Skull-Ranch 150 - Frank Callahan - E-Book

Skull-Ranch 150 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Glutrot leuchteten die Gipfel der Grand Mesa in der Abendsonne. Vor der Relais-Station am Rande des Bluegrass Valley zügelten fünf Reiter ihre schweißnassen und erschöpften Pferde. Es waren harte Burschen, das sah man schon auf den ersten Blick. Die Colts hingen tief an den Oberschenkeln, und die fünf trugen sie bestimmt nicht zur Zierde. Reb Wallton, ein hagerer Mann unbestimmten Alters, nahm seinen staubigen Stetson ab und fuhr sich mit der Hand durch seine schwarze Mähne. "Okay, Männer", sagte er, "wir sind da. Hier wird die Falle zuschnappen ..."


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Inhalt

Cover

Eine Falle für Lorna

Vorschau

Impressum

Eine Fallefür Lorna

von Frank Callahan

Glutrot leuchteten die Gipfel der Grand Mesa in der Abendsonne. Vor der Relais-Station am Ran‍de des Bluegrass Valley zügelten fünf Rei‍ter ih‍re schweißnassen und erschöpften Pferde. Es wa‍ren har‍te Burschen, das sah man schon auf den ersten Blick. Die Colts hingen tief an den Oberschenkeln, und die fünf trugen sie bestimmt nicht zur Zierde.

Reb Wallton, ein hagerer Mann unbestimmten Al‍ters, nahm seinen staubigen Stetson ab und fuhr sich mit der Hand durch seine schwarze Mähne. »Okay, Männer«, sagte er, »wir sind da. Hier wird die Falle zuschnappen ...«

Chuck River, ein noch junger Mann mit abstehenden Ohren und einem Gesicht voller Sommersprossen, grinste lässig.

»Wie gehen wir vor, Reb?«, fragte er. »Nehmen wir den Stationer sofort gefangen oder spielen wir erst einmal die harmlosen Gäste, hinter denen ein langer Ritt liegt?«

»Wir sehen uns erst mal um und orientieren uns, Jungs. Warum sollen wir mit der Tür ins Haus fallen und unnötige Risiken eingehen? Also vorwärts, Männer. Ich sage euch schon rechtzeitig, wann wir loslegen. Okay, Leute?«

Die vier Begleiter des schnurrbärtigen und großgewachsenen Mannes nickten zustimmend. Sie trieben ihre Pferde an und ritten in breiter Front auf die große Blockhütte zu.

Das Licht einiger Kerosinlampen schien durch die Fenster und wies den Reitern den Weg. Sie erreichten die staubige Postkutschenstraße. In einem Korral tummelten sich über ein Dutzend Pferde, die unruhig wurden und ihren Artgenossen entgegen wieherten.

Die Tür zur Relaisstation öffnete sich knarrend. Eine dunkle Gestalt huschte aus der Blockhütte und blieb im Dunklen stehen. Matt blitzte der Lauf eines Gewehres.

Die fünf Reiter ritten weiter, kletterten müde von den Pferderücken und banden die Tiere an einem Hitchrack fest.

»Hallo!«, rief Reb Wallton. »Wir sind auf dem Trail nach Golden City und wollten hier eine Pause einlegen. Können wir bei Ihnen etwas zu essen und zu trinken bekommen?«

Die dunkle Gestalt dicht neben der Tür bewegte sich leicht. Der Gewehrlauf senkte sich.

»In Ordnung, Leute«, antwortete eine dunkle Stimme. »Kommt näher, damit ich euch genauer ansehen kann.«

»Man hält uns wohl für Outlaws!«, rief Chuck River entrüstet und verbiss sich ein Grinsen.

Die fünf Männer stiefelten heran und blieben im zuckenden Lichtschein stehen, der aus der offenstehenden Tür fiel.

Will Shakleford, der Vorsteher der Relaisstation, trat den fünf Männern entgegen.

»Nichts für ungut, Leute«, meinte er. »Man kann aber nicht vorsichtig genug sein. Es treiben sich viele menschliche Raubtiere in der Gegend herum, die es auf meine Pferde abgesehen haben.«

Shakleford blieb vor den fünf Banditen stehen und musterte sie forschend. Die Outlaws grinsten.

Chuck River fuhr sich über seinen Bauch. Die knurrenden Geräusche waren nicht zu überhören.

