für Greg? Niemals. Mein bester Kumpel braucht eine Frau, die sich an seine starke Seite schmiegt und sich von ihm beschützen lässt. Er will heiraten, eine Familie gründen und so. Emily dagegen ist selbst die starke Seite. Sie braucht keinen Beschützer. Eher muss man die Männer vor ihr beschützen. Glaube nicht, dass sie an einer Beziehung interessiert ist. Das mit den beiden könnte niemals, wirklich niemals, funktionieren.«
Scott, 28 Jahre, Fußballstar
»Emily ist einfach toll. Sie ist meine beste und längste Freundin. Sie war für mich da, als es mir schlecht ging und ich verdanke ihr so unendlich viel. Ihre Stärke und ihr Selbstbewusstsein hätte ich gerne. Aber mit Greg? Euer Ernst? Das könnt ihr sowas von vergessen. Greg ist … na ja … eben Greg. Er ist nett, höflich, rücksichtsvoll, schon klar. Emily hingegen sprüht nur so vor Energie. Er würde sie mit seinem festgefahrenen Trott bremsen. Außerdem glaube ich nicht, dass sie sich fest binden möchte. Hab sie noch nie zweimal mit demselben Mann gesehen. Und dann Greg? Ich weiß nicht. Oder? Nee. Ich denke das wird eher nichts.«
Lauren, 22 Jahre, nervöse Fast-Braut
»Boah, lasst mich mit Stevens in Ruhe. Der Kerl nervt schon, wenn er nur anwesend ist. Wie er meine Frau die ganze Zeit angafft. Als gehöre sie zu ihm. Ich schwöre euch, wenn das nicht bald aufhört, verliere ich noch die Geduld. Und das sollte er besser nicht erleben. Immerhin wäre es nicht das erste Mal, dass ich ihm die Nase breche. Dieses Weichei und Emily? Auf keinen Fall! Emily ist cool. Ich mag sie total. Noch nie erlebt, dass sie miese Laune hatte. Was sollte so eine tolle Frau mit einem Langweiler wie Stevens? Das ist totaler Bullshit und ich denke, das wisst ihr.«
Sam, 28 Jahre, Fußballer, eifersüchtiger Ehemann und bester Daddy aller Zeiten
»Also ich weiß nicht. Emily und Greg ein Paar. Hm … Darüber muss ich erst nachdenken. Vielleicht? Warum eigentlich nicht? Ich meine, Emily ist wirklich ein tolles Mädchen und sie ist wunderschön, obendrein witzig und klug. Und Greg? Was könnte ein anderer Mann ihr geben, was er nicht hat? Ich glaube, sie könnte keinen besseren Partner finden. Er ist loyal, ehrlich und noch dazu ein richtiger Kerl. Klar, die Sommersprossen und das kurze Haar täuschen vielleicht den braven Iren vor, aber ich habe ihn schon oben ohne gesehen und ich sag euch … Lasst euch da nicht täuschen. Wie heißt es so schön: Stille Wasser sind tief. Also, ich sage Ja. Warum auch nicht? Warum sollte aus diesen beiden tollen Menschen kein glückliches Paar werden? Man sollte niemals nie sagen.«
Maggie, 24, gestresste Mum und … »Hey … Pssst! Das wird nicht verraten!«
»Hey, Paddy«, knurre ich, aber dieser Volltrottel hat riesige Kopfhörer auf seinen Lauschern und reagiert auch beim dritten Mal noch immer nicht.
Ach, Scheiß drauf. Ich greife nach dem seltsamen Blätterteigding auf dem Tischchen, das am Sitz seines Vordermanns befestigt ist, und lecke genüsslich einmal quer darüber. Dabei lasse ich ihn nicht aus den Augen. Seine weiten sich erschrocken und werden immer größer, sodass ich unwillkürlich kichern muss.
»Was soll das?«, brüllt er durch den ganzen Reisebus. Weil er die dämlichen Dinger immer noch auf den Ohren hat.
Idiot.
»Ich habe dich dreimal gefragt, ob du das noch isst. Jetzt hast du Pech«, sage ich mit einem süffisanten Grinsen. Dabei halte ich ihm einen Kopfhörer vom Ohr ab, damit er wenigstens aufhört so zu schreien. Der zuckersüße Quälgeist von Sam und Maggie hat gerade erst aufgehört zu quengeln und ist eingeschlafen. Keiner von uns ist scharf darauf, sie so schnell wieder aufzuwecken.
»Das ist widerlich«, sagt Greg und starrt auf seine angeleckte Blätterteigtasche, die fest in meiner Hand liegt. Ich strahle, meine Mundwinkel sacken jedoch zurück nach unten, als er mir das Gebäck aus den Fingern zerrt und trotzdem reinbeißt. »Aber glaub nicht, dass ich es deswegen aufgebe.«
Jetzt ist er es, der breit grinst und sich mit seinem Snack wieder ganz auf den Film konzentriert, der auf seinem veralteten Tablet läuft. Ganz im Ernst. Welcher Mann schaut bitte freiwillig Pretty Woman? Und dabei umklammert er dieses Ding auf seinem Schoß, als hinge sein Leben davon ab.
»Ich finde es ziemlich witzig, dass du ihn Paddy nennst.«
Sams Kopf taucht wie aus dem Nichts neben meinem Sitz auf. Und ich muss ihm recht geben. Greg mit seiner irischen Herkunft aufzuziehen verliert einfach nicht an Humor. Wahrscheinlich vor allem deswegen, weil er sich auch nach Monaten immer noch darüber ärgert.
»Hier«, sagt er und reicht mir seine Blätterteigtasche. Warum die Teile in einem Reisebus angeboten werden, ist mir ein Rätsel. Aber man nimmt, was das Leben einem schenkt.
Sam ist cool. Er und Maggie sind mir die Liebsten von unserer eigenartigen Reisegruppe. Dass ausgerechnet Scotts Schwester und ihr Mann meine Verbündeten geworden sind, ist irgendwie schräg und gleichzeitig ziemlich witzig.
»Du bist ein Schatz«, sage ich und erwidere sein Lächeln über meine Schulter. Ich habe seine dunkle Aura und die vielen Tattoos von Anfang an durchschaut. Sam ist eine Katze, kein Tiger. Keine Sekunde später sprühen meine Augen auch schon wieder Funken, weil mein Blick auf Greg fällt, der gerade den letzten Bissen seines angeleckten Essens kaut. Das ist schon äußerst ekelhaft, da muss ich ihm ausnahmsweise recht geben. Natürlich nur in Gedanken.
