Skyland - Ruth Herbst - E-Book

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Ruth Herbst

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Beschreibung

Patrizia wird eines Nachts von Skyländer Samuel aufgesucht, der sie für eine Weltrettungsmission rekrutieren will. Patrizia, eine Eigenbrötlerin und absolut kampfuntauglich ist entsetzt über dieses Angebot, nimmt es aber schlussendlich doch an, mit dem Versprechen, mit niemandem darüber zu sprechen. Damit diese Mission durchgeführt werden kann, lernt sie nun fliegen, so dass sie überhaupt nach Skyland kommt, wo sie von den vier anderen Skyländern David, Matthias, Rafael und Gabriel auf die Mission vorbereitet wird. Gleichzeitig läuft ihr Leben auf der Erde wie bis anhin weiter, mit Liebeswirren ihrer zwei Kolleginnen und einem stressigen Job. Samuel versucht ihr in fast allen Lebenslagen beizustehen, was aber nicht immer hilfreich ist.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Einen Monat später

Kapitel 1

Der Radiowecker riss mich aus der Geborgenheit des Schlafes und zerrte mich gnadenlos in die harte Realität. Regelmässig hatte ich nach dem Aufwachen das Gefühl, als sei ich soeben erst auf die Welt gekommen. Wie das Kind aus der Wärme des Mutterleibes kam, kam ich aus der Wärme des Schlafes in die kalte Welt. Kein Wunder schrien die Kinder bei der Geburt. Mir war auch jedes Mal nach dem Aufwachen zum Heulen zumute. Vor allem wenn es früh am Morgen war und ich eigentlich gerne noch schlafen wollte. Was so an jedem Arbeitstag der Fall war. Das Heulen liess ich dann jedoch sein und verkroch mich stattdessen nochmals unter der Bettdecke. Mit positivem Denken versuchte ich mich aus dem Bett zu bringen. Doch kein Argument zog, um mich zum Aufstehen zu motivieren. Weder, dass ich immerhin noch erwacht war, ich könnte ja auch tot sein, noch dass ich soweit gesund war, dass ich den Radiowecker hören, mein Zimmer sehen und mich schmerzfrei bewegen konnte. Auch nicht das Argument, dass ich zu einer Arbeit fahren durfte. Irgendjemand hatte mich eingestellt, juhee! Das Letztere war das schlimmste und liess mich, allein beim Gedanken an meine Arbeit, noch einmal unter der Bettdecke verschwinden. Eine Müdigkeit und Traurigkeit lastete auf mir und drückte mir wie ein Stein auf den Brustkorb. Die Bettdecke fester um mich ziehend kuschelte ich mich noch tiefer ins Bett und hörte der Stimme des Moderators zu, der etwas von den besten Wanderwegen der Schweiz erzählte. Und das morgens um 6.10 Uhr! Wieso konnten sie nicht einfach Musik spielen? Wer wollte um diese Zeit schon etwas vom Wandern hören? Ich sicher nicht! Schlussendlich, mich meinem Schicksal ergebend, strampelte ich doch noch die Bettdecke weg und kroch aus dem Bett. Zuerst öffnete ich das Schlafzimmerfenster, um den Nachtmief aus dem Raum zu vertreiben. Dann stellte ich in der Küche die Kaffeemaschine an, und huschte kurz unter die Dusche. Das nach Minze riechende Haarshampoo belebte meine Sinne etwas und langsam wurde ich wacher. Schnell rubbelte ich mich trocken und wickelte meine langen nassen Haare in ein Handtuch, um sie dann kopfüber trocken zu föhnen. Für die Arbeit würde ich die Haare sowieso zu einem Pferdeschwanz zusammenbinden, wozu also den Aufwand betreiben, sie beim Föhnen schön zu frisieren? Da ich meine Kleider jeweils bereits am Vorabend bereitlegte, konnte ich mir am Morgen das Theater und die Zeit ersparen, vor dem Schrank zu stehen und passende Kleider herauszusuchen, die mir dann schlussendlich doch nicht passten. So verliess ich mich auf den Entscheid vom Vorabend, hinterfragte diesen nicht mehr und stieg einfach in die bereitgelegten Kleider. Heute war es eine dunkelblaue Jeans und einen moosgrünen Kaschmirpullover, der meine grünen Augen betonte. Hoffte ich zumindest. Dann wäre wenigstens etwas von meinem Äusseren in ein positives Licht gerückt. Im Bad tuschte ich meine Wimpern mit Mascara, damit meine Augen nicht so müde aussahen und cremte mich mit Tagescreme ein. Mit Make-up konnte ich nicht viel anfangen und liess es deshalb sein. Meiner unreinen Haut hätte es auch nicht gut getan. Mit meinen 25 Jahren hatte ich immer noch eine Haut wie ein Teenager, leider konnte ich das von meiner Figur nicht behaupten. Die fiel ein bisschen aus der Form. Doch beklagen durfte ich mich nicht. Wer aus Faulheit keinen Sport treibt, darf sich nicht über unförmige Beine und einen schwabbeligen Hintern wundern. Während ich in der Küche meinen Kaffee trank und dazu ein Butterbrot ass, hing ich meinen Gedanken nach. Irgendwie musste ich ein bisschen Schwung in mein Leben bringen. Vielleicht mit einem Freund. Oder einem Hund. Der Hund wäre wahrscheinlich die pflegeleichtere Variante. Bei dem Gedanken musste ich lachen und es klang seltsam in der stillen Wohnung. Aber ich kannte mich. Immer wieder hatte ich grosse Pläne, was ich in meinem Leben ändern könnte, doch schlussendlich liess ich aus Faulheit und Bequemlichkeit doch lieber alles beim Alten. Bevor ich die Wohnung verliess, putzte ich mir noch die Zähne und spülte sie mit einer intensiven Mundspülung, für schöne, weisse und gesunde Beisserchen. Obwohl der Radiomoderator bereits vom Wandern schwärmte, war es für April doch immer noch empfindlich kalt und so zog ich Mantel, Schal und Stiefel an. Auf dem Weg zu meinem Auto überkam mich wieder eine grosse Unmotiviertheit und der Gedanke, zurück in mein Bett zu flüchten, war so verlockend, dass ich meinen inneren Schweinehund nur mit meinem Pflichtgefühl vertreiben konnte. Die Arbeit an sich war eigentlich kein Problem. Sie machte mir Freude, auch wenn ich zwischendurch unangenehme Aufgaben erledigen musste. Aber das gehörte überall dazu. Das Hauptproblem war der Chef und manchmal auch die Arbeitskollegen. Dauernd schaute der Chef mir über die Schultern, bemängelte meine Arbeit oder suchte nach Dingen, die er verbessern konnte. Manchmal wühlte er sogar auf meinem Pult in meinen Sachen, während ich dort sass. Dann fragte ich ihn meistens ärgerlich, was er eigentlich suche. Wieso konnte er mich nicht einfach fragen, wenn er etwas benötigte? Zumal ich ja dasass. Dann kam es mir vor, als würde ich gar nicht existieren. Ich machte das bei ihm doch auch nicht! Während der Fahrt ins Büro sang ich lauthals mit jedem Song der im Radio gespielt wurde, und den ich kannte, mit. Das war dann eigentlich mit jedem. Nachdem ich auf den Büroparkplatz eingebogen war und parkiert hatte, sang ich noch ‚Wire to wire‘ von Razorlight, fertig, bevor ich ausstieg und mich ins Büro wagte.

