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Endlich der vierte Band des Bestseller-Erfolges im Taschenbuch! Feen, Hexen, Gestaltwandler, Vampire und Werwölfe leben im Shadow Falls Camp. Doch die sechzehnjährige Kylie ist anders als sie alle, und hat trotzdem etwas mit ihnen gemeinsam: Sie kann jedes Wesen sein … Kylie hat es endlich geschafft: Sie hat herausgefunden, was sie ist. Doch damit ist nur eins von vielen Rätseln gelöst. Denn über ihre Art ist kaum etwas bekannt. Wie kann sie ihre übernatürlichen Kräfte einsetzen, und was ist das für ein geheimnisvolles Flüstern im Wald, das nur sie hören kann? Außerdem verhält sich Lucas seltsam, nun da es sicher ist, dass sie keine Werwölfin ist. Derek hingegen akzeptiert ihre Identität und ist für sie da. War es falsch, ihn abzuweisen? Als plötzlich ein furchterregender Geist auftaucht, muss Kylie sich beeilen, um jemanden der ihren vor einer schrecklichen Gefahr retten zu können. Dabei wird ihr mehr und mehr klar, dass Veränderungen unausweichlich sind, und alles irgendwann ein Ende finden muss. Vielleicht auch ihre Zeit im Shadow Falls Camp … Wie wird Kylie sich entscheiden? Finde es heraus im 4. Band der ›Shadow Falls Camp‹-Serie
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Seitenzahl: 586
C.C. Hunter
Shadow Falls Camp - Verfolgt im Mondlicht
Band 4
Aus dem Amerikanischen von Tanja Hamer
FISCHER E-Books
Für meine Lektorin, Rose Hilliard, und meine Agentin, Kim Lionetti, die mir geholfen haben, meine Schreibziele zu erreichen. Für meinen Ehemann, der mir Abendessen gekocht und sich um Geschirr und Wäsche gekümmert hat – während ich Überstunden gemacht habe, um die Abgabetermine einzuhalten. Durch seine Hilfe konnte ich an der Verwirklichung meiner Träume arbeiten.
Kylie Galen stand auf der Veranda vor dem Büro des Shadow Falls Camps und versuchte, ihre Panik zu kontrollieren. Eine spätsommerliche Brise vertrieb die Kälte, die ihr Geistervater hinterlassen hatte, und wehte ihr eine Strähne ihres blonden Haares vor die Augen. Sie strich sich die Strähne nicht aus dem Gesicht. Sie hielt den Atem an. Stand einfach nur da, starrte durch die Haarsträhnen auf die Bäume, die sich im Wind wiegten.
Warum muss mein Leben nur so verdammt schwer sein? Die Frage sprang ihr im Kopf herum wie ein verrückt gewordener Tischtennisball.
Weil ich kein normaler Mensch bin, war die einfache Antwort. Die letzten paar Monate hatte sie wie besessen versucht, ihre Identität als Übernatürliche zu finden. Jetzt wusste sie, was sie war.
Laut ihrem Vater war sie … ein Chamäleon. Sie stellte es sich so ähnlich vor wie die Eidechsen, die sich bei ihr zu Hause immer im Garten an der Mauer gesonnt hatten. Okay, vielleicht nicht ganz so, aber schon so ähnlich.
Und da hatte sie sich Sorgen gemacht, ein Vampir oder ein Werwolf zu sein, weil sie sich schwer vorstellen konnte, sich an das Bluttrinken zu gewöhnen oder daran, sich bei Vollmond zu verwandeln. Aber das … das war … unfassbar. Ihr Vater musste sich einfach irren.
Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, als wollte es sich daraus befreien. Sie atmete endlich wieder aus. Und tief ein. Ihre Gedanken drifteten von einem schwierigen Thema zum nächsten.
Und davon gab es gerade eine Menge. In den letzten Minuten hatte sie nicht nur eine, nicht zwei, nicht drei – nein – sogar vier ziemlich krasse Neuigkeiten erfahren.
Okay, die eine Sache – Dereks Liebesgeständnis – konnte nicht richtig zu den anderen gezählt werden, weil es nichts Negatives war. Aber toll war es auch nicht gerade. Nicht jetzt. Wo sie gerade einigermaßen über ihn hinweg war. Wo sie die letzten Wochen damit verbracht hatte, sich einzureden, dass sie nur Freunde waren.
Sie ging im Kopf die weiteren Neuigkeiten durch. Sie wusste nicht, worauf sie sich zuerst konzentrieren sollte. Oder vielleicht doch. Sie war eine verdammte Eidechse!
»Ernsthaft?«, fragte sie ins Leere. Der texanische Wind schnappte sich ihre Worte und trug sie davon. Sie hoffte, er würde sie bis zu ihrem Vater tragen, wo auch immer er gerade war. Wahrscheinlich in irgendeiner Zwischenwelt auf dem Weg ins Jenseits. »Echt jetzt, Dad? Eine Eidechse?«
Natürlich antwortete ihr Vater nicht. Nach den zwei Monaten, in denen sie mit einem Geist nach dem anderen zu tun gehabt hatte, ärgerte sie sich immer wieder über die Grenzen, die ihr beim Geistersehen gesetzt waren. »Verdammt!«
Sie machte einen weiteren Schritt auf die Tür des Campbüros zu, wo sie sich bei Holiday auskotzen wollte, hielt dann aber inne. Burnett James, der zweite Campleiter, ein emotional etwas unterkühlter, aber umso heißer aussehender Vampir, war gerade bei Holiday. Da Kylie die beiden nicht mehr streiten hörte, ging sie davon aus, dass sie mit etwas anderem beschäftigt waren. Und ja, mit etwas anderem meinte sie Rumknutschen, Speichel austauschen, Zungentango. Alle möglichen Ausdrücke, die ihre launische Vampir-Mitbewohnerin Della immer benutzte, fielen ihr dazu ein. Was wahrscheinlich bedeutete, dass sie selbst gerade nicht die beste Laune hatte. Aber nach allem, was ihr passiert war, stand ihr da nicht ein bisschen schlechte Laune zu?
Sie knetete nervös die Hände und stand unschlüssig vor der Tür. Ohne es zu wollen, hatte sie schon den ersten Kuss von Burnett und Holiday unterbrochen. Sie hatte nicht vor, das beim zweiten zu wiederholen. Besonders jetzt, wo Burnett damit gedroht hatte, Shadow Falls zu verlassen. Holiday würde ihn doch bestimmt umstimmen können, oder?
Mal davon abgesehen, vielleicht tat es ihr auch ganz gut, erst mal etwas runterzukommen. Sich zu entspannen. Ihre Gedanken zu sortieren, bevor sie mit dieser miesen Laune zu Holiday rannte. Sie dachte an ihr letztes Geistererlebnis. Wie konnte ihr der Geist von jemandem erscheinen, der noch am Leben war? Es musste ein Trick sein, oder?
Sie schaute sich um, ob der Geist auch wirklich wieder weg war. Zumindest die Kälte war verschwunden.
Sie machte kehrt und sauste die Verandatreppe hinunter und um die Ecke. Als sie hinter dem Campbüro angekommen war, begann sie zu laufen. Sie sehnte sich nach der Freiheit, die sie verspürte, wenn sie rannte. Wenn sie schnell rannte – übernatürlich schnell.
Der Wind verfing sich in ihrem schwarzen Kleid und ließ den Rocksaum um ihre Oberschenkel tanzen. Sie lief schnell, und sie vermisste ihre Sportschuhe, die sie sonst trug, fast gar nicht. Doch als sie am Waldrand ankam, blieb sie abrupt stehen – so abrupt, dass sich die Absätze ihrer schwarzen Schuhe in die weiche Erde gruben.
Sie konnte nicht in den Wald gehen. Sie hatte keinen Schatten dabei – die obligatorische Begleitperson, die ihr helfen sollte, sich gegen den bösen Mario und seine Abtrünnigen-Gang zur Wehr zu setzen, falls die sich entschließen sollten, sie anzugreifen.
Wieder anzugreifen.
Bisher waren die Versuche des alten Mannes, ihrem Leben ein Ende zu setzen, zwar immer fehlgeschlagen, aber bei zwei der Versuche hatte jemand anderes sein Leben lassen müssen.
Schuldgefühle überrollten Kylie. Gefolgt von Furcht. Mario hatte gezeigt, wie weit zu gehen er bereit war. Und er hatte bewiesen, wie abgründig böse er war, als er vor ihren Augen seinem eigenen Enkelsohn das Leben nahm. Wie konnte man so skrupellos sein?
Sie schaute zum Waldrand und beobachtete die Blätter der Bäume, die im Wind tanzten. Die Szene war so völlig natürlich und normal, dass sie der Anblick hätte beruhigen sollen.
Aber sie fühlte sich nicht ruhig. Der Wald, oder besser etwas, das sich darin verbarg, forderte sie auf, ihn zu betreten. Etwas zog sie förmlich zum Waldrand. Kylie war verwirrt von dem seltsamen Gefühl und versuchte es zu ignorieren. Aber das Gefühl ging nicht weg, sondern wurde sogar noch stärker.
Sie atmete den grünen Duft des Waldes ein, und da wusste sie es.
Es war ihr plötzlich klar.
Sie wusste es mit absoluter Sicherheit.
Mario würde nicht aufgeben. Früher oder später würde sie Mario wieder gegenüberstehen. Und es würde nicht ruhig und friedlich zugehen. Nur einer von ihnen würde das nächste Zusammentreffen überleben.
