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Stewart McCole

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Beschreibung

Der aufstrebende Musikstar C-Lee wird tot in ihrer Wohnung im luxuriösen Seouler Stadtteil Gangnam-gu aufgefunden. Schnell scheint klar, dass die unter dem enormen Erfolgsdruck stehende und an Depressionen leidende Sängerin ihrem Leben selbst ein Ende setzte. Doch Alexander Niemann, ein in Korea lebender, deutschstämmiger True-Crime-Autor und ehemaliger Polizeibeamter, hat hieran seine Zweifel. Mithilfe der Ermittlerin So-dam und der Sängerin Choi-ji stößt er bald schon auf eine düstere Welt aus Intrigen und Gier, die rein gar nichts mit dem glamourösen Image zu tun hat, das C-Lee der Welt vorspielte.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Stewart McCole

Singe bis zum Tod

Für Ji-suBookRix GmbH & Co. KG81371 München

1

Ihre vom Leben müde gewordenen Augen warfen einen letzten Blick auf die handgeschriebene Notiz, die sie anschließend auf ihrem Nachttisch platzierte. Sie atmete tief durch, schloss die Augen und dachte eine Weile lang über das nach, was sie gerade tat. Sollte es das wirklich gewesen sein? Das Ende, hier und jetzt? Gab es nicht noch ein wenig Hoffnung, einen Ausweg? Sie griff noch einmal nach dem Brief, las ihn durch, als würde sie seinen Inhalt selbst nicht kennen. Die Klingel riss sie aus ihren Gedanken. Mit ihren nach mehreren Gläsern Wein etwas unsicheren Schritten eilte sie zur Haustüre und erblickte ein bekanntes Gesicht. Der Anflug eines Lächelns glitt über ihre Lippen, ein Rest an Hoffnungsfunkeln flammte in ihren Augen auf.

»Oh, ein Glück, dass du da bist!«

-

»Jedenfalls bin ich dann mit meiner Frau in diesen neuen Imbiss am Bahnhof gegangen. Das Kimchi dort war sehr gut, aber die Preise sind auch wirklich gesalzen!«

Alexander, der seine Aufmerksamkeit schon seit Minuten auf das Seitenfenster gerichtet hatte, warf dem Taxifahrer einen kritischen Blick zu. Er hatte völlig ausgeblendet, worüber der äußerst gesprächige Mann vorher alles geredet hatte. Was nicht schlimm war, da er dies scheinbar gar nicht groß bemerkte.

»Hmm. Sagen Sie, könnten Sie vielleicht das Radio einschalten? Ich bin noch ein bisschen müde und Musik muntert mich auf!«

»Klar, Sir! Natürlich!«, entgegnete der Taxifahrer und drehte das Radio auf. Ein Popsong, den Alexander nicht kannte, lief in übermäßiger Lautstärke. Es stimmte, müde war er. Wie an jedem Morgen. Aber das Radio war vielmehr eine Ausrede, dem gesprächigen Fahrer das Maul zu stopfen. Was sollte überhaupt dieses Sir? Nur, weil er kein Koreaner war, wollte er nicht anders behandelt oder angesprochen werden. Und erst recht nicht so, als wäre er ein englischer Lord, der aus irgendeinem Grund in einem Taxi in Seoul gelandet ist.

Nach den letzten Tönen des eher mittelmäßigen Lieds ertönte der Jingle der Nachrichten. Alexander horchte auf, schließlich war er als Journalist und Autor immer interessiert, was so in der Welt geschah. Auch, wenn er für die kleine Online-Redaktion als Ex-Polizist ausschließlich über sogenannte True-Crime-Stories, also Kriminalfälle, schrieb. Seit einer Weile wohl der letzte Schrei. Wortwörtlich. Und wenn das mal nicht so gut lief, war er sich ab und an auch nicht zu schade für das Verfassen einiger Artikel für den Kulturteil oder ein Starprofil für irgendeinen gerade angesagten Promi.

Der Nachrichtensprecher informierte über Kriege und Krisen aus aller Welt, einen Politiker unter Korruptionsverdacht und ein schweres Unwetter im Süden des Landes. Nichts Neues also. Gerade, als Alexander beim nun berichteten Sportteil wieder aus dem Fenster blicken wollte, stockte der Nachrichtensprecher in seiner Meldung.

»Verzeihung, wir unterbrechen den Sportteil für eine Eilmeldung, die unser Studio soeben erreichte. Die populäre Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin C-Lee ist laut einem Polizeisprecher tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Das 21-jährige Idol hinterließ einen Abschiedsbrief. C-Lee galt als eine der bekanntesten und vielversprechendsten Neuentdeckungen des K-Pop und war auch als Darstellerin in diversen Fernsehserien äußerst beliebt, geriet in den letzten Wochen aufgrund ihrer abgebrochenen US-Tournee und einem öffentlichen Zusammenbruch während eines Konzerts in Seoul vergangenen Monat jedoch in die Negativ-Schlagzeilen. Weitere Entwicklungen und einen ausführlichen Nachruf auf C-Lee hören Sie in Kürze hier auf unserem Sender. Zurück zum Sportteil: Beim Baseball hat ... «

»Ein Jammer!«, kommentierte der Taxifahrer nachdenklich, »Meine Tochter mochte diese Sängerin sehr. Ich fand auch einige ihrer Songs toll! Schade, sie hatte erst gestern ein neues Album angekündigt!«

»Sie hören K-Pop?«, hakte Alexander nach, ohne eine Miene zu verziehen. Der etwa fünfzigjährige Mann wirkte ertappt und zuckte mit den Schultern.

