Selbstregulation spielerisch erlernen: Die schönsten Spiele für eine kreative Förderung der emotionalen Entwicklung und Impulskontrolle im Alltag | im Kindergarten- und Grundschulalter - Lorena Schönfeld - E-Book + Hörbuch

Selbstregulation spielerisch erlernen: Die schönsten Spiele für eine kreative Förderung der emotionalen Entwicklung und Impulskontrolle im Alltag | im Kindergarten- und Grundschulalter E-Book und Hörbuch

Lorena Schönfeld

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Beschreibung

Spiele zur Selbstregulation: Mit kreativen, altersgerechten und vielfältigen Spielideen die Schlüsselkompetenz Selbstregulation gezielt und effektiv fördern Ob Wutanfall, Tränenausbruch oder ungeduldige Zappelei: Die kindliche emotionale Überwältigung ist in der Entwicklung zunächst völlig normal. Die überbordenden Gefühle irgendwann in den Griff zu bekommen, ist allerdings eine unverzichtbare Voraussetzung für ein glückliches, erfolgreiches Leben und in diesem Ratgeber erhalten Sie zahlreiche Anregungen, diese wertvolle Kompetenz spielerisch und zwanglos zu fördern. Die Fähigkeit zur Selbstregulation – also zum vom Kind selbst erwirkten gesunden Management von Impulsen – entwickelt sich langsam und Wutanfälle, Nicht-Warten-Können oder grenzenlose Enttäuschung gehören deshalb zum Aufwachsen dazu – dürfen aber nicht der Dauerzustand bleiben. Denn ob Bildung, Beruf oder Privatleben, die schädlichen Folgen von mangelnder Selbstregulation sind verheerend, doch zum Glück können Sie diesem Problem ganz einfach vorbeugen. Die sorgfältig ausgearbeiteten Spielideen in diesem Buch ermöglichen Ihnen, die wichtige Fähigkeit gezielt, effektiv und mit ganz viel Spaß zu fördern, und sind dabei absolut alltags- und familientauglich. Sie haben keine pädagogische Vorbildung? Das macht nichts, denn die präzisen Spielanleitungen können ganz einfach von jedem in die Tat umgesetzt werden, zusätzlich hilft Ihnen leicht verständlich präsentiertes Expertenwissen dabei, die emotionale Entwicklung Ihres Kindes noch besser zu verstehen und optimal zu unterstützen. Was ist Selbstregulation? Finden Sie heraus, warum die vielzitierte Schlüsselkompetenz so wichtig ist und wie sie sich entwickelt und machen Sie sich mit den Aspekten von Selbstbeobachtung, -bewertung und -verstärkung vertraut. Vielfältige Impulse: Ob Aktivitätslevel, Fokus, Impulskontrolle, Gefühlswahrnehmung oder der Umgang mit Aggression und Wut – entdecken Sie unterschiedliche Spielideen, die gezielt bestimmte Bereiche der Selbstregulation fördern. Kreative Vielfalt: Mit spannenden und abwechslungsreichen Spielen für verschiedene Altersgruppen wie Tüchertanz, Malen nach Musik, Storch im Salat, Traumreise oder Sitzkreismeckerei kommt beim Nachwuchs garantiert keine Langeweile auf. Allein oder in der Gruppe: Stöbern Sie durch eine große Auswahl an Spielanregungen sowohl für ein einzelnes Kind als auch kleinere und größere Gruppen – für die ideale Einbettung in alle Lebensbereiche. Mit diesem Buch machen Sie Ihrem Kind ein wertvolles Geschenk, indem Sie von Anfang an den Grundstein für die Entwicklung zu einem emotional stabilen und ausgeglichenen Erwachsenen legen. Ob Ihr Nachwuchs Probleme mit der Frustrationstoleranz hat, sich mit Geduld schwertut oder ob Sie einfach nach ein paar kreativen Förderimpulsen suchen – hier werden Sie reichlich fündig. Also worauf warten Sie noch? Klicken Sie nun auf "In den Einkaufswagen" und sorgen Sie mit Spiel, Spaß und Kreativität für mehr Ausgeglichenheit im Alltag!