Ich werde nicht allein sein. Diese Worte sollten ihr Frieden bringen. Aber es kam kein Frieden. Sonnenstrahlen tanzten zwischen den Bäumen auf dem Waldboden und riefen nach ihr. Lockten sie. Sie wusste nicht, warum oder was sie tun sollte, und mit der Unwissenheit kamen die Fragen. Angsteinflößende Fragen.
Unruhe überkam sie. Sie rammte die Fersen tiefer in den Boden. Der Absatz ihres rechten Schuhs knackte – ein unheilvolles, kleines Geräusch, das die Stille zerriss.
»Mist!« Kylie schaute auf ihre Füße. Das Wort schien wie aus der Luft gerissen und hinterließ nichts außer einem schaurigen Summen.
Und da hörte sie es.
Jemand atmete. Obwohl das Geräusch sehr leise war, wusste sie doch, dass derjenige, der da atmete, hinter ihr stand. Direkt hinter ihr. Und da sie keine Geisterkälte spüren konnte, wusste sie, dass es niemand aus der Geisterwelt sein konnte.
Da war das Geräusch wieder. Jemand atmete tief ein. Seltsam, dass sie inzwischen die Lebenden mehr fürchtete als die Toten.
Ihr rutschte das Herz in die Hose. Ähnlich den Furchen im Boden, die ihre hohen Absätze hinterlassen hatten, grub sich ihre wachsende Angst in ihr Selbstbewusstsein.
Sie war nicht bereit. Wenn das Mario war, dann war sie noch nicht bereit. Was auch immer sie tun musste, was auch immer das Schicksal für sie vorgesehen hatte, sie brauchte mehr Zeit.
»Ist alles okay bei dir?«
Die Stimme. Es war nicht Mario. Es war Derek.
Ihre Panik verpuffte. Aber die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Ich liebe dich, Kylie. Die Worte, die er weniger als eine Viertelstunde vorher ausgesprochen hatte, wühlten ihre Gefühle aufs Neue auf und ließen ihr Herz schneller schlagen. Derek liebte sie. Aber was fühlte sie?
Sie verlagerte ihr Gewicht, und der Absatz ihres rechten Schuhs brach ab, so dass sie kurz die Balance verlor. Genauso fühlte sie sich – als ob sie einen Absatz verloren hätte und jetzt durch die Gegend humpeln müsste.
»Was ist denn mit dir?« Seine Stimme klang besorgt.
Mir geht es gut. Die Worte lagen ihr auf der Zunge, aber sie schluckte sie herunter. Derek, der Halbfee war, konnte ihre Gefühle lesen. Ihn anzulügen – zumindest, wenn es um ihre Gefühlswelt ging – war also völlig zwecklos. Stattdessen drehte sie sich herum und schaute ihn an.
»Was machst du überhaupt hier, so ganz ohne Schatten?«, fragte Derek. »Du weißt doch, dass du nicht ohne Schatten herumlaufen sollst, solange dieser verrückte Abtrünnige jederzeit hier auftauchen könnte.«
Ihre Blicke begegneten sich, und Kylie sah Panik in seinen Augen. Sie wusste, dass es auch zum Teil ihre eigene Panik war, die Derek fühlen konnte. Wenn es ihr schlechtging, ging es ihm auch schlecht. Wenn sie Freude erlebte, erlebte er sie mit ihr. Wenn sie Angst vor etwas hatte, verspürte er dieselbe Angst. Jetzt, wo sie so darüber nachdachte, mussten die letzten Minuten für ihn die schiere Hölle gewesen sein.
Seine Schultern strafften sich in seinem blassgrünen T-Shirt, und er atmete tief ein. Sein hellbraunes Haar sah vom Wind zerzaust aus, ein paar Fransen klebten ihm an der Stirn. Ein Schweißtropfen rann ihm von der Augenbraue hinab. Für einen Moment konnte sie an nichts anderes denken, als sich ihm zu öffnen und seine beruhigende Berührung ihre Ängste vertreiben zu lassen.
»Ist es … das, was ich gesagt habe?«, wollte Derek wissen. »Wenn es so ist, dann … dann nehme ich es zurück. Ich hab es dir nicht gesagt, damit es dich innerlich zerreißt.«
Ein Liebesgeständnis kann man nicht zurücknehmen, dachte Kylie. Nicht, wenn du es wirklich so gemeint hast. Aber das sagte sie nicht. »Es ist nicht das, was du gesagt hast.« Doch sie merkte sofort, dass das eine Lüge war. Sein Geständnis hatte ihre Gefühle völlig durcheinandergebracht. »Nicht hauptsächlich. Es sind auch andere Sachen.«
»Was denn für Sachen?« Seine Stimme klang atemlos. Er suchte ihren Blick, und sie sah die goldenen Sprenkel in seinen Augen funkeln. »Ich spüre, dass du erschrocken und verwirrt bist und …«
»Aber es geht mir gut.« Ihr fiel wieder auf, wie abgehetzt er aussah, als ob er gerade einen Kilometer gerannt wäre. War er das denn? »Wo warst du gerade?«
Er schnappte wieder nach Luft. »In meiner Hütte.«
Fast zwei Kilometer. »Du hast meine Gefühle so weit spüren können?«
»Ja.« Er sah sie so an, als hoffte er, dass sie ihn nicht dafür verurteilen würde. Sie mochte es nicht, dass ihre Gefühlswelt ein offenes Buch für ihn war, aber sie verurteilte ihn nicht deswegen. Er hatte ihr einmal gesagt, dass er es abstellen würde, wenn er das könnte. Und das glaubte sie ihm auch.
»Ich dachte, du hättest gesagt, es wird schwächer«, meinte sie stattdessen. »Macht es dich immer noch so wahnsinnig?«
Er zuckte kurz mit der linken Schulter. »Es ist immer noch stark, aber nicht so krass wie vorher. Ich kann damit umgehen, jetzt, wo ich …«
Jetzt, wo er sich eingestanden hatte, dass er sie liebte. Das hatte er ihr gesagt. Denn aus diesem Grund war seine emotionale Verbindung zu ihr so stark geworden. Kylie spürte wieder ihre eigene Unentschlossenheit. Es war gut, dass wenigstens einer von ihnen damit umgehen konnte. Denn sie glaubte nicht, dass sie es konnte. Nicht damit, dass er sie liebte. Nicht mit irgendeiner der Neuigkeiten, die sie erfahren hatte. Zumindest im Moment noch nicht.
»Was ist denn los?« Er kam einen Schritt näher. So nah, dass sie den Geruch seiner Haut wahrnehmen konnte – erdig, unaufdringlich, echt.
Die Versuchung, ihm um den Hals zu fallen, war überwältigend. Sie sehnte sich danach, ihn zu spüren. Sie wünschte sich, alles könnte so sein wie früher. Sie ballte die Hände zu Fäusten und humpelte mit ihrem abgebrochenen Absatz an ihm vorbei. Unter einem Baum ließ sie sich auf den Boden fallen. Das Gras fühlte sich angenehm kühl an in der Sommerhitze. Einzelne Grashalme kitzelten sie an den Beinen, aber sie ignorierte es.
Er wartete nicht lange auf eine Einladung, sondern setzte sich neben Kylie. Nicht so nah, dass sie sich berührten, aber nah genug, dass sie daran dachte, ihn zu berühren.
»Also, gibt es noch etwas anderes?«, fragte er.
Sie nickte und die Entscheidung, sich ihm anzuvertrauen, schien bereits gefallen. »Mein Vater hat mich wieder besucht.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Er hat mir gesagt, was ich bin.«
Derek sah sie erstaunt an. »Ich dachte, das wolltest du unbedingt wissen?«
»Ja, schon. Aber … Er hat gesagt, dass ich ein Chamäleon bin. So was wie eine Eidechse.«
Er zog verblüfft die Augenbrauen hoch, doch dann schmunzelte er.
Kylie konnte seine Reaktion nicht einordnen. Ihre Panik kam zurück. Sie hatte wissen wollen, was sie war, damit die anderen sie akzeptierten und sie endlich dazugehörte. Aber was, wenn sie etwas war, das sie endgültig zum Freak stempelte?
»Ich hasse Eidechsen«, platzte sie heraus. »Die sind fast so schlimm wie Schlangen – eklige, kleine Viecher mit Glupschaugen, die überall herumhuschen und Krabbeltiere essen.« Sie sah schnell zum Waldrand und stellte sich eine Armee von Eidechsen vor, die sie aus dem Gebüsch anstarrten. »Ich hab da mal was im Fernsehen gesehen, wie eine Eidechse mit ihrer langen Zunge eine Spinne gegessen hat. In Zeitlupe. Das war super eklig!«
Derek schüttelte den Kopf, und jegliche Art von Belustigung war aus seinem Gesicht gewichen. »Ich hab noch nie etwas von übernatürlichen Eidechsen gehört. Bist du dir sicher?«
»Ich bin mir überhaupt nicht sicher. Das ist ja das Schlimme. Schließlich hat es mir ein Geist erzählt. Er ist zwar mein Vater, aber trotzdem.« Sie schauderte. »Jetzt mal ernsthaft. Es ist doch wohl noch besser, Blut zu trinken, als eine lange Zunge zu haben und Insekten zu essen.«
»Vielleicht hat er sich geirrt. Du hast doch gesagt, Geister haben ein Kommunikationsproblem.«
»Ja, am Anfang schon. Aber bei meinem Vater ist das nicht mehr so, glaube ich jedenfalls.«
Derek sah nicht sehr überzeugt aus. »Aber was meinst du denn, was so ein übernatürliches Chamäleon machen könnte? Mir fällt dazu gerade nur das Farbenwechseln ein.«
Kylie dachte einen Moment über seine Worte nach. »Vielleicht ist es das ja.«
»Du kannst deine Farbe wechseln?« Er sah sie zweifelnd an.