»Na ja, manchmal! Es klingt so fröhlich und das brauche ich manchmal, gerade am Morgen. C-Lee war wirklich ganz toll, aus ihr hätte noch viel werden können! Ist es nicht traurig, wie viele dieser jungen Stars jedes Jahr ihr Leben aus eigener Hand beenden?«

»Erfolgsdruck!«, erwiderte Alexander trocken. »Und die Tatsache, dass einem Idol jeder noch so kleine Fehler zum Verhängnis werden kann! Die Öffentlichkeit verlangt Perfektion und scheint dabei zu vergessen, dass auch diese Leute nur ganz normale Menschen sind! Die reißerische Berichterstattung der Presse und die hämischen Kommentare mancher Fans geben ihnen dann den Rest!«

Alexander biss sich bei seiner letzten Bemerkung nervös auf die Unterlippe. Er sollte wohl als Reporter nicht so negativ über die Presse sprechen, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Aber Klatschjournalismus war ihm schon immer zuwider. Der da hat was mit der da, die hat wiederum eine Affäre mit dem da und der eine da ist angeblich Alkoholiker. Wen interessierte sowas?

»Die Polizeistation, Sir! Ich hoffe, Sie stecken nicht in Schwierigkeiten?«, fragte der Taxifahrer scherzhaft, während er eine Parklücke suchte. Alexander lächelte ihm müde zu, warf einen Blick auf den Taxameter und drückte dem Mann ein großzügiges Trinkgeld in die Hand.

»Nicht mehr als sonst! Vielen Dank!«

-

Alexander lächelte, als er ein bekanntes, hübsches und zugleich so mürrisches Gesicht auf dem Polizeirevier erblickte.

»Gott, was wollen Sie denn hier?«

»Danke für die überschwängliche Begrüßung, So-dam. Aber es genügt, wenn Sie Alexander zu mir sagen!«, erwiderte er mit einem zynischen Grinsen, welches die junge Polizeibeamtin erwiderte. Die kleinen Sticheleien gehörten bei ihnen schon dazu. So sehr, dass sich Alexander nicht mehr ganz sicher war, ob So-dam ihn wirklich nicht ausstehen konnte, oder das alles nur vorspielte.

»Ich habe eine Verabredung mit Ihrem Chef!«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu, während er im Hintergrund bereits den Inspektor in seinem Büro sitzen sah.

»Eine Verabredung? Da muss ich Sie enttäuschen, der Chef ist seit 12 Jahren glücklich verheiratet!«, konterte So-dam, ohne dabei eine Miene zu verziehen. Alexander lächelte die äußerst attraktive Frau vor sich an, ohne sich anmerken zu lassen, wie sehr er sich von ihrer ganzen Erscheinung angezogen fühlte.

»Was für ein origineller Witz, beim dritten Mal ist er sogar noch lustiger! Also, kann ich zu ihm, oder ist er mal wieder mit der Unterwelt beschäftigt?«

»Ich frage ihn. Er hatte gerade noch mit dem Stadtrat telefoniert!«

»Sag ich ja, Unterwelt!«, fügte Alexander zynisch hinzu, obwohl So-dam bereits davoneilte und ihn nicht mehr hören konnte. Inspektor Park Sung-kyun warf einen Blick in Richtung des Reporters, während So-dam mit ihm sprach. Dann nickte er und winkte ihn zu sich. Alexander eilte zum Büro des Inspektors und ignorierte dabei den Gesichtsausdruck, den die ihm entgegenkommende So-dam machte. Eines Tages würde er sie auf eine Verabredung einladen, da war er sich sicher. Wann dieser Tag käme? Wahrscheinlich, wenn er im Jackpot gewinnen, einen Bestseller schreiben und den Pulitzer-Preis erhalten würde. Also nie.

»Herr Neimann, ich grüße Sie!« Inspektor Park machte eine dezente Verbeugung zur Begrüßung und bot seinem Gast dann einen Platz an seinem Schreibtisch an.

»Ich danke Ihnen abermals für Ihre gute Zusammenarbeit!« Park streckte erwartungsvoll seine Hände aus. Alexander zögerte, ehe er in seine Aktentasche griff und dem Inspektor einen ganzen Stapel mit Unterlagen überreichte.

»Und da ist alles drin? Alle Informationen, die Sie über den Fall zusammengetragen haben?«, hakte er kritisch nach, während er einen Blick auf die Dokumente und Fotos warf.

»Was denn, trauen Sie mir etwa nicht?« Alexanders Stimme klang gespielt entrüstet, was Park einen Hauch von Lächeln entlockte. Er war ein eleganter, schlanker und durchaus attraktiver Mann, wirkte jedoch meistens etwas unterkühlt.

»Sie sind Reporter, denen traue ich nie! Und erst recht keinem ausländischen Reporter!«

»Aber, aber, wir sind doch Freunde!«, erwiderte Alexander im sarkastischen Ton. »Außerdem sagten Sie mir ja, dass Sie mir dafür einen Gefallen schulden würden!«