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Gute Leistung allein reicht in der heutigen Berufswelt oft nicht, um die persönlichen Ziele im Job zu erreichen. Sie wird schlicht vorausgesetzt. Das positive Image und eine hohe persönliche Bekanntheit im Unternehmen werden immer wichtiger. Nur wer sichtbar ist, kann auch wahrgenommen werden. Und wer wahrgenommen wird, kann Chancen generieren und ergreifen. Werden Sie daher selbst aktiv. Legen Sie den Grundstein für Ihren Erfolg mit Kompetenzen im aktiven Selbstmarketing. Lernen Sie, positive Impulse zu setzen. Auch Sie als Angestellter haben Kunden. Interne Kunden, die gepflegt werden wollen und die für die Erreichung Ihrer beruflichen Ziele von entscheidender Bedeutung sind. So gesehen sind Sie als Angestellter gleichzeitig Unternehmer in eigener Sache. Sie wirken auf Ihre Kunden nicht nur durch Ihre Arbeitsleistung, sondern vor allem auch durch Ihr Verhalten und Auftreten, Ihre Kommunikations- und Beziehungsqualitäten und Ihre Nutzenorientierung für den Kunden. Und zwar immer und überall. Lernen Sie, in Kundenbeziehungen zu denken. Werden Sie Ihr eigener Marketingchef. Was Sie dafür brauchen und wie Sie vorgehen, ohne sich zu verbiegen, erfahren Sie in diesem Buch. Ausgerichtet auf die speziellen Belange von Angestellten und fokussiert auf die relevanten Schlüsselfaktoren Persönlichkeit, positiver emotionaler Gesamteindruck sowie unternehmerisches Denken und Handeln. Sympathisch, systematisch, praxisorientiert, mit vielen Tipps und Anregungen sowie Übungen und Fragen zur Selbstreflexion. Und ohne Angeberei oder billige Verkaufstricks, denn nur derjenige, der auch emotional positiv punktet, kommt weiter. Auch Ihre internen Kunden kaufen Emotionen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 313
Veröffentlichungsjahr: 2013
www.tredition.de
Über den Autor:
Carsten Bach ist Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Er war rund 19 Jahre in unterschiedlichen Führungspositionen sowie als Partner im Beratungsbereich bei einer internationalen Wirtschaftsprüfungs-/Beratungsgesellschaft beschäftigt. Im Jahr 2011 gründete er seine eigene Praxis mit dem Fokus auf Wirtschafts- und Unternehmensberatung sowie Training. Mehr unter: www.wpbach.de
Carsten Bach
Selbstmarketing
für Angestellte
Im Job sichtbarer werden.
Mit Wertschätzung mehr erreichen.
Chancen erfolgreich nutzen. Emotional punkten.
www.tredition.de
© 2013 Carsten Bach
Umschlaggestaltung, Illustration: Carsten Bach
Lektorat, Korrektorat: Saskia Schulte
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN: 978-3-8495-4503-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Von Irrtümern und Marken
Die Irrtümer der Karriereentwicklung
Irrtum Nr. 1: Gute Leistungen sprechen für sich
Irrtum Nr. 2: Die Wahrnehmungen sind identisch
Irrtum Nr. 3: Alles regelt sich von allein
Irrtum Nr. 4: Nur Profilneurotiker machen Selbstmarketing
Wo stehen Sie heute?
Die Bedeutung einer persönlichen Marke
Nutzen und Funktionen Ihrer Marke
Bestimmungsfaktoren starker Persönlichkeiten
Wechselseitigkeit als Vertrauensbasis
Vertrauensbildende und -zerstörende Faktoren
Beständigkeit/Konstanz
Konsistenz/Widerspruchsfreiheit
Einzigartigkeit/Individualität
Wichtige Selbstmarketingschritte im Überblick
Meine Persönlichkeit
Wie Sie eine Selbstanalyse durchführen
Was denken andere über Sie?
Ihr Image
Es kommt auf das tatsächlich Wahrgenommene an
Was und wie denken Sie über sich selbst?
Sind Sie stärken- oder schwächenorientiert?
Sind Sie Macher oder Opfer?
Ihr Selbstmanagement – mit Selbstzweifeln umgehen
Ihr Selbstmanagement – Angst abbauen
Wie Sie Ihre Stärken finden
Ihre persönlichen Erfolgsfaktoren finden
Ihr Erfolgsbuch
Auch Ihre Schwächen sind stark
Ihr Stärken- und Schwächenprofil
Wie Sie Ihre Ziele ableiten
Ihre Zielfindung
Ihre Zielformulierung
Ihre Zielüberprüfung
Mein unternehmerisches Denken
Zielgruppen- und Beziehungsmanagement
Kundenbindung – Wie sehen Sie Ihre Kunden?
