Sophias Geister - Craig Schaefer - E-Book

Sophias Geister E-Book

Craig Schaefer

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Beschreibung

Daniel Faust ist wieder da!

Daniel Faust, Privatdetektiv, Gangster und Magier, hat schon einige Dinge in seinem Leben getan, auf die er nicht unbedingt stolz ist. Einen unschuldigen Mann zu erschießen, gehörte nicht dazu – doch genau das verlangt Höllenfürst Sitri von ihm. Wenn er es nicht tut, sieht er seine Geliebte Caitlin nie wieder, denn die ist Sitris rechte Hand. Daniel Faust muss all seine Fähigkeiten, die magischen ebenso wie die kriminellen, einsetzen, um Sitris finsteres Spiel zu durchschauen und seine große Liebe zu retten.

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Seitenzahl: 470

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Das Buch

Daniel Faust, Privatdetektiv, Gangster und Magier in Las Vegas, hat schon einige Dinge in seinem Leben getan, auf die er nicht unbedingt stolz ist. Einen unschuldigen Priester zu erschießen, gehörte nicht dazu – doch genau das verlangt Höllenfürst Sitri jetzt von ihm. Wenn Faust es nicht tut, sieht er seine Geliebte Caitlin nie wieder, denn die ist nicht nur eine Dämonin, sondern auch Sitris rechte Hand und muss sich seinen Befehlen beugen. Doch damit nicht genug: Fausts Freundin Sophia, die sich ihr Leben lang mit Geistern herumschlagen musste, wird grausam ermordet, und FBI-Agentin Harmony Black hat die Ermittlungen aufgenommen. Black weiß viel über die magischen Geheimnisse der Wüstenstadt Las Vegas – zu viel. Daniel Faust muss all seine Fähigkeiten, die magischen ebenso wie die kriminellen, einsetzen, um Sitris finsteres Spiel zu durchschauen, Sophias Tod aufzuklären und seine große Liebe zu retten.

Craig Schaefers düstere Urban Fantasy bei Heyne:

Die New-York-Reihe

Die Geister von New York

Die Hexen von New York

Die Daniel-Faust-Reihe

Stadt der Dämonen

Sophias Geister

Die Autorin

Craig Schaefer ist das Pseudonym der Autorin Heather Schaefer. Sie lebt in North Carolina, wo sie sich gerne in Museen, Büchereien, an einsamen Kreuzungen mitten im Nirgendwo und ähnlichen Orten aufhält, wo sich Autor*innen düsterer Fantasy gerne versammeln.

CRAIG SCHAEFER

SOPHIAS GEISTER

ROMAN

Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kempen

WILHELMHEYNEVERLAGMÜNCHEN

Titel der Originalausgabe:

REDEMPTIONSONG

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Deutsche Erstausgabe 06/2024

Redaktion: Claudia Fritzsche

Copyright © 2014 by Craig Schaefer

Copyright © 2024 dieser Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: DASILLUSTRAT, München, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock

Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-31520-7V001

Prolog

Der Geist von Barry Manilow hielt Sophia zwei Wochen lang in ihrem Haus gefangen. Jedes Mal, wenn sie zur Tür ging, sah sie, wie er mit tadelnd erhobenem Zeigefinger auf ihrem Rasen stand. Sie wusste, dass ihre Medikamente ihn wahrscheinlich zum Verschwinden bringen würden, genauso wie sie wusste, dass der wirkliche Barry Manilow gesund und munter in Kalifornien lebte, aber sie konnte es nicht ausstehen, wie sie sich mit den Pillen fühlte. Langsam und dumpf, als wäre ihr Gehirn mit kratzigen Wollfäden umwickelt.

Eines Morgens war Barry fort, und eine andere Erscheinung nahm seine Stelle ein. Diese Gestalt kam in ihr Haus, ignorierte alle ihre Wehre sowie Zauber und Amulette und stand in einer Ecke ihrer Küche. Sie trug einen sauberen altmodischen Anzug und hatte einen formlosen Fleck aus schwarzem Rauch, wo ihr Gesicht hätte sein sollen.

Sophia versteckte sich in ihrem Schrank, bis ihr Hunger die Oberhand gewann. Sie huschte in die Küche, den Kopf gesenkt und die Arme über ihrem flauschigen pinkfarbenen Bademantel verschränkt, und steuerte schnurstracks die Speisekammer an. Der rauchgesichtige Mann wedelte hektisch mit den Armen.

»Eilig!«, rief er mit summender Stimme, als würden tausend Fliegen gleichzeitig mit den Flügeln flattern. »Du! Auf unserer Wellenlänge! Überbring unsere Botschaft! Sie ist schwer, aus Steinen gemacht!«

»Du bist nicht real«, wiederholte Sophia wie ein Mantra und schüttelte energisch den Kopf, während sie im Durcheinander der Speisekammer stöberte. »Du bist eine Halluzination, nicht real, nein, hier ist nichts zu sehen.«

»Apocalypso tanzen! Sonntag, Sonntag, Sonntag! Du willst dir die Pulsadern mit dem ganzen Messer aufschlitzen, aber dazu brauchst du nur die Schneide!«

Sie fand eine Packung Salzcracker und griff so fest danach, dass sie die Schachtel eindrückte, bevor sie aus der Küche flüchtete.

Ein weiterer rauchgesichtiger Mann schwebte aus ihrem Schlafzimmer. Dieser trug den Kittel und die Mütze eines Professors aus alten Zeiten. Er rückte langsam durch den düsteren Flur vor, und seine Füße hingen wenige Zentimeter über dem verblassten Wollteppich.

»Wir wissen, dass du uns sehen kannst«, summte er.

»Verschwindet!«, schrie sie über die Schulter und rannte zum Wohnzimmer.

»Du musst den Faust warnen«, rief er. »Du musst unsere Botschaft überbringen …«

Es klingelte an der Tür. Sophia öffnete hastig den Türriegel und riss die Tür auf, sehnsüchtig nach menschlicher Gesellschaft. Die Frau auf ihrer Veranda hätte eine Avon-Beraterin sein können. Sie trug einen förmlichen grauen Hosenanzug und hatte ihr Haar zu einem ordentlichen Dutt hochgesteckt, aber Sophias Blick schoss sofort zu der gezackten Narbe, die sich auf einer Seite ihres Gesichts entlangzog und kurz vor einem kalten Auge endete.

Sophia machte einen zögernden Schritt über die Schwelle, hinaus ins Sonnenlicht. Sie blinzelte ihre Tränen zurück und fragte mit leiser Stimme: »Sind … sind Sie real? Ich habe heute gewisse Probleme.«

Meadow Brand verzog die Lippen zu einem unangenehmen Lächeln.

»Ich bin sehr real«, sagte Meadow. Dann zeigte sie Sophia die kleine Pistole in ihrer Hand und drängte sie zurück ins Haus.

1

Ich sprang aus der Beifahrertür von Jennifers Prius, landete auf dem Boden wie ein Tourist beim Stierlauf und stürmte über einen rauen gelben Rasen. Die Vordertür von Sophias marodem Reihenhaus stand offen und bewegte sich schwankend in einer vereinzelten Wüstenbrise, die nichts gegen die Hitze ausrichten konnte. Der weiße Wollteppich war mit Blut bespritzt. Es verteilte sich in Schleifen und Pfützen wie auf einem wahnsinnigen Gemälde von Jackson Pollock.

Wir hatten den Anruf vor zwanzig Minuten erhalten. Sophias »Visionen« hatten die Tendenz, zu neunzig Prozent halluzinatorisch und zu zehn Prozent parapsychisch zu sein, doch als sie zusammenhanglos von den rauchgesichtigen Männern in ihrem Haus faselte, ließen wir alles stehen und liegen und fuhren sofort los. Vor drei Wochen hatten selbige rauchgesichtige Männer um ein Haar die Apokalypse ausgelöst.

Ich erstarrte in den Trümmern des Wohnzimmers. Lautes Rauschen drang aus dem blutüberströmten klobigen Fernseher, und eine umgestürzte Lampe warf schräge Schatten über Sophias verstümmelte Leiche. Ihr Mörder war kein Mensch. Es war eine gesichtslose Gliederpuppe aus Holz mit beweglichen Gliedmaßen wie die lebensgroße Version der Modellfigur eines Künstlers. Eine Hand endete in einem hölzernen Stumpf, die andere in einem schartigen, rostigen Messer. Die Gliederpuppe kauerte über der Leiche und stieß die Klinge immer wieder in Sophias Bauch, eine Mordmaschine, die nicht verstand, dass ihr Opfer bereits tot war.

Meadow Brand stand auf der anderen Seite des Blutbads. Ihr selbstgefälliges Grinsen verzerrte die Narbe, die ich ihr zugefügt hatte. Beim ersten Mal hatten wir uns in einem Zimmer gegenübergestanden, das diesem sehr ähnlich war, aber dort hatte ein anderer Freund von mir tot auf dem Boden gelegen. Jetzt hatte sie zwei gut bei mir.

