Skull-Ranch 119 - Frank Callahan - E-Book

Skull-Ranch 119 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Schon oft hat das "Kleeblatt" von der Skull-Ranch - Doc Smoky, Brazos und Shorty - für John Morgan eine Pferdeherde verkauft. Auch diesmal läuft das Geschäft reibungslos ab. So wenigstens denken die drei Freunde. Doch die zehntausend Dollar, die sie für hundert prächtige Zuchtpferde erhalten, sind falsch!
Aber das merken Smoky, Brazos und Shorty erst, als sie die Greenbucks in der Bank von Parson deponieren wollen. Und daraufhin als Geldfälscher im Jail der Stadt landen ...


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Inhalt

Cover

Dollar-Haie

Vorschau

Impressum

Dollar-Haie

von Frank Callahan

Schon oft hat das »Kleeblatt« von der Skull-Ranch – Doc Smoky, Brazos und Shorty – für John Morgan eine Pferdeherde verkauft. Auch diesmal läuft das Geschäft reibungslos ab. So wenigstens denken die drei Freunde. Doch die zehntausend Dollar, die sie für hundert prächtige Zuchtpferde erhalten, sind falsch!

Aber das merken Smoky, Brazos und Shorty erst, als sie die Greenbucks in der Bank von Parson deponieren wollen. Und als sie als Geldfälscher im Jail der Stadt landen...

»Hier sind die zehntausend Dollar, Leute«, sagt der Pferdehändler und überreicht Doc Smoky einen dicken Briefumschlag. »Du solltest hier an Ort und Stelle genau nachzählen, damit es hinterher keine Schwierigkeiten gibt.«

Der Koch der Skull-Ranch nickt, schiebt seinen riesigen Lederhut in den Nacken und greift nach dem Umschlag. Brazos und Shorty treten näher.

Die drei Cowboys von der Skull-Ranch zählen das Geld und grinsen zufrieden, als sie genau auf den Betrag kommen.

»Alles in Ordnung, Mr. Carpenter«, sagt Doc Smoky mit krächzender Stimme. »Sie haben diese prachtvollen Pferde erhalten und wir den vereinbarten Betrag. So, und nun können Sie uns ruhig einen Drink spendieren, denn wir haben in den letzten Tagen nichts anderes als Staub geschluckt.«

Tyron Carpenters volle Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Dann streicht er sich lässig über seinen buschigen Oberlippenbart und deutet auf die angelehnte Tür des Blockhauses.

»Das geht schon in Ordnung, Jungs. Auf einen Schluck soll es mir nicht ankommen. Den spendiere ich gern. Ihr solltet eurem Boss ausrichten, dass ich auch weiterhin an solchen Rassepferden interessiert bin. Es ist wirklich ausgezeichnetes Material. Und ihr könnt mir glauben, dass ich eine ganze Menge von Pferden verstehe.«

Das Skull-Kleeblatt, wie die drei Cowboys auch hin und wieder genannt werden, marschiert auf die Blockhütte zu. Dann setzten sie sich um den rohgezimmerten Tisch, während Tyron Carpenter Gläser und eine Whiskyflasche aus einem Wandregal nimmt.

Sekunden später prosten sich die vier Männer zu.

»Sie sollten noch einmal die Luft aus den Gläsern lassen«, sagt Brazos und strahlt übers ganze Gesicht. »Auf einem Bein steht man schlecht. Und bis zur nächsten Stadt sind es etliche Meilen.«

Er schiebt dem Pferdehändler das leere Glas hinüber, der es grinsend auffüllt. Natürlich erhalten auch der kleine Shorty und Doc Smoky nochmals gefüllte Gläser.

