Skull-Ranch 111 - Frank Callahan - E-Book

Skull-Ranch 111 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

In Golden City, der Goldgräberstadt im Herzen Colorados, ist der Teufel los. In Scharen strömen die Digger, Cowboys, Handwerker und Farmer in den Nugget Saloon. Hier hält der »Große Shadow« Hof. Der hochgewachsene, fremdländisch gekleidete Mann mit dem Turban behauptet, ein Hellseher zu sein. Er kennt Geheimnisse seiner Kundschaft und sagt schreckliche Ereignisse voraus: Postkutschenüberfälle und Sprengstoffanschläge. Als er eine riesige Goldmine am Hutches Canyon prophezeit, kommt es zu einem mörderischen Kampf ...


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Inhalt

Cover

Der Teufelstrick der Goldbanditen

Vorschau

Impressum

Der Teufelstrick der Goldbanditen

von Frank Callahan

Atemlose Stille breitet sich im Nugget-Saloon von Golden City aus. Alle Augenpaare richten sich auf einen großge‍wachsenen Mann, der mit federnden Schritten den Schankraum durchquert und zielstrebig den dicht um‍la‍ger‍t‍en Tresen ansteuert.

Die dort stehenden Cowboys und Goldgräber weichen un‍willkürlich zurück. Und sie starren den Fremden an, als wäre dieser ein Wesen von einem anderen Stern.

Sie haben auch allen Grund dazu, denn der Mann sieht ein wenig sonderbar aus. Seine Kopfbedeckung besteht aus ei‍ner Art Turban, der wie ein Kopfverband um seinen Schä‍del geschlungen ist. Er trägt ein langes wallendes Ge‍wand, das fast bis zum Boden reicht. Es wird von einem silbernen Gürtel in der Mitte gehalten. Und dieses Gewand funkelt golden im Schein der Kerosinlampen.

Atemlose Stille breitet sich im Nugget-Saloon von Golden City aus. Alle Augenpaare richten sich auf einen großgewachsenen Mann, der mit federnden Schritten den Schankraum durchquert und zielstrebig den dicht umlagerten Tresen ansteuert.

Die dort stehenden Cowboys und Goldgräber weichen unwillkürlich zurück. Und sie starren den Fremden an, als wäre dieser ein Wesen von einem anderen Stern.

Sie haben auch allen Grund dazu, denn der Mann sieht ein wenig sonderbar aus.

Seine Kopfbedeckung besteht aus einer Art Turban, der wie ein Kopfverband um seinen Schädel geschlungen ist. Er trägt ein langes, wallendes Gewand, das fast bis zum Boden reicht. Es wird von einem silbernen Gürtel in der Mitte gehalten. Und dieses Gewand funkelt golden im Schein der Kerosinlampen.

Der Fremde hat ein gebräuntes Gesicht, eine große Nase und buschige Augenbrauen. Das Besondere aber sind seine Augen. Sie sind von einem intensiven Blau und kontrastieren sehr zu der gebräunten Haut seines Gesichtes.

Um den Hals trägt der Fremde eine goldene Kette, an der ein taubeneigroßer, blutig rot funkelnder Rubin hängt.

Noch immer herrscht diese atemlose Stille im Saloon, der sonst von brodelndem Stimmenlärm erfüllt ist.

Endlich sagt einer der Digger: »Heiliger Rauch, Jungs. Ich sehe doch sonst nur weiße Mäuse, wenn ich mir zu viel Whisky in die Kehle geschüttet habe. Der Gentleman dort drüben ist aber alles andere, als eine Maus. Seht ihr auch alle, was ich sehe? Vielleicht ist es mit mir schon so schlimm geworden, dass ich einen... einen...«

Die Stimme des angetrunkenen Diggers bricht mit einem heiseren Stöhnen ab. Noch immer starrt er misstrauisch zu dem Fremden hinüber, der nun vor dem dicken Wirt eine Verbeugung andeutet und dann mit dunkler Stimme sagt: »Ich möchte ein Glas Milch, Keeper. Lässt sich das einrichten?«

Ein Raunen geht durch den Saloon.

Das Gesicht des dicken Wirtes versteinert, ehe es sich zu einem entsetzten Grinsen verzieht. Dann tupft er sich mit seinem Spüllappen über die spiegelnde Glatze, auf der sich Schweißperlen angesammelt haben.

»Was...?«, fragt er.

