Sinnliches Verlangen nach dem spanischen Boss - Susan Stephens - E-Book

Sinnliches Verlangen nach dem spanischen Boss E-Book

Susan Stephens

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Beschreibung

Er flirtet mit ihr! Aber auf keinen Fall darf Rose auf die Avancen des berühmten Polospielers Raffa Acosta eingehen. Welten liegen zwischen ihnen, er ist Multimillionär, sie nur seine neue Stallmeisterin. Und Rose will keine Komplikationen. Schließlich ist ihre mittellose Familie in Irland von dem Geld, das sie verdient, abhängig. Doch ihr Vorsatz gerät ins Wanken, als der feurige Spanier sie auf seine Jacht einlädt. Angeblich, um etwas Geschäftliches zu besprechen. Aber Raffas sinnlicher Kuss unter tausend Sternen sagt etwas ganz anderes …

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Seitenzahl: 204

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2021 by Susan Stephens Originaltitel: „Forbidden to Her Spanish Boss“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2533 2/2022 Übersetzung: Rita Koppers

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 2/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751509510

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Eine Hochzeitsparty am Strand einer Privatinsel – Eigentümer Prinz Cesar, Polofreund von Raffa Acosta

„Kommen Sie mit ins Bett.“

Rose Kellys Kinnlade klappte herunter. Hätte sie die Stimme nicht gekannt, die ihr ins Ohr flüsterte, hätte sie sicher etwas nicht Druckreifes erwidert. Doch in diesem Fall war sie darauf bedacht, die Sache herunterzuspielen. „Sind Sie müde, Señor?“

„Müde?“ Ihr Boss lachte und ließ den berühmten Acosta-Charme spielen. „Nicht im Geringsten. Ich habe mich nur entschlossen, Mitleid mit Ihnen zu haben, weil Sie hier so verloren im Schatten stehen.“

„Mitleid?“

Bei Roses abwehrendem Ton wurde er hellhörig. Sich mit einer Angestellten einzulassen, widersprach seiner goldenen Regel. Eine Regel, die in seinem Hintern eingebrannt war, wenn man den Gerüchten aus der Sattelkammer Glauben schenkte.

„Scherz?“, sagte er in dem denkbar schlechtesten Versuch, reumütig auszusehen.

Ach wirklich? Raffa Acosta war so testosterongesteuert, dass er eine Anspielung auf das Schlafzimmer kaum als Scherz gemeint haben konnte.

„Mit geht es gut, danke. Sie brauchen kein Mitleid mit mir zu haben. Ich lasse nur all das hier auf mich wirken“, sagte sie mit einer ausladenden Handbewegung. „Normalerweise komme ich bestenfalls in die Nähe des Zeltes mit dem Champagner, wenn ich bei einem Polospiel zu den bereitstehenden Pferden rase.“

„Sie verpassen rein gar nichts, Rose.“

Erneut sah sie ihren Boss an. Raffa Acosta konnte jede Frau durcheinanderbringen, doch in seiner Stimme lag ein neuer Ton. Sie war es gewohnt, dass er auf seiner berühmten Ranch in Spanien lauthals Befehle gab. Nach drei herausfordernden, wunderbaren Jahren hatte sie bewiesen, dass eine ein Meter sechzig kleine Irin wie sie es mit jedem Mann aufnehmen konnte. Schließlich war sie nun Stallmeisterin. Raffas vertraulicher Ton überraschte sie jetzt. War er genauso erleichtert wie sie, dem Getümmel zu entkommen? Wenn die Gäste einiges getrunken hatten, konnte die fröhliche Stimmung leicht kippen und zunehmend aggressiv werden. Die Hochzeitsfeier war wunderschön, aber es konnte doch anstrengend sein, sich ständig zu unterhalten und zu lächeln.