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Seitenzahl: 170

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Zeit:4 Std. 50 min

Sprecher:Elisa Giessmann
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Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Auflage 2023

Inhalt

Vorwort

Impulse und Gefühle regulieren lernen

Selbstregulation: Die neue Schlüsselqualifikation in unserer Gesellschaft?

Nutzung des Buches

Wie Selbstregulation spielerisch gefördert werden kann

Wie Selbstregulation entsteht und warum sie so wichtig ist

Spielerisch zur Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen

Spielerisch zur Selbstbeobachtung

Kinderleicht reflektieren: Selbstbewertung

Sich selbst motivieren Lernen: Selbstverstärkung

72 tolle Gruppen- und Individualspiele zur Förderung der Selbstregulation

Raus mit der Energie: Bewegungsspiele und mehr

Aktivitätslevel steigern

Lautstärkelevel regulieren

Imagination und Fokus

Kognitive Flexibilität und Merkfähigkeit fördern

Impulskontrolle anregen und verbessern

Gefühle wahrnehmen und mit ihnen umgehen

Aggression und Wut loswerden

Rituale für mehr Zusammenhalt und Gemeinschaft

Der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben

Vorwort

Stress, Frust, Wut, Ärger: Kinder sind meist noch nicht in der Lage, mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen. Sie stellen daher eine Herausforderung für das Kind dar. Der Umgang mit den eigenen Gefühlen will dabei gelernt sein. Die Regulation wird besonders unterstützt, wenn das Kind im Verlauf seines Entwicklungsprozesses über eine sichere Bindung zu seinen Eltern verfügt und sich an guten Vorbildern orientieren kann, sodass es das Erlernte für die Bewältigung schwieriger Situationen einsetzen kann. Während der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben, die ein Kind im Laufe seines Aufwachsens bearbeitet, benötigt es Fähigkeiten, die sowohl körperlich als auch emotional zu seiner Selbstregulation beitragen. Das nur begrenzte Vorhandensein der kindlichen Selbstregulation erfordert daher eine Co-regulierende Unterstützung durch die Eltern.

Die Fähigkeit zur Selbstregulation baut sich innerhalb der kindlichen Entwicklung im Stirnhirn auf. Dieser Bereich des Gehirns entwickelt sich meist nur sehr langsam. Sind bestimmte Fähigkeiten jedoch einmal an dieser Stelle abgespeichert, gehen sie im Verlauf des Lebens nicht mehr verloren. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Selbstregulation im Alltag wiederkehrend zu trainieren. Hierbei können gezielte Spiele und Übungen das Kind unterstützen.

Wird die Selbstregulation innerhalb der kindlichen Entwicklung geübt, kann sich dies positiv auf das spätere Leben auswirken. So trägt eine gut ausgeprägte Selbstregulation im Schulkontext dazu bei, dass Schüler erfolgreich sind.

Auch im Arbeitsleben kann Selbstregulation hilfreich sein. Sie reduziert Stress und sorgt dafür, dass innerhalb des Berufslebens neue Fähigkeiten erlernt werden können.

Vor dem Hintergrund der Bildungsgerechtigkeit spielt die Selbstregulation vor allem im Hinblick auf die Chancengleichheit eine zentrale Rolle. Hierbei haben Studien erwiesen, dass Kinder, die über eine höhere Fähigkeit zur Selbstregulation verfügen, im Laufe ihres Lebens zu gesünderen, zufriedeneren und beruflich erfolgreicheren Erwachsenen heranreifen.

Langfristig betrachtet stellt Selbstregulation zudem den Schlüssel für ein glückliches, selbstbestimmtes und zufriedenes Leben dar. Die gute Nachricht: Die Selbstregulation Ihres Kindes können Sie im Alltag leicht spielerisch trainieren und wie das geht, erfahren Sie in diesem Ratgeber!