»Milch«, sagt der Fremde lächelnd. Er zeigt dabei zwei Reihen makelloser und blitzender Zähne. »Sie werden doch wissen, was Milch ist? Ich weiß natürlich, dass mein Wunsch etwas ungewöhnlich ist. Ich bin aber sicher, dass ich bald das gewünschte Getränk erhalten werde.«

Bei diesen Worten starrt der so sonderbar gekleidete Fremde den dicken Wirt aus sich weitenden Augen an. Das intensive Blau verdichtet sich noch mehr. Und fast sieht es so aus, als hypnotisiere der Fremde den Keeper, der plötzlich nickt und dann mit schnellen Schritten in einem Raum verschwindet, der hinter dem Tresen liegt.

Es dauert auch wirklich nur wenige Sekunden, dann taucht er wieder auf und hält ein großes Glas, gefüllt mit Milch, in der Hand. Er stellt es vor den Fremden auf den blankpolierten Tresen.

Lächelnd greift der Mann danach und trinkt es langsam leer. Sein hageres Gesicht wird noch freundlicher, als er dem Wirt zunickt.

»Danke, Mr. Harper, das hat ausgezeichnet geschmeckt. Und nun wollte ich Sie fragen, ob ich das Zimmer Nummer zehn haben kann? Es ist das einzige noch freie Zimmer, wie ich weiß.«

Der Keeper wischt sich schon wieder über seine Glatze und starrt den vor ihm stehenden Mann aus großen Augen an.

»Woher... woher... wissen Sie... das?«, stammelte er.

Das sanfte und sehr überlegen wirkende Lächeln des Fremden verstärkt sich.

»Ich weiß alles«, sagt er dann. »Bekomme ich nun das Zimmer, Keeper? Eigentlich erübrigt sich diese Frage, denn ich weiß, dass ich das Zimmer mieten werde.«

Der Wirt holt einen Zimmerschlüssel unter dem Tresen hervor und legt diesen auf die Theke. Die vielen Gäste sehen, dass die Hand von Ted Harper zittert.

»Haben Sie etwas dagegen, Mr. Harper, wenn ich ein Plakat hier in Ihrem Saloon anbringe?«

Schon bei diesen Worten holte der Fremde ein steckbriefgroßes Plakat unter seinem wallenden Gewand hervor. Und ohne auf eine Antwort zu warten, geht er einige Schritte bis zu einem Stützpfeiler und befestigt das Plakat.

Ohne sich umzusehen oder etwas zu sagen, schreitet der Fremde auf die Treppe zu, die in das obere Stockwerk führt. Er scheint die Stufen emporzuschweben. Wieder wirkt der Unbekannte wie ein unheimliches Wesen, erinnert an einen Besucher von einem anderen Stern.

Dann ist er verschwunden.

Noch immer herrscht diese fast gespenstische Stille im Saloon. Mit offenstehenden Mündern starren die vielen Gäste zur Treppe hinüber. Einige fahren sich sogar verstohlen über die Augen, als erwachten sie aus einem Traum.

Dann erheben sich alle wie auf ein geheimes Kommando und stürzen auf das Plakat zu. Stimmenlärm braust auf, dass kaum einer das Wort des anderen verstehen kann.

Sie scharen sich alle um den Stützpfeiler, um zu sehen, was der Fremde dort befestigt hat.

»Lies schon laut vor, Tom!«, schreit einer der Digger, um sich verständlich zu machen. »Du weißt doch ganz genau, dass ich nicht lesen und schreiben kann.«

Der mit Tom angesprochene Goldgräber liest laut vor, nachdem ein wenig Ruhe eingekehrt ist.

»Hier spricht der Große Shadow, der berühmteste Wahrsager und Hellseher des Westens. Ich bin der Mann, der euch bis in die Tiefen der Seele sehen kann und genau weiß, was euch allen die Zukunft bringen wird. Gegen eine Gebühr von fünf Dollar stehe ich euch ab morgen zur Verfügung. Ich werde eine Liste am Tresen auslegen lassen, in der sich jeder eintragen lassen kann. Kommt mit euren Fragen zu mir. Ich werde sie euch alle beantworten. Ich werde eure Probleme lösen und euch eine glückliche und zufriedene Zukunft weisen!«

Die heiser klingende Stimme des Diggers verstummt. Die vielen Gäste schweigen, denn sie müssen erst einmal verdauen, was da auf dem Plakat geschrieben steht.

Und dann setzt der Stimmenlärm wieder ein. Die Männer drängen zu ihren Plätzen zurück. Bald schon unterhalten sie sich über den Großen Shadow, wie sich der Wahrsager nennt. Der Whisky fließt in Strömen. Das Gesicht des dicken Keepers verzieht sich immer mehr vor Freude, denn sein Umsatz steigt gewaltig.