Mit durchdringendem Blick sah Raffa sie von Kopf bis Fuß an. „Sie waren heute die Brautjungfer. Ich wusste nicht, dass Sie und meine Schwester sich so nahestehen.“

„Ach, wir sind schon seit einiger Zeit befreundet.“ Genau seit etwa neun Uhr an diesem Morgen, aber sie wollte Sofia Acosta nicht verpetzen und zugeben, dass diese sie erst in letzter Minute gebeten hatte einzuspringen. Sofia nahm sich immer Zeit für einen Plausch mit den Pferdepflegern, aber Rose war sehr überrascht und erfreut gewesen, als Sofia sie an diesem Morgen gefragt hatte, ob sie ihr bei der Hochzeit mit Cesar beistehen könne. Eine einzigartige Gelegenheit, das Leben der Oberschicht aus der Nähe mitzuerleben, das die Pferdepfleger normalerweise nur aus der Ferne mitbekamen. „Sie haben hoffentlich nichts dagegen, dass ich hier bin.“

„Warum sollte ich?“ Raffa runzelte die Stirn.

Weil sie für ihn arbeitete? Und eigentlich in den Ställen des Prinzen sein sollte? Raffa hatte ein Team von Pferdepflegern mitgenommen, die sich um die Tiere kümmern sollten, die er für ein Polospiel mit dem Prinzen auf die Insel hatte fliegen lassen. Rose stand es eigentlich nicht zu, Gast auf der Hochzeit zu sein, und sie hatte extra ihre Schicht tauschen müssen. Was zweifellos nur möglich war, weil Sofia so beliebt war. „Ich werde die Stunden nachholen“, versprach sie. „Und machen Sie sich bitte keine Sorgen wegen der Pferde. Ich lasse sie nie allein, ohne vorher eine ordnungsgemäße Überwachung für sie zu organisieren.“

„Ich zweifle nicht an Ihrer Zuverlässigkeit, Rose. Sie sind meine fähigste Pferdepflegerin.“

Fähig? Aus dem Mund eines so attraktiven Mannes wie Raffa Acosta war das eher ein Schlag in die Magengrube als ein Kompliment. Sie tat es mit einem Achselzucken ab und konzentrierte sich stattdessen darauf, ihn zu beruhigen. „Ich bin jederzeit auf Abruf für meine Mitarbeiter.“ Sie zog ein Handy vorne aus ihrem Kleid und hielt es ihm schwungvoll vor die Nase, was im Nachhinein betrachtet vielleicht nicht die beste Idee war. Das Kleid der Brautjungfer, für die sie eingesprungen war, war knapp geschnitten und Rose gut gebaut.

„Das beruhigt mich“, sagte Raffa mit einem Blick, der über ihre Brust schweifte und dann an ihren Augen hängen blieb. „Meine Schwester hätte sich keine bessere Brautjungfer aussuchen können.“

„Danke, sehr freundlich.“

„Nichts zu danken.“

Es war unmöglich, nicht zu lachen und sich zu entspannen, als der großartige Raffa Acosta eine spöttische Verbeugung machte. Er war ein baumlanger Koloss von unglaublich gutem Aussehen und ausgesprochenem Sexappeal. Mit jeder Sekunde fiel es ihr schwerer, sich daran zu erinnern, dass sie für ihn arbeitete, obwohl dieser Job ihr alles bedeutete. So vieles hing davon ab, dass sie ihn behielt. Pferde waren ihr Leben, und das Geld, das sie verdiente, ging direkt nach Hause für den Lebensunterhalt ihres Vaters in Irland.

„Wissen Sie, was ich glaube? Meine Schwester hat Sie in letzter Minute gebeten, ihre Brautjungfer zu sein.“ Mit seinen dunklen Augen sah er sie eindringlich an. „Habe ich recht? Ich glaube, Sie haben den Platz der Brautjungfer eingenommen, weil die zum Frühstück Sex und Champagner hatte und laut meiner Schwester nicht vorzeigbar war. Ich würde sagen, Sofia hat Glück, dass Sie eingesprungen sind.“

„Als Ersatz“, rief Rose ihm in Erinnerung. „Ich bin kein richtiger Gast. In diesem Sinne …“

„Nicht so hastig …“

Sie spürte einen elektrischen Schlag, als sie auf seine Hand starrte, die auf ihrem Arm lag. „Die Leute werden reden.“

„Sollen sie doch“, tat Raffa ihre Bemerkung mit einem Schulterzucken ab.