»Ich habe Hunger wie ein Bär nach dem Winterschlaf«, stieß er hervor. »Hoffentlich können Sie kochen, Mister?«

»Schon gut«, winkte Shakleford ab. »Dafür ist meine Tochter Brenda zuständig. Und sie wird euch ein Abendessen zubereiten. Whisky oder Kaffee könnt ihr auch kriegen. Also rein mit euch in die gute Stube. Tut mir leid, dass ich euch Misstrauen entgegengebracht habe.«

Reb Wallton lachte glucksend.

»Schon in Ordnung, Mister. Man kann nie vorsichtig genug sein. Das verstehen wir.«

Die fünf Banditen drängten in die Pferdewechselstation hinein. Sie sahen sich um, erkannten einige Stühle und Tische vor einem Tresen und setzten sich.

Will Shakleford folgte den fünf Männern, nickte ihnen zu und legte seine Schrotflinte auf die Theke.

»Whisky?«, fragte er.

»Wenn die Pumaspucke trinkbar ist, dann her damit!«, rief Dan Wolters, ein schon älterer Bursche mit bärtigem Gesicht und schlechten Zähnen.

Shakleford brachte die Getränke und nahm die Bestellung für das Abendessen auf. Er verschwand durch eine Tür.

Die Outlaws sahen sich an.

»Eine Tochter ist noch da, Jungs. Das haben wir zwar gewusst, aber bestimmt gibt es auch noch einen Gehilfen, der sich irgendwo draußen bei den Pferden aufhält. Wir erledigen unsere Aufgabe leicht und locker. Zuvor lassen wir es uns aber schmecken.«

Wallton grinste spöttisch und griff nach seinem Glas. Die fünf Halunken prosteten sich zu. Und sie tranken auf das Gelingen ihres Plans. Wie es aussah, konnte kaum etwas schiefgehen.

»Zum Henker, Jungs«, kreischte Doc Smoky, der vor seiner Küche stand und beide Hände in die Hüften stemmte. »Holt euch euer Abendessen oder ich schütte alles wieder weg!«

Natürlich meinte es der Ranchkoch nicht ernst. Es gehörte nun einmal dazu, um die Jungs von der Skull-Ranch auf Trab zu bringen. Es dauerte auch nur einige Sekunden, dann verließen die ersten Cowboys das Bunkhouse.

Brazos, der schwergewichtige Ranchschmied, drängte sich nach vorn und rempelte dabei den kleinwüchsigen Shorty an, der sich beinahe auf sein Sitzleder gesetzt hätte, wenn nicht Jimmy Twodance in letzter Sekunde zugegriffen hätte.

Shorty jaulte wie ein betrunkener Indianer und musste von den übrigen Cowboys zurückgehalten werden, als er sich auf Brazos stürzen wollte.

»Es ist immer dieser verfressene Bulle, der sich nicht beherrschen kann«, maulte Doc Smoky. »Wenn's an die Arbeit geht, stellt er sich hinten an, und wenn's etwas zu essen gibt, dann ist dieser Vielfraß nicht zu halten.«

Brazos hielt Doc Smoky seinen Teller unter die Nase und grinste erwartungsvoll.

»Gib mir 'ne doppelte Portion, Bauchbetrüger. Ich habe heute wie ein Hund geschuftet und zehn Pferde beschlagen. Ich kann mich kaum auf den Beinen halten, so flau ist es mir im Magen.«

Shorty, Jimmy Twodance, Clay Rodger und noch fünf andere Cowboys der Skull-Mannschaft grinsten.

»Er hat faul in der Sonne gelegen«, krähte Shorty. »Ich hab es gesehen. Und nun stell dich hinten an, Brazos, sonst kriegst du von uns allen eine Abreibung, die sich gewaschen hat.«

Brazos brummte wie ein wütender Grizzly und wollte gerade Shorty am Hemdkragen packen, als eine belustigte Stimme rief: »Vertragt euch, Jungs. Und nun beeilt euch ein wenig. Ich habe keine Lust, mir die Beine in den Bauch zu stehen. Es wird Zeit, dass wir die Cowboys auf der Weide ablösen.«

Die Stimme gehörte dem indianerhaften Chet Quade, Vormann der Schädel-Ranch und Schwiegersohn des Bosses John Morgan. Der ehemalige Revolverkämpfer nickte den Cowboys zu.

Brazos vergaß für einen Moment seinen großen Hunger und trat zu Chet Quade.

