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Heiß brennt die Sommersonne auf Colorado nieder. Längst sind die Flüsse und Bäche zu schmalen Rinnsalen geworden. Jeder Tropfen Wasser ist kostbar. Vor allem für die Viehzüchter, deren Rinderherden sich bereits mit vergilbten Grasbüscheln und Gestrüpp begnügen müssen.
Für den Small-Rancher Clark Benson scheint deshalb der Untergang bevorzustehen, als der für ihn und seine Rinderzucht so wichtige Creek eines Tages kein Wasser mehr führt. Als die Männer von der Skull-Ranch der Sache auf den Grund gehen wollen, stoßen sie auf ein tödliches Hindernis...
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Seitenzahl: 140
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Tod unter glühender Sonne
Vorschau
Impressum
Tod unterglühender Sonne
von Frank Callahan
Heiß brennt die Sommersonne auf Colorado nieder. Längst sind die Flüsse und Bäche zu schmalen Rinnsalen geworden. Jeder Tropfen Wasser ist kostbar. Vor allem für die Viehzüchter, deren Rinderherden sich bereits mit vergilbten Grasbüscheln und Gestrüpp begnügen müssen.
Für den Small-Rancher Clark Benson scheint deshalb der Untergang bevorzustehen, als der für ihn und seine Rinderzucht so wichtige Creek eines Tages kein Wasser mehr führt. Als die Männer von der Skull-Ranch der Sache auf den Grund gehen wollen, stoßen sie auf ein tödliches Hindernis...
Clark Benson fährt sich mit seinen kräftigen Händen durch das sandfarbene Haar und blickt kopfschüttelnd auf den kleinen Bach, der sich durch das schmale Tal schlängelt.
»Das verstehe ich nicht«, murmelt er und spuckt dann aus. Wieder blickt er auf das silbern glänzende Wasser des kleinen Creeks, das nur wenige Yards am Ranchhaus vorbeifließt.
Der Wasserspiegel nimmt immer mehr ab. Nur noch zögernd rinnt das Wasser. Schon bald ragen die ersten Steine aus dem Bachbett hervor, Sandblöcke werden sichtbar.
Kopfschüttelnd wirft er einen Blick zum strahlendblauen Himmel, der sich wie ein riesiger Baldachin über dem Tal wölbt. Ein Raubvogel kreist über dem Tal.
Dann richtet Clark Benson sein Augenmerk wieder auf den Creek, dessen Murmeln nun immer leiser wird und dann schließlich erstirbt. Nur ein paar Wasserlachen bleiben zurück. Eine Forelle zappelt hilflos im Schlamm.
Clark Benson, der in diesem Tal in der Nähe von Cripple Creek Ackerbau und Viehzucht betreibt, läuft nun mit schnellen Schritten zum Ranchhaus hinüber.
»Glenda!«, ruft er. »Wo bist du?«
Glenda Benson tritt zur Tür heraus. Ihre braunen Augen richten sich auf ihren Mann, während sie sich mit den abgearbeiteten Händen über die buntkarierte Schürze fährt, die ihre üppige Figur verbirgt.
»Was ist los, Clark?«, fragt sie beunruhigt und streicht sich dann eine Strähne ihres dunklen Haares aus der Stirn.
»Der Bach...«, würgt Benson mit heiserer Stimme hervor. »Das Wasser ist weg. Ich verstehe es nicht. Komm mit und sieh es dir an.«
Als Glenda nicht sofort reagiert, ergreift Clark ihren Arm und zieht sie mit zum Bachbett hinüber. Nun staunt auch Glenda Benson.
»Vielleicht ein Steinschlag oben in den Bergen, der den Bach verschüttet und ihm einen anderen Lauf gegeben hat«, sagt sie dann leise. »Eine andere Erklärung dürfte es kaum geben. Wenn Dick zurück ist, muss einer von euch nachsehen.«
Clark Benson nickt. Der grimmige Ausdruck auf seinem Gesicht verliert sich nur langsam. Dann hebt er seinen verbeulten Stetson auf, den er auf einem Stein abgelegt hatte, als er vor einigen Minuten Wasser aus dem Creek schöpfen wollte.
»So wird es wohl sein, Glenda«, sagt er. »Wir müssen den Schaden beheben, sonst müssen wir dieses Tal verlassen. Ohne Wasser werden unsere Rinder verdursten, und die Ernte verdirbt. Oh, warum müssen wir nur immer solch ein verdammtes Pech haben?«
Seine Worte klingen bitter.