Impulse und Gefühle regulieren lernen

Inhaltlich wird sich der Ratgeber vor dem Hintergrund der Selbstregulation damit befassen, warum Selbstregulation in modernen Gesellschaften ein wichtiger Bestandteil ist. Hierbei wird im Kontext Selbstkontrolle von Selbstregulation abgegrenzt. Im Anschluss erfahren Sie, wie Sie dieses Buch im Alltag nutzen können und wie es Ihnen hilfreich sein kann. Daran anschließend wird der Ratgeber darüber informieren, wie Sie die Selbstregulation Ihres Kindes spielerisch fördern können. Das nachfolgende Kapitel wird sich dann damit befassen, warum Bindungen für Kinder wichtig sind, welche Bindungsmuster unterschieden werden und welche Verhaltensweisen sich hieraus ableiten lassen.

Basierend darauf wird sich das folgende Kapitel mit dem Thema befassen, inwieweit die Selbstregulation einen Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen haben kann. Hier wird nochmals näher Bezug genommen zu den Grundbausteinen der Selbstregulation. Im Verlauf des Kapitels werden die Grundbausteine dann anhand von Beispielen für den Gruppen- und Individualkontext dargestellt. Das Kapitel verfolgt dabei das Ziel, die Selbstregulation grundlegend zu erläutern, sodass sie nachfolgend im Alltag eingesetzt werden kann.

Im Kernbereich des Ratgebers werden dann 72 Spielideen für die Förderung der Selbstregulation vorgestellt. Hierbei werden jeweils ausführliche Anleitungen geliefert sowie hilfreiche Praxistipps, sodass Sie die Spiele praktisch umsetzen können. Dabei werden jeweils zwei Spielideen für den Individualkontext sowie zwei Spielideen für den Gruppenkontext in zwei Altersklassen (Kindergarten und Grundschule) dargestellt. Thematisch werden hierbei die Bereiche aufgegriffen, die für die Selbstregulation wichtig sind. Anzuführen sind hier Bewegungsspiele, die die Energie des Kindes abbauen sollen, Spiele, die die Aktivität des Kindes steigern, Spiele, mit denen das Kind lernt, seine Lautstärke zu regulieren, Spiele, die die kindliche Kreativität anregen, Spiele, die die Merkfähigkeit und Konzentration sowie die Kognition anregen, Spiele, die dazu beitragen, dass Ihr Kind seine Gefühle und Impulse besser regulieren kann, sowie Spiele, die die Aggression und Wut im Alltag abbauen, und Anregungen für Rituale, die dem Alltag Ihres Kindes Sicherheit und Geborgenheit bieten.

Selbstregulation: Die neue Schlüsselqualifikation in unserer Gesellschaft?

Die Entwicklung der Industriegesellschaft hin zu einer Wissensgesellschaft hat bestehende Lernprozesse verändert, da Güter und Dienstleistungen, die auf Wissen basieren, zunehmend an Bedeutung gewinnen. Innerhalb von Wissensgesellschaften wird Wissen zum wichtigsten Faktor einer Gesellschaft und Wirtschaft. Das bedeutet, moderne Gesellschaften sind vor allem durch die Faktoren Wissen sowie Kompetenz geprägt. Hierzu zählt auch die Fähigkeit eines Menschen, benötigtes Wissen zu beschaffen und die hierzu nötigen Kompetenzen aufzuweisen. Wissen und Kompetenz werden in diesem Zusammenhang zu einer Kernkompetenz, die zum Umgang mit dem Informationsangebot moderner Gesellschaften befähigt. Zudem gilt das Vorhandensein von Wissen als wichtiger Faktor für die Beseitigung sozialer Ungleichheit.

Mit der Veränderung der Lernprozesse stellen die gesellschaftlichen Anforderungen somit neue Herausforderungen an den Einzelnen. Die Fähigkeit, lebenslang lernfähig zu bleiben und selbstständig Lernprozesse zu steuern, wird dabei zu einer Kompetenz, die für die erfolgreiche Existenz in modernen Gesellschaften unabdingbar ist.

Eine der zentralsten Errungenschaften der Evolution ist in diesem Zusammenhang die Selbstregulation. Mit der Fähigkeit der Selbstregulation wird der Mensch durch die Evolution ausgestattet.