Die vielen Männer sind der unterschiedlichsten Meinungen. Sie diskutieren immer heftiger. Viele von ihnen hatten überhaupt keine Ahnung, was ein Hellseher oder ein Wahrsager ist.

Einer der Digger ruft: »Dieser sonderbare Mister ist nichts anderes als ein Schwindler und Betrüger. Darauf verwette ich meinen Kopf. Dieser Bursche will uns nur unser sauer verdientes Geld aus den Taschen ziehen und ein Geschäft mit uns machen. Ich glaube keine Sekunde daran, dass der Kerl in die Zukunft sehen kann. Das kann keiner.«

Ein anderer Bursche schreit: »Ich werde den Burschen morgen testen, so wahr ich Billy Tandler heiße. Der Wahrsager kann nicht wissen, dass mir meine Nelly vor über zwanzig Jahren mit einem anderen Mann davongelaufen ist.«

Und ein anderer mischt sich mit lautstarker Stimme in das Gespräch ein: »Er wird mir sagen müssen, warum ich hier in Golden City bin. Jawohl, damit werde ich ihn hereinlegen.«

Solche und noch viele andere Sprüche stoßen die Männer aus. Und sie nehmen sich am kommenden Tag vor, den Großen Shadow ganz gewaltig hereinzulegen.

Die Wells Fargo Stage Coach hat das Bluegrass Valley hinter sich gelassen. Ihr Ziel ist Golden City, die wilde Goldgräberstadt in Colorados Bergen.

Sieben Männer haben es sich auf den Sitzreihen im Innern der Postkutsche bequem gemacht. Drei von ihnen sind Cowboys der Skull-Ranch, die im wunderschönen Bluegrass Valley liegt.

»Wenn wir nur schon in Golden City wären«, sagt der kleingewachsene Shorty und hält sich krampfhaft an seinem Freund Brazos fest, als die Kutsche durch ein großes Schlagloch fährt und umzukippen droht. »Ich wäre viel lieber geritten. Warum haben wir Narren auch nur vor einer Woche unsere Pferde im Mietstall stehen gelassen?«

Doc Smoky grinst über sein verwegenes Piratengesicht und schiebt seinen riesigen Lederhut in den Nacken. Dann sagt er mit seiner krächzenden Stimme: »Warum wohl, ihr verdammten Saufköpfe? Heh, wir hatten überhaupt keine andere Wahl, als die Stage Coach zu nehmen, weil ihr so viel Whisky geschluckt hattet, dass er euch bereits wieder aus den Ohren herausgelaufen ist. So ist es gewesen und nicht anders. Mann, ich hatte eine Last, bis ich euch beide wieder heil zur Ranch geschafft hatte.«

Shorty antwortet nicht. Sein Gesicht wirkt plötzlich nur noch spitzer, wenn er an den Kater denkt, den er am darauffolgenden Tag gehabt hatte.

Und der schwergewichtige Brazos brummt abweisend.

Die vier Mitreisenden grinsen, soweit man dies in der Dunkelheit sehen kann. Sie amüsieren sich schon seit geraumer Zeit über die drei Cowboys.

Plötzlich peitschen Schüsse durch die Nacht, die dumpf klingen und in nächster Nähe abgefeuert worden sein müssen. Das Pferdegespann wird langsamer, während die fluchende Stimme des alten Sam vom Kutschbock erklingt.

Nochmals peitschen Schüsse auf. Die sieben Reisenden in der Stage Coach ziehen ihre Revolver, denn es handelt sich unzweifelhaft um einen Überfall.

Das Gespann wird noch langsamer, dann kommt die Postkutsche mit einem harten Ruck zum Stehen.

Dann erschallt auch schon eine harte Stimme: »Das ist ein Überfall, Leute. Es könnte sein, dass einige von euch den Helden spielen wollen. Ihr könnt es haben, wie ihr es wollt. Auf euch sind ein Dutzend Gewehre gerichtet. Wir durchlöchern die Kutsche wie einen Käse, wenn ihr nicht sofort alle mit erhobenen Händen herausklettert. Und vorher solltet ihr eure Schießeisen zum Fenster hinauswerfen. Ist das klar?«

Shorty, Brazos und Doc Smoky sehen sich mit grimmigen Gesichtern an. Ihre vier Mitreisenden wirken unentschlossen.

