Selbstverständlich Frau - Katharina Wolff - E-Book

Selbstverständlich Frau E-Book

Katharina Wolff

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Beschreibung

Gleichberechtigung haben wir, Gleichbehandlung auch? Wir erleben einen feministischen Frühling. Die Rolle der Frau wird mehr denn je diskutiert, denn die Frauenquote ist abgelehnt und das Betreuungsgeld eingeführt worden. Doch in der Debatte prallen zwei Generationen aufeinander. Die, die sich mit Alice Schwarzer jedes bisschen Gleichberechtigung erkämpfen mussten, und die der Frauen um die 30, die in dem falschen Glauben aufwuchsen, die Welt stehe ihnen offen. Katharina Wolff – eine der jüngsten Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft und erfolgreiche Unternehmerin – weiß, wovon sie spricht! Sie gehört zu den starken Frauen von heute, die beides wollen: Kinder und Karriere. Sie zeigt Lösungen auf, wie beides vereinbar ist, und hinterfragt kritisch, warum immer noch zu wenige Frauen in Top-Positionen sind. Ihr Fazit: Es wird dringend Zeit, dass Frauen das Leben führen können, das sie möchten. Selbstbestimmt und erfolgreich.

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Seitenzahl: 191

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© für die Originalausgabe und das eBook: 2014 F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

Umschlagfoto: © Tina Demetriades

eBook-Produktion: VerlagsService Dr. Helmut Neuberger & Karl Schaumann GmbH, Heimstetten

ISBN 978-3-7766-8197-0

Ich widme dieses Buch meinen Eltern, die mich geprägt und zu der Frau erzogen haben, die ich heute bin.

Inhalt

Ein weiteres Buch über Frauen?

Ist Feminismus von gestern?

Frauen brauchen keine Quote

Sind Frauen die besseren Menschen?

Warum stehen sich Frauen auch gern mal selbst im Weg?

Die Zeit der Frauen ist jetzt!

Was könnten Frauen noch besser machen?

Darf man es nutzen, eine Frau zu sein?

Weiblich und mächtig – ein Widerspruch?

Weiblich, erfolgreich, ledig … oder warum viele erfolgreiche Frauen Single sind

Beruflich erfolgreich und eine gute Mutter sein – ist das möglich?

Selbstverständlich Frau – nur Mut!

 

Danksagung

Fortführende Literatur

Quellennachweis

Ein weiteres Buch über Frauen?

Ja!

Ich bin mir dessen bewusst, dass es eine Menge Publikationen von Frauen für Frauen gibt, eine Menge Bücher über Frauen und vermutlich noch viel mehr über Feminismus. Gerade in jüngerer Zeit sind viele hervorragende Bücher erschienen, wie zum Beispiel »Spiele mit der Macht: Wie Frauen sich durchsetzen«, »Anders denken! Warum die Ökonomie weiblicher wird« sowie »Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg«. Gerade das Buch der Facebook-Chefin Sheryl Sandberg ist sehr ermutigend für Frauen, doch fragt man sich bei der Lektüre, ob die Verhältnisse einer sehr erfolgreichen Frau und Mutter, die zudem über sehr großen Wohlstand verfügt, auf uns Frauen, die in Deutschland leben und beruflich vorankommen wollen, übertragbar sind. Fast alle zu diesem Thema erschienenen Bücher wurden von Autorinnen und Autoren geschrieben, die mindestens 40 Jahre alt sind. Wir Frauen, die zehn Jahre jünger sind, finden uns in vielen darin verbreiteten Thesen nicht wieder. Ich behaupte, dass die karrierewilligen Frauen meiner Generation vieles nicht mehr so erleben, wie es Frauen, die nur knapp zehn Jahre älter sind als ich, noch erlebt haben. Und dass diesen noch viel mehr Steine in den Karriereweg gelegt wurden, allein, weil sie weiblich sind, und auch, weil die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen noch nicht so weit waren. Dabei ist mir bewusst, wie viel die Frauen, die älter sind als ich, für meine Generation erkämpft haben und wie sehr wir Frauen heute davon profitieren. Viele Erfahrungen finden sich eindrucksvoll in den von ihnen geschriebenen Büchern wieder.