„Macht es Ihnen nichts aus, dass man auf uns aufmerksam wird?“

„Macht es Ihnen etwas aus?“

„Nein“, gestand Rose, „aber Ihnen sollte es nicht egal sein.“

„Warum?“ Raffa lockerte seinen Griff und trat zurück.

„Der Pologott macht sich mit seiner Pferdepflegerin aus dem Staub?“, sagte sie. „Wie würde sich das in der Gesellschaftspresse machen?“

„Es ist mir wirklich egal, und Ihnen sollte es auch gleich sein.“

„Ich versuche nur, Sie zu schützen“, protestierte sie.

Seine dunkle Augenbraue ging nach oben. „Sehe ich aus, als bräuchte ich Schutz?“

„Sie sehen aus …“

Wie der Traum-Lover, den sich jede Frau wünscht. Groß, attraktiv und ganz sicher nicht ungefährlich. Mit den dichten, ungebändigten schwarzen Haaren, der gebräunten Haut und der eindrucksvollen Figur sehen Sie eher aus wie ein Gladiator als wie ein Hightech-Milliardär und begnadeter Polospieler.

„Ja?“, wollte Raffa wissen.

„Für mich sehen Sie okay aus“, zog Rose ihn mit einem Schulterzucken auf.

„Okay? Mehr fällt Ihnen zu mir nicht ein?“

„Was haben Sie denn noch erwartet?“ Rose grinste, als Raffa auf höchst attraktive Weise die Lippen zusammenpresste.

„Wenn wir schon nicht zusammen ins Bett gehen, wollen Sie dann wenigstens mit mir tanzen, Rose?“

Der Gladiator und das Stallmädchen? Sie hob das Kinn und sah in sein unverschämt attraktives Gesicht. „Ihnen ist es wirklich egal, was die Leute denken, oder?“

„Richtig.“

Der Ausdruck in den Augen ihres Bosses trieb ihr die Hitze ins Gesicht.

„Die Sonne geht unter“, bemerkte Raffa und sah hinaus aufs Meer. „Wir sollten besser tanzen, Aschenputtel, bevor Sie verschwinden.“

„Aschenputtel?“ Rose sah ihn augenzwinkernd an.

Raffa hielt ihren Blick auf eine Weise fest, die sie völlig durcheinanderbrachte. Um diesem Gefühlsaufruhr entgegenzuwirken, hob sie das Kinn noch höher. „Warum nicht? Geben wir den Leuten etwas, worüber sie reden können.“

Rose ging weiter, doch Raffas Hand auf ihrem Rücken fühlte sich für ihre Sinne wie ein Brandsatz an. Als sie die Tanzfläche erreichten, neigte er den Kopf und flüsterte in ihr Ohr: „Die Braut und ihr frischgebackener Ehemann verlassen den Saal, also ist unsere Pflicht offiziell beendet. Jetzt haben Sie keine Entschuldigung mehr, nicht mit mir zu tanzen. Und da ich Ihnen den Rest des Abends freigebe, können Sie sich vergnügen, wie Sie wollen.“

„Vielleicht sollten wir den Schokoladen-Springbrunnen in Beschlag nehmen?“, schlug sie vor. „Das war ein Scherz“, fügte sie trocken hinzu, als Raffa sie aus schmalen Augen ansah.