Wie Sie Kundenzufriedenheit schaffen
Beziehungsmanagement – Ihre Key Accounts
Wie Sie Ihr arbeitsbezogenes soziales Netz analysieren
Wie Sie Ihre Beziehungen qualifizieren
Wie Sie Ihre Menschenkenntnis nutzen
Netzwerken – es ist wichtig, wer Sie kennt
Ihr Maßnahmenplan für das Beziehungsmanagement
Wettbewerberanalyse
Wie Sie Ihre Wettbewerber im Blick behalten
Kollegiales Informiertsein als Wettbewerbsvorteil
Chancenmanagement und -nutzung
Wie Sie Chancen identifizieren
Wie Sie Chancen und Profilierungsplattformen nutzen
Wie Sie Aufgaben mit Potenzial finden
Ihr Maßnahmenplan für das Chancenmanagement
Kundenzufriedenheitsmanagement
Wie Sie die Kundenreaktion lenken
Wie Sie Gelegenheiten zur Kundenentwicklung nutzen
Business-Win/Loss-Analyse
Business-Loss-Analyse
Business-Win-Analyse
Sie sind etwas Besonderes
Warum es auf die Sicht Ihrer Kunden ankommt
Warum Kunden (auch) Emotionen kaufen
Wie Sie Ihre Alleinstellungsmerkmale ableiten
Ihr Maßnahmenplan für Ihre Alleinstellungsmerkmale
Wie Sie Ihr Angebot nutzenorientiert darstellen
Das AIDA-Prinzip
Ihr Pitch – nicht nur im Elevator
Informationssammlung
Formieren
Trainieren und Feilen
Flexibilisieren
Über Ihre Erfolge und Leistungen reden
Mein emotionaler Gesamteindruck
Was Sie vermeiden sollten
Wie Ihre Nachrichten wirken
Die vier Seiten einer Nachricht
Die Relevanz von Inhalt, Stimme und Körpersprache
Wirkung erzeugen mit der 5-S-Regel
Wie Sie Gespräche wirksam vorbereiten
Wie Sie persönlich wirken
Mit Sprache und Verständlichkeit punkten
Mit Ihrer Körpersprache punkten
Wie Zeitmanagement und Zeitrespekt helfen
Zeitfresser und Zeitdiebe identifizieren
Wie Sie eine Störungsanalyse durchführen
Einfache Arbeitstechniken für Ihr Zeitmanagement
Wie Sie mit Wertschätzung und Respekt agieren
Warum Wertschätzung ein mächtiger Erfolgsfaktor ist
Warum es auf Ihre Grundhaltung ankommt
Wie Sie förderliche Denk- und Handlungsansätze nutzen
Wie Sie eine Basis schaffen, damit andere für Sie werben
Gesprächsstörer und Gesprächsförderer
Wie Sie Gesprächsförderer einsetzen
Wie Sie Gesprächsstörer vermeiden
Wie Sie sich durchsetzen – aber konstruktiv
Typische Durchsetzungsmaßnahmen
Konstruktiv Nein sagen
Mit Einwänden umgehen
Mit Killerphrasen umgehen
Mit verdeckten oder offenen Angriffen umgehen
Wenn es besonders schwierig wird
Mit notorischen Querulanten umgehen
Mit Blendern und Ideendieben umgehen
Probleme kommunizieren
Ihr Maßnahmenplan zum Gesamteindruck
16 einfache Alltagstipps für Ihr Selbstmarketing
Nachwort
Literaturverzeichnis
Vorwort
Heute ist der erste Tag vom Rest Ihres Berufslebens. Bei diesem Gedanken geht es Ihnen vielleicht wie vielen anderen Berufstätigen auch. Diese sind unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation, weil sie sich nicht ausreichend anerkannt und wertgeschätzt fühlen, weil sie das Gefühl haben, auf der Stelle zu treten oder weil anscheinend andere immer wieder bevorzugt werden. Frust und Demotivation prägen den Arbeitsalltag und auch ins Private schlägt die Stimmung durch. Sie neigen dazu, zu resignieren und an sich selbst zu zweifeln. Sie ergeben sich in ihr Schicksal und sind unglücklich. Andere wiederum sind hoch motiviert und bringen sich ein, aber es läuft trotzdem nicht so, wie sie sich das vorstellen. Es fehlt ihnen die richtige Herangehensweise. Daher verfallen sie oft in puren Aktionismus und wollen überall mitspielen, um nur ja nichts zu verpassen. Aber am Ende bleibt die Erkenntnis, dass sie trotzdem nicht so weiterkommen, wie sie es sich wünschen. Wieder andere sind unheimlich gut, ja geradezu perfekt – im Reagieren. Und im Ausführen aufgetragener Arbeitsanweisungen. Sie glauben an die Allwissenheit ihrer Vorgesetzten. Sie glauben daran, dass ihr Vorgesetzter sich für sie und ihre Entwicklung interessiert und selbstverständlich alles daran setzen wird, sie weiterzubringen und zu fördern, wenn sie nur gute Leistungen bringen.
Natürlich ist die gute Leistung eine wichtige Voraussetzung für die berufliche Entwicklung. Doch dies allein reicht in der heutigen Arbeitswelt in vielen Fällen einfach nicht mehr. Wer hieran ausschließlich festhält, unterliegt einem Trugschluss – ebenso wie der, der sich auf die Allwissenheit seiner Vorgesetzten verlässt. All diese Menschen und die vielen anderen in vergleichbaren Situationen möchte das Buch zum Nachdenken einladen und ihnen Ideen für Handlungsansätze bieten. Damit sie für sich und im Job mehr erreichen können.
Die gute Nachricht ist daher: Auch Sie haben viel mehr selbst in der Hand, als Sie vielleicht derzeit noch glauben. Durch informiertes und zielorientiertes Agieren und mit Methode können Sie eine ganze Menge bewegen, mehr erreichen und sichtbarer werden. Denn Sie haben etwas anzubieten: sich und Ihre besonderen Fähigkeiten. Auch Sie als Angestellter haben Kunden innerhalb des Unternehmens, nämlich interne Kunden als Abnehmer Ihrer Leistung, die gepflegt werden wollen. Und Schlüsselkunden, die für Ihre Entwicklung bedeutend sind. Da Kunden bekanntermaßen Emotionen kaufen, sollten Sie auch darauf achten. Sie selbst sind Ihr bester Marketing-Chef, denn keiner kennt Sie besser. Daher kombiniert der Ansatz im Buch Komponenten aus dem Selbstmarketing mit einem persönlichen Key-Account-Management, orientiert an den relevanten Erfolgsfaktoren: Persönlichkeit, Emotionen und unternehmerisches Denken und Handeln.
Erfolgreiche Menschen haben Persönlichkeit. Deshalb erfahren Sie in diesem Buch, was eine starke Persönlichkeit ausmacht und wie Sie Ihre Stärken und Alleinstellungsmerkmale identifizieren und weiterentwickeln, denn in ihnen und in Ihrem Verhalten liegen mächtige Quellen Ihres Erfolgs, beruflich wie privat.
Erfolgreiche Menschen denken und handeln zudem unternehmerisch und damit kundenorientiert. Eine Sichtweise, die von vielen Angestellten nach wie vor viel zu stark vernachlässigt wird, denn auch ein Angestellter ist quasi seine eigene „Ich-AG“ im unternehmensinternen Umfeld. Auch für Sie dürfte sich daher ein intensiveres unternehmerisches Denken und Handeln auszahlen, egal auf welcher Ebene im Unternehmen Sie sich befinden. Ob als Auszubildender, Berufseinsteiger, langjähriger Mitarbeiter oder Führungskraft. Ob im Stab oder in der Linie, im Büro oder im Home Office. Dabei geht es immer um Ihre Kunden, Ihren Markt und Ihre Wettbewerber. Was Ihrem Kunden nicht nutzt, ist nutzlos. Ihm müssen Ihre Leistungen und Ihr Verhalten „schmecken“. Sie erfahren daher, wie Sie Ihre wichtigen Kunden entwickeln und Beziehungen zu diesen aufbauen und pflegen. Sie erhalten Ideen, wie Sie Chancen zur Erreichung Ihrer Ziele nutzen und wie Sie sichtbarer werden können, damit andere Ihre Leistungen auch wahrnehmen. Sie lernen zudem, Ihr Angebot nutzenorientiert an den Bedürfnissen Ihrer Kunden auszurichten, es zu vermarkten und über Ihre Erfolge zu sprechen.