Kapitel 2

Immerhin hatte ich am Morgen immer noch eine kurze, ruhige Zeit für mich, da ich normalerweise die Erste im Büro war. Bevor ich überhaupt in die Nähe meines PCs kam, schaltete ich das Radio ein. Und dann ging es los. E-Mails checken und beantworten, Rechnungen drucken, verschicken oder verbuchen, Briefe verfassen, Telefongespräche führen und Bestellungen ausführen. Und dann, als meine Arbeitskollegen nach und nach eingetrudelt waren, fast alle fünf Minuten ein Hilferuf, entweder eines Kollegen oder des Chefs. Ich stand auf, half und kaum hatte mein Hintern den Stuhl berührt, rief schon der nächste nach mir. Erst als ich mit der Zeit etwas ungehalten wurde, liessen sie mich in Ruhe arbeiten. In der Cafépause schnappte ich mir die Zeitung und studierte den Sportteil, die Todesanzeigen und Unfälle und Verbrechen. Genau in der Reihenfolge. Ich war ein grosser Fan der Schweizer Fussballnationalmannschaft. Und obwohl es immer sehr viel Kraft und noch mehr Kraftausdrücke brauchte, um ein Natispiel zu überstehen, liess ich mir doch nie eines am Fernseher entgehen. Man wurde zwar als Frau die Fussball mochte von den Männern nicht so ernst genommen. Die meisten hatten immer noch die verstaubte Ansicht, dass Frauen Fussball nur wegen der hübschen Männer schauen würden. Das war natürlich Blödsinn. Wir Frauen schauten es wegen der Männer UND dem Fussball. Ein Arbeitskollege erzählte gerade, dass er am nächsten Wochenende einen Familienausflug ins Tessin geplant hatte und eine andere Kollegin klagte über Kopfschmerzen. Herrje, wen interessierte das schon? Ich vergrub mich noch tiefer hinter der Zeitung, um ja nicht in ein Gespräch verwickelt zu werden. Leider nützte meine ganze abweisende Haltung nichts. „Und Patrizia, was machst du am Wochenende?“ wollte einer wissen. Was antwortet man, wenn man die Langweile in Person ist und gar nichts vorhat ausser zu Hause rumzulümmeln, ein gutes Buch zu lesen, fern zu sehen oder einfach nur Musik zu hören und sich auch noch darauf freut? „Oh, ich weiss noch nicht so genau. Ich habe mit Kollegen abgemacht. Mal sehen was wir machen“, log ich ihn ganz unverfroren an. Ich hatte genau zwei Kolleginnen, die sich jedoch überhaupt nicht ausstehen konnten. Das heisst, ich traf mich je einmal die Woche mit einer von ihnen, wovon meistens einmal ein Mittagessen war. Aber was ging das meine Arbeitskollegen schon an? Lieber hielt ich mein Privatleben für mich, dann musste ich mich nicht rechtfertigen, warum ich so eine Langweilerin war. Um das Gespräch nicht fortführen zu müssen legte ich schnell die Zeitung beiseite und stand auf. Ich packte meine Post, die in einem für mich angeschriebenen Ablagefach lag und eilte zurück zu meinem Arbeitsplatz. Die meisten Menschen verstanden nicht, dass ich mit meinen Leben zufrieden war. Ich brauchte keinen Verein, kein Facebook- oder Instagramaccount um mich bestätigt zu fühlen und keine zwanzig Freunde, mit denen ich mich dauernd verabreden konnte. Für mich gab es nichts Schöneres als alleine zu sein, Tagträumen nachzuhängen und nicht immer auf Draht zu sein. Eine unverplante Freizeit konnte ganz schön ausfüllend sein, nur wussten das die meisten Menschen nicht. Natürlich hatte ich auch Hobbys wie Krimis lesen oder durch die Natur streifen, um mit meiner Digitalkamera schöne Motive zu fotografieren. Shoppen war auch eins meiner Hobbys. Den Kleiderschrank von Zeit zu Zeit ausmisten gehörte jedoch nicht dazu, so dass er zurzeit überquoll. Manchmal sang ich auch einfach ein bisschen vor mich hin, wenn ich zu Hause war oder schaute mir Videoclips auf Musiksender an. Zudem buk ich gerne. Doch leider brauchte es dazu auch wieder Freunde, die dann beim Kuchenessen halfen. Da mir jedoch diese wiederum fehlten, war es schon vorgekommen, dass ich von einem fantastischen Schokoladenkuchen fast zwei Wochen täglich ass, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte und er am Schluss so trocken war, dass ich daran beinahe erstickt wäre. „Patrizia!“ Mein Chef riss mich aus meinen Tagträumen über trockenen Kuchen und holte mich zurück in die unangenehme Realität. „Kannst du mir das bitte noch schnell machen!“ sagte er, legte mir eine Arbeit hin und machte sich sofort wieder davon. Es war keine Frage, sondern ein Befehl gewesen und das, was er mir hingelegt hatte, war kein ‚schnell‘. Er verlangte von mir eine aufwändige Power Point-Präsentation mit allem Drum und Dran. Dazu brauchte ich mindestens einen halben Tag, vorausgesetzt dass mich niemand stören würde. Nur war das nie der Fall. Und natürlich war auch noch kurz vor Mittag. „Bis wann brauchst du das denn?“ rief ich ihm hinterher und machte somit einen Versuch herauszufinden, was mich erwartete. Langsam drehte er sich zu mir um und meinte mit einem charmanten Lächeln, „wenn ich es bis am Mittag hätte, wäre es super“. Ich spürte wie eine kalte Wut in mir aufloderte. Doch ich holte tief Luft bevor ich so ruhig wie nur möglich feststellte, „ich brauche dafür aber mindestens einen halben Tag.“ „Ich habe aber nach dem Mittag eine Sitzung, bei der ich diese Präsentation brauche“, meinte er nur lapidar, drehte sich um und verschwand in seinem Büro. Kam ihm dieser Mist denn nicht früher in den Sinn? Wozu hatte er einen Kopf auf dem Hals? Naja, vielleicht war der doch nur zum Haareschneiden da. Hatte ich eigentlich schon immer vermutet. Am liebsten hätte ich ihm meine ganze Arbeit, die auf dem Pult lag, hingeschmissen und geschrien, dass er dafür meine Arbeit machen könne. Aber ich riss mich zusammen, holte nochmals tief Luft und murmelte vor mich hin, „ich tue was ich kann“.