Es war zu viel auf einmal, und es ging zu schnell, um das Szenario erfassen zu können, außerdem hatte ich die harte Lektion vergessen, die ich im Kampf gegen Meadow und ihre Gliederpuppen gelernt hatte: Es war niemals nur eine einzige. Die zweite Puppe sprang aus ihrem Versteck hinter der Tür hervor. Sie stürzte sich auf mich und nahm mich in den Schwitzkasten. Ihre steifen Holzarme pressten mir die Luft aus der Lunge.

Ich riss abrupt den Kopf zurück. Dieser Schlag hätte einem Menschen die Nase gebrochen, aber mir verursachte er lediglich einen heftigen Schmerz, als mein Hinterkopf gegen das glatte Holz krachte. Außer Atem und mit schwarzen Punkten vor Augen beugte ich mich vor und verdrehte meine Schulter. Dann nutzte ich das eigene Gewicht der Gliederpuppe, um sie hochzuheben und über mich hinweg zu werfen. Sie knallte auf den Boden und strampelte wie eine auf dem Rücken liegende Kakerlake.

Jennifer war wenige Schritte hinter mir. Sie tauchte im Türeingang auf, die Augen hinter einer blauen Lennon-Brille verborgen und mit einer Wumme so groß wie Texas. Die Waffe bellte zweimal. Die Schüsse schlugen gegen meine Trommelfelle und hinterließen Lichtstreifen in meinem Sichtfeld. Der Kopf der gestürzten Gliederpuppe explodierte in einem Schauer aus Holzsplittern. Die zweite wurde mitten in die Brust getroffen, und was von der Kreatur noch übrig war, fiel als zuckender Trümmerhaufen auf den Teppich.

»Brand«, keuchte ich, während ich nach Luft schnappte. Ich musste nichts erklären. Jennifer war dabei gewesen, als wir uns Meadows Geschöpfen in einem verlassenen Hotel voller Todesfallen gestellt hatten.

»Wo?«

Ich blickte durch das Zimmer – auf einen leeren Türrahmen. Die Hintertür schlug zu. Mein Magen ballte sich zusammen wie eine Faust.

Wir rannten nach draußen und sahen gerade noch rechtzeitig, wie Meadow in einem schwarzen Mercedes aus der Zufahrt des Nachbarhauses geschossen kam. Sie hielt nur kurz inne, um in den Rückspiegel zu schauen und mir zuzuzwinkern.

»Dieses Mal nicht«, sagte ich und sprang in Jennifers Wagen. Sie warf mir ihre Pistole zu und ließ den Motor aufheulen. »Sie wird nicht entkommen. Dieses Mal nicht.«

Jennifer hielt das Lenkrad fest und starrte geradeaus wie ein Falke, der seine Beute ins Visier nimmt.

Meadow bog mit fünfzig Meilen pro Stunde in die Auffahrt zur Interstate 15, wo der schwere Mercedes über den Asphalt schrammte und Funken sprühen ließ. Wir folgten ihm dichtauf und schlängelten uns durch den Morgenverkehr. Meadow gab Gas, und Jennifers Kleinwagen vibrierte, als er sich abmühte, das Tempo mitzuhalten.

»Plan?« Jennifers Stimme klang genauso angestrengt wie der Motor. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie Meadow beim letzten Mal hatte entwischen lassen, und nun war deswegen ein weiteres unschuldiges Opfer gestorben. Ich wusste, wie sie sich fühlte, weil ich dasselbe empfand.

Ich umklammerte die Pistole, spürte ihr Gewicht und kurbelte mein Seitenfenster herunter. »Du bringst uns längsseits, dann schieße ich ihr in das gottverdammte Gesicht.«

»Guter Plan.«

Wir schafften es fast, als wir nach links zogen und beschleunigten, während sie hinter einem langsamen Sattelschlepper auf der mittleren Spur feststeckte. Doch dann wechselte sie nach rechts und trat wieder das Gaspedal durch. Ich beobachtete zähneknirschend, wie sich der schwarze Mercedes immer weiter von uns entfernte.

»Sie muss Sophia aufgelauert haben«, sagte ich. »Um sie zu zwingen, uns anzurufen, und sie dann zu töten.«

»Und eine Falle mit ihren Holzpüppchen aufzustellen«, sagte Jennifer schleppend mit einer Stimme so samtig-weich wie Ahornsirup. »Aber das ergibt keinen Sinn. Im Silverlode Hotel haben wir Dutzende von diesen Dingern ausgeschaltet. Warum hat sie gedacht, sie könnte uns mit nur zweien erledigen?«

Vor uns hielt der Mercedes das Tempo und wechselte lässig zwischen den Spuren. Er wurde ein klein wenig langsamer, dann beschleunigte er wieder.

Sie spielt mit uns, dachte ich, und mein Herz geriet ins Rasen, als ich ihr Spiel durchschaute.

»Jen, folge ihr nicht! Runter vom Highway!«

»Was? Warum?«

»Das war nicht die Falle!«, rief ich. »Das hier ist die Falle!«

Rote und blaue Lichter blinkten im Rückspiegel, als zwei Streifenwagen der Nevada Highway Patrol die Auffahrt heraufschossen und sich hinter uns einfädelten. Kurz darauf schloss sich ein dritter Verfolgungswagen, ein nicht gekennzeichneter SUV mit Blinklichtern hinter dem Kühlergrill, dem Vergnügen an. Ich blickte auf die Waffe in meinen Händen.

»Können wir sie abhängen?«, fragte ich und fühlte mich dämlich, als die Worte über meine Lippen kamen.

»Das hier ist ein Prius«, stieß Jennifer zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Es war eine Falle, und wir waren einfach hineinspaziert wie eine Kuh, die ins Schlachthaus geführt wurde. Es gab kein Entkommen für uns. Wir konnten jetzt nur noch den Schaden minimieren. Jennifer zog auf die langsame Spur, tat, als wollte sie anhalten, während ich den Saum meines Hemds nahm und die Waffe abwischte, so gut es ging. Dann warf ich sie zum Wagenfenster hinaus. Keine Chance, dass sie es nicht gesehen hatten, aber zumindest würde ich mit leeren Händen keinen Selbstmord durch Polizeigewalt begehen.

Wir fuhren noch eine Viertelmeile weiter, bevor wir anhielten. Jennifer stellte den Motor ab. Die Einsatzwagen keilten uns ein. Im nächsten Moment waren wir von Uniformen und gezückten Pistolen umzingelt, und ein Lautsprecher brüllte, dass wir die Hände aus den Fenstern strecken sollten.

Sie zerrten mich aus dem Wagen, warfen mich auf die Motorhaube und fesselten mir die Hände hinter dem Rücken. Als die Handschellen klickten, blickte ich über meine Schulter und lächelte höflich.

»Wo liegt das Problem, Officer?«

Der Bulle starrte mich durch eine verspiegelte Sonnenbrille an, während er mich abtastete.

»Schauen wir mal«, sagte er, »rücksichtsloses Fahren, Gefährdung anderer, Geschwindigkeitsüberschreitung um dreißig Meilen pro Stunde, außerdem rief uns eine Dame an und sagte, Sie würden sie verfolgen und mit einer Schusswaffe bedrohen.«

»Da muss ein Irrtum vorliegen, Officer. Wir beide sind unbewaffnet.«

Da kam ein junger Polizist herbeigerannt und zeigte mit einem Daumen über seine Schulter. »Die Waffe wurde gefunden, Sergeant. Sie konnte etwa eine Viertelmeile von hier geborgen werden.«

»Ooooh«, sagte ich und schnippte mit den Fingern. »Diese Schusswaffe. Tut mir leid, die hatte ich ganz vergessen.«

Nur zur Erinnerung: Polizisten haben keinen Sinn für Humor.

Sie drängten mich auf den Rücksitz des Streifenwagens und Jennifer in einen anderen und riefen einen Abschleppwagen, um den Prius sicherzustellen. Auf der Wache war es so nett, wie es auf einer Wache sein kann, und sie verloren keine Zeit, meine Fingerabdrücke zu nehmen und die üblichen Fotos von mir zu machen. Ich kannte die Routine.

Was als Nächstes geschah, kam für mich trotzdem unerwartet. Sie nahmen mir die Handschellen ab und setzten mich in ein Verhörzimmer, eine nasskalte kleine Kammer aus Sichtbeton mit einem Einwegspiegel und einer Deckenleuchte, die mit einem Drahtgeflecht gesichert war. Dann ließ man mich dort zurück. Die Minuten verrannen und zogen sich hin – zu einer langen, langsamen Stunde.

Ich hatte ein Vorstrafenregister. Jedoch alles nur geringfügige Vergehen, nichts, das einen Alarm auslösen oder zu Nachfragen über Staatsgrenzen hinweg führen würde. Oh, um Missverständnisse zu vermeiden: Ich hatte eine Menge Straftaten begangen, aber ich war nie erwischt worden. Von Rechts wegen hätte man mich verhaften und in eine Arrestzelle stecken sollen. Stattdessen saß ich da und wartete, während ich auf das leise Summen und Knacken der Leuchtstofflampe horchte.

Das alles ergab keinen Sinn. Falls es darum ging, uns den Mord an Sophia anzuhängen, konnten sie das vergessen. Sophia wurde erstochen, nicht erschossen, und ich würde jede Wette eingehen, dass Meadow zurückgefahren war, um ihre Gliederpuppen aus dem Trümmerhaufen zu bergen, bevor die Bullen dort aufkreuzten. Schlimmstenfalls konnte man Jennifer und mich mit dem Tatort in Verbindung bringen. Doch damit hatten sie nichts in der Hand.