»Muss ich auch mit auf die Weide, Chet?«, fragte er misstrauisch. »Ich habe morgen noch 'ne ganze Menge zu tun. Außerdem ...«

»Natürlich nicht, Dicker. Du bleibst hier und hältst die Stellung. Nun solltest du dich wieder anstellen, ehe für dich nichts mehr übrigbleibt.«

Brazos erschrak, kreiselte herum und sah, wie Doc Smoky gerade das letzte Steak auf den Teller von Clay Rodger klatschte.

»Nichts geht mehr, Bulle«, spottete Doc Smoky und legte sein verwittertes Piratengesicht in tausend Falten. »Heute wollte jeder der Jungs eine doppelte Portion. Du hättest sie nicht darauf aufmerksam machen sollen.«

Brazos Gesicht rötete sich. Er plusterte die Backen auf, als wolle er den Oldtimer einfach umblasen. Doc Smoky schob gelassen seinen riesigen Lederhut in den Nacken.

»Lass endlich Luft ab, Dicker«, zischelte er, »ehe du platzt. Vielleicht gibt dir einer der Jungs einen Happen ab.«

»Ich stopfe dich in deinen Suppenkessel«, keuchte Brazos. »Smoky, das verzeihe ich dir nie.«

Der Ranchschmied fuchtelte mit seinem Teller vor dem Gesicht des Ranchkochs hin und her, als wollte er einen Fliegenschwarm vertreiben.

»Halt schon still, Dicker!«, rief Jimmy Twodance. »Hier du kriegst mein zweites Steak. Auch Clay Rodgers gibt dir sein zweites ab. Wir wollten dich doch nur ein wenig auf den Arm nehmen.«

Brazos warf Doc Smoky noch einen drohenden Blick zu und fauchte dabei wie ein mexikanischer Kampfstier, dem ein rotes Tuch vor die Nase gehalten wird. Dann schnappte er sich die beiden Steaks und marschierte zu seiner Schmiede hinüber.

Die Cowboys lachten schallend. Chet, der auf das Ranchhaus zustiefelte, wandte sich um, sah aber, dass alles in bester Ordnung war. John Morgan, der auf der Veranda saß, erhob sich.

»Was ist dort drüben los?«, fragte der Ranchboss.

»Nichts Besonderes, John. Die Jungs ärgern wieder einmal den verfressenen Brazos.«

John Morgan lächelte und strich sich über sein dunkles Haar, das an den Schläfen schon leicht ergraut war.

»Willst du losreiten, um Mary-Lou und Myriam Sunbeam an der Pferdewechselstation abzuholen?«

»Das habe ich vor, John. Die Stage Coach muss in einer Stunde das Bluegrass Valley erreichen. Und es ist schon besser, wenn ich die beiden Ladys abhole. Myriam wird hier übernachten und morgen dann ins Shepherd Valley reiten. Wie ich Leroy kenne, taucht er auch bald auf. Der Mountainman ist wieder einmal hinter einem kapitalen Grizzlybären her, der sich schon einige Jungrinder geholt hat.«

»Dann wird Leroy Spade nicht vor Mitternacht hier eintreffen. Dieser zähe Bursche gibt nicht eher auf, bis er den Bären erlegt hat. Ich bleibe auf, bis ihr alle hier seid. Dann trinken wir alle noch einen Schluck zusammen.«

»In Ordnung, Boss.«

Chet Quade lief zum Stall hinüber, um sich ein Pferd zu satteln. Einige Minuten später verließ er die Skull-Ranch, um zur Relaisstation der Wells-Fargo-Company zu reiten.

»Na, wie hat euch das Essen geschmeckt?«, erkundigte sich Will Shakleford und brachte die leeren Teller zum Tresen hinüber.

»Ausgezeichnet, Mister. Ein Kompliment an Ihre Tochter. Will sich denn die Kleine nicht sehen lassen?«

»Sie ist müde«, wich der Stationsvorsteher aus. »Brenda schläft schon. Es war ein langer Tag für das Girl.«

»Bringen Sie uns noch eine Runde Whisky«, fuhr Reb Wallton fort, nachdem Shakleford den Tisch mit einem Tuch abgewischt hatte. »Wann kommt eigentlich die nächste Kutsche?«

»In einer halben Stunde.«

»Fährt sie nach Golden City?«

»Nein, in entgegengesetzter Richtung.«

»Schade«, meinte der Banditenboss. »Wir wären lieber mit der Stage Coach nach Golden City gefahren. Unsere Pferde hätten wir auf der Rückfahrt wieder hier übernommen.«

»Die Gegenkutsche trifft nicht vor Mitternacht ein, Leute. Ich kann auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob noch Plätze frei sind. Wenn ihr solange warten wollt, ist es euer Bier.«

»Wir überlegen es uns noch«, meinte Chuck River, der sommersprossige Outlaw.