Und Clark Benson denkt daran, dass ihm in seinem bisherigen Leben nichts geschenkt wurde. Seine erste Frau Nora starb vor vielen Jahren. Und ihr gemeinsamer Sohn, dessen Name Hank war, wurde erst vor wenigen Wochen erschossen.
Er blickt Glenda, seine zweite Frau, nachdenklich an. Auch mit ihr hat er einen Sohn, dessen Name Dick ist und der sich im Moment in Tripple Creek aufhält, um dort einige Dinge zu erledigen.
»Ich muss zurück in die Küche«, sagt Glenda freundlich lächelnd, »sonst brennt mir der Braten an. Warte auf Dick, der ja bald auftauchen wird. Dann seht ihr nach, was sich dort in den Bergen getan hat. Es wird schon nicht so schlimm sein.«
Sie eilt davon, während Clark einige Worte murmelt und dann auf den kleinen Schuppen zu stiefelt, in dem er seine Werkzeuge untergebracht hat. Schon bald findet er eine Holzkiste. Er schlägt den Deckel zurück und beginnt in ihr zu wühlen.
Der Small-Rancher zieht mit einem zufriedenen Lächeln drei Sprengpatronen hervor, wie man sie in den Gold- und Silberminen verwendet.
»Damit müsste es gehen«, murmelt er und steckt die Dynamitpatronen, die an übergroße Zigarren erinnern, in eine Tasche seines derben Leinenkittels. Dann stapft er nochmals zum Bach hinüber, der jedoch unter den glühenden Strahlen der Sonne bereits auszutrocknen beginnt. Clark Benson läuft einige hundert Yards dem Bachbett entlang und findet ein Dutzend Fische, die verendet sind. Er sammelt sie ein, um sie später zu räuchern.
»Ich reite allein, Vater«, sagt Dick Benson mit fester Stimme. »So wird es am besten sein. Ich kenne mich hier in den Rocky Mountains gut aus und weiß auch, wo der Creek entspringt. Warum sollst du dich in dieser Wildnis herumplagen? Bleibe bei Mutter. Hier auf der Ranch gibt es genügend Arbeit.«
Der ungefähr zwanzigjährige junge Mann schweigt. Er hat das dunkle Haar und die braunen Augen seiner Mutter. Seine Hände verraten, dass er es gewohnt ist, tüchtig zuzupacken. Er ist ein Bursche, der immer sieht, wenn etwas getan werden muss. Und dann greift er ohne große Worte zu.
Clark Benson nickt.
Er weiß, dass sein Sohn stur sein kann, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Das ist eine der Eigenschaften, die er von ihm selbst geerbt hat.
»Okay, Dick. Reite am besten sofort los. Das Wasser im Brunnen reicht für uns Menschen, aber nicht für unsere fünfhundert Rinder auf der Weide. Sieh nach, was dort in den Bergen geschehen ist. Aber sei vorsichtig, Junge. Ich...«
Clark Bensons Stimme verstummt. Dick und seine Mutter aber ahnen, was er sagen wollte: Er will nicht schon wieder einen Sohn verlieren.
Dick schlägt seinem Vater lächelnd auf die Schulter.
»Ich passe schon gut auf mich auf, Dad. Ich nehme an, dass ich schon bald wieder zurück sein werde.«
Die beiden Männer verlassen das kleine Ranchhaus.
»Der Hengst ist ausdauernd und klettert wie eine Gämse«, sagt Clark Benson. »In den Satteltaschen ist genügend Proviant, um einige Tage auskommen zu können. Die Sprengpatronen befinden sich in einem kleinen Beutel. Ich nehme an, dass du Zündhölzer hast.«
Dick Benson lacht und schwingt sich in den Sattel.
»Alles klar, Vater. Du behandelst mich schon wieder wie einen kleinen Jungen. Dafür bin ich doch ein bisschen groß geraten. Good bye.«
Nach diesen Worten treibt er den Rapphengst an, der sich auch willig streckt und davonjagt. Sein helles Wiehern klingt durch das Tal, während seine Hufe den Boden erzittern lassen.
Dick folgt dem ausgetrockneten Bachbett. Noch ist das Gras grün, doch das würde sich schnell ändern, denn es ist ein heißer Sommer. Seit Wochen hat es kaum geregnet. Der Creek ist die Lebensader in dem Valley, und ohne das kostbare Nass würde hier bald eine öde Wüste sein.