Selbstregulation

Unter dem Begriff der Selbstregulation oder auch Selbstregulationskompetenz wird die Fähigkeit eines Kindes verstanden, sich selbst zu regulieren oder zu beruhigen. Somit beschreibt die Selbstregulation die kindliche Fähigkeit, mit Spannungen im Inneren, Wünschen und Bedürfnissen sowie Impulsen umzugehen beziehungsweise diese auszuhalten. Diese Aufgabe kommt nicht ausschließlich Kindern im Rahmen ihrer Entwicklung zu, sondern zählt auch zu den Fähigkeiten, die erwachsene Menschen im Verlauf ihres Lebens benötigen. Somit wird die Selbstregulation zu einem Bestandteil des gesamten menschlichen Lebens. Der Begriff der Selbstregulation geht dabei auf den Psychologen Alfred Bandura (1925–2021) zurück.

Beispiel für Selbstregulation:

1.  In einer Kindertageseinrichtung gibt das Läuten der Glocke das Zeichen, dass das Mittagessen bereitsteht und gemeinsam gegessen werden kann. Obwohl einige Kinder in dieser Zeit in ihr Spiel vertieft sind, sind sie durch Selbstregulationsprozesse und das Zusammenspiel der kognitiven Leistungsfähigkeit in der Lage, das Spiel zu unterbrechen.

2.  Die Fachkraft stellt das Essen auf den Tisch. Alle Kinder warten aufgeregt auf den Beginn. Peter fällt hierbei besonders auf. Er wackelt auf seinem Stuhl herum und will am liebsten nach dem Löffel greifen, um sich den Teller zu füllen. Aufgrund der Regeln in der Kindertageseinrichtung hat er jedoch gelernt, sich zu gedulden, bis die Fachkraft ihm das Essen reicht. Darüber hinaus weiß er, dass er warten soll, bis alle Kinder etwas auf dem Teller haben und durch das gemeinsame „Guten Appetit“ das Signal gegeben wurde, dass das Essen beginnt. Also wartet er, obwohl ihm die Kontrolle seiner Impulse schwerfällt, was sich in seiner Nervosität zeigt.

3.  Die Fachkraft ist mit den Kindern in der Gartenanlage der Kindertageseinrichtung. Hier gibt es seit vergangener Woche ein neues Trampolin. Da das Wetter bisher schlecht war und sich noch keine Möglichkeit bot, das Trampolin zu nutzen, laufen alle Kinder aufgeregt zum Trampolin, jedes will das erste Kind sein, das es benutzen darf. Damit die Situation nicht außer Kontrolle gerät, erklärt die Fachkraft den Kindern, dass jedes Kind an die Reihe kommt. Damit sich niemand verletzt, kann jedoch nur ein Kind nach dem anderen auf dem Trampolin springen, damit sie gut aufpassen kann. Die Kinder stellen sich in einer Reihe auf und warten, bis sie an der Reihe sind. In dieser Situation sind die Kinder aufgrund ihrer vorhandenen Selbstregulation in der Lage, sich selbst zu beruhigen. Hierbei hilft es ihnen, zu wissen, dass sie das Trampolin in jedem Fall nutzen dürfen. Sie brauchen also keine Angst zu haben, dass sie nicht an die Reihe kommen. Aufgrund dieser Tatsache können sie ihre Bedürfnisse so regulieren, dass sie die nötige Geduld aufbringen, um die Situation abzuwarten und nicht in einen Wutanfall zu verfallen.

Steckbrief: Alfred Bandura (1925–2021)