Ich lehne mich zurück und versuche mich zu entspannen. Ich mag es nicht besonders, in einem Bus zu verreisen. Eigentlich hasse ich es sogar. Aber der große Fußballstar Scott Peterson kann natürlich nicht einfach in London heiraten. Nein, er muss mit Pauken und Trompeten die ganze Sippschaft einmal quer durch England schleppen. Offensichtlich reicht es nicht, dass wir uns alle auf der stundenlangen Fahrt auf die Nerven gehen. Als Krönung startet unser siebentägiger Aufenthalt mit einem Fußballspiel. Natürlich. Was eignet sich auch sonst als Auftakt einer Feierlichkeit? Mir fielen da nur knapp eine Million Dinge ein. Und dann natürlich schon morgen Mittag. Nicht, dass wir nach der Fahrt noch ein paar Tage Zeit zur Erholung hätten. Und nur damit Peterson früh genug in Birmingham aufläuft, mussten wir alle zu unmenschlichen Zeiten aufstehen. Mal im Ernst, dieses dämliche Spiel dauert neunzig Minuten. Warum genau muss er mit seiner dämlichen Mannschaft bereits zwanzig Stunden vor Spielbeginn anwesend sein? Was ist das wieder für ein Blödsinn?
Die Kinder sind übermüdet, die Erwachsenen genervt. Das ist wohl das Ende seines glorreichen Plans.
Vor knapp einer halben Stunde haben wir eine Pause mitten im Nirgendwo gemacht. Dadurch, dass unsere Gruppe aus über zwanzig Personen besteht, war es mehr als spannend, alle zusammen zu halten. Jetzt haben wir immer noch knapp zwei Stunden Fahrt vor uns und ich habe das Gefühl, es wird einfach nicht weniger. Die endlosen Bäume und Sträucher, die nichts als die Einöde Englands einrahmen, ziehen an uns vorbei wie in einem schlechten Film. Sams Geschwister fangen langsam an mit ihrem Gerangel um das Computerspiel zu nerven und meine beste Freundin und gleichzeitig die Braut sieht alles andere als gesund aus.
»Bist du dir sicher, dass es dir wieder gut geht, Lauri?«
Ich habe die Frage noch nicht ausgesprochen, da schießt Scotts Blick bereits in ihre Richtung. Sein Beschützerinstinkt in allen Ehren, jedoch wirkt es schon etwas gruselig, wenn es aussieht, als würde er tief und fest schlafen, aber hellwach ist, sobald auch nur jemand Laurens Namen erwähnt. Da nützt auch sein auf mich wirkungsloses Modelface nichts.
Ich lege Lauren über den Gang hinweg eine Hand auf ihren Arm. Sie hält die Lehnen fest umschlossen. Scott sitzt neben ihr, direkt am Fenster.
»Es geht schon. Es ist nur der Bus. Und die ganze Aufregung und so.«
»Und du bist dir sicher, dass sonst nichts ist?«
Ich kann so leise reden, wie ich will, Laurens Mum bekommt einfach alles mit. Sie ist da noch schlimmer als Scott. Wie von der Tarantel gestochen steht Amanda auf und beugt sich über ihren Sitz nach hinten, um ihre Tochter optisch zu überprüfen. »Du bist immer noch so blass.«
»Es ist nichts anderes! Ehrlich.«
Laurens Stimme schneidet trotz ihrer Übelkeit die stickige Luft im Bus wie ein Samurai Schwert. Ein Stück weit sollte sie uns schon verstehen. Seit sie sich erst in London und dann im Aston Rowant National Park mehrmals übergeben hat, geht jeder noch mehr von der unausgesprochenen Theorie aus, dass sie schwanger sein könnte. Denn so richtig kapieren wir alle immer noch nicht, warum Scott ihr bereits nach acht Monaten Beziehung einen Antrag gemacht hat und wir bereits im darauffolgenden Monat in einem Reisebus zum Altar sitzen. So ein Tamtam um eine Hochzeit und dann nur sechs Wochen Vorbereitungszeit.
Ich lehne mich wieder zurück in meinen Sitz, denn offensichtlich habe ich die Unterhaltung an Scott und Amanda verloren.
»Geht’s ihr besser?«, flüstert Greg von der anderen Seite in mein Ohr und ich zucke zusammen, als ich meinen Kopf in seine Richtung drehen will und er so dicht vor meinem Gesicht auftaucht, dass kein Blatt mehr zwischen uns passt.
»Scheiße«, fluche ich und rücke ein Stück ab. »Was soll das? Willst du mich anbaggern oder was?« Ich nehme meinen Arm von unserer gemeinsamen Lehne und verschränke sie vor der Brust.
Wie in Zeitlupe lässt Greg seinen Blick an mir herunter wandern. Ein kaltes Lächeln entsteht auf seinen schmalen Lippen. »Ganz sicher nicht.«
»Dann lass es in Zukunft sein, mir beinahe auf den Schoß zu krabbeln, Stevens.«
Auch wenn ich es nicht zugeben will, es ärgert mich, wie er mich ansieht. Sicher, ich trage nur Jeans und mein Harry Potter T-Shirt, seine spitzfindigen Kommentare kann er dennoch stecken lassen. Es sollte mich eigentlich nicht mehr wundern. So geht das nämlich schon seit Monaten zwischen uns. Seit wir unser gemeinsames Ziel, Lauri und Scott zusammen zu bringen, erreicht haben, kämpfen wir nicht mehr auf derselben Seite. Es ist nicht unbedingt so, dass wir uns nicht leiden können. Greg ist in Ordnung. Er ist einer von der guten Sorte. Nur leider auch von der langweiligen und konservativen und farblosen und uninteressanten … Ich könnte das stundenlang fortführen.
»Glaub mir«, sagt er ganz gelassen, »in diesem Bus ist dein Schoß der letzte, auf dem ich sitzen möchte. Lieber fahre ich ungebremst mit einem Reisebus über die Klippen ins Meer.«
»Kann der Bus wirklich ins Meer fliegen, Mummy?«
Der kleine Chandler, der seinem großen Bruder Sam zum Verwechseln ähnlich sieht, rutscht nervös auf seinem Platz hin und her. Er mag das Fahren mit dem Bus offensichtlich genauso wenig wie ich. Die ganze Zeit nestelt er in meinem Rücken mit seinem Rucksack rum, steht auf, setzt sich wieder. Ein ewiges Gewusel. Ja, ich denke dem Kleinen geht das hier genauso auf den Geist wie mir. Überhaupt habe ich nicht den Eindruck, dass das hier irgendjemandem Spaß macht.