„Also schön, jetzt haben Sie es mir heimgezahlt“, räumte er ein. Als er sie mit schräg gelegtem Kopf ansah, stieg ihr die Hitze bis in die Haarspitzen. „Die Party ist noch voll im Gange“, sagte er. „Es sei denn, Sie wollen sich lieber anderweitig vergnügen?“

„Lassen Sie uns tanzen“, sagte Rose, bevor die Situation noch heikler werden konnte. „Aber passen Sie auf meine Zehen auf. Ich habe meine Schuhe ausgezogen“, warnte sie. Und dann ritt sie der Teufel. „Ich würde Sie leicht überragen, hätte ich die Schuhe anbehalten.“

Raffa lachte. „Ach ja? Sie reichen mir nur bis zum Kinn.“

Die geborgten Stöckelschuhe waren eigentlich zu eng. Deshalb hatte Rose sie bei erster Gelegenheit stehen lassen. Doch jetzt kam es ihr vor, als werfe sie sich in die Arme eines Riesen. „Nur ein einziger Tanz“, betonte sie. „Wenn Sie dieser neugierigen Brigade, die bereits grün ist vor Neid, trotzen, dann kann ich das auch.“

„Bin ich so beliebt?“

„Man beneidet Sie“, zog sie ihn auf. „Wissen Sie eigentlich, wie glücklich Sie sich schätzen können, mit Rose Kelly tanzen zu dürfen? Dabei weiß doch jeder, dass ich sonst die Gesellschaft von Pferden vorziehe?“

„Wenn das so ist, dann ist es mir eine Ehre, dass Sie eine Ausnahme machen.“

Als Raffa sich wieder verbeugte, starrten ihn alle an. Rose verkniff sich ein Lächeln bei der Vorstellung, dass der weltmännische Raffa Acosta mit ihr, Rose Kelly, tanzte, die von einer kleinen Farm in Irland stammte. Die vier Acosta-Brüder und ihre Schwester Sofia waren weltweit bekannt für ihren brillanten Verstand, ihr Geschick auf dem Pferderücken und der Fähigkeit, Reichtum anzuhäufen. Und dass ausgerechnet sie sich mit dem attraktivsten Bruder zeigte, schien unglaublich. Vielleicht stimmte das auch. „Benutzen Sie mich?“, fragte sie misstrauisch.

„Wofür?“ Raffa runzelte die Stirn.

„Um irgendeine lästige Frau abzuwehren, die Sie verfolgt.“

Sein Lachen machte ihn nur noch umwerfender, was auch ihrem immer größer werdenden Publikum nicht entging. „Falls das Ihr Plan ist, hätten Sie etwas Besseres finden können als mich mit meinen roten Haaren und den Sommersprossen. Wie wär’s mit einer dieser dunkeläugigen Schönheiten dort drüben, die sich nach Ihnen verzehren?“

„Wo?“ Er tat so, als würde er sich umsehen.

„Ich meine es ernst“, beteuerte sie. „Jedenfalls versuche ich es, aber Sie machen es mir schwer.“

„Nur weil niemand hier Ihnen das Wasser reichen kann?“

„Sie können sich Ihre Scherze sparen“, gab sie in gespieltem Ernst zurück.

„Ich meine es ernst“, beteuerte Raffa mit eindringlichem Blick, der sie einen kurzen Moment lang verwirrte. Es war eine Sache, mit ihrem Boss zu scherzen, aber etwas ganz anderes, ihm tief in die Augen zu sehen. „Die dienstfreie Rose ist eine Offenbarung für mich“, fuhr er fort. „Sie bringen mich zum Lachen.“

Für die Dauer eines Tanzes, dachte Rose. Doch als die Neckerei weiterging, fragte sie sich, ob es ihrem Boss genauso viel Spaß machte wie ihr. Spannung hing in der Luft, während sie darauf warteten, dass die Musik einsetzte.

Als sie dann anfingen zu tanzen, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war ein Wunder, dass ihre Beine sie noch trugen und sogar dem Rhythmus folgten, in den sie gemeinsam so mühelos verfielen. Und als sie sich umsah, wurde ihr noch etwas anderes bewusst. „Ich war durchaus glücklich mit der Rolle der Statistin oder der Lückenbüßerin oder wie immer Sie das nennen wollen, aber ich bin ganz und gar nicht scharf auf die neiderfüllten Blicken der anderen Frauen auf dieser Party.“

„Als Lückenbüßerin würde ich Sie bestimmt nicht bezeichnen“, widersprach Raffa.