»Nimm die Erfahrung und die Urteilskraft der Menschen über 50 heraus aus der Welt, und es wird nicht genug übrig bleiben, um ihren Bestand zu sichern«, meinte Henry Ford zu Recht.

Die Generation der Frauen, die heute in den Job starten oder dieses vor Kurzem getan haben, lebt in einer Zeit, in der kaum noch Hindernisse für Frauen bestehen, allein weil sie Frauen sind. In meiner Personalberatung frage ich häufig bei Bewerberinnen nach und bekomme meistens die Antwort, dass sie nicht das Gefühl haben, während des Bewerbungsprozesses schlechter behandelt worden zu sein, weil sie eine Frau sind. Selbst wenn sie in der letzten Runde gegen einen Mann antreten mussten, hatten sie nicht den Eindruck, benachteiligt zu werden.

Natürlich geht es nicht allen so. Aber das sind gute Nachrichten und mehr als ein Anfang!

Ich maße mir nicht an, für eine ganze Generation von Frauen sprechen zu können. Ich selbst habe noch keine Kinder und kann nur vermuten, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktionieren kann. Ich habe aber neben meinen eigenen Erfahrungen das Glück, viele beeindruckende Frauen um die 30 zu kennen, die ganz andere Lebensgeschichten haben, welche sich teils stark von meiner unterscheiden. Und noch mehr Glück habe ich, weil einige davon bereit sind, diese mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Es ist klar, dass unsere Gesellschaft noch nicht am Ziel ist. Auch für die Frauen meiner Generation gibt es noch nicht die optimalen Rahmenbedingungen, um Karriere und Familie zu vereinbaren. Es sind große, teils gesellschaftliche Herausforderungen, vor denen wir stehen. Es sind aber völlig andere Herausforderungen, als es die Generationen unserer Mütter oder Großmütter erlebt haben. Es gibt sie mittlerweile, die Gleichberechtigung. Denn vor dem Gesetz sind wir alle gleich. Aber sind wir schon an dem Punkt angelangt, an dem es eine echte Gleichbehandlung der Geschlechter gibt? Uns Frauen stehen heutzutage die Türen offen und wir müssen nur den Mut und die Kraft aufbringen, durch sie hindurchzuschreiten – wir müssen sie sogar mitunter schwungvoll aufstoßen, um die Dinge verändern zu können.

Ich möchte mit diesem Buch also vor allem die Frauen ermuntern, die unter diesen beinahe idealen Bedingungen in ihre Berufe starten, Unternehmen und/oder Familien gründen, und die auf dem Weg zum Erfolg wirkliche Möglichkeiten haben. Und ich möchte ihnen sagen: Ihr könnt ganz selbstverständlich Frau sein. Denn ihr habt das große Privileg, heute selbst bestimmen zu können, wie euer Leben verläuft!

Katharina Wolff

März 2014

Ist Feminismus von gestern?

»Die Vision des Feminismus ist nicht eine ›weibliche Zukunft‹. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn.«

Johanna Dohnal, österreichische Feministin und Politikerin

Ist Feminismus also von gestern? Nein! Denn alles, was Johanna Dohnal in diesen drei Sätzen ausspricht, gibt es noch – auch in Deutschland. Doch weshalb bezeichnen sich Frauen meiner Generation dann nicht mehr als Feministinnen? Lohnt es sich nicht mehr, für Gleichberechtigung, Menschenwürde und Selbstbestimmung von Frauen sowie für das Ende aller Formen von Sexismus aufzubegehren? Sind die Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen bereits so verändert, dass es keine Nachrangigkeit mehr von Frauen gibt? Oder können wir Frauen um die 30 uns so wenig mit dieser Bewegung, durch die auch für uns so viel erreicht wurde, identifizieren, weil wir sie in Deutschland beinahe nur noch mit einer Frau verbinden: Alice Schwarzer? Einer Frau, die mittlerweile über 70 Jahre alt ist, also älter als unsere Mütter, und die das Thema dominiert. Auf eine Weise, die sich offenbar in den letzten Jahrzehnten kaum verändert hat. In einer Gesellschaft, die sich stetig verändert und in der die Gleichberechtigung der Frauen in viel höherem Maße erreicht wurde (auch und vor allem durch die Frauenbewegung um Alice Schwarzer). Hier und da werden sicherlich Frauen immer noch benachteiligt, doch es genügen die einfachen Antworten aus den Siebzigerjahren nicht mehr, die zugespitzt lauten: »Männer sind Täter. Frauen sind Opfer.«

Wir Frauen der Jahrgänge um 1980 sehen uns nicht als Opfer, wenn wir beruflich nicht schnell genug vorankommen, und wir betrachten nicht jeden Mann als potenziellen Täter. Männer sind Menschen, genauso wie Frauen. Und unter allen Menschen gibt es welche, die zu Tätern und zu Opfern werden.