Was konnten sie tatsächlich gegen uns verwenden? Rücksichtsloses Fahren? Mit einer Pistole herumfuchteln? Im ungünstigsten Fall würde ich vielleicht zwei Monate im Bezirksgefängnis absitzen. Kein Urlaub im Club Med, aber auch nicht das Ende der Welt. Meiner Einschätzung nach hatte Meadow Brand jemanden ermordet und mir eine aufwendige Falle gestellt, um mir einen fiesen kleinen Streich zu spielen. Obwohl ich ihr so etwas durchaus zutrauen würde, sagte mir ein nerviges Jucken in meinem Hinterkopf, dass ich noch nicht das ganze Bild vor Augen hatte.

Das ganze Bild trat etwa zwanzig Minuten später durch die Tür des Verhörraums herein, und zwar in Gestalt einer kleinen, vollschlanken Blondine im maßgeschneiderten Anzug. Sie trug eine Brille mit Metallgestell und eine Herrenkrawatte mit Paisleymuster. Zwei Männer folgten ihr, ein schwergewichtiger Kerl mit einem Gesicht wie ein Halloween-Kürbis und Haar wie Stroh, dazu ein magerer Mann mit Ziegenbart und einem Stapel Aktenordner unter dem Arm. Der mit dem Ziegenbart warf mir einen mörderischen Blick zu und knallte die Aktenordner auf den Schreibtisch.

Winde von Magie wirbelten im Raum umher. Partikel aus intensivem grünem Licht schwebten am Rand meines Gesichtsfelds, streiften meinen Geist, sickerten durch die Sichtbetonwände wie Strahlung aus einem undichten Reaktor. Ein säuerlicher Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Mir wurden schlagartig zwei Dinge klar: Einer meiner Besucher war ein Cambion, die Mischlingsbrut eines Menschen und eines Dämons. Einer der beiden anderen war ein ausgebildeter Zauberer, und zwar ein guter. Fast so gut wie ich. Mit all der plötzlichen Energie im Raum konnte ich jedoch nicht einordnen, wer von ihnen wer war.

Die Blondine präsentierte ihre Dienstmarke.

»Special Agent Harmony Black«, sagte sie mit dem Hauch eines Neuenglandakzents an den Rändern ihrer abgehackten Worte. »FBI. Ich habe dieser Begegnung schon seit längerer Zeit freudig entgegengesehen, Mr. Faust.«

Ab diesem Moment wurde alles richtig kompliziert.

2

Es gibt keine Ratsversammlung greiser Zauberer, die die Welt der Magie beaufsichtigen, keine verborgenen Akademien, in denen frühreife Jugendliche mit strahlenden Augen die Geheimnisse des Unbekannten erfahren. Aber was uns als Gemeinschaft eint, ist das kollektive Bedürfnis, alle daran zu hindern, uns die Tour zu vermasseln. Was wird also jedem frischgebackenen Zauberer mit als Erstes eingetrichtert? Halt die Klappe, schweig, wenn es um Magie geht, sonst wird jemand dich zum Schweigen bringen, vermutlich mit einer Kugel oder einem nachhaltigen Bordsteinkick. Nachdem wir nun im Zeitalter der Handykameras und des globalen Internets leben, ist es wichtiger denn je, dass die verborgene Welt auch im Verborgenen bleibt.

Es dürfte niemanden überraschen, dass die meisten aktiven Zauberer Kriminelle der einen oder anderen Couleur sind. Die okkulte Unterwelt und die kriminelle Unterwelt überlappen und vermischen sich in den Gefilden der Schatten, weit entfernt von der taghellen Welt der Steuerzahler und anständigen Bürger. Wir machen unsere Sachen und sie ihre.

Die Vorstellung einer Zauberin im Dienst des FBI ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Und von da an wurde es nicht besser.

»Das ist Detective Gary Kemper von der Las Vegas Metropolitan Police«, erklärte Agent Black und wies in Richtung des Mannes mit dem Ziegenbart. »Und dieser sehr große Herr zu meiner Linken ist Agent Lars Jakobsen von der DEA.«

Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und pfiff, während ich mich bemühte, mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen.

»Sie alle sind nur meinetwegen hergekommen? Dabei habe ich heute nicht mal Geburtstag.«

Gary Kemper schlug seine Handflächen auf den Metalltisch zwischen uns und beugte sich so weit vor, dass ich sein billiges Aftershave riechen konnte.

»Carl Holt war ein Freund von mir, Sie Drecksack!«, knurrte er.

Ich hatte Carl Holt nicht ermordet, aber um der Wahrheit Genüge zu tun, war genau das meine Absicht gewesen. Meine Freundin kam mir zuvor. Sie brach Holt das Genick und ließ ihn tot auf dem Küchenboden im Haus seines Partners liegen. Ich brannte nur das Haus nieder, nachdem sie mit ihm fertig war. Aber niemand hätte in der Lage sein sollen, mich mit dieser Sauerei in Verbindung zu bringen. Niemand.

»Carl Holt«, sinnierte ich und versuchte, meine Überraschung nicht in der Stimme durchklingen zu lassen. »Oh, ich erinnere mich aus den Nachrichten an ihn. War er nicht der korrupte Bulle, der zusammen mit seinem Kumpel ermordet wurde, dem satanistischen Pornoregisseur?«

Gary warf sich über den Tisch. Ich lehnte mich schnell zurück, sodass sich die Vorderbeine meines Stuhls vom Boden hoben. Seine Hände packten die Stelle, wo noch kurz zuvor meine Kehle gewesen war.

»Detective!«, blaffte Harmony.

Gary kam wieder zu Sinnen und ließ die Hände mit einer gemurmelten Entschuldigung sinken. Die an sie ging, nicht an mich.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Sie sind im falschen Zimmer, Leute. Mir wird eine rücksichtslose Fahrweise zur Last gelegt. Und dabei bin ich nicht mal gefahren. Wie unfair ist das eigentlich?«

»Da wäre noch die Bedrohung einer Frau mit einer illegalen Waffe«, bemerkte Lars in einem grollenden Bass mit norwegischer Färbung und sah mich amüsiert an. »Bei der es sich um die PR-Managerin von Carmichael-Sterling Nevada handelt. Die Firma hat einen schlimmen Monat hinter sich, nach dem Brandanschlag auf das Silverlode Hotel.«

Während er mir das sagte, war ihm klar, dass ich auch darüber Bescheid wusste. Doch gleichzeitig erklärte er mir damit etwas viel Wichtigeres: Sie hatten keine Beweise für irgendetwas. Wenn sie mir die Morde an Holt und Kaufman anhängen oder mich mit dem Silverlode in Verbindung bringen könnten, säße ich längst auf der Anklagebank.

»Kein Problem«, sagte ich zu ihm, »sie haben schließlich noch ein zweites Hotel, das bislang nicht abgebrannt ist.«

Harmony schob die Aktenordner einen nach dem anderen über den Tisch, reihte sie auf, hielt die Deckel aber geschlossen.

»Sie verkehren in interessanter Gesellschaft, Mr. Faust«, sagte sie. »Ihre Reisebegleitung ist eine äußerst erfolgreiche Drogendealerin.«

Ich hob einen Finger. »Einspruch. Sie wurde zweimal wegen Besitz und einmal wegen Anbau von Marihuana verhaftet, doch alle drei Male wurde die Anklage fallen gelassen. Sie hat nie das Innere eines Gerichtssaals gesehen.«

Harmonys Lippen verzogen sich zu einem ironischen schiefen Lächeln. »Und das, Mr. Faust, ist der Grund, warum ich sie als ›erfolgreich‹ bezeichnet habe.«

Falls Harmony wirklich die zweite Zauberin in diesem Raum war – ich konnte die Signale immer noch nicht zuordnen, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, dem Gefängnis zu entgehen –, wusste sie wahrscheinlich genauso gut wie ich, dass Jennifer es immer wieder schaffte, sich der Strafverfolgung zu entziehen. Sie war nicht nur eine Lieferantin von erstklassigem Weed, sondern sicherte ihre Geschäfte auch mit hochwirksamer Hexerei ab.

»Dieses Mal wird sie nicht so viel Glück haben«, grummelte Lars. »Sie hat den Wagen gefahren, die illegale Waffe gehört ihr …«

»Das ist meine Waffe«, sagte ich automatisch, ohne nachzudenken. Sie hätte dasselbe für mich getan. Falls wir für diesen Blödsinn zur Rechenschaft gezogen wurden, konnte sie die Fahrweise und ich den Waffenbesitz übernehmen. Das erschien mir nur fair.

»Ja.« Gary nickte. »Das hat sie auch gesagt, dass die Waffe Ihnen gehört. Und dass diese ganze Sache Ihre Idee war.«

Meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Anfängertaktik. Ich sollte glauben, dass Jennifer in einem anderen Zimmer war und mich belastete, damit ich meinerseits sie hinhängte. Aber dabei gab es ein Problem: Jennifer war meine Schwester. Nicht blutsverwandt, denn Leute wie wir richteten uns bei Familienbeziehungen nicht nach der Abstammung, aber sie war meine Schwester. Sie würde sich eher eine Schlinge um den eigenen Hals legen als um meinen.