»So, dann wollen wir uns auf den Heimweg machen«, sagt Doc Smoky und erhebt sich. »Vor uns liegen ungefähr hundert Meilen. Dieses Mal wird es aber einfacher sein, denn wir brauchen keine halbwilden Mustangs zu treiben. Und John Morgan werden wir berichten, dass Ihnen die Pferde zugesagt haben. Lassen Sie uns eine Nachricht zukommen, wenn Sie weitere Pferde benötigen.«

Die vier Männer treten vor die Blockhütte. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne tauchen das bergige Land in blutroten Schein. Und es kann nicht mehr lange dauern, bis die orangenfarbene Scheibe hinter den Gipfeln der Rocky Mountains untergegangen ist.

»Die nächste Stadt ist Parson, nicht wahr, Mr. Capenter?«, fragt Doc Smoky. »Wir werden dort übernachten und von dort aus die nächste Postkutsche nehmen. Mit ihr erreichen wir die Skull-Ranch schneller, als wenn wir die Entfernung auf den Pferderücken zurücklegen.«

»Gewiss, Jungs. Von Parson fahren täglich zwei Stage Coachs in Richtung Denver. Und von dort aus ist es ja dann nur noch ein Katzensprung bis ins Bluegrass Valley.«

Carpenter schüttelt den drei Cowboys die Hände und stiefelt in die Blockhütte zurück. Shorty, Brazos und Doc Smoky aber klettern in die Sättel ihrer Pferde und reiten los.

Schon bald liegt das kleine Tal hinter ihnen. Bis nach Parson sind es ungefähr zehn Meilen.

»Ich habe schon wieder Appetit auf einen Whisky«, sagt Brazos und leckt sich über die Lippen. »Ehe wir uns in der Stadt in die Falle hauen, genehmigen wir uns erst noch einen Schluck, Smoky. Du hast doch nichts dagegen, Alter?«

Der Oldtimer verzieht das Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. Wenn er etwas nicht leiden kann, dann ist es, wenn man ihn »Alter« tituliert.

»Ich habe nichts dagegen, du Fettkloß«, krächzt er dann. »Wenn du mich aber noch mal Alter nennst, dann kannst du etwas erleben. Mit dir nehme ich es noch lange auf, Brazos. Als ich so alt wie du gewesen bin, da...«

Shorty hält sich plötzlich die Ohren zu und sagt mit seiner etwas schrillen Stimme: »Halte uns nur keine Vorträge, was für ein toller Hecht du vor zwanzig Jahren gewesen bist. Das hast du uns schon mehr als hundertmal klarzumachen versucht. Wir sollten uns lieber ein wenig auf unsere Umgebung konzentrieren, denn wir schleppen immerhin zehntausend Bucks mit uns herum. Und es sind schon viele Männer für weniger Geld über den Jordan geschickt worden.«

Doc Smoky erschrickt, und auch Brazos Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse. Er tastet unwillkürlich zum Scabbard, wo seine Winchester steckt.

»Hör mit deiner verdammten Unkerei auf, Shorty«, stößt er dann scharf hervor. »Du kannst einem ja die ganze gute Laune verderben. Außer Carpenter und seinen Leuten weiß niemand davon, dass wir so viele Greenbucks mit herumschleppen. Glaubst du vielleicht, dass uns der Pferdehändler die Dollars wieder abnehmen lässt?«

»Ich habe schon Pferde kotzen sehen, Dicker«, meint der kleingewachsene Cowboy bedächtig. »Du weißt, dass zehntausend Dollar eine riesige Summe sind. Vielleicht treibt dieser Carpenter ein hinterhältiges Spiel mit uns.«

Doc Smoky schüttelt den Kopf.

»So schätze ich den Mann nicht ein, Shorty. Er hat einen guten Eindruck auf mich gemacht.«

»Wir sollten trotzdem vorsichtig sein«, sagt Shorty ernst. »Wenn man uns abknallt, die Dollars an sich nimmt und uns irgendwo verscharrt, dann kräht kein Hahn mehr nach uns. Und Carpenter würde seine Quittung vorzeigen, dass er uns das Geld übergeben hat.«

Nun werden auch Brazos und Doc Smoky nervös. Sie sehen sich um. Vor und seitwärts von ihnen ragen Bäume und Felsschroffen gegen den immer dunkler werdenden Himmel. Farne und Büsche säumen den schmalen Reitweg.