Wenn sich jemand 2014 an Themen wie einer Verschwörung des Patriarchats, die Frau als durchweg sexuelles Opfer des Mannes, Ablehnung der Prostitution und die Schädlichkeit von Pornos abarbeitet, kommt uns das antiquiert und fremd vor, denn das sind nicht unsere Themen. Wir Frauen um die 30 scheinen in dieser Feminismus-Debatte nicht vorzukommen. Es geht uns nicht mehr nur um Täter oder Opfer, Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß. Es geht um die Grautöne. Wir fühlen uns als Frauen frei, doch haben wir wirklich alle Chancen? Und sind wir in der Lage, sie zu erkennen und zu nutzen? Sind wir selbst in der Lage dazu? Es geht nicht mehr um uns Frauen als unterdrücktes Geschlecht, doch es geht nach wie vor um Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. »Es geht nicht mehr um den Kampf um die Befreiung der Frau. Aber es geht um den Kampf der Frauen um Einfluss, Geltung und Geld«, sagt die Journalistin Tissy Bruns. Einfluss, Geltung und Geld, die bis vor Jahren vor allem Männern vorbehalten waren. Und ja, vielleicht können wir Frauen um die 30 so wenig mit einer Bewegung wie der des Feminismus aus den Siebzigerjahren anfangen, weil es uns schwerfällt, uns Gruppen anzuschließen, deren Ziele so schwer zu definieren und auf so wenige einfache Formeln herunterzubrechen sind. Oder weil wir heute jede für uns einzeln kämpfen wollen, gegen die Widerstände, die man uns entgegenbringt? Und oft genug, weil wir gegen uns selbst kämpfen, bis wir auf gutem Weg zur Teilhabe an Einfluss, Geltung und Geld sind.

Mit dem Begriff Feminismus verbinden viele heute etwas Negatives. Vor allem die, die sich niemals ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt haben und darunter vor allem männerfeindliche Frauen verstehen. Man muss den Skeptikern allerdings zugestehen, dass die reine Definition im Duden einfach nicht mehr zeitgemäß wirkt: »Richtung der Frauenbewegung, die, von den Bedürfnissen der Frau ausgehend, eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Normen (z. B. der traditionellen Rollenverteilung) und der patriarchalischen Kultur anstrebt«. Verstehen Sie mich nicht falsch: Meine Generation der Frauen hat all denen, die sich seit dem späten 19. Jahrhundert für die Rechte der Frauen einsetzten, wirklich unglaublich viel zu verdanken. Nur durch sie können wir heute sein, was wir sind, all das tun, was wir tun, und all das verwirklichen, was wir noch vorhaben. Es wäre trotzdem dringend notwendig einen ganz neuen Begriff mit einem moderneren Verständnis zu implementieren.

Der Feminismus in all seinen unterschiedlichen Ausprägungen und Facetten trat eigentlich immer für ein Gesellschaftsverhältnis ein, das durch Ebenbürtigkeit geprägt ist.

Olympe de Gouges forderte im 18. Jahrhundert: »Wenn die Frau das Recht hat, das Schafott zu besteigen, muss sie auch das Recht haben, die (Redner-)Tribüne zu besteigen.«

Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin forderte 1910 für Frauen: »Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte«.

Damals hatten nur in Finnland Frauen das Wahlrecht. In Deutschland durften Frauen erst ab 1919 flächendeckend wählen.

Frauenwahlrecht und politische Teilhabe wurden zentrale Themen – feministische Themen. Kaum zu glauben, dass erst 1976 in Deutschland die ersten Frauenhäuser gegründet wurden, weil man nicht mehr länger unter den Teppich kehren konnte, dass es Frauen gab, die von ihren Männern so schlecht behandelt wurden, dass sie unter Schutz gestellt werden mussten. Erst 1997 wurde die Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland strafbar! Dass Frauen keine Genehmigung vom Ehemann mehr benötigten, wenn sie einen Beruf ausüben wollten, ist ebenfalls noch nicht lange her (1977).