Ich sah Harmony an. Harmony sah Gary an. Ihr wurde klar, dass er zu weit gegangen war und es versaut hatte. Genauso wie Lars. Nur Gary selbst war zu dumm, um darauf zu kommen. Ich räusperte mich.

»Agent Black? Vielleicht könnten Sie diesen Jungen zurück zu Mommy und Daddy schicken, damit wir ein Gespräch unter Erwachsenen führen können.«

»Klar. Führen wir ein Gespräch«, antwortete sie und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber. »Sprechen wir über Nicky Agnelli.«

Da war es. Der wahre Grund für diesen ganzen Affenzirkus. Ich fragte mich, ob Nicky vergessen hatte, jemanden zu bestechen, oder ob vielleicht nur seine Glückssträhne zu Ende war. Man wurde nicht zum größten Gaunerboss von Las Vegas, ohne sich eine Menge Feinde zu machen. Ich sollte es wissen. Genau genommen war ich einer dieser Feinde, obwohl Nicky und ich vor ein paar Wochen einen unsicheren Waffenstillstand ausgehandelt hatten.

»Nicky?«, sagte ich nonchalant. »Er ist ein alter Pokerkumpel von mir. In letzter Zeit sehen wir uns nicht mehr allzu oft.«

»Aber Sie haben eine gemeinsame Geschichte«, sagte Harmony und klappte nacheinander die Aktenordner auf. Tatortfotos. Polizeiberichte. Einige Vorfälle gingen auf mein Konto, andere nicht, aber die Treffer waren eindeutig in der Überzahl. Ich schaute sie mir an und schüttelte den Kopf.

»Ich bin mir nicht sicher, was das bedeuten soll. Manche dieser Sachen sind nicht einmal Verbrechen. Ich meine, bei diesem Typ hier steht, dass er an einem Blutgerinnsel im Gehirn starb. Sie können doch nicht glauben, dass ich irgendwas damit zu tun hatte.«

»Echt jetzt?«, fragte Harmony.

»Die einzige Möglichkeit, die ich mir vorstellen kann«, sagte ich langsam, während ich ihren Blick erwiderte, »läuft darauf hinaus, dass ich … keine Ahnung … schwarze Magie benutzt haben könnte. Und wir alle wissen, dass Magie nicht existiert.«

»Ach, wissen wir das?«, erwiderte sie im selben nüchternen Tonfall und mit ausdrucksloser Miene.

Ich hielt ihr meine Handgelenke hin. »Nun, wenn ja, dann sollten Sie mich in erster Linie wegen Zauberei verhaften. Oh, Moment! Das ist doch eigentlich gar kein Verbrechen, nicht wahr?«

Meine Selbstgefälligkeit hielt so lange vor, bis sie den letzten Ordner öffnete.

»Ups!«, sagte Harmony. Eine heimlich mit Teleobjektiv geschossene Aufnahme zeigte Caitlin und mich beim Essen in einem Gartencafé. »Wie kommt das denn hierher?«

In meinem Leben hatte ich eine Menge Fehler begangen und einen Haufen Verwüstung hinterlassen, aber Caitlin war die Rose in dieser Trümmerlandschaft. Wir waren zusammen durchs Feuer gegangen. Buchstäblich.

»Sie sollten sie aus dieser Sache heraushalten«, sagte ich, während sich meine Kehle zuschnürte.

»Lassen Sie mich ganz offen sein, Mr. Faust. Dies ist eine gemeinsame Taskforce mehrerer Strafverfolgungsbehörden, die gegen das Agnelli-Verbrechersyndikat ermittelt. Und das bedeutet, dass wir Recherchen über alle Personen anstellen, die in Verbindung mit Aktionen des Syndikats stehen. Über alle.«

»Ihr Kumpel Nicky ist am Ende«, sagte Gary. »Und diesmal wird er nicht davonkommen. Seine Tage sind gezählt, verstanden?«

Lars hob einen Finger und schaute auf mich herab. »Aber es ist noch nicht zu spät, auf die Seite der Engel zu wechseln.«

Seltsame Wortwahl. Ich fragte mich, ob der massige Norweger der Cambion in diesem Raum war.

»Sie wollen, dass ich ihn verpfeife«, sagte ich.

»Wir wollen, dass Sie kooperieren.« Harmonys Fingerspitzen strichen über das Foto von Caitlin und mir. »Es können Vorkehrungen zu Ihrem Schutz getroffen werden, und es versteht sich von selbst, dass es für das FBI nach Ihrer Zeugenaussage keinen Grund mehr gäbe, tiefergehende Ermittlungen über das Leben Ihrer … Bekanntschaften anzustellen.«

Zuckerbrot und Peitsche. Wenigstens zierten sie sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen. Die Wahrheit sah so aus, dass ich Nicky überhaupt nichts schuldig war. Vor weniger als einem Monat hatte er Caitlin in die Sklaverei verkauft und versucht, mich töten zu lassen, als Kollateralschaden in einem politischen Machtspiel. Seine Pläne lösten sich in Rauch auf, aber am Ende duftete er trotzdem nach Rosen. Ich wäre rundum zufrieden, würde ich Nicky im orangefarbenen Overall eines Staatsgefängnisses sehen.

Doch nichts war jemals so einfach. Die Hälfte der Leute, die ich kannte, arbeitete auf die eine oder andere Weise für Nicky, und viele von ihnen würden mit ihm untergehen. Gute Leute, denen gegenüber ich zur Loyalität verpflichtet war. Dann galt es noch, den Rückstoß zu bedenken. Ich wusste, welche Art von Mächten er in einen Kampf werfen konnte, weil ich früher zu diesen Mächten gehört hatte. Wenn Nicky auf Rachefeldzug ging, wäre ich in dieser oder der nächsten Welt nicht mehr sicher.

»Ich werde darüber nachdenken«, sagte ich, obwohl meine Entscheidung längst feststand.

»Aber nicht zu lange«, entgegnete Harmony und stemmte die Hände in die Hüften. »Das ist ein zeitlich begrenztes Angebot. Sie sind entweder auf unserem Schiff oder auf seinem. Und eines dieser Schiffe wird untergehen.«

Sie reichte mir ihre Visitenkarte. Kein Titel, kein FBI-Siegel, nur ihr Name und eine Telefonnummer in klarem Schwarz auf Beige. Ich steckte sie in meine Tasche.

Mein kleines Verhör durch Nickys Möchtegernhenker fegte die übrigen Anklagepunkte nicht vom Tisch. Das wäre zu einfach gewesen. Ein Polizist führte mich zu einer Arrestzelle, wo ich eine Stunde damit zubrachte, mit ein paar tätowierten Gangmitgliedern zu plaudern, die man bei einem Einbruchdiebstahl hochgenommen hatte. Erstaunlich sanfte Typen. Niemand hatte mir einen Anruf angeboten und auch nichts zu essen, und ich wog meine Optionen ab, als der Polizist zurückkam, um mich hinauszubringen.

Bentley wartete in der Eingangshalle auf mich, seinen alten grauen Filzhut unter einen Arm geklemmt, und sah aus wie ein enttäuschter Großvater, den man herzitiert hatte, um sein Enkelkind aus dem Büro des Schuldirektors abzuholen. Die Analogie war gar nicht so falsch. Bentley und sein Partner Corman, die seit den Siebzigern zusammen waren und sich immer noch wie Frischvermählte aufführten, wenn sie sich unbeobachtet glaubten, hatten mich bei sich aufgenommen, als ich ein durchgebrannter, verängstigter Junge war. Sie kamen dem am nächsten, was für mich ein richtiger Vater gewesen wäre. Das Monster, das mich aufzog, hatte diesen Namen nicht verdient.

Ich schloss den alten Mann in die Arme, und er klopfte mir auf den Rücken. Dann deutete er auf die Glastür. »Ich habe euch beide auf Kaution herausgeholt«, sagte er. »Jennifer haben sie als Erste abgewickelt. Sie ist draußen. Sie hat so etwas wie einen hysterischen Anfall.«

»Ich werde es dir zurückbezahlen.«

»Du kannst es zurückbezahlen, indem du mir erklärst, was heute früh passiert ist. Sophia ist …« Er riss sich zusammen und senkte seine durchdringende Stimme, als wir durch das überfüllte Foyer gingen. »Sophia ist tot, Daniel.«

»Meadow Brand ist passiert«, sagte ich und hielt ihm die Tür auf. Wir traten hinaus in die Hitze von Las Vegas. Jennifer ging auf dem Parkplatz auf und ab, attackierte eine filterlose Zigarette und murmelte vor sich hin. Das Sonnenlicht spielte auf dem Metallglanz ihres tätowierten Arms und ließ eine mit Rosenblättern gerahmte Darstellung von Elvis als Gautama Buddha glitzern. Sie sah uns kommen, drückte die Zigarette unter dem Stiefelabsatz aus und hielt wie eine wütende Löwin auf uns zu.