Es gibt genügend Verstecke, um einen Hinterhalt zu legen. Doc Smoky zügelt plötzlich sein Pferd.

»Nun hast du es geschafft, du kleiner Giftzwerg«, sagt er grimmig. »Wir werden nun hinter jedem Felsbrocken und hinter jedem Dickicht einen Heckenschützen vermuten.«

Er zieht nach diesen Worten sein Gewehr aus dem Scabbard und treibt seinen grauen Wallach an.

Diese Bewegung rettet Doc Smokys Leben.

Die ihm zugedachte Kugel sirrt nur haarscharf am Kopf des Oldtimers vorbei und gräbt sich in den Stamm einer Colorado-Zeder. Weitere Schussexplosionen zerreißen die Stille.

Smoky, Brazos und Shorty handeln reaktionsschnell. Sie kennen keine Schrecksekunde, denn zu oft in ihrem Leben haben sie kämpfen müssen, um ihr Leben zu retten.

Sie werfen sich aus den Sätteln, rollen sich über den Boden und gelangen hinter Büsche und Felsen, die ihnen Deckung bieten.

Noch immer peitschen Schüsse auf.

»Ich habe es geahnt«, flüstert Shorty. »Nun sitzen wir in der... äh... Patsche. Und ihr Knallköpfe wolltet mir einfach nicht glauben. Nun haben wir die Bescherung.«

»Halte endlich deine Klappe«, faucht Brazos. »Bis jetzt haben wir ja Glück gehabt. He, Alter, hast du etwas abgekriegt, weil du so still bist?«

»Mir geht es gut«, ächzt Doc Smoky und fährt sich über seinen verlängerten Rücken. »Ich bin nur auf einen spitzen Stein gefallen, der mir...«

Er bricht ab und jagt nun Kugel und Kugel zu einem huschenden Schatten hinüber, der zwischen einigen Salbeibüschen aufgetaucht ist und auf einen Felsen zuläuft.

Die heiße Saat des Oldtimers verfehlt. Smoky flucht lästerlich und rollt sich dann zur Seite, als zwei Gewehre aufpeitschen und die Geschosse gegen den Felsen schlagen, hinter dem der Oldtimer in Deckung gegangen ist.

Nun feuern Shorty und Brazos. Zum Glück hatten sie ihre Gewehre bereits in den Händen gehalten, als sie so schnell die Sättel verlassen mussten.

»Wir haben es mit drei Höllenhunden zu tun«, sagt Brazos während einer Feuerpause. Seine Zähne mahlen. Und der Schmied der Skull-Ranch fühlt einen immer heißer werdenden Zorn in sich aufsteigen.

»Den Halunken werden wir das Fürchten beibringen«, sagt Shorty. »Die Burschen hätten nur eine Chance gehabt, wenn sie uns mit den ersten Kugeln erwischt hätten. So aber werden wir sie auf Distanz halten, oder ihnen so viel Blei zu schlucken geben, dass es ihnen wieder zu den Ohren herauskommen wird.«

Die drei Cowboys lauern in die Dunkelheit, die sich inzwischen wie ein schützender Mantel über die Wildnis gelegt hat. Von irgendwoher erklingt der klagende Ruf eines Käuzchens.

Sonst herrscht Stille.

Nichts deutete darauf hin, dass nur wenige Yards entfernt drei zu allem entschlossene Outlaws lauern, die das Leben der Skull-Cowboys auslöschen wollen.

Es vergehen mehr als fünf Minuten.