Meile um Meile legt der junge Mann zurück. Schon bald beginnt der Aufstieg. Dick Benson muss langsamer reiten. Um ihn herum recken sich gewaltige Murray-Fichten und riesige Colorado-Zedern – gegen den blauen Himmel. Felsbrocken ragen aus den Dickichten hervor. Es wimmelt von Schluchten, Abgründen und Canyons. Die urwüchsige Bergwildnis der Rocky Mountains hat den einsamen Reiter aufgenommen.
Hin und wieder muss Dick Benson aus dem Sattel, wenn ein umgestürzter Baumstamm den schmalen Pfad blockiert. Manchmal scheint es überhaupt kein Vorwärtskommen mehr zu geben, wenn Felsbrocken und Erdmassen den Weg versperren.
Bald ist Dick Benson wie in Schweiß gebadet. Und der Weg ist noch weit.
Die Quelle des Creeks befindet sich hoch oben in den Bergen. An ein natürliches Versiegen des Baches glaubt Dick Benson nicht. Die bis über siebentausend Fuß hohen Berggipfel der Rockies sind mit Schnee und Eis bedeckt. Und das reicht für diesen Sommer aus.
Mühsam kämpft sich der junge Ranchersohn vorwärts. Fliegen und Insekten umsurren ihn. Manch lästerlicher Fluch dringt über Dick Bensons Lippen.
Zwei Stunden später legt er die erste Pause ein, trinkt durstig aus seiner Wasserflasche und gibt auch dem Rappen zu saufen. Benson muss sich eingestehen, dass er langsamer vorwärtsgekommen ist, als er anfänglich gedacht hatte.
So reitet er auch schon bald weiter. Und es wird immer beschwerlicher, dem ausgetrockneten Creekbett zu folgen, das sich wie eine Schlange durch die Wildnis windet.
Hin und wieder zügelt er sein Pferd und lauscht in die Stille, die nur durch die Geräusche der Natur unterbrochen werden. Das sanfte Murmeln eines Baches ist nicht zu hören.
Gelächter klingt vom Korral herüber. Dort haben sich mehrere Cowboys der Skull-Ranch versammelt. Sie sitzen am Boden oder auf den Umzäunungsstangen und lassen sich die Strahlen der untergehenden Sonne in die Gesichter scheinen.
»Ob ihr es mir glaubt, Jungs, oder auch nicht!«, ruft Doc Smoky und schiebt seinen riesigen Lederhut in den Nacken. »Die Geschichte ist wahr, die ich euch nun erzählen werde.«
Shorty und Brazos, die beiden unzertrennlichen Skull-Boys, werfen einen anklagenden Blick gegen den Himmel.
»Eine weitere ›wahre‹ Geschichte«, brummt Brazos. »Heiliger Rauch, ich möchte nur mal wissen, wo der Alte diese Lügengeschichten immer wieder hervorzaubert.«
Doc Smoky, der Koch der Skull-Ranch, lässt sich durch diese Worte nicht beeindrucken. Er grinst über sein verwegenes Piratengesicht und blickt die vier anderen Cowboys an, deren Blicke an den Lippen des Oldtimers hängen. Sie kennen den Alten noch nicht so lange und sind auf eine weitere Story aus Doc Smokys Leben gespannt.
»Es war ungefähr vor zwanzig Jahren, Jungs«, beginnt der Oldtimer. »Ich war damals noch ein Jüngling mit lockigem Haar, und die Ladys sind hinter mir hergewesen, wie die Bienen hinter den duftenden Blüten eines Apfelbaumes.«
»Hört, hört«, murmelt Shorty. Der kleingeratene Cowboy grinst über sein spitznasiges Gesicht. Ehe er aber einen markigen Spruch von sich geben kann, spricht Doc Smoky schon weiter.
»Ich hatte ein Rende... ein Roude... äh... eine Verabredung mit einer richtigen Lady. Jawohl Jungs, es ist eine richtige Dame gewesen und nicht eine von den Honeybees aus einem Saloon. Was blieb mir also anderes übrig, als mich rasieren zu lassen, denn eine Lady kann nun einmal so einen Stoppelbart nicht ausstehen. Merkt euch das für euer weiteres Leben.«
Doc Smoky lächelt und erzählt dann schnell weiter, als er erkennt, dass Brazos etwas sagen will.