»Schätzchen, was zum Henker ist da gerade passiert?«, blaffte sie mich an. »Ich zahle Nicky Agnelli keine drei Riesen pro Monat, damit er Butter auf meine Kekse streicht. Er soll eigentlich dafür sorgen, dass ich nicht in einen Verhörraum geschleift werde. Jedenfalls tut er sonst nichts, um mir das Leben leichter zu machen. ›Schutzvorkehrungen‹, meine Fresse!«

»Vielleicht«, warf Bentley ein, »sollten wir jetzt lieber in meinen Wagen steigen, statt dies auf einem öffentlichen Parkplatz auszudiskutieren. Ich hege keine große Vorliebe für Polizeiwachen, und ich bin davon überzeugt, dass ihr meine Einstellung teilt.«

Wir zwängten uns in Bentleys alten silbernen Caddy und drehten die Klimaanlage auf. Ich war einfach nur glücklich, wieder ungesiebte Luft zu atmen. Doch ich fragte mich, wie lange ich das noch genießen konnte.

3

»Sie sondieren«, sagte ich zum fünften Mal zu Jennifer. Bentleys Wagen glitt schnittig und anonym durch den Verkehr.

»Sie wissen mehr, als sie sollten«, schnauzte sie. »Und hast du ihren Geruch bemerkt?«

»Ja. Ein recht guter Magier und ein Cambion. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Agent Black zu unserem Menschenschlag gehört. Sie hat es vage angedeutet. Falls sie keine Zauberin ist, ist sie besser eingeweiht, als sie es sein dürfte. Wen hast du als den Cambion wahrgenommen?«

»Den Norweger«, sagte sie. »Er hat eine recht klumpige Figur, als wären seine Knochen nicht ganz richtig zusammengewachsen.«

Bentley fuhr schweigend weiter. Er packte das Lenkrad so fest, dass seine ohnehin blassen Hände schneeweiß wurden. Plötzlich verstand ich, warum, und kam mir wie ein blöder Erstklässler vor. In all der Verwirrung und Furcht und Sauerei des Morgens hatte ich die wahre Tragödie aus dem Blick verloren.

»Wir … haben sie nicht so gut gekannt«, sagte ich, unsicher, ob ich das Thema Sophia überhaupt zur Sprache bringen sollte. Ich wollte ihn trösten, wusste aber nicht, wie.

Mehrere Minuten lang antwortete er nicht.

»Sie war anders«, sagte er schließlich. »Vor zwanzig Jahren. Sophia war nicht immer … krank. Ich weiß, dass ihr sie nur ein- oder zweimal im Garden gesehen habt, aber damals in den Neunzigern hielt sie manchmal bis zum Schluss durch. Wir drei – Sophia, Corman und ich – waren die Letzten der alten Schule. Dann ließ sie geistig nach. Die Halluzinationen begannen, die Wahnvorstellungen. Wir versuchten, ihr Hilfe zu besorgen, aber sie blieb nie allzu lange bei den Pillen.«

»Bentley …«, setzte Jennifer an, aber er brachte sie mit einem Kopfschütteln zum Schweigen.

»Ich konnte ihrem Verfall nicht lange zuschauen. In den letzten paar Jahren habe ich nur noch wenige Male mit ihr gesprochen. Habe ihr anonym Umschläge mit Bargeld geschickt. Als Freund habe ich sie im Stich gelassen. Das gebe ich zu. Aber Sophia war wirklich meine Freundin.«

Eine Träne rann über seine verwitterte Wange. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter.

»Warum hat Brand sie getötet?«, fragte er mit brechender Stimme. »Sophia hat nie jemandem etwas zuleide getan. Sie konnte es gar nicht. Sie war hilflos und allein. Warum musste diese Frau sie töten?«

Er hatte seine Frage selbst beantwortet. Weil sie hilflos und allein war. Weil Meadow Brand eine Psychopathin war, genauso verrückt wie Sophia, aber dazu die Gemeinheit einer Klapperschlange und eine gehörige Portion Mordlust in sich hatte. Weil sie es tun konnte. Das waren die einzigen Gründe, die wir in Erfahrung bringen würden, und keiner davon war gut genug.

»Das Ganze war ein abgekartetes Spiel«, sagte ich. »Von der Verhaftung bis zum Aufkreuzen dieser Taskforce. Von Grund auf inszeniert. Vergiss nicht, als wir Lauren Carmichaels Machenschaften im Silverlode hochgehen ließen, gab Nicky uns Rückendeckung. Er hatte für Lauren gearbeitet, und dann wandte er sich gegen sie. Ich glaube nicht, dass sie jemand ist, der so etwas verzeiht, und Meadow Brand ist Laurens Bulldogge.«

»Glaubst du wirklich, dass sie einen solchen Einfluss hat?«, fragte Jennifer.

»Ich weiß, dass Carmichael-Sterling ein paar Hundert Millionen in ihr Vegas-Projekt investiert. Damit lassen sich ein oder zwei Senatoren kaufen. Leute mit den richtigen Beziehungen, um eine echte Untersuchung ins Rollen zu bringen, in einer Größenordnung, gegen die Nicky nichts mit Bestechung erreichen oder sie durch Abschreckung verhindern kann. Ich glaube nicht, dass Agent Black weiß, wer ihre Fäden zieht. Sie kam mir wie eine ehrliche Haut vor. Eine Kämpferin für Gerechtigkeit und solche Sachen.«

»Für uns wäre es besser, wenn sie korrupt wäre.« Jennifer fläzte sich mürrisch auf dem Rücksitz herum. »Mit Korruption kann ich umgehen. Also gut, was meinst du, wie groß die Schwierigkeiten sind, in denen wir stecken?«

»Sie können uns gar nichts beweisen«, sagte ich. »Wenn sie es könnten, hätten sie uns unter Anklage gestellt und dann einen Rettungsring angeboten. Aber wenn Nicky untergeht und er alle anderen über die Klinge springen lässt, um einen besseren Deal für sich herauszuschlagen, was er auf jeden Fall tun wird …«

»Vielleicht ist es an der Zeit«, sagte Jennifer langsam und wählte jedes Wort mit Bedacht, »dass wir etwas wegen unseres Nicky-Problems unternehmen.«

Wir drei saßen schweigend im Wagen. Bentley versuchte, so zu tun, als hätte er nicht gehört, dass Jennifer gerade den Kopf des mächtigsten Mannes von Las Vegas gefordert hatte. Ich überlegte, wie ich sie von diesem gefährlichen Weg herunterholen konnte.

»Wir haben kein Nicky-Problem«, sagte ich. »Wir haben ein Carmichael-Sterling-Problem. Lauren Carmichael und Meadow Brand sind als Einzige von ihrer kleinen Sekte noch da. Deshalb versuchen sie es jetzt mit solchen Spielchen und hetzen die Polizei auf uns, statt einen direkten Kampf zu riskieren. Wir müssen sie ausschalten. Endgültig.«

»Daran würde ich mich gern beteiligen«, sagte Bentley leise, während er auf die Straße starrte.

»Ich spreche das Thema nur widerwillig an«, sagte ich, »aber Sophias Haus …«

Bentley nickte. »Corman und ich werden uns darum kümmern.«

Nach einem Todesfall in unserer Gemeinschaft muss dafür gesorgt werden, dass nichts übrig bleibt, was unsere Geheimnisse verraten könnte. Keine Grimoires oder Journale, keine verfluchten Reliquien oder Zauberstäbe. All das muss verschwinden. Das entspricht der Löschung aller Pornodateien auf dem Computer eines verstorbenen Freundes, bevor seine Mutter sie zu Gesicht bekommt, aber in unserem Fall steht viel mehr auf dem Spiel. Inoffiziell ist es eine Gelegenheit für Freunde, zusammenzukommen, Erinnerungen aufzuwärmen und Geschichten über die alten Zeiten auszutauschen, bevor sie sich mit dem geheimen Teil der Überreste eines Lebens davonstehlen.

So etwas nennen wir einen »Heuschreckenjob«.

Bentley setzte mich an der Auffahrt zum Taipei Tower ab. Ich stand im Schatten des glitzernden Wolkenkratzers, schaute auf meine Uhr und nahm einen tiefen Atemzug. Ich war recht spät dran. Ich trat durch die automatischen Glastüren, die auf Hochglanz poliert waren, und lief über einen Teppich, der mit karmesinroten Chrysanthemen gemustert war, bis zu den Aufzügen.

Das Kensho-Bistro befindet sich im dritten Stock. Kensho bedeutet »eine erleuchtende Erfahrung«, was auf das Essen durchaus zutrifft. Das Restaurant ist ein Bereich in warmen Hellbraun- und Sienatönen, erhellt von runden Kronleuchtern in weißer Deckenvertäfelung. Ich atmete erleichtert aus, als ich Caitlin an einem Fenstertisch sah, zusammen mit einem anderen Pärchen. Es sah so aus, als hätten sie kaum mit dem Essen begonnen. Ein gutes Zeichen.

Sie erhob sich, als ich hinüberhastete. Ihr scharlachrotes Haar lag zu einem Seitenzopf geschlungen über einer blassen Schulter, und sie trug ein Kleid aus Seidenjersey, das direkt von einem Pariser Laufsteg stammen konnte.

»Es tut mir so leid …«, begann ich, doch sie nahm meine Hand, schüttelte den Kopf und trat näher an mich heran.