»Nein, mein Schatz«, tröstet ihn Karen, Sams Mum, die neben ihm sitzt. Sie nehmen mit Maggie und Sam die letzte Reihe in Beschlag. Ganz außen sitzt Sams Schwester Molly, die die ganze Fahrt über die beschlagene Fensterscheibe neben sich beschmiert.
Ich hab nicht schlecht gestaunt, als ich erfahren habe, dass Sam drei kleine Geschwister hat. Und bis auf Hope sind heute alle mit von der Partie. Sams älteste Schwester lebt derzeit in einem Wohnheim. Soweit ich weiß, ist sie behindert und wird dort besser versorgt.
»Wenn wir die Klippen runterfliegen«, das Wort runterfliegen setzt sie mit ihren kleinen spitzen Fingern in Anführungszeichen, »bist du so was von tot, Chand.«
Ein spitzes Grinsen legt sich auf Mollys hübsches Gesicht. Sie trägt kinnlange dunkelblonde Locken und hätte durchaus was von einem Engel, wenn nicht ein kleiner Teufel in der gerade mal Zehnjährigen stecken würde.
»Ich will das nicht.« Der kleine Junge, der mit seinen sechs Jahren versucht immer der Große zu sein, schluchzt kaum merklich auf.
»Toll gemacht. Du solltest echt mit Kindern arbeiten«, raune ich und Greg schielt nervös zwischen mir und den Kleinen hin und her. Sein Kiefer ist so fest zusammengepresst, dass ich die Muskeln auf seinen Wangen erkennen kann.
»Hey, Chandler.« Er quetscht seinen Kopf durch die Lücke zwischen unseren Sitzen, was von hinten bestimmt urkomisch aussieht. »Angenommen, wir würden ins Meer fliegen, dann darfst du dich auf meinen Rücken setzen und ich schwimm dich an Land.«
Ich pruste beinahe den letzten Rest von Sams Blätterteigding gegen meinen Vordersitz. Was für ein armseliger Versuch.
»Du überlebst das genauso wenig«, zischt Molly über Gregs Rückenlehne zurück und am liebsten möchte ich ihr die Hand zum High Five hinhalten. Aber dafür tut Chandler mir zu sehr leid.
»Hey, Chand. Ich habe echt coole Spiele auf meinem Handy. Bei einem bist du Hulk und musst die Welt retten.« Ich strecke meinen Arm über den Sitz nach hinten und reiche dem Kleinen mein Smartphone.
Ich mag Sams Geschwister. Wenn wir nicht gerade in einem schlecht belüfteten Bus feststecken, habe ich es bisher immer genossen, sie zu treffen. »Willst du mal probieren?«
Der süße Fratz wischt sich unauffällig die Tränen aus dem Gesicht. Seine Augen strahlen dadurch noch blauer und sein schwarzes Haar fällt ihm in die Stirn. In zwanzig Jahren wird er seinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten ähneln.
»Okay«, murmelt er und zieht die Nase hoch.
Als ich mich zum hundertsten Mal für diese Fahrt in meinen Sitz lege um mich locker zu machen, werfe ich Greg ein siegessicheres Grinsen zu. Er presst nach wie vor die Lippen zusammen. Das kratzige Geräusch, als er über sein kurz geschorenes Haar fährt, ist mir mittlerweile vertraut.
Ich schaue rüber zu Lauren, deren Gesichtsfarbe mittlerweile grünlich schimmert. Auch sie scheint ihre Vor-Hochzeits-Reise – wenn man das so nennen kann – nicht gerade zu genießen.
Die Reihe vor uns ist die ruhigste unserer Reisegruppe. Von den Eltern der Brautleute ist so gut wie nichts zu hören. Ich sollte unbedingt versuchen auf der Rückfahrt vor ihnen zu sitzen.
Der vordere Teil des Busses ist komplett leer. Bei unserer Heimreise werden dort Scotts Fußballfreunde sitzen, die heute zusammen mit der Mannschaft nach Birmingham reisen.
Die Glücklichen.
»Heute Nachmittag sollten wir uns unbedingt noch mal wegen der Liederauswahl zusammensetzen.«
Jedes Mal, wenn seine Stimme in meinem Ohr ertönt, zucke ich zusammen. Und dabei wirkt er weder bedrohlich noch in irgendeiner Weise einschüchternd auf mich. Wahrscheinlich ist es, weil mein Unterbewusstsein schon weiß, dass wieder irgendeine Schwachsinnsidee auf mich zukommt.
»Wir haben das schon hundert Mal besprochen«, versuche ich zu flüstern und schiele dabei zu Lauren. Diese beachtet uns gar nicht und krallt sich stattdessen an Scotts Arm fest. Schweiß steht ihr auf der Stirn.
»Und wir besprechen es noch hundert Mal. So lange, bis du endlich einsiehst, dass das keine Saufparty wird, sondern eine seriöse Hochzeit.«
Ich versuche erst gar nicht, meinen Seufzer zu unterdrücken.
Warum? Warum mussten sie neben mir ausgerechnet Greg zu ihrem Trauzeugen machen? Konnte es nicht Sam sein? Oder dieser Afrikaner, der immer so witzig tanzt, wenn Scott und Lauren eine Party schmeißen? Mit denen wäre es sicher eine coole Feier geworden. Aber Greg und ich … das ist wie … keine Ahnung … Tom und Jerry?
»Oder so lange, bis du endlich kapierst, dass das hier keine Seniorenfahrt ist. Die beiden sind nicht mal dreißig, Herrgott noch mal. Ich glaube nicht, dass einer von denen«, mein Daumen zeigt über meine Schulter zum Brautpaar, »Walzer tanzen will.«
Im Augenwinkel sehe ich durch die Sitze, wie Chandler sich erst in der Nase popelt und dann über mein Smartphone fährt. Na großartig. Das werde ich auf jeden Fall an Greg abwischen.
Ich weiche ein Stück zur Seite, weil dieser sich in diesem Moment das blaue Langarmshirt über den Kopf zieht. Zugegeben, egal was für ein Schwachkopf er ist, das hat schon was. Seine Oberarme passen nur ganz knapp in das schwarze T-Shirt, das zum Vorschein kommt. Etwas, was ich unter anderen Umständen bewundern würde. Nur sicher nicht bei Stevens, der ist tabu. Allerdings riecht er ganz passabel. Und das trotz der Hitze, die momentan herrscht. Sicher kann ich das von mir selbst nicht behaupten.