Kanadischer Psychologe und einer der führenden Psychologen des Jahrhunderts

Albert Bandura wurde im Dezember 1925 als Sohn von osteuropäischen Einwanderern in Krakau geboren. Sein Vater arbeitete für die transkanadische Eisenbahn. Obwohl seine Bildungsmöglichkeiten aufgrund seines Geburtsortes eher beschränkt waren, entwickelte er ein selbstständiges Lernen, das für seinen späteren Karriereverlauf den Grundstein legte. 1949 erhielt er zunächst den Bachelor für Psychologie und absolvierte 1951 seinen Master sowie 1952 seinen Doktortitel. Im Jahr 1977 entwickelte Bandura im Nachgang auf der Basis früherer Arbeiten die Theorie der Selbstregulation, in der er die Prozesse der Handlungssteuerung auf der Basis der Selbstbeobachtung, Selbstbewertung sowie Selbstreaktion beschreibt, die bei der Selbstregulation aufeinanderfolgen sowie sich gegenseitig beeinflussen. Anschließend wurde er als Professor an der Universität Stanford angestellt, wo er bis zu seinem Tod wirkte. Während seiner Arbeit an der Universität galt sein zentrales Interesse der Klinischen Psychologie, in deren Rahmen er sich mit dem sozialen Lernen auseinandersetzte. Im Alter von 95 Jahren verstarb er im Jahr 2021 an Herzinsuffizienz.

Im Laufe eines Lebens verbessert sich durch die Stimulation unterschiedlicher Hirnareale die Selbstregulation, weshalb der Umgang mit kindlichen Gefühlen im Rahmen des Entwicklungsprozesses als Lernprozess zu verstehen ist, der durch die jeweiligen Bezugspersonen, Eltern und Fachkräfte unterstützt werden sollte. Durch die Selbstregulation ist das menschliche Nervensystem in der Lage, sich selbst ins Gleichgewicht zu bringen, indem es sich in eine Homöostase sowohl auf psychologischer als auch auf biologischer Ebene versetzt.

Homöostase

Der Begriff der Homöostase beschreibt synonym den Prozess der Selbstregulation, bei dem sich alle Bestandteile eines Systems den veränderten Lebensbedingungen anpassen, um das innere System im Gleichgewicht zu halten.

In modernen Gesellschaften ist die Selbstregulation aufgrund der zunehmenden Komplexität von Gesellschaftsprozessen besonders bedeutsam. Menschen stehen im Rahmen gesellschaftlicher Veränderungen sowie im Kontext der Anforderungen des Lebens in einem ständigen Spannungsverhältnis von diversen Meinungen, Bedürfnissen, Erwartungen, Emotionen und Werten, wobei die eigenen Werte den Werten des Umfelds sowie der Gesellschaft gegenüberstehen. Während des Prozesses der Selbstregulation werden diese dann vereint und gegeneinander abgewogen, indem die eigenen Vorstellungen den moralischen und ökonomischen Vorstellungen gegenübergestellt werden. Daher bietet die Selbstregulation vor allem im Berufsleben – beispielsweise explizit in Führungspositionen und der Politik – sowie im Privatleben Vorteile. Je besser ‚hohe Tiere‘ in der Lage sind, Stresssituationen zu regulieren, desto leichter können sie sich den jeweiligen Herausforderungen stellen und ihren Beruf bewältigen. Im privaten Bereich ist die Selbstregulation im Kontext von Beziehungen wichtig, um in Konflikten oder stressigen Situationen fairer zu interagieren. Menschen, die in der Lage sind, ihre Emotionen zu regulieren und diese zu kontrollieren, weisen einen besseren Umgang mit stressigen Situationen und Frust auf. Sie sind konfliktfähiger und verfügen damit auch über ein höheres Maß an Resilienz.

Resilienz

Der Begriff der Resilienz oder psychischen Widerstandsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit, Krisen oder schwierige Lebenslagen zu bewältigen. Bei der Bewältigung der jeweiligen Krisen wird auf die persönlichen und sozialen Ressourcen zurückgegriffen. Resiliente Menschen sind demnach in der Lage,

•  ihre Impulse zu kontrollieren,

•  Emotionen zu steuern,

•  optimistisch zu denken sowie

•  Situationen passgenau zu analysieren.

Somit beschreibt Resilienz die Fähigkeit, Herausforderungen und Lebensumständen gegenüberzutreten, darauf angemessen zu reagieren sowie sich von der Bewältigung der jeweiligen Herausforderung wieder zu erholen.

Die Selbstregulation bildet dabei den Kern unserer Resilienz. Sie wird benötigt, um ein gesundes und erfolgreiches Leben in einer Welt zu führen, deren Anforderungen zunehmend komplexer werden: in der sogenannten VUCA-Welt.

