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Der Camino Francés führt die Pilger über die Pyrenäen und durch die Weinberge der Rioja, in die einsamen Weiten Kastiliens und durch die grünen Berge und Täler Galiciens, bevor nach gut 805 km Santiago de Compostela mit seiner beeindruckenden Kathedrale erreicht wird. Die Vielseitigkeit der Landschaften, die Kulturschätze der Städte am Weg und die Begegnung mit Menschen aus der ganzen Welt machen die Wanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der Autor Raimund Joos, der jedes Jahr mehrere Monate auf diesem und anderen Jakobswegen unterwegs ist, beschreibt den Camino Francés in knapp 140 Etappen, die individuell zu Tagesetappen zusammengestellt werden können. Auch interessante Nebenstrecken und der weiterführende Weg von Santiago zum Kap Finisterre werden vorgestellt. Die Beschreibungen wurden komplett aktualisiert und neue, verbesserte Karten im Maßstab 1:200.000 gezeichnet. Zu jedem Etappenziel werden natürlich Übernachtungsmöglichkeiten in Herbergen angegeben, sodass Pilger nach einem anstrengenden Tag leicht eine Unterkunft finden. Informationen zu Sehenswürdigkeiten am Weg und wichtige allgemeine Hinweise zu Themen wie "An- und Abreise", "Ausrüstung" und "Sprache" runden die Wegbeschreibung ab.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 472
(rg)
Reise-Infos von A bis Z
Der Jakobsweg durch Navarra
Der Camino Francés: durch die Rioja
durch Kastilien/León
durch Galicien
Der Weg nach Finisterre, Index
Unterwegs nach Boadilla del Camino (ss)
Band 23
OutdoorHandbuch
Raimund Joos
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Der Autor und der Verlag sind für Lesertipps und Verbesserungen (besonders per E-Mail) unter Angabe der Auflagen- und Seitennummer dankbar.
Dieses OutdoorHandbuch hat 287 Seiten mit 100 farbigen Abbildungen sowie 51 farbigen Kartenskizzen im Maßstab 1:200.000, 7 Stadtpläne, 55 farbigen Höhenprofilen und einer farbigen, ausklappbaren Übersichtskarte.
Dieses Buch kann im Buchhandel oder Internet bestellt werden.
OutdoorHandbuch aus der Reihe „Der Weg ist das Ziel“, Band 23
ISBN 978-3-86920-032-3 Epub
ISBN 978-3-86920-033-0 Mobi
22., überarbeitete Auflage 2019
© BASISWISSEN FÜR DRAUSSEN, DER WEG IST DAS ZIEL und FERNWEHSCHMÖKER sind urheberrechtlich geschützte Reihennamen für Bücher des Conrad Stein Verlags
Text: Raimund Joos
Fotos: Raimund Joos (rj), Silvia Schubert (ss), Christian Stadler (cs), Ingeborg Käthner (ik), Stefan Vossemer (sv), Donald Walter (dw), Gerhard Treiber (gt), Reinhold Großelohmann (rg), Thomas Nietsch (tn)
Karten: Heide Schwinn
Lektorat: Kerstin Becker und Amrei Risse
Layout: Manuela Dastig und Amrei Risse
Dieses OutdoorHandbuch wurde konzipiert und redaktionell erstellt vom:
Conrad Stein Verlag GmbH, Kiefernstr. 6, 59514 Welver,t 023 84/96 39 12, f 023 84/96 39 13,[email protected],www.conrad-stein-verlag.de
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Titelfoto: Brücke von Puente la Reina (© Jean F. Walhain)
Dr. Raimund Joos lebt seit 1988 am Ostbayerischen Jakobsweg in Eichstätt. Er studierte dort Pädagogik, etwas Spanisch und Theologie und war später u. a. in der Erwachsenen- und Hochschulbildung tätig.
Seit 1992 pilgert er auf den Jakobswegen in Spanien, Frankreich, Portugal und Deutschland. Seit 2004 ist er hauptberuflich als Herbergsvater, Reisebuchautor und Reiseleiter auf den Jakobswegen tätig und leitet Wochenendseminare zur Vorbereitung auf den Jakobsweg. Seit 2013 widmet er sich der Idee eines Weltfriedensweges,
www.world-peace-way.org.
Neben anderen Veröffentlichungen in den verschiedensten Medien sind im Conrad Stein Verlag von ihm (teils auch auf Englisch) folgende Bücher erschienen: „Pilgergeschichten von den Jakobswegen“, „Pilgern auf den Jakobswegen“, „Kleiner Pilgersprachführer –Spanisch und mehr für den Jakobsweg”, „Spanien: Jakobsweg – Vía de la Plata“, „Portugal: Jakobsweg Caminho Português“, „Spanien: Jakobsweg Küstenweg“, „Spanien: Camino Inglés”, „Nordspanien: Jakobsweg Camino Primitivo“ und „Camino de Santiago”.
