Soundtrack für Vermögenswerte - Daniel Korth - E-Book

Soundtrack für Vermögenswerte E-Book

Daniel Korth

0,0

Beschreibung

Vermögensaufbau leicht gemacht: Auf 292 Seiten lernst du ganz nebenbei, wie du deine Eigenmotivation erhöhst, deine Persönlichkeit entwickelst, deine Finanzbildung steigerst und letztlich finanziell unabhängig wirst. Erlebe in diesem Sachroman, wie der finanziell ungebildete 29-jährige Tom sich nach und nach das Wissen über die unterschiedlichsten Aspekte des Unternehmertums, der Geldanlage und der richtigen Einstellung aneignet und aus dem Tal der finanziell Ahnungslosen heraustritt. Während du also den faszinierenden Werdegang des Heavy-Metal-Gitarristen und Gelegenheitsarbeiters liest, lernst du auf unterhaltsame Art, wie man seine Schulden loswird, sein Geld richtig anlegt, sich passive Einkommensströme aufbaut und sich weitere monetäre Standbeine aufstellt, um die richtigen Schritte zur finanziellen Unabhängigkeit zu tun. Ganz konkret erfährst du in diesem Buch: - Warum Finanzbildung wichtig ist und du dich finanziell bilden solltest - Wie du mit deinem Humankapital mehr Geld verdienst - Wie du Schulden abbaust - Wie du dich von Altlasten befreist und dabei Geld verdienst - Wie du erste unternehmerische Schritte gehst - Wie du dein Geld einfach an der Börse anlegst - Wie du dein Geld passiv mit P2P-Krediten vermehrst - Wie du sinnvoll in Immobilien investierst - Was es mit der Geldanlage in Gold auf sich hat - Wie du mit T-Shirt-Verkäufen im Internet den Unternehmer in dir weckst - Welche Möglichkeiten Crowdinvesting und Crowdfunding bieten - Wie du deine Einstellung änderst und dir Ziele setzt Abgerundet wird dieses innovative Buch mit unzähligen Literaturhinweisen zu den vielen Themen. Darüber hinaus erhältst du Tipps zu lesenswerten Blogs und Webseiten, hilfreichen Podcasts, interessanten YouTube-Kanälen, nützlichen Facebook-Gruppen und seriösen Zeitschriften.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 401

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



SOUNDTRACKFÜR VERMÖGENSWERTE

Ein finanzieller Bildungsroman

Daniel Korth, Ümit Mericler

2019

l. Auflage | Februar 2019

Copyright © 2019 Daniel Korth & Ümit Mericler

Coverillustration: Sarah Burrini

Covergestaltung: Rot-Stich Grafikdesign

Verlag: tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg

Alle Rechte vorbehalten

ISBN-13: 978-3-7497-5310-9 (Hardcover)

ISBN-13: 978-3-7497-5311-6 (e-Book)

Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte Daten sind erhältlich unter

www.dnb.de

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

[email protected]

Wenn hier immer nur vom Leser die Rede ist …

Wir verwenden in diesem Buch die maskuline Form, sprechen also beispielsweise von dem Leser, dem Anleger. Dies soll in keiner Weise bedeuten, dass für uns die Leserin oder die Anlegerin unwichtig ist, wir sie geringschätzen oder davon ausgehen, dass es sie nicht gibt. Wir schreiben in der maskulinen Form, damit der Lesefluss höher ist. Wir freuen uns über jede Leserin und jede Anlegerin genauso sehr, wie wir uns über jeden Leser und jeden Anleger freuen.

Urheberrechtshinweis und Rechtliches

Copyright © 2019

Alle Inhalte dieses Buches, insbesondere Texte, Fotografien und Grafiken, sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei den beiden Autoren. Bitte fragen Sie die beiden Autoren, falls Sie die Inhalte dieses Werks verwenden möchten.

Markennamen und geschützte Warenzeichen sind Eigentum ihrer jeweiligen Inhaber. Die Nennung von Markennamen und geschützter Warenzeichen hat lediglich beschreibenden Charakter. Genannte Marken stehen in keinerlei Partnerschaft oder Kooperation zu dem vorliegenden Werk. Irrtümer vorbehalten.

Unter der „Creative Commons“-Lizenz veröffentlichte Inhalte, sind als solche gekennzeichnet. Sie dürfen entsprechend den angegebenen Lizenzbedingungen verwendet werden.

Wer gegen das Urheberrecht verstößt (z.B. Bilder oder Texte unerlaubt kopiert), macht sich gem. §§ 106 ff UrhG strafbar, wird zudem kostenpflichtig abgemahnt und muss Schadensersatz leisten (§ 97 UrhG).

Die Benutzung dieses Buches und die Umsetzung der darin enthaltenen Informationen erfolgt ausdrücklich auf eigenes Risiko. Die Autoren können für etwaige Verluste und Schäden jeder Art aus keinem Rechtsgrund eine Haftung übernehmen. Haftungsansprüche gegen die Autoren für Schäden materieller oder ideeller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und/oder unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Rechts- und Schadenersatzansprüche sind daher ausgeschlossen.

Das Werk inklusive aller Inhalte wurde unter größter Sorgfalt erarbeitet. Die Autoren übernehmen jedoch keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit und Qualität der bereitgestellten Informationen. Druckfehler und Falschinformationen können nicht vollständig ausgeschlossen werden. Es kann keine juristische Verantwortung sowie Haftung in irgendeiner Form für fehlerhafte Angaben und daraus entstandenen Folgen von den Autoren übernommen werden. Für die Inhalte der in diesem Buch genannten Internetseiten sind ausschließlich die Betreiber der jeweiligen Internetseiten verantwortlich. Die Autoren haben keinen Einfluss auf Gestaltung und Inhalte fremder Internetseiten. Die Autoren distanzieren sich daher von allen fremden Inhalten. Zum Zeitpunkt der Verwendung waren keinerlei illegalen Inhalte auf den Webseiten vorhanden.

Februar, 2019

Danksagung

Ümit dankt

Bedanken möchte ich mich bei meiner Kollegin Dana Gielnik und meinen Kollegen Jochen Balas sowie Rainer Gibbert. Sie haben mit häufigem Nachfragen nach dem Werdegang dieses Buches meine Motivation hochgehalten.

Bei meiner geliebten Nadja kann ich mich nicht genug bedanken: Danke für deinen Zuspruch, deine Gedanken, deine Ideen, deine Zeit, deine Arbeit und dafür, dass du an meiner Seite bist. ♡

Daniel dankt

Mein Dank geht an Albert für die Inspiration und Unterstützung und insbesondere Annette für das Aufbauen und das Rücken freihalten. Ohne dich hätte ich das alles nicht umsetzen können. An dieser Stelle möchte ich nochmal ausdrücklich allen Lesern und Hörern für eure Treue und euer Vertrauen danken. Ohne euch wäre das Buch nicht entstanden.

Ümit und Daniel danken

Einen großen Dank möchten wir beide Sarah Burrini, Kai Berke, Heiko Bichel, Hendrik Hemken, Jürgen Mannhardt, Peter Marwitz, Joachim Reiche, Nicole Schwerdtfeger und Lars Wrobbel aussprechen.

Ohne eure Hilfe wäre dieses Buch niemals zu dem geworden, was es heute ist. Dafür bedanken wir uns bei euch von ganzem Herzen.

