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Visuelle Strategien zählen in der Förderung von Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung zu den etablierten und evidenzbasierten Methoden. Doch welche Arten von visuellen Strategien gibt es und wie setzt man sie ein? Die systematische Einordnung gängiger Strategien bildet die Basis für eine effektive praktische Anwendung. Durch eine einfache und verständliche Darstellung der Inhalte wird den Leserinnen und Lesern ein schneller Zugang zur Thematik ermöglicht. Der hohe Praxisbezug ergibt sich zudem durch die Vielzahl an Beispielen in Kombination mit Fotografien konkreter Materialien.
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Seitenzahl: 77
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Die Autorin
Dr. Anne Häußler ist Diplom-Pädagogin und Diplom-Psychologin (USA), akkreditiert als TEACCH® Certified Advanced Consultant. Ausgebildet im TEACCH® Autism Programm der Universität von North Carolina verfügt sie über 30 Jahre Erfahrung mit Autismus und dem TEACCH-Ansatz.
Nach dem Pädagogikstudium (Schwerpunkt Heil- und Sonderpädagogik) absolvierte sie eine Ausbildung in einem TEACCH-Zentrum (USA) mit anschließendem Studium der Psychologie mit Promotion an der Universität von North Carolina.
Die praktische Tätigkeit von Anne Häußler umfasst Beratung in Einrichtungen der Behindertenhilfe für alle Altersgruppen sowie einzelfallbezogene Hilfen und Begleitung von Familien und Fachpersonal. Als Mitbegründerin von Team Autismus GbR übernahm sie den Aufbau und die Leitung einer nach dem TEACCH-Ansatz arbeitenden Therapie- und Beratungsstelle in Mainz; seit 2013 konzeptionelle Verantwortung in der Gesamtleitung von Team Autismus.
Seit 1995 ist die Autorin in der Fort- und Weiterbildung aktiv, arbeitet international als Referentin zu den Themen »Autismus« und »TEACCH®«, hat viele Fachartikel und Bücher veröffentlicht und wesentlich dazu beigetragen, den TEACCH® Ansatz in Deutschland bekannter zu machen.
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1. Auflage 2018
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-030631-8
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-030632-5
epub: ISBN 978-3-17-030633-2
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Das afrikanische Sprichwort »It takes a village to raise a child«/Deutsch: »Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen« gilt sicherlich auch für Kinder und Jugendliche mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Und vielleicht braucht es sogar mehr als ein Dorf: nämlich das Wissen von Spezialisten in verschiedenen Ländern, die sich Autismus-Spektrum-Störungen auf ihre Fahnen geschrieben haben. Ziel unserer Reihe »Autismus Konkret« ist es daher, das Wissen internationaler Experten zu relevanten Themen zu bündeln und Eltern, Therapeuten, Lehrern und anderen Fachkräften dieses Wissen in leicht verständlicher Form und so konkret wie möglich zur Verfügung zu stellen.
Oft ist es nicht einfach, Betroffenen mit ASS zu helfen. Eltern und Fachkräfte wissen, dass Zeit besonders kostbar ist, wenn es darum geht, effektiv Veränderungen zu bewirken. Daher sollten Erklärungsmodelle und Hilfen bewährt und wissenschaftlich anerkannt sein. Wir haben daher Kollegen in Deutschland, Österreich, England und den USA gebeten, ihr Spezialwissen über bestimmte evidenzbasierte und praxiserprobte Therapiemethoden in kurzer, konkreter Form mit unseren Lesern zu teilen.
Hierbei wird ein Einblick in folgende Themen gegeben: Lernen durch ABA und AVT (Applied Behavior Analysis und Autismusspezifische Verhaltenstherapie), Anders denken lernen – Kognitive Verhaltenstherapie zum Abbau von Frustration und Ängsten und zum Aufbau von sozialen Fähigkeiten, Lernen von positiven Alternativen zu Verhaltensproblemen, Lernen im Alltag – Natürliches Lernen, Lernen im Sekundentakt – Präzisionslernen, Lernen durch Apps, Lernen durch visuelle Hilfen, Lernen durch Videomodellierung, Lernen von Spiel und Beziehungen zu Gleichaltrigen: Integrierte Spielgruppen, Lernen im inklusiven schulischen Setting, Medikamentöse Hilfe und die Suche nach den Ursachen von Autismus-Spektrum-Störungen.