Weitere Infos zu Raimund Joos unter www.camino-de-santiago.de.
Der vorliegende Pilgerführer wurde 1996 erstmals von unserem Pilgerfreund Michael Kasper verfasst und bis 2004 aktualisiert. Michael Kasper lebte von 1991 bis zu seinem Tod nach schwerer Krankheit im Jahre 2005 in Nordspanien. Auch seinem Lebenswerk als Reisebuchautor ist es zu verdanken, dass der Jakobsweg in Deutschland mit der Zeit wieder an Bekanntheit gewonnen hat. Wenngleich der größte Teil des Textes dieses Reiseführers seit seinem Tod geändert wurde, stammen nicht wenige Beschreibungen zu Kunst und Kultur am Wege noch aus seiner Feder.
Ein großes Dankeschön zunächst an alle Fotografen, die bereit waren, mir Ihre Fotos vom Weg zur Verfügung zu stellen. Dies sind Silvia Schubert, Donald Walter, Stefan Vossemer, Gerhard Treiber, Reinhold Großelohmann, Christian Stadler, Rainer Köfferle, Karin Graef, Barbara Rufer, Jean F. Walhain, Priscilla Zhang, Ingeborg Käthner und Thomas Nietsch.
Folgende Leser und Pilgerfreunde haben durch ihre Tipps und Hinweise zum Gelingen dieser Neuauflage beigetragen: Stefan Gehrung, Katja Frädrich, Christian Dereser, Mathilde Gügel, Romina Janzer, Verena Finke, Wilma Völkel, Martin Dix, Wolfgang Fögele, Monika Noack, Denise Höhling, Iris Kühne, Adelheit Hedbab, Rene Schmidt, Peter Kühlborn, Thorsten Brocke und Helgard Patemann-Hinz.
Achtung!
s
Lebensmittelladen
k
Bar oder Ähnliches
e
Restaurant/warme Speisen
?
regelmäßiger Betrieb (noch) unsicher
H
Pension oder Herberge mit Doppel- oder Einzelzimmern
J
Pilgerherberge
j
Waschmaschine
T
Wäschetrockner
Schließfächer
C
Computer mit Festnetz
@
WLAN (sp.: WiFi)
t
Telefonnummer
7
geöffnet …
E-Mail-Adresse
Homepage
Q
Apotheke
h
Hospital, med. Hilfe
Ö
Fahrradwerkstatt
É
Kirche/Kathedrale
M
Museum/Burg
2
Brunnen
Bademöglichkeit
Z
Bahn
B
Bus
+
Höhe über NN
9
Aussichtspunkt
b
Buchtipp
i
Touristeninformation u. Ä.
Information allgemein
o
Tipp
R
Tipps für Radfahrer
>
Verweis bzw. Weg nach …
O
Fototipp
*
Variante, Abstecher
E
Entgegen der auf Seite 42 beschriebenen Regel ist eine/keine Reservierung möglich.
Abkürzungen
EZ
Einzelzimmer
F
Frühstück
DZ
Doppelzimmer
Ü
Übernachtung
Nähere Informationen zu den verwendeten Zeichen finden Sie auf Seite 13.
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Auch noch Jahre nach dem Erscheinen von Hape Kerkelings Bestseller ist die Begeisterung für den Jakobsweg ungebrochen und von einer vorläufigen Modeerscheinung kann entgegen verschiedener Prognosen nicht die Rede sein. Das dauerhafte Interesse an dem Weg hat u. a. dazu geführt, dass in den Jahren 2009 bis Ende 2018 auf dem Camino Francés ca. 180 neue Herbergen eröffnet wurden. Gleichzeitig stiegen die Pilgerzahlen auf diesem Weg insbesondere gemäß den Berichten der Herbergsbetreiber in den letzten Jahren nicht mehr so stark an, was weiter für eine Entspannung der in der Presse oft viel zu dramatisch dargestellten Herbergslage führte.
Wenn Sie sich nun selbst auf den Jakobsweg machen, wird Ihr Weg ein einzigartiges, ganz persönliches Erlebnis für Sie werden. Sie werden die Bekanntschaft mit vielen Menschen, hinreißenden Naturlandschaften, der spanischen Kultur und auch mit der Geschichte des Weges machen und vielleicht hilft Ihnen die Wegerfahrung auch, sich selbst oder Gott neu zu begegnen.