Viele erfolgreiche Menschen beeindrucken uns außerdem emotional. Sie bleiben uns positiv in Erinnerung, sie wissen, wie sie auf andere wirken, und sie kennen die Faktoren, die zu einer positiven Wirkung führen. Auch für Sie als Angestellter ist es enorm wichtig, sich über Ihre Wirkung Gedanken zu machen, denn Ihr Angebot wird von Ihren Kunden umso lieber angenommen, wenn es auch mit positiven Emotionen verknüpft ist. Solange Ihr Kunde in Ihnen noch das „hässliche Entlein“ sieht, werden Sie es schwerer haben. Da können Sie noch so sehr von sich überzeugt sein. Ihr emotionaler Gesamteindruck ist bei gegebener hoher Qualität Ihrer Leistungen für Ihren persönlichen Erfolg in großem Maße ausschlaggebend. Daher erfahren Sie, wie Sie Ihren emotionalen Gesamteindruck in den unterschiedlichsten Facetten positiv entwickeln können, um damit zu punkten.
Angereichert wird das Ganze durch eine Vielzahl von Tipps und Hilfestellungen, Fragen und Übungen zur Selbstreflexion sowie Anregungen zu Vorgehensweisen, damit Sie Ihren individuellen Maßnahmenplan erarbeiten und umsetzen können. Praxisorientiert, pragmatisch und schnell einsetzbar. Auf eine Kurzform gebracht lautet der Ansatz: mehr Erfolg mit softem, systematischem Selbstmarketing.
Soft, weil es nicht um Angeberei und Schleimerei geht, sondern auch leise, aber konstruktiv eingesetzte Töne zum Erfolg führen und daher Ihr emotionaler Gesamteindruck in den Ansatz einbezogen wird. Charmant und konstruktiv. Hart in der Sache, weich auf der Beziehungsebene. Auch wertschätzend zu handeln, ist dazu gerade kein Widerspruch, sondern im Gegenteil sehr förderlich.
Systematisch, weil – wie schon gesagt – mehrere Komponenten zusammengefügt werden und Sie konkrete Hilfsmittel und Anregungen an die Hand bekommen, wie Sie vorgehen können.
Selbstmarketing, weil es um Ihr Marketing geht und Sie es „selbst machen“. Es geht um Sie und Ihre Leistungen. Ihre Kunden sind die Personen innerhalb des Unternehmens, die für Ihre berufliche Entwicklung und die Erreichung Ihrer Ziele relevant sind. Im ähnlichen Zusammenhang fallen häufig die Begriffe Ich-Marke, Eigen-PR, Human Branding oder auch Personal Branding.
Es geht um Mitarbeiter im Unternehmen und ihre besonderen Belange. Auch wenn natürlich viele der Ideen auf Freiberufler und Selbstständige übertragbar sind.
In das Buch sind langjährige eigene Berufs- und Führungserfahrung sowie Erfahrungen aus dem Key-Account-Management eingeflossen. In dieser Zeit wurden viele Mitarbeiter, vom Einsteiger bis zur Führungskraft, auf ihrem persönlichen Entwicklungsweg in den unterschiedlichsten Hierarchiestufen erfolgreich begleitet. Im Rahmen eines solchen Karrierecoachings und der Karriereberatung wurden intensive Gespräche geführt, Strategien erarbeitet und mögliche Hilfsmittel identifiziert. Es wurde gefeilt und ausprobiert. Es wurde gespiegelt, was gut funktioniert hat und was nicht. Erfolgreiches wurde gesammelt und verfeinert. Auch die Nachbereitung der geführten Gespräche mit Bewerbern, vom Neueinsteiger bis zum Quereinsteiger, hat interessante Erkenntnisse für eine verbesserte Selbstdarstellung geliefert. Ergänzt wurde das Ganze um weitere praktische Erfahrungen von Kunden, Teilnehmern, Freunden und Bekannten aus einer Vielzahl von Gesprächen und Diskussionen.
Das Buch möchte Sie sensibilisieren. Es ist somit als eine Einladung und als ein Begleiter gedacht. Eine Einladung zum angeregten Nachdenken und zur Ideenfindung und ein Begleiter zur individuellen Anpassung und Umsetzung. Denn feste „Wenn-dann“-Regeln („wenn ich das mache, dann wird …“) funktionieren in diesem Bereich selten, weil Sie es mit Menschen zu tun haben. Eine ordentliche Portion Flexibilität sollten Sie sich für Ihr Vorgehen daher unbedingt zugestehen.
Ein asiatisches Sprichwort sagt: „Erst bin ich den einen Weg gegangen. Dann bin ich einen anderen Weg gegangen. Danach bin ich meinen Weg gegangen.“ Gehen Sie Ihren Weg. Wenn Ihnen das Buch dabei hilft, würde ich mich darüber sehr freuen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre.
Ihr Carsten Bach
PS: Der Einfachheit und besseren Lesbarkeit halber wird im Buch nur von der männlichen Form handelnder Personen gesprochen. Selbstverständlich sind aber immer beide Geschlechter gemeint.
Von Irrtümern und Marken
Karriereplanung als Basis für die Karriereentwicklung – jeder kennt sie, aber kaum einer macht sie wirklich, denn der Einzelne unterliegt leider allzu häufig einer Vielzahl von vermeidbaren Irrtümern. Schauen wir uns dazu ein Beispiel an.
Beispiel
Herr Still arbeitet als Sachbearbeiter in einem großen Konzern und erhofft sich bereits seit einigen Jahren eine Beförderung. Er ist immer fleißig, seine Arbeitsergebnisse sind fehlerfrei, er erledigt alle Aufgaben fristgerecht, kommt nie zu spät und bleibt auch schon mal länger. Er macht also unbestritten einen guten Job. Er denkt, dass er so einen guten Mann wie ihn befördern würde, wenn er an der Stelle seines Vorgesetzten wäre. Für Sitzungen ist Herr Still immer perfekt vorbereitet, allerdings sagt er dort selten etwas. Bei Präsentationen von Teamergebnissen hält er sich lieber im Hintergrund und lässt anderen den Vortritt. Dass viele der als so genial eingestuften Ideen von ihm sind, erfährt niemand. Seine Kollegen wissen um seine Qualitäten und greifen auch gerne auf ihn zurück, aber sein Chef bekommt davon nichts mit. Wenn es um wichtige und spannende Aufgaben geht, dann wird meist einer der Kollegen damit beauftragt, obwohl Herr Still dies eigentlich auch könnte.