»Ich suchte also den Barbier auf und setzte mich in den Stuhl. Er legte mir ein Tuch um, nachdem er mich nach meinen Wünschen gefragt hatte. Dann ging es los. So mit heißen Tüchern aufs Gesicht und anderen Dingen. Dann glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, als ich in den Spiegel sah. Dieser Kerl von einem Barbier spuckte doch wirklich in die Schale, in der er den Rasierschaum anrührte. Wirklich, Jungs, dieser Bursche nahm Spucke dazu. Könnt ihr euch das vorstellen, Leute?«
Einige der Cowboys schütteln die Köpfe.
»Erzähl schon weiter«, brummt Brazos. »Warum machst du auch immer alles so spannend.«
»Also, um euch nicht länger auf die Folter zu spannen. Ich rief den Burschen heran und sagte: ›He, Mister, das schmeckt mir aber gar nicht, dass Sie da in den Napf hineinspucken.‹ Der Barbier sah mich erstaunt an. Dann sagte er: ›Tut mir leid, Mister. Sie gehören leider nicht zu meinen Stammkunden. Denen spucke ich immer direkt ins Gesicht.‹«
Schweigen herrscht nach diesen Worten. Dann brechen die Cowboys von der Skull-Ranch in schallendes Gelächter aus.
Chet Quade, der Vormann der Skull-Ranch, schlendert langsam heran. Und er freut sich über die gute Laune seiner Jungs, die einen schweren Tag hinter sich haben und auf die auch morgen noch ein harter Arbeitstag wartet.
»Na, alter Revolverschwinger«, sagt Brazos respektlos und spielt auf die Vergangenheit des ehemaligen Revolverkämpfers Chet Quade an. »Willst du dich auch mal zum niedrigen Fußvolk begeben.«
Chet Quade, in dessen Adern Indianerblut fließt, denn seine Großmutter ist eine Comanchen-Squaw gewesen, nimmt diese Worte nicht übel. Er kennt den rauen Ton seiner Jungs.
»Kommt mit«, sagt er. »John Morgan, der Boss, hat euch ein Fässchen Bier ins Bunkhouse bringen lassen. Er gibt einen aus, weil er mit eurer Arbeit in den letzten Tagen sehr zufrieden gewesen ist.«
Das lassen sich die Cowboys natürlich nicht zweimal sagen. Sie eilen auf die Mannschaftsunterkunft zu. Nur Doc Smoky beeilt sich nicht so sehr. Er bleibt neben Chet Quade stehen und mustert ihn mit einem beleidigten Blick.
»Das ist nicht besonders fair gewesen, Chet«, sagt er dann mit grollender Stimme. »Du hast mir mein Publikum gestohlen. Ich habe gerade so schöne Geschichten erzählt.«
»Nimm's nicht tragisch, Alter. Du brauchst doch nur ins Bunkhouse zu gehen. Und bei einem Glas Bier hören dir die Jungs noch viel lieber zu. Außerdem solltet ihr einen klaren Kopf behalten. Du reitest morgen in aller Frühe mit Shorty und Brazos zur Benson-Ranch. Wir müssen dem Small-Rancher die drei versprochenen Zuchtstiere bringen.«
»Das geht klar, Chet. Ich freue mich, dass wir nun ein wenig mehr Kontakt mit Benson bekommen. Im Anfang hatte sich der Bursche ja verdammt stur gestellt und wollte von John Morgan und den Jungs von der Skull-Ranch überhaupt nichts wissen.«
Chet Quade legt dem Oldtimer eine Hand auf die Schulter.
»So ist es, Smoky. Aus diesem Grund sollst du auch mitreiten, damit nichts schief geht.«
»Okay, Chet, und nun sollten wir uns beeilen, denn sonst lassen uns die Jungs keinen Tropfen mehr von dem schäumenden Gerstensaft übrig.«
Lachend eilen die beiden Männer von der Skull-Ranch auf das Mannschaftsgebäude zu, in dem sie gleich darauf verschwinden.
Der Abend beginnt zu dämmern. Die Schatten werden länger. Längst ist die Sonne hinter den Gipfeln der Rocky Mountains untergegangen. In spätestens einer Stunde wird es dunkel sein.