»Nein. Aber vielleicht kann ich mein Gehirnmuster ändern. So wie mein Großvater und meine Tante, als sie das Muster von Menschen hatten. Und so wie ich ein menschliches Muster hatte.«
»Oder … vielleicht ist dein Vater einfach verwirrt. Ich hab noch nie von einem Übernatürlichen gehört, der sein Muster verändern kann.«
»Und was ist mit mir?«, fragte Kylie aufgeregt. »Und mit meinem Großvater und meiner Tante?«
Er zuckte mit den Schultern. »Holiday meinte, wahrscheinlich hat ein Zauberer deinen Großvater und deine Tante verhext.«
»Und mich auch, oder wie?«
»Nein, aber … Okay, ich hab keine Ahnung.« Er runzelte die Stirn. »Und ich weiß, dass dich das frustriert. Aber hast du nicht gesagt, dass dich dein echter Großvater besuchen kommt? Ich bin mir sicher, er kann es dir erklären.«
»Ja.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe.
Derek musterte sie. »Da ist noch etwas, oder?«
Sie seufzte. »Als ich meinen Dad gefragt habe, was es bedeutet, ein Chamäleon zu sein, meinte er, dass wir das zusammen rausfinden werden.«
»Und wieso ist das schlimm?«
Kylie verstand seine Frage nicht. »Na, weil er tot ist und mich nur noch ganz selten besuchen kann. Heißt das also, dass ich bald sterben werde?«
»Nein, das hat er bestimmt nicht gemeint«, entgegnete Derek entschieden.
Sie wollte ihm schon widersprechen, aber weil sie ihm gern glauben wollte, verkniff sie sich die Widerworte. Stattdessen seufzte sie schwer und starrte aufs Gras. Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass ihr Großvater bestimmt in ein paar Tagen zu ihr kommen würde. Sie fühlte sich auch schon etwas besser, weil sie ihre Sorgen mit Derek teilen konnte.
»Hast du schon mit Holiday geredet?« Er lehnte sich etwas zu ihr, und seine Schulter berührte ihre. Schon die kurze Berührung schickte ihr eine warme Welle der Beruhigung durch den Körper.
Sie schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Sie ist noch immer mit Burnett im Büro.« Und Kylie hatte sich auch noch keine richtigen Gedanken zu der Geistersache gemacht. Wenn ihr der Geist von jemandem erschien, der noch nicht tot war, was hatte das zu bedeuten? Die mögliche Antwort ließ sie innerlich erzittern.
»Ich glaub, das ist echt wichtig«, meinte Derek.
»Ich weiß, aber …«
»Da ist immer noch etwas anderes, oder?«
Sie schielte zu ihm hoch. Konnte er ihre Gefühle oder ihre Gedanken lesen? »Geisterprobleme«, murmelte sie.
»Was denn für Probleme?«
Von allen Leuten im Camp war Derek der Einzige, der nicht bei der bloßen Erwähnung von Geistern das Weite suchte. »Na ja, die Person, die da war, ist nicht tot.«
»Dann ist es doch auch kein Geist, oder?«, fragte Derek verwirrt.
Kylie biss sich auf die Lippe. »Doch … Also, zuerst war der Geist so zombieartig – halb Skelett und mit Würmern und so. Aber dann hat er sich verändert. Und als er normal aussah, war es jemand, den ich kenne.«
»Wie kann das denn sein?«
Sie hielt inne. »Ich hab keine Ahnung. Vielleicht ist es ein Trick.«
»Oder auch nicht«, wandte Derek ein. »Meinst du nicht, dass es bedeutet, dass jemand sterben wird?«
Nicht noch jemand, hätte Kylie am liebsten geschrien. »Ich weiß es nicht.« Sie zupfte ein paar Grashalme ab.
»Wer ist es denn?«, wollte Derek wissen. »Doch nicht etwa jemand von hier, oder?«
Kylie wurde das Herz schwer. Sie wollte es nicht sagen – aus Angst, dass es dann wahr werden könnte. »Ich muss erst noch darüber nachdenken.«
Derek wurde blass. »O fuck! Bin ich es etwa?«
»Nein.« Sie schleuderte Grashalme in die Luft und sah zu, wie sie vom Wind verwirbelt zu Boden fielen.
Als sie ihn wieder anschaute, spürte sie, dass er ihre Gefühle las und versuchte, sie zu deuten. »Die Person ist dir sehr wichtig.« Er hob eine Augenbraue. »Lucas?« Sie konnte den Schmerz in seiner Stimme hören.
»Nein. Können wir das Thema jetzt sein lassen? Ich will nicht mehr darüber reden. Bitte.«
»Es ist also Lucas?«, hakte Derek nach.
»Was ist Lucas?«, ertönte eine tiefe, genervte Stimme.
Kylie schaute auf und sah Lucas hinter den Bäumen hervortreten. Seine Augen funkelten in einem wütenden Orange. Kylie hatte sofort ein schlechtes Gewissen, sagte sich dann aber, dass sie nichts falsch gemacht hatte.
»Nichts.« Derek antwortete leicht patzig, nachdem Kylie nur schweigend da saß. Er stand auf und machte einen Schritt in Richtung Campbüro. Er hielt inne, drehte sich zu Kylie um und sah dann Lucas an. »Wir haben nur geredet. Kein Grund, gleich einen auf Werwolf zu machen.«
Lucas knurrte. Derek ging davon – offenbar unbeeindruckt von Lucas’ Zorn. Kylie rupfte wieder eine Handvoll Halme aus.
»Das gefällt mir nicht.« Lucas starrte Kylie von oben herab an.
»Wir haben uns doch nur unterhalten«, verteidigte sich Kylie.
»Über mich.«
»Ich habe ihm von einem Geist erzählt und dass … er wie jemand aussieht, der mir wichtig ist. Da hat er gefragt, ob du es warst. Es sollte dir doch gefallen, dass er weiß, dass du mir wichtig bist.«
Lucas’ Miene verfinsterte sich. Kylie fragte sich, ob es an Derek lag oder daran, dass sie von Geistern gesprochen hatte. Dass Lucas nicht verstehen konnte, dass sie mit Geistern zu tun hatte, tat ihr immer noch weh.
»Er hat Gefühle für dich«, konterte Lucas.
Ich weiß. »Wir haben nur geredet.«
»Das macht mich verrückt.« Seine Augen glühten orange.
»Was macht dich verrückt? Dass ich mit Derek rede oder dass ich über Geister rede?«
»Beides.« Seine Stimme klang so ehrlich, dass es Kylie schwerfiel, ihn für seine Antwort zu verurteilen. »Aber vor allem, dass du Zeit mit dieser Möchtegern-Fee verbringst.«
Sie zuckte zusammen, als er so über Derek sprach. Weil sie nicht wusste, was sie noch sagen sollte, stand sie auf. Sie dachte nicht mehr an ihren gebrochenen Absatz und wäre fast hingefallen. Lucas hielt sie am Ellenbogen fest.
Ihre Blicke trafen sich, und sie sah immer noch den Werwolf-Zorn in seinen Augen. Aber seine Berührung war sanft und fürsorglich, ohne den kleinsten Hinweis auf die Wut, die ihm ins Gesicht geschrieben stand. Ihr fiel ein, dass seine Reaktionen zum Teil instinktiv waren und er vielleicht nicht für alles verantwortlich gemacht werden konnte. Trotzdem: Der Instinkt konnte nicht alles entschuldigen.
Sie seufzte. »Wir haben doch schon darüber geredet.«
»Über was haben wir geredet?«
»Über beides. Ich helfe eben Geistern, Lucas. Das wird sich wahrscheinlich nie ändern.«
»Ja, aber du hast doch total Schiss vor ihnen. Und ich genauso.«
Kylie straffte die Schultern. »Glaubst du etwa, dass ich vor deiner Verwandlung in einen Werwolf keine Angst habe?«
»Das kann man doch nicht vergleichen. Das sind Geister, Kylie. Das ist nicht … nicht natürlich.«
»Aber sich in einen Wolf zu verwandeln ist völlig natürlich«, konterte Kylie ironisch.