VUCA-Welt

Die Abkürzung der VUCA-Welt steht sinnbildlich als Akronym für die Begriffe ‚volatile‘ (Volatilität), ‚uncertain‘ (Ungewissheit), ‚complex‘ (Komplexität) und ‚ambiguous‘ (Ambiguität).

Der Begriff beschreibt somit eine unberechenbare und flüchtige Welt, die für alle in ihr Anwesenden unsicher und vielschichtig ist und an vielen Stellen Mehrdeutigkeiten, Unklarheiten und Widersprüche aufweist, die es im Verlauf eines Lebens zu bewältigen gilt. Bei der Bewältigung verursachen die Eigenschaften der modernen Welt Stress, den es unter Rückgriff auf die Strategien der Resilienz und Selbstregulation zu bewältigen gilt.

Mehr Selbstregulation ermöglicht uns somit mehr Entspannung und Selbstbestimmung sowie ein höheres Maß an Selbstwirksamkeit. Selbstregulierendes Verhalten führt in der Folge somit dazu, in stressigen Situationen wieder zur Ruhe zu kommen, ohne dass äußere Faktoren die innere Ruhe stören. Auf diese Weise unterstützt die Selbstregulation dabei, negative Emotionen stärker zu kanalisieren und durch den inneren Antrieb in positive Reize umzuwandeln, die das eigene Leben erleichtern. Grundsätzlich kann die Selbstregulation dabei der Schlüssel zu einem glücklichen, selbstbestimmten und zufriedenen Leben darstellen, wobei der Lebenserfolg durch die jeweils vorhandene Selbstkontrolle des Einzelnen bestimmt wird.

Selbstkontrolle

Mit dem Begriff der Selbstkontrolle wird die Fähigkeit beschrieben, das eigene Handeln zu kontrollieren, die eigenen Verhaltensweisen zu beeinflussen sowie diese so zu gestalten, dass sie zur Erreichung der eigenen Ziele führen.

Beispiel für Selbstkontrolle:

Ein Kind erhält das Angebot, direkt 10 Euro Taschengeld zu erhalten oder alternativ eine Woche zu warten und dann 20 Euro zu erhalten.

Verfügt das Kind über eine ausgeprägte Selbstkontrolle, wird es die 10 Euro ablehnen, um sich nach einer Woche die größere Summe an Taschengeld zu sichern. Dies gelingt ihm durch die Selbstkontrolle in dieser Situation aufgrund der Kontrolle seiner eigenen Bedürfnisse, Impulse und Gefühle, die es zu seinem eigenen Wohl unterdrückt.

Einigen Menschen fällt die Selbstkontrolle schwer und sie stellt daher eine große Herausforderung dar. Bei anderen Menschen wiederum läuft die Selbstkontrolle unbewusst ab. Meist nimmt die Selbstkontrolle im Laufe des Tages ab, da das Ausüben die betreffende Person viel Kraft kostet.

Beispiel:

Eine junge Frau möchte gesünder leben und verzichtet dafür auf Süßigkeiten und ungesunde Snacks. Im Laufe des Tages gelingt ihr dies meist ohne Probleme. Je näher der Abend kommt, desto schwieriger lassen sich ihre Impulse kontrollieren, sodass es bereits einige Male vorkam, dass sie ihren eigenen Versuchungen am Abend nachgegeben hat.

Die Selbstkontrolle kann in diesem Zusammenhang als Spezialfall der Selbstregulation betrachtet werden. Werden Kinder im Rahmen ihres Entwicklungsprozesses in diesem Kontext vernachlässigt oder nicht ausreichend gestärkt durch beispielsweise ein einfühlsames Reagieren auf ihre Gefühlslagen, so kann sich dies langfristig auf den Rest des Lebens auswirken. Das liegt vor allem daran, dass das Grundgefühl von Sicherheit durch eine unzureichende Unterstützung und fehlende Empathie verloren geht. Kinder, die in ihrer Selbstregulation nicht ausreichend Hilfestellung erhalten haben, fühlen sich häufig auch noch im Erwachsenenalter unsicher, können nur schwer entspannen oder den Stress des Alltags abbauen, da ihre Selbstregulationsfähigkeit nicht ausreichend ausgeprägt ist. In stressigen Situationen reagieren diese Kinder meist ängstlich oder aggressiv, da sie nicht über die nötigen Strategien verfügen, um mit ihren Gefühlen umzugehen.