Das tat ich auch. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Mittag über durch zu arbeiten. Zum Glück war bereits Donnerstag! Ich konnte das Wochenende kaum noch erwarten. Wie ich geahnt hatte, wurde ich nicht rechtzeitig fertig. Da meinte der Chef nur, „ist nicht so schlimm, dann zeige ich diese Zahlen an der Sitzung von nächster Woche.“ Oh Gott! War ich im Irrenhaus gelandet? Knurrend wandte ich mich ab und widmete mich wieder meinen liegengebliebenen Aufgaben, in der Hoffnung, dass nicht so bald ein nächster Störenfried kommen würde. Fleissig wühlte ich mich weiter durch meine inzwischen riesigen Stapel von Arbeit. Um bald 15.00 Uhr genehmigte ich mir dann endlich mein Mittagessen, ein Schinkensandwich. Als endlich Feierabend war, waren die Berge von Arbeit noch genauso hoch, wenn nicht noch höher, als am Morgen. Manchmal kam ich mir vor wie Sisyphus und zweifelte echt an meiner Speditivität. Trotzdem verliess ich das Büro pünktlich. Ich konnte und wollte nicht Tag und Nacht arbeiten. Also, können eigentlich schon, da musste ich ehrlich sein. Wer sollte mich schon davon abhalten. Aber wollen? Definitiv nicht. Natürlich fragten mich meine Arbeitskollegen manchmal, ob sie mir etwas helfen könnten. Das lehnte ich jedoch kategorisch ab und machte sie darauf aufmerksam, dass sie mir lieber nicht so viele Fragen stellen sollten, dann würde ich auch ihre Hilfe nicht benötigen. Doch leider hatten sie dafür kein Musikgehör. Im Auto schaute ich müde auf mein Handy, bevor ich losfuhr. Regula, eine meiner zwei Kolleginnen, hatte mir eine SMS geschickt und dies bereits am Mittag. Ob ich Lust auf einen Feierabendkaffee hätte? Aber natürlich hatte ich! Nach diesem Tag war das genau das Richtige. Schnell schrieb ich ihr zurück und hoffte, dass es doch noch klappen würde, obwohl ich mich erst jetzt meldete. Es war eine schlechte Angewohnheit von mir, nicht regelmässig aufs Handy zu schauen oder es einfach irgendwo hinzulegen und zu vergessen. Weil ich mich oft nicht schnell genug gemeldet hatte, hatte ich schon manchen Streit heraufbeschworen. Aber ich wollte mich einfach nicht von so einem kleinen Elektronikding abhängig machen. Wenigstens war da Regula zuverlässiger, denn schon kam eine Antwort zurück. Natürlich war ich froh darüber, wusste ich jetzt so schnell Bescheid. 20.00 Uhr im Café zum Stamm. Ein Café, das am Abend auch eine Bar hatte und unser Stammlokal war. Aber bevor ich nach Hause fuhr, musste ich dringend noch beim Einkaufscenter vorbei. Dort war es erstaunlich ruhig und ich füllte meinen Korb in kürzester Zeit mit jeder Menge Esswaren, Toilettenpapier und Putzmittel. Ich brauchte dringend noch ein Haarshampoo und entschied mich nicht für das für fettiges Haar, sondern lieber das für mehr Volumen. Grinsend überlegte ich mir, dass die Bezeichnung ‚für fettiges Haar‘ oder ‚für juckende Kopfhaut‘ nicht sehr verkaufsfördernd war. Mein Korb war schlussendlich derart voll, man hätte nicht meinen können, dass das alles nur für einen Ein-Personen-Haushalt war. Als ich den schweren Korb an der Kasse abstellte, war nur eine Person vor mir. Super, dann würde ich bald zu Hause sein, konnte noch ruhig die Einkäufe versorgen und mich dann parat machen. Doch dann ging die Warterei los. Zuerst hatte die Frau vor mir die Äpfel nicht gewogen. Also stand die Kassiererin gemütlich auf und erledigte das. Die Kundin lächelte mich entschuldigend an und ich lächelte zähneknirschend zurück. Ich spürte ein Kribbeln der Nervosität in den Beinen. Dann ging die Suche nach der Kundenkarte los. „Irgendwo habe ich sie, nur einen Moment noch“, meinte die Frau zur Kassiererin und wühlte wild in ihrem Portemonnaie. Die hätte sie doch suchen können, während die Verkäuferin die Äpfel wägen gegangen war, dachte ich wütend und das Kribbeln breitete sich auf meinen Oberkörper aus. Dann zahlte sie den Betrag und suchte die Münzen bis auf den letzten Rappen heraus. Dabei erwischte sie immer wieder ein falsches Geldstück, so dass es eine unglaubliche Klauberei war, bis die gute Frau den Betrag beisammen hatte. Das Kribbeln verspürte ich nun im ganzen Körper. Innerlich stampfte ich mit dem Fuss und stiess die wildesten Flüche aus. Ich sah mich schon bis zum jüngsten Tag hier stehen, doch dann kam ich endlich doch noch an die Reihe. Äusserlich ruhig und mit einem strahlenden Lächeln begrüsste ich die Kassiererin. Aber in dem Moment war auch noch die Rolle für die Kassenbons leer. Mit einem ebenso strahlendem Lächeln und einer unglaublichen Ruhe wechselte die Kassiererin diese nun aus, was natürlich nicht reibungslos von statten ging. Am liebsten wäre ich schreiend herausgerannt. Doch was hätte das nur für einen Eindruckt gemacht? Und wenn ich diese Tortur schon bis hierher geschafft hatte, wollte ich hier nicht ohne meine Einkäufe raus. Dann war es endlich soweit. Hoffte ich zumindest. Gemütlich zog die Kassiererin Stück für Stück über den Scanner. Dann fragte sie mich immer noch lächelnd nach der Kundenkarte, ob ich vielleicht die Marken für irgendeine Aktion sammeln würde, ob ich einen Plastiksack möchte und ob sie mir den Kassenbon geben solle. Nur zu Letzterem sagte ich ja, packte schnell meine Einkäufe ein und verliess fluchtartig den Laden, in der Angst, dass mich doch noch etwas aufhalten könnte.