Wir hoffen, dass die Bände unserer Reihe »Autismus Konkret« Eltern und Kollegen helfen, Ursachen besser zu verstehen und wissenschaftlich anerkannte Therapiemethoden kennenzulernen. Hierbei wünschen wir, dass jeder Praxisband der Serie einen Beitrag leistet, therapeutische Hilfen für Betroffene mit ASS konkreter zu machen und Kindern und Jugendlichen mit ASS eine echte Chance zu geben, sich so zu entwickeln, dass eine Teilhabe am Leben der Gemeinschaft auch tatsächlich möglich wird. Und dazu braucht es sicher »mehr als ein Dorf«.
Dr. Vera Bernard-Opitz, Herausgeberin der Reihe, Irvine, Juni 2018
Vorwort zur Reihe »Autismus Konkret«
Vorwort
1 Visuelle Strategien: Besonders hilfreich für Menschen mit einer autistischen Wahrnehmung
1.1 Zehn gute Gründe für die Verwendung visueller Hilfen
2 Grundsätzliche Überlegungen zum Einsatz visueller Strategien
2.1 Verschiedene Arten visueller Hilfen – die Unterschiede sollte man kennen!
2.2 Praktische Anwendung visueller Hinweise – worauf man achten sollte
2.3 Visuelle Hilfen zur Handlungsorganisation – der Weg zur Selbstständigkeit
2.4 Visuelle Hinweise für das eigene Handeln nutzen – das will gelernt sein!
3 Praktische Tipps zur Gestaltung visueller Hilfen
4 Selbstständigkeit im Alltag unterstützen: Visuelle Strategien in der Praxis
4.1 Lass mich sehen: Wer?
4.2 Lass mich sehen: Wo? Wohin?
4.3 Lass mich sehen: Wann? Wie lange?
4.4 Lass mich sehen: Was ist zu tun?
4.5 Lass mich sehen: Wie soll ich das tun?
4.6 Lass mich sehen: Warum?
5 Flexibel unterwegs: Praktische Kommunikationshilfen für Bezugspersonen
6 Literatur
Vom TEACCH®-Ansatz kommend, ist die Verwendung visueller Strategien in der Förderung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) eine Selbstverständlichkeit für mich. Dabei geht es nicht darum, rezepthaft bestimmte Hilfsmittel oder Formen der Strukturierung anzuwenden, sondern individuell geeignete Wege zu suchen, wie Kommunikation bestmöglich gelingen kann. Hierbei spielt die Anwendung visueller Strategien eine wichtige Rolle, denn sie dient immer der Vermittlung von verständlichen Informationen – und somit der Kommunikation.
Neben dem Einsatz visueller Strategien in der (direkten) Kommunikation legt der TEACCH®-Ansatz ebenso viel Wert auf die Bereitstellung relevanter Informationen zur selbstständigen Handlungsorganisation. Das heißt, dass auch in Situationen, in denen keine Bezugsperson anwesend ist (oder sie möglichst nicht eingreifen sollte), der Person mit ASS die Informationen zugänglich gemacht werden, die sie zur erfolgreichen Bewältigung benötigt.
Der Einsatz von visuellen Strategien in der Förderung von Menschen mit ASS erfolgt – abhängig vom Ziel, das man erreichen möchte – auf sehr unterschiedliche Weise. So können sie als Kommunikationsmittel der Person mit ASS dienen, um sich (effektiver) mitzuteilen. Sie können aber auch als Kommunikationsmittel der Bezugsperson verwendet werden, die sich hierüber besser verständlich machen kann als über verbale Sprache allein. Schließlich können visuelle Informationen und Materialien als Unterstützung dienen, auf die eine Person mit ASS zugreift, um sie zur eigenen Handlungsorganisation oder Verhaltensregulierung zu nutzen.