Inhaltsverzeichnis

1 Intro

2 Kurzes Solo

3 Prolog im Proberaum

4 Das Klassentreffen

4.1 Vermögenswerte schaffen

4.2 Mit Humankapital mehr erreichen

4.3 Sparpotenziale finden

5 Schulden abbauen

5.1 Unvermeidbare und vermeidbare Schulden

5.2 Inwiefern sind Schulden schlecht?

5.3 Sind Schulden immer schlecht?

5.4 Wie kann man Schulden vermeiden?

5.5 Wie baut man Schulden ab?

5.6 Wie zahlen abgebaute Schulden auf die Vermögensbildung ein?

5.7 Zu spät

6 Ausmisten und dabei Geld verdienen

6.1 Das richtige Ausmisten

6.2 Der klassische Flohmarkt

6.3 Schwarzes Brett

6.4 Online-Flohmarkt

6.4.1 amazon.de

6.4.2 ebay.de

6.4.3 ebay-kleinanzeigen.de

6.4.4 Facebook Marketplace

6.4.5 kleiderkreisel.de

6.4.6 shpock.com

6.5 Ankaufsplattformen

6.5.1 Flip4New

6.5.2 Momox

6.5.3 Rebuy

6.5.4 Regalfrei

6.6 „Wir schließen

7 Alibaba und der Versand durch Amazon

7.1 Kurz zum Hintergrund

7.2 Was ist FBA?

7.3 Was sind die Vorteile von FBA?

7.4 Was kostet mich FBA?

7.5 Wie lege ich los?

7.6 Was sind die Nachteile von FBA?

7.7 FBA als Geschäftsmodell

7.8 „Dropshipping“ als Geschäftsmodell

7.9 FBA für Fortgeschrittene

7.10 Ernsthaft?

8 Anlegen an der Börse

8.1 Annahmen

8.2 Aktien

8.2.1 Was sind Aktien?

8.2.2 Wo und wie kaufe ich Aktien?

8.2.3 Wie viele Aktien soll ich kaufen?

8.2.4 Welche Aktien soll ich kaufen?

8.2.5 Verschiedene Aktienstrategien

8.2.6 Von Bullen und Bären, der Hausse und der Baisse

8.2.7 Konsolidierung, Korrektur, Crash

8.2.8 Risiken der Aktienanlage

8.2.9 Wann verkaufe ich meine Aktien?

8.3 Anleihen

8.4 Fonds

8.4.1 Arten von Investmentfonds

8.5 ETFs

8.5.1 Aktives und passives Investieren

8.5.2 Wie lassen sich ETFs vergleichen?

8.6 HSV – Stuttgart 3: 2

8.7 Wie fange ich an?

8.8 Ich muss loslegen

9 Passiver Einkommensstrom mit P2P-Krediten

9.1 P2P-Kredit – Was ist das eigentlich?

9.2 Welche Renditen sind möglich?

9.2.1 Beispiel 1: Auxmoney aus Deutschland

9.2.2 Beispiel 2: Mintos aus Lettland

9.2.3 Beispiel 3: FinBee aus Litauen

9.2.4 Beispiel 4: Bondora aus Estland

9.3 Sind P2P-Kredite überhaupt seriös?

9.4 Denn eins ist sicher: Die Steuer

9.5 Risiken

9.6 Anlagestrategien

9.7 Mit Geld-zurück-Garantie: „Buyback“

9.8 Manuell oder automatisch investieren?

9.9 Kredite kaufen und verkaufen

9.10 P2P-Kredite – mit dem Gewissen vereinbar?

9.11 Fazit

9.12 Warum?

10 In Immobilien investieren

10.1 „Betongold“

10.2 Eigenheim erwerben

10.3 Immobilien als Investition

10.4 Risiken der Immobilien-Investition

10.5 Immobilien finden

10.6 Immobilien flnanzieren

10.7 Renditen von 10, 20, 30 %?

10.8 Inflation, die Freundin des Kreditnehmers

10.9 Als Mieter vermieten

10.10 Der Mond scheint hell

11 Am Golde hängt doch alles

11.1 Für die Ewigkeit

11.2 Von Barren und Münzen

11.3 Gold hat große Vorteil

11.4 Gold kaufen, aber wie?

11.5 Gold macht auch Schwierigkeiten

11.6 Ja oder Nein

12 Passives Einkommen mit T-Shirts

12.1 Warum eigentlich ein T-Shirt Business?

12.2 Wie funktioniert das in der Praxis?

12.3 Ganz konkret: Woher nehme ich die Ideen?

12.4 Rülps! Los geht’s!

13 Crowdinvesting und Crowdfunding als alternative Anlage

13.1 Finanzierung über eine Masse an Menschen

13.2 Unterschiede zwischen Crowdinvesting und Crowdfunding

13.3 Welche Renditen sind möglich?

13.4 Gibt es Nachteile?

13.5 Crowdinvesting: Ja, nein, vielleicht

14 Auf die richtige Einstellung kommt es an

14.1 Der Begriff „Vermögen“

14.2 Ein weiterer Begriff: Zinseszins

14.3 Langfristig denken

14.4 Der Faktor „Zeit“

14.5 Beharrlich sein

14.6 Innere Einstellung

14.7 Minimalismus

14.8 Leben ändern

14.9 Der Blick zurück

15 Neue Horizonte

15.1 Der Soundtrack für Vermögenswerte

15.2 Cashflow-Strategien für monatliche Erträge

15.3 Neustart

16 Epilog im Aufnahmestudio

Outro

Anhang

1 Blog- und Webseiten-Empfehlungen

2 Facebook-Gruppen-Empfehlungen

3 Podcast-Empfehlungen

4 YouTube-Empfehlungen

5 Zeitschriften-Empfehlungen

Stichwortverzeichnis

KAPITEL 1

Intro

Hallo lieber Leser, ich bin Daniel und ein ganz normaler Typ, der lange Zeit unkoordiniert durch das Leben ging, falsche Entscheidungen traf und sich auf andere verlassen hat. Das ging solange, bis der Schmerz zu groß war: Ich musste etwas ändern. Nachdem ich Tausende Euro meines Erbes durch teure Bankberatung und durch die Finanzkrise 2007/2008 verloren hatte und sich meine Ersparnisse halbiert hatten, war es Zeit, Dinge anders zu machen.

Deshalb nahm ich meine Finanzen vor fünf Jahren in die eigenen Hände und es war mit Sicherheit eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Und nicht nur das: Sie hatte einen gehörigen Anteil an meiner persönlichen Entwicklung. Was ich alles tat, erzähle ich in meinem ersten Buch „Jetzt rocke ich meine Finanzen selbst!“, das ich Ende 2015 im Eigenverlag veröffentlichte. Mittlerweile bin ich zwei Schritte weiter, denn ich habe verschiedene Vermögenswerte geschaffen, die mir neben meinem Beruf als Marketing Manager regelmäßige Erträge bringen. Eigenverantwortung zu übernehmen und etwas nachhaltig aufzubauen, ist für viele nicht einfach. Auch für mich waren der Vermögensaufbau, die nebenberufliche Selbstständigkeit und vor allem das Zeitmanagement schwierig, aber ich habe so viele Erfahrungen machen können, die mir jetzt zugute kommen. Anfangs wusste ich weder wie ich eine Aktie kaufe oder einen Blog aufziehe noch wie ich bei meinem Lampenfieber einen Vortrag vor Hunderten von Menschen halten sollte. Aber eines wusste ich genau: Ich wollte es wenigstens probieren.

Deswegen hielt ich mich nicht lange mit der Theorie auf, sondern legte los. Ich kaufte mir 2013 die ersten Aktien, um zu verstehen, wie die Prozesse funktionieren. Anschließend verfeinerte ich meine Anlagestrategie. Als ich mich 2014 über die Themen Geld und Aktienanlage und meine Erfahrungen mit Familie, Freunden und Kollegen austauschen wollte, interessierte es so gut wie keinen. Damit wollte ich mich aber nicht zufrieden geben. Also kaufte ich mir das Affenbuch als Grundlage für den Blogaufbau und legte als Finanzrocker los. Um die Feinheiten kümmerte ich mich erst später. Glücklicherweise gewann ich mit dem Blog nach wenigen Monaten zwei Preise, so dass meine Bekannheit schnell anstieg. Irgendwie hatte ich mit meiner Marke einen Nerv getroffen.

Mir war das aber immer noch zu wenig, so dass ich 2015 gleich zwei Podcasts startete: meinen Finanzrocker-Podcast und „Der Finanzwesir rockt“ mit meinem geschätzten Bloggerkollegen Albert Warnecke zusammen, dem Finanzwesir. Vom Podcasten hatte ich noch weniger Ahnung als vom Bloggen, was du an den ersten Folgen deutlich hören kannst. Ich wollte die Projekte aber unbedingt umsetzen und mir war das Sammeln von Erfahrungen viel wichtiger als die Angst vor Fehlern – und von denen machte ich einige, sei es bei der Geldanlage, beim Bloggen, bei Vorträgen oder bei den Podcasts. Glücklicherweise habe ich aus diesen Fehlern eine Menge gelernt. Und ich weiß, was mir wichtig ist und was nicht.