Ohne Ehe und Mutterschaft auszuschließen, sah beispielsweise die US-Amerikanerin Betty Friedan die Ursache für große Zufriedenheit und Unzufriedenheit vieler Frauen der Mittelschicht darin, dass sie zu wenig ihren eigenen Bedürfnissen zum Beispiel in Sachen Berufstätigkeit nachgehen durften: »Wie für einen Mann führt auch für eine Frau der einzige Weg zu sich selbst über schöpferische Arbeit.«

Wir, die um 1980 Geborenen, leben zugegebenermaßen mit vielen der großen Errungenschaften der mutigen Frauen des Feminismus, als seien sie etwas Normales. Wir wurden in diese neue Zeit für Frauen hineingeboren und schätzen sehr, was wir vorgefunden haben. Wir benutzen den Feminismus-Begriff allerdings kaum noch, weil er schlicht nicht mehr zu uns passt. Wir glauben, dass wir fast alles erreichen können, wenn wir nur wollen, weil uns, zumindest gesetzlich, nichts mehr im Wege steht, nur weil wir Frauen sind. Thea Dorn schrieb in ihrem Buch »Die neue F-Klasse«, dass die heutigen Frauen in der Lage seien, »sich mit Energie, Disziplin, Selbstbewusstsein und Mut in einer Gesellschaft wie unserer durchzusetzen«. Davon sind die meisten Frauen meiner Generation überzeugt. Ich auch!

Eine Freundin geriet darüber mit einer älteren Kollegin in eine Diskussion. Die ältere Kollegin hielt dagegen, dass es heute vielleicht nicht mehr um Gewalt gegen Frauen gehe, und wenn doch, dass die wenigstens geahndet werde. Doch es herrsche heute zwischen vielen Männern und Frauen immer noch ein subtiles Machtgefüge. Meine Freundin solle einen einfachen Test durchführen und auf der Straße mal direkt auf einen Mann zugehen, um festzustellen, ob sie oder der Mann letztendlich ausweiche. Oder sie solle sich im Flugzeug zwischen zwei Männer setzen und erleben, wer die Armlehnen in Anspruch nehme. Meine Freundin lachte die Kollegin aus. Und machte die Tests. Sie verlor jedes Mal. Sie saß eingeklemmt zwischen zwei Männern, die demonstrativ die Arme auf den Lehnen ablegten. Die einzige Ausnahme war ein besonders höflicher Sitznachbar oder einer, der mit ihr flirten wollte. Auf der Straße wurde sie angerempelt, als sie nicht auswich. Glauben wir vielleicht nur, in fast allen Lebensbereichen gleiche Chancen wie Männer zu haben? Gleich behandelt werden wir leider oft immer noch nicht.

Doch wir wollen nicht verzweifeln an Männern, die immer noch in Rollenklischees denken und nach ihnen handeln. An Männern, die Frauen von vornherein schlechtere Gehälter oder Löhne zugestehen als Männern. Eine Bekannte mit zwei Kindern erlebte kürzlich, also im Jahr 2013 (!), Folgendes am Ende einer recht schwierigen Verhandlung über die Höhe ihres Gehaltes für eine gehobene Position. Als sich beide Parteien geeinigt hatten, sagte der Personalleiter zu meiner Bekannten: »Kein schlechtes Gehalt für eine Frau und Mutter.«

Wir wollen uns auch nicht mehr über unsere männlichen Lebenspartner ärgern, die nicht ertragen können, wenn wir mehr verdienen als sie. Und wir wollen mit keinem zusammen sein, der von vornherein voraussetzt, dass wir Frauen es sind, die ihren geliebten Beruf aufgeben, wenn wir und unser Mann gemeinsame Kinder bekommen. Wir wollen das alles gemeinsam gut hinbekommen. Ohne Schuldgefühle, eine »Rabenmutter«, eine »schlechte Ehefrau« oder was auch immer zu sein, wenn wir auf das Betreuungsgeld anstatt auf unsere Arbeit verzichten.