»Jennifer hat mich angerufen, während sie darauf wartete, dass man dich freilässt«, murmelte sie, das rollende R eines schottischen Akzents in der Stimme. »Das werden wir später besprechen. Jetzt sind wir in Gesellschaft.«

Die Frau auf der anderen Seite des Tisches sah aus wie eine Hollywood-Schauspielerin, die sich bemühte, die Rolle einer Übermutter aus der Vorstadt zu verkörpern, jedoch ein wenig zu perfekt, zu präzise und kontrolliert, um echt zu sein. Außerdem glühte sie in meinem Geist wie ein schwarzer Diamant, auf die gleiche Weise wie Caitlin. Als sie mir die Hand schüttelte, empfand ich ihre Haut glatt wie Glas.

»Emma Loomis«, sagte sie mit einem Lächeln. »Also, der geheimnisvolle Daniel Faust. Im Büro reden alle über dich.«

»Hoffentlich nicht allzu schlecht«, erwiderte ich.

»Oh, ich weiß nicht, du siehst aus, als könntest du eine gefährliche Ablenkung sein.«

Sie hielt meine Hand etwas zu lange fest, bis Caitlin sich dezent räusperte. Der Mann neben ihr wirkte genauso verlegen, wie ich mich fühlte. Er war ein stämmiger Typ, vielleicht Anfang vierzig, mit einem Ziegenbart, der sich an den Rändern silbrig färbte.

»Ben«, sagte er und reichte mir die Hand. Wenn die Auren von Caitlin und Emma den Raum wie zwei magische Orkane mit Energie durchtränkten, glich Ben einer leichten Feuchtigkeit. Doch er hatte ein freundliches Lächeln und einen festen Händedruck, mit dem er mich sofort für sich einnahm.

»Oh«, sagte Caitlin, »und du hast Melanie noch nicht kennengelernt, die Tochter von Emma und Ben.«

Ich brauchte kein Codebuch, um diese Botschaft zu enträtseln. Dem blauhaarigen jugendlichen Punk, der mir gegenübersaß, war ich definitiv schon begegnet. Als ich vor fünf Wochen von einem Rudel wilder Cambions gekidnappt wurde, war sie die Stimme der Vernunft in der Bande und hielt mich lange genug am Leben, bis Caitlin zu meiner Rettung herbeieilen konnte. Offensichtlich hatte Caitlin ihr verziehen, und Melanies Eltern wussten nichts von ihrem kleinen Ausflug ins Abenteuer. Wir nickten uns in gegenseitigem unausgesprochenem Einverständnis zu.

Eine typische moderne Familie. Dämonenmutter, Menschenvater, Cambion-Kind. Genauso wie Caitlin und ich, abzüglich des Kindes und der Eheringe. Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte.

»Also arbeitest du mit Caitlin zusammen?«, fragte ich Emma, nachdem ich mich schnell umgeschaut hatte, um mich zu vergewissern, dass sich keiner der anderen Gäste in Hörweite befand.

»Sie besorgt das Grobe, ich sorge fürs Geld«, sagte Emma, was ihr ein spöttisches Naserümpfen von Caitlin einbrachte. Emma legte besitzergreifend einen Arm um Bens Schultern. »Mit Unterstützung des großartigsten Buchhalters der Welt, versteht sich.«

Ben gluckste und nippte an seinem Glas Wasser. »Du machst Geld, ich zähle es. Was ist mit dir, Dan? Womit bestreitest du deinen Lebensunterhalt?«

Nun, Ben, bis vor Kurzem arbeitete ich als Auftragszauberer für den größten Gangsterboss von Las Vegas, aber dann hatten wir ein Zerwürfnis, weshalb ich jetzt kleinere Betrügereien durchziehe und manchmal auf der Fremont Street Taschenspielertricks gegen etwas Kleingeld vorführe. Ich schätze, man könnte sagen, dass ich eine Art krimineller Penner bin.

»Ich hänge gerade zwischen zwei Jobs«, erklärte ich ihm. »Du kennst ja die wirtschaftliche Situation.«

»Ich weiß, wovon du redest. Du hast nicht zufällig mit der Finanzbranche zu tun?«

»Ich habe einmal eine Bank ausgeraubt«, sagte ich, und Caitlin trat mir unter dem Tisch gegen das Schienbein. Ich musste Emma und Ben zugutehalten, dass sie mir mit einem höflichen Glucksen antworteten. Melanie schmunzelte. Ich mochte die Kleine.

»Daniel ist viel zu bescheiden«, sagte Caitlin. »Er hilft mir bei einem Nebenprojekt. Eine Wachhundsache.«

Die Höfe der Hölle gingen sich seit Jahrhunderten gegenseitig an die Kehle, ein bodenloses Schlangennest aus Verrat und Intrigen, das den Kalten Krieg wie eine Spielplatzrauferei aussehen ließ. Unser spezielles Stück Erde wurde von einem schachspielenden Schwerkriminellen namens Prinz Sitri beansprucht. Wie Caitlin sagte, saß er schon auf dem Thron, als Hannibal die Elefanten für sich entdeckte, und er war so gerissen, dass er Mordanschläge gegen sich selbst inszenierte, wenn ihm langweilig wurde, nur um geistig fit zu bleiben.

Caitlin war sein Wachhund. Mit anderen Worten, seine Vollstreckerin, sein Sheriff, seine Diplomatin und seine Henkerin, wenn es sein musste. Ein undankbarer Job, wenn Sie mich fragen, aber sie war erschreckend gut darin.

»Oh, das klingt geheim«, stichelte Emma.

»Kenntnis nur bei Bedarf«, sagte Caitlin.

Ein Kellner schwebte vorbei und stellte vor mir ein Tablett ab. Frisch gekochte Garnelen schimmerten auf einem Bett aus Grünzeug und kitzelten meine Nase mit einem Wirbel aus reichen, würzigen Aromen.

»Du hast dich verspätet«, sagte Caitlin, »also habe ich für dich bestellt. Riesengarnelen in Wasabi-Aioli-Soße. Vorsicht, es ist heiß.«

»Ich hasse es, wenn du das tust«, sagte ich, obwohl ihre Angewohnheit, in Restaurants für mich zu bestellen, bisher niemals zu einer schlechten Mahlzeit geführt hatte.

»Das hat sie mit uns auch gemacht«, murmelte Melanie.

Ben musterte eine Gabel voll dampfendem Reis. »Aber das ist wirklich gut.«

»Ich weiß, was Leute mögen«, sagte Caitlin. »Es ist eine Gabe. Also, Emma, wo stehen wir mit dem Ranch-Projekt?«

»Morgen werden wir unterschreiben. Die Sache könnte nicht reibungsloser laufen.«

»Ranch-Projekt?«, fragte ich.

Emma sah mich strahlend an. »Es ist ein Coup.«

4

»Was für eine Art Coup genau?«, fragte ich, obwohl ein Teil von mir dachte, ich wäre vielleicht glücklicher, wenn ich es nicht wüsste. Meine verfluchte Neugier.

»Das ist eher metaphorisch gemeint«, sagte Caitlin, »aber nichtsdestoweniger genial.«

»Danke, meine Liebe.« Emma wandte sich wieder mir zu. »Du weißt zweifellos, dass unser Prinz eine liberalere Einstellung zu den Cambions hat als einige unserer nächsten Nachbarn. Und nun ist die Sache eskaliert. Der Hof der Nachtblühenden Blumen hat eine … Order erteilt.«

Sie warf einen zögernden Blick zu Melanie. Das Mädchen seufzte.

»Ich weiß, was ein Pogrom ist, Mom. Du kannst es aussprechen. Sie töten jeden, der ein Halbblut ist. So wie ich.«

Emmas Lächeln verblasste. Ich fragte mich, wie viele Meilen die Grenze noch entfernt war, an der ihre Tochter bei Sichtkontakt ermordet wurde. Ich fragte mich, was ich an ihrer Stelle täte, wenn ich sähe, wie diese Grenze jeden Tag näher heranrückte.

»Prinz Sitri«, sagte Caitlin, »hat in seiner ewigen Wohltätigkeit seine Arme geöffnet. Jedem Cambion, der aus eigener Kraft das von uns beanspruchte Territorium erreicht, wird Zuflucht gewährt. Wir werden niemandem helfen, aus dem Gebiet der Blumen zu fliehen, weil das eine Kriegshandlung wäre, aber wir werden niemanden abweisen.«

»In der vergangenen Woche hatten wir fünfzehn Neuankömmlinge«, sagte Emma. »Die Hälfte von ihnen hatte seit Tagen nicht gegessen oder geschlafen. Ich rechne mit weiteren fünfzehn oder zwanzig, bevor das alles vorüber ist. Wir brauchten eine Lösung, insbesondere für die … grenzwertigen Wilden. Einen Ort, wo sie arbeiten und rehabilitiert werden können, wo sie in Frieden den Interessen des Hofes dienen können.«

Sie tippte auf ihr iPhone und zeigte mir den Bildschirm. Eine Luftaufnahme von einer weitläufigen staubigen Wüstenranch. Halb erwartete ich, dass eine Steppenhexe über die Durchgangsstraße rollte oder sich vielleicht ein paar Cowboys für ein High-Noon-Duell bereitmachten.