Je nachdem, welche Funktion eine visuelle Strategie erfüllt, ist der Umgang mit dem Material ein anderer. In der praktischen Anwendung visueller Strategien wird dies jedoch oftmals nicht (ausreichend) beachtet, zumal man am Material selbst nicht erkennen kann, wie es eingesetzt werden soll. Es ist mir daher ein Anliegen, zunächst einmal die verschiedenen Funktionen visueller Strategien in der Förderung von Menschen mit ASS näher zu beleuchten und entsprechende Hinweise zum jeweiligen praktischen Einsatz abzuleiten.
Der Schwerpunkt dieses Buches wird auf Strategien liegen, welche das selbstständige Handeln einer Person mit ASS unterstützen. Hierbei habe ich mich bemüht, im Rahmen meiner Beispiele eine Bandbreite an Formaten und Hilfsmitteln für Personen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeitsniveaus vorzustellen. Für jeden Bereich finden sich Ideen, die weder Bildverständnis noch Lesefähigkeit voraussetzen, ebenso wie Strategien, die auf Bildmaterial und schriftliche Informationen zurückgreifen. Im Fokus stehen in diesem Band Personen mit höherem Unterstützungsbedarf. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Menschen mit ASS und hohen kognitiven Fähigkeiten nicht auch von (komplexeren) visuellen Systemen zur Unterstützung im Studien-, Berufs- und Alltagsleben profitieren.
Die Strategien und praktischen Ideen, die im Rahmen dieses Buches vorgestellt werden, basieren auf dem Konzept des Structured TEACCHing, wie es im TEACCH® Autism Program der University of North Carolina (USA) entwickelt wurde (Schopler, Mesibov & Hearsey, 1995; Schopler, 1997; Mesibov, Shea & Schopler, 2005). Eine ausführliche Darstellung der theoretischen Grundlagen sowie Anleitungen zur praktischen Umsetzung des Structured TEACCHing finden sich in Häußler (2016).
Die in diesem Band zusammengestellten konkreten Beispiele stammen aus ganz unterschiedlichen Kontexten und lassen sich für alle Altersgruppen anpassen. Die hinter einem Material steckende Idee bezieht sich in der Regel auf ein generelles Problem, während die konkrete Ausführung und Gestaltung auf eine spezielle Person abgestimmt ist. In der Regel können hier vorgestellte Materialien also nicht ohne Weiteres übernommen, sondern müssen individualisiert und auf den jeweiligen Einzelfall zugeschnitten werden. Ich hoffe jedoch, dass die Beispiele als Anregung dienen und Ausgangspunkt für neue und kreative Hilfen sein können. An anderer Stelle finden sich weitere Ideen zur Strukturierung von Alltagstätigkeiten (Häußler & Tuckermann, 2011), zur Förderung sozialer Kompetenzen (Häußler et al., 20164; Häußler, Tuckermann & Lausmann, 2011) sowie zur Unterstützung im Rahmen der Regelschule (Tuckermann, Häußler & Lausmann, 20173).
Zum Sprachstil möchte ich Folgendes anmerken: Zugunsten einer besseren Lesbarkeit des Textes verwende ich in der Regel die grammatikalisch männliche Form und schließe selbstverständlich damit weibliche Personen ein. An Stellen, wo ich die weibliche Form wähle, dürfen sich die männlichen Vertreter ebenso gemeint fühlen.
Im Bemühen, zu verdeutlichen, dass die Hilfen für Menschen unterschiedlichen Alters geeignet sind, findet überwiegend die Formulierung »Person mit ASS« Anwendung. Mit »Bezugsperson« sind all diejenigen gemeint, die einen Menschen mit ASS begleiten und unterstützen (Eltern, Lehrerinnen, Erzieherinnen, Betreuer, Therapeuten, Integrationskräfte usw.).