Da er aus seiner Sicht alles Erforderliche getan hat, können nur die anderen schuld daran sein, dass sie ihm zu wenig Anerkennung geben. Er fühlt sich verkannt, seine Leistung durch die anderen nicht gewürdigt. Gesprochen hat er über diese Einschätzung allerdings noch mit niemandem. Er macht doch alles richtig, daher kann es ja nicht an ihm liegen. Aber er ärgert sich trotzdem:
Warum kann sich Herr Geschickt seine Aufgaben häufig selbst aussuchen und er nicht?
Warum ist letztes Jahr Herr Bekannt befördert worden? Herr Bekannt ist doch noch nicht so lange im Unternehmen wie er.
Warum darf Herr Ärmelhoch schon wieder dieses interessante Projekt machen, während er über den langweiligen Routineaufgaben sitzt?
Warum steht die besondere Leistung von Herrn Öffentlich sogar in der Mitarbeiterzeitung, während er für seine Leistungen erneut gar kein Feedback bekommt?
Die Beispiele ließen sich noch beliebig fortsetzen. Herr Still ist zunehmend unzufrieden. Eine Beförderung sieht er in weite Ferne gerückt. Seine Motivation sinkt und Selbstzweifel kommen auf. Vielleicht ist er fachlich einfach nicht gut genug? Oder vielleicht muss er einfach noch mehr arbeiten, damit er endlich gesehen wird? Herr Still ist auf dem besten Wege in eine Negativspirale, die möglicherweise dazu führen wird, dass seine bisher sehr guten Leistungen tatsächlich an fachlicher Qualität verlieren. Und dann wird er berechtigterweise dafür kritisiert werden und nur schwer weiterkommen.
Die Sichtweise von Herrn Still ist weit verbreitet, aber sehr einseitig. Er unterliegt dabei einer ganzen Reihe von Irrtümern. Irrtümer, die ihn an der Erreichung seiner Ziele (sofern er denn überhaupt wirklich konkrete Karriereziele hat) und Wünsche hindern und aus Glaubenssätzen und Annahmen resultieren, die er noch nie wirklich hinterfragt hat.
Einen „guten Job“ zu machen, ist sicherlich unabdingbare Voraussetzung für Anerkennung und berufliche Entwicklung. Damit hat Herr Still immerhin die notwendige Bedingung erfüllt. Aus seiner Sicht ist dies aber auch gleichzeitig schon die hinreichende Bedingung. Er geht davon aus, dass die gute Leistung für sich alleine ausreicht, weil gute Leistungen für sich wirken. Qualität zahlt sich am Ende aus, ist sein Credo. Doch leider ist das ein Irrtum. Er vergisst dabei einen entscheidenden Aspekt, nämlich ob seine Leistungen auch von anderen wahrgenommen werden. Leider ist es immer noch so, dass Menschen, die einen hervorragenden Job machen und vorausschauend und effektiv arbeiten, oft schlicht „unauffällig“ sind. Weil eben alles gut organisiert läuft. Daher werden sie wesentlich weniger wahrgenommen als Menschen, die öfter anecken und Probleme einschließlich ihrer Lösungen nach außen tragen, mit denen sich der Vorgesetzte dann herumschlagen muss. Daher muss die positive Kenntnis über die eigene Leistung als hinreichende Bedingung zur guten Leistung hinzukommen. Doch was bedeutet positive Kenntnis?
Zum einen, dass etwas überhaupt zur Kenntnis genommen wird (das „Ob“). Die Frage, ob seine Leistungen auch für die richtigen Menschen „sichtbar“ sind, hat Herr Still sich bislang gar nicht gestellt. Erbrachte Leistung bedeutet für ihn gleichzeitig auch gesehene Leistung. Er unterstellt automatisch, dass sich andere für seine Leistung so sehr interessieren, dass sie diese auch in der von ihm gewünschten Form zur Kenntnis nehmen. Er unterstellt, dass die Wahrnehmung, wenn nicht jetzt, in jedem Fall dann kommen wird, wenn er sich noch mehr anstrengt. Leider beschleunigt dies aber bloß das Drehmoment seines Hamsterrads. Die Entdeckungswahrscheinlichkeit wird nicht wirklich größer, wenn er sonst nichts ändert.
Außerdem unterstellt er auch einfach so, dass diejenigen, die seine Leistungen wahrnehmen, tatsächlich die für seine Entwicklung richtigen und wichtigen Personen sind. Doch wie kann er sich dabei so sicher sein? Wie kann er sicher sein, dass sein Arbeitseinsatz, sein kollegiales Verhalten, seine Überstunden oder seine Ideen auch zur Kenntnis genommen werden? Und zwar von denjenigen, deren Kenntnisnahme für die Erreichung seiner Ziele wichtig ist. Schließlich gibt es nicht immer einen wirklich „messbaren“ Output, wie etwa einen Bericht, eine Ausarbeitung oder ein Projektergebnis, bei dem zusammen mit einem unternehmensinternen Kommunikationsweg (z. B. an den Vorgesetzten) das „Ob“ der Kenntnisnahme einigermaßen gewährleistet ist. Auch ein „normalerweise“, „er müsste doch“, „ich an seiner Stelle würde/hätte“ ist dem Abbau der Unsicherheit nicht zuträglich. Und er sollte berücksichtigen: Ein ganzes Team ist selten kollektiv befördert worden. Am Ende schauen auch die Kunden auf Einzelleistungen, die natürlich jeweils teamfördernd erbracht wurden.
Zum anderen bedeutet positive Kenntnis, dass die Kenntnis auch noch positiv bewertet wird. Dies betrifft somit die Frage der Wahrnehmung (das „Wie“) und führt uns zu Irrtum Nr. 2.
Herr Still nimmt an, dass die Wahrnehmung seiner Leistungen bei den anderen zu den gleichen positiven Assoziationen führen wird wie bei ihm selbst. Auch dies ist leider ein Irrtum. Denn jeder Mensch konstruiert seine eigene Realität, mit der Folge, dass die Wahrnehmung des gleichen Sachverhalts von zwei Personen nur in den seltensten Fällen identisch ist.