»Die Silk Ranch. Vierhundert Meilen draußen in der Wüste. Keine Nachbarn, bis man Carson City erreicht.«

Ich betrachtete blinzelnd das Foto. »Moment, ist das nicht ein Bordell?«

Emma nickte. »Ein höchst profitables. Dennoch will der aktuelle Besitzer es unbedingt verkaufen und überlässt es uns zu einem Spottpreis.«

»Aha?«, sagte ich. »Wie habt ihr das geschafft?«

Sie bedachte mich mit einem durchtriebenen, nachsichtigen Lächeln, wie eine Katze, die auf ein Sahneschälchen gestoßen war. »Wir vom Chor des Neides sind unübertreffliche Unterhändler. Wenn wir etwas sehen, das wir haben wollen, dann nehmen wir es uns.«

Ihre Hand legte sich fester um Bens Schulter.

»Auf dem Gelände werden wir Arbeit für geeignete Kandidaten finden«, sagte sie. »Natürlich ist nicht alles Sexarbeit. Jedes Unternehmen von dieser Größe benötigt Hilfs- und Wartungspersonal …«

»Krass, Mom.« Melanies Stimme troff vor Sarkasmus. »Kann ich dort einen Sommerjob bekommen? Ich werde die beste Wichseaufwischerin aller Zeiten sein!«

»Melanie!«, blaffte Emma. Ich schob mir schnell eine Gabel voll Garnelen in den Mund, um mich daran zu hindern, laut loszulachen, aber ich konnte keinen unbewegten Gesichtsausdruck wahren. Melanie grinste mich an, als sie einen Geistesverwandten am Tisch spürte.

»Achte auf deine Sprache«, sagte Caitlin zu Melanie, dann sah sie mich von der Seite an und murmelte: »Ermutige sie nicht.«

»Das Endresultat«, sagte Emma, während sie ihre Tochter weiterhin mit strengem Blick musterte, »wird eine glatt laufende, effiziente Maschine sein, mit einem zuverlässigen Kapitalfluss für unsere regionalen Geschäfte, einer sicheren Zuflucht für unsere Neuankömmlinge und genug Platz auf dem Gelände für spezielle Projekte. Das derzeitige Personal wird ersetzt oder genutzt, je nach vorhandenem Potenzial.«

»Genutzt?«, fragte ich nach.

»Genutzt«, bestätigte sie.

Wir aßen weiter und blieben, bis uns die Gesprächsthemen ausgingen und Ben sagte, er müsse zurück ins Büro. Als Emma ihre Familie zur Tür hinausdrängte, fiel mir auf, dass sie uns die gesamte Rechnung überlassen hatte.

»Das passiert jedes Mal«, sagte Caitlin. »Könntest du für eine Weile nach oben mitkommen? Oder musst du gehen?«

Etwas stand in ihren Augen, eine Müdigkeit, die mir Sorgen bereitete. Ich nahm ihre Hand, und wir liefen gemeinsam durch das Hotel zu den Aufzügen.

»Aus reiner Neugier«, sagte ich. »Hat sie mich angebaggert?«

»Natürlich hat sie das. Du gehörst mir. Der Chor des Neides, Daniel. Das Einzige, was Emma mehr Spaß macht, als neue Sachen zu haben, ist, sie anderen Leuten wegzunehmen.«

»Ben muss ein sehr geduldiger Mann sein.«

Sie sah mich mit einem matten Lächeln an, als sie den Rufknopf drückte.

»Ben ist ein treu sorgender Vater. Es spielt keine Rolle, was Emma tut. Er bleibt wegen Melanie bei ihr. Übrigens danke, dass du ihr kleines Abenteuer nicht erwähnt hast. Ich glaube, sie hat ihre Lektion bereits gelernt.«

»Sie ist ein gutes Mädchen«, sagte ich mit einem Schulterzucken. Wir traten in den Aufzug, und sobald sich die Türflügel schlossen und wir in der Kabine allein waren, sackte Caitlin an der Mahagoniwand in sich zusammen und schloss die Augen.

»Hey!« Ich berührte ihren Arm. »Was ist los mit dir?«

»Ich bin nur müde, Daniel. Dieses Mittagessen war die erste richtige Mahlzeit, seit wir vor zwei Tagen zusammen zu Abend gegessen haben. Ich habe rund um die Uhr gearbeitet. Wie sich herausgestellt hat, läuft Emmas wunderbarer Plan weder so reibungslos noch so sorgenfrei, wie sie es gern darstellt. Allerdings muss sie auch nicht die harte Arbeit erledigen. Die Flüchtlinge sind … ein Problem.«

»Was, sind sie Wilde, wie diejenigen, die mich überfallen haben?«

Mit einem Glockenton öffnete der Aufzug rumpelnd die Tür im sechsundfünfzigsten Stockwerk.

»Viel schlimmer«, sagte sie, als sie mich zu ihrer Tür führte. »Möglicherweise sind sie Fanatiker.«

Caitlins Penthouse hätte als Kulisse für ein Musikvideo aus den Achtzigern dienen können, und ich glaube, das war es sogar gewesen. In ihrem Wohnzimmer blickte ein Originalgemälde von Aaron Nagel auf eine Landschaft aus poliertem Hartholz, schwarzem Leder und Chrom, alles im Schein der Deckenstrahler. Ich platzierte Caitlin auf dem Plüschsofa und ging in die Küche, wo ich einen leichten Chardonnay aus einem Weinregal aus rostfreiem Stahl nahm. Ich kehrte mit zwei Weingläsern zurück und blieb an der Stereoanlage stehen, um ihr Lieblingsalbum von Howard Jones aufzulegen.

»Jetzt arbeitest du nicht«, sagte ich zur ihr, goss den hellen Weißwein in ein Glas und reichte es ihr. »Du musst dich entspannen, und ich gehe nicht, bevor du es tust.«

Sie schenkte mir ein halbes Lächeln, stieß mit meinem Glas an und nahm einen Schluck. »Womit habe ich dich verdient, hmm?«

»Vermutlich mit etwas Schrecklichem. Komm, dreh dich um.«

»Warum?«

Ich zeigte ihr, wie, und kniete mich auf das Sofa. Sie schloss die Augen und atmete langsam aus, als ich ihre Schultern durchknetete. Ihre Muskeln fühlten sich wie Stahlkabel unter meinen Fingern an und lockerten sich durch die Massage allmählich.

»Ich sollte nicht zulassen, dass du mich auf diese Weise ablenkst«, murmelte sie. »Ich habe noch zu viel zu erledigen.«

»Betrachte es als Lagebesprechung. Erzähl mir von diesen Fanatikern.«

»Der Pogrom im Mittelwesten war kein zufälliger Gewaltausbruch. Es gibt eine Subkultur unter den Cambions, ein Krebsgeschwür, das sich selbst als ›Chor der Erlösung‹ bezeichnet. Selbst ihr Name ist eine gezielte Verhöhnung unseren Traditionen. Statt sich selbst auf halbem Weg zur Vollkommenheit zu sehen, halten sie sich für Menschen, die mit einem schrecklichen Fluch belegt sind. Sie wollen sogar von ihrem dämonischen Erbe befreit werden. Dieser Haufen ist voller Selbsthass und Erbärmlichkeit.«

Ich ging auf die Bemerkung mit der »Vollkommenheit« nicht ein. Meine Hände glitten hinunter zu ihrem Rücken und massierten ihn in langsamen, kreisenden Bewegungen. Caitlin beugte sich vor und ächzte vor Behagen.

»Du machst das gut«, sagte sie.

»Also wollen sie Menschen sein. Ist das überhaupt möglich?«

»Nein. Deshalb lassen sie ihren Frust an jeder ›Ausgeburt des Bösen‹ aus, die sie finden können. Und sie haben ein Faible für Explosionen.«

»Cambion-Terroristen«, sagte ich.

»Cambion-Terroristen, die versucht haben, ihr Hauptquartier in Saint Louis einzurichten, mitten im Territorium des Hofs der Nachtblühenden Blumen. Deshalb die Säuberungsaktion. Nur eine winzige Minderheit von Cambions gehört dem Chor der Erlösung an, aber sie alle niederzumetzeln, ist ein einfacher Weg, das Problem mit Stumpf und Stiel auszumerzen. Jetzt haben wir einen stetigen Strom von Flüchtlingen, die auf dem Weg nach Westen sind, und in ihren Reihen verstecken sich garantiert einige Mitglieder des Chors.«

»Warum macht Sitri dann nicht die Grenzen dicht? Warum sagt er nicht ›Danke, aber nein danke‹?«

»Mein Prinz hat seine Pläne. Er hat immer Pläne.«

Da war ich mir nicht so sicher. Erst vor wenigen Wochen war Sitri quasi mit heruntergelassenen Hosen erwischt worden und wäre einem Umsturz zum Opfer gefallen – ganz zu schweigen davon, dass dies den Weltuntergang ausgelöst hätte –, wenn Caitlin, meine Freunde und ich nicht angetreten wären, um es zu verhindern. Jetzt protegierte er ein Amnestieprogramm, das ihm garantiert Ärger einbringen würde – mit Bomben, die in seinem Hinterhof hochgingen. Für einen Schachspieler, der angeblich immer zehn Züge vorausdachte, schien er in letzter Zeit nicht gerade in Bestform zu sein.

