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In 400 Kilometern Höhe kreist die ISS um die Erde. Teil der Crew ist Alexander Liebers, der wie die anderen Weihnachten im All verbringen muss. Die Ankunft von Weltraumtouristen verzögerte die geplante Landung auf der Erde. Dass hinter dem Besuch mehr steckt, als eine Urlaubsreise, stellt die Crew zu spät fest.
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Sirona
Von Anne Polifka
Buchbeschreibung:
In 400 Kilometern Höhe kreist die ISS um die Erde. Teil der Crew ist Alexander Liebers, der wie die anderen Weihnachten im All verbringen muss. Die Ankunft von Weltraumtouristen verzögerte die geplante Landung auf der Erde. Dass hinter dem Besuch mehr steckt, als eine Urlaubsreise, stellt die Crew zu spät fest.
Über den Autor:
Anne Polifka lebt in Dresden. Sie wurde 1991 in Lichtenstein geboren und begann mit elf Jahren Geschichten niederzuschreiben. Seit Sommer 2020 schreibt sie Kurzgeschichten, vor allem im Genre Science-Fiction, um die Leser zum Nach- und Umdenken anzuregen.
Im November 2020 feierte sie ihr Debüt mit der Kurzgeschichte »Sirona« in der Spenden-Anthologie »Autoren Sternzeit – Geschichten, die nie erzählt wurden«. Seitdem folgten noch weitere Veröffentlichungen von Kurzgeschichten.
Website: https://anne-polifka.wixsite.com/startseite
Instagram: annepolifka
Facebook: Anne Polifka – Schriftstellerin
Sirona
Kurzgeschichte
von Anne Polifka
Anne Polifka
c/o autorenglück.de
Franz-Mehring-Str. 15
01237 Dresden
1. Auflage, 2021
© Anne Polifka – alle Rechte vorbehalten.
Anne Polifka
c/o autorenglück.de
Franz-Mehring-Str. 15
01237 Dresden
Selbstverlag
https://anne-polifka.wixsite.com/startseite
Sirona
Wissenschaftsoffizier Alexander Liebers, der mittlerweile schon seit sechs Monaten in 400 Kilometern Höhe um die Erde kreiste, blickte nach draußen, wo er die Silhouette der neu angedockten Raumkapsel sah. Die Solarpaneele schimmerten in der aufgehenden Sonne. Der Anblick war beeindruckend: das Zusammenspiel von der endlosen Dunkelheit des Alls, der Spiegelung des Sonnenlichts und die Aussicht auf die wolkenlose Erde darunter. Zu jedem anderen Zeitpunkt würde er dieses Motiv auf einem Foto festhalten, doch jetzt wirkte es wie ein schlechter Witz auf seine Kosten.
Vor vier Tagen hätten sie mit einer identischen Dragon-Kapsel im Atlantik landen sollen und er könnte somit Weihnachten bei seiner Familie verbringen – heute zeigte der Kalender den 24.12.2021.
Von dem Space Center Houston war eine neue Anweisung gekommen: Das Team sollte Weltraumtouristen empfangen. Schon bei dem Gedanken verdrehte Alexander innerlich die Augen. Nur weil ein Multi-Millionär mit der sechsköpfigen Crew Weihnachten im All verbringen wollte, war er hier oben, obwohl heute Bescherung war. Shannon hatte alles versucht, um das Space Center zu überzeugen, dass drei Leute für diese Aufgabe ausreichten und die nächsten Astronauten nur wenige Tage später eintreffen würden – erfolglos. Wie gern wäre Alexander zu Hause und würde Emmas blaue Augen vor Freude strahlen sehen, wenn sie ihr neues Fahrrad entdeckte.
Durch die Gänge, deren vier Wände mit jeglicher Ausrüstung übersät waren, schwebte er weiter zu seiner kleinen Kabine. Mit Schnüren war sein Schlafsack an einer Kabinenwand befestigt. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Brett, auf dem sein privater Laptop mit einem Gummi eingespannt war. Fotos seiner Familie sowie ein selbstgemaltes Bild seiner Tochter dekorierten seine Kabine. Darauf waren sie drei neben einer Rakete gezeichnet. »Bis zum Mond und zurück« stand in Yvonnes Schrift darüber, darunter hatte Emma in krakeligen Großbuchstaben ihren Namen verewigt.
Er griff nach einer Weihnachtsmannfigur, die seiner Tochter gehörte.
»Zu Weihnachten muss der Weihnachtsmann wieder da sein«, hatte Emma in all dem Ernst, den eine Vierjährige aufbringen konnte, gesagt und seine Frau Yvonne hatte gelacht.
»Da hörst du es, Schatz. Zur Bescherung bist du wieder da.« Er erinnerte sich an den Abschiedskuss, als wäre es gestern gewesen.
Alexander steckte die Weihnachtsmannfigur in seinen olivgrünen Seesack, damit sie nicht zerbrach.
Ein schriller Alarm ertönte – einmal, zweimal, dreimal. Das Signal erstarb. Stille erfüllte die Raumstation, als hätte es das Warnsignal nie gegeben. Sekunden vergingen.
Eilig hangelte er sich an den Haltegriffen durch den engen Gang, der die Module verband. An allen vier Wänden des Verbindungsgangs waren verpackte Gegenstände mit grauem Panzertape angeklebt oder mit Spannnetzen befestigt. Es waren Geräte und Materialien, die für Experimente gebraucht wurden.
Alexander war auf der Suche nach Shannon, um zu erfahren, was der Auslöser des Warnsignals war. Im Training waren Notfälle durchgespielt und besprochen worden. Ein Stromausfall, Feuer, eine Beschädigung der ISS. Im All mussten sie auf alles vorbereitet sein, denn Unterstützung gab es bestenfalls per Video- oder Funkübertragung. Der erste Punkt war immer, den Commander aufzusuchen.
Durch den Ausgang von Quest schwebte Tomas und kurz kreuzten sich ihre verwirrten Blicke. Der Pole begleitete ihn zum Steuermodul Swesda. Die restlichen drei Astronauten stießen zu ihnen.
Ihr Weg führte an dem Destiny-Labor vorbei, in dem Alexander vor knapp zwei Wochen Forschungsergebnisse für ein neues Parkinson-Medikament zusammengetragen hatte. Diese Ergebnisse würde er mit zur Erde nehmen.
Als sie Shannon wie erwartet im Swesda-Modul antrafen, erklärte sie knapp, dass es nur ein Fehlalarm gewesen war. Ohne eine Antwort abzuwarten, machte sie sich auf den Weg zu den Touristen. Die ISS befand sich seit dreiundzwanzig Jahren im All und Störungen kamen hin und wieder vor. Kurz sah er ihr nach, dann drehte er sich um.