Wenn Sie nun Ihren Rucksack für Ihren Jakobsweg packen, dann werden Sie genau abwägen, welches Ding Ihnen auf dem Weg wirklich hilfreich oder welches Ihnen eher eine Last sein wird. Im Sommer 2007 machte ich mich erstmals für Sie auf den Weg, um dieses OutdoorHandbuch, das auf die Arbeit meines Vorgängers Michael Kasper (> Würdigung Innenumschlag hinten) zurückgeht, vollkommen neu zu bearbeiten. Ebenso wie beim Packen eines Rucksacks erging es mir dann auch beim Schreiben und beim späteren alljährlichen Aktualisieren dieses Buches, das Ihnen auf Ihrem Weg nach Santiago eine praktische Hilfe sein soll.
Aufgrund meiner Erfahrung als Pilger und Hospitalero, aber auch dank vieler wertvoller Rückmeldungen von Lesern habe ich Ihnen in diesen Pilgerführer die Informationen „hineingepackt“, die Sie ganz praktisch dabei unterstützen sollen, jeden Tag Schritt für Schritt auf dem Weg voranzugehen.
Ich würde mich freuen, von Ihnen, die Sie nun den Weg unter die Füße nehmen, eine Rückmeldung darüber zu erhalten, ob dieses Buch für Sie eine Hilfe war und wo es der Ergänzung und Aktualisierung bedarf.
Ich bedanke mich für Ihr Vertrauen, Sie in der Form dieses kleinen Ratgebers als Pilgerbruder auf Ihrem Weg begleiten zu dürfen, und wünsche Ihnen einen guten Weg.
Bon camino! Ultreja
Ihr Raimund Joos
PS: Wichtig: Versäumen Sie es nicht, das Kapitel „Zum Gebrauch dieses OutdoorHandbuchs“ zu lesen.
Es ist sicher weder möglich noch notwendig, vor Abreise nach Spanien das gesamte vorliegende OutdoorHandbuch zu lesen. Folgende Kapitel empfehle ich, vorab gründlich zu studieren, um, auf dem Weg angekommen, keine bösen Überraschungen zu erleben und die Informationen optimal nutzen zu können:
äDer Pilgerausweis >Seite 19
äAusrüstung >Seite 25
äErste Hilfe >Seite 28
äEtappen >Seite 30
äAktuelle Informationen und Updates >Seite 32
äAllgemeine Informationen zum Pilgern >Seite 32
äKlima und Reisezeit >Seite 33
äMedizinische Vorsorge >Seite 35
Tipps zur An- und Abreise finden Sie auf den Seiten 45, 54 und 256.
Lesen Sie die Zeichenerklärung in der hinteren Umschlagklappe!
In der Überschrift der einzelnen Etappen wird die Gesamtstrecke (z. B. Burgos – Trabajos 11,1 km) angegeben. Meistens gilt die Kilometerzählung von Herberge zu Herberge oder von Ortszentrum zu Ortszentrum.
Die genauen Anfangs- und Endpunkte der Streckenmessung gehen stets aus dem Ende des jeweiligen Textes der Wegbeschreibung hervor, z. B. „… und gehen weitere 750 m bis zum Hauptplatz der Stadt (km 18,5), wo Sie nun die Wahl haben, zur Herberge „A“ oder „B“ zu gehen“. Hier endet die Messung also am Hauptplatz.
Im Text finden Sie genaue Streckenangaben im laufenden Satz und darüber hinaus Streckenangaben in Klammern (km 5,3). Die in der Klammer genannte Distanz beschreibt stets die Strecke vom Anfang der Etappe bis zum jeweils erreichten Punkt.
Im Inhaltsverzeichnis auf den Seiten 6 bis 10 finden Sie neben der Angabe der Distanz des jeweiligen Streckenabschnittes die Angabe der noch zu laufenden Kilometer bis nach Santiago. Die Zeile „Herrerías – La Faba 4,4 km 166,1 km“ bedeutet also, dass der zuletzt genannte Ort La Faba 166,1 km von Santiago entfernt liegt und zwischen Herrerías und La Faba 4,4 km Wegstrecke liegen. Die Zählung der Gesamtkilometer nach Santiago beschreibt hierbei in der Regel die meistbegangene Variante.
Dieses Zeichen zeigt zwar an, dass hier ein Bus verkehrt, der Sie Richtung Santiago de Compostela weiterbringen kann. Viel ist Ihnen aber damit noch nicht geholfen, da Sie nicht wissen, wann der Bus verkehrt. Fragen Sie bei einer nahe gelegenen Herberge oder rufen Sie die i nächstgelegene Touristeninformation auf dem Weg an.
Ist in der Beschreibung der Herberge das Zeichen für eine Waschmaschine j und/oder einen Wäschetrockner T ohne einen Preis vermerkt, so ist davon auszugehen, dass die Benutzung je € 3 bis 3,50 kostet. Taucht das Zeichen C für Computer ohne weitere Bemerkung auf, so ist die Benutzung nicht kostenlos. Das Gegenteil ist bei dem Zeichen @ für WLAN der Fall. Hier ist allgemein davon auszugehen, dass der Zugang kostenlos ist, wenn nichts anderes vermerkt ist.