Unauffällig strecke ich meine Nase in Richtung meiner Achselhöhle. Genau in dem Moment beugt Lauren sich nach vorn und übergibt sich in eine Tüte, die Scott ihr netterweise hinhält. Das muss wahre Liebe sein. Ich lege meine Hand auf ihren Rücken und streichle sie sanft.
Auf eine gleichmäßige Atmung bedacht, lege ich meinen Kopf zurück und schließe die Augen, um mich davor zu bewahren, genau zu sehen was sie da fabriziert. Nicht, dass ich es ihr nachmache. Denn ich muss meine Tüte selbst halten. Immer.
»Schon ein eigenartiger Zufall«, stößt Greg aus.
Ich boxe ihm mit meiner freien Hand gegen den harten Oberschenkel. Wie in einem schlechten Film fangen Sams Geschwister an zu quietschen.
»IHHHH«, brüllt Chandler.
»Lauren kotzt schon wieder«, gibt auch Molly ihren Senf dazu.
Und als ob das nicht genug wäre, fängt die kleine Grace auf Maggies Arm wieder an zu schreien.
Ich presse meine Augen noch ein bisschen fester zusammen. Das hat mit dem Traumurlaub, den Scott mir versprochen hat, bisher reichlich wenig zu tun.
»Ich verstehe es einfach nicht.« Mein Kopf schüttelt und schüttelt und schüttelt sich. »Ganz ehrlich. Ich raff’s einfach nicht.«
Entsetzt starre ich meine Freundin an, die heute schon viel besser aussieht als gestern. Sie hat mit Appetit gefrühstückt und plappert den ganzen Morgen wie ein Wasserfall. Ihre Wangen haben wieder eine normale Farbe und sie strahlt von innen heraus in ihrem dämlichen Silvers-Trikot und der kurzen Jeans Hotpants.
»Da gibt’s nichts zu kapieren. Das hier kann dich unmöglich kalt lassen.«
Auch ihr Kopf schüttelt sich mittlerweile und ihr Pferdeschwanz wippt aus dem Basecap hervor. Es ist selbst hier in der VIP Lounge ohrenbetäubend laut. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es auf den Rängen der normalen Zuschauer ist.
Wie sich das anhört … der Normalen. Als ob ich nicht viel eher zu ihnen passen würde, als zu der Familie eines Superstars. Ich habe mir nie etwas aus Reichtum und Luxus gemacht. Umso seltsamer ist es für mich, auf einem mit Leder gepolsterten Sessel zu sitzen, während sich die wirklichen Fußballfans wie die Ameisen auf einen Haufen quetschen müssen.
»Lauren, da laufen zweiundzwanzig erwachsene Männer hinter einem Ball her.«
Sie beißt genüsslich in ihre Bratwurst und lacht mich an. »Eigentlich nur zwanzig. Die Torhüter bleiben in der Regel stehen.«
Ich folge ihrem Blick zurück aufs Spielfeld, weil gerade offensichtlich irgendwas Spannendes passiert. Ich habe nicht den leisesten Schimmer, was das sein könnte, als die Leute um mich herum fast synchron ein enttäuschtes Stöhnen ausstoßen und wieder zurück in ihre Sitze sacken.
»Mal im Ernst. Du sagst, es passen vierzigtausend Menschen in dieses Stadion.«
Lauren blickt stur aufs Spielfeld, mit einem knappen Nicken signalisiert sie mir, dass sie mir wenigstens zuhört.
»Selbst wenn jedes Ticket nur zwanzig Pfund kosten würde … Das ist doch totaler Irrsinn. Davon könnte man so viel Gutes tun.«
Ihr Gesicht verfinstert sich, dass sehe ich auch im Seitenprofil. Wunder Punkt, schon klar. Ich komme einfach mit dem System des Profifußballs nicht klar. Wir haben in den letzten Monaten nicht nur einmal darüber diskutiert.
»Scott tut sehr viel Gutes.« Sie lässt die Bratwurst sinken und hat sich schon halb aus ihrem Sitz erhoben.
»Zum Beispiel ein …«, brüllt Maggie mir aus der Reihe hinter mir ins Ohr und hüpft wie ein Kind auf und ab. »Tooooor«, schreit sie in ungesunder Tonlage und fällt Sam um den Hals, der sich mindestens genauso freut wie seine Frau. Waren die beiden bis vor zwei Stunden noch die Favoriten unserer Reisegruppe, bin ich mittlerweile nicht mehr sicher, ob der Handerson/Peterson-Clan nicht ernsthafte Probleme hat.
»Das ist definitiv nicht mehr normal«, zische ich über das Gejohle von Sams Familie hinweg.
Lauren hat die Hände vor ihrem hübschen Gesicht gefaltet und ihre Augen leuchten. Ich folge ihrem Blick und sehe gerade noch die Ausläufer eines Purzelbaums, den Scott offensichtlich für seine Fans hinlegt. Ich kann spüren, wie mein Mund sich unwillkürlich zu einer Grimasse zieht.
O Mann. Ich komme mir vor wie im Kindergarten.
»Die …«, beginnt Lauren und schaut jetzt ebenfalls zu Maggie und Mister Peterson, dem Ursprung allen Übels. Immerhin hat er als Fußballcoach Scott und Maggie diese wahnsinnigen Züge in die Wiege gelegt. »… sind sicher nicht ganz normal. Aber ich liebe sie trotzdem«, schwärmt sie und klopft mir auf die Schulter. »Du musst dich nur darauf einlassen. Dann wird es dir auch Spaß machen.«
»Ja sicher«, schnaube ich. Ganz gleich, worauf ich mich einlasse, dass mir das hier Spaß machen könnte, wird nicht passieren. »Ich mache einfach, wofür ich mitgekommen bin«, sage ich und halte ihr meine nigelnagelneue Nikon unter die Nase. Seit circa zwei Monaten mein bester Freund auf der Welt. Ich nenne sie liebevoll Magnolia. Keine Ahnung warum. Ich mag es, wenn Dinge einen Namen haben und Magnolia ist ein wirklich hübscher Name für so ein traumhaft schönes Gerät. Ich stehe auf Magnolia. Wir führen eine innige Beziehung. Auch wenn mich immer noch ein schlechtes Gewissen plagt, dass Scott mir eine dermaßen teure Kamera gekauft hat. Aber hey, er wollte, dass ich die Hochzeitsbilder schieße. Und das ist für mich eine Riesenehre. Immerhin bin ich nur eine einfache Fotografiestudentin und eine Sportgröße wie Scott Peterson hätte so ziemlich jeden Fotografen haben können. Er und Lauren haben darauf bestanden, mir anstatt eines Lohns wenigstens eine neue Kamera zu kaufen. Wahrscheinlich nicht ganz ohne Eigennutz. Immerhin werden die Bilder hoffentlich die nächsten Jahrzehnte in ihrem Wohnzimmer hängen und Eddie, meine bisherige Kamera, war wirklich nicht mehr der Jüngste.