Die drei Männer von der Schädel-Ranch werden nervös. Sie ahnen, dass sich ihre drei Gegner nun wie lautlose Phantome anschleichen, um dann gnadenlos zuzuschlagen.

»Das schmeckt mir überhaupt nicht«, knurrt Doc Smoky. Er schielt dabei zu ihren Pferden, die einige Yards weitergelaufen sind und in der Nähe eines Dickichts angehalten haben.

Brazos reißt plötzlich sein Gewehr hoch. Dann peitscht seine Winchester auch schon auf.

Er legt einen Fächer in ein nahes Buschwerk. Nachdem die Schüsse verklungen sind, vernehmen die Cowboys, einen gellenden Aufschrei, der gleich darauf in ein klagendes Wimmern übergeht.

»Wenigstens einer dieser Hundesöhne hat es erwischt«, schnauft Brazos zufrieden. Seine Worte sind kaum verklungen, als nun auch Shorty und Doc Smoky zu schießen beginnen.

Und wieder erschallt ein Schmerzensschrei, der den drei Männern durch Mark und Bein geht. Sie wissen nun, dass sie auch den zweiten Angreifer wenigstens verwundet haben.

»Wir hauen ab, Jungs!«, befiehlt der Oldtimer dann. Und die drei Cowboys handeln nun wie ein eingespieltes Team. Sie feuern, was ihre Gewehre hergeben und jagen auf ihre Pferde zu, als wäre der Leibhaftige persönlich hinter ihnen her.

Sie erreichen wohlbehalten die Tiere, werfen sich in die Sättel und reiten davon. Schon bald verschwinden sie hinter einigen Felsen.

»Das ist aber trotzdem sehr knapp gewesen«, sagt Doc Smoky. Er nickt seinem kleingeratenen Gefährten zu. »Gut, dass du diese Ahnung gehabt hast, Kleiner. Das will natürlich nicht heißen, dass Carpenter wirklich mit dieser Angelegenheit etwas zu tun hat. Fest steht aber, dass uns drei hinterhältige Bastarde an den Kragen wollten. Und bestimmt wussten sie von den Bucks, die wir mit uns führen. Wir sollten nun so schnell wie möglich Parson erreichen, dort das Geld auf der Bank einzahlen, damit es nach Golden City überwiesen wird. Vorher werden wir nicht aus dem Schneider sein.«

Brazos und Shorty nicken nur. Sie treiben ihre Pferde noch mehr an. Hin und wieder sehen sie sich in den Sätteln um, können aber keine Verfolger entdecken.

Es sieht wirklich so aus, als haben ihre drei Gegner aufgegeben, von denen zwei verwundet sein müssen.

Eine Stunde vergeht ohne Zwischenfälle, ehe Doc Smoky sein schweißglänzendes Pferd zügelt. Shorty und Brazos sehen den Oldtimer fragend an, der sich aus dem Sattel schwingt.

»Ich muss mal, Jungs«, sagt er grinsend. Dann verschwindet er hinter einigen Wacholdersträuchern.

»Setz dich nur nicht in einen Ameisenhaufen oder in Brennnesseln!«, ruft Shorty. Dann sagt er zu Brazos: »Oh, ich würde zu gerne herausfinden, ob dieser Carpenter seine Hände in der Sache hat. Wenn es wirklich so ist, dann erhält dieser Bursche keine Pferde mehr von der Skull-Ranch. Ich werde dem Boss auf jeden Fall alles erzählen.«

Doc Smoky schiebt sich zwischen den Büschen hervor und streift sich seine Hosenträger über. Er muss Shortys Worte gehört haben und nickt dem kleingewachsenen Freund zu.

»Carpenter weiß, dass wir in Parson übernachten wollen. Wir müssen sehr auf der Hut sein, damit wir nicht doch noch in Schwierigkeiten geraten.«

»Vielleicht hat die Bank noch geöffnet«, meint Brazos. »Dann wären wir wenigstens das Geld los.«

Er blickt Smoky misstrauisch an.

