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Den Schwalben der Erde und allen guten Geistern und Seelen.
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Seitenzahl: 113
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Januar 36.
Kleines Dorf im Thüringer Wald.
Eingeschneit in der Nacht.
Bitterkalt.
Als ich kam, aus dunkler Wärme,
war da ein Kerzenlicht,
meine Mutter Erika und Rolf der Schäferhund …
Klitzekleines Dorf am Ufer der Schwarza –
dem geheimnisvollen Fluss,
der einem so wundersame Geschichten erzählt –
wenn man die Sprache des Wassers versteht,
und seinen Stimmen lauscht:
Dem Donnerrauschen unterm Wasserfall,
das vom Entstehen des Lebens,
der vorübereilenden Zeit und der Ewigkeit erzählt –
dem geheimnisvollen Murmeln, wenn es zwischen
Felsen dahineilt –
seinem lustigen Klingen,
wo es mit kleinen Steinchen spielt –
Und wenn dieser Fluss in tiefem Bett
still dahintreibt,
den Stimmen der Vögel lauscht,
und sirrend-summendem Fluggesang kleiner
Flugwesen, die wie selbstvergessen
über das ruhige Wasser tanzen –
Wenn ich dann in die Tiefe schau,
aus der leiser Undinengesang zu mir heraufschwebt,
ergreift mich Sehnsucht nach dort unten,
und eine seltsame Traurigkeit …
Ganz nah der Schwarza hab ich das “Licht der Welt“
erblickt,
und dort meine Kindheit zurückgelassen,
als das Kriegsende mein Lebensschiffchen
nach Bremen verschlug,
von wo es durchs Leben irrte,
bis Mecki, die Nebelkrähe, es anhielt,
und in die Welt der Vögel geleitete –
in der es endlich dann
vor Anker ging …
Den
Schwalben
der Erde
und
allen
guten Geistern
und
Seelen
Wo komm ich her?
Der Kleine Prinz, eine geheimnisvolle Botschaft
Affenbrotbäume
Mecki die Nebelkrähe
Vom Katholizismus zum Marxismus
Sonnenwunder
George Orwell
Nine Eleven
Der Sündenfall
Wesen der Seele
Gott und die Liebe
Taube tröstet kranke Taube
Ziegenmutter vom Gudbrandsdalen
Wesen der Liebe
ESA-Mission Rosetta
Rabe rettet Seele
Himmel Hölle und die Weltenseele
Die Angst und das Böse
Der Winterhase
Mündige Bürger
Jens Stoltenberg verhängt Todesstrafe für Isegrim
Liebe über den Tod hinaus
Fressen und gefressen werden
Paula Becker Moderson
Zeitreise
Scheinwelt
Worpsweder Essay über die Kunst
Geheimnisvolle Welt der Küsse
Wesen von Logik und Phantasie
Philosophie einer Singdrossel
Eine Seele findet Asyl
Viel Sand im Getriebe
Aus dem Nichts materialisierte Gegenstände
Geheimnisvolle Wesen und deren seltsame Liebesbriefe
Aus dem Teich,
wo all die Babies
drin schwimmen – da hat
der Klapperstorch dich geholt,
und endlich zu deiner Mama
gebracht – die ja so
auf dich gewartet hat –
und so glücklich war, als sie dich
endlich in ihre Arme nahm –
Weil die mich lieb hat?
Weil meine Mama
mich lieb hat!
Damals reichte die Mutterliebe
dem Dasein seinen Sinn zu geben …
Und nun?, und jetzt?
Ja wo ist er denn nur abgeblieben,
dieser unerschütterliche Kinderglaube
an diese Liebe –
die einfach da ist.
Und keiner weiß woher.
Und wo sie hin ist,
wenn sie mal nicht mehr da ist,
und die Seele so allein ist,
und einsam,
sich zu fürchten beginnt
vor all dem Fremden:
Dem Gottesmann,
der mich unbedingt vor dem Bösen erretten will.
Dem Bösen,
das in meinem Herzen wohnt,
vor dem ich mich nun fürchten muss,
dass meine Seele sich versteckt …
Zum Fürchten auch Computerspiele
wie das mit dem armen Moorhuhn –
das ich jagen und erschießen soll.
Mit schrecklichen Phantasiewesen
aus dem Weltall und sonst woher,
die mich bedrohen, dass ich mich
wehren muss –
Schießen, töten, zerstören, vernichten.