„Als was denn dann?“

„Als Vergnügen.“

War das gut oder schlecht? Sieh es positiv. Die Frauen, die sie beobachteten, hatten keinen Grund zur Eifersucht. Raffa hätte nicht deutlicher machen können, dass Roses einziger Zweck darin bestand, ihm die Langeweile zu vertreiben.

Passierte ihr das gerade wirklich?

Rose hatte beim Tanzen keine Hand frei, um sich kneifen zu können. Denn eine Hand lag in Raffas großer Faust, während die andere auf seiner muskulösen Schulter ruhte. Ihr schien es, als gehöre sie zu seiner Welt.

Und das stimmte, zumindest diesen einen Abend lang.

„Gibt es ein Problem?“, fragte Raffa, als sie sehnsüchtig ausatmete.

„Heimweh“, log sie. Wenn sie zugab, dass sie in diesem Augenblick glücklich war, würde ihn das auf völlig falsche Gedanken bringen. Die Erinnerung an die kleine Farm in Irland, auf der sie geboren und aufgewachsen war, machte sie immer wehmütig. Auch wenn Raffas Ranch traumhaft schön war, vermisste Rose hin und wieder das alte, baufällige Bauernhaus in ihrer Heimat.

„Sicher?“, wollte er wissen.

Diese Augen könnten selbst der Sphinx die Wahrheit entlocken. Aber sie konnte ihm kaum erzählen, dass sie sich nicht nur an gemütliche Mahlzeiten vor einem prasselnden Feuer erinnerte, sondern auch an ihren betrunkenen Vater und die entsetzliche Angst ihrer Mutter davor, dass er sich eines Tages zu Tode trank. Mit Raffa Acosta zu tanzen, war das Schönste, was sie je erlebt hatte, aber es konnte diese Erinnerungen nicht verbannen.

„Tut mir leid, dass ich Ihr Heimweh nicht lindern kann, Rose.“

„Ist in einer Minute wieder vorbei.“

Sie war es nicht gewohnt, dass jemand sich um sie sorgte. Für ihren Vater hatte sie immer stark sein müssen. Als ihre Mutter starb, war er am Boden zerstört und immer tiefer im Alkoholrausch versunken. Wenn er nüchtern war, klagte er, dass er sein Leben vergeudet und seine Frau nicht unterstützt habe. Roses Vater war ein guter Mensch, sanft und freundlich, aber er war schwach.

Sie würde ihren Vater nie aufgeben und wollte genug Geld für seine Behandlung sparen.

Entschieden verdrängte sie diese Erinnerungen und lächelte.

„Ich sollte mich bei Ihnen bedanken“, sagte Raffa, als er merkte, dass sie sich wieder entspannte.

Sie war überrascht. „Wofür?“

„Dass Sie meinem Ego einen Schlag versetzen“, erklärte er. „Wie konnte ich erwarten, dass Sie mir Ihre ganze Aufmerksamkeit schenken?“

„Weil Sie mein Boss sind? Außerdem haben Sie meine Aufmerksamkeit. Jede Frau hier würde Ihnen sagen, dass ich mich glücklich schätzen kann, mit Ihnen zu tanzen.“

„Das klingt gefährlich nach Süßholzraspeln.“

„Und davon bekommen Sie vermutlich genug, nicht wahr?“

Statt zu antworten, wirbelte er sie wieder und wieder herum.

„Warum haben wir das nicht schon früher gemacht?“, fragte Raffa. „Erst jetzt ist mir klar, was mir entgangen ist.“

Auch an sein Lächeln würde sie sich immer erinnern. Denn wenn sie zusammen auf seiner Ranch arbeiteten, war er stets ernst und konzentriert.