Er atmete hörbar aus. »Okay, für jemanden, der wie du als Mensch gelebt hat, ist es vielleicht nicht natürlich. Und obwohl ich mir sicher bin, dass ich nie von der Geistersache begeistert sein werde, verspreche ich dir, daran zu arbeiten.« Sie hörte seiner Stimme an, wie schwer es ihm fiel. »Aber zu akzeptieren, dass du Zeit mit Derek verbringst, ist nicht so einfach, weil ich weiß, dass er dich mir sofort wegschnappen würde, wenn er die Gelegenheit hätte.«
Sie schluckte ihre Gefühle hinunter und berührte ihn an der Schulter. Sofort spürte sie seine Wärme. »Ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich fühle mich doch genauso, wenn ich dich mit Fredericka sehe. Und trotzdem weiß ich auch, dass ich dir nicht sagen kann, dass du Fredericka aus deinem Leben verbannen sollst.«
Er legte seine Hand auf ihre und sah sie zärtlich an. »Das ist doch was anderes. Fredericka gehört zu meinem Rudel.«
Sie schüttelte bestimmt den Kopf. »Und Derek ist ein Freund von mir.«
»Genau. Das ist doch der Unterschied. Ein Freund ist nicht dasselbe wie ein Rudelmitglied.«
»Für mich schon.« Sie schüttelte wieder den Kopf. »Denk mal darüber nach. Du hältst immer zu deinen Rudelmitgliedern. Du würdest sie immer verteidigen. Sie sind dir wichtig. Genauso ist es für mich mit meinen Freunden.«
»Das liegt daran, dass du kein Werwolf bist. Oder zumindest noch nicht.« Er umschlang mit seinem freien Arm ihre Taille und zog sie näher zu sich heran. »Hoffentlich wirst du es bald besser verstehen können.«
Ich werde niemals ein Werwolf sein. Sie schaute zu ihm hoch. Die Anzeichen von Wut waren aus seinen Augen verschwunden – jetzt lag nur Zuneigung darin. Sie war ihm wichtig. Das wusste sie mit Sicherheit. Und genau deshalb zögerte sie, ihm zu sagen, was sie wusste. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass sie bei Derek keine Sekunde gezögert hatte, ihm die Neuigkeit zu erzählen. Warum konnte sie sich Derek anvertrauen und Lucas nicht? Der Gedanke bereitete ihr Kopfzerbrechen. Schließlich zwang sie sich zu sagen: »Ich bin kein Werwolf.«
»Das weißt du nicht«, widersprach Lucas. »Die Tatsache, dass du dich vor dem Vollmond körperlich entwickelt hast und Stimmungsschwankungen hattest, muss doch etwas bedeuten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Werwolf. Ich weiß jetzt, was ich bin.«
Lucas stutzte. »Du … Woher weißt du das?«
»Mein Vater ist mir wieder erschienen. Er hat gesagt, ich sei ein Chamäleon.«
Er sah sie verwirrt an.
Kylie schüttelte den Kopf. »Ich weiß doch auch nicht, was das bedeutet.«
»Das ergibt keinen Sinn.« Er ließ sie los. »So etwas gibt es gar nicht. Nur weil so ein Geist dir was erzählt …«
»Es war nicht so ein Geist. Es war mein Vater.«
»Aber dein Vater ist ein Geist.« Ob er es so gemeint hatte oder nicht – es kam jedenfalls wie eine Beleidigung rüber.
Seine Worte und seine Einstellung verletzten sie. Kylie nahm die Hand von seiner warmen Schulter. Das Gefühlschaos von vorher kehrte mit einem Schlag zurück.
»Ich weiß, dass er ein Geist ist.« Kylie wurde langsam wütend. »Und ich wünschte, er wäre noch am Leben. Ich wünschte, ich wüsste, was er gemeint hat. Ich wünschte, dass du mich so akzeptieren könntest, wie ich bin. Aber ich kann es nicht ändern, dass mein Vater vor meiner Geburt gestorben ist. Ich kann es nicht ändern, dass ich keine Ahnung habe, von was er redet. Überhaupt verstehe ich gerade nur ein Zehntel von allem, was passiert. Und ich hab das dumpfe Gefühl, dass du mich niemals so akzeptieren kannst, wie ich bin.«
»Das ist nicht wahr«, widersprach Lucas mit versteinerter Miene.
»Ist es wohl.« Sie wandte sich um und hinkte davon.
Sie hörte, wie er sie bat, nicht zu gehen. Aber sie ignorierte seine Bitte. Sie blieb stehen, um sich die Schuhe auszuziehen. Als sie sich wieder aufrichtete, fiel ihr Blick auf den Waldrand – auf die Bäume, deren Blätter rauschten, obwohl kaum Wind ging. Wieder verspürte sie das unerklärliche Gefühl, dass sie irgendetwas in den Wald locken wollte. Doch so verlockend es auch war, sie ging davon – weg vom Wald, weg von Lucas.
Und beides fühlte sich irgendwie falsch an.
Kylie rannte, und ihre nackten Füße flogen nur so über den Boden. Sie hörte das Stimmengewirr aus dem Speisesaal, wo alle nach Ellies Beerdigung zusammengekommen waren. Ellie, die durch die Hand von Mario gestorben war.
Sofort kehrten Kylies Schuldgefühle zurück. Sie rannte schneller. Sie wollte nicht zu den anderen gehen. Sie wollte … musste … allein sein.
Sie war schon fast bei ihrer Hütte angekommen, als sie einen Luftzug spürte. Einen Vampir-Luftzug. Vielleicht ein Vampir auf der Jagd.
Kylie trieb sich zu einem noch schnelleren Lauf an und bereitete sich innerlich darauf vor, sich verteidigen zu müssen. Nicht, dass sie auch nur die geringste Chance gegen einen Vampir gehabt hätte. Ihre seltsamen Superkräfte hatte sie immer nur dann, wenn es darum ging, andere zu beschützen.
Sie war ein Protector, zumindest nannten die Übernatürlichen das so. Aber wie konnten sie Kylie so nennen, wenn sie nicht einmal Ellie hatte retten können? Sogar Kylies Heilkräfte hatten versagt. Wie unfair war es denn bitte, dass sie einen Vogel retten und wieder zum Leben erwecken konnte, es aber bei einer Freundin nicht schaffte? Dabei wäre sie bereit gewesen, den Preis zu zahlen. Es wäre ihr egal gewesen, wie viel von ihrer Seele sie hätte geben müssen, um Ellie zu retten.
Da fühlte sie es wieder – den Windstoß, als etwas an ihr vorbeischoss.
Dieses Mal sah sie die glatten schwarzen Haare im Wind flattern. Auf jeden Fall ein Vampir.
Aber keiner auf der Jagd.
Della erschien an ihrer Seite und rannte im selben Tempo neben ihr her. Doch da sie ein Vampir war, bewegte sie sich viel geschmeidiger, so als würde sie nur locker joggen.
»Was ist denn los?« Dellas schwarze Haare, die auf ihre asiatische Abstammung hindeuteten, wehten wie eine Fahne hinter ihr her.
»Du bist los.« Kylie blieb abrupt stehen. »Ich hasse es, wenn du so an mir vorbeisaust und ich nicht weiß, dass du es bist. Das jagt mir jedes Mal einen Riesenschreck ein. Ich fühl mich dann immer wie … Beute oder so.«
»Tja, Pech«, meinte Della auf ihre übliche patzige Art. »Entschuldige vielmals, dass ich mir Sorgen mache. Ich hab gehört, dass du wie eine Blöde gerannt bist und dachte, dich verfolgt jemand.«
»Sorry. Mich hat niemand verfolgt.« Kylie schaute schnell zurück zum Waldrand. Sie wollen mich nur in den Wald locken und zwingen, mich ihnen zu stellen. Aber wer steckte dahinter, und warum wollten sie jemanden in den Wald locken? Ihr fiel nur Mario ein, aber sie konnte sich auch täuschen.
»Was ist denn passiert?«, fragte Della.
Kylie wandte den Blick schnell vom Wald ab. »Nichts.«
Della legte den Kopf schief, so als würde sie auf Kylies Herzschlag hören. Dann verdrehte sie die Augen. »Lügnerin. Du hast doch so was von die Hosen voll.«
Kylie stöhnte auf. »Na gut, dann lüge ich eben. Und wenn ich Hosen anhätte, hätte ich mir wahrscheinlich schon reingemacht.«
»Wow. Da hat aber jemand zauberhafte Laune heute. Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
»Du.« Kylie erschrak über ihren eigenen scharfen Tonfall.
Della grinste, als würde sie sich an Kylies Ärger erfreuen. Kylie lief weiter.
»Wo ist denn eigentlich dein Schatten?«, rief ihr Della hinterher.
»Keine Ahnung.« Kylies Blick fiel wieder auf den Waldrand, und die Versuchung war stärker denn je. Sie rannte los, den Pfad entlang. Sie trieb sich selbst an und blieb erst stehen, als sie bei ihrer Hütte angekommen war. Ihr Magen verkrampfte sich vor Anstrengung. Sie ließ sich erschöpft auf der Veranda nieder.
»Also, was ist passiert?« Della – kein bisschen außer Puste – setzte sich neben Kylie auf die Holzdielen.
Irgendwas im Wald ruft nach mir. Das klang doch völlig bescheuert. Kylie konnte das nicht sagen. Sie sah Della an. In den schwarzen Augen ihrer Mitbewohnerin lag echte Besorgnis, und Kylie hatte sofort ein schlechtes Gewissen.
»Tut mir leid. Ich bin irgendwie mies drauf.«
»Das kommt bei dir ja nicht oft vor«, meinte Della. »Ich glaub, ich find das ganz cool.«
Kylie verdrehte die Augen. Dann schob sie ihre Bedenken beiseite und fragte ihre Freundin einfach: »Hast du schon mal was von Chamäleons gehört?«
»Klar.«
»Echt? Was weißt du über sie?«
»Das sind so Eidechsen, die ihre Farbe verändern können. Chan meint, dass sie gar nicht so schlecht schmecken. In Hawaii verkaufen die Vampire angeblich ihr Blut. Es soll so gut sein wie 0-negativ.«
»Nein …« Kylie zog ihre Knie an und umschlang sie mit den Armen.
