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Ein Sommer am Rand der Welt Irgendwo am Rande der Welt und doch mitten in Europa träumen Menschen von der Liebe und der Freiheit. Esther Kinsky erzählt die betörende Geschichte eines drückend heißen Sommers und einer tragisch scheiternden Liebe, dort, wo sich im Rhythmus der Jahreszeiten alles ändert und doch gleich bleibt. Üdülő, eine Feriensiedlung am Fluss, wird alljährlich zum Zufluchtsort vor der unerträglichen Hitze. Es ist der Ort der Sehnsucht, der Linderung verspricht und Träume von Liebe und Freiheit weckt. Für jeden hat Üdülö eine andere Bedeutung; als jedoch eine Frau aus der Fremde sich dort ihren Traum von einem anderen Leben erfüllen will, kommt Verwirrung in den Wellenschlag des Ewiggleichen. Der Refrain eines Volkslieds, »Eile nicht in die Fremde«, geht ihr nicht mehr aus dem Kopf - und doch überhört sie die Warnung. Esther Kinsky führt mit »Sommerfrische«, ihrem virtuosen ersten Roman, den Leser auf eine Reise, die ihn verändert zurücklässt. Ihre zarte und reiche Sprache wird zum Auge und zur Haut des Lesers, der die drückende Hitze, die Trägheit des Dorfs zu sehen und zu fühlen glaubt. Das Fremde hat im ewiggleichen Rhythmus der Jahreszeiten keine Chance, es wird von der nächsten jahreszeitlichen Flut hinweggeschwemmt.
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Seitenzahl: 127
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Esther Kinsky
Roman
Die Autorin bedankt sich bei der Robert Bosch Stiftung für die großzügige Förderung im Rahmen des Grenzgänger-Programms.
friktion 14
Erste Auflage 2009
© 2009 MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH
Göhrener Straße 7, 10437 Berlin, [email protected]
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung und Illustration: Falk Nordmann
eISBN: 978-3-88221-904-3
www.matthes-seitz-berlin.de
Für Sicco Heyligers
1959-2006
»You should’ve wrote a book«
Dan Reeder
üdülő
Schrotthof
Zwiebeln
Zuckerfabrik
Nachbarn
üdülő
Flüsse
Antal
Pfauenhaus
Mutter
Schäferblock
üdülő
Ildi
Autos
Ufer
Agrocompany
Melonen
Feuer
üdülő
Miklós
Schrott
üdülő
Insel
An das Hitzejahr erinnern sich alle. Das Jahr, als der Fluss zu tief stand, um auch nur an den Uferbüschen zu lecken, als die Erde schon im April vor Hitze platzte und sprang, eine Scherbenerde, über die der Wind die grauen Schlangenhäute wehte, sogar Fußstapfen vom vergangenen Jahr hatten sich in der Erde bewahrt und bildeten jetzt Risse und Klüfte, die Zehenmulden spalteten sich von der Rille der Fußkante, die sie mit der Fersengrube verband, und kein Regen kam, um über diese Klüfte hinwegzuwaschen.
Man freute sich über das Ausbleiben der Flut, schon im April kamen die Kozakjungs, um das Gras vor und hinter ihrer Laube zu mähen, mit Autos und Motorrädern kamen sie wie jedes Jahr, einen Kasten Bier nach dem anderen luden sie aus, stellten ihre Radios auf, sie lachten, grölten fast schon am frühen Morgen, schlugen einander auf die Schultern, froh wie jeder, nicht mit dem zähen Ausräumen von Flussschlamm nach dem Hochwasser beginnen zu müssen. In diesem Winter war alles trocken geblieben, die Kozakjungs stellten die Radios laut und brachten ihr Häuschen in Ordnung, innen und außen, und wenn ihnen ein Lied gefiel, sangen sie mit. Sie sangen laut und gerne, im üdülő nannte man sie auch den Männerchor, weil sie alles übertönten. Die Kozakjungs waren eine große Familie, Väter und Söhne und Schwäger, zum Aufräumen ließen sie Frauen und Kinder daheim und waren Männer in der Wildnis des Frühlings am Fluss. Sie schufteten den ganzen Tag rings um ihr Häuschen auf Hochwasserstelzen, die Bäume rauschten noch laublos über ihren Köpfen, Unkraut wurde ausgerissen, Altgras geschnitten und gesenst, die schiefe Kinderschaukel gerichtet, die Betten ausgeklopft und die Stube ausgefegt, auf dass zum Sommer ihre weichen, breiten, weißen Frauen und ihre weinerlichen Kinder Einzug halten konnten, Die ganze Sippe, wie sie zu sagten pflegten, Das ist unser Sippenreich, erklärten sie mit ausholender Gebärde und Blick auf ihr Stelzenhaus und den sumpfigen Schattengarten dahinter. Im Frühling des Hitzejahrs stank es nicht so wie in den sonstigen Jahren, denn der Flussschlamm mitsamt seinem kriechenden Ungeziefer saß nicht in den Ritzen und Ecken, der Fluss hatte keine Toten oder Totenteile im Gestrüpp gelassen, gespreizte Grauslichkeiten, die der Mensch im Leben nicht vergisst. Der Wind wehte durch die engen Schlafkammern und die geputzte Stube, nur Staub war da, Fliegenleichen, vertrocknete Motten und Schmetterlinge mit einem lila Auge auf jedem Flügel und toten Körpern wie kleingeschrumpfte Ungeheuer.
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