»Emily, du bist nicht nur zum Fotografieren hier, du sollst auch Spaß haben«, unterbricht Lauren mich und Magnolia in unseren Gedanken.
»Den habe ich heute Abend«, flüstere ich und zwinkere ihr zu. Für später ist ein Cocktailabend geplant, auf den ich mich wirklich freue. Lauren bekommt meine Antwort schon gar nicht mehr mit. Sie ist schon wieder mit all ihren Sinnen auf dem Rasen und sieht ihrem Verlobten beim Spielen zu. Ich schmunzle in mich hinein, weil ich es witzig finde, dass sie ihrem Mann beim Spielen zusieht und nicht, wie eigentlich üblich, ihren Kindern.
Mit Magnolia vor dem Gesicht versuche ich das passende Motiv auf dem Spielfeld zu visieren, so recht will mir jedoch nichts gefallen. Memo an mich selbst: Sportfotografien werden niemals mein Fachgebiet.
Ich liebe es, Menschen aus der Nähe zu fotografieren. Also drehe ich mich ein Stück vom Spielgeschehen weg und fokussiere Sams Geschwister, die schräg über mir hocken. Zugegeben, Molly und Chandler sehen in den London Silvers-Trikots wirklich niedlich aus. Mit strahlenden Augen stopft sich der Kleine gerade eine Handvoll Popcorn in den Mund und ich drücke ein paar Mal ab. Ich liebe es, echte Momente einzufangen. Keine gestellten Portraits.
Magnolia schwenkt mit meinem Auge an ihrem Bildschirm durch die Menschen und ich bleibe an Greg hängen. Er sitzt neben Scotts Großcousin und einem Spieler aus Sams Fußballmannschaft, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe. Irgendwie gibt es bei unserer Gesellschaft so viele Cousins und flüchtige Freunde, die ich in den letzten Monaten nie bei Scott und Lauren gesehen habe, dass ich den Überblick verloren habe. Sie alle halten ein Bier in der Hand und die beiden anderen unterhalten sich wild gestikulierend über Gregs Schoß hinweg. Aber nicht das ist es, was mich verharren lässt. Nein. Es ist der Ausdruck in seinen Augen. Ich kenne Greg Stevens schon eine ganze Weile, doch einen solch kühlen Blick habe ich in seinem Gesicht noch nie gesehen. Sollte er nicht außer Rand und Band sein? So wie Maggie oder Sam? Ich hatte erwartet, dass er seinen Freund voller Elan anfeuert. Allerdings sitzt er einfach nur da und beobachtet schweigend das Spiel. Ich weiß von Lauren, dass er früher gemeinsam mit Scott unter dessen Dad Fußball gespielt hat. Er muss doch vernarrt in diesen Sport sein, oder nicht? Ob er traurig ist, dass er selbst kein Fußball mehr spielt?
Ich zoome sein Gesicht ein Stückchen näher ran und drücke ab. Mit leicht geneigtem Kopf scanne ich seinen Ausdruck. Ist das Trauer in seinen Augen? Ich verändere meine Position ein kleines bisschen und fokussiere ihn erneut. Ärger? Wut? Was ist es, das die Augen dieses nervenden Brummbären dermaßen schwarz wirken lässt?
Ich drücke ein weiteres Mal ab und als die Kamera den Bearbeitungsmodus abgeschlossen hat, lasse ich Magnolia beinahe fallen, weil mich durch ihr süßes kleines Display zwei dunkle Augen anfunkeln. Ich schlucke und lasse sie langsam sinken, um Greg ohne das Gerät zwischen uns anzusehen. Fast in Zeitlupe hebt sich einer seiner Mundwinkel. Nur minimal. Kaum sichtbar.
Ich erwidere sein knappes Lächeln und drehe mich schnell um. Im selben Augenblick pfeffert Peterson den Ball gegen den Pfosten und übertönt mit dem anschließenden Meckern der Fans damit diesen eigenartigen Moment. Gott sei Dank. Ich schüttele mich kurz, um dieses seltsame Gefühl loszuwerden, weil ich in Gedanken immer noch Greg vor mir sehe. Wie er weder ein Trikot oder einen Fanschal trägt. Viel zu lässig ein Bein auf dem Knie angewinkelt. Und eine Leere in den dunklen Augen, die ich nie zuvor gesehen habe.
Ob es eventuell doch eine Seite an Greg Stevens gibt, die ich nicht kenne und die mich nicht vor Langeweile sterben lässt?
***
Kaum zu glauben, aber ich überstehe mein erstes Fußballspiel ohne bleibende Schäden und als ich am Abend am Fenster meines herrschaftlichen Zimmers stehe, bin ich wirklich erleichtert. Dieses dämliche Spiel war mein Haar in der Suppe. Jetzt ist es vorbei und eine wirklich coole Woche liegt vor uns. Und auch wenn für mich und Greg noch einiges an Organisation ansteht, freue ich mich auf den Cocktailabend, das Probeessen, die Hen-Party, um Lauren als Junggesellin zu verabschieden und natürlich die große Hochzeit am Sonntag.
Von meinem Zimmer aus kann ich die Hotelzufahrt und die Wiesen davor einsehen. Wenn die Handersons nicht im Bild wären, könnte man meinen, wir wurden zurück ins 17. Jahrhundert gebeamt.
Ich beobachte, wie Sam und Maggie auf dem Hof rund um den eleganten Springbrunnen mit den Kindern spielen. Maggie hat ein schickes schwarzes Kleid an und ihre Pumps liegen im Gras, damit sie Molly und Chandler auf ihren Rollern hinterher laufen kann. Sie fahren etwas wackelig auf dem weichen Kies der Einfahrt.
Die kleine Gracy tapst unsicher an Sams Hand über den Mauervorsprung des Brunnens. Am liebsten möchte ich schon wieder nach Magnolia greifen, denn die letzten Sonnenstrahlen des Tages schlängeln sich durch die Kiefern, die das Grundstück einrahmen, und lassen alles in einem warmen Orange leuchten.