Wir können versuchen, uns viele unserer Wünsche im Leben zu erfüllen: Ehe, Familie, Beruf, sogar Karriere. Doch dafür brauchen wir ihn weiterhin: den Feminismus. Denn obwohl Frauen angeblich fast alle Türen offen stehen, hat sich repräsentativen Umfragen zufolge die subjektive Zufriedenheit von Frauen im Vergleich zu Männern vermindert. Woran liegt das? Sind die Erwartungen der Frauen an das Glück, das einsetzen soll, wenn so vieles möglich ist, vielleicht zu hoch? Setzt das große Gefühl der Befriedigung dann nicht so wie erhofft ein? Fühlen wir uns unter Druck gesetzt? Oder verlangen Frauen sich durch die vielen Möglichkeiten eventuell zu viel ab, wenn sie Kinder und Karriere vereinbaren wollen? Unterschätzen wir 30-Jährige die Belastungen, die als Mütter auf uns zukommen, solange wir noch keine Kinder haben? Weil wir uns nicht vorstellen können, was es bedeutet, unseren Ansprüchen als Vollzeit arbeitende Eltern oder sogar alleinerziehende Mutter gerecht zu werden?

Es ist mein großer Wunsch, eines Tages Kinder zu haben und ihnen das Beste zu geben. Meine Liebe, meine Fürsorge und auch Zeit. Gleichzeitig möchte ich weiterhin eine erfolgreiche Unternehmerin sein und mich politisch engagieren. Ich glaube fest daran, dass es mir gelingen wird. Am liebsten mit einem Partner an meiner Seite, der dieselben Ansprüche an eine glückliche Familie hat wie ich. Oder auch als alleinerziehende Mutter. Ich werde mir meinen Kinderwunsch erfüllen. Mit oder ohne Mann, denn keine Kinder sind für mich keine Option.

Ich weiß, dass einige der Auffassung sind, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in unserem Land immer noch ein Traum ist. Sicherlich ist sie eine große Herausforderung und es gilt noch so manche Rahmenbedingungen zu verbessern. Doch viele beruflich erfolgreiche Frauen, die Kinder haben, beweisen, dass es gelingen kann, dass Frauen, die gern weiterhin ihren Beruf ausüben wollen, auch zufriedene Mütter sind. Mit Kindern, die glücklich sind.

Interview mit Nora L.

(40, Einzelhandelskauffrau)

Kann ein Kind ohne leiblichen Vater glücklich aufwachsen?

Ich bin das beste Beispiel dafür. Ich wurde in Südkorea geboren und im Alter von fünf Jahren von einer deutschen Familie adoptiert. Mit Erfolg! Meine Adoptiveltern haben zwei leibliche Söhne, doch ich erlebte niemals, dass ich weniger Zuwendung als sie bekam. Ich bin nur ein Meter fünfzig groß, doch mein Herz ist viel größer – sicherlich auch, weil ich mit so viel Liebe aufwachsen durfte.

Als ich 30 Jahre alt war, verspürte ich den starken Wunsch nach einem Kind. Ich hatte mich gerade aus einer langjährigen Beziehung mit einem Mann getrennt, doch ich wollte ein Kind. Ich dachte lange und gründlich darüber nach, wie es für mein Kind sein würde, ohne Vater aufzuwachsen. Aber wer sagt denn, dass es immer so bleiben wird?

Ich dachte über Adoption nach, bis mir meine Frauenärztin den Tipp gab, mich über eine Samenbank in Schweden zu informieren. Das tat ich, las Erfahrungsberichte von Eltern und alleinerziehenden Müttern, die sich dorthin gewandt hatten, und traf auch welche zum persönlichen Gespräch. Inzwischen bin ich Mutter einer wundervollen kleinen Tochter.

Alleinerziehend – ein Nachteil?

Keinesfalls! Ich bin absolut und voller Liebe für mein Kind da.

Schlechte Erfahrungen bei der Vereinbarkeit mit dem Beruf?

Habe ich noch nicht gemacht. Vielleicht weil ich für alles selbst die Verantwortung trage. Mein Motto lautet: Geht nicht, gibt es nicht!

Alltag?