»Nein, was?«
»Ich meine … Chamäleons als eine Art Übernatürlicher?«
»Eine übernatürliche Eidechse?« Della lachte los.
Kylie sprang gekränkt auf.
»Hey.« Della war mit einem Satz auf den Beinen. »Was ist denn los mit dir?«
Kylie riss die Tür zur Hütte auf und drehte sich dann wieder zu Della um. »Alles ist los.«
»Geht es um Ellie?« Dellas Stimme klang plötzlich rau.
Kylie wurde das Herz schwer. »Ja, es geht um Ellie. Und darum, dass ich ein Chamäleon bin. Um alles einfach.«
»Du bist eine Eidechse?« Der ernste Ausdruck verschwand aus Dellas Gesicht und sie grinste wieder.
Kylie stürmte durch die Tür und wirbelte dann noch einmal herum. »Ja genau, du bist ein Vampir, und ich bin eine Eidechse. Also, komm verdammt nochmal damit klar.«
Dellas Grinsen erlosch. »Hast du was geraucht? Jetzt mal ehrlich, langsam glaube ich, du bist doch ein Werwolf. Diese schnippische Art ist normalerweise ein sicheres Zeichen.«
»Und Vampire sind nicht schnippisch, ja?« Kylie verdrehte die Augen.
»Nö, wir sind einfach nur launisch. Schnippisch und launisch sind zwei völlig verschiedene Dinge.« Della betrat die Hütte. Kylie wusste, dass ihre Freundin das ironisch meinte, aber sie war wirklich nicht zum Scherzen aufgelegt. »Ich bin kein Werwolf.« Tränen brannten ihr in den Augen. »Wenn ich es wäre, würde das Lucas überglücklich machen, und die Welt wäre in Ordnung.«
Della sah sie mit aufgerissenen Augen an. »Du meinst das ernst, oder? Wer hat dir denn gesagt, dass du ein Chamäleon bist?«
»Mein Vater.«
Dellas Augen wurden noch größer. »Du verarschst mich doch.«
»Ich verarsch dich nicht.«
Della ließ sich aufs Sofa plumpsen, und ihr Blick huschte nervös durch den Raum. »Ist er gerade hier?«
»Nein.«
»Ein Glück.« Sie schlug sich mit den Händen auf die Oberschenkel. »Vielleicht hat er ja was geraucht?«
Kylie rollte mit den Augen. »Würdest du den Scheiß mal bitte lassen?«
Della schnappte sich ein Sofakissen und warf es nach Kylie. »Siehst du, da ist wieder deine Werwolf-Schnippigkeit.«
Kylie machte beleidigt auf dem Absatz kehrt, um in ihr Zimmer zu gehen, doch noch bevor sie bei der Tür angekommen war, stand Della wieder vor ihr. Manchmal war es schon beängstigend, wie schnell sich Vampire bewegen konnten.
»Na schön«, sagte Della mit ruhiger Stimme. »Ich versuche, ernst zu bleiben, aber … das ist doch verrückt. Ich weiß, du willst das nicht glauben, aber jemand erlaubt sich da einen Scherz mit dir. Es gibt keine übernatürlichen Eidechsen. Frag doch sie, wenn du mir nicht glaubst.«
»Wen soll ich fragen?« In dem Moment wurde die Hüttentür zugeschlagen, und Miranda stand im Wohnzimmer. Ihre blonden Haare mit den pinken, grünen und schwarzen Strähnen fielen ihr locker auf die Schultern. Kylie wusste nicht, ob Miranda ihre Hexenkräfte dazu benutzte oder ob sie ihre Haare einfach ganz normal färbte.
Miranda sah Della missbilligend an. »Wieso hast du mich einfach allein gelassen?«
Della zog eine Grimasse. »Sorry. Kylie hatte ’ne Krise. Ich kann immer nur für eine von euch die Super-Freundin spielen.«
Miranda schaute Kylie neugierig an. »Was denn für eine Krise?«
Normalerweise erzählte Kylie ihren beiden Freundinnen alles, aber in diesem Moment wünschte sie sich, sie hätte den Mund gehalten. Die ganze Zeit hatte sie sich gewünscht zu wissen, was sie war. Sie hatte gedacht, dann würde alles einfacher werden. Und jetzt stand sie da, wusste es und war verwirrter als je zuvor.
»Eine Krise mit einem schmackhaften Reptil.« Della kicherte, schlug sich aber sofort die Hand vor den Mund und sah Kylie entschuldigend an. »Ups.«
»Hä?« Miranda verstand nur Bahnhof.
Della stützte eine Hand in die Hüfte. »Sag Kylie mal, dass es keine übernatürlichen Eidechsen gibt.«
»Perry kann sich in eine Eidechse verwandeln.« Mirandas Augen leuchteten vor Stolz. »Gestern hat er …«
»Bitte, nicht noch eine von deinen Perry-Geschichten.« Della drückte sich die Hände auf den Bauch. »Ich schwör dir, ich muss sonst brechen.«
»Du bist so gemein«, beschwerte sich Miranda.
»Ich bin gar nicht gemein. Ich hab es nur satt, mir ständig Geschichten von Perry anzuhören. ›Perrys kleine Fußzehen sind so süß. Perry hat einen total hübschen Leberfleck hinter seinem rechten Ohr.‹«
»Du bist doch nur neidisch! Weil du keinen Freund hast und Kylie und ich einen haben!«
Hatte. Kylie hatte einen Freund gehabt. Sie war sich nicht so sicher, wie es jetzt mit ihr und Lucas weitergehen würde. Seine Bitte, nicht wegzulaufen, kam ihr in den Sinn.
»Neidisch?«, fuhr Della Miranda an. »Also, bitte, ich würde mich eher umbringen, bevor ich so liebeskrank werde wie du.«
Miranda hob die Hand und wackelte mit ihrem kleinen Finger – ein sicheres Zeichen dafür, dass sie gleich einen Zauberspruch aufsagen würde. Dellas Augen glühten, und sie zeigte ihre Eckzähne.
»Halt!« Kylie sah fassungslos von einer zur anderen. Sie ertrug es einfach nicht länger. »O Mann, könnt ihr nicht mal aufhören? Seit wir hier zusammen wohnen, habt ihr beiden euch ständig in den Haaren. Das macht mich noch wahnsinnig. Dann bringt euch doch endlich gegenseitig um und erlöst mich von meiner Qual.« Natürlich meinte sie es nicht so. Nicht mal in diesem Moment, wo sie so wütend war. Aber vielleicht tat den beiden ja ein wenig umgekehrte Psychologie gut.
Miranda und Della starrten Kylie an, als hätte sie den Verstand verloren – womit sie vielleicht gar nicht so falsch lagen. Aber immerhin waren sie beide dafür verantwortlich, weil sie Kylie mit ihrem Gezanke verrückt gemacht hatten.
»Na los, worauf wartet ihr denn? Bringt euch doch um. Und bitte macht es auf unterhaltsame Art und Weise, damit ich auch was davon habe.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die beiden finster an. Zusätzlich tippte sie mit der einen Fußspitze ungeduldig auf den Boden, so wie es ihre Mutter immer tat, wenn sie kurz vorm Ausrasten war.
Dellas Augen nahmen wieder ihre normale schwarze Farbe an, und sie schob die Oberlippe über ihre Eckzähne. Miranda ließ ihren drohenden kleinen Finger sinken. Also funktionierte umgekehrte Psychologie wirklich. Ha! Wer hätte das gedacht?
»Was ist denn los mit ihr?«, fragte Miranda an Della gewandt, so als wäre Kylie zu durchgedreht, als dass man sie selbst hätte fragen können.
»Nichts ist los mit mir«, antwortete Kylie völlig frustriert. »Mit euch ist was los, das ist das Problem.«
Della schielte zu Miranda rüber und zuckte mit den Schultern. »Sie denkt, sie ist eine Eidechse.«
»Ein Chamäleon«, verbesserte Kylie genervt.
Miranda verdrehte die Augen. »Armes Ding. Sie benimmt sich echt wie ein Werwolf.«
Della grinste Kylie an. »Das hab ich ihr auch gesagt. Aber hört sie auf mich? Nein.«
»Ich bin kein Werwolf.« Jetzt war es eh egal, was Kylie gern gewesen wäre.
»Es ist schon okay, wenn du einer bist«, meinte Miranda. »Wir haben doch geschworen, dich immer zu mögen, egal, was du bist.«
Kylie ließ sich entnervt auf einen Stuhl sinken, während ihre zwei besten Freundinnen sie mit einer Mischung aus Mitleid und Wissen anschauten. Sie dachten, sie wäre übergeschnappt. Verdammt, vielleicht stimmte das ja auch. Immerhin hatte sie das Gefühl, dass der Wald nach ihr rief. Und sie glaubte, ein Reptil zu sein. Kylie lehnte sich zurück und starrte die Decke an.
»Ich bin ein Chamäleon.« Sie hoffte, wenn sie es sich selbst sagte, würde sie es vielleicht instinktiv verstehen. Sie hielt die Luft an und wartete auf eine Art Erleuchtung – ein inneres Wissen, das ihr alles zurechtrücken würde.
Aber es kam nicht. Und nichts rückte sich zurecht. Nicht die Tatsache, dass sie ein Reptil war, nicht dass sie einen Geist gesehen hatte, der jemandem glich, der lebte, und auch nicht, dass ihr Dad ihr vorgeschlagen hatte, bald einen Ausflug in die Unterwelt zu machen. Und vor allem nicht, dass Derek ihr seine Liebe gestanden hatte.