Hier lässt es sich wirklich aushalten. Scott und Lauren haben mal eben das ganze Hotel für uns gemietet. Er wollte sicher gehen, dass sich keine Journalisten unter die Gäste mischen. Es gibt nur unsere Gruppe und eine Menge Personal, das uns jeden Wunsch von den Augen abliest. Und ich muss zugeben, es ist wirklich wunderschön. Ich war nie zuvor an einem vergleichbaren Ort. Es ist so wundervoll still und die kleinen verzierten Türmchen und die alten Mauern bewirken, dass ich mir wie eine Prinzessin vorkomme. Okay, das riesige Himmelbett mit den samtroten Vorhängen tut wahrscheinlich sein Übriges.
»Emily?« Synchron mit Gregs Stimme klopft es an der massiven Tür, die nur angelehnt ist.
»Komm rein«, erwidere ich mit gehobener Stimme, beinahe sogar freundlich. Irgendwie hat mich das Gefühl, das ich während Scotts Spiel hatte, nicht wieder losgelassen.
»Scheiße, warum hast du eine Suite?«, ist das erste, was er sagt, als er sich in meinem Zimmer umsieht und sich einmal um die eigene Achse dreht. So schnell, wie mein Mitgefühl für Greg da war, warum auch immer, so schnell ist es in diesem Moment auch schon wieder verflogen.
»Weil ich der bessere Mensch bin«, pokere ich. Ich habe keine Ahnung, was für Zimmer er oder die anderen haben. Bislang hatten wir noch keine Zeit, uns gegenseitig zu besuchen. Ich kenne lediglich mein wundervolles Zimmer, den Pool und den Speisesaal.
»Es ist viermal so groß wie meins«, protestiert Greg und stiefelt ohne zu fragen in mein angrenzendes Bad.
Ich setze mich wieder an den kleinen Schreibtisch neben dem Fenster, auf dem ich meine To Do Listen für die kommenden Tage ausgebreitet habe und schüttele nur den Kopf über dieses riesengroße Baby.
»Du hast einen Whirlpool.«
Sein Protest kommt nur gedämpft bei mir an.
»Gott, Stevens, heul doch! Sie werden dich sicher nicht in der Besenkammer untergebracht haben.«
Eigentlich habe ich das mehr zu mir gesagt, als zu ihm, als seine Stimme jedoch plötzlich dicht an meinem Ohr ertönt, zucke ich zusammen.
»Im Vergleich zu dem hier ist es eine Besenkammer.«
Er blickt über meine Schulter und nimmt eine meiner Listen in die Hand, die ich ihm direkt wieder entziehe.
»Hey«, zische ich über meine Schulter, kann aber ein Kichern nicht ganz zurückhalten, »Die Hen-Party ist das einzige, wo du mir nicht reinpfuschen wirst. Laurens letzter Abend als Junggesellin gehört alleine mir.« Ich lege den Zettel mit der Schrift nach unten und halte meine Hand darauf. »Du kannst mit den Jungs in der Zeit Tee trinken oder so. Ich bin mir sicher, dir fällt was Langweiliges ein.«
Sein Atem kitzelt meine nackte Schulter, während er schnaubend die Luft zwischen den Zähnen entweichen lässt. Dabei gleitet mein Blick an ihm herunter und mir fällt auf, dass er sich wirklich schick gemacht hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Stevens schon mal mit einem Hemd gesehen habe, noch dazu, dass er es fein säuberlich in die Hose gesteckt hat. Unauffällig lehne ich mich auf dem antiken Stuhl zurück, um einen Blick auf seinen Hintern zu erhaschen, der in der engen schwarzen Hose gar nicht mal so übel aussieht. Greg hat mit nicht mal dreißig die Figur eines echten Mannes. An ihm ist nichts Jungenhaftes mehr. Nicht so wie bei Scott, der immer noch jugendliche Züge hat.
»Bist du meine Playlist noch mal durchgegangen?«, fragt er und schiebt meine To-do-Liste für die Musik zur Seite, unter der seine Playlist liegt.
Mist. Die Playlist, auf der ich Herzchen hinter die Lieder gemalt habe, die ich mag.
»Hast du Herzchen verteilt?«, flötet er sarkastisch und zieht eine dämliche Grimasse.
»Das ist die erbärmlichste Playlist aller Zeiten«, lüge ich. Sicher werde ich nicht zugeben, dass einiges davon recht akzeptabel ist.
Schnell schiebe ich meine Listen alle auf einen Stapel zusammen. Die für die Hen-Party ganz nach unten. Wenn er erfährt, dass ich einen Stripper engagiert habe, wird er es mir entweder ausreden wollen oder mich verpetzen. Auf beides kann ich gut und gerne verzichten. Dafür freue ich mich viel zu sehr auf Laurens Gesicht, wenn Joe, der falsche Police Officer, einen Lapdance für sie hinlegt.
»Wir sollten eh los«, murmele ich und trete vor mein traumhaftes Bett, wo ich meine High Heels habe stehen lassen. Meine Füße weigern sich etwas, sich hineinzuquetschen, aber da müssen sie heute durch. Nicht alle Tage erlebt man einen Cocktailabend auf einem schicken Landsitz.
»Ich wusste nicht, dass heute Abend Verkleidungspflicht herrscht.«
Greg lacht laut über seinen eigenen Witz. Ich zeige ihm lediglich den Mittelfinger, während ich meine Clutch vom Bett fische. Normalerweise bin ich eher der Jeans-T-Shirt-Typ, aber als Lauren, Maggie und ich für diese Woche shoppen waren, ist mein Temperament wohl etwas mit mir durchgegangen. Mag sein, dass ich mich ein kleines bisschen verkleidet fühle, das heißt allerdings noch lange nicht, dass ich es nicht liebe. Mein Kleid ist der Wahnsinn. Es ist schulter- und trägerfrei und besteht über einem nicht sichtbaren Unterteil von der Brust bis zu den Knien nur aus Fransen. Hübsche, dünne, beigefarbene Fransen.
»Bist du nur gekommen, um mich zu beleidigen oder wolltest du etwas Bestimmtes, Stevens?«, zische ich mit unserer vertrauten Feindseligkeit.
»Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich diese seltsamen Ballondinger bekommen habe. Aber wenn du mich so fragst, glaube ich, dass mir die Beleidigung mehr Spaß macht.«
Ein diabolisches Grinsen legt sich auf sein Gesicht, während er mit verschränkten Armen, die Hüfte gegen meinen Schreibtisch gelehnt, dasteht und mich scannt. Ich bin wirklich kein arroganter Mensch, aber meine Beine müssten selbst ihm in diesem Kleid gefallen. Es gibt nicht viele Outfits, in denen sie auch nur halbwegs lang wirken.
»Du bist ein Arsch, Paddy«, halte ich dagegen und fordere ihn mit einer Armbewegung auf, mir zu folgen.
Greg lacht nur und stößt sich vom Schreibtisch ab. Eigentlich hätte er für die Ballonsache ein dickes Danke verdient, immerhin war ich diejenige, die unbedingt diese beleuchteten Dinger wollte. Trotzdem verkneife ich es mir. Selbst schuld.
Wir schlendern den breiten Gang entlang und ich komme mir vor wie in einem James Bond-Film. Wahrscheinlich werde ich die Melodie den Rest des Abends im Ohr haben. Okay, das könnte am Kleid liegen. Allerdings ist die Atmosphäre hier wirklich etwas Besonderes. Die langen Vorhänge vor den riesigen Fenstern, überall hängen Gemälde von irgendwelchen wichtigen Männern und Frauen. Meine Heels klackern auf dem alten Steinboden und als wir die breite Treppe erreichen, habe ich für einen Moment das Gefühl, Stevens will mir seinen Arm anbieten, zieht ihn jedoch zurück, als Sams Stimme vom Fuß der Treppe zu hören ist.
»Diese Dame ist definitiv zu hübsch für dich, Stevens«, ruft er.
Ich versuche genau auf Gregs Reaktion zu achten. Mir ist in den letzten Tagen immer öfter aufgefallen, dass er und Sam sich überhaupt nicht leiden können, doch bislang bin ich noch nicht hundertprozentig dahinter gestiegen, warum. Klar, Greg war mal in Maggie verknallt, das wissen alle, aber ich habe das Gefühl, da ist noch etwas anderes. Und warum bitte sollte er Sam nicht leiden können? Er ist megacool.
Beim Abstieg über die Stufen, die mit rotem Teppich belegt sind, muss ich mich so konzentrieren, mit diesen dämlichen Schuhen nicht auf die Nase zu fallen, dass ich seine Reaktion leider verpasse. Er sagt jedenfalls nichts. Ich dagegen kann meinen Mund natürlich nicht halten.
»Ach lass ihn, Sam. Er ist immer noch traurig, weil ich rote Vorhänge ums Bett habe und er nicht. Dabei wollte er so gerne Kasperletheater spielen.«
Ich unterdrücke ein Schmunzeln und nehme Sams Arm dankend an, den er mir entgegenstreckt, als ich heil unten angekommen bin. Greg geht irgendwas Unverständliches brummend an uns vorbei und schlussendlich können Sam und ich uns ein leichtes Kichern doch nicht verkneifen.
»Dieser Idiot«, murmelt Sam und mein Nacken spannt sich leicht an. In seiner Stimme liegt nicht halb so viel Spaß und Ironie wie bei mir. Was ist das nur zwischen den beiden? Vielleicht ist heute Abend eine gute Gelegenheit, das herauszufinden.
»Wow.« Laurens Mund bleibt offen stehen und lässt meine sonst so hübsche Freundin ein bisschen wie einen Frosch aussehen. »Du siehst …« Sie kommt nah an mein Ohr, ihre schmalen Finger um meine Oberarme geschlossen. »… heiß aus«, flüstert sie, auch wenn weit und breit niemand zu sehen ist, den das auch nur im Entferntesten interessieren könnte.
»Jetzt tu mal nicht so bescheiden«, gebe ich zurück und lehne mich ein Stück nach hinten, um sie genau betrachten zu können. »Scott wird wahnsinnig werden, wenn er dich in diesem Kleid sieht.«
Lauren hat die roten Haare zu einem perfekt gelegten Dutt gebunden und trägt ein bodenlanges Kleid, das nur im Nacken gebunden ist. Selbstredend ist es rot. Ob das an diesem nicht nachvollziehbaren Fußballwahn liegt oder es noch einen anderen Grund gibt – keine Ahnung. Die beiden fahren voll auf die Farbe ab. Ob sie deswegen dieses Hotel gewählt haben? Weil an sämtlichen Fenstern und Eingängen rote Vorhänge hängen? Und der Teppich auf den Stufen ebenfalls rot ist? Der Gedanke kommt mir jetzt erst.
»Nur gut, dass deine Eltern heute Abend nicht anwesend sind«, füge ich hinzu und verdränge den Gedanken an rote Dinge in diesem Haus mit einem an Laurens konservative Eltern. Stattdessen lasse ich meinen Blick durch den Raum schwenken. Natürlich ist es perfekt. Er schimmert in warmem Kerzenlicht und auf den niedrigen Tischen stehen neben den riesigen Kronleuchtern pedantisch arrangierte süße Blumengestecke. Das hier muss im normalen Betrieb die Hotelbar sein, denn es gibt eine lange Theke mit Barhockern und um die Tische gruppieren sich gemütliche Loungesessel. Natürlich in Rot. Dass mir das nicht vorher aufgefallen ist.
»Stimmt«, haucht Lauren und folgt meinem Blick über die verschiedenen Früchte, die kunstvoll auf einem Buffet aufgebaut sind. »Der Abend gehört uns. Ohne die Oldies.«
Ihr Strahlen könnte nicht schöner sein. Ich schließe meine Freundin in die Arme und drücke sie so fest an mich, wie es geht. Ihr Haar duftet vertraut nach Vanille und Honig. »Du wirst heiraten«, quietsche ich ihr aufgeregt ins Ohr.
Ich freue mich unfassbar für Lauren. Scott ist ein guter Kerl. Okay, für mich wäre er nichts, aber er tut Lauren gut und dafür werde ich ihn immer liebhaben.
»Ich werde heiraten«, wiederholt sie meine Worte und drückt sich noch etwas fester an mich. »Und ich bin so froh, dass du dabei bist.«
»Und ich erst«, hauche ich in ihr Ohr und muss blinzeln, damit meine Mascara nicht verläuft. Mit gerade mal zwanzig Jahren wird Lauri Misses Scott Peterson. Das ist total verrückt.