6:30 Uhr aufstehen. Kind wecken und in Ruhe anziehen. Kleines Frühstück. Um 8 Uhr begeben wir uns auf den Weg zur Tagesmutter. Um 8:30 Uhr bin ich an meinem Arbeitsplatz. Um 16 Uhr hole ich meine Tochter ab, und wir gehen einkaufen. Danach nach Hause oder auf einen Spielplatz. Um 18 Uhr Abendbrot. Um 18:50 Uhr kommt »Das Sandmännchen« im Fernsehen. Meine Tochter schaut es bereits im Schlafanzug und mit geputzten Zähnen. Um 19 Uhr sagen wir uns Gute Nacht. Danach habe ich etwas Zeit für mich. Ich habe meine Tochter so erzogen, dass sie gut einschläft, nachdem sie ein kleines Lied gesungen hat.

Wenn wir am Wochenende frei haben, dann gehen wir schwimmen, tanzen, im Park spazieren und vieles andere mehr.

Unterstützung?

Ich arbeite seit über zwanzig Jahren in derselben Firma. Mein Chef behandelt mich fair, meine Arbeit ist prima, mein Gehalt auch. Und ich habe die Arbeitszeit bekommen, die ich mir gewünscht habe. Neben der Tagesmutter ist auch meine Mutter für meine kleine Tochter da. Sie engagiert sich voller Liebe, mehr als eine Nanny es je könnte.

Also ist Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich?

Ja! Wer möchte, der findet den richtigen Weg. Man muss selbst etwas zur Verbesserung seiner Bedingungen tun. Man darf keinem anderen die Schuld geben, wenn etwas mal nicht so läuft. Ob Frauen 30 Jahre alt sind oder so wie ich 40, ob wir verheiratet oder Single, ob wir alleinerziehend oder ohne Kind sind, jede von uns ist anders und »tickt« anders. Das ist gut so, denn wir können nur voneinander lernen.

Frauen brauchen keine Quote

»Eine Frau ist nicht besser, sie ist anders.«

Ursula von der Leyen, Verteidigungsministerin der Bundesrepublik Deutschland

Als Abgeordnete im Landesparlament der CDU der Freien und Hansestadt Hamburg habe ich mich wiederholt vehement gegen die Frauenquote ausgesprochen, obwohl meine Partei dafür ist. Jetzt, in Zeiten der großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD wird sie eingeführt, obwohl weniger als 30 Prozent der Bevölkerung die sogenannte Frauenquote befürworten. Bis 2016 sollen börsennotierte Unternehmen 30 Prozent mehr Frauen in Führungspositionen bringen, damit soll ein Drittel der Aufsichtsräte weiblich sein. Das hört sich im ersten Moment für manche gut an, doch es ist nicht viel mehr als ein politisches Signal. Denn in vielen von uns schwingt immer noch mit, was uns andere einreden, wir jungen Frauen aber kaum noch erleben: dass wir als Frauen benachteiligt werden.

Besonders begeistert unterstützt wird die Einführung der Frauenquote deshalb von Frauen, die sich permanent als Opfer von Männern sehen, von einigen Aktivistinnen des Feminismus und von Frauen, die ihr Geschlecht für die Stagnation ihrer beruflichen Karriere verantwortlich machen. Solchen Frauen wird die Quote nutzen, doch nützt sie der Gesellschaft? Wie fühlt sich eine Frau, die nur aufgrund des »staatlich verordneten Steigbügelhalters Frauenquote« in ihre Position gehoben wurde? Kann sie wirklich stolz sein auf das, was sie geleistet hat?

Ich könnte es nicht, denn ich möchte einzig und allein aufgrund meiner Leistungen einen bestimmten Platz einnehmen dürfen. Nicht »nur«, weil ich eine Frau bin.

In Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es: »Niemand darf wegen seines Geschlechtes […] benachteiligt oder bevorzugt werden.«

Die Generation unserer Mütter hat mit Mut, Hingabe und langem Atem für Gleichberechtigung und gegen Geschlechterdiskriminierung gekämpft. Sie haben erreicht, wovon die Frauen meiner Generation heute profitieren: Wir fühlen uns aufgrund unseres Geschlechtes nicht mehr diskriminiert und sind vor dem Gesetz allen gleichgestellt. Seit etwa fünf Jahren ist deutlich zu erkennen, dass Frauen meines Alters alle ihre Träume und Ziele verfolgen und genauso gut wie männliche Kollegen verwirklichen können. Theoretisch steht uns also alles offen, bis hin zu Posten als Vorstandsvorsitzende eines großen Unternehmens – oder sogar das Amt der Bundeskanzlerin.