„Ich wusste auch nicht, was mir entgangen ist“, gestand Rose. „Ich hatte keine Ahnung, dass Sie so locker sind und sogar mit einer Pferdepflegerin tanzen.“

„Sagen Sie es nicht weiter“, meinte er mit Blick auf all die Gesichter, die sie anstarrten. „Es soll unser Geheimnis bleiben.“

„Ich verspreche, kein Wort zu sagen, um Ihren guten Ruf nicht zu beschmutzen“, gelobte Rose lachend.

„Seien Sie froh, dass Sie so einen reizenden Akzent haben, Rose Kelly, denn sonst sähe ich mich gezwungen, Sie für Ihre Frechheit heute Abend ernsthaft zu schelten.“

Eine nette Vorstellung.

Nein, sie sollte nicht einmal daran denken. Er tanzte nur aus Mitleid mit dem Mauerblümchen. Aschenputtel würde bald ihr schickes Kleid ablegen und ihre Arbeitskleidung anziehen, um die Ställe auszumisten. Doch die Musik war so schwungvoll und fröhlich, und Raffa schien es nichts auszumachen, dass sie das Gesprächsthema des Abends waren. „Wer hat denn hier einen Akzent?“, meinte sie herausfordernd und hob eine Augenbraue.

„Sie wagen es, meinen einwandfreien englischen Akzent zu kritisieren, Señorita?“

„Nein. Mir gefällt sehr, wie Sie sprechen“, gestand Rose unverblümt. Dieser sexy spanische Akzent war das Sahnehäubchen auf einem ohnehin schon köstlichen Kuchen.

„Sollen wir weitertanzen?“, fragte er.

„Ja. Aber zuerst sollten wir eins klarstellen.“

„Was denn, Rose?“

„Ich werde nicht mit Ihnen schlafen, wenn der Tanz vorbei ist.“

„An Schlafen hatte ich auch nicht gedacht.“

„Sie sind genauso schlimm, wie man sich erzählt“, schimpfte sie, konnte sich ein lautes Lachen aber nicht verkneifen.

„Noch schlimmer“, bestätigte Raffa mit einem Blick, der ihr Herz entbrennen ließ.

Als die Musik schließlich endete, schienen sie sich beide nicht voneinander lösen zu wollen. Trotzdem sagte Rose: „Es war wunderschön, aber ich sollte jetzt gehen …“

„Wenn Sie das wirklich wollen?“

„Ja.“ Es war das Letzte, was sie wollte.

„Warum überzeugt mich das nicht?“, murmelte Raffa, während er sie in seine Arme zog.

Ihr Herz klopfte vor Freude, als sie spürte, dass Raffa seinen Körper an ihren presste. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Abend so aufregend werden würde. Ein Gefühl von Leichtsinn erfasste sie und deshalb löste sie sich nicht von Raffa. Was war falsch daran, dass sie beide diese Party genossen? Sicher, es würde Gerüchte geben, aber Raffa schien deswegen nicht besorgt zu sein. Außerdem würden die Klatschbasen morgen schon ein anderes Thema finden, über das sie sich die Mäuler zerreißen könnten.

2. KAPITEL

Mit der schönsten Frau auf einer Party zu tanzen, war nichts Neues. Aber mit Rose Kelly zu tanzen, das war eine Offenbarung. Raffa hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich in seinen Armen so verlockend anfühlen würde. Auf der Hochzeit seiner Schwester hatte Rose sich entfaltet wie eine Blume, doch wirklich überraschend war, wie sie ihn herausforderte und zum Lächeln brachte.

Wachsam wie immer sah sie zu ihm hoch. „Sie scheinen mit Ihren Gedanken woanders zu sein. Gibt es ein Problem?“

„Außer dass ich darauf warte, dass die Band wieder anfängt zu spielen?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein.“

Das war eine Lüge. Er hatte nicht oft gelächelt, seit er Zeuge der Tragödie geworden war. Schuldbewusstsein war seither sein ständiger Begleiter. Seine Eltern waren vor einigen Jahren bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Rose hatte etwas an sich, das ihn die Erinnerung an das Unglück als Narbe akzeptieren ließ – als eine Narbe in gesundem Gewebe, nicht als unheilbare Wunde.