Woran liegt das? Typischerweise erfolgt die Konstruktion dieser Realität in drei Schritten. Den Ausgangspunkt bilden zunächst einmal die Fakten, die mit den jeweiligen Sinnen (wie Sehen, Hören oder Fühlen) erfassbar sind. Allerdings werden diese Fakten durch subjektive Wahrnehmungsfilter verändert. Diese Filter hängen von den jeweiligen Erfahrungen der Person und ihrer momentanen Befindlichkeit ab. In einem zweiten Schritt erhalten die gefilterten Fakten dann eine Bedeutung. Dies erfolgt häufig unbewusst und ist immer individuell. Im dritten Schritt komplettiert ein passendes Gefühl die Wirklichkeitskonstruktion. Ein Chef bzw. Vorgesetzter könnte beispielsweise eine vom Mitarbeiter erbrachte Leistung wie folgt wahrnehmen:
„Die Leistung wurde erbracht.“ (Fakt) „Er war dieses Mal aber langsamer als beim letzten Mal.“ (Wahrnehmungsfilter)
„Der Mitarbeiter hat das geleistet, was ich von ihm erwartet habe. Allerdings sollte er beim nächsten Mal etwas schneller sein. Die Aufgabe ist aber (immerhin) erledigt.“ (Bedeutungsgebung)
Gefühl: vielleicht gar keins.
Beim Mitarbeiter könnte dies ganz anders aussehen:
„Die Leistung wurde erbracht.“ (Fakt) „Die Aufgabe war sehr schwierig, aber ich habe die Herausforderung gemeistert.“ (Wahrnehmungsfilter)
„Ich bin über mich hinausgewachsen und habe eigenständig ohne Rückfrage entschieden. So gut ist mir dies bislang noch nie gelungen. Daher gebührt mir doch eine Anerkennung.“ (Bedeutungsgebung)
„Ich bin stolz und zufrieden.“ (Gefühl)
Der Chef bzw. Vorgesetzte hat zwar die Leistung zur Kenntnis genommen, aber er hat die Leistung nicht als positiv bewertet. Die subjektiven Realitäten, also die „inneren Landkarten“ (Haberleitner, Deistler, Ungvari 2012) stimmen nicht überein. Gleichwohl werden beide aber voraussichtlich davon ausgehen, dass ihre jeweiligen „inneren Landkarten“ nicht nur richtig sind, sondern dass der andere es jeweils genauso wahrnimmt. Diese unausgesprochene Annahme kann daher zwischen beiden in der Folge zu Missverständnissen führen, z. B. wenn es um die Einschätzung der Zielerreichung geht.
Um dies zu vermeiden, muss der Einzelne die „innere Landkarte“ des anderen kennen und vor allem akzeptieren, dass es trotz objektiv gleichem Sachverhalt durchaus unterschiedliche Wahrnehmungen geben kann. Menschen neigen dazu, ihre eigene Wahrnehmung der erbrachten Leistung als „objektiv“ anzusehen. Wenn Sie also auch öfter davon ausgehen, dass „man“ Ihre Leistung „doch so sehen muss“ oder vielleicht „nur so sehen kann“, dann unterliegen Sie genau dem beschriebenen Irrtum. Sie stülpen Ihre „innere Landkarte“ über die des anderen. Sie gehen davon aus, dass Ihr Selbstbild mit seinem Fremdbild über Sie übereinstimmt. Je unreflektierter Sie dies machen, umso größer ist die Gefahr, dass Sie eine Erwartungslücke aufbauen. Ihr erwartetes Fremdbild (also Ihre Erwartung, wie andere Sie bzw. Ihre Leistung sehen) wird in vielen Fällen nicht mit dem echten Fremdbild (also wie der andere Sie tatsächlich sieht bzw. Ihre Leistung beurteilt) übereinstimmen. Nur leider erfahren Sie nichts davon oder erst viel zu spät, etwa im jährlichen Beurteilungsgespräch. Über die Wirkung eines Sachverhalts, einer Kommunikation oder auch einer Leistung entscheidet am Ende immer der Empfänger, und zwar innerhalb seines Kontexts, egal was der Erbringer oder Sender beabsichtigt hat, kommunizieren wollte oder in welchen Kontext er das Ganze eingeordnet wissen wollte.
Und das eigentlich Schlimme ist: Weil viele Menschen davon ausgehen, dass ihre Wahrnehmung eines Sachverhalts oder einer Leistung mit der anderer Menschen übereinstimmt, sehen sie gar keinen Handlungsbedarf. So wie Herr Still. Aus seiner Sicht erbringt er gute Leistungen und denkt, dies würden die anderen auch so sehen, daher müsse er nichts ändern. Er bleibt passiv. Damit unterliegt er Irrtum Nr. 3.
Anders als Herr Still sind andere sich dieser unterschiedlichen Wahrnehmungen hingegen bereits sehr wohl bewusst. Und weil sie sich dessen bewusst sind, handeln sie aktiv. Sie nutzen die ihnen gegebenen Handlungs- und Entscheidungsspielräume. Es sind diejenigen, über die sich Herr Still immer ärgert, weil sie die interessanten neuen Aufgaben bekommen oder weil sie zum ersehnten Fortbildungsseminar geschickt werden. Sie vertrauen nicht darauf, dass sich alles schon von allein regeln wird. Dies wird es nämlich nur in den seltensten Fällen. Sie bemühen sich aktiv darum, die Erwartungen und Beurteilungsmaßstäbe der anderen so transparent wie möglich zu machen. Sie fordern aktiv Feedback (Lob und Kritik) ein und sorgen damit dafür, dass ihre Leistungen auch wahrgenommen werden. Sie versuchen proaktiv nicht nur das Fremdbild des anderen über sie kennenzulernen, sondern können aufgrund der besseren Informationslage auch wesentlich gezielter vorgehen. Sie nutzen Gelegenheiten, um sich „bekannt“ zu machen. Sie halten Ausschau nach Mentoren, Förderern und Multiplikatoren, die sie bei ihrer Zielerreichung unterstützen können. Und zwar immer mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl.
Jeder ist heute in gewisser Weise auch Verkäufer in eigener Sache. Je schlechter Ihre persönlichen Verkaufsqualitäten sind, je weniger Sie sich selbst positionieren und in Kundenutzen denken, umso weniger Anerkennung werden Sie bekommen, selbst wenn Ihre Leistung objektiv „gut“ ist. Wenn Sie also über zu wenig Anerkennung klagen, hören Sie auf, nur den „bösen“ anderen Menschen die Schuld zuzuschieben, sondern fangen Sie an, vor allem auch bei sich zu suchen, was Sie selbst im Hinblick auf Ihr persönliches Selbstmarketing besser machen können. Ihr Marketing trägt dazu bei, dass die Nachfrage aufrechterhalten oder vielleicht sogar neu geweckt wird.
Sie sagen jetzt vielleicht: „Das ist mir peinlich. Ich will nicht als Angeber verschrien sein. Selbstmarketing macht unsympathisch.“ Dann unterliegen Sie Irrtum Nr. 4.