Der Finanzrocker-Podcast ist mittlerweile mit 120.000 Hörern im Monat deutlich erfolgreicher als mein Blog mit 40.000 monatlichen Lesern. Mein Hauptaugenmerk liegt daher auch auf dem Podcast. Diese Prioritätensetzung ergab sich erst nach Jahren und nicht nach wenigen Wochen – übrigens genau wie bei der Geldanlage an der Börse. Da verdienst du das Geld nicht in Monaten, sondern über Jahre und Jahrzehnte.

Was noch viel wichtiger ist: Das Geld verdienst du nur in der Praxis und nicht in der Theorie. Nur, wer Erfahrungen sammelt und sich ausprobiert, kommt ins Tun. Mittlerweile habe ich so viele Leser und Hörer kennengelernt, die erfolgreich mit ihrem Vermögensaufbau gestartet sind. Aber es gibt auch viele, die seit Jahren die Märkte beobachten und auf den richtigen Moment zum Einstieg warten. Vermutlich warten sie nächstes Jahr immer noch. Mal sind die Kurse zu hoch, mal zu niedrig und bald kommt ja der große Crash. Wäre ich mit dieser Einstellung an alles herangegangen, hätte ich weder ein Vermögen noch einen Blog, Podcast oder ein anschauliches Humankapital. Mittlerweile darf ich nach Dr. Gerd Kommer auf Bühnen gehen und Vorträge halten. Sogar in seiner ETF-Bibel „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“ werde ich erwähnt. Das ist eine wunderbare Bestätigung, die ich wirklich zu schätzen weiß.

Um meinen Entwicklungsprozess zu veranschaulichen, wollte ich schon 2017 ein Buch schreiben, das auf meinem Vortrag „Soundtrack für Vermögenswerte“ beruht. Darin zeige ich den Zuhörern, wie sie unterschiedliche Vermögenswerte schaffen können. Leider fehlte mir die Zeit. Neben Vollzeitjob, Blog, zwei Podcasts und Privatleben blieb nicht viel übrig, um ein ganzes Buch auszuarbeiten. In einem Jahresrückblick erwähnte ich das und einige Zeit später bekam ich eine E-Mail von Ümit.

Ümit ist ein langjähriger Podcast-Hörer, den ich 2016 das erste Mal auf dem Barcamp Kiel persönlich kennenlernte. Er war mir sofort sympathisch und wir trafen uns in der Folge noch auf verschiedenen Barcamps wieder. In der E-Mail bot er mir als gelernter Journalist seine Hilfe an und fragte, ob wir das Buch nicht gemeinsam schreiben wollen. Da er als Familienvater mit eigener Immobilie ganz andere Erlebnisse und Vermögenswerte geschaffen hat als ich, war ich begeistert. Von unseren Erfahrungen ergänzen wir uns sehr gut, und so hast du nicht nur eine Sichtweise im Buch, sondern unterschiedliche Ansichten.

In diesem Buch möchten wir dir zeigen, wie du selbst Vermögenswerte schaffst, sie ausbaust und in wenigen Jahren eine ganze Menge erreichen kannst – selbst wenn du noch gar nicht viel Geld zurückgelegt hast. Uns geht es dabei nicht darum, dass du schnell sehr reich wirst. Das ist in unseren Augen totaler Humbug. Wir versprechen dir auch keine schnelle finanzielle Freiheit oder den Turboausstieg aus dem Hamsterrad. Das ist der völlig falsche Ansatz für einen nachhaltigen Vermögensaufbau.

Wenn du jedoch langfristig mehr Erfolg haben willst und Vermögenswerte schaffen möchtest, geben wir dir Tipps, die dir enorm weiterhelfen können. Uns haben sie auf unterschiedliche Art und Weise weitergeholfen. Durch die Änderung unserer Einstellungen haben wir uns persönlich sehr weiterentwickelt und wiederholt richtige Entscheidungen getroffen.

Damit das Buch aber nicht wie Hunderte anderer Bücher zu dem Thema klingt, haben wir uns eine Geschichte überlegt, die es in dieser Form noch nicht gab. Passend zum Finanzrocker geht es um den Rockmusiker Thomas, für den Geldanlage, Kapitalismus und persönliche Entwicklung Fremdwörter sind. Als Gitarrist in einer Heavy-Metal-Band träumt er vom Durchbruch und hält sich mit Kleinjobs über Wasser. Erst durch ein Klassentreffens lernt er andere Sichtweisen kennen und bekommt Interesse an anderen Themen. Im Buch stellen wir seine Entwicklung über vier Jahre vor und zeigen die Learnings, die er mitgenommen und umgesetzt hat.

Wir stellen ausführlich die Themen Geldanlage, Sparen, Humankapital, Immobilien, P2P-Kredite, Amazon FBA und auch nebenberufliche Selbstständigkeit vor. Damit du dich in die einzelnen Themen noch besser einarbeiten kannst, geben wir dir am Ende jedes Kapitels weiterführende Buchtipps. Schließlich haben wir noch die wichtigsten Blogs, Podcasts, YouTube-Kanäle und Zeitschriftenempfehlungen für dich zusammengestellt. So kannst du gleich damit loslegen, deinen eigenen Soundtrack für Vermögenswerte zusammenzustellen. Dabei wünschen wir dir viel Erfolg.

Bevor es mit der Geschichte von Thomas losgeht, stellt sich Ümit vor und berichtet von seinen Erfahrungen mit Aktien und der Geldanlage.

KAPITEL 2

Kurzes Solo

Lieber Leser, lass mich dich kurz ins Jahr 1996 mitnehmen: Ich habe es immer noch vor Augen: Ich bin 20 Jahre alt und Manfred Krug macht im Fernsehen Werbung für die Telekom-Aktie, auch T-Aktie oder Volksaktie genannt.

1996 geht das ehemalige Staatsunternehmen Telekom an die Börse und sorgt für eine bislang unbekannte Aktienbegeisterung in Deutschland. Auch meine Kommilitonen und ich sind angesteckt und nehmen an der Zeichnung teil, obwohl wir kaum Geld haben. Die Aktie ist mehrfach überzeichnet und wir bekommen zu einem Kurs von 28,50 DM (14,57 Euro) etwa ein Drittel der georderten Papiere. Am 18. November 1996 ist es soweit: Der erste Kurs der Aktie liegt bei 33,20 DM und wir halten uns für Genies. Als die Aktie einige Monate später bei über 36 DM ankommt, verkaufen wir, denn – so haben wir in den einschlägigen Börsenmagazinen gelesen: „Nur realisierte Gewinne sind echte Gewinne.“

In der Folge erfasst uns der totale Übermut: „Warum soll man sich mit Aktien herumplagen und monatelang auf Gewinne warten, wenn man mit Optionsscheinen das Gleiche in ein paar Wochen oder gar Tagen erzielen kann?“ Also kaufen wir Optionsscheine auf Pioneer, Siemens, den DAX, Barrick Gold und andere Unternehmen – ohne Konzept und stets in der Gewissheit, dass das eigene Genie nun endlich seine wahre Größe zeigt. Es kommt, wie es kommen muss: Nach etwa zwei Jahren ist das eingesetzte Kapital fast komplett aufgebraucht, Russland stürzt in die Krise und zieht die Weltbörsen mit, wir sind pleite.

Im Nachhinein war der damalige Misserfolg ein Segen für die eigene Geldanlage. Schließlich habe ich als Student rund 500 DM Lehrgeld für die Erkenntnis bezahlt, dass an der Börse nicht das schnelle Geld winkt und ich kein Genie bin. Das war damals viel Geld für mich, aber weder war es meine Altersvorsorge, noch die Auszahlung eines 10-jährigen Bausparvertrags oder eine Erbschaft von 20.000 Euro oder etwas Anderes in einer existenziellen Größenordnung.