Schießen, schießen überall …
So werde ich eingeführt in eine Scheinwelt
die vorgibt Sinn des Lebens zu sein …
Wie reinster Unsinn des Lebens
kommt mir das vor –
Und wird immer schlimmer,
und war doch schon schlimm genug
als es noch lange keine Computer gab,
damals, als Antoine de Saint-Exupéry das Buch:
`Der kleine Prinz´ geschrieben hat.
Das so viele Menschen gelesen,
von denen jedoch nicht allzu viele auch nur
eine Ahnung davon haben dürften,
was Antoine de Saint-Exupery mit diesem
`allerliebsten Büchlein´ eigentlich wirklich
hatte sagen wollen …
Wobei ich natürlich auch nicht weiß,
ob ich denn alles richtig verstanden habe.
Bin mir aber dennoch ganz sicher,
dass er irgendwo zwischen den Zeilen sogar den
`Sinn des Lebens´ versteckt hat – in dieser,
in ein Märchen gekleideten Autobiographie,
in der er mit seiner Phantasie spazieren geht …
Der Kleine Prinz ist ein Märchen. Ja.
Setzt sich aber aus zwei Ebenen zusammen:
Einer märchenhaften Ebene, sowie einer, in der
Antoine de Saint-Exupéry, nach meiner Erkenntnis,
über bedeutsame Ereignisse aus seinem Leben
sachlich und präzise, in oft poetisch bildhafter
Sprache berichtet.
Zu Anfang des Kleinen Prinzen spielt
Antoine de Saint-Exupéry ja noch mit
`offenen Karten´, so, dass es `kinderleicht´
sein dürfte seiner Erzählung zu folgen.
Antoine de Saint-Exupéry erzählt, wie er als
kleiner Junge von sechs Jahren ein Bild in einem
Buch über den Urwald, ein Symbol für
das Leben, betrachtete.
Es zeigt, wie eine Boa ein Tier verschlingt.
Damals hat er viel über den Dschungel, das
Leben also, nachgedacht.
Dabei hat er ein Bild gezeichnet, das seine
Gedanken über das Leben zeigen soll.
Wie nicht anders zu erwarten war, verstehen
es die Großen nicht. Ihr Blick bleibt an der
Oberfläche hängen, schaut nicht ins Innere des
Bildes die verborgene Botschaft zu entdecken,
und sehen in der Riesenschlange, die einen
Elephanten verdaut, lediglich einen Hut.
Der kleine Antoine versucht nun alles zu erklären,
und fertigt eine zweite Zeichnung an.
Sie zeigt die Innenansicht der Boa,
wie sie einen Elephanten verdaut.
Offenbar gefällt das den Großen aber
gar nicht, und sie raten ihm, mit dem
Zeichnen von Riesenschlangen aufzuhören
und sich mehr für Geographie, Geschichte,
Rechnen und Grammatik zu interessieren …
Der kleine Antoine folgt diesem Rat, gibt eine
`großartige Laufbahn´, die eines Malers nämlich
(eines dem Leben Verbundenem) im Alter von
sechs Jahren schon auf – und lernt fliegen …
Der inzwischen große Antoine erkennt nun
in dieser Wahl die Ursache für eine Art Urknall,
welcher das geistig- seelische Wachstum seines
Bewusstseins verdreht und geknebelt hat …
Der kleine Antoine also, folgt erst einmal dem
Rat der Großen sein `Es´, sein Unbewusstes,
und mit ihm Phantasie und Kreativität
aus seinem Bewusstsein zu verbannen,
um es ausschließlich der real praktischen
Seite des Daseins zu überlassen …
Anders ausgedrückt: Der kleine Antoine
verbannt seine Seele (sein Es) aus seinem
Alltagsleben – sperrt sie weg in einen
geheimen Winkel seines Bewusstseins,
wo sie elendig dahinkümmert – wehmütige
Sehnsucht nach ihr bleibt in ihm zurück …
So ist der große Antoine noch immer
auf der Suche nach einem Menschen,
mit dem er sich über das Leben, den Urwald
und die Sterne austauschen könnte –
an Stelle von Golf, Bridge und Krawatten …
*
Nun werde ich Antoine de Saint-Exupery
selber sprechen lassen:
Wenn ich jemanden traf, der mir ein
bisschen heller vorkam, versuchte ich es
mit meiner Zeichnung Nr. 1,
die ich gut aufbewahrt habe.