Die Frauenquote ist also kein Signal der Gleichberechtigung, sondern der Bevorzugung eines Geschlechts. Sie regelt die geschlechterbezogene Quote bei der Besetzung von Gremien und Stellen und soll dadurch der Gleichstellung von Frauen und Männern in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft dienen. Seit 1980 ist die Quote bereits wesentliches Instrument der Personalpolitik in politischen Ämtern. In der Privatwirtschaft wird sie (bis heute) kontrovers diskutiert. Es herrscht allerdings immer noch eine große Ungleichheit bei der Besetzung wichtiger Positionen in Wirtschaft und Politik. In keinem einzigen DAX-Konzern ist der Posten des CEO (Geschäftsführer, Generaldirektor) von einer Frau besetzt. Die Zahl der weiblichen Vorstandsmitglieder kann man an den Fingern abzählen. Auch in der Politik sind Frauen in den wichtigsten Positionen in der Minderheit, abgesehen davon, dass wir seit über acht Jahren eine Bundeskanzlerin haben und vier Bundesländer von Ministerpräsidentinnen geführt werden, darunter auch das größte.

Weshalb ist das so?

Heiner Thorborg, einer der bekanntesten Headhunter in Deutschland, spezialisiert auf Vorstände und Aufsichtsräte und dabei großer Förderer von Frauen, meinte kürzlich in einem stern-Interview:

»Es gibt zwei Gründe. Die Männer waren sich über Jahrzehnte stillschweigend einig: Geeignete Frauen gibt’s nicht. Das ändert sich jetzt, Gott sei Dank. Der zweite Grund sind die Frauen selbst, viele wollen nicht. Ich werde immer ausgepfiffen, wenn ich das sage. Aber die Wahrheit ist: Sie bekommen nur ganz wenige Frauen dazu, wirklich Karriere bis ganz oben zu machen (…).«

Ich schließe mich dieser Meinung an, denn Frauen, die wirklich Karriere machen wollen, schaffen es auch ohne Quote. Heiner Thorborg sagte in diesem Zusammenhang außerdem:

»Wir brauchen keine Quote. Sie ist eine Beleidigung für die Frauen …«

Wie ich bereits erwähnte, bin ich der Überzeugung, dass sich für uns Frauen in den letzten fünf bis zehn Jahren sehr viel geändert hat. Ich bin nicht der Meinung, dass wir noch aufgrund unseres Geschlechts diskriminiert werden. Der Grundstein für eine Quotenregelung wurde in den Achtzigerjahren gelegt, also zu einer Zeit, in der die Situation für viele Frauen noch anders war. Sie war ein Instrument zur allgemeinen Umsetzung der Frauenrechte und sollte zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau dienen, da auf dem deutschen Arbeitsmarkt noch eine anhaltende Benachteiligung von Frauen existierte. Der Frauenanteil der Führungskräfte in vielen Berufen und auch der Anteil der weiblichen Mitarbeiter oder Berufseinsteiger war geringer als der der männlichen.

Das ist auch heute noch so. Doch dass bisher so wenige Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen sitzen oder keine einzige einen DAX-Konzern leitet, hat meines Erachtens nichts damit zu tun, dass Frauen benachteiligt werden. Es ist eher so, dass Frauen, die zurzeit dafür infrage kämen, noch zu jung sind. Meine Generation um die 30, die gut ausgebildet, top im Job und karriereorientiert ist, wird erst in wenigen Jahren genug Erfahrungen gesammelt haben, um solche verantwortungsvollen Posten auch entsprechend ausfüllen zu können. Es werden auch nur wenige Männer mit Mitte dreißig in einen Vorstand eines DAX-Konzerns befördert, warum sollte es bei Frauen da anders sein?

Es treibt uns nicht der Zweifel um, dass wir das niemals schaffen könnten, sondern wir haben die Gewissheit, dass es nur eine Frage von wenigen Jahren ist, bis es so weit ist, dass wir Frauen nicht nur gleichberechtigt, sondern auch gleichgestellt mit Männern alle beruflichen Aufstiegschancen wahrnehmen können.