Grundsätzlich gilt jedoch: Eine einmal erlernte Selbstregulation muss nicht für immer in diesem Zustand verbleiben. Sie ist über den Verlauf des Lebens veränderbar, da das menschliche Gehirn anpassungsfähig ist. Um die Selbstregulationsfähigkeiten weiter auszubauen (auch im Erwachsenenalter!), gibt es verschiedene Strategien, die für die Verbesserung der Selbstregulation sinnvoll eingesetzt werden können.

NUTZUNG DES BUCHES

Dieser Ratgeber soll Ihnen im Alltag dabei helfen, Ihr Kind bei der Entwicklung seiner Selbstregulation zu unterstützen. Hierzu bietet Ihnen dieses Buch im ersten Teil einen theoretischen Hintergrund, der darauf abzielt, dass Sie die Prozesse und Funktionsweisen der Selbstregulation besser verstehen. Hierbei wird Ihnen pädagogisches Wissen geliefert, um die Selbstregulation Ihres Kindes anzuregen sowie Ihr eigenes Verhalten unter Berücksichtigung des Einflusses auf die Selbstregulation Ihres Kindes zu reflektieren.

Im zweiten Abschnitt des Ratgebers erhalten Sie daran anschließend gezielte praktische Spielanleitungen und Ideen, die Sie im Alltag umsetzen können. Dabei wird auf die Zielgruppen von Kindern im Alter der Frühbetreuung sowie von Kindern in der Grundschule Bezug genommen und Sie bekommen Handlungsanweisungen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die konkrete Umsetzung an die Hand, mit der Sie die Selbstregulation Ihres Kindes internalisieren können.

WIE SELBSTREGULATION SPIELERISCH GEFÖRDERT WERDEN KANN

Kinder lernen bereits früh, ihre eigenen Gefühle und Handlungen bewusst zu steuern und zu kontrollieren, wobei die Selbstregulationsfähigkeit vor allem im Hinblick auf das Lernen im Schulalter einen wichtigen Bestandteil bildet. Das liegt nicht zuletzt daran, dass eine unzureichende Selbstregulation zu Entwicklungsschwierigkeiten im Bereich der Aufmerksamkeit oder des schulischen Lernens führen kann. In liebevoller Atmosphäre, stressfrei und spielerisch können Eltern jedoch dazu beitragen, dass Kinder lernen, ihre Selbstregulation zu entwickeln. Bei Kleinkindern ist die Selbstregulation dabei an drei zentralen Bestandteilen erkennbar:

•  Aufmerksamkeitslenkung,

•  Selbstberuhigung und

•  Belohnungsaufschub.

Aufmerksamkeitslenkung (6-12 Monate)

Die Aufmerksamkeitslenkung beginnt etwa in einem Alter von sechs Monaten und verdeutlicht sich zunehmend bis zum zwölften Lebensmonat. Hierbei betrachtet das Kind intensiv die Gegenstände, mit denen es sich in seiner Welt auseinandersetzt. Die Aufmerksamkeitslenkung ist dabei eine kognitive Strategie, die dazu dient, die Aufmerksamkeit zu kontrollieren und diese auf die erwünschte Erarbeitung von Informationen zu lenken. Beobachtet werden kann die Aufmerksamkeitslenkung beim Kind durch die Rotation des Blickfelds, die ein Interesse an den Details von Sachverhalten anzeigt. Das Kind lernt in dieser Phase, Ablenkungen zu widerstehen und seine Aufmerksamkeit auf einen Sachverhalt zu konzentrieren. Im Kontext der Aufmerksamkeitslenkung laufen zudem kognitive Prozesse ab, die nicht zu beobachten sind. Dies betrifft vor allem die Informationsverarbeitung.