Ich wollte sehen, ob er wirklich etwas
los hatte. Aber jedes Mal bekam ich
zur Antwort: „Das ist ein Hut."
Dann redete ich mit ihm weder über
Boas noch über Urwälder, noch über
die Sterne.
Ich stellte mich auf seinen Standpunkt.
Ich sprach mit ihm über Bridge, Golf,
Politik und Krawatten.
Und der große Mensch war äußerst
befriedigt, einen so vernünftigen
Mann getroffen zu haben …
*
Der große Antoine ergibt sich also der Seelenfalle,
die sich `Zivilisation´ nennt, und passt sich einer
zivilisierten Gesellschaft an, in der das einzigartige
Denkvermögen des Menschen vorwiegend
unermessliche Dummheit hervorbringt, und
ständig an dem Ast sägt, auf dem eine erstaunlich
unbekümmerte Menschheit sich zuhause fühlt …
Und ich denke, dass, von Ausnahmen abgesehen,
den Menschen mit der Vernunft auch der
Sinn des Lebens verlorengegangen ist …
Ich blieb also allein, ohne jemanden,
mit dem ich wirklich hätte sprechen
können,
(Der Scheinwelt, in der ich “lebte“
zu entkommen ergab sich nicht.)
bis ich einmal eine Panne in der
Wüste Sahara hatte.
(bis sie in sich zusammenfiel,
und ich mich in meiner Ödnis wiederfand.)
Motor und Flugzeug stehen für Antoines Glauben
an seinen `Beruf´. Dieser Glaube verlässt ihn, der
Sinn geht verloren und führt zum Absturz seiner
Identität in eine Leere, aus der er sich unverzüglich
zurück in seine gewohnte Scheinwelt retten will –
Etwas an meinem Motor war
kaputtgegangen.
Der Motorschaden steht sicherlich für: das Bild
meiner Existenz bekam Risse, und blätterte ab.
Ich machte mich ganz allein an die
schwierige Reparatur. Es war für
mich eine Frage auf Leben und Tod.
Am ersten Abend bin ich also im
Sande eingeschlafen. Ich war
verlassener als ein Schiffbrüchiger
auf einem Floß mitten im Ozean.
Ihr könnt euch daher meine
Überraschung vorstellen,
als bei Tagesanbruch eine seltsame
kleine Stimme mich weckte:
„Bitte … zeichne mir ein Schaf!“
„Bitte … zeige mir wer du bist!“
Das, um das die kleine Stimme bittet,
versteht ein `normaler´ Mensch natürlich nicht –
versteht nicht, dass das Schaf eine Metapher
für sein Bewusstsein ist: `Bitte, zeig dich mir!´
„Wie bitte?“
„Zeichne mir ein Schaf…“
Ich bin auf die Füße gesprungen,
als wäre der Blitz in mich gefahren.
Ich habe mir die Augen gerieben
und genau hingeschaut.
Da sah ich ein kleines,
höchst ungewöhnliches Männchen,
das mich ernsthaft betrachtete.
Ich schaute mir die Erscheinung also
mit großen, staunenden Augen an.
Als ich endlich sprechen konnte,
sagte ich zu ihm:
„Aber was machst denn du da?“
Da wiederholte er ganz sanft,
wie eine sehr ernsthafte Sache:
„Bitte… zeichne mir ein Schaf…“
Wenn das Geheimnis zu eindrucksvoll ist,
wagt man nicht zu widerstehen.
So absurd es mir erschien – tausend Meilen
von jeder menschlichen Behausung und in
Todesgefahr – ich zog aus meiner Tasche
ein Blatt Papier und eine Füllfeder. Dann
aber erinnerte ich mich, dass ich vor allem
Geographie, Geschichte, Rechnen und
Grammatik studiert hatte, und missmutig
sagte ich zu dem Männchen, dass ich
nicht zeichnen könne. Es antwortete:
„Das macht nichts. Zeichne mir
ein Schaf.“
Da ich nie ein Schaf gezeichnet hatte,
machte ich ihm eine von den
einzigen zwei Zeichnungen,
die ich zuwege brachte.
Die von der geschlossenen Riesenschlange.
Und ich war höchst verblüfft,
als ich das Männchen sagen hörte:
„Nein, nein! Ich will keinen Elephanten
in einer Riesenschlange.
Eine Riesenschlange ist sehr gefährlich,
und ein Elephant braucht viel Platz.
Bei mir zu Hause ist wenig Platz.
Ich brauche ein Schaf.