Will Shakleford entfernte sich, nachdem er den fünf Gästen die gewünschten Whiskys gebracht hatte. Besorgt stand er hinter dem Tresen und ließ die Männer nicht aus den Augen.

Instinktiv fühlte er, dass mit diesen Burschen etwas nicht stimmte. Vielleicht sind sie auf der Flucht, dachte der Stationer. Was geht's mich an? Solange sie nichts von mir wollen und mir meine Ruhe lassen, bin ich schon zufrieden.

Hufschläge näherten sich. Einige Pferde im Korral wieherten. Ein junger Bursche, schwarzhaarig und braungebrannt, schob sich zur Tür herein.

Es war der mexikanische Helfer des Stationsvorstehers. Er nickte seinem Patron beruhigend zu.

»Es ist Chet Quade, der Vormann der Skull-Ranch.«

Die fünf Outlaws reagierten nicht. Man sah auch ihren Gesichtern nicht an, dass ihnen der Besuch unwillkommen war. Sie nippten an ihren Gläsern.

Dan Wolters, der ältere Bandit, zog Pokerkarten aus seiner Jackentasche und grinste vergnügt.

»Ihr seid mir noch Revanche schuldig, Jungs«, behauptete er. »Und ich hoffe nur, dass ich diesmal mehr Glück als bei unserer letzten Pokerpartie habe.«

Chet Quade betrat die geräumige Blockhütte. Er streifte die fünf Männer mit schnellem Blick, ehe er zu Will Shakleford lief, der breit lächelte.

»Hallo, Mr. Quade. Was führt Sie denn zu mir? Wollen Sie jemanden abholen, oder möchten Sie nur einen Drink, ehe Sie zur Ranch reiten?«

»Meine Frau und eine Freundin treffen mit der Coach aus Golden City ein, Mr. Shakleford. Gegen einen Drink habe ich aber nichts einzuwenden.«

Der Vormann der Skull-Ranch erhielt seinen Whisky, den er in die Kehle kippte. Wieder blickte er zu den fünf Männern hinüber, die sich lautstark unterhielten und anscheinend eine heiße Pokerpartie in Gang gebracht hatten.

»Die Kutsche kommt«, sagte Paco, der mexikanische Helfer und verließ den Schankraum der Pferdewechselstation.

Nun hörten auch Shakleford und Chet Quade das Quietschen und Ächzen der Stage Coach. Pferdehufe hämmerten. Eine Peitsche knallte. Dann kreischten die Bremsen der Kutsche. Der Lärm verstummte.

Chet verließ mit Will Shakleford das Stationsgebäude. Ein Staubschleier wehte ihnen entgegen. Quade eilte zur Kutsche, aus der zuerst Mary-Lou Quade und dann Myriam Sunbeam hervorkletterten.

Die schwarzhaarige Mary-Lou flog in die Arme ihres Mannes, der die junge Frau fest an sich drückte und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gab.

»Und wer küsst mich?«, fragte Myriam Sunbeam, die Schafzüchterin aus dem Shepherd Valley.

Chet küsste Myriam auf die Wange.

»In Vertretung von Leroy«, meinte er. »Der alte Bergwolf wird es mir nicht übel nehmen. Schön, dass ihr wieder heil im Bluegrass Valley gelandet seid. Wollt ihr eine Erfrischung oder reiten wir gleich zur Ranch?«

»Wir sind müde und sehnen uns nach weichen Betten!«, rief Mary-Lou. »Sie sind uns doch nicht böse, Mr. Shakleford?«

»Natürlich nicht«, erwiderte der Wells-Fargo-Mann. »Ich wünsche Ihnen allen einen guten Heimritt.«

Er wandte sich ab und trat zum Kutschbock, auf dem zwei bärtige Männer saßen und lässig grinsten.

»Alles klar, Männer?«

»Es ist alles in bester Ordnung, Will. Wir fahren gleich weiter, wenn dein Gehilfe das Gespann gewechselt hat. Auf dem Rückweg legen wir bei dir eine Pause ein. Du bist uns noch einige Drinks schuldig.«

Zehn Minuten später setzte sich die Stage Coach rumpelnd und ächzend wieder in Bewegung. Bald verschwand sie in der Dunkelheit. Träge senkte sich der aufgewirbelte Staub.

Will Shakleford und Paco betraten das Stationsgebäude. Chet Quade war mit seinen beiden Ladys ebenfalls längst in der Dunkelheit verschwunden.