In den folgenden Jahren fand ich die Börsen weiterhin faszinierend und verfolgte gebannt, wie alle paar Wochen ein Unternehmen mit dem Zusatz „.com“ im Firmennamen an die Börse ging und augenblicklich so viel wert war, wie die Lufthansa oder BMW. Konnte das richtig sein? War ich nun der Volltrottel, der von der Seitenlinie zusah, wie dank Internet-Aktien alle reich wurden, ich aber währenddessen bei McDonald’s an der Kasse arbeitete, um mein Studium zu finanzieren?

In der Zwischenzeit brachte die Telekom zwei weitere Male Volksaktien in den Handel, die abermals überzeichnet waren, aber wir nahmen inzwischen nicht mehr aktiv am Börsengeschehen teil. Zu groß war der Respekt geworden und zu klein das vorhandene Budget. Als die T-Aktie Preise von 80-90 Euro erreichte, fragten meine Kommilitonen und ich uns, ob die 1996 realisierten Gewinne eine so tolle Idee gewesen waren, denn wir hätten die Aktie einfach halten und auf diese Weise unsere Investition versechsfachen können. Wieder die Selbstzweifel, wieder die Erkenntnis, dass man mit einem Börsengenie so viel zu tun hat, wie ein Klappspaten mit einem Riesenbagger.

So schnell die T-Aktie mit dem gesamten Markt gewachsen war – im Höhepunkt auf 104 Euro im März 2000 – so schnell fiel sie auch; Ende 2002 sogar unter ihren ehemaligen Ausgabekurs. Ab 2003 stabilisierten sich die Märkte langsam und von 2004 an war ich wieder dabei, allerdings voller Respekt und sehr vorsichtig. Das Studium war beendet und mein Eintritt in die Arbeitswelt begann. Ich entschied mich für das passive Investieren und begann mit einem 50-Euro-Sparplan Anteile eines großen, aktiven Fonds zu kaufen. Das Tief der Märkte im Rahmen der Finanzkrise 2007/2008 nahm ich auf diese Weise mit und weil die Preise für Aktien im Keller waren, bekam ich mit meinem Sparplan dank des Durchschnittskosteneffekts mehr Anteile für das immer gleiche Geld. Die ganze Zeit über dachte ich, dass ich nun den heiligen Gral des Investierens gefunden hätte, der sich mit meinem Leben vereinbaren lässt: viel zu tun, wenig Zeit für Finanzen, aber stets die Gewissheit, etwas für die Altersvorsorge tun zu müssen. Die ohnehin knappe Freizeit verschwand beinahe vollends, als meine Frau und ich Kinder bekamen. Außerdem nahmen wir einen Kredit auf, um ein Haus zu kaufen. Für die weitere Beschäftigung mit Finanzen blieb nun weder die Zeit noch das Geld.

2012 las ich „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“ von Gerd Kommer und fand den Ansatz sofort überzeugend, denn im Vergleich fand ich meinen aktiven Fonds doch sehr teuer: Bei meinem seit inzwischen acht Jahren besparten Fonds gab es einen Ausgabeaufschlag von 5,25 % und eine Verwaltungsgebühr von 1,5 %. Also verkaufte ich alle meine Anteile und schichtete um: 50 % MSCI-World-ETF und 50 % Emerging-Markets-ETF. Seitdem habe ich einen Sparplan auf die beiden ETF. Darüber, ob diese Aufteilung ideal ist, lässt sich leidenschaftlich streiten, aber ich fühle mich wohl damit und darum geht es mir. Das Gefühl, den Stein der Finanz-Weisen gefunden zu haben, blieb dieses Mal aus, denn inzwischen hatte ich endlich verstanden, dass es diesen nicht gibt.

2017 – ja, so lange habe ich dazu gebraucht – merkte ich, dass ich auch für die Kinder Geld anlegen sollte. An deren Geburtstagen und zu Weihnachten hatten die Großeltern den einen oder anderen 50-Euro-Schein springen lassen und wir brachten ganz klassisch das Geld immer brav auf das Sparbuch bei der Sparkasse. Das ist tatsächlich nicht so schlimm, wie es sich im ersten Augenblick vielleicht anhören mag, denn im Gegensatz zu Erwachsenen erhalten die Kinder bis 1000 Euro drei Prozent Zinsen auf das Geld. Dennoch ergibt es Sinn, Geld für die Kinder in einen ETF anzulegen, gerade weil sie viel Zeit haben, bis sie eines Tages für den Führerschein, einen Auslandsaufenthalt oder etwas Ähnliches Geld brauchen. So sammelt sich über einen Sparplan auf den MSCI-World-ETF Geld für sie an und dank des langen Zeitraums ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Anlage einen nennenswerten Zuwachs erhalten wird.

Nun weißt du, lieber Leser, wie sich meine Börsenerfahrung über 22Jahre entwickelt hat. Reich geworden bin ich lediglich an Erfahrung und Sicherheit – das große Geld ist ausgeblieben. Allerdings habe ich inzwischen das gute Gefühl zu wissen, was bei der Geldanlage sinnvoll und damit das Richtige für meine Familie und mich ist. Und damit wird auch klar, warum ich ein Vermögen aufbauen möchte: Es ist meine Verantwortung, für mein Alter vorzusorgen, und ich habe das Bedürfnis, meinen Kindern eine kleine Starthilfe ins Leben mitzugeben – dafür arbeite ich, dafür investiere ich.

Und nun genug von mir … lass uns in die Geschichte eintauchen.

KAPITEL 3

Prolog im Proberaum

„Alter, ist dir schon wieder die Saite gerissen?“, rief Micha fassungslos, „Zieh dir endlich alle Saiten neu auf – wie ein richtiger Gitarrist. Irgendwann ist auch mal gut …“.

Die anderen ließen sich auf das durchgesessene Bandsofa nieder und öffneten sich ein Bier. Ich sagte kein Wort und holte stoisch eine neue G-Saite aus meinem Gitarrenkoffer; E- und H-Saite hatte ich schon während der Probe wechseln müssen, nun also die G. Wenn nur die dummen Sprüche von den anderen aufhören würden …

So war mein Leben, damals im Sommer 2014. Es kommt mir jetzt vor, als würde ich über jemand anderen reden.

Unsere Band hieß Wodos und wir spielten geilen Metal, wenn wir nicht gerade Saiten tauschen mussten. Wir, das sind Sänger und Bassist Lennard, Lead-Gitarrist Peter, Schlagzeuger Michael und ich, Rhythmus-Gitarrist Thomas, genannt „Tom“.

Damals hatten wir vor kurzem diesen schimmlig-schmuddligen Proberaum neben der Tiefgarage in der Bergstraße in Kiel gemietet. Man konnte die Gitarre nicht im Raum stehen lassen, weil die Feuchtigkeit die Saiten angriff. Dafür war die Miete billig: 60 Euro im Monat, 15 Euro für jeden von uns. Man konnte da drin rauchen, Bier trinken und Mucke machen bis tief in die Nacht; es störte niemanden und der Vermieter ließ sich nie blicken. Drei Mal in der Woche probten wir und am Wochenende war dann Konzert, wenn wir denn einen Gig hatten.

So hatten wir uns auch an diesem Freitag getroffen, um ein paar Sachen auszuprobieren und ein wenig an den neuen Songs zu feilen. „Hast du nicht dein spackiges Klassentreffen heute?“, fragte Peter bissig und nahm einen großen Schluck aus der Bierflasche.

„Ja, hab ich“, brummte ich zurück.

„Und? Gehst du hin?“

„Ja.“

„Hä? Wieso das denn? Was willst du denn da?“

„Was wohl? Die Leute von damals wiedersehen.“ So langsam regte er mich auf.

„Was willst du mit denen? Ich bin froh, dass ich die Hackfressen von früher nicht sehen muss.“

„Sind halt nicht alle solche Assis wie du“, giftete ich Peter an.

Peter gefiel das nicht: „Wer ist hier der Assi? Du bist doch hier der Assi, der sich nicht mal regelmäßig neue Saiten leisten kann“, blaffte er mich an.