Zeichne mir ein Schaf.“
Also habe ich gezeichnet.
Das Männchen schaute aufmerksam zu.
Dann sagte es:
„Nein! Das ist schon sehr krank.
Mach ein anderes.
„Du bist seelisch sehr krank. Ich möchte dich
anders.“
Ich zeichnete.
Mein Freund lächelte artig, und mit Nachsicht:
„Du siehst wohl … das ist kein Schaf,
das ist ein Widder. Es hat Hörner.“
Ich machte also meine Zeichnung
noch einmal. Aber sie wurde ebenso
abgelehnt wie die vorherigen:
„Das ist schon zu alt. Ich will ein
Schaf, das lange lebt.“
Was auch immer Antoine dem Männchen
(unbeabsichtigt natürlich) durch die Bilder
von sich zeigte, es konnte ihm nicht gefallen.
Mir ging die Geduld aus, es war
höchste Zeit, meinen Motor auszubauen.
So kritzelte ich diese Zeichnung da
zusammen und knurrte dazu:
„Das ist die Kiste. Das Schaf, das du
willst, steckt da drin.“
Und ich war höchst überrascht, als ich
das Gesicht meines jungen Kritikers
aufleuchten sah:
„Das ist ganz so, wie ich es mir
gewünscht habe. Meinst du,
dass dieses Schaf viel Gras braucht?“
Nun hat das seltsame Kerlchen endlich den
idealen Mann, den es sich wünscht. Allerdings
nur in seiner Vorstellung. Die Wirklichkeit
jedoch, sieht mal wieder ganz anders aus …
Wie so oft, bei glücklich begonnenen
Liebesaffären, folgt das böse Erwachen
auch hier auf dem Fuß.
„Warum?“
„Weil bei mir zu Hause alles ganz
klein ist …“
„Es wird bestimmt ausreichen. Ich habe
dir ein ganz kleines Schaf geschenkt.“
Er neigte den Kopf über die Zeichnung:
„Nicht so klein wie… Aber sieh nur!
Es ist eingeschlafen…“
So machte ich die Bekanntschaft des
kleinen Prinzen.
Ich brauchte lange Zeit, um zu verstehen,
woher er kam.
Der kleine Prinz, der viele Fragen an
mich richtete, schien die meinen nie
zu hören. Zufällig aufgefangene Worte
haben mir nach und nach sein Geheimnis
enthüllt. So fragte er, als er
zum erstenmal mein Flugzeug sah:
„Was ist das für ein Ding da?“
„Das ist kein Ding. Das fliegt. Das ist
ein Flugzeug.“
Und ich war stolz, ihm sagen zu
können, dass ich fliege. Da rief er:
„Wie! Du bist vom Himmel gefallen?“
„Ja“, sagte ich bescheiden.
„Ah! Das ist ja lustig …“
Und der kleine Prinz bekam einen
ganz tollen Lachanfall, der mich
ordentlich ärgerte. Ich lege Wert
darauf, dass meine Unfälle ernst
genommen werden. Er aber fuhr fort:
„Also auch du kommst vom Himmel!
Von welchem Planeten bist du denn?“
Da ging mir ein Licht auf über das
Geheimnis seiner Anwesenheit und
ich fragte hastig:
„Du kommst also von einem anderen Planeten?“
Aus einer anderen Welt ja, einer anderen,
als die Scheinwelt in der Antoine lebt.
Aber er antwortete nicht. Er schüttelte
nur sanft den Kopf, indem er mein
Flugzeug musterte:
„Freilich, auf dem Ding da kannst
nicht allzu weit herkommen … “
Und er versank in eine Träumerei,
die lange dauerte. Dann nahm er
mein Schaf aus der Tasche
und vertiefte sich in den Anblick
seines Schatzes.
Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr
diese Andeutung über die “anderen
Planeten“ mich aufhorchen ließ.
Ich bemühte mich also mehr zu
erfahren: (um mehr Nichtwissen)
„Woher kommst du, mein kleines Kerlchen?
Wo bist du denn zu Hause?
Wohin willst du mein Schaf mitnehmen?“
Das sind keine Fragen – das sind Stempel
mit denen Mann die Gedanken des
kleinen Prinzen abstempelt: erledigt!
Und der arme Tropf hat wirklich keinen
blassen Schimmer von dem was er da tut …
Was der kleine Prinz natürlich versteht –
und das ihn tief traurig macht …
Er antwortet nach einem nachdenk-
lichen Schweigen: