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Die drei Skull-Cowboys, die mit einer Ladung Fleisch nach Golden City gekommen sind, erkennen die Goldgräberstadt nicht wieder.
Der Storekeeper bietet ihnen nur die Hälfte des sonst üblichen Fleischpreises. In den Saloons, wo es früher bei Whisky, Musik und leichten Mädchen hoch herging, sehen sie nur mürrische Gesichter - und Angst.
Als Skull-Vormann Chet Quade feststellt, dass der Town Marshal verschwunden ist, geht er der Sache nach. Bald stößt er auf Paul Hammont und seine Todes-Horde...
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Seitenzahl: 137
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Die Todes-Horde
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Impressum
Die Todes-Horde
von Frank Callahan
Die drei Skull-Cowboys, die mit einer Ladung Fleisch nach Golden City gekommen sind, erkennen die Goldgräberstadt nicht wieder.
Der Storekeeper bietet ihnen nur die Hälfte des sonst üblichen Fleischpreises. In den Saloons, wo es früher bei Whisky, Musik und leichten Mädchen hoch herging, sehen sie nur mürrische Gesichter – und Angst.
Als Skull-Vormann Chet Quade feststellt, dass der Town Marshal verschwunden ist, geht er der Sache nach. Bald stößt er auf Paul Hammont und seine Todes-Horde...
Die Tür sprang knarrend auf. Ein schwergewichtiger Mann mit hochrotem Gesicht schob sich herein und blieb wenige Schritte vor Harolf Tuckers Schreibtisch stehen.
»Kannst du nicht anklopfen?«, fauchte Tucker und nahm seine Füße vom Tisch. In seinen grauen Augen stand Verärgerung. Er erhob sich und rückte seinen Revolvergurt zurecht.
»Tut mir leid, Boss. Es gibt mächtig großen Stunk mit den Minenarbeitern. Sie weigern sich, weiterzuarbeiten.«
»Dir fehlt wohl eine Latte im Zaun, Skinner. Was soll dieser Blödsinn?«
Ted Skinner schnaufte tief und es klang, als ließe eine unter zu viel Druck stehende Lokomotive Dampf ab.
»So ist es aber, Boss. Ich kann es nicht ändern. Ich hab alles versucht, um die Digger umzustimmen, doch es war vergebens. Sie haben die Arbeit niedergelegt. Die Goldförderung ruht.«
Harolf Tucker stierte den bulligen Burschen wie ein seltenes Insekt an und schüttelte lässig den Kopf.
»Ich bin wirklich nicht in der Stimmung, um mich von dir auf den Arm nehmen zu lassen. Es ist doch bisher alles in bester Ordnung gewesen.«
Ted Skinner grinste kläglich, zupfte an seinem buschigen Oberlippenbart und sagte: »Sie können davon nichts wissen, Mr. Tucker, denn Sie sind erst seit wenigen Tagen hier bei uns. Ihr Vater kennt die Probleme genau. Die Stollenabsicherungen sind zu schwach. Es hat schon verschiedene Einbrüche gegeben und natürlich auch Tote. Die Minenarbeiter fordern bessere Arbeitsbedingungen. Sie wollen einfach nicht mehr tagtäglich ihr Leben riskieren, wenn sie wie Maulwürfe in der Mine schuften.«
Harolf Tucker lief mit stampfenden Schritten in der Blockhütte auf und ab. Plötzlich blieb er vor Skinner stehen.
»Fein, dass ich wenigstens jetzt etwas von diesen Dingen höre. Und wie soll es weitergehen?«
»Ricky Vaughn, das ist der Vorarbeiter, möchte Sie sprechen und mit ihnen verhandeln. Er hat das Sagen bei den Arbeitern. Er schickt mich, um eine Unterredung zu vereinbaren.«
Tucker ließ sich auf seinen ächzenden Schreibtischstuhl fallen und blickte Ted Skinner nicht gerade begeistert an.
»Hat das nicht Zeit, bis mein Vater da ist? Ich verstehe doch von dem Kram überhaupt nichts.«
»Bis Ihr Vater wieder die Geschäfte übernehmen kann, werden Wochen, vielleicht sogar Monate vergehen, Boss. Sie wissen selbst, wie krank er ist.«
Das lange Schweigen zerrte an Skinners Nerven, denn sein junger Boss saß nur regungslos da und starrte düster auf seine staubigen Stiefel, die er erneut auf den Schreibtisch gelegt hatte.
»Was soll ich tun?«, fragte Harolf Tucker plötzlich. »Ja und Amen zu allem sagen? Die Mine wirft sowieso nicht mehr viel ab. An Vaters Stelle hätte ich den ganzen Betrieb längst eingestellt.«
Ted Skinner zog sich einen Stuhl herbei und ließ seinen massigen Körper vorsichtig darauf fallen. Dann schüttelte er entschieden seinen Kopf, der noch immer an eine überreife Tomate erinnerte.
»Das geht nicht, Mr. Tucker. In der Mine steckt noch eine ganze Menge von dem gelben Dreck. Das haben Experten, die ihr Vater kommen ließ, bewiesen. Außerdem ist es die beste und größte Goldmine im weiten Umkreis von Golden City hier in Colorado. Es gibt immer wieder eine Durststrecke, um es einmal so auszudrücken.«
Harolf Tucker blickte den dicken Mann vor sich verwundert an. Scheinbar hatte er nicht erwartet, dass sich Skinner so gewählt ausdrücken konnte.
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie ich mich bei diesem Vorarbeiter verhalten soll. Was würde es denn kosten, die Stollen sicherer zu machen?«
Ted Skinner nagte an seiner wulstigen Unterlippe. Die Frage behagte ihm nicht.
»Viele tausend Dollar, Mr. Tucker, wenn man auch den Produktionsausfall rechnet. Ihr Vater wehrte sich immer dagegen. Das nur zu Ihrer Information.«
»Okay, Skinner, wann will mich dieser Vaughn sprechen?«
»So schnell wie möglich, Boss. Vielleicht können Sie den Vorarbeiter umstimmen. Es gibt doch immer Mittel und Wege, um einen Mann auf andere Gedanken zu bringen.«
Ted Skinner lächelte und rieb den Zeigefinger gegen den Daumen. Diese Bewegung war eindeutig. Harolf Tucker nickte mehrmals.
»Gut, in einer Stunde. Ich erwarte vorher noch Besuch. Bringe diesen Vaughn her und bleibe in der Nähe, falls es größeren Ärger gibt. Du verstehst mich?«
Der schwergewichtige Mann nickte. Sein Gesicht nahm wieder eine halbwegs normale Farbe an. Er legte seine Hand auf den Griff seines Revolvers und lächelte.
»Das geht in Ordnung, Boss. Sie können sich felsenfest auf mich verlassen.«
»Hallo, Mr. Tucker.«
Der Minenboss erhob sich und reichte dem untersetzten Mann freundlich die Hand.
»Nehmen Sie Platz, Mr. Hammont. Ich habe Sie bereits erwartet. Ich finde es nett von Ihnen, extra den Ritt von Golden City nach hierher auf sich genommen zu haben.«
Paul Hammont lächelte spöttisch. Er trug einen Prinz-Albert-Anzug, ein mit Rüschen besetztes Hemd und wirkte auch sonst wie ein Kartenhai.
Er wischte sich über seinen kurzgestutzten Schnurrbart, der einen Hauch von Verwegenheit auf sein spitznasiges und bleich wirkendes Gesicht zauberte.
»Das ist doch selbstverständlich, Mr. Tucker. Immerhin schulden Sie mir zehntausend Dollar, die Sie beim Pokern verloren haben. Der Schuldschein wird übermorgen fällig. Was bleibt mir anderes übrig, als mich um diese Sache persönlich zu kümmern. Meine Leute wollte ich damit nicht beauftragen. Die Jungs gehen meistens ein wenig hart mit meinen Schuldnern um. Und das wollte ich bei Ihnen vermeiden.«
Paul Hammont lächelte selbstgefällig, als er sah, dass der Minenboss die unterschwellige Drohung verstanden hatte. Er setzte sich und schlug die Beine übereinander.
Harolf Tucker faltete die Hände ineinander. Er wirkte noch nervöser als sonst. In seinem Gesicht zuckte es. Hart presste er die vollen Lippen aufeinander.
»Whisky?«, fragte er dann.
»Keine Umstände, Mr. Tucker. Ich will nur wissen, ob ich übermorgen mit den zehntausend Bucks rechnen kann. Es ist sehr viel Geld. Auch ich habe meine Verbindlichkeiten, die ich begleichen muss. Ich erwarte eine klare Antwort von Ihnen.«
Tucker trommelte mit den Fingern der rechten Hand auf seiner Schreibtischplatte. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen schlanken Körper. Er sah Paul Hammont fest an.
»Tut mir leid, Mr. Hammont. Ich habe alles versucht, doch das Geld nicht zusammenbekommen. Sie wissen, dass mein Vater schwer erkrankt ist. Das ist das Problem. Ich habe keine Vollmachten auf der Bank, um Geld abzuheben.«
Hammonts Gesicht verfinsterte sich, während in seine Augen ein hartes Funkeln trat.
»Das ist weniger schön, Tucker. Und wie haben Sie es sich vorgestellt, Ihre Schulden zu bezahlen?«
»Sie erhalten von mir zweitausend Dollar. Mehr zu zahlen ist mir momentan nicht möglich. Den Rest bekommen Sie nächste Woche. Bis dahin habe ich Bankvollmacht. Ein Bote ist bereits zu meinem Vater unterwegs, um das zu erledigen. Ich bitte Sie, sich noch ein paar Tage zu gedulden.«
Paul Hammont schüttelte den Kopf. Diese Bewegung hatte etwas Endgültiges.
»Tut mir leid, Tucker. Entweder Sie zahlen übermorgen, oder es wird nicht einfach für Sie werden. Ich lasse mich nicht schon wieder vertrösten. Sie wissen genau, dass ich den Schuldschein schon einmal verlängert habe.«
»So hören Sie doch, Hammont. Acht Tage, mehr Zeit brauche ich nicht. Das Geld bekommen Sie auf jeden Fall. Sie erhalten natürlich auch Zinsen für die Fristverlängerung. Ich laufe Ihnen nicht davon, wie Sie wissen.«
»Darum geht es nicht, Tucker. Ich bestehe auf Zahlung, sonst wird es rau für Sie. Mächtig rau, denn ich kann meine Jungs nicht zurückhalten. Und meine Partner haben bisher jeden meiner Schuldner zur Räson gebracht.«
Paul Hammont erhob sich.
»Ich erwarte Sie übermorgen in Golden City. Sie wissen, wo Sie mich finden können. Good bye, Mr. Tucker.«
Hammont verließ das Blockhaus, das in einem Tal nur wenige Meilen von Golden City entfernt stand. Er sah sich zufrieden um. In der Ferne am rechten Talhang waren Stollen zu sehen.
Schienen führten in die Goldmine hinein. Gefüllte Loren mit goldhaltigem Erz standen vor dem Stolleneingang. Er erkannte auch eine Erzzerkleinerungsanlage, die aber außer Betrieb war.
Über drei Dutzend Männer saßen in der Nähe, ohne einen Finger zu rühren.
Paul Hammont zog sich in den Sattel. Zufrieden vor sich hin grinsend ritt er davon. Und er wusste, dass die Sorgen des Minenbosses nicht kleiner geworden waren.
»Ist das wirklich Ihr Ernst?«, fragte Doc Smoky den Besitzer des Generalstores. »Unsere Preise für Rindfleisch sind bisher immer fair gewesen. Ihr Angebot aber spottet jeder Beschreibung. Bestimmt wollen sie mich versch... äh... auf den Arm nehmen.«
Jerry Multing, der Storebesitzer, schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid, Smoky. Mehr ist nicht drin. Beim besten Willen nicht. Die Preise sind gefallen. Die Digger sind nicht mehr bereit, viel Geld auszugeben. Ich kann es nicht ändern.«
»Das darf doch nicht wahr sein«, polterte Brazos los, der neben dem Ranchkoch stand. »Sie bieten uns nur noch die Hälfte von dem, was wir früher gekriegt haben. John Morgan wird damit nicht einverstanden sein.«
Multing zuckte mit den Schultern.
»Ich kann es wirklich nicht ändern, Jungs. Ich verstehe natürlich eure Enttäuschung. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ihr akzeptiert meinen Preis, oder ihr nehmt das Rindfleisch wieder mit. Eine andere Lösung gibt es nicht.«
»Das klingt nach Erpressung«, regte sich Shorty auf und blickte den Storebesitzer unfreundlich an. »Seit Jahren arbeiten Sie und die Skull-Ranch gut miteinander. Wollen Sie das wirklich alles aufs Spiel setzen?«
»Macht es mir doch nicht so schwer, Jungs«, antwortete Jerry Multing mit verkniffenem Gesicht. »Ich kann nicht anders. Das müsst ihr mir glauben. Ladet ihr ab, oder fahrt ihr ins Bluegrass Valley zurück? Entscheidet euch.«
Die drei Cowboys von der Skull-Ranch sahen sich an. Brazos spuckte wütend aus. Shorty starrte Multing noch unfreundlicher an. Doc Smoky schob seinen riesigen Lederhut in den Nacken und legte sein verwittertes Piratengesicht in tausend Falten.