»Hast du vielleicht vor, überhaupt nicht in die Stadt zu reiten, Alter? Mann, o Mann, und ich habe mich so sehr auf einen Drink gefreut. Das kannst du mir nicht antun.«

»Wir reiten erst mal weiter«, bestimmt der Oldman. »Wenn die Bank geöffnet hat, ist ja alles klar. Dann wird sich herumsprechen, dass wir die Bucks abgeliefert haben.«

Die drei Cowboys von der Skull-Ranch reiten weiter. Und es dauert nicht mehr lange, dann sehen sie die ersten Lichter von Parson zwischen den Hügeln auftauchen.

Einige Minuten später reiten sie die staubige Mainstreet entlang. Es herrscht noch ziemlich viel Betrieb auf den Straßen und Gassen.

Aus den Saloons dringt Stimmenlärm an ihre Ohren. Sie sehen auch ein Restaurant, das noch geöffnet hat. Brazos läuft das Wasser im Munde zusammen, als er wie ein Kaninchen schnuppert und aromatischen Geruch in die Nase bekommt.

»Wir sollten erst etwas essen und uns dann einen Whisky genehmigen!«, ruft er. »Zum Henker, ich werde drei riesige Steaks verdrücken, dass dem Wirt nur so die Augen übergehen werden.«

»Zuerst reiten wir zur Bank«, sagt Doc Smoky und hält auf das Bankgebäude zu. Dann flucht er, denn er kann schon jetzt erkennen, dass dort alles dunkel ist.

Trotzdem reiten die drei Jungs von der Skull-Ranch weiter und binden die Pferde am Hitchrack vor der Bank an. Doc Smoky stiefelt auf die Eingangstür zu, rüttelt an der Klinge und schlägt dann donnernd mit den Fäusten dagegen.

Brazos und Shorty sind bei den Pferden stehengeblieben. Der Ranchschmied wirft begehrliche Blicke zum Restaurant hinüber. Und in seinem Magen rumort es, als streiten sich dort einige Wölfe um eine nicht vorhandene Beute.

Nun flucht Doc Smoky lästerlich und schlägt nochmals mit der Faust gegen die Tür.

Er zuckt zusammen, als hinter ihm eine harte Stimme erschallt. Smoky wirbelt herum und starrt in die dunklen Mündungen einer auf ihn gerichteten Parker Gun.

»Wenn das ein Banküberfall sein soll, Alter, dann stellst du dich aber verdammt dämlich an!«

Diese Worte sagt ein schon älterer Mann, auf dessen Jacke der Blechstern eines Sheriffs funkelt.

»Bleibt nur, wo ihr seid, Jungs!«, ruft er dann Brazos und Shorty zu, die heraneilen wollten, nun aber abrupt stehenbleiben und den Gesetzeshüter mit offenstehenden Mündern anstarren.

»Unsinn«, sagt Doc Smoky mit krächzender Stimme. »Das ist natürlich kein Überfall, Sheriff. Und ich nehme an, dass du dir nur einen Scherz erlaubt hast.«

Der Sternträger gleitet näher. Noch immer sind die Doppelläufe des Schrotgewehrs auf den Oldtimer gerichtet, der mit hängenden Armen dasteht und keine verdächtige Bewegung riskiert.

»Ich muss in die Bank, Sheriff«, sagt Doc Smoky dann. »Ich will viel Geld einzahlen, damit man es uns nicht abnimmt. Wir haben eine Pferdeherde verkauft. Unterwegs haben schon einige Höllenhunde versucht, uns die Greenbucks abzunehmen. Und wir möchten kein Risiko eingehen. Das wirst du doch verstehen.«

Der Gesetzeshüter nickt.