Kapitel 3

Zu Hause verstaute ich schnell meine Einkäufe und wollte mich dann für den Ausgang fertig machen. Völlig ratlos stand ich jedoch in der Unterwäsche vor meinem überfüllten Kleiderschrank. Zuerst schleppte ich zu meinen dunkelblauen Jeans ein rotes Shirt hervor. Das war jedoch zu grell. Das schwarze Oberteil mit dem riesen Ausschnitt war zu gewagt und der dunkelbraune Rollkragenpullover zu langweilig. Herrje, die Zeit verging wie im Fluge und ich hatte nichts anzuziehen. Das heisst, ich hatte schon, ich wusste nur nicht was. Wieso war es nur so schwierig aus einem überfüllten Schrank das passende Outfit zusammenzustellen? Ich ging doch nur für einen Kaffee aus und nicht um zu heiraten, tadelte ich mich. Entnervt und weil ich keine Zeit mehr hatte, entschied ich mich kurzerhand für ein schwarzes T-Shirt und darüber ein ebenfalls schwarzes Jäckli, dazu trug ich ein paar rote, grosse Ohrhänger, die von meinen offenen Haaren halb verdeckt wurden. Noch ein Spritzer Parfum, Notte von Bulgari, in den Ausschnitt und dann schnell in den Mantel, zum Schmuck passend einen roten Schal um den Hals, die hochhackigen Stiefel anziehen und los ging’s. Regula wartete bereits vor dem Café als ich endlich angestöckelt kam. Strahlend gab sie mir drei Küsschen und meinte, dass ich grossartig aussehe. Von ihr nahm ich dieses Kompliment gerne entgegen. Bei anderen wurde ich immer verlegen, denn ich war mir nie sicher, wie ernst es gemeint war. Ich gab das Kompliment zurück. Denn sie sah wie immer umwerfend aus, mit ihren langen glänzenden, blonden Haaren, den strahlend blauen Augen und der beneidenswerten Figur. Ein kurzer camelfarbener Rock betonte ihre langen schlanken Beine, die noch länger schienen durch die hohen dunkelbraunen Stiefel mit High Heel-Absätzen. Unter ihrer dunkelbraunen Steppjacke trug sie einen hautengen ebenfalls dunkelbraunen, Rollkragenpullover. Während sie im Café ihre Jacke auszog, wurde sie von allen anwesenden Männern begafft. Mich jedoch würdigte niemand eines Blickens, was für mich in Ordnung war. Jede Art von Aufmerksamkeit war mir unangenehm. Die überliess ich gerne den anderen. Aber am liebsten Regula. Kaum hatten wir uns gesetzt, erzählte sie mir strahlend, dass sie ihren absoluten Traummann kennengelernt hatte. Innerlich verdrehte ich die Augen. Nicht schon wieder! Diesen Spruch brachte sie so in etwa alle zwei Monate. Sie war immer auf der Suche nach der grossen Liebe, dem perfekten Mann, aber seltsamerweise hielt es keiner lange bei ihr aus. Vielleicht lag es daran, dass sie mit ihren jeweiligen Freunden jede Minute ihres Lebens verbringen wollte. Platz für Freiräume gab es bei ihr keine. Dann machten die Männer Schluss mit der Begründung, sie müssten sich zuerst selber finden oder mit sonst irgendeiner blöden Ausrede. Dann konnte ich Regula wieder aufbauen, bis sie den nächsten ‚Traummann‘ gefunden hatte. Nun war es also wieder einmal so weit. „Er heisst Markus, ist 28 und arbeitet als Marketingchef in einer grossen Firma“, begann sie mit ihrer Schwärmerei. „Er ist gross und dunkelhaarig und sieht einfach fantastisch aus. Am Wochenende werde ich mit ihm einen Fussballmatch besuchen.“ Mir klappte der Kinnladen runter. „Du und Fussball? Das ist mir jetzt das Neuste“, entgegnete ich ganz entgeistert. Das war wieder einmal typisch Regula. Lernte sie einen Typen kennen, der Rockmusik toll fand, hörte sie nur noch Rockmusik und Rockmusik war das Grösste. Bis zum nächsten Freund, der Klassik liebte. Dann war für sie Klassik das Grösste, obwohl sie normalerweise mit klassischer Musik überhaupt nichts anfangen konnte. Und jetzt Fussball. Ausgerechnet Fussball! Als ich ihr einmal voller Begeisterung von einem Match erzählte, fuhr sie mir mit den Worten, „das interessiert mich überhaupt nicht!“ über den Mund. „Ich freue mich riesig darauf“, fuhr sie fort, ohne auf meinen Einwand einzugehen. „Bereits morgen treffen ich ihn wieder. Wir wollen zusammen essen gehen, ganz romantisch. Und am Samstag ist dann der Match.“ Sie holte ihr Handy heraus und zeigte mir auf Facebook ein Foto von diesem Markus. „Nett sieht er aus“, bemerkte ich. Einen ziemlichen Durchschnittstypen, fand ich jedoch in Wahrheit. Aber es war natürlich schwierig, jemanden anhand eines Fotos zu beurteilen. „Wo hast du ihn denn kennengelernt?“ wollte ich nun wissen. „Das war süss. Wenn ich mit dem Bus zur Arbeit fahre, steigt er immer bei der Haltestelle, bei der ich aussteigen muss, ein. Vor einer Woche hat er mich dann angesprochen und ich habe ihm meine Nummer gegeben. Natürlich habe ich nicht gedacht, dass er sich meldet. Oder vielleicht irgendein Spinner ist. Doch dann rief er mich noch am selben Abend an. Tja, und nun sind wir dabei, uns näher kennenzulernen“, meinte sie und breitete dabei theatralisch die Arme aus und hob entsprechend die Augenbrauen. Meine Frage hatte ihr leider auch das Stichwort für ihr Lieblingsthema gegeben. Bereits zum zweiten Mal am heutigen Tag musste ich mich zusammenreissen, um nicht schreiend davon zu laufen. „Du brauchst unbedingt auch einen Freund“, begann sie den mir altbekannten und so verhassten Sermon. Wertend glitten ihre Augen über die anwesenden Männer. „Wie wäre der dort?“ Sie zeigte auf einen kleinen, schlaksigen Typ mit Brille und blondem schütterem Haar. „Der ist sicher nett, was meinst du?“ Dauernd wollte sie mir irgendwelche seltsamen Männer aufschwatzen. Optisch hätte er nicht besser zu mir passen können: unscheinbar und irgendwie hässlich. Aber wie konnte ich von hier aus beurteilen, was für einen Freund er abgeben würde? Er war ja vielleicht nett, hatte gute Manieren, einen etwas schrägen Humor und würde mich respektvoll behandeln, was mir alles sehr wichtig war. Doch ich hasste es, wenn Regula versuchte, mich wie eine Kuh auf dem Viehmarkt zu verschachern. Das mochte ja heutzutage mit den ganzen Singlebörsen gang und gäbe sein, aber ehrlich gesagt wollte ich mir einen Mann doch lieber selber aussuchen, und zwar ohne zahlen zu müssen oder verkuppelt zu werden. Ich hatte doch auch noch meine Würde. Entnervt schüttelte ich nur den Kopf. „Welcher würde dir denn gefallen?“ bohrte sie weiter. „Keine Ahnung.“ Ich zuckte die Schultern. Woher sollte ich wissen welcher nett ist und welcher nicht? Der schönste Mann konnte ein Arsch mit Ohren sein und der hässlichste konnte ein ganz toller Typ sein. Bevor ich die Menschen beurteilen konnte, musste ich sie immer zuerst näher kennenlernen. Da aber meine Menschenkenntnisse nicht die besten waren, sehr gut kennenlernen. „Kannst du bitte das Thema endlich lassen?“ bat ich enerviert. „Okay, okay. Tut mir ja leid. Aber kennst du denn keinen der etwas für dich wäre?“ Müde schüttelte ich wiederum den Kopf und verdrehte die Augen. Diese Diskussion hatten wir schon so oft, langsam war ich es leid. Wie konnte ich ihr nur verständlich machen, dass ich alleine glücklich war? Dass ich die ganzen Termine, Familienreffen und was weiss ich noch alles, was so eine Beziehung mit sich zieht, nicht wollte? Ich war ein sehr fauler und festgefahrener Mensch. Eine Beziehung passte einfach nicht in mein Lebenskonzept. Also das Hauptproblem war wahrscheinlich, dass ich gar kein Lebenskonzept hatte. Weder eine Beziehung zu führen, noch Kinder zu haben, konnte ich mir vorstellen. Allein der Gedanke daran machte mir Angst. Kinder waren so unberechenbar und unberechenbare Dinge waren mir unheimlich. Wenn ich dann Frauen oder auch Männern meine Gedanken offenbarte, starrten sie mich meistens entsetzt an und fragten mich, wie ich nur so eine negative Haltung gegenüber Kindern haben könnte. Einige argumentierten sogar, ich sei doch selbst auch mal ein Kind gewesen. Doch das war natürlich nicht zu vergleichen mit selber Kinder haben. Kind zu sein konnte man sich nicht auswählen, Kinder zu haben jedoch schon. Meine Gedanken wurden von Regula unterbrochen. „Eine SMS von Markus! Er fragt, ob ich ihn heute Abend noch treffen möchte.“ Immerhin liess sie jetzt vom Verkuppeln ab und ich war Markus sehr dankbar für seine SMS. „Was soll ich antworten?“ fragte sie mich aufgeregt, als wäre es ihr erstes Date. „Was willst denn du?“ fragte ich ganz nüchtern zurück. „Ich würde ihn ja sehr gerne treffen, aber müsste ich ihn nicht etwas zappeln lassen?“ „Das ist gar keine schlechte Idee“, erwiderte ich überrascht. Ausgerechnet Regula schlug so etwas vor. Normalerweise gab es für sie kein Halten, wenn es um Männer ging. „Schreib doch einfach, dass du heute nicht kannst, dich aber sehr auf morgen Abend freust.“ Nickend tippte sie ein, was ich ihr diktierte. „Sollte ich nicht sonst noch was schreiben?“ „Nein, schick es ab.“ Dann ging das Warten auf die Antwort los. Es war immer amüsant, wenn ich ihr Beziehungstipps gab, obwohl ich darin überhaupt keine Expertin war. Aber seltsamerweise hörte sie auf mich und meistens waren meine Tipps gar nicht so schlecht. Anderseits hatten sie bis jetzt noch keine ihrer Beziehungen auf längere Zeit retten können. Vielleicht waren sie also doch nicht so gut. Aber für den menschlichen Teil war ich ja zum Glück nicht zuständig, nur für den theoretischen. „Eine Antwort!“ „Los, lies vor, was schreibt er?“ fragte ich neugierig. „Schade, hätte mich echt gefreut, dich zu sehen… Kuss und Gruss Markus.“ Gut, er war wenigstens keiner von denen, die hartnäckig weiterbohrten, wenn man sie auf Distanz hielt. Das machte ihn mir schon sympathischer. „Vielleicht hätte ich doch nicht absagen sollen“, zweifelte nun Regula, da er scheinbar enttäuscht war. „Soll ich nicht nochmals schreiben?“ „Nein, du lässt ihn jetzt zappeln, wie verabredet!“ erwiderte ich energisch. Danach liessen wir das Thema Markus beiseite und lästerten über die Gäste im Café. Eine Frau sah mit ihren Schlangenlederhosen und dem leopardengemusterten Oberteil wie eine Jagdtrophäe aus. Dann kam ein Typ mit offenem Hemd aus dem die Brusthaare herausschauten an unseren Tisch und beugte sich zu Regula runter und fragte mit einem Blick auf ihre Oberweite, „darf ich dir einen Drink spendieren?“ Mich nahm er gar nicht wahr. „Nein, danke, wir führen hier gerade Frauengespräche“, fertigte sie ihn ab und wandte sich sofort wieder mir zu. Wie ein geschlagener Hund zottelte er davon und wir grinsten einander über den Tisch hinweg schadenfroh an. Genau deshalb mochte ich Regula so gern. Sie liess einen merken, dass man ihr wichtig war. Da es ziemlich spät geworden war, brachen wir langsam auf. Nachdem ich Regula das Versprechen abgenommen hatte, sich bei mir zu melden um zu erzählen wie das Wochenende mit Markus verlaufen war, verabschiedeten wir uns. Bevor wir uns endgültig trennten, redete ich ihr nochmals ins Gewissen, Markus heute nicht mehr zu schreiben. Was sie aber wahrscheinlich trotzdem tun würde. Aber das ging mich ja eigentlich auch nichts an.