Dick Benson zügelt seinen Rappen, dem nun der lange und auch anstrengende Ritt anzusehen ist. Seine Flanken beben. Weißlicher Schaum quillt aus den Nüstern hervor. Eine schmierige Schicht aus Schweiß und Staub bedeckt das Fell des Tieres.
Noch immer hat der Sohn des Small-Ranchers die Ursache nicht gefunden, warum der Bach seinen Lauf geändert hat.
Die Laune des jungen Mannes ist nicht gerade gut. Auch er sehnt sich nach dem Ende seines Ritts. Dann zuckt Dick zusammen. Deutlich vernimmt er ein Rauschen, das ihn an einen Wasserfall erinnert.
So reitet er schnell weiter.
Das Rauschen und Tosen wird lauter. Und dann sieht er auch schon die Wassermassen, die zwanzig Yards über ihm von einer Felsenklippe heruntergeschossen kommen. Sie prallen am Boden auf. Ein feiner Wassernebel breitet sich aus. Der Lärm des niederbrausenden Wassers ist so groß, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen kann.
Das Bachbett, das sich nur wenige Yards von Dick Benson entfernt befindet, bleibt leer. Der junge Mann versteht es nicht.
Er schwingt sich vom Pferderücken und klettert einige Yards hoch. Und dann sieht er die Erd- und Felsmassen, die das alte Bachbett hermetisch abriegeln und einfach nicht zulassen, dass das Wasser dem alten Lauf folgen kann.
Dick Benson bleibt stehen und blickt dem Wasser nach, das sich natürlich einen anderen Weg gesucht hat und zwanzig Yards entfernt zwischen einigen Felsbrocken verschwindet.
Dick sieht sich alles genau an. Er weiß nicht, ob es ihm mit den drei Sprengpatronen gelingen wird, die Barriere in die Luft zu jagen, die das alte Bachbett verschließt.
Der junge Mann will zu seinem Pferd zurück, als er plötzlich zwei Männer hinter den Felsen auftauchen sieht. Sie halten Gewehre in den Händen, deren Läufe sich nun drohend auf Dick richten.
Die beiden Burschen ziehen finstere Gesichter, während sie langsam näherstiefeln.
Dicks Hand legt sich auf den Griff seines Revolvers, obwohl er sich keine Chance gegen diese beiden hartgesotten wirkenden Männer ausrechnet.
Dann sind die beiden Burschen heran. Einer von ihnen drückt Dick den Lauf des Gewehres in den Bauch. Ein Zittern geht durch den muskulösen Körper von Dick Benson.
Der Lärm des Wasserfalles ist so laut, dass Dick nur mit großer Mühe die gebrüllten Worte seines Gegners versteht.
»Vorwärts, geh zu deinem Pferd. Wir unterhalten uns dort weiter. Hast du kapiert?«
Dick Benson nickt. Sein Gesicht gleicht einem hellen Fleck in der immer stärker werdenden Dunkelheit. Er wendet sich um und marschiert vor den beiden Männern her, die ihn keine Sekunde aus den Augen lassen und nach wie vor ihre Gewehre auf ihn gerichtet halten.
Langsam bleibt der tosende Lärm des Wasserfalles zurück. Dick Benson überlegt fieberhaft, was diese zwei Burschen wohl von ihm wollen. Er glaubt nicht an einen Zufall, dass sie gerade hier auf ihn getroffen sind. Fast sieht es so aus, als bewachten sie den Wasserfall.
Wenige Yards vor seinem Pferd bleibt Dick stehen. Langsam wendet er sich seinen beiden Gegnern zu, die ihn aus zusammengekniffenen Augen ansehen. Er sieht das harte Funkeln in den Augen der beiden und ahnt plötzlich, dass er bis zur Halskrause in einer ziemlichen Klemme steckt.
»Was wollt ihr?«, stößt Dick trotzdem furchtlos hervor. »Warum bedroht ihr einen friedliebenden Mann, nur weil er sich einen Wasserfall angesehen hat?«
Dick Benson hat beschlossen, den Ahnungslosen zu spielen, um erst einmal zu erfahren, was für ein Spiel hier überhaupt läuft.
Die beiden Kerle grinsen. Sie sind noch jung, so wie Dick höchstens erst zwanzig Jahre alt. Er erkennt die harten Linien um ihre Mundwinkel und wird den Verdacht nicht los, es mit zwei gnadenlosen Schießern zu tun zu haben.