Beruflicher Erfolg und Anerkennung sind heute zu großen Teilen eine Holschuld durch Sie persönlich. Dass Ihre Leistung ohne besonderes Zutun tatsächlich so wahrgenommen wird, wie Sie es sich von Herzen wünschen, ist ein Ideal, dessen Erfüllung wahrscheinlich unerreichbar ist. Es sei denn, Sie hätten einen echten Mentor im Unternehmen.
Wollen Sie Ihre berufliche Entwicklung von einem nahezu unerreichbaren Ideal abhängig machen? Wollen Sie tatsächlich warten, bis die anderen ihr Verhalten anpassen? Wie lange soll dies dauern? Von wie vielen Zufällen wollen Sie dabei abhängig sein? Dass Sie mit der Zeit wirken wollen, ist schön, doch passt dies zu der Zeit, die Sie sich selbst gegeben haben, um Ihre Ziele zu erreichen? Daher sollten Sie parallel dazu selbst aktiv werden. Raus aus dem Jammertal, hin zur proaktiven Einflussnahme. Dies ist eine wichtige Erkenntnis für all diejenigen, die über zu wenig Wertschätzung und Anerkennung klagen: Erwarten Sie nicht, dass die anderen sich von sich aus ändern. Setzen Sie bei sich selber an. Vieles haben Sie selbst in der Hand. Im Schneckenhaus feiert man keine Erfolge. Oder wollen Sie weiter leiden und zunehmend demotiviert Trübsal blasen?
„Ich kann doch selber gar nichts ändern“, hört man oft. Ist dies nicht eine bequeme Ausrede, um alles so zu belassen, wie es ist? Um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen, muss man normalerweise raus aus der eigenen Komfortzone. Und wenn Sie das nicht müssen, dann sollten Sie sich einmal fragen, ob Sie Ihre Ziele nicht zu niedrig angesetzt haben. Oder positiv formuliert, ob Sie nicht noch viel mehr erreichen könnten.
Auch Herrn Still fehlt eine entscheidende Fähigkeit: das Selbstmarketing. Auch er muss deshalb selbst die Initiative ergreifen. Anstatt über fehlende Anerkennung zu grübeln, sollte er überlegen, wo er sein Selbstmarketing verbessern kann, damit die anderen merken, was er leistet. Herr Still muss sichtbarer werden.
Und um es bereits hier klarzustellen: Selbstmarketing im Sinne dieses Buchs hat nichts mit einer Anleitung zur Angeberei zu tun oder mit Strategien für den eigenen Erfolg durch Schädigung anderer. Auch nichts mit der Entwicklung zu Typen, die viele sicher noch aus der eigenen Schulzeit kennen: Typen, die mit lang gestrecktem Arm und zusätzlich ausgestrecktem Zeigefinger wild in der Luft wedelnd „Ich, ich, ich“ riefen, um nur ja vom Lehrer wahrgenommen und drangenommen zu werden. Sie sollen nicht dazu angeregt werden, zu einem Gockel oder Pfau zu mutieren. Und auch nicht zu einer inhaltslosen „großen Klappe“. Denn all dies beschädigt am Ende die eigene Marke und das Fremdbild, welches andere über Sie haben. Sie werden dadurch in den Augen vieler Menschen unsympathisch. Und jemand, der unsympathisch ist, hat schlechte Karten. Ebenso jemand, der unglaubwürdig ist, weil er nicht halten kann, was er regelmäßig vollmundig verspricht.
Selbstmarketing im Sinne dieses Buchs soll Ihnen helfen, sich über sich selbst, Ihre Ziele und Fähigkeiten klar zu werden, und Anregungen bieten, wie Sie im Sinne eines Gesamtpakets charmant und konstruktiv Ihre internen Chancen und Ihre interne Wahrnehmung verbessern können. Es soll Sie für mehr unternehmerisches Denken und Handeln sensibilisieren. Es geht also nicht nur oder zwingend um die Karriere, sondern um die bessere Erreichung der persönlichen Ziele und die Steigerung der eigenen Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Selbstmarketing ist daher keine Anleitung dazu, wie man ein „Kotzbrocken“ wird. Denn auch Ihr positiver emotionaler Gesamteindruck spielt eine wichtige Rolle.
Aus verschiedenen Ecken hört man auch, dass Selbstmarketing ausschließlich etwas für Profilneurotiker sei. Dieser Kritik kann man nur Folgendes entgegenhalten: Die Rahmenbedingungen außerhalb, aber auch vor allem innerhalb der Unternehmen verändern sich. Die Eigenverantwortung des einzelnen Mitarbeiters steigt, gleichermaßen nimmt auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu, beispielweise im Rahmen von Projektarbeiten. In Matrixorganisationen ergeben sich neben Mehrfachverantwortlichkeiten auch zunehmend Mehrfachzuständigkeiten. Der unmittelbare Vorgesetzte ist damit häufig nicht (mehr) der einzig Zuständige für die Beurteilung der erbrachten Leistungen. Gerade ab einem gewissen Hierarchielevel wird die Einzelentscheidung über die berufliche Entwicklung durch Gremienentscheidungen abgelöst. Oder Teams werden virtuell geführt, sodass der unmittelbare Vorgesetzte nicht mehr am gleichen Ort sitzt und daher logischerweise nicht mehr direkt alles mitbekommen kann. Der interne Markt für die Leistung des einzelnen Mitarbeiters verändert sich. Der Adressaten- und Kundenkreis verbreitert sich. Die Konkurrenz vergrößert sich. Und das Konkurrenzverhalten wird zunehmend aggressiver.
Wenn man somit akzeptieren kann, dass es eine Form von internem Markt für die Leistung der einzelnen Mitarbeiter gibt (der sich zudem laufend verändert), dann wird man auch akzeptieren können, dass der Einzelne ein Interesse daran hat, sich auf diesem internen Markt bestmöglich zu positionieren. Zum eigenen Nutzen und zum Nutzen des Kunden. Eine solche Positionierung ist dann auch kein Anzeichen einer Profilneurose, sondern Zeichen eines echten betriebswirtschaftlichen Kalküls. Wie entwickelt und positioniert ein Unternehmen ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung? Über Marktforschung zur Erhebung von Kundenwünschen und Kundenbedürfnissen sowie über ein Marketingkonzept hinsichtlich Produkt, Preis, Kommunikation und Vertriebsweg. Wie erfahren Sie als Verbraucher davon, dass ein Unternehmen überhaupt ein Produkt oder eine neue Dienstleistung anbietet? Über Werbung sowie Öffentlichkeitsarbeit als Teil der Kommunikationspolitik und damit des Marketingmix des Unternehmens, vielleicht auch über Empfehlungen von anderen. Würden Sie diesem Unternehmen eine Profilneurose unterstellen, wenn es seine Produkte und Leistungen am Kundenutzen ausrichtet, bewirbt und strategisch vermarktet? Das Gegenteil ist vermutlich der Fall.