Zu Hause ging ich kurz ins Bad, putzte die Zähne und schlüpfte dann unter die Bettdecke. Ich hoffte auf eine alptraumfreie Nacht mit erholsamem und tiefem Schlaf. Träume im Allgemeinen, aber leider auch oft Albträume, gehörten zu meinem Leben, seit ich denken kann. Es gibt keine Nacht, in der ich nicht von Träumen heimgesucht wurde und oft sind es sehr unangenehme. Meine Träume können manchmal unglaublich hartnäckig sein und mich die halbe Nacht nicht richtig tief schlafen lassen. Dann erwache ich immer wieder, versuche wach zu bleiben oder mit positiven Gedanken die bösen zu verscheuchen. Doch dann verwandeln sich die positiven Gedanken wieder in Alpträume und quälen mich weiter. Manchmal kann ich kaum noch Traum und Wahrheit unterscheiden und das sind Momente, in denen ich Angst habe, ich würde von all dem noch einmal den Verstand verlieren. Meistens sind die Träume nicht einmal sehr logisch. Es ist nicht so, dass ich verfolgt, angegriffen oder gequält werde. Da werde ich zum Beispiel von einem riesigen Mühlrad in eine andere Welt gezogen, aus der ich dann nicht mehr herauskommen kann. Wie diese neue Welt ist, erfahre ich dann aber doch nicht, da ich meistens in dem Moment, schwach vor Angst, erwache, nur um dann wieder in den nächsten Alptraum hineingezogen zu werden. Manchmal werde ich mit einem seltsamen Lift in die Tiefe geführt. Wenn ich dort bin, weiss ich, dass ich nicht mehr hochkommen werde. Dann gerate ich in Panik und beim Erwachen glaube ich immer noch in diesem Schacht oder was es auch ist, zu stecken. Auch wenn ich dann wach bin, kann ich mich oft lange Zeit in meinem Zimmer nicht richtig orientieren. Verzweifelt versuche ich mir dann einen Ausweg auszudenken wie ich nun aus diesem Schacht kommen könnte. Schlimm sind auch jene Träume, bei denen ich weiss, dass ich träume und versuche zu erwachen, das jedoch nicht kann. Voller Angst, dass ich vielleicht nie mehr erwachen würde, versuche ich mich mit allergrösster Willenskraft zu wecken. Zum Beispiel in dem ich mit dem Bein zucke. Nur bin ich dann so erschöpft wenn ich endlich erwache, dass ich sofort wieder einschlafe und dieses seltsame Wachkoma wieder von vorne beginnt. Wieso das so ist, kann ich mir nicht erklären. Klar gewöhnt man sich daran. Ich wundere mich auch schon lange nicht mehr darüber, dass ich mich immer so erschöpft fühle. Trotzdem beneide ich alle Menschen, die am Abend ins Bett fallen, einschlafen und am Morgen wieder wie von den Toten erwachen. Auch heute stand mir wieder einmal eine Alptraumnacht bevor. Zuerst schlief ich lange Zeit nicht ein. Und als es dann endlich so weit war, war ich mir bewusst dass ich schlief, jedoch langsam den Verstand verlieren würde, wenn ich nicht sofort erwachen würde. Verzweifelt versuchte ich mich irgendwie zu wecken, doch diesmal funktionierte es nicht. Mich packte das kalte Grauen und dann erwachte ich kurz. Ich setzte mich auf, doch war ich viel zu müde, um mich länger wach zu halten und so schlief ich wieder ein. Und obwohl ich versuchte, sie mit schönen Gedanken zu vertreiben, gingen die Albträume weiter. Die schönen Gedanken verwandelten sich nur in schlimme, was alles noch viel beängstigender machte. Erst weit nach Mitternacht fiel ich dann endlich doch noch in einen tiefen und ruhigen Schlaf.