Das saß. Lennard merkte, dass Peter meinen wunden Punkt getroffen hatte und schaltete sich ein: „Leute, Leute. Entspannt euch mal. Streit bringt uns doch nicht weiter. Lass Tom doch zu seinem Abi-Treffen gehen. Ich war doch auch letztes Jahr bei meinem Abi-Treffen und es war schon geil, zu sehen, was aus den Spinnern von früher geworden ist.“ Und dann erzählte er wieder die Geschichte, wie sie in der Nacht vor dem Abi-Streich in die Schule eingebrochen waren, aber ich hörte nicht zu. „Was aus den Spinnern geworden ist …“, hallte es in meinem Kopf nach.

Lennard hatte leicht reden. Er hatte sein Referendariat beendet und konnte direkt eine verbeamtete Stelle als Lehrer für Mathe und Physik antreten. Aber was war aus mir geworden? 29 Jahre alt, Studium abgebrochen, wohnt in einer Mini-Wohnung, arbeitet in einer Bar und träumt von der großen Musik-Karriere. Mein bisschen Geschreibsel nebenbei über lokale Konzerte für das Stadtmagazin war auch nicht der Rede wert. Was würde ich sagen, wenn mich die „Spinner“ fragen, was ich denn jetzt mache? Sollte ich lügen? Ne, ich würde ihnen die Wahrheit sagen … oder?

„Tom! … Hey, Tom, bist du eingeschlafen?“ Peter riss mich unsanft aus meinen Gedanken.

„Was? … Ne. Ich bin fertig mit der Saite. Machen wir weiter?“

Gegen 19: 30 Uhr verließ ich die Probe. Das Treffen fand im Bergsteiger am Schlossgarten statt. „Ganz schön noble Location“, dachte ich, als ich kurz vor 20 Uhr vor dem Eingang stand. Ein Schild mit dem Aufdruck 10 Jahre Abi 2004 zeigte an, dass ich hier richtig war. Ich rauchte noch schnell eine, damit ich nicht mehr so aufgeregt war, aber es half nicht viel. Ich fühlte mich fehl am Platz – hätte ich mich doch bloß zuhause noch umgezogen, aber ich hatte keine Lust gehabt. So sahen mich vorbeigehende Damen und Herren in ihren schicken Abendgarderoben an, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. So mit Gitarrenkoffer und zerrockter Lederjacke machte ich bestimmt nicht den besten Eindruck.

Der Film Desperado von Regisseur Robert Rodriguez kam mir in den Sinn. Darin spielt Antonio Banderas einen Rächer, der in seinen Gitarrenkoffern Waffen versteckt hat. Ich hätte den Koffer nicht mitnehmen sollen. Nicht, dass mich in diesen misstrauisch-hysterischen Zeiten jemand irgendwelcher irren Absichten verdächtigt und aus lauter Paranoia die Polizei alarmiert.

Ich drückte die Zigarette aus und ging schnell hinein, um meinen Koffer beim Empfang abzugeben. Dort traf ich Ulrike und Henning, die schon in der Oberstufe ein Paar gewesen waren. Sie schauten mich überrascht an und mehr als ein „Hi, Tom“ brachten sie nicht heraus. Sie sahen so unbeschreiblich spießig aus, dass es bei mir auch nur für eine oberflächliche Begrüßung reichte. Mit einem „Wir sehen uns ja gleich.“ verschwanden die beiden Händchen haltend in den langen Flur. Ich hatte nie verstanden, was die aneinander fanden: Sie war die naive Unschuld vom Lande, er war das Muttersöhnchen vor dem Herrn. Wahrscheinlich waren es genau diese Eigenschaften, die sie anziehend fanden.

Es schien, als ob die Band recht gehabt hatte. Es war keine gute Idee gewesen, hierher zu kommen. Nun war ich aber nunmal da und die Pauschale für die Getränke hatte ich auch schon vor Wochen bezahlt. Jetzt hieß es, den Wert der Pauschale in Getränkeform wieder herauszuholen. Eine nette Hoteldame wies mir den Weg und ich trat in einen Raum, in dem in einer unangenehmen Lautstärke Andreas Bouranis Lied Auf uns lief.

Puh …

KAPITEL 4

Das Klassentreffen

Als ich damals zur Schule ging, war ich schon etwas verpeilt. Ich schmiss mit meinem Geld nur so um mich, kaufte mindestens in einer Pause am Tag eine Dose Cola und einen Schokoriegel im nahgelegenen Supermarkt. In Verbindung mit meiner Leidenschaft für die Musik und die Käufe von CDs, Equipment und Konzertkarten blieb am Ende des Monats nie etwas von meinem Taschengeld übrig. Häufig war ich schon Mitte des Monats komplett abgebrannt.

4.1 Vermögenswerte schaffen

Ganz anders war das bei meinem Klassenkameraden Simon. Er kam aus einem reichen Elternhaus, bekam zum 18. Geburtstag ein Auto vor die Tür gestellt und lief immer geschniegelt in der Schule rum. Bis zum Abi waren wir eng befreundet gewesen – zum Teil sogar so unzertrennlich, dass wir über Jahre jeden Nachmittag zusammen verbrachten, aber zum Ende der Schulzeit entwickelten wir uns auseinander.

Simon hatte immer Geld und ich konnte ihn immer anpumpen, wenn es bei mir mal wieder knapp wurde. Das nutzte ich etwas zu häufig aus. Kurz vor dem Abi drehte er mir den Geldhahn zu, nachdem ich wieder einmal meine Schulden nicht bezahlen konnte. Die Folge: Ich konnte nicht mehr täglich zum Supermarkt rennen, um meine heiß geliebte Cherry-Coke zu kaufen. 200 Euro schulde ich ihm sogar jetzt noch, denn der Kontakt brach nach der Schulzeit schnell ab. Wir waren einfach viel zu unterschiedlich geworden. Und wem lief ich auf dem Klassentreffen gleich in die Arme? Natürlich Simon. Irgendwie war das aufregend, wir hatten uns zehn Jahre nicht gesehen, was er wohl zu sagen hatte?

„Ey Tom, du alter Gauner. Hast du mein Geld dabei?“, sagte er mit einem Grinsen.

Paff! Die aufregende Vorfreude, einen alten Freund wiederzusehen, wich in Lichtgeschwindigkeit.

„Das hast du doch gar nicht mehr nötig, so wie du rumläufst“, entgegnete ich barsch. In seinem teuren, maßgeschneiderten Anzug, der Schmalztolle und der fetten Uhr am Handgelenk sah er aus wie ein personifizierter Dicke-Hose-Spießer. Genau die Sorte Mensch, mit der ich nichts zu tun haben wollte.

Er konterte sofort: „Ganz im Gegensatz zu dir, du alter Rocker. Bist du immer noch so abgebrannt oder hast du einen vernünftigen Job gefunden? So wie du rumläufst, vermute ich mal nicht.“

Autsch, das tat weh. „Chill mal, Simon. Bisher habe ich mein Leben ganz gut hinbekommen. Und zwar ohne zum Spießer zu mutieren“, meinte ich und fuhr fort: „Bist du jetzt Banker oder warum kommst du so geschniegelt zu einem Klassentreffen?“

„Nein, ich bin bei meinen Eltern in die Company eingestiegen und habe dort mittlerweile eine leading position. Das macht voll Laune und gutes Geld verdiene ich auch noch.“

Ich grinste und fragte: „Und dein fetter Porsche steht jetzt hier vor dem Laden oder wie?“

„Ne, nur weil mein Anzug etwas teurer aussieht, heißt das doch nicht, dass ich auch so ein fettes Auto habe. Ich mag schöne Klamotten, aber ich fahre einen Skoda. Und den habe ich mir als Jahreswagen zugelegt. Du siehst: Ich schaue schon auf mein Geld und unterscheide hier zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten. Und auch meine Uhr war nicht so teuer, wie sie aussieht.“

„Hä, ein Auto ist doch auch ein Vermögenswert, oder? Ich kann das doch wieder verkaufen.“

„Ach Tom, du verlierst doch schon einige Tausend Euro an Wert, wenn du mit dem Neuwagen vom Parkplatz des Verkäufers fährst. Deswegen ist es auch ratsamer, sich einen Jahreswagen zu kaufen, der diesen Anfangsverlust schon hinter sich hat. In den folgenden Jahren verliert es weiter an Wert, kostet Benzin und Versicherungsgebühren und verschlingt für Reparaturen auch noch Geld. Gleiches gilt übrigens auch für den neuen Fernseher, das Smartphone oder den neuen Computer.“

„Naja, ich habe nicht mal das Geld, um mir einen gebrauchten Wagen zu kaufen – geschweige denn ein vernünftiges Fahrrad“, versuchte ich zu scherzen.