Lauren ist meine längste Freundin. Wir sind zusammen groß geworden. Sie war immer der wichtigste Mensch in meinem Leben. Als wir siebzehn waren, hat sie den Kontakt abgebrochen, weil ihr spießiger Exfreund David mich gehasst hat. Er hat ihr eingebläut, ich sei schlechter Umgang für sie. Das war die schwerste Zeit meines Lebens. Ich versuche tunlichst nicht daran zurückzudenken. Warum ich es ausgerechnet jetzt tue, weiß ich selbst nicht.
Eigentlich ist es nur dem Zufall zu verdanken, dass wir uns vor fast einem Jahr in London über den Weg gelaufen sind. Damals war sie dort, um einen Artikel über Scott zu schreiben. Die Reportage ist ziemlich in die Hose gegangen, dafür hat sie den Mann fürs Leben gefunden und diesen bescheuerten Depp David endlich in die Wüste geschickt.
»Wann kommt denn der Held des Tages?«, frage ich, wo ich schon gerade an Scott denke. Er und seine Mannschaft haben natürlich dieses doofe Spiel gewonnen.
»Sie sind schon vor einer Viertelstunde gekommen. Er zieht sich noch um, die Jungs sind schon da.«
Lauren hakt sich bei mir ein und führt mich an ein paar alten Säulen vorbei, sodass wir tiefer in die Bar treten. Das Licht wird schummriger, je weiter wir gehen und dann mache ich auch die Fußballer aus, die am hinteren Teil der Theke stehen und Bier trinken.
»Komm, mixen wir uns einen richtig fiesen Cocktail.«
Das Cocktailbuffet bietet tatsächlich alles für einen Vitaminschock oder eine Alkoholvergiftung. Oder eine Mischung aus beidem. Ich greife zielsicher nach dem Wodka, damit kann man nichts falsch machen, aber Lauren mischt irgendeinen blauen Sirup mit Saft und kippt ein paar Bananenstücke rein.
»Bist du sicher, dass du nicht doch schwanger bist?«, stelle ich die Frage, die sich keiner zu fragen traut und ohne es zu wollen, habe ich einen Kloß im Hals. Auch diese Thematik gehört nicht zu meinem Lieblingsgesprächsstoff.
»Genau. Und deshalb nehme ich einen Doppelten hiervon«, sagt sie lachend und kippt Tequila in ihre widerliche Mischung. »Ich war einfach viel zu aufgeregt. Das war das Problem.«
»Und jetzt nicht mehr?« Ich fülle mein Glas mit Orangensaft auf und gebe ein paar Eiswürfel dazu. Bin ich eine schlechte Freundin, weil mich Laurens klare Antwort erleichtert? Ich meine, sie heiratet. Natürlich wird sie Kinder bekommen. Daran werden ich und meine verkorkste Vergangenheit sich gewöhnen müssen. »Davon wird dir sicher wieder schlecht.« Ich deute mit einem kleinen Schirmchen in der Hand auf ihr Glas. Ich muss wahrscheinlich nicht erwähnen, welche Farbe es hat. Crazy. Wirklich.
»Nein, jetzt geht es erstaunlicherweise und morgen haben wir genug Zeit um auszunüchtern.« Ihr Strahlen ist ansteckend. »Also, Prost.«
Sie lässt unsere Gläser klirren und nimmt einen großen Schluck von ihrem Lauren-Spezial-Cocktail. Ihr Gesicht verzieht sich in Zeitlupe und ich muss mich beherrschen, meinen Wodka nicht über mein Fransenkleid zu prusten.
»O Mann«, keucht Lauren. Meine Freundin würde niemals Schimpfwörter in den Mund nehmen, egal wie widerlich ihr Cocktail ist.
»Die Damen.«
Scott taucht hinter uns auf und küsst seine Braut auf den Scheitel. Eine Hand um ihre Taille zieht er sie ein Stück zu sich heran und haucht ihr etwas ins Ohr, das nur für sie bestimmt ist und ihre Wangen verfärben sich leicht. Mit halb geschlossenen Lidern sieht sie zu ihm hoch und legt eine Hand auf seine Wange.
Das ist einer dieser Hach-Momente, in denen jemand wie ich einfach nur denkt … Scheiße. Das mag herzlos klingen, aber mal im Ernst. Das, was die beiden vorleben, ist ein verfluchtes Märchen und darin spiele ich … Ja was ist eigentlich meine Rolle? Bei Cinderella wäre ich vielleicht eine von den Mäusen, die unter der Treppe wohnen. Das ist einfach nicht meine Welt. Ich gönne Lauren ihr Glück von ganzem Herzen, allerdings kann ein eingefleischter Single wie ich bei sowas nur schlecht zusehen. Das nervt. Oder vielleicht tut es sogar ein bisschen weh, auch wenn ich mir das selbst nicht eingestehen will. Doch ich will ihr auf keinen Fall den Eindruck der eifersüchtigen Freundin vermitteln. Also … tue ich das, was von der Single-Trauzeugin erwartet wird, fülle mein Glas noch mal auf und marschiere auf wackeligen Heels zu Scotts Mannschaftskollegen.
Neben Lynel, einer von Scotts besten Kumpeln, kenne ich so gut wie niemanden. Aber es dauert keine zwanzig Minuten, bis sie sich alle nacheinander ausgiebig vorgestellt haben. Sie sind schon gut angetrunken und der eine oder andere hat die Grenzen einer unverfänglichen Begrüßung bereits vergessen.
Nur weitere zehn Minuten später haben sie einen Spitznamen für mich. Pocahontas. Ja, meine Haare reichen beinahe bis an meinen Hintern. Ja, mein Kleid hat Fransen. Aber Pocahontas? Echt jetzt? Hilfe suchend lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen und entdecke die Cousins und Cousinen, die auch mit im Stadion waren.
»Jungs, entschuldigt mich, mein Waschbär braucht dringend Hilfe«, sage ich, doch an ihren Gesichtern erkenne ich, dass keiner den Witz versteht. Ernsthaft? Sie nennen mich Pocahontas, ohne den Film zu kennen? Pffff …
So schnell, wie ich im Team für Aufmerksamkeit gesorgt habe, so schnell widmen sie sich wieder einander und ich mache mich auf den Weg zu dem Cousin-Tisch. Bevor ich ihn jedoch erreiche,n sehe ich Greg durch ein Fenster, das ins Foyer zeigt. Er hält sein Smartphone ans Ohr und offensichtlich ist es kein besonders nettes Gespräch, denn er gestikuliert wild mit den Händen und sein Blick wirkt äußerst unentspannt.
»Hey, Emily.«