Kapitel 4

So war es kein Wunder, dass ich am nächsten Morgen wie erschlagen erwachte. Bevor ich mich aufraffte endlich aufzustehen, verkroch ich mich noch einmal unter der Bettdecke. Manchmal kam es mir vor, als wäre ich in einer Schlaufe gefangen, in der jeder Tag der gleiche wäre, mit kurzen Unterbrüchen durch das Wochenende. Nicht aufstehen wollen, dann doch aufstehen, ins Bad, Frühstück, zur Arbeit, Mittagessen, wieder arbeiten, nach Hause, lesen und fernsehen, jemanden treffen oder etwas erledigen, schlafen und dann alles wieder von vorne. Immer denselben Ablauf und immer dieselben Menschen um einen. Doch heute war etwas anders. Zuerst fiel es mir gar nicht auf. Ich stellte mich schlaftrunken unter die Dusch, ass mein Frühstück und dann schaute ich zum ersten Mal richtig aus dem Fenster und sah, dass es doch tatsächlich noch einmal geschneite hatte. Und das Ende April! Klar musste man in der Schweiz auch Ende April noch mit Schnee rechnen. Doch ich hatte die Nase voll vom Winter und wollte, dass nun endlich der Frühling kam. Ich zog meine, hoffentlich wasserdichten, Schuhe an und stapfte los. Die wirklich warmen Winterschuhe hatte ich bereits im Keller verstaut, da ich nicht mehr mit einem Wintereinbruch gerechnet hatte oder zumindest gehofft hatte, dass es keinen mehr geben würde. Der Schnee war nur Pflotsch und die Schuhe doch nicht wasserdicht. Die Kälte und Nässe drang durch die Schuhe und ich spürte sie an meinen Füssen. Dann begann die Suche nach meinem Auto. Es hatte ziemlich viel geschneit und da ich keinen festen Parkplatz hatte, war es schwierig, es sofort zu finden. Immer wieder die Fernbedienung des Schlüssels drückend, lief ich die Autoreihen ab, bis ich ein oranges Blinken unter der Schneedecke entdeckte. Mit dem Besen, welchen ich im Kofferraum hatte, befreite ich das Auto vom Schnee und hatte nun neben kaltnassen Füssen auch kaltnasse Hände. Während meiner Fahrt ins Geschäft klammerte ich mich ängstlich ans Steuerrad und sang laut zu meiner Queen-CD. ‚I want to break free‘, ‚who wants to live forever‘, ‚the show must go on‘ und viele weitere Songs lenkten mich von den prekären Strassenverhältnissen ab. Plötzlich bemerkte ich, dass mir ein schwarzer Audi am Hintern klebte und dauernd Lichthupe gab, da ich nicht so schnell fuhr. Hartnäckig hielt ich jedoch mein tiefes Tempo. Wegen eines solchen Idioten wollte ich nicht noch einen Unfall riskieren. Doch als ich dann zu einer Bushaltestelle kam, erbarmte ich mich, stellte den Blinker, bog vorsichtig hinein und liess ihn vorbeifahren. Mit spulenden Reifen überholte er mich und fuhr wie ein Spinner um eine Kurve. Doch als ich wenig später um die gleiche Kurve kroch, stand dort die Polizei. Sie hatte ihn herausgewinkt und nun stand das Jüngelchen, welches im Audi gesessen hatte, mit hängenden Schultern neben dem Auto und musste seine Personalien der Polizei angeben. Schadenfroh fuhr ich vorbei und grinste noch, als ich im Geschäft ankam. Dort verging mir aber das Lachen schnell. „Patrizia, kommst du mal schnell.“ „Patrizia, kannst du mir helfen.“ „Patrizia, ich habe ein Problem“, und dazwischen noch Telefongespräche und nicht zu vergessen, die Arbeit vom Vortag. Vor dem Mittag bekam ich eine E-Mail von Paula, meiner anderen Kollegin. „Wollen wir heute Mittagessen gehen?“ „Aber klar. Im House?“ schrieb ich sofort zurück. Das House ist ein Restaurant, in dem es am Mittag immer ein reichhaltiges Buffet gab, mit allem was das Herz begehrte. Und zudem war es nicht so teuer. Um 11.45 Uhr verliess ich das Büro. Als ich ankam, war Paula noch nicht da, was mich nicht verwunderte. Paula hatte die schlechte Angewohnheit immer zu spät zu kommen. Eigentlich müsste ich das ja wissen und mir jeweils nicht die Mühe machen pünktlich zu sein, doch mir war Pünktlichkeit wichtig und so konnte ich, einmal mehr, auf Paula warten. Leider ärgerte ich mich auch noch über ihre Unpünktlichkeit, obwohl ich es doch eigentlich wusste und mich damit abfinden müsste. Ich setzte mich an einen der noch wenigen freien Tische und bestellte mir etwas zu trinken. Ich hatte mein Glas bereits leer getrunken und war kurz davor, schon mal was vom Buffet zu holen, bevor es leergegessen war, als sie endlich doch noch auftauchte. Paula, eine kleine, stämmig Frau mit raspelkurzen schwarzen Haaren, schaute immer ein bisschen traurig drein. Ich glaube, ich hatte sie noch nie richtig herzhaft lachen gesehen. Sie gab mir zur Begrüssung drei Küsschen und entschuldigte sich, wie immer, für die Verspätung. Und ich antwortete, ebenfalls wie immer, „kein Problem“. Am Buffet beluden wir unsere Teller und während des Essens sprachen wir kurz über den Schnee, der zum Glück bereits wieder am Schmelzen war. Dann kamen wir auf unsere Lieblingsthemen zu sprechen: Musik, Bücher und Filme. Wir konnten uns stundenlang über irgendwelche süssen Schauspieler, spannenden Bücher und lausigen Filme auslassen. Heute ging es jedoch nicht stundenlang, da ich bald wieder ins Büro zurück musste. Die Arbeit wartete leider geduldig auf mich.