Selbstberuhigung (ab etwa 6 Monaten)

Mit dem Begriff der Selbstberuhigung wird die Fähigkeit des Kindes beschrieben, die innere Anspannung und Erregung selbstständig so zu regulieren, dass sie ein ausgeglichenes Erregungsniveau erreichen. In den ersten Lebensmonaten gelingt die Selbstberuhigung ausschließlich mit elterlicher Hilfe und wird vom Kind durch beispielsweise lautstarkes Schreien zum Anzeigen seiner Bedürfnisse geäußert.

Belohnungsaufschub

Der Belohnungsaufschub oder auch Gratifikationsaufschub umschreibt die Tatsache, dass eine Belohnung nicht sofort, sondern verzögert erfolgt. Hierbei lernt das Kind, sich zu gedulden und auf eine kleinere Belohnung zu Gunsten einer größeren Belohnung zu verzichten.Für die spielerische Förderung der Selbstregulation ist es für Säuglinge im Erwerb der Kompetenz besonders wichtig, dass sie dabei geführt werden. Die Anleitung bei der Aneignung der Selbstregulation erfolgt ab der Geburt über die Stimulation der Sinne:

•  Orale Stimulation: Die orale Stimulation und Regulation der Bedürfnisse erfolgen bei Säuglingen häufig über einen Schnuller, den Daumen oder die Hand des Säuglings. Während das Kind seinem natürlichen Saugreflex nachkommt, beruhigt es sich selbst und reguliert innere Anspannungen zu Gunsten von Entspannung.

•  Taktile Stimulation: Die taktile Stimulation erfolgt meist durch das Halten von Gegenständen und Dingen. Das kann sowohl das Festhalten einer Stoffpuppe als auch das Halten einer Decke oder der Schnullerkette sein.

•  Visuelle Stimulation: Die visuelle Stimulation erfolgt über die Wahrnehmung des Kindes. Hierbei kommen beispielsweise Bilderbücher oder im Säuglingsalter Mobile zum Einsatz, die beruhigend auf das Kind wirken.

•  Auditive Stimulation: Die auditive Stimulation der Selbstregulation erfolgt über das kindliche Gehör. Hier unterstützt beispielsweise das Hören von beruhigender Musik, weißem Rauschen, bestimmter Klänge, der elterlichen Stimme, ein Abendlied oder das Vorsingen die Selbstregulation und Entspannung.

•  Vestibuläre Stimulation: Die vestibuläre Stimulation betrifft den Gleichgewichtssinn. Hierbei wird das Kind beispielsweise durch sanfte Bewegungshandlungen wie das Wippen, Wiegen, den Kinderwagen oder das Tragen am Körper beruhigt.

Babys und Kleinkinder sind aufgrund der fehlenden Kompetenzen zur eigenständigen Selbstregulation darauf angewiesen, in diesem Prozess von ihren Bezugspersonen unterstützt zu werden. Nach einiger Zeit beginnen Säuglinge, sich selbst anhand der oben aufgeführten Stimulationen zu regulieren.

Für Babys und Kleinkinder sind in Bezug auf die spielerische Förderung verschiedene Faktoren entscheidend, wenn es um die eigene Selbstregulation geht:

#1 Selbstregulation während und nach dem Spiel mit dem Kind

Nach und während des Spiels mit dem Kind kann das Erregungsniveau des Raumes, das heißt die Anwesenheit von Lärm oder Stille, die selbstständige Regulation des Säuglings beeinflussen. Das Erregungsniveau kann dabei als Wegweiser im Selbstregulationsprozess verstanden werden. Konkret bedeutet dies, wenn die Lautstärke innerhalb des Raumes steigt und das Kind nicht in der Lage ist, sich selbstständig zu regulieren, bedarf es der Bezugsperson, die durch die Einwirkung von außen die Selbstregulation des Säuglings stimuliert und unterstützt. Ob ein Säugling dabei Hilfe benötigt, zeigt sich zum Beispiel daran, dass er die Hand in den Mund steckt, den Blick abwendet oder das Köpfchen dreht. Hierbei ist davon auszugehen, dass diese Handlungen kindliche Strategien für die Regulation der Erregung innerhalb des Raumes darstellen.

#2 Körperhaltung und Spielangebote, die die Selbstregulation unterstützen