Simon zog die Brauen hoch und griff zu seiner Flasche Bier. Ich nahm ebenfalls einen kräftigen Schluck, denn mir war das schon etwas peinlich. Ich kam mir wie ein Versager vor. Dem Outfit nach zu urteilen, hatten alle ehemaligen Klassenkameraden etwas erreicht. Nur ich saß hier mit meiner speckigen Lederjacke, den langen Haaren und verdiente im Monat gerade genug, um halbwegs über die Runden zu kommen.

Simon stellte sein Bier ab: „Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen einem Vermögenswert und einer Verbindlichkeit?“

„Nein“, antwortete ich nach kurzem Überlegen. „Sollte ich den kennen?“

„Natürlich! Damit fängt doch alles an. Eine Verbindlichkeit leert das Portemonnaie. Alles, was regelmäßig Geld verschlingt und kostet, ist eine Verbindlichkeit: der Autokredit, der jährliche Urlaub, die Finanzierung deines tollen neuen Fernsehers oder auch die selbstgenutzte Immobilie. Diese sorgt ebenfalls für einen negativen Cashflow, weil sie über die Jahrzehnte ebenfalls für einen regelmäßigen Geldabfluss sorgt und nicht das eigene Portemonnaie füllt.“

Cashflow? Was war denn Cashflow? Ich nickte stumm. Simon laberte ohnehin genug, da musste ich ihn nicht auch noch durch Nachfragen bestärken.

„Das eigene Haus ist aber dennoch ein Sonderfall“, fuhr Simon fort, „weil du am Ende ja trotzdem ein Haus und Grundstück mit einem hohen Wert hast. Neben der Tilgung des Immobilienkredits inklusive Kreditzinsen musst du dich auch um Reparaturarbeiten an Dach, Heizung oder Ausstattung kümmern, um den Wert zu erhalten. Tust du das nicht, sinkt der Verkaufswert über die Jahre. Es sei denn, du wohnst zu dem Zeitpunkt in einer Gegend mit stark steigenden Immobilienpreisen und hast Glück, dass der Preis trotzdem ordentlich ansteigt.“

Der redete ohne Punkt und Komma, aber ich spürte, dass er irgendwie recht hatte. Nachdenklich unterbrach ich ihn: „Dann habe ich aber auch eine Menge Verbindlichkeiten. Und im Dispokredit bei meiner Bank bin ich auch ständig. Zum Glück ist der nicht so hoch, weil ich auch nicht so viel verdiene. Und was ist ein richtiger Vermögenswert?“

„Ein Vermögenswert füllt dein Portemonnaie. Alles, was zu Zinsen, Dividenden, Gewinnen oder sonstigen Erträgen führt, lässt sich dazu zählen. Also Aktien, ETFs, Anleihen, Tages- und Festgeld, das Sparbuch, P2P-Kredite, Crowdinvesting, eine vermietete Immobilie oder auch das eigene Neben-Business. Denn auch das sorgt für regelmäßige Erträge. Der Fachbegriff hierfür nennt sich Cashflow. Sorgst du für einen regelmäßigen positiven Geldzufluss, steigt dein Vermögen über die Jahre an“, erklärte mir Simon.

Ich verstand mal wieder nur Bahnhof und hatte das Gefühl, dass der Zug für mich schon längst abgefahren ist.

Simon sah mir meine Überforderung an und fuhr fort: „Das ist nicht schlimm, falls dir das im ersten Augenblick zuviel vorkommt. Wenn du dich damit etwas auseinandersetzt, kennst du die Vor- und Nachteile der einzelnen Anlageklassen und kannst auch die Risiken besser einschätzen. Das bekommen viele hierzulande nicht hin, dabei ist das kein Hexenwerk. Viele Anlageformen sind für die meisten Menschen ‚Zockerprodukte‘ mit viel zu hohem Risiko, was aber nicht stimmt. Dennoch sind Beton- und Rohstoffgold viel höher angesehen. Gold ist ja immer der Rettungsanker, wenn es an den Märkten mal kracht. Dabei ist die Einordnung von Rohstoffen wie Gold schwierig, denn sie sorgen nicht für einen permanenten Geldstrom, sondern dienen in der Regel dazu, den Wert zu erhalten. Schaden kann etwas physisches Gold im Depot aber auch nicht.“

In meinen Augen waren sowohl eine Immobilie als auch ein Auto immer Merkmale eines Vermögens. Zeigen, was man hat und kann. Aber im Grunde genommen hat mich das nie interessiert, denn ich war ja völlig anders drauf. Bisher hätte ich auch nie gewusst, wie ich mir so etwas leisten sollte.

„Du hast gut reden“, sagte ich, „aber ich habe ja nicht mal Kohle, um mir Gitarrensaiten zu kaufen. So quatschen doch sowieso nur reiche Menschen. Und da gehöre ich definitiv nicht dazu.“

„Ja, Tom, genau das ist der Fehler“, entgegnete Simon. „Es gibt eklatante Unterschiede im Denken von armen und reichen Menschen. Das siehst du schon daran, wie unterschiedlich sie Cashflow-Effekte nutzen. Reiche Menschen verschulden sich, um Vermögenswerte wie beispielsweise vermietete Immobilien kaufen zu können. Sie nutzen den sogenannten Leverage-Effekt, um ihr eigenes Kapital beispielsweise mit Hilfe eines Bankkredits zu hebeln. So lassen sich deutlich größere Geschäfte mit dem gleichen Eigenkapital umsetzen. Die verbleibenden Geldmittel können für weitere Deals eingesetzt werden. Am Ende führt das zu einer erhöhten Eigenkapitalrendite. Hierbei sollte die Investitionsrendite aber immer über dem Fremdkapitalzins liegen, da andernfalls ein negativer Leverage-Effekt die Folge ist. Nur mit steigenden Zinsen muss man dabei aufpassen.“

Was ist der Leverage-Effekt?

Mit Leverage-Effekt wird die Hebelwirkung bezeichnet, die der Einsatz von Fremdkapital für die Eigenkapitalrendite zur Folge hat. Hat ein Investor die Möglichkeit, einen Kredit zu einem günstigeren Zinssatz aufzunehmen, als seine Investition an Gesamtkapitalrentabilität erzielt, dann kann er dank des Leverage-Effekts die Eigenkapitalrendite erhöhen. In Kapitel 10 gehen wir genauer darauf ein.

Simon ergänzte: „Bei Unternehmensgründungen oder -erweiterungen werden häufig solche ‚guten‘ Schulden eingesetzt. Wenn mit Fremdkapital ein höherer Cashflow erzielt werden kann, führt es zu einer höheren Rendite. Was nicht dazu zählt, sind Kredite, um neue Aktien oder P2P-Kredite zu kaufen. Im Falle einer Krise an den Aktienmärkten sorgt dann ein Wertpapierkredit für eine Spirale, die einen sehr negativen Einfluss auf das eigene Vermögen haben kann.“

Was hatte ich angerichtet. Simon war ordentlich in Fahrt.

„Arme Menschen hingegen verschulden sich, um Verbindlichkeiten wie ein neues Smartphone zu kaufen. Das sorgt immer wieder zu einem Abfluss des Geldes. Häufig sind Konsumkredite der Grund. Diese werden als schlechte Schulden bezeichnet. So kann sich das Geld nicht vermehren und am Ende zu einem Vermögen führen, sondern wird sofort wieder aufgezehrt. Ein weiteres Problem: Viele arme Menschen schöpfen ständig den Dispositionskredit beim Girokonto aus. Zusätzlich zu den Kreditzinsen zahlen sie noch die zweistelligen Überziehungszinsen – ohne es wirklich zu registrieren.“

Mir schwirrte der Kopf. Was für eine Predigt! Ich erkannte mich natürlich im Handeln der armen Menschen wieder. Bisher hatte ich mir dazu keine Gedanken gemacht. Erschreckend. Im Grunde war das nur meiner Faulheit geschuldet. Auch mein Verhältnis zu Geld war mein ganzes Leben immer negativ. Selbst meine Eltern hatten so eine Einstellung, weshalb ich wohl Teile davon unbewusst übernommen hatte.