»Okay«, knurrte er wie ein hungriger Wolf. »Sie wissen genau, Multing, dass wir keine andere Wahl haben, als das Fleisch abzuladen und Ihren Preis zu akzeptieren, obwohl es eine verdammte Schweinerei ist. Wenn wir zurückfahren, verdirbt uns das Fleisch. Wir sind extra die ganze Nacht hindurch gefahren, damit wir es frisch bei Ihnen abliefern. Okay, Multing. Sie kriegen das Fleisch zu diesem unfairen Preis. Alles andere muss unser Boss John Morgan entscheiden. Er wird nicht besonders erfreut über diese Angelegenheit sein.«
Jerry Multings Gesicht wirkte ernst. In seinen Augen lag ein hilfloser Ausdruck, den Doc Smoky aber nicht erkannte.
»Ladet ab, Jungs«, sagte Multing. »Ihr kriegt auch hinterher einen Drink von mir. Ich kann nicht anders handeln. Wirklich, Leute. Es tut mir leid.«
»Es wird Ihnen bald noch mehr leidtun«, schnaubte Brazos böse. Er nickte seinen beiden Freunden zu.
»Los, Jungs, bringen wir es hinter uns. Ich bin schon jetzt gespannt, was John Morgan dazu sagen wird.«
»Du wartest draußen, Skinner«, sagte Harolf Tucker zu dem schwergewichtigen Revolvermann, der lässig nickte und die Blockhütte verließ. Der Minenboss wandte sich an einen bärtigen Mann, dem man ansah, dass er tüchtig zupacken konnte.
»Setzen Sie sich, Vaughn. Ich habe gehört, dass es großen Ärger mit den Leuten gibt.«
Ricky Vaughn lächelte grimmig und ließ sich schwer auf den Stuhl vor Tuckers Schreibtisch fallen.
»So kann man es auch nennen, Mr. Tucker«, sagte er mit tiefer Stimme. »Die Arbeit wurde eingestellt. Sie geht erst weiter, wenn die Stollen genügend abgesichert sind. Gestern gab es zwei Tote, als ein Seitengang einstürzte. Das wissen Sie ja bereits. Sie müssen mich und auch die Leute verstehen. Für die paar Dollars, die Sie uns zahlen, können wir nicht auch noch jeden Tag unser Leben riskieren. Versuchen Sie nur nicht, mich mit schönen Worten oder leeren Versprechungen abzuspeisen. Das zieht nicht. Ihr Vater ist bisher immer störrisch wie ein Maulesel gewesen. Bitte entschuldigen Sie diese harte Ausdrucksweise. So ist es aber. Sie sind neu hier, nachdem Sie viele Jahre im Osten gewesen sind. Ich bin sicher, dass Sie mehr Verständnis für unsere Belange haben, als ihr Vater es je hatte.«
Ricky Vaughn schwieg. Für seine Begriffe war es die längste Rede seines Lebens gewesen. Und er hatte vor der Unterredung lang überlegt, was er Tucker sagen wollte.
»Das haben Sie alles prächtig geschildert, Vaughn. Ich verstehe auch, was in Ihnen und den Arbeitern vorgeht.« Harolf Tucker blickte den Vorarbeiter beschwörend an. »Mir sind aber die Hände gebunden. Dad hat noch immer das Sagen. Ich vertrete ihn nur während seiner Abwesenheit. Ehrlich gesagt, ich habe von diesem Geschäft nicht die geringste Ahnung.«
»Sie brauchen nur mit in die Mine zu kommen und sich alles an Ort und Stelle anzusehen«, meinte Vaughn. »Ich übertreibe nicht, Mr. Tucker. Die Stollen können stündlich in sich zusammenbrechen. Dann ist es mit der Erzförderung aus und vorbei, und zwar für lange Zeit. Sie müssten dann viel mehr Geld in das Projekt hineinstecken, als wenn wir die Stollen absichern.«
Harolf Tucker beugte sich zu dem Vorarbeiter hinüber. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
»Um es kurz zu machen, Vaughn, ich verdoppele Ihren Lohn, wenn die Arbeit wieder aufgenommen wird. Haben wir uns verstanden?«
Ricky Vaughn schüttelte ernst den Kopf.