Aber ich sprach nichts davon laut aus. Caitlin reagierte gereizt, wenn jemand ein schlechtes Wort über den Typen losließ.

»Jeder einzelne Flüchtling muss untersucht, überprüft und dokumentiert werden«, sagte sie. »Und auf Schritt und Tritt überwacht werden. Jeder Einzelne. Und was noch schlimmer ist: Unter ihnen befindet sich ein Verräter. Die Blumen haben einen Lieblingsagenten, einen Spion und Saboteur mit legendären Fähigkeiten. Wir kennen nur sein Pseudonym: Pinfeather. Es könnte ein Mann oder eine Frau oder mit der entsprechenden Magie auch beides sein. Laut unserem Maulwurf bei den Blumen ist er oder sie jetzt hier.«

»Lass mich raten. Er unterstützt den Chor der Erlösung. Er zwingt sie, auf feindliches Territorium vorzurücken, schiebt ihnen dann die Mittel zu, die sie brauchen, um Sitri ein fetzendickes blaues Auge zu verpassen. Raffinierter Schachzug.«

»Genau. Zumindest ist das meine Theorie. Also jage ich einen Spion, der dafür berüchtigt ist, dass man ihn nicht jagen kann. Aber jetzt erzähl mir von heute früh. Jennifer hat mir am Telefon eine grobe Zusammenfassung gegeben. Wie tief steckst du in Schwierigkeiten?«

»Wenn sie mich wirklich wegen der kleinen Verfolgungsjagd drankriegen wollen, nicht allzu tief. Im schlimmsten Fall sitze ich einen oder vielleicht zwei Monate im Knast ab …«

»Auf gar keinen Fall«, sagte sie, während sich ihre Schultern unter meinen Händen anspannten. »Das verbiete ich.«

»Du bist in deiner Ruhephase, Schatz. Das ist im Moment das kleinste unserer Probleme. Dass sich das FBI eingeschaltet hat, ist eine ganz andere Geschichte, die von oben bis unten Lauren Carmichaels Handschrift trägt. Sie spielt der Bundespolizei Informationen zu, hat wahrscheinlich die ganze Sache ins Rollen gebracht. Ich glaube, sie ist in Panik geraten. Aber sie wagt es nicht, uns direkt anzugreifen, nicht jetzt.«

»Immerhin haben wir«, sagte Caitlin mit einem zufriedenen Schnurren im Unterton, »die meisten ihrer Partner erledigt.«

»Es fühlt sich nach einer Hinhaltetaktik an. Sie bringt uns aus dem Gleichgewicht und in Schwierigkeiten mit dem Gesetz, während sie sich neu formiert. Wir müssen sie und die durchgeknallte Brand aus dem Weg räumen, bevor ihr das gelingt. Weshalb ich, wenn das Verfahren gegen mich durchgezogen wird, nicht auf einen Deal eingehen werde.«

Caitlin zuckte von mir weg und drehte sich auf dem Sofa herum. Sie starrte mich mit gerunzelter Stirn an.

»Was? Warum nicht? Du wurdest auf frischer Tat ertappt, Daniel. Wenn es vor Gericht zur Anklage gegen dich kommt, wird man dich schuldig sprechen. Du hast mit Jennifer im Auto gesessen, als ihr diese Frau die Interstate rauf und runter gejagt habt und du dabei mit einer Waffe rumgefuchtelt hast, um Himmels willen. Es gab Zeugen.«

Ich ergriff mein Weinglas und stieß mit ihrem an.

»Weil ich den Rechtsanspruch habe, meinem Ankläger gegenüberzutreten. Wenn Meadow Brand glaubt, uns hinhalten zu können, indem sie mich in den Knast bringt, muss sie persönlich vor Gericht erscheinen und aussagen.«

Langsam erschien ein verschmitztes Lächeln auf Caitlins Zügen, als ihr klar wurde, was ich damit erreichen wollte.

»Und wir werden an jeder Tür und an jedem Fenster jemanden haben, der auf sie wartet«, sagte sie.

»Volltreffer. Ich würde liebend gern ein paar Wochen hinter Gittern zubringen, wenn das bedeutet, dass wir die Gelegenheit erhalten, Brand zu erledigen.«

»Nicht schlecht, nicht schlecht, aber ich habe eine bessere Idee. Wie wäre es, wenn wir sie vor deinem Gerichtstermin töten und ich dir und Jennifer einen sehr guten Anwalt besorge?«

»Kennst du einen?«

Sie zog ungläubig eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief.

»Daniel? Hast du vergessen, für wen ich arbeite?«

Rückblickend war das tatsächlich eine ausgesprochen dämliche Frage.

5

Ich füllte Caitlin mit einem weiteren Glas Chardonnay ab, drängte sie, sich auf den Bauch zu legen, damit ich noch eine Weile ihren Rücken reiben konnte, und schlüpfte zur Tür hinaus, als ich sie leise schnarchen hörte. Mission erfüllt. In Anbetracht der Tatsache, dass Caitlin nur wenige Stunden Nachtruhe benötigte – sie hatte gesagt, dass es eher wie Meditation sei und nicht wie der Schlaf eines Menschen –, konnte ich mir vorstellen, wie viel sie sich selbst abverlangt hatte.

Vermutlich würde sie sauer sein, wenn sie aufwachte und erkannte, dass ich sie ausgetrickst und zu einem Nickerchen verführt hatte, aber den Konsequenzen würde ich mich später stellen. Jetzt, während die Sonne langsam hinter den roten Bergen in der Ferne unterging und Las Vegas aus seinem Hitzeschlummer erwachte, musste ich einige Sachen erledigen.

Vegas liebt Gewinner und hasst Verlierer. Solange man reichlich Kohle hat, wird man von dieser Stadt wie ein König behandelt, während man bis auf den letzten Cent gemolken wird. Doch sobald alle Taschen leer sind, endet der Trip ruckartig wie durch die Galgenschlinge. An diesem Abend war ich nicht zum neonfarbenen Triumphzug des Strip oder dem derben Chaos der Fremont Street unterwegs, sondern zu einer heruntergekommenen Straße vier Blocks abseits des Trubels. Nahe genug, um den Glanz zu sehen, den elektrischen Widerschein vor dem dunkler werdenden Himmel, aber zu weit weg, um ihn berühren zu können.

St. Jude’s hatte seine eigene Neonreklame, ein purpurrotes Kreuz, das von einer rostigen Wandleuchte über der ramponierten Eingangstür hing. In den Sechzigern war es ein Tanzlokal gewesen. Jetzt waren Cafeteriatische auf dem Parkettboden aufgereiht, und Freiwillige servierten Essen aus gebrauchten Töpfen und von Plastiktabletts. Ich trat in den großen Saal, während sich meine Augen an das gedämpfte elektrische Licht gewöhnten, und suchte mir einen Weg durch die Menge der Verlorenen und Bedürftigen.

Ich war jedes Mal überrascht, wie wenige der Stammgäste den Eindruck zerlumpter Penner machten. Die meisten von ihnen waren wie ich, sie könnten sonst jemand sein. Einfach nur gewöhnliche Leute, von denen manche mit Dämonen rangen und andere gerade einen zwölfstündigen Arbeitstag hinter sich hatten und für eine warme Mahlzeit ins St. Jude’s kamen, weil sie trotz allem nicht genug Bargeld zusammenkratzen konnten, um sich Lebensmittel zu kaufen und ein Dach über dem Kopf leisten zu können. Ich ging bis zum Ende der Schlange an der Ausgabe, aber ich nahm mir kein Tablett.

Ganz vorn stand Pixie und schöpfte mit einer Kelle Instant-Kartoffelpüree aus einem Topf ohne Boden. Sie war in den Zwanzigern, bleistiftdünn, und ihr gefiedertes Haar war scharlachrot gefärbt mit Strähnen in eisigem Weiß – vermutlich hatte sie daher ihren Spitznamen. Davon oder von den Feenflügeln, die auf ihre Schulterblätter tätowiert waren. Als sie mich sah, zuckte eine Augenbraue hinter ihrer klobigen schwarz gerahmten Hipsterbrille.

»Faust«, sagte sie und sah aus, als hätte sie gerade bemerkt, dass etwas an ihrem Schuh klebte.

»Schlechter Zeitpunkt?«, fragte ich.

Sie seufzte und schüttelte den Kopf, dann winkte sie einen anderen Freiwilligen herüber und reichte ihm die Kelle. Ich folgte ihr bis zum Ende der Schlange, wo wir uns an die Ecke eines großen freien Tischs setzten.

»Du hast getrunken«, sagte sie. »Ich kann den Wein in deinem Atem riechen.«

»Gute Nase. Aber nur ein Glas, und es war für einen guten Zweck. Was, hätte ich dir eine Flasche mitbringen sollen?«

Pixie hob ihren Handrücken und zeigte mir ein X, das mit einem schwarzen Filzstift darauf gezeichnet war.

»Faust, weißt du überhaupt, was ›straight edge‹ bedeutet?«

»Zutiefst unzufrieden?«

Sie erhob sich, um zu gehen.

»Hey, komm schon«, sagte ich. »Tut mir leid. Bitte setz dich wieder. Sag mir, was du ausgegraben hast.«