Zurück im Büro tat ich was ich konnte um aufzuarbeiten. Da ich nicht so viele Telefonate hatte, gelang mir das gar nicht mal so schlecht. Am Abend verliess ich nach einem, „schönes Wochenende“, zu meinen Arbeitskollegen total erschöpft das Büro. Der Schnee war in der Zwischenzeit endgültig geschmolzen. Bevor ich nach Hause fuhr, machte ich noch einen Halt bei der Bäckerei, um mir etwas für das Nachtessen zu kaufen. Unschlüssig stand ich vor der Auslage. Es war aber auch zu schwer sich zu entscheiden zwischen all den Herrlichkeiten. Schlussendlich kaufte ich ein Weissbrot und eine Nussstange. Wie jeden Freitag hatte ich Mühe einen Parkplatz zu finden. Als mir die Sucherei zu blöde wurde, stellte ich mein Auto auf einen ‚blaue Zone‘ Parkplatz, stellte die Karte und merkte mir vor, am nächsten Morgen das Auto umzustellen, bevor ich eine Busse bekommen würde. In der Wohnung befreite ich mich endlich von meinen immer noch etwas feuchten Schuhen und Socken. Meine kalten Füsse stellte ich in der Dusche unter heisses Wasser, damit sie wieder auftauen konnten. Als sie wieder einigermassen spürbar waren, und von der ungewohnten Wärme nicht mehr kribbelten, zog ich ein paar dicke Kuschelsocken an. Danach machte ich mir mit dem frischen Weissbrot zwei feine Sandwiches mit Salami und Käse, nahm noch ein Himbeerjoghurt aus dem Kühlschrank und setzte mich vor den Fernseher. Während ich ass, schaute ich mir ein paar alte Folgen der Serie ‚Supernatural‘ auf DVD an. Die zwei Brüder schlugen sich mit Dämonen, Engel und Geister herum, und ich sass ganz gebannt vor dem Fernseher und war froh, gab es all diese Wesen in Wirklichkeit nicht. Danach rauchte ich gemütlich meine obligate Wochenendzigarette. Nur an den Wochenenden oder aber auch mal nach einem guten Essen griff ich zur Zigarette. Oft bekam ich zu hören, dass ich es doch so ganz sein lassen könnte, doch dafür liebte ich diese gemütlichen Momente viel zu sehr. Zudem hatten meine Versuche aufzuhören, die ich schon ein paar Mal unternommen hatte, nicht geklappt. Die Lust nach einer Zigarette war mit der Zeit doch zu gross geworden und ich rauchte wieder eine, was zu einer zweiten führte und so weiter bis ich wieder bei meinem alten Rauchverhalten angelangt war. Rauchend schaute ich zufrieden auf die Strasse, sah die Leute vorbeigehen und spürte plötzlich einen Hauch von Frühling, obwohl es eben erst noch geschneit hatte. Ein ungeahnter Übermut packte mich und ich freute mich auf dieses Wochenende, an dem ich meine ganze freie Zeit nur für mich hatte. Nachdem ich das schmutzige Geschirr in die Geschirrspülmaschine eingeräumt hatte, legte ich mich wieder aufs Sofa, schaltete jetzt jedoch das Radio ein und liess mich von der Musik berieseln. Leise sang ich bei den mir bekannten Songs mit. So verging die Zeit. Um 20.15 Uhr schaltete ich wieder den Fernseher ein, um eine Liebeskomödie zu schauen. Normalerweise langweilten mich diese oberflächlichen Filmen, die immer nach dem gleichen Muster abliefen: Unscheinbare, sympathische Frau lernt einen unwiderstehlichen, beliebten und sehr charmanten Typen kennen. Die beiden kommen zusammen, es gibt jedoch irgendein Missverständnis, ein riesen Theater, sie trennen sich, doch am Schluss kommen sie wieder zusammen und alle sind glücklich. Eigentlich total daneben und ziemlich an der Realität vorbei. Das weiss man am besten, wenn man selbst eine von diesen unscheinbaren Frauen ist, und von den hübschen Männern kaum beachtet wird und schon gar nicht als Freundin in Betracht gezogen wird. Doch heute Abend war ich genau in der richtigen Stimmung für einen solchen Film. Zudem war dieser wirklich lustig. Zu meinem eigenen Erstaunen, machte sich bei mir eine bisher nicht bekannte romantische Ader bemerkbar. Um halb elf zog ich meinen Pyjama an, legte mich ins Bett und liess noch das Radio im Sleep-Modus für eine halbe Stunde laufen. Mit geschlossenen Augen, die Musik im Hintergrund, hing ich meinen Gedanken nach. Plötzlich durchzuckte mich ein Gedanke. Ich hatte einem Kunden versprochen etwas abzuklären und das hatte ich total vergessen. So ein Mist! Wieso musste mir das ausgerechnet jetzt in den Sinn kommen? Am Montagmorgen musste ich das unbedingt sofort erledigen. Hoffentlich vergass ich es nicht wieder. Damit das nicht geschehen konnte, stand ich nochmals auf, ging in mein Büro, nahm dort einen Fresszettel und machte mir eine entsprechende Notiz. Aber wahrscheinlich würde mich dieser Gedanke sowieso das ganz Wochenende nicht mehr in Ruhe lassen. Als pflichtbewusste Person hasste ich es, wenn ich etwas vergessen hatte. Als Letztes wollte ich, dass ein Kunde wegen mir verärgert sein würde. Zurück im Bett beschäftigte mich der Gedanke weiter, trotzdem wurde ich langsam wieder schläfrig. Das ‚Plopp‘ des ausschaltenden Radios weckte mich jedoch wieder auf und der Gedanke an den vielleicht verärgerten Kunden kam mir wieder voll ins Bewusstsein. Tief ein- und ausatmend versuchte ich, wieder zur Ruhe zu kommen. Dann legte ich mich auf die linke Seite und hoffte, so besser einschlafen zu können. Diese Nacht blieben die Albträume aus. Dafür geschah etwas anderes Unangenehmes und im Nachhinein hätte ich die Albträume mit Handkuss genommen.