In diesem Moment vernehmen sie die Stimme des alten Sam vom Kutschbock: »Tut alles, was die Hombres von euch gefordert haben, Leute. Sie machen sonst ein Sieb aus mir und meinem Begleitmann. Also spielt nicht die Helden. Ihr habt keine Chance. Die Kutsche ist umzingelt. Und wenn die Kerle schießen, dann verwandeln sie die Stage Coach in ein Bleibergwerk.«

Diese Worte geben den Ausschlag. Die Jungs von der Schädel-Ranch kennen Old Sam zu genau, um zu wissen, dass dieser nicht blufft.

»Wir haben wohl keine andere Wahl, Leute«, krächzt der Oldtimer und wirft dann seinen Revolver zum Kutschenfenster hinaus. Shorty und Brazos folgen seinem Beispiel.

Dann schleudern auch die vier Mitreisenden ihre Waffen ins Freie, die in einige Wacholderbüsche klatschen, die den ausgefahrenen Wagenweg säumen.

»So ist es in Ordnung, Leute!«, erklingt die harte Stimme des Outlaws. »Nun solltet ihr der Reihe nach aus eurem Mauseloch hervorkommen und eure Patschhändchen gegen den Himmel recken.«

Brazos brummt schon wieder wütend. Shorty legt ihm beruhigend eine Hand auf den Arm.

»Reg dich wieder ab, Dicker«, flüstert er. »Bei uns gibt es nichts zu holen. Wir sind so arm wie mexikanische Kirchenmäuse.«

Doc Smoky verlässt als erster die Stage Coach. Er reckt beide Arme über den Kopf und blinzelt in die Dunkelheit, die nur vom silbernen Mondlicht erhellt wird.

Brazos und Shorty folgen. Dann klettern die vier anderen Reisenden aus der Kutsche und stellen sich neben die drei Cowboys von der Skull-Ranch.

Zwei dunkle Schatten gleiten zwischen den sich im sanften Wind wiegenden Büschen hervor. Irgendwo wiehern Pferde. Der Ruf eines Käuzchens durchschneidet die nächtliche Stille.

Die beiden Banditen bleiben zwei Pferdelängen entfernt stehen. Sie haben ihre Halstücher bis über die Nasen gezogen. Kalte Augenpaare richten sich auf die sieben Reisenden und auf die beiden Postkutschenbegleiter, die mit erhobenen Händen auf dem Kutschbock sitzen.

»Wir sind nicht allein, Amigos«, sagt einer der Outlaws mit frostiger Stimme. »Unsere Freunde haben euch genau im Visier. Und nun solltet ihr eure Taschen ausleeren und wirklich auch nichts vergessen, was für uns interessant sein könnte. Der Dicke wird alles in seinem Stetson einsammeln.«

Brazos brummt schon wieder wütend. Er lässt sich gerade noch von seinen Freunden gefallen, Dicker genannt zu werden. Aber diese beiden Halunken wirken wie ein rotes Tuch auf den Schmied der Skull-Ranch.

»Los, Bulle«, sagt Shorty. »Mach dich an die Arbeit.«

Brazos bleibt keine andere Wahl, als dem Befehl des Postkutschenräubers zu folgen. So nimmt er seinen breitkrempigen Stetson vom Kopf und marschiert von einem zum anderen und hält ihnen seinen Hut entgegen.

So sammelt er Geldbörsen, Brieftaschen, Taschenuhren und ein paar Eheringe ein.

Als er zu den Banditen laufen will, klirrt sofort eine harte Stimme: »Du hast dich selbst vergessen, Dicker. Wenn du deinen Obolus entrichtet hast, dann legst du den Hut auf den Boden. Ich werde ihn mir dann selbst holen.«

Brazos stößt einige lästerliche Flüche aus, die wohl auch einen abgebrühten Mulitreiber hätten erröten lassen und fingert dann aus seiner Westentasche einen Dollar hervor, den er wütend in den Hut wirft.

»Ist das alles?«, fragt einer der Banditen, der groß und schlank, ja sogar schon fast dürr wirkt.

»Mehr habe ich nicht«, grollt Brazos Stimme. »Und nun werde ich in Golden City anschreiben lassen müssen, weil ich vollkommen blank bin. Oh, ich könnte...«

Brazos bricht ab, macht kehrt und geht zu den anderen Leidensgefährten zurück, die noch immer mit erhobenen Händen vor der Kutsche stehen.

Während sie der hagere Bandit nicht aus den Augen lässt, tritt ein kleiner Bursche näher und greift den Stetson vom Boden. Doc Smokys Augen verengen sich leicht, denn er sieht, dass dem Outlaw das erste Glied am rechten Mittelfinger fehlt.