Shakleford und Paco erstarrten, als sie in die Revolver der fünf Banditen starrten.

Also doch, dachte der Wells-Fargo-Mann. Diese Hundesöhne haben etwas vor. Und wie es aussieht, stecke ich bis zum Hals in einer verdammten Klemme.

»Wenn du vernünftig bist, Mister, wird euch nichts geschehen. Hebt schon eure Flossen!«

Will Shakleford spähte zu seiner Parker Gun hinüber, die noch immer auf dem Tresen lag. Es gab aber keine Chance, die Waffe zu holen. Er hob die Hände in Schulterhöhe. Paco folgte ängstlich seinem Beispiel. Der junge Bursche zitterte am ganzen Körper.

»Wo ist deine Tochter?«

»Sie schläft«, antwortete Shakleford heiser. »Lasst das Mädchen in Ruhe. Was wollt ihr von mir?«

»Wir warten auf die Sonderkutsche.«

»Sonderkutsche?«, echote Shakleford.

»Davon weißt du nichts«, sagte Reb Wallton und grinste spöttisch. »Die Kutsche befördert eine wichtige Fracht, die wir einkassieren wollen.«

Will Shakleford staunte noch immer. Er wusste von keiner Sonderkutsche.

»Hier läuft alles ganz normal weiter, Mister«, fuhr der Banditenboss fort. »Du wirst tun, was wir von dir wollen. Dir bleibt keine andere Wahl, denn zwei meiner Leute bleiben bei dem Girl. Wir bringen deine Tochter um, wenn du nicht mitspielst. Ist das klar? Und wir spaßen nicht. Wenn du uns hereinzulegen versuchst, wird es diese Brenda büßen.«

Will Shaklefords Gesicht nahm die Farbe eines Leichentuches an. Nur mühsam behielt er die Kontrolle über sich.

»Hast du alles kapiert?«

Der sommersprossige Chuck Silver fragte dies höhnisch lächelnd. Er trat auf den Stationsvorsteher zu und rammte ihm brutal den Revolverlauf in den Magen.

Shakleford verneigte sich, ging in die Knie und schnappte keuchend nach Luft.

»Bleibt bei ihm«, befahl Reb Wallton. »Du kommst mit mir, Dan«, sagte er zu Wolters. »Wir sehen mal nach, wo das Mädchen ist.«

Brenda hatte keine Chance, als die beiden Männer in ihr Zimmer eindrangen. Wallton stellte die flackernde Kerosinlampe auf einen kleinen Tisch. Der Lichtschein zauberte bizarre Schatten auf die Wände und auf die Gesichter der beiden Eindringlinge.

Brenda fuhr in die Höhe. Ihre Lippen öffneten sich zu einem lautlosen Schrei.

»Ganz ruhig bleiben, Kleines«, sagte Reb Wallton. »Dir geschieht nichts, wenn du alles tust, was wir von dir wollen. Du kannst sogar weiterschlafen. Zwei meiner Leute bleiben hier bei dir. Sie werden dich nicht belästigen. Das verspreche ich.«

Nun schrie das ungefähr zwanzigjährige Mädchen los. Dan Wolters presste ihr seine schmutzige Hand auf den Mund. Gurgelnd verstummte ihr Schreien.

»Stell dich nicht so an!«, brüllte Wolters los und schüchterte das Girl noch mehr ein. »Verhalte dich ruhig. In zwei Stunden sind wir längst über alle Berge. Du interessierst uns nicht, obwohl du ein recht leckerer Käfer bist.«

Er nahm seine Hand vom Mund des Mädchens.

Ihr Gesicht war aschfahl. Eine schreckliche Angst verzerrte das sonst so frische Antlitz des Mädchens.

»Ich schicke dir Billy«, murmelte Wallton und verließ das Zimmer. Im Schankraum wandten sich ihm alle zu.

»Warum hat meine Tochter geschrien?«, jammerte der Stationsagent. »Was habt ihr mit ihr gemacht?«

»Nichts. Deine Tochter ist nur erschrocken. Sie hat sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt, Mister. Billy, du gehst rüber zu Dan. Ihr achtet auf das Mädchen. Und lasst sie in Ruhe, sonst kriegt ihr Ärger mit mir.«

Bill Danton, einer der Outlaws, stakte nickend davon und verschwand durch die Tür, die in die Privaträume des Wells-Fargo-Agenten führte.

»Ich möchte meine Tochter sehen. Sofort.«