Kapitel 5

Fest in meine Bettdecke eingemummelt träumte ich, dass mein Chef mich rief. Immer und immer wieder. Obwohl ich die ganze Zeit fragte, was er denn von mir wolle, rief er einfach hartnäckig weiter. Plötzlich merkte ich, dass das gar kein Traum war. Es rief tatsächlich jemand meinen Namen. Wie versteinert lag ich im Bett und getraute mich kaum zu atmen. Mein Körper fühlte sich ganz kalt und steif an vor Schreck. „Patrizia“, lockte die Stimme wieder. Es war eine Männerstimme. Ich hielt den Atem an, versuchte es zumindest, denn vor Angst konnte ich nur keuchen. Mir taten alle Muskeln weh, so verkrampft lag ich da, in der Hoffnung, einen schlafenden Eindruck zu erwecken. Was zum Henker wollte ein Mann mitten in der Nacht in meinem Schlafzimmer? Wie war er hereingekommen? Und wieso rief er dauernd meinen Namen? Als es einen Moment ruhig war, versuchte ich mir einzureden, dass es doch nur ein Traum gewesen war und ich mir alles eingebildet hatte. Leider nein. „Patrizia“, begann die Stimme von neuem, „du brauchst keine Angst zu haben. Ich weiss, dass du wach bist.“ „Oh Gott, bitte hilf mir, lass mich aufwachen“, betete ich, doch ich war zweifellos bereits wach. „Bitte Patrizia, sieh mich an und hab keine Angst“, versuchte es die Stimme erneut. Die Stimme klang eigentlich sehr angenehm. Sie war tief und ruhig. Nicht erregt wie die eines Sexualverbrechers, hysterisch wie die eines Spinners oder aggressiv wie die eines Einbrechers. Immerhin hatte er mich noch nicht angefasst oder war zu mir ins Bett gestiegen Das war schon mal ein gutes Zeichen. Doch was sollte ich bloss tun? Scheinbar würde er nicht verschwinden, ehe ich ihn angesehen hatte. Da jetzt an Schlaf sowieso nicht mehr zu denken war, konnte ich mich wenigstens mal umdrehen. Trotz meiner riesigen Angst stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn ich jetzt einfach wieder einschlafen würde und er die ganze Nacht meinen Namen rufen würde. Bei diesem Gedanken musste ich lächeln. Wahrscheinlich war ich kurz davor hysterisch zu werden. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit die Augen fest zugekniffen hatte. Denn als ich sie nun öffnete, fiel mir auf, dass im Zimmer Licht brannte. Schnell machte ich sie wieder zu, da das Licht in meinen Augen schmerzte. Vorsichtig öffnete ich sie wieder einen Spalt breit, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Dann drehte ich mich langsam auf den Rücken und sah den Eindringling an. Der Mann stand am Bettende. Komischerweise kam mir als Erstes das Märchen der Gebrüder Grimm in den Sinn, bei welchem der Tod am Bettende stand, wenn der Patient noch zu retten war und am Kopfende, wenn nichts mehr zu machen war und der Tod ihn holen würde. Das musste doch ein gutes Omen sein, versuchte ich mich zu beruhigen. Als zweites fiel mir mit Schrecken ein, dass ich meinen hässlichen, karierten, alten Pyjama anhatte. Ich war total durch den Wind. Aber wie oft hatte man schon mitten in der Nacht unerwarteten Männerbesuch? Ich zum Glück normalerweise nie. Erst dann nahm ich den Mann richtig wahr. Er war sehr gross, muskulös, hatte kurze schwarze, lockige Haare und dunkle Augen. Sein Gesicht war hübsch, jedoch ausdruckslos. Er schaute mir ernst direkt in die Augen, was mich durcheinanderbrachte. Dann sagte er wieder, „Patrizia, du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin hier, um dir ein Angebot zu unterbreiten. Du hörst dir alles an, was ich dir zu sagen habe, dann kannst du entscheiden ob du es annehmen willst oder nicht. Wenn nicht, werde ich dafür sorgen, dass du all dies hier wieder vergisst. Dass es für dich am Morgen einfach nur ein seltsamer Traum war, an den du dich kaum noch erinnern kannst.“ „Ist das alles ein schlechter Witz?“ unterbrach ich ihn. Einerseits fühlte ich Panik aufsteigen, anderseits eine seltsame Ruhe, die mir fast noch mehr Angst machte, als die Panik. Es kam mir vor, als wäre ich in einem schlechten Film gelandet. Oder würde doch noch träumen. Oder hatte nun endgültig den Verstand verloren. Vielleicht war er aber doch ein Psychopath, ein sehr hübscher und anständiger wohlverstanden, der da vor mir stand. Aber wer konnte schon wissen, wie ein Psychopath war? Die hatten das ja nicht auf die Stirn tätowiert. „Hör mir bitte zuerst einmal zu.“ Sein Ton wurde eine Spur schärfer und der Gesichtsausdruck wütend. „Die Erde ist in Gefahr“, fuhr er fort. „Oberhalb der Erde, in einer anderen Atmosphäre des Himmels, gibt es ein Land, ich nenne es jetzt mal Skyland, obwohl es in meiner Sprache anders heisst. Den Bewohnern sagen wir mal die Bösen. Diese haben die Macht, über die Psyche der Menschen Besitz zu ergreifen. Im Positiven wie auch im Negativen. Natürlich war das bis jetzt nie ein Problem, lebten wir in unserem Land, ohne dass die Erdenbewohner etwas von unserer Existenz mitbekommen haben. Doch nun wollen die Bösen die Erde zu ihrem ganz eigenen Forschungslabor machen. Sie bauen biologische Bomben, mit denen sie die Psyche der Menschen negativ beeinflussen können. Unbemerkt wird der Inhaltsstoff dieser Bomben über die Erde verteilt, in den Organismus gelangen und somit in die Körper der Menschen. Auf die Natur werden diese Stoffe keinen Einfluss haben. Doch die Menschen werden davon depressiv, antriebslos, der Sinn des Lebens verschwindet, so dass sie wie Marionetten zu führen sein werden. Die meisten jedoch werden ihrem Leben selber ein Ende bereiten. Wenn dies soweit ist, werden die Bösen auf die Erde kommen um das Zepter zu übernehmen.“ Bei jedem Satz war ich wütender geworden, denn nun war ich mir sicher, dass ich einen Spinner vor mir hatte. Wahrscheinlich einer von irgendeiner Weltuntergangssekte. Die hatten natürlich den Hübschesten geschickt und geglaubt, die dummen Frauen würden darauf hereinfallen. Ich konnte mir nur nicht vorstellen, was genau er bezweckte, wenn er mir das alles mitten in der Nacht in meinem Schlafzimmer erzählte. Es wäre sicher effektiver gewesen, mich an einem öffentlichen Ort anzusprechen. Der einzige Vorteil für ihn war, dass ich hier nicht so leicht abhauen konnte wie an einem öffentlichen Ort und ihm hier wohl oder übel zuhören musste. Unwirsch unterbrach ich ihn. „Ich bin nun wach genug, dass mir bewusst ist, was für einen Mist du da erzählst!“ Er machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, doch ich fauchte ihn an, „du brichst mitten in der Nacht in meine Wohnung ein, kommst in mein Schlafzimmer, störst mich beim Schlafen, was alleine schon schlimm genug ist, und erzählst mir auch noch irgendwelchen Mist vom Weltuntergang, den ich dir wohl auch noch glauben soll!“ Wütend wie ich war, war ich mir der entwürdigenden Situation, in der ich mich befand, gar nicht bewusst. Da sass ich im Pyjama im Bett, hatte die Beine angezogen und hielt die Bettdecke fest umklammert. Das Ganze war so lächerlich und peinlich. Unwirklich. Aber ich war froh, so wütend zu sein, denn die Wut nahm mir nun die Angst. Seine Augen funkelten mich regelrecht an, als er schneidend sagte, „unterbrich mich nicht immer! Und hör endlich mal zu!“ Ich hatte den Mund bereits für die nächste Schimpftirade geöffnet, doch er hob seine Hand und gebot mir damit, endlich still zu sein.

---ENDE DER LESEPROBE---