Ich nahm noch einen Schluck aus der Flasche und fragte Simon: „Kann ich denn meine Einstellung zum Geld so einfach ändern? Für mich ist Geld immer negativ behaftet gewesen und zum Ausgeben da. Das war bei meinen Eltern und meinem Bruder auch schon immer so.“

„Natürlich“, lächelte Simon und ergänzte: „Als erstes solltest du dein Mindset zu Geld ändern. Negative Glaubenssätze schaden deinem Vermögen. Dabei kannst du sie eigentlich ziemlich leicht ins Positive umwandeln.“

„Was heißt denn nun schon wieder Mindset?“ Langsam gingen mir seine Anglizismen auf die Nerven.

„,Denkweise‘ oder ‚Einstellung‘ könntest du das nennen. Jedenfalls …“

„Ok, ich änder heute mein Mindset.“ Ich unterbrach ihn und sprach dabei das neu gelernte Wort künstlich lang aus. „Und? Wie soll das gehen? Soll ich mir etwa einen fetten Porsche Cayenne vor der Haustür vorstellen oder wie?“

„Nein! So funktioniert das natürlich nicht. Du musst dir vorstellen, was du mit dem Geld alles erreichen kannst. Du kannst mit einer höheren Geldrücklage beispielsweise eine längere Auszeit vom Job nehmen oder eine Weltreise machen. Das sind positive Ziele. Oder du nutzt es, um die Rentenlücke zu schließen, die bei dir mit Sicherheit ziemlich groß sein wird, wenn du nicht langsam etwas machst. Oder du spendest einen Teil an Organisationen, die dir wichtig sind.“

Simon machte eine Pause und sah mir in die Augen. Ich merkte das Bier, aber versuchte dennoch, mich zu konzentrieren. Mir schien, als ob jetzt das wirklich Wichtige käme.

„Ich kann dir gerne helfen, aber dafür musst du bereit sein. Mach dir erstmal klar, was Geld für dich bedeutet und warum du mehr davon haben möchtest. Als Basisaufgabe gebe ich dir das mal mit. Und dann treffen wir uns in ein paar Monaten nochmal und setzen da an. Ok für dich?“

„Ja, gute Idee. Mir schwirrt jetzt der Kopf“, lächelte ich ihn überfordert an.

„Gut, ich gehe dann mal weiter. Hier hast du meine Visitenkarte. Meld dich doch, wenn du soweit bist. Dann kannste mir ja auch meine 200 Euro mitbringen“, grinste Simon und zwinkerte.

„Bloß weg“, dachte ich in mich hinein, nickte zum Abschied und suchte das Weite.

Weiterführende Bücher

• T. Harv Eker So denken Millionäre

• Napoleon Hill Denke nach und werde reich

• Robert Kiyosaki Rich Dad poor Dad

4.2 Mit Humankapital mehr erreichen

Mit dem steigenden Alkoholpegel stieg auch merklich meine Stimmung. So ließ ich meinen Blick schweifen und guckte, wen ich noch von früher kannte. Meine suchenden Augen stoppten: Ui, da ist Maike, mein großer Schwarm. Umwerfend sah sie aus mit ihrer blonden Mähne, ihren glänzenden Augen und ihren Grübchen. Sie lächelte mich an und kam auf mich zu. Aufregend.

„Hey Tom, schön dich hier zu sehen. Was machst du so?“, fragte sie.

„Och, nichts Bestimmtes. Ich bin Musiker, arbeite nebenher in einer Bar, um über die Runden zu kommen und schreibe ein wenig über die Konzerte hier in Kiel“, entgegnete ich etwas verlegen.

Maikes Mundwinkel bewegten sich merklich nach unten. Gleichzeitig zog sie ihre Augenbrauen nach oben und fragte mich, warum ich nichts aus meinen Talenten gemacht hatte. Ihre Frage erinnerte mich an meine Eltern, die mit diesen Fragen genauso nervten. Das konnte ja heiter werden. Da war mir der ununterbrochen redende Simon fast noch lieber gewesen, aber Maikes Grübchen ließen mich an ihr kleben.

Mit einem Grinsen erwiderte ich: „Wieso? Ich mache coole Mucke mit meiner Thrash-Metalband Wodos und habe auch schon ein Album rausgebracht, das in der Szene gut eingeschlagen ist. Das ist genau mein Ding! Mein Studium hat mich nur genervt, und ich kann mir auch nicht vorstellen, den ganzen Tag im Büro abzuhängen. Was machst du denn beruflich?“

Das hätte ich vielleicht nicht fragen sollen, denn sie holte tief Luft und sagte: „Ich arbeite seit vier Jahren in der Personalentwicklung in einem großen Unternehmen in Hamburg. Mit meiner Arbeit versuche ich, andere Mitarbeiter nach vorn zu bringen und enger an den Arbeitgeber zu binden. Ich liebe meinen Job! Da kann ich so viel bewegen und anderen helfen, mehr aus sich zu machen. Und gut bezahlt ist es obendrein.“

„Aha“, erwiderte ich. „Das klingt ziemlich spießig. Geld ist mir nicht so wichtig. Millionär werde ich sowieso nicht mehr.“

Sie lachte lauthals: „Wusstest du, dass selbst ein Ungelernter in seinem Arbeitsleben zum Verdienstmillionär wird? Theoretisch wird jeder mit seinem Lebensverdienst zum Millionär. Das hat gerade erst eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung festgestellt. Wenn du dann noch etwas mehr in dein Humankapital investierst, wird es sogar noch besser.“

Ok, das hatte jetzt tatsächlich etwas von den Aussagen meines Vater. Der erzählte mir auch ständig, wie man sich ein tolles häusliches Leben aufbaut. Mit Reihenhaus im Grünen, einem schicken Auto und vielen tollen Freunden. So ein richtiges Langweilerleben. Vielleicht hätte ich auf dieses doofe Klassentreffen gleich verzichten sollen, um nicht ständig in der Opferrolle zu landen. Trotzdem stellte ich Maike die Frage, was um Himmels Willen denn Humankapital sei.

„Das klingt ja fürchterlich. Ist das ansteckend?“, witzelte ich und versuchte charmant zu wirken.

Maike lächelte mitleidig und fing an zu erzählen: „Du hast recht, es klingt wirklich fürchterlich. Nicht ganz zu Unrecht wurde dieses vor einigen Jahren zum Unwort des Jahres gewählt. Humankapital ist das auf Ausbildung und Erziehung beruhende Leistungspotenzial der Arbeitskräfte.1 Der Begriff selbst erklärt sich aus den zur Ausbildung dieser Fähigkeiten hohen finanziellen Aufwendungen und der damit geschaffenen Ertragskraft. Übersetzt heißt das: Das Geld und die Zeit, die du oder dein Arbeitgeber in dich investiert, um spezielle Fähigkeiten zu erwerben, steigern deine Ertragskraft und somit auch auch die Ertragskraft deines Unternehmens. Und das ist dann das Humankapital.“

Mich nervte der Vortrag: „Boah, echt anstrengend. Und damit beschäftigst du dich jeden Tag, Maike? Wer braucht so’n Quatsch?“

Das war vielleicht etwas flapsig formuliert, traf aber in meinen Augen den Nagel auf den Kopf. Für meinen Nebenjob am Zapfhahn und die paar Artikel für das Stadtmagazin brauchte ich kein Humankapital.