„Sind Sie sicher?“, fragte sie.

„Ja.“ Die Sorge in Roses Augen verwirrte ihn. Er war der Problemlöser, an den andere sich um Antworten wandten. Und er enttäuschte sie nicht – außer sich selbst dieses eine Mal, als er nicht in der Lage gewesen war, eine Tragödie zu verhindern.

„Na gut.“ Sie lächelte verhalten, offensichtlich nicht überzeugt.

Roses Leuchtkraft besänftigte ihn und zog gleichzeitig eifersüchtige Blicke auf sich, wie er bemerkte. Er war überwältigt von dem Drang, sie zu beschützen, doch Rose war es gewohnt, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie war diejenige, zu der die Leute auf der Ranch mit ihren Problemen gingen. Sie war keine verweichlichte Prinzessin, sondern eine starke, einfallsreiche Frau, die ihren eigenen Kopf hatte. Und dieser Abend war einmal mehr ein Beweis dafür, dass es eine seiner besten Entscheidungen gewesen war, sie zu seiner Stallmeisterin zu machen. „Ich sollte mich entschuldigen“, hörte er sich sagen.

„Wofür?“ Ihre grünen Augen leuchteten interessiert.

„Für meine abgedroschene Anmache vorhin.“

Sie löste sich aus seinen Armen und trat zurück. „Ich habe schon Schlimmeres gehört. Sechs Brüder“, rief sie ihm in Erinnerung. „Und Ihr Charme wird auch jetzt nicht bei mir verfangen. Nichts, was Sie sagen, wird mich dazu bringen, es mit Ihnen zu treiben. Dafür habe ich zu viel zu verlieren.“

„Ihren Job?“, vermutete er.

„Meine Selbstachtung“, verbesserte sie.

Spannung hing zwischen ihnen. Jede aufgedonnerte Frau verblasste im Vergleich zu Rose. Allein die Gedanken, die aus ihrem Mund kamen, erheiterten ihn, und ihr Mund lud ihn obendrein sehr zum Küssen ein.

Rose hatte ein unvergleichlich freches Mundwerk, aber sie entzündete damit sein Verlangen. Körper an Körper hatten sie miteinander getanzt. Auf geheimnisvolle Weise schienen sie perfekt zueinander zu passen. Lust quälte ihn.

Doch die Lust musste warten. Zum ersten Mal in seinem Leben schien es wichtiger, eine Frau erst kennenzulernen. Die kalten, harten Fakten, die sein Team über jeden Angestellten zusammenstellte, wurden Rose Kelly kaum gerecht.

Er zog sie enger an sich. Sie war mehr als eine hart arbeitende Angestellte. Sie war mutig und zäh, aber auch liebevoll. Vermutlich war die wahre Rose Kelly vielmehr die Ersatzbrautjungfer, die im Schatten stand und ihre Gedanken für sich behielt, während alle anderen um sie herum sich amüsierten.

Der Tanz mit Raffa war ein Spiel mit dem Feuer. Wie ihr Körper auf seinen reagierte, war einfach lächerlich. Rose wollte ihn auf eine Weise, die viel zu gefährlich war – für ihren Job, für sie selbst. Hatte sie vergessen, welchen Ruf die unverheirateten Acosta-Brüder hatten? Sie waren bekannt für ihre immer neuen Eroberungen. Ihre Schwester Sofia war anders. Die ersten Bande der Freundschaft hatten die beiden an diesem Morgen geknüpft. Sofia hatte Rose erzählt, dass sie Menschen behandelte, die Heilung jenseits der konventionellen Medizin suchten, und Rose hatte sofort an ihren Vater gedacht.

„Sie sind sehr still“, bemerkte Raffa so nah an ihrem Ohr, dass es kitzelte.

„Ich habe nachgedacht …“

„Gute oder schlechte Gedanken?“

„Hauptsächlich gute“, gestand sie und begegnete dem Blick des Mannes, der sie so leicht durcheinanderbrachte.