Nein. Nichts rückte sich zurecht. Sie stöhnte laut.
»Hol ihr mal eine Cola aus dem Kühlschrank, Della«, schlug Miranda vor. »Vielleicht hilft der Zucker ja dabei, wieder normal zu werden.«
»Das ist doch Cola light, da ist kein Zucker drin«, gab Della zurück.
»Ich weiß. Aber es schmeckt so. Und wenn man nur fest genug daran glaubt …«
»Wisst ihr was, lasst stecken. Ich geh ins Bett.« Kylie sprang vom Stuhl auf und lief in ihr Zimmer. Die Tür schmiss sie mit einem Krachen hinter sich zu.
Durch die geschlossene Tür konnte sie noch hören, wie Della und Miranda wie aus einem Mund sagten: »Eindeutig Werwolf.«
Sie war noch nicht im Bett, da hörte sie laute Geräusche aus dem Wohnzimmer. Hatten die beiden jetzt doch beschlossen, es zu Ende zu bringen? Kylie fühlte sich sofort schuldig, dass sie die Streithähne dazu ermutigt hatte, und wollte gerade nachsehen, als sie die Stimmen hörte.
»Wo ist Kylie?« Burnetts kräftige Tenorstimme drang durch die geschlossene Tür. In dem Moment klingelte Kylies Handy.
Sie zog das Telefon aus ihrer Tasche und riss gleichzeitig die Tür auf. Burnett stand vor ihr, die Hand schon zum Anklopfen gehoben. Er sah wütend und zugleich schuldbewusst aus.
»Ist was passiert?« Kylies Handy vibrierte in ihrer Hand.
»Ist alles klar bei dir?«
»Warum sollte es das nicht sein?« War noch etwas passiert? Langsam konnte sie nichts mehr erschüttern.
»Du bist einfach verschwunden, ohne mir Bescheid zu sagen.« Burnett blickte sie tadelnd an.
»Bin ich nicht.« Hinter Burnett sah Kylie ihre beiden Mitbewohnerinnen stehen, die ebenfalls eine besorgte Miene aufgesetzt hatten. Zweifellos fanden sie es ratsam, Burnetts Meinung zu teilen.
»Du warst eben noch im Büro, und auf einmal warst du weg. Ich hätte dich doch beschatten sollen.«
»Das war doch schon vor einer Stunde«, wandte Kylie ein. Hatte er etwa jetzt erst ihr Weggehen bemerkt?
Ihr Handy klingelte, und sie warf schnell einen Blick aufs Display. Holidays Name erschien auf dem kleinen Bildschirm. Im gleichen Moment stürmte die Campleiterin in die Hütte – das Handy ans Ohr gepresst.
»Da ist sie ja«, rief Holiday erleichtert aus. Sie war außer Puste, als wäre sie den ganzen Weg gerannt.
»Du hättest nicht weggehen sollen, ohne mir Bescheid zu sagen«, sagte Burnett noch einmal mit Nachdruck.
Holiday klappte ihr Handy zu, und Kylies Telefon hörte auf zu klingeln. Kylie starrte die Campleiterin an, und ihr fiel wieder ein, dass sie dringend mit ihr über die Geistersache reden musste. Wie konnte ihr jemand als Geist erscheinen, der noch am Leben war?
»Ich war für dich zuständig«, schimpfte Burnett.
Kylie schaute Burnett an und legte ihr Handy auf den Nachttisch. Sie wusste, dass sie besser ihren Mund halten sollte, doch ihre schlechte Laune ließ sie alle Vernunft vergessen. »Das kannst du mir nicht vorwerfen. Ich hab euch doch gesagt, dass ich gehe. Sogar zweimal. Ihr zwei wart nur so beschäftigt damit, euch zu streiten, dass ihr mich nicht gehört habt.« Als sie sich selbst so gehässig reden hörte, dachte sie gleich daran, dass Della und Miranda sie jetzt wieder als Werwolf bezeichnen würden.
Holiday kam näher. »Wir haben nicht gestritten.«
Kylie fiel auf, dass Holiday ihr Shirt falsch herum anhatte. Also, nicht gezankt, ja? Was habt ihr denn dann gemacht, dass Holiday ihr Shirt umdrehen musste? Kylies Ärger verpuffte, und sie unterdrückte ein Grinsen.
»Doch, wir haben uns gestritten«, widersprach Burnett hastig, als hätte er sich gerade erinnert.
»Wir haben doch nur ein paar Sachen diskutiert.« Holiday warf Burnett einen Blick zu, der sagte: Fall mir jetzt nicht in den Rücken.
»Wir haben hitzig diskutiert.« Burnett erntete einen weiteren bösen Blick von der rothaarigen Campleiterin.
»Das kann man wohl sagen«, pflichtete Della bei. »Ich hab euch bis zum Speisesaal gehört. Und ich bin mir nicht so sicher, dass das an meinem Vampir-Gehör lag.«
»Doch, lag es«, schaltete sich Miranda ein. »Ich hab nämlich nichts gehört. Andererseits hab ich wahrscheinlich gerade mit Perry geredet.« Ihr Blick schweifte in die Ferne. »Ich liebe es, mit Perry zu reden.«
Della stöhnte auf.
»Ansonsten ist natürlich nichts so interessant wie ein guter Streit«, fuhr Miranda fort. »Also, wenn mir jemand erzählen könnte, worum es ging, fände ich das sehr nett.« Sie rieb sich erwartungsvoll die Hände.
Burnett seufzte genervt. »Wir haben doch nur …«
»Was wir gemacht haben, ist nicht so wichtig«, unterbrach ihn Holiday und errötete.
»Also, habt ihr euch gar nicht gestritten?«, hakte Miranda neugierig nach.
Kylie hätte beinahe wieder grinsen müssen. Holiday hatte recht. Was sie gemacht hatten, war nicht wichtig. Wichtig war, dass sie sich wieder vertragen hatten. Und dass sie Burnett ausgeredet hatte, Shadow Falls zu verlassen. Sie brauchten ihn hier.
Holiday brauchte ihn.
Kylie hatte schon länger so ein Gefühl, dass die beiden einfach füreinander bestimmt waren. Dummerweise wollte Holiday bisher nichts davon wissen, dass aus ihr und Burnett etwas werden könnte. Und auch, wenn sie es noch nie richtig zugegeben hatte, war sich Kylie ziemlich sicher, dass es etwas mit Holidays Exverlobtem zu tun hatte, der auch Vampir war und ihr das Herz gebrochen hatte, als er sie vor dem Altar hatte stehenlassen. Außerdem hatte Kylie das Gefühl, dass ihr Holiday da noch nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte. Wobei es natürlich schon schlimm genug war, vor dem Altar stehengelassen zu werden. Trotzdem vermutete sie, dass da etwas noch Schlimmeres passiert war. Warum sonst sollte Holiday Burnetts Annäherungsversuche so vehement zurückweisen?
Und für einen Vampir war es wirklich nicht einfach, mit Zurückweisungen umzugehen. Kylie hatte ihm schon gesagt, dass er Geduld haben musste. Holiday konnte nicht ewig standhalten. Nicht, wo Burnett so perfekt war. Groß, dunkel, launisch, aber auf interessante Weise, und mit einem guten Herzen. Klar, als Vampir sprühte er nicht so vor guter Laune wie Holiday. Aber er war fürsorglich.
Hatte es sich Holiday endlich anders überlegt?
»Bleibst du im Shadow Falls Camp?«, fragte Kylie Burnett und hoffte inständig, dass es so war.
Burnett schielte zu Holiday rüber, und Kylie meinte ein zaghaftes Lächeln über sein Gesicht huschen zu sehen. »Ich bleibe.«
»Cool!« Miranda und Della gaben sich High-Five.
Kylie hatte das Gefühl, dass etwas Gutes passiert war. Vielleicht würde dieser Tag doch nicht als der schlimmste Tag ihres Lebens in die Geschichte eingehen.
Burnett war zu reserviert, um seine Freude zu zeigen, aber Kylie konnte die Erleichterung in seinen Augen sehen. »Nächstes Mal, wenn du unter meiner Aufsicht stehst, läufst du nicht einfach so weg. Haben wir uns verstanden?«
Kylie nickte. Sie war gerade zu glücklich, um mit ihm darüber zu streiten, wer Schuld hatte.
»Gib mir nächstes Mal einfach eine Ohrfeige, wenn ich dir nicht zuhöre«, fügte er hinzu und nahm damit den Großteil der Schuld auf sich. Kylie lächelte breit. Burnett mochte ein harter Brocken sein, aber unfair war er nicht.
Burnett ging in Richtung Tür, und Holiday machte Anstalten, ihn zu begleiten. Kylie fragte sich, wie weit die beiden gegangen waren. War ihnen Kylies Fehlen erst aufgefallen, als sie schon halb entkleidet waren?
Holiday sah sich um, und ihr Blick blieb an Kylie hängen.
Kylie wusste, dass Holiday, die genau wie Derek Fee war, ihr Gefühlschaos bemerkt hatte. Und auch, dass es keine positiven Gefühle waren.
Kylie konnte Holiday so gut wie nichts verheimlichen. Wobei Kylie es jetzt auch nicht unbedingt darauf anlegte, Geheimnisse vor Holiday zu haben. Ihre Verbindung zueinander war irgendwie stärker als eine normale Freundschaft. Holiday war Familie – nicht die Art, in die man hineingeboren wird, sondern die Art, die man mit etwas Glück auswählen konnte.
»Ich muss noch mal mit Kylie sprechen.« Die Wärme in Holidays Tonfall rührte Kylie, und sie fragte sich wieder einmal, was sie jemals ohne diese Frau in ihrem Leben machen würde. Sie hoffte, das nie herausfinden zu müssen. Bei dem Gedanken lief es Kylie kalt den Rücken hinunter.
Burnett verabschiedete sich und verschwand.
Sobald er weg war, wandte sich Della an Holiday. »Vielleicht schaffst du es ja, Kylie zur Vernunft zu bringen. Sie denkt, sie ist eine Eidechse.«
Fünf Minuten später saßen Holiday und Kylie auf der Veranda und ließen die Beine über den Rand baumeln. Die Campleiterin hatte sich umgezogen und trug nicht mehr das schwarze Kleid, das sie zu Ellies Beerdigung getragen hatte. Stattdessen trug sie jetzt ein Paar abgeschnittene Jeans und ein gelbes Shirt, das sie links herum anhatte.
Kylies schwarzes Kleid ging bis zu den Knien. Wenn sie die Füße streckte, berührten ihre Zehen das Gras. Normalerweise mochte sie das kitzelnde Gefühl, aber gerade erinnerte es sie daran, wie sie vorhin mit Derek unter dem Baum gesessen hatte.
Kylie schob den Gedanken daran beiseite und starrte ihre Füße an. Holidays Füße steckten in Sandalen, und ihre Fußnägel waren hellrosa lackiert.
»Was ist denn passiert?«, fragte Holiday besorgt.
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
»Wie wäre es mit der Eidechsen-Geschichte? Wovon hat Della denn da geredet?«
Kylie biss sich auf die Unterlippe. »Das ist eine lange Geschichte. Erzähl erst mal, was da bei dir und Burnett los war.«
Holiday senkte den Blick. »Er bleibt hier.«
»Das weiß ich.« Kylie lächelte und stieß Holiday leicht mit der Schulter an. »Ich meine doch, ob was zwischen euch gelaufen ist?«
Holidays Wangen röteten sich. »Es ist mir nicht so angenehm, darüber zu reden.«
»Wow. Dann muss es ja ganz schön gut gewesen sein«, neckte Kylie sie.
Holidays Miene verfinsterte sich, was wohl bedeutete, dass sie ihre Einstellung nicht geändert hatte. Offensichtlich waren nur ein paar Kleider gefallen, nicht aber Holidays Vorbehalte.
»Wir haben nicht …« Holiday rieb sich das Gesicht. »Ich bin verwirrt, okay? Ich brauche Burnett hier. Er hat seine Stärken überall da, wo ich meine Schwächen habe. Wir ergänzen uns gut. Aber …«
»Aber du hast Angst davor, dir einzugestehen, dass du etwas für ihn empfindest«, ergänzte Kylie, auch wenn ihr Gefühl ihr sagte, dass sie lieber den Mund halten sollte.
»Du verstehst das nicht.«
»Ja, und zwar, weil du mir nicht alles erzählt hast.« Kylie hatte das dumpfe Gefühl, dass Holiday einige Dinge in sich hineinfraß, anstatt darüber zu reden.
Holiday seufzte. »Das muss ich mit mir selbst abmachen. Ich weiß, wir stehen uns nahe, und ich schätze es, dass du dir Sorgen um mich machst.« Sie legte ihre Hand auf Kylies Hand. »Ich spüre, dass du mir nur helfen möchtest, aber ich muss das allein schaffen. Und ich bitte dich, das zu akzeptieren.«
Kylie nickte. Widerwillig sah sie ein, dass sie Holidays Wunsch respektieren musste, ob es ihr nun gefiel oder nicht.
»Aber zurück zu dir.« Jetzt war es an Holiday, Kylie mit der Schulter anzustupsen. »Los, erzähl mal.«
Kylie holte tief Luft und erzählte Holiday vom Besuch ihres Vaters – von der Chamäleon-Sache und davon, dass er meinte, sie würden es zusammen herausfinden … bald.
Holiday sah ratlos aus. »Okay, ich glaube nicht, dass dein Dad das mit dem Zusammen-Herausfinden so gemeint hat, wie du es verstehst. In der Geisterwelt hat Zeit eine andere Bedeutung.«
Kylie dachte über Holidays Worte nach. »Ich würd dir ja gern glauben, aber … er hat das so komisch gesagt. Und er schien sich darauf zu freuen.«
Holiday schüttelte den Kopf. »Dein Dad hat dich lieb. Und ich bin mir sicher, wenn er wüsste, dass du bald sterben musst, würde er in Panik ausbrechen. Außerdem würde er es dir auf gar keinen Fall erzählen.«
Es kostete sie einiges an Überwindung, aber Kylie sprach es trotzdem aus: »Wenn ich sterben muss, sollte ich es wissen.«
»So funktioniert das aber nicht. Es gibt nur ganz wenige Leute, die von ihrem bevorstehenden Tod wissen und die Zeit dann vernünftig nutzen. Denn wenn man sich auf das Ende vorbereitet, hört man auf, für morgen zu leben. Es ist zwar wunderschön, nur im Jetzt zu leben – viele von uns machen das zu wenig –, aber es gehört nun mal zum Leben dazu, im Heute und im Morgen zu leben. Stell dir mal vor, du wüsstest, dass du nur noch sechs Monate zu leben hättest. Würdest du dann ein Projekt anfangen, das du in dieser Zeit nicht beenden könntest? Würdest du Medizin studieren, um Arzt zu werden? Würdest du ein Kind bekommen wollen, wenn du weißt, dass es ohne dich aufwachsen müsste? Die Menschen verpassen so viel, wenn sie aufhören, für morgen zu leben.«
Holidays kleine Predigt stieß bei Kylie einen neuen Gedankengang an. Ihr Geisterproblem. Sie fragte sich, wie sie es am besten angehen sollte.
»Jetzt mal zu der Eidechsen-Sache«, fuhr Holiday fort, die nichts von Kylies Gedanken ahnen konnte. »Ich habe noch nie gehört, dass es Übernatürliche gibt, die Chamäleons sind. Und obwohl ich dir am liebsten sagen würde, dass er sich getäuscht hat, frage ich mich doch …«
»Was fragst du dich?«
»Ich bin mir nicht sicher, ich kann nur …«
»Ich weiß«, meinte Kylie. »Du kannst nur raten, aber da ich gerade echt nicht weiter weiß, würde ich es trotzdem gern hören.«
»Ich wollte es dir ja sagen.« Holiday sah sie vorwurfsvoll an, als wollte sie sagen, sie sollte nicht so ungeduldig sein.
Aber Kylie hatte es satt, geduldig zu sein. Und ja, sie wusste, dass ihr Großvater Malcolm Summers am Donnerstag kommen und hoffentlich alles aufklären würde. Doch das bedeutete, dass sie noch ein paar Tage in Unwissenheit leben musste.
»Also, sag schon. Bitte«, sagte Kylie etwas ruhiger, denn ungeduldig zu sein war die eine Sache, andere Leute dafür verantwortlich zu machen, war eine andere.
Holiday atmete tief durch. »Vielleicht hat er dich als Chamäleon bezeichnet, weil dein Muster sich noch nicht zu dem entwickelt hat, was es einmal sein soll. Es verändert sich, wie ein Chamäleon seine Farbe verändert.«
»Aber er hat es mir so gesagt, als würde er mir sagen, dass ich ein Vampir oder ein Werwolf bin. Ist es möglich, dass es eine Art Übernatürlicher gibt, von denen ihr nichts wisst?«
Holiday stutzte. »Mein Gefühl sagt mir, dass es nicht sein kann. Die Geschichte der Übernatürlichen ist in Büchern dokumentiert, die so alt sind wie die Bibel. Aber … ich muss zugeben, dass ich überfragt bin. Es sieht so aus, als wäre es etwas Erbliches, da dein leiblicher Großvater und deine Großtante ihre Gehirnmuster auch in ein menschliches verwandeln konnten. Das allein ist ja schon total verrückt. Ich hab immer noch den Verdacht, dass es mit Zauberei zu tun hat …«
»Oder …« Kylie dachte über Holidays Worte nach. »Vielleicht bedeutet das mit dem Chamäleon ja, dass ich meine Art wechseln kann wie ein Chamäleon die Farbe. Ich hab vorhin schon mit Derek darüber geredet.«
Holiday schien die Möglichkeit in Betracht zu ziehen. »Aber wie soll das denn mit der DNS gehen? Man kann doch nicht mehr als einen DNS-Strang haben. Das ist unmöglich, weil Übernatürliche immer nur die DNS des dominanten Elternteils haben.«
Kylie kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Dann verändert man vielleicht nicht die Art, sondern nur das Muster. Und das ergibt ja auch Sinn, denn ein Chamäleon verwandelt sich ja auch nicht in einen Stein, sondern verändert nur die Farbe, so dass es aussieht wie ein Stein.«
Holiday runzelte die Stirn. »Aber …« Sie schüttelte den Kopf.
»Aber, was?« Kylie wollte jeden Gedanken wissen, den Holiday dazu hatte.