Marketing ist einerseits eine Unternehmensphilosophie, die den Kundennutzen in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns stellt. Marketing ist andererseits auch ein Sammelbegriff für alle direkt oder indirekt verkaufsförderlichen Maßnahmen. Und um beide Aspekte geht es bei Ihnen und Ihrem Selbstmarketing auch. Ein gutes Marketingkonzept richtet sich am gesamten Wertschöpfungsprozess des Kunden aus.
Besonders innovative Formen der Werbung werden sogar ausgezeichnet, etwa durch Aufnahme in die Cannes-Rolle. Und welche Spots landen dort auf den vorderen Plätzen? Typischerweise nicht die, die bloß eine fachliche Eigenschaft des Produkts oder eine Leistung an die andere reihen. Sondern die, die innovativ sind, die eine Geschichte erzählen, die überraschen und vor allem die, die Emotionen ansprechen. Dies sollten Sie schon einmal im Hinterkopf behalten.
Selbstmarketing ist also auch die Anwendung von Instrumenten der Betriebswirtschaft auf sich selbst als Person, für eine fördernde Positionierung auf dem unternehmensinternen Markt mit Ausrichtung auf den Nutzen des Kunden. Sie selbst sind Ihr eigener Marketing-Chef. Er sollte der Beste sein, den Sie bekommen können. Es ist lohnenswert, sich dafür anzustrengen. Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Sie sind Chef Ihres eigenen Unternehmens, allerdings kommen Sie kaum in die Gewinnzone. Untersuchungen haben ergeben, dass mehr Marketing bzw. Werbung Sie entscheidend nach vorne bringen würde. Ohne diese wird sich Ihr Unternehmen nicht mehr lange halten können. Sie brauchen einen Profi. Und jetzt sagen Sie einmal ganz spontan: Würden Sie sich selbst als Marketing-Chef in Ihrer „Ich-AG“ heute einstellen?
Selbstmarketing hilft, die Negativspirale, wie bei Herrn Still, zu stoppen und bietet die Chance auf eine Positivspirale. Persönliche Erfolge machen Sie selbstbewusster und motivierter. Sie werden anders an die Dinge herangehen und hierdurch die Basis für weitere Erfolge legen können. Denn in der heutigen, zunehmend schnelllebigen Unternehmensrealität ist ein „Superman“ auf den zweiten Blick leider oft schon frühzeitig aus dem Rennen. So hängt nach einer US-Studie, die auf IBM zurückgehen soll, die eigene Karriere nur zu rd. 10 % von der eigenen Leistung, aber zu rd. 30 % vom eigenen Image und zu 60 % von der eigenen Bekanntheit im Unternehmen ab. Mit anderen Worten: Ihre Fachlichkeit ist das Fundament, aber Ihre nichtfachlichen Qualitäten sind vielfach das eigentlich Ausschlaggebende für Ihre unternehmensinterne Entwicklung.
Anhand der folgenden Übung können Sie vor diesem Hintergrund analysieren, wo Sie heute stehen. Sie werden die Fragen vielleicht noch nicht alle vollständig oder für sich befriedigend beantworten können. Aber versuchen Sie es wenigstens. Und machen Sie für sich den kleinen Selbsttest, indem Sie die Fragen nach dem Lesen des Buchs und ersten Umsetzungserfahrungen nochmals beantworten und die Unterschiede analysieren. Auch dies hilft Ihnen weiter.
Übung – Wo stehe ich heute?
Wird meine Leistung wahrgenommen?
Wie denken Sie auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 10 (immer) darüber, ob Ihre Leistung von denjenigen, die für Sie wichtig sind, auch wahrgenommen wird?
Wurde Ihre Leistung nach Ihren Erfahrungen tatsächlich wahrgenommen? Haben Sie positive Kenntnis darüber?
Wie oft haben Sie festgestellt, dass die Wahrnehmung (ob und wie) am Ende doch anders war, als Sie es eigentlich erwartet haben? Was hat Sie daran überrascht? Sind Sie damit zufrieden?
Haben Sie die Ursachen möglicher Diskrepanzen schon einmal systematisch analysiert? Wenn nein: Warum nicht? Würde es sich nicht lohnen, dies nachzuholen? Wenn ja: Was war das Ergebnis?
Was haben Sie im Nachgang unternommen? Welche Schlussfolgerungen haben Sie für sich daraus gezogen? Was haben Sie anders oder neu gemacht? Was haben Sie an Ihrem Verhalten geändert? Warum haben Sie es unterlassen? Welche Effekte hatte dies?
Wie oft informieren Sie Ihre Kunden, z. B. Ihren Chef, über Ihre Leistungen aktiv? Was weiß er darüber, was Sie in der letzten Woche, im letzten Monat gemacht und erreicht haben? Vermuten Sie nur, dass er es weiß, oder wissen Sie mit Gewissheit, dass er es weiß?
Wird meine Leistung anerkannt?
Wie denken Sie auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 10 (sehr oft) darüber, ob die von Ihnen erbrachte Leistung „für sich“ steht, mithin aus ihrer Natur heraus wert ist, anerkannt zu werden?
Wie wurde die Leistung nach Ihren Erfahrungen tatsächlich anerkannt?
Gibt es Diskrepanzen in den Einschätzungen? Woran könnte das liegen?
Von welchen impliziten Annahmen gehen Sie hinsichtlich der Anerkennung Ihrer Leistungen aus? Halten Sie diese für zutreffend?
Wenn Sie die Annahmen ändern würden, welche Auswirkungen hätte dies?
Kenne ich das Fremdbild der anderen?
Betrachten Sie einmal die Personen Ihres näheren Arbeitsumfelds. Bei welchen Personen gehen Sie davon aus, dass Ihr erwartetes Fremdbild (Ihre Erwartung darüber, wie der andere über Sie denkt) mit dem echten Fremdbild (wie der andere tatsächlich über Sie denkt) übereinstimmt?
Wenn Sie dies an den Erfahrungen der Vergangenheit spiegeln: Wo wurde Ihre Erwartung bestätigt und wo ergaben sich größere Abweichungen? Woran könnten die Abweichungen liegen?
Was haben Sie nach der Feststellung der Abweichungen unternommen? Hat sich etwas geändert?
Was hat funktioniert und was hat weniger gut funktioniert?
Wie könnten Sie das erwartete und das echte Fremdbild durch eigene Aktivitäten näher zusammenbringen?