»Dann zeig mal die Scheinchen, Alter. Wenn du mich aber auf den Besen laden willst, dann bist du an den Falschen geraten. Das verspreche ich dir ganz feierlich.«

Doc Smoky holt den Umschlag aus seiner Jackentasche, öffnet ihn und lässt den Sheriff den Geldsegen sehen.

»Okay, Oldman, aber du hast Pech. Die Bank ist geschlossen und wird auch heute nicht mehr öffnen. Tut mir leid.«

Doc Smoky zieht seine Hose mit einer ruckartigen Bewegung in die Höhe. Sein verwittertes Piratengesicht gleicht nun einer einzigen Kraterlandschaft, als er nachzudenken beginnt.

»Hör zu, Sheriff«, sagt er. »Es müsste dir doch möglich sein, irgendeinen Mitarbeiter der Bank aufzutreiben, damit ich die Dollars einzahlen kann. Ich lade den Gent dann auch zu einem Drink ein. Ich möchte doch nur nicht die Menge Geld mit herumschleppen. Und für dich wäre es auch gut, denn dann würdest du keinen Ärger hier in deiner Stadt bekommen.«

Der Sternträger denkt kurz nach.

»Okay, Alter, das lässt sich einrichten. Es wird wohl eine halbe Stunde dauern, bis ich Clark Fisher von seiner Rosy losgeeist habe. Ihr solltet euch in der Zwischenzeit einen Drink genehmigen. Ich sage euch dann Bescheid. Einverstanden?«

»Okay, Sheriff, natürlich laden wir auch dich zu einem Schluck Whisky ein, wenn du nichts dagegen hast.«

Tim Burrought, der Sheriff von Parson, schmunzelt und fährt sich über seinen buschigen Oberlippenbart, der ihm das Aussehen eines Walrosses gibt.

»Gegen einen Whisky habe ich nichts einzuwenden, Jungs. Ich suche nun Mr. Fisher. Wo werde ich euch finden?«

Brazos und Shorty sind inzwischen herangetreten und haben die Unterredung mitverfolgt.

Brazos sagt sofort: »Wir sind im Restaurant, Sheriff, denn wir haben Hunger wie Bären nach dem Winterschlaf. Sie brauchen sich nicht zu beeilen, denn bis ich gesättigt sein werde, wird einige Zeit vergehen.«

Der Sheriff von Parson nickt.

»Lasst es euch schmecken, Jungs. Und nichts für ungut, dass ich euch im ersten Moment für Bankräuber gehalten habe.«

Er stiefelt davon, während Doc Smoky seinen alten Lederhut in den Nacken schiebt und dann den Kopf schüttelt.

»Ich möchte zu gerne wissen, ob der Bursche das im Ernst meint oder schon wieder einen Scherz gemacht hat.«

Er folgt Brazos und Shorty, die inzwischen auf das Restaurant zueilen. Und auch Smoky verspürt ein nagendes Hungergefühl.

»Okay«, murmelt er. »Dann wollen wir mal testen, was mein Kollege zu bieten hat.«

Brazos schiebt seinen leeren Teller zurück und wischt sich mit dem Handrücken über die fettigen Lippen. Dabei brummt er wie ein satter Bär, der einen ganzen Eimer voll süßen Honig verdrückt hat.

»Das hat geschmeckt, Jungs, nicht wahr?«

»Bist du endlich satt, du verfressener Bulle?«, fragt Smoky. »Ich schäme mich für dich, du Vielfraß. Es hätte wirklich genügt, wenn du vier Steaks verdrückt hättest. Nein, du musstest auch noch ein fünftes bestellen. Alle Gäste starren zu uns herüber.«

So ist es auch.

Einige Männer und Frauen blicken Brazos wie ein Wundertier an, das irgendwo ausgebrochen ist.

»Viele haben Wetten abgeschlossen, ob du noch ein fünftes Steak packst, Dicker«, lässt sich Shorty vernehmen und verstummt dann von einer Sekunde zur anderen, als Brazos zu rülpsen beginnt.