»Das kann doch irgendwie nicht sein. Wenn es diese Fähigkeit, sein Muster zu verändern, wirklich gibt, warum wissen denn die anderen Übernatürlichen nichts davon?«
»Vielleicht haben sie ja davon gehört«, wandte Kylie ein. »Vielleicht haben sie ja genau aus dem Grund Tests mit meiner Großmutter gemacht. Du hast doch auch mal gesagt, dass es da so Tests gegeben hat. Weißt du, warum sie gemacht wurden?«
»Nicht so genau. Nur dass es irgendwie darum ging, die Genetik bei Übernatürlichen besser zu verstehen. Aber irgendwas ist schiefgegangen.«
»Das kann man wohl sagen«, murmelte Kylie. »Sie haben Leute getötet.« Meine Großmutter getötet. Kylie konnte nicht verstehen, wie jemand so etwas tun konnte – einem anderen das Leben zu nehmen. Und sie konnte erst recht nicht verstehen, wie Mario seinen eigenen Enkelsohn hatte umbringen können. Oder Ellie, die ihm doch gar nichts getan hatte.
»Ich weiß.« Holiday seufzte, als spürte sie Kylies Schmerz. »Deshalb will ich ja auch nicht, dass sie Tests mit dir machen. Ich glaube nicht, dass die FRU böse ist, Kylie. Ich befürchte nur, dass sie zu viele Risiken eingehen könnten, um Antworten zu bekommen. Was auch immer es ist, wir werden es früher oder später herausfinden.«
Kylie hoffte es sehr. Denn im Moment ergab hier nichts mehr einen Sinn. Sie schaute Holiday an. »Kannst du deshalb Burnett nicht richtig vertrauen? Weil er auch zur FRU gehört?«
Holiday sah sie verblüfft an. »Ich vertraue ihm doch.«
Kylie hob zweifelnd eine Augenbraue.
»Okay, ich vertraue ihm, was Shadow Falls angeht«, relativierte Holiday.
Aber nicht, wenn es um dein Herz geht.Und das ist ganz schön traurig, dachte Kylie.
»Ich würde ihn nicht hier arbeiten lassen, wenn ich ihm zutrauen würde, dass er dich oder jemand anderen von hier verrät.«
»Ich weiß. Ich vertraue ihm auch. Ich meine, die Sache mit der FRU und meiner Großmutter macht mir schon Angst, aber das ändert nichts an meinem Vertrauen zu Burnett.«
Holiday sah Kylie in die Augen. »Ich weiß, dass es für dich schwer ist, auf Antworten warten zu müssen. Aber dir bleibt ja noch die Hoffnung, dass dich dein Großvater am Donnerstag besucht und …«
Kylie fuhr zusammen. »Was meinst du mit ›mir bleibt die Hoffnung‹? Er hat Burnett doch gesagt, dass er kommt, oder?« Was sie in Holidays Augen sah, gefiel Kylie gar nicht. »Was ist passiert?«
»Burnett hat versucht, ihn noch einmal anzurufen und … unter der Telefonnummer ist niemand zu erreichen. Aber das muss nichts zu bedeuten haben.«
»Oder es bedeutet, dass er beschlossen hat, nicht mit mir reden zu wollen.« Kylie spürte einen Kloß im Hals.
»Reg dich nicht auf, wir wissen ja noch gar nichts.«
Kylie zog die Knie an und legte den Kopf darauf ab. Sie bemühte sich, nicht loszuheulen. Ging ihre Hoffnung, endlich die Wahrheit zu erfahren, nun endgültig den Bach hinunter?
Holiday legte Kylie eine Hand auf die Schulter. Eine sanfte Welle der Beruhigung durchströmte Kylie. Doch auch wenn es Kylies Panik milderte, konnte es doch im Kern nichts ändern. Ein paar Minuten saßen sie so da, ohne zu reden. Kylie kämpfte mit den Tränen und Holiday tat, was sie am besten konnte – sie bot ihre emotionale Unterstützung an.
Ein lauer Wind wehte über die Veranda, und Kylies Gedanken drehten sich im Kreis. »Derek hat mir erzählt, dass er mit dir gesprochen hat – über … sein Problem.«
Holiday strich Kylie eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Tut mir leid. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht leicht für dich war.«
Kylie nickte. »Was soll ich denn jetzt bitte mit dieser Information anfangen?«
»Ich denke, du solltest gar nichts tun.«
Kylie schnaufte. »Es macht mich verrückt. Und traurig. Und ich fange an, Dinge zu hinterfragen. Lucas ist total eifersüchtig, und ich kann es ihm nicht einmal verübeln, weil ich mich wegen Fredericka genauso fühle. Aber …«
»Aber Derek ist dir wichtig«, beendete Holiday den Satz für sie.
»Ja, das ist er. Ich weiß nur einfach nicht, ob ich für ihn dasselbe empfinde wie für Lucas. Weißt du, was ich meine?«
»Ja, das weiß ich. Und du wirst es schon noch rausfinden.«
»Glaubst du das wirklich?« Kylie spürte, wie ihre Panik zurückkehrte. »Alles in meinem Leben ist gerade ein verdammtes, riesiges Fragezeichen. Ich habe es so satt, mir mit nichts sicher sein zu können. Und dann auch noch dieser Geist …« Kylie verstummte.
»Hast du wieder Probleme mit einem Geist?«, fragte Holiday. »Ist es deine Großmutter? Hast du sie mal gefragt, was dein Vater gemeint haben könnte?«
»Nein, sie ist es nicht.« Wie viel konnte sie Holiday erzählen? »Zuerst ist der Geist mir als totaler Zombie erschienen. Es war eine Frau, aber sie hatte nicht mal richtig ein Gesicht. Ich hab darauf bestanden, dass sie das ändert. Aber … als sie dann ein normales Gesicht hatte, war sie … jemand, der noch am Leben ist.«
Holiday riss die Augen auf. »Bist du sicher, dass diejenige noch am Leben ist?«
»Ganz sicher.« Todsicher.
»Na ja.« Holiday überlegte. »Das könnte mehrere Erklärungen haben. Die wahrscheinlichste ist, dass du es mit einem Geist zu tun hast, der eine Identitätskrise hat.«
»Wie? Geister können Identitätskrisen haben?«
»Ja, ich fürchte schon. Manchmal wissen sie gar nicht mehr, wie sie ausgesehen haben. Oder sie mochten ihr Aussehen zu Lebzeiten nicht, also imitieren sie als Geist einfach jemand anderen. Meistens benutzen sie in so einem Fall den Geisterseher als Vorlage. Und einen Geist mit deinem eigenen Gesicht zu sehen …«, Holiday zog schaudernd die Schultern hoch, »das ist ganz schön gruselig.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Kylie wollte es sich allerdings jetzt lieber nicht vorstellen. Sie hatte schon genug um die Ohren. »Was könnte es noch für eine Erklärung geben?«
»Also, das kommt zwar echt selten vor«, meinte Holiday. »Aber kennst du ›Eine Weihnachtsgeschichte‹ von Charles Dickens? Das wurde auch mal verfilmt.«
»Ja, denk schon.« Kylie erinnerte sich vage an die Geschichte. »Das war doch das mit dem Scrooge, oder?«
»Und mit dem Geist aus der Zukunft«, fügte Holiday hinzu.
Kylie stockte der Atem. »Die Person könnte also bald sterben?«
Klar, daran hatte Kylie auch schon gedacht – genau wie Derek. Aber bis Holiday es ausgesprochen hatte, hatte sie sich geweigert, es für möglich zu halten. Nein, Kylie weigerte sich, das zu glauben. Es waren schon zu viele Menschen gestorben.
»Wäre das eine der Sachen, die ich beeinflussen kann?«, fragte Kylie atemlos. Angst schnürte ihr die Luft ab.
»Wahrscheinlich nicht.« Holiday hob die Augenbrauen. »Ist es denn jemand, den du gut kennst?«
Kylie antwortete nicht. Sie konnte nicht antworten. Sie sagte sich nur immer wieder, dass es laut Holiday echt selten vorkam.
»Ist es jemand vom Camp?«, quakte Miranda von hinten.
Kylie drehte sich um und sah Miranda im Türrahmen stehen.
»Sorry«, entschuldigte sich Miranda. »Ich wollte nicht lauschen … aber ist es jemand von hier?«
»Nein«, log Kylie.
»Oh, gut.« Miranda wischte sich in einer dramatischen Geste über die Stirn. »Dein Handy vibriert.« Sie hielt Kylie ihr Handy hin. »Deine Mom. Sie hat in den letzten fünf Minuten schon dreimal angerufen.«
»Du solltest besser rangehen«, meinte Holiday. In dem Moment klingelte auch das Handy der Campleiterin. Sie schaute schnell aufs Display. »Es ist Burnett.«
Holiday und Kylie standen gleichzeitig auf. Kylie nahm das Telefon von Miranda, und Holiday hob ihr eigenes ans Ohr.
»Ja?« Holiday hielt inne. Eine steile Sorgenfalte erschien auf ihrer Stirn. »Weswegen?« Ihr Tonfall ließ Kylie zögern, ihren eigenen Anruf entgegenzunehmen. »Lass uns noch mal darüber reden, bevor du gehst. Ich bin gleich da.« Holiday legte auf.
»Was ist los?«, fragte Kylie.
»Ich … ich sag dir Bescheid, wenn ich etwas weiß.« Holiday lief davon, aber ihre Antwort hatte Kylie misstrauisch gemacht, dass der Anruf etwas mit ihr zu tun haben könnte.
»Das klang ja nicht so gut«, stellte Miranda fest.