„Normalerweise fehlen Ihnen nicht die Worte, Rose“, meinte er aufmunternd.

„Da muss ich wieder meinen sechs Brüdern die Schuld geben“, gestand sie lachend. „Der Streit mit ihnen hat mich schlagfertig gemacht.“

„Da würde Sofia Ihnen sicher zustimmen.“

„Dann wissen Sie ja, was Sie von mir zu erwarten haben“, erklärte sie unverblümt.

„Ärger?“, schlug Raffa vor.

„So viel Sie wollen“, gab sie trocken zurück.

Die Hand in seiner war klein, aber stark. Die Frau in dem Haute-Couture-Kleid sah mindestens genauso bezaubernd aus wie die anderen Frauen auf dieser Party. Doch in seinen Augen übertraf Rose sie alle, denn sie hatte keine Angst, ihre Meinung zu sagen. Die Freundinnen seiner Schwester taten sich normalerweise durch ihr gepflegtes Äußeres hervor, doch selbst an diesem wichtigen Tag hatte Rose sich bestimmt nur eilig zurechtgemacht. Wahrscheinlich hatte Rose mehr Zeit damit verbracht, Sofia zu helfen und perfekt aussehen zu lassen, während sie selbst nur kurz unter die Dusche gesprungen war und sich anschließend schnell geschminkt hatte …

„Gefällt Ihnen das Kleid?“

„Wie bitte?“ Er lachte, als sie den Bauch einzog. „Das müssen Sie nicht tun.“

„Oh doch“, beteuerte sie. „Meine ist der Figur der ursprünglichen Brautjungfer am ähnlichsten, aber das Kleid ist mir trotzdem zu klein. Es ist maßgeschneidert.“ Sie drehte sich. „Und ich war fest entschlossen hineinzupassen.“

„Sie sehen reizend aus in diesem Kleid.“ Wie auch nicht, wenn die Seide und die Spitze eine Figur zur Geltung brachten, um die sie jede Frau beneidete.

„Sofia hat gemeint, ich könnte es behalten“, sagte Rose, als sie wieder anfingen zu tanzen. „Aber wahrscheinlich werde ich nie wieder eine Gelegenheit haben, es anzuziehen.“

„Sie wissen doch gar nicht, was das Leben für Sie bereithält.“

An diesem Abend hatte er einen Entschluss gefasst. Er hatte einige geschäftliche Termine, für die er seine Jacht Pegasus brauchte. Auf der Jacht konnte er sich am schnellsten in Europa bewegen und die Leute stilgerecht bewirten. Rose sollte ihn begleiten. Sie leistete vorbildliche Arbeit im Stall, doch eine Frage blieb: War sie in der Lage, mit dem sozialen Aspekt des Jobs klarzukommen?

Auf seiner Jacht konnte sie sich nicht im Schatten verstecken. Rose war noch nicht lange Stallmeisterin, und bei diesen Meetings würde sie Mitglieder aus Königshäusern und Berühmtheiten treffen, mit denen er die Vorzüge verschiedener Pferde besprach. Gab es ein besseres Übungsgelände als eine Woche auf der Pegasus?

„Zeit zu gehen“, erklärte Rose, als ein DJ die Band ablöste. „Zuerst sehe ich nach den Pferden, dann gehe ich ins Bett. Mein eigenes“, betonte sie grinsend. „Wir fliegen morgen sehr früh ab.“

„Und wenn nicht?“

„Gehe ich trotzdem allein ins Bett.“

Er musste lachen. „Wie wär’s vorher noch mit einem Drink?“, schlug er vor, weil er sie nicht gehen lassen wollte. „Die Pferde sind bestens versorgt.“

Rose musste ihm zustimmen, und so gingen sie gemeinsam zum Strand, wo eine Bar direkt am Wasser aufgebaut war. Ein Ober suchte ihnen Sitzplätze.

„Wie schön“, murmelte Rose und hielt ihre Füße ins Wasser.

„Man sollte Sie nicht unterschätzen, Rose Kelly.“