»Es geht nicht um mich, Mr. Tucker. Ich will Ihr Angebot überhört haben. Was nützen mir ein paar Bucks mehr, wenn Menschen sterben müssen. Die Jungs nehmen die Arbeit nicht wieder auf, wenn die Sicherheitsvorkehrungen nicht verbessert werden. Das ist mein letztes Wort. Und nun sollten Sie mitkommen, damit wir die Mine besichtigen.«
Ricky Vaughn erhob sich. Er blickte den jungen Minenboss herausfordernd an.
»Dreitausend Dollar zusätzlich bar auf die Hand. Greifen Sie zu, Vaughn. Das ist ein einmaliges Angebot. Damit sind sie ein gemachter Mann. Ich verlange nur von Ihnen, dass die Erzförderung wieder aufgenommen wird.«
»Nein, Mr. Tucker. Ich müsste mich selbst für ein Schwein halten, wenn ich diesen Vorschlag annehme. Können wir gehen, um die Goldmine zu besichtigen?«
»Was...?«, staunte Brazos und knallte sein leeres Whiskyglas auf den Tresen zurück. »Du bist ja übergeschnappt, Keeper. Ich zahle doch nicht einen halben Dollar für ein Glas mit dieser verdammten Pumaspucke.«
Doc Smoky und Shorty starrten den Salooner erschüttert an, der diesen horrenden Preis verlangt hatte.
»Rückt schon mit den Bucks raus, Jungs, oder ich hole den Marshal. Meine Preise stehen dort auf der Tafel. Und wenn ihr nicht lesen könnt, dann ist es euer Pech.«
Doc Smoky griff nach Brazos' Arm, denn der Schmied der Skull-Ranch wollte über die Theke greifen, um den dürren Barkeeper zu packen und zu sich heranzuziehen.
»Lass das, Dicker. Wir handeln uns nur Ärger ein. Und George Rockwell, der Marshal von Golden City, versteht keinen Spaß. Ich habe keine Lust, in einer Zelle zu schmoren, bis uns John Morgan dort wieder rausholt.«
Brazos bebte am ganzen Körper. Er knallte den geforderten Betrag auf den Tresen.
»Mich siehst du hier nicht mehr, Bohnenstange«, knurrte er bitterböse. »Deine Wucherpreise zahle ich nicht.«
Der Salooner lächelte dünn.
»Woanders kriegt ihr die Drinks auch nicht billiger, Jungs. Tut mir leid.«
»Was ist denn nur in Golden City los?«, wunderte sich der kleinwüchsige Shorty, nachdem sie den Nugget-Saloon verlassen hatten. »Das schmeckt mir alles nicht. Multing bezahlt kaum noch Geld für erstklassige Ware. Hier verlangt man Wucherpreise für einen Whisky. Sind denn alle übergeschnappt?«
»Wir gehen rüber ins Restaurant, Jungs«, verkündete Brazos. Er fuhr sich über seinen vorstehenden Bauch. »Ich habe Hunger. Mächtig großen Hunger und Appetit auf ein riesiges Steak.«
Doc Smoky und Shorty nickten. Die drei Cowboys von der Skull-Ranch überquerten die Mainstreet und näherten sich einem Restaurant. Verlockende Düfte brachten Brazos' Magen zum Knurren.
Er grinste ein wenig verlegen.
»Ein Steak wird wohl nicht genügen«, meinte er. »Gibst du mir die Hälfte ab, Kleiner. Du packst ja nur selten deine Portion. Na, wie sieht es aus, sonst bestelle ich mir gleich zwei Steaks.«
Brazos lief das Wasser im Mund zusammen. Seine beiden Freunde sahen es und lächelten.
»Wir sollten erst mal nach den Preisen fragen?«, sagte Doc Smoky zweifelnd. »Vielleicht verlangt man einen oder auch zwei Dollar für das Essen. Das können wir uns nicht leisten. Ich nehme an, dass alle Preise in Golden City gestiegen sind, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gibt.«
»Ach was«, winkte der Ranchschmied ab. »Wir haben weniger Geld für die Steaks gekriegt, die wir von der Skull-Ranch herangekarrt haben. Folglich muss das Essen auch billiger geworden sein. Ist doch logo, oder etwa nicht?«
»Eigentlich schon«, ließ sich Shorty vernehmen. »Was meinst du, Alter?«
»Abwarten und Tee trinken«, verkündete Doc Smoky. »Wir fragen erst mal die Bedienung, was das Essen kostet.«
So geschah es auch.