„Das ist kein Quatsch. Für Menschen unter 50 ist das der höchste Vermögenswert. Je jünger der Arbeitnehmer, desto wichtiger ist dieser Wert. Ältere Menschen haben hingegen schon in ihr Humankapital investiert und sind schon auf einem hohen Gehaltsniveau angekommen. Jüngere Leute wollen dort erst noch hinkommen. Das ist genau das, was ich dir eben schon gesagt habe. Selbst ungelernte Arbeitnehmer verdienen während ihrer gesamten Arbeitszeit über eine Million Euro. Mit einer Berufsausbildung steigt die Ertragskraft auf über 1,3 Millionen Euro an. Ganze 1,5 Millionen Euro Lebensverdienst erreichen Arbeitnehmer mit einem Abitur. Ein Studium sorgt dafür, dass du sogar über zwei Millionen Euro während deines Arbeitslebens verdienst. So lässt sich allgemein sagen, dass sich Bildung vor allem monetär lohnt. Diese Zahlen hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung dieses Jahr auf Basis allgemeiner Statistiken und Umfragen erstellt.2 Sie gelten also nicht für jeden und stellen nur einen Durchschnitt dar. Es gibt auch viele Ex-Studenten, die nicht die zwei Millionen Euro erreichen oder Ungelernte, deren Lebensverdienst fernab der Millionengrenze liegt. Aber dir sollte es zeigen, dass du auch mit 29 Jahren noch eine Menge erreichen kannst.“

Puh, mit solchen Zahlen hatte ich jetzt nicht gerechnet. Das war in meinen Augen Langweilerkram, aber ich genoss Maikes Gegenwart. Sie war immer noch so hübsch wie damals. Warum war nur aus uns nie so richtig was geworden? Ich wollte interessiert wirken.

Abbildung 4.1: Es lohnt sich, in die eigene Bildung zu investieren. Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 2014

„Simon hat mir schon etwas von Vermögenswerten, Verbindlichkeiten und Geld-Mindset erzählt. Wie passt das dann zum Humankapital?“, fragte ich.

Maike war unglaublich; sie hatte gleich die Antwort parat: „Wenn du dir jetzt neue Vermögenswerte aufbauen möchtest, musst du entweder ordentlich sparen oder in deine eigenen Fähigkeiten investieren. Diese sollen das Portemonnaie weiter füllen und für einen positiven Cashflow sorgen. Je mehr Fähigkeiten du hast, umso attraktiver bist du auf dem Arbeitsmarkt oder für deinen Arbeitgeber. Das ist eigentlich ganz einfach. Die weitere Entwicklung deiner Fähigkeiten kannst du auch über deinen Arbeitgeber finanzieren. So kannst du hoffen, eine bessere Stelle im Unternehmen oder eine Gehaltserhöhung zu erhalten und für deinen Arbeitgeber bist du durch dein neues Know-how ein Gewinn im Unternehmen. Leider bist du dadurch von deinen Vorgesetzten und vom Budget für deine Stelle abhängig. Wenn dein Arbeitgeber aber in Form von Weiterbildungen, Schulungen oder Seminaren in dein Humankapital investiert, solltest du das auf jeden Fall wahrnehmen. Allerdings geschieht das in deutschen Unternehmen viel zu selten, wie eine repräsentative Umfrage einer Personalvermittlung ergab.3“?

Wow. Maike konnte reden wie ein Buch und die ganzen Zahlen schüttelte sie so nebenbei aus dem Ärmel.

„Nach dieser Studie zeigen über 80 % der befragten Arbeitnehmer grundsätzlich Interesse an einer beruflichen Weiterbildung. Aber ein Drittel von ihnen bekommt von ihrem Arbeitgeber keine Weiterbildungen angeboten. Und nur ein Drittel der Arbeitnehmer schlägt ihren Vorgesetzten selbst passende Angebote vor. Ich sollte mir natürlich vorher Gedanken machen, wie ich mich weiterentwickeln möchte – und aktiv auf Vorgesetzte zugehen. Fragen kostet bekanntlich nichts. Wenn es in diesem Jahr nichts werden sollte, klappt es vielleicht im nächsten Jahr. Und mit meinem Job bilde ich genau die Schnittstelle zwischen dem Vorgesetzten und dem Arbeitnehmer.“

Ich fing an zu grübeln. Eigentlich fehlte es mir an einem richtigen Arbeitgeber. „Ich wüsste jetzt auch nicht, was ich meinem Arbeitgeber vorschlagen sollte. Mit meinen Mini-Jobs kann ich da auch nicht so viel erreichen. Und auf Weiterbildungen am Wochenende hab ich keinen Bock. Da rocke ich lieber mit meiner Band.“

„Da bist du nicht anders als die meisten anderen Angestellten. Die Umfrage ergab nämlich noch: Zwar sind fast die Hälfte der Arbeitnehmer bereit, die Weiterbildung auch am Wochenende zu machen und 17 % der Befragten würden sogar Urlaubstage opfern, aber mehr als 25 % der interviewten Personen würden nur knapp fünf Prozent der Kosten übernehmen. Etwa ein Drittel der Befragten lehnt es sogar komplett ab, überhaupt in Weiterbildung zu investieren. Viele möchten ihr Geld oder ihre Zeit nicht dafür opfern, um nach Feierabend oder am Wochenende einige Stunden zu lernen, sich weiterzuentwickeln oder am eigenen Business zu arbeiten. Die Wenigsten suchen tatsächlich ihre Chancen. Dabei kann es sehr lohnend sein, selbst in sein eigenes Humankapital zu investieren – vor allem, wenn du ein signifikantes Vermögen aufbauen möchtest. Vielleicht solltest du auch mal darüber nachdenken, Tom!“

„Woher weißt du das ganze Zeug?“, fragte ich. Ich konnte mir partout nicht vorstellen, dass sich jemand freiwillig mit solchen Themen beschäftigte.

„Naja, wenn du was im Leben erreichen und ein Vermögen aufbauen willst, funktioniert das nicht ohne Eigeninitiative oder allein über deine Gehaltserhöhungen. Die Brutto-Gehaltserhöhungen liegen seit 1992 im Schnitt bei unter drei Prozent im Jahr. Deinen Cashflow kannst du so nicht sonderlich erhöhen. Häufig geht der Zuwachs im monatlichen Konsum unter. Deswegen solltest du intrinsisch motiviert auch abseits deiner täglichen Arbeit in dein Humankapital und deine Fähigkeiten investieren.“

Was für einen IQ hatte meine Maike eigentlich? Wie konnte sie nur so reden? Irgendwie heiß … War sie verheiratet? Mir fiel es immer schwerer, mich zu konzentrieren.

Maike war nicht zu bremsen: „Ich habe beispielsweise neben der Arbeit verstärkt Fortbildungen besucht, weil die Weiterbildungen meines Arbeitgebers thematisch zu eng gefasst waren. So investierte ich in Online-Kurse zu den unterschiedlichsten Themen, wo ich das Gelernte sofort in die Praxis umsetzen konnte. Neben dem Job habe ich noch einen erfolgreichen Blog zur Karriereplanung gestartet. Und um damit noch etwas Geld nebenbei zu verdienen, brauchte ich neue Ideen. Die holte ich mir in diesen Kursen. Das waren dann solche Themen wie ‚Wie starte ich einen Blog, der von Anfang an Leser gewinnt“ oder ‚Wie setze ich das Affiliate-Marketing richtig ein, damit ich relativ schnell meine Blog-Kosten wieder drin habe?“ Das sind alles sehr spezifische Themen, aber es existieren auch Online-Kurse zu Themen wie Programmierung, Video-Formate, technisches Verständnis, BWL und viel mehr. Es gibt eigentlich kaum ein Weiterbildungsthema, das nicht irgendwo angeboten wird. Für dich ist mit Sicherheit auch etwas dabei. Ich hab auch von richtig coolen Online-Gitarrenschulen gehört, mit denen die Gitarristen gutes Geld verdienen.“

„Echt?“, fragte ich interessiert. „So etwas gibt es? Das wusste ich gar nicht. Wie funktioniert das?“

„Ja, das gibt es tatsächlich. Zufällig habe ich in so einem Rocker-Podcast zum Thema Finanzen davon gehört. Da haben Gitarristen präsentiert, wie sie ihr Geld verdienen. Sonst wäre ich da gar nicht drauf gekommen. Auch Podcasts helfen dabei, den eigenen Horizont zu erweitern“, sagte sie mit einem Lächeln.

„So etwas habe ich mir noch nie gegeben“, erwiderte ich. „Vielleicht sollte ich mich mal darum kümmern. Hast du denn einen Tipp, wo ich günstig bestimmte Fähigkeiten verbessern kann?“

„Klar“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Probiere es doch am Anfang mit udemy.