Kenne ich die Erwartungen der anderen?
Wie oft haben Sie schon, z. B. im Zusammenhang mit Beurteilungen oder Maßstäben, die andere an Ihre Leistungen anlegen, gedacht: „Hätte ich das doch früher gewusst“?
Was haben Sie unternommen, um etwas zu ändern? Was war erfolgreich und was nicht? Wie könnten Sie die erfolgreichen Maßnahmen oder Aktivitäten für sich zukünftig systematisch nutzen?
Welche Erwartungen haben Ihr Chef bzw. sonstige für Sie relevante Personen an Sie? Halten Sie drei bis fünf konkrete Erwartungen fest. Wenn Sie sich damit schwertun: Was könnten Sie tun, um mehr über die Erwartungen der genannten Personen an Sie zu erfahren? Denn solange Sie die an Sie gestellten Erwartungen nicht genau kennen, können Sie Ihre Aktivitäten nicht hieran ausrichten. Damit ist die Trefferquote für die Erfüllung der Erwartungen zwangsläufig geringer.
Erfülle ich die in mich gestellten Erwartungen?
Auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 10 (vollständig): In welchem Umfang entsprechen Sie den von Ihnen oben identifizierten Erwartungen an Sie? Passen diese Erwartungen auch zu Ihren Zielen? Wie könnten Sie sich dann auf der Skala in Richtung 10 verbessern?
Denken Sie an Situationen, in denen Sie die an Sie gestellten Erwartungen nicht erfüllt haben. Was haben Sie möglicherweise versprochen, was Sie letztlich nicht halten konnten? Welche anderen Ursachen können Sie identifizieren?
Welche Auswirkungen hatte die Nichterfüllung der Erwartungen für Sie? Was könnten Sie daher zukünftig anders machen?
Weiß ich, wie ich auf andere wirke?
Wie genau wissen Sie auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 10 (sehr genau), wie Sie auf andere wirken?
Wie oft hat Sie die Einschätzung oder Beurteilung anderer überrascht? In welchen Situationen ist Ihr Verhalten oder Ihre Kommunikation anders angekommen als beabsichtigt? Wo ergeben sich Abweichungen zwischen Ihrem Selbstbild und dem Fremdbild?
Welche Überraschungen waren positiv, welche negativ?
Was haben Sie unternommen, um insbesondere die negativen Überraschungen abzubauen?
Was sollte Ihr Umfeld von Ihren Stärken, Fähigkeiten oder Ihren Werten kennen?
Wie viel kennt Ihr Umfeld davon tatsächlich? Was müssten Sie tun, um dies zu ändern?
Was machen andere anders oder besser?
Bei welchen Kollegen oder Mitarbeitern ärgern Sie sich, dass diese Aufgaben bekommen, die Sie selber gerne machen würden, oder dass sie besonders hervorgehoben oder anerkannt werden?
Was machen diese Menschen anders als Sie (bitte jeweils einzeln analysieren)?
Welche Eigenschaften oder Fähigkeiten (menschlich und fachlich) würden Sie diesen Menschen zuordnen?
Welche dieser Eigenschaften und Fähigkeiten sehen Sie als entscheidend für den beruflichen Erfolg bei diesen Menschen an?
Wie stark sind diese aus Ihrer Sicht entscheidenden Eigenschaften und Fähigkeiten bei diesen Menschen ausgeprägt?
Wie stark sind diese Eigenschaften und Fähigkeiten im Vergleich dazu bei Ihnen ausgeprägt?
Was ergibt sich aus dem Vergleich? Mit welcher dieser Eigenschaften und Fähigkeiten können Sie sich gut identifizieren? Wie könnten Sie diese für sich befördern?
Wo haben diese Menschen mehr oder andere Unterstützung? Wie könnten Sie diese Ressourcen für sich ebenfalls nutzbar machen?
Wie gut bin ich im Selbstmarketing?
Wie würden Sie auf einer Skala von 1 (keine) bis 10 (sehr hohe) Ihre Qualitäten im Selbstmarketing einschätzen?
Was hindert Sie daran, die 10 zu erreichen? Wie schwer fällt Ihnen das Verlassen der eigenen Komfortzone? Wie können Sie diese Hindernisse abbauen? Wer könnte Ihnen dabei helfen?
Wenn Sie ehrlich gegenüber sich selbst sind, welche der Hindernisse sind eigentlich Ausreden?
Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie mehr Selbstmarketing betreiben?
Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihre Qualitäten mit einer 10 einschätzen. Was wäre dann anders? Woran würden Sie das merken? Wer würde es von den anderen als Erstes merken? Was wäre positiv daran?
Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Unternehmen, welches nur eine Dienstleistung anbietet, und Sie suchen einen neuen Marketing-Chef. Wie würde die Stellenbeschreibung aussehen? Auf welche Anforderungen würden Sie in der Stellenanzeige Wert legen? Schreiben Sie fünf Kernanforderungen auf. Wenn Sie diese Anforderungen mit Ihren persönlichen Eigenschaften abgleichen: Würden Sie sich selbst einstellen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Was müssten Sie ändern, damit Sie sich selbst einstellen würden?
Im Idealfall verhilft Ihnen Ihr Selbstmarketing zur Stärkung Ihrer eigenen Marke. In einer wirkungsbezogenen Sicht entsteht eine Marke in den Köpfen der Konsumenten und stellt „eine im Bewusstsein des Kunden verankerte Vorstellung dar, die das Angebot eines Unternehmens von Wettbewerbsangeboten differenziert“ (Homburg/Krohmer (2009), S. 601). Nach Meffert (2000, S. 847) ist eine Marke „ein in der Psyche des Konsumenten verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt oder einer Dienstleistung“.
Eine Marke stiftet somit Nutzen, und zwar funktionalen und emotionalen.
Vor dem Kauf in der Phase der Entscheidungsvorbereitung bietet eine Marke Zeitersparnis und erhöht die Informationseffizienz, denn sie erleichtert die Informationssammlung und Verdichtung der Informationen.
Während des Kaufs bei der Entscheidungsfindung schafft eine Marke Sicherheit und Vertrauen. Sie reduziert Risiken hinsichtlich falscher Entscheidungen oder Qualitätsnachteilen sowie finanzieller Verluste. Man weiß, was man bekommt.
Nach dem Kauf in der Konsumphase verschafft eine Marke ideellen Nutzen. Nach innen durch das Gefühl der Selbstverwirklichung und nach außen durch die Selbstdarstellung, den Imagegewinn durch die Nutzung bzw. den Besitz des Markenprodukts.