Und der Oldtimer denkt: Dich werde ich unter tausend anderen Burschen wieder herausfinden. Darauf kannst du dich verlassen.

Der Bandit verschwindet mit der Beute, tritt dann mit einem weiteren Halunken zwischen den Büschen hervor und tritt zu dem Sechsergespann. Die Pferde tänzeln nervös auf den Hufen und legen sich hin und wieder ins Geschirr, als könnten sie es nicht erwarten, die Fahrt fortzusetzen.

Die beiden Strolche richten ihre Revolver auf Old Sam und seinen Begleiter.

»Kommt schon herunter vom Kutschbock«, knurrt einer der beiden Outlaws. »Dann werdet ihr die Pferde ausspannen. Wir nehmen die Tiere mit. Viel gab es ja nicht bei euch zu erben.«

Old Sam blickt aus entsetzten Augen auf die beiden Strolche, die bestimmt hinter den vor Mund und Nase geschobenen Halstüchern grinsen.

»Das könnt ihr doch nicht tun, Jungs«, sagt der Alte versöhnlich. »Wir brauchen die Pferde, sonst sitzen wir hier fest. Bis zur nächsten Relaisstation sind es viele Meilen, und ich...«

»Halt die Klappe, Alter!«, faucht einer der Burschen. »Entweder du kommst vom Kutschbock runter, oder ich verpasse dir eine Unze Blei. Du hast die freie Auswahl.«

Was bleibt dem alten Driver anderes übrig, als dem Befehl zu folgen. Er springt vom Kutschbock. Sein Begleiter folgt ihm. Dann spannen sie die sechs Pferde aus, die einer der Outlaws fortführt.

Der großgewachsene Bandit sagt dann: »Ihr dürft wieder einsteigen, Jungs. Wir verduften. Euch wünsche ich eine angenehme Fahrt.«

Sein Gelächter wirkt nicht ansteckend.

Noch immer geht es hoch her im Nugget-Saloon von Golden City. Die Gemüter der vielen Männer wollen sich einfach nicht beruhigen. Gesprächsthema Nummer eins ist nach wie vor der Wahrsager oder Hellseher, der sich der Große Shadow nennt.

Einige Männer haben sich schon jetzt auf seine Seite geschlagen und glauben an ihn, während andere dies alles strikt ablehnen.

Plötzlich verstummen alle Gespräche, denn der Große Shadow ist oben an der Treppe aufgetaucht. Wieder wirkt er irgendwie unheimlich in seiner fremdländischen Kleidung.

Der Rubin an der goldenen Kette auf seiner Brust funkelt wie das blutig rote Auge eines Zyklopen.

Langsam schreitet der Große Shadow die Treppenstufen herunter und bleibt auf der drittletzten Stufe stehen. Plötzlich breitet er beide Hände aus.

Es ist nun so still, dass man nur das Atmen der Männer vernimmt, die mit offenstehenden Mündern auf den Hellseher starren.

»Schlimmes ist geschehen«, verkündet der Große Shadow nun mit dumpfer Stimme. »In diesen Minuten wird die Postkutsche, die auf dem Weg nach Golden City ist, überfallen.«

Seine Augen, die nun an gefrorene Eiskristalle erinnern, richten sich auf die Männer, die plötzlich erschauern.

»Es sind drei Banditen, die die Kutsche überfallen. Tote hat es keine gegeben.«

Der Hellseher schließt nun die Augen. Es scheint, als lausche er in sich hinein.

Dann fährt er mit monotoner Stimme fort: »Sie rauben die Reisenden aus und stehlen die Pferde. Ich sehe es ganz deutlich vor meinem inneren Auge. Die Kutsche kann nicht fahren, außer einige von euch bringen ihr ein frisches Gespann.«

Der Große Shadow öffnet nun wieder die Augen. Die maskenhafte Starre auf seinem Gesicht verschwindet. Noch immer sind seine Augen wie in weite Fernen gerichtet.

Einer der Digger erhebt sich plötzlich. Furchtlos tritt er auf den Wahrsager zu.

»Ich glaube dir kein Wort«, poltert er dann auch schon los. »Du willst uns hereinlegen. Ich wette mit dir jeden Betrag, dass die Stage Coach in einer Stunde hier pünktlich eintreffen wird. Na, nimmst du die Wette an?«

Der bullige Goldgräber grinst nach seinen respektlosen Worten und sieht sich dann Beifall heischend um.