Die Bezeichnung „j, T € 2, , C gratis, @. t 989 …“ wird dann z. B. wie folgt gelesen: Das Benutzen der Waschmaschine kostet die gewohnten € 3 bis 3,50, der Wäschetrockner wird mit nur € 2 vergütet, Schließfächer mit Schlüssel sind vorhanden. Die Verwendung des Computers ist hier erfreulicherweise sogar gratis und der Zugang zum WLAN wie üblich kostenlos.
„j € 5!, T € 4, C, t 989 …”: Hier zockt man für die Benutzung der Waschmaschine € 5 ab und der Wäschetrockner kostet etwas reichliche € 4. Schließfächer und WLAN gibt es hier nicht und das Benutzen des Computers ist wie gewohnt kostenpflichtig. Man achte also stets auf das Komma!
Der Preis für eine einfache Übernachtung im Schlafsaal einer Herberge findet sich stets kommentarlos am Ende der Beschreibung der Herberge. Einzelne Preise können, wenn Sie die Herbergen vorab über Internetportale buchen, € 1 oder € 2 teurer ausfallen. Dort, wo eine genaue Auskunft über den Preis nicht möglich war, weil z. B. eine Änderung des Preises in Planung oder unsicher war, wird der Preis hier mit dem Zusatz „ca.“ vermerkt. Natürlich ist es möglich, dass sich die Preise nach der Recherche zu diesem Buch geringfügig geändert haben. Dies gilt m. E. besonders für die günstigeren (öffentlichen) Herbergen bis € 6 in Kastilien/León und Galicien.
Pilger auf dem Weg nach Lorca (tn)
Der frommen Überlieferung zufolge missionierte der Apostel Jakobus der Ältere Teile der Iberischen Halbinsel, kehrte dann aber wenig erfolgreich in das heutige Israel zurück. Nach seinem Märtyrertod wurde sein Leichnam der Legende nach mit einem Schiff zum heutigen Padrón überführt und trat von dort die Reise ins Landesinnere an. Dort, wo sich heute Santiago de Compostela befindet, fand er schließlich seine letzte Ruhe.
Auf der zu Anfang des 8. Jh. zu weiten Teilen von Arabern (Mauren) beherrschten Iberischen Halbinsel entstand das Königreich Asturien, das sich allmählich nach Süden ausdehnte. Im heutigen Santiago de Compostela wurde im Jahr 811 das angebliche Grab des Apostels Jakobus wiederentdeckt, der in Spanien den Namen Santiago erhielt. Die Präsenz des Apostelgrabes unterstrich den Machtanspruch der katholischen Kirche auf das Einflussgebiet der Iberischen Halbinsel. Im Jahre 844 erhob der Legende nach der Jesusjünger Jakobus bei einer Schlacht in der Nähe von Logroño selbst das Schwert gegen die Mauren und führte so die christlichen Truppen zum blutigen Sieg (>S. 90). Hierauf begann angeblich eine Pilgerbewegung zum Jakobusgrab, die über die Jahre hinweg verschiedenste Formen und Umfang annahm, aber nie ganz versiegte. Zu Land und Wasser entstand über die Jahre ein Wegenetz zum Grab des Apostels, das die unterschiedlichsten Teile des christlichen Europas miteinander verband.
Seit ca. 25 Jahren erlebt die Pilgerreise nach Santiago eine erstaunliche Renaissance. Ausgehend von dem auch heute noch mit Abstand bekanntesten, im Norden Spaniens verlaufenden Camino Francés wurden mit zunehmender Pilgerzahl und Kommerzialisierung verschiedene weitere, historisch überlieferte Jakobswege in Spanien, Frankreich, der Schweiz, Österreich, Portugal und Deutschland wiederbelebt.
Der Zuspruch, den der Jakobsweg heute über alle politischen und weltanschaulichen Grenzen hinweg findet, steht sinnbildlich für das Wiedererwachen eines breiten spirituellen Interesses und den Wunsch nach einem friedlichen Miteinander der Kulturen. Auch wenn heute nicht mehr selbstverständlich davon ausgegangen werden kann, dass bei den meisten Jakobspilgern traditionell christliche Motive eine große Rolle spielen, nimmt die Tradition und der Glaube der inzwischen in verschiedener Weise durch die Geschichte geläuterten katholischen Kirche immer noch eine wahrnehmbare Rolle im Pilgeralltag ein.
Die „wahre“ Geschichte des Jakobsweges kann in keinem Buch und schon gar nicht in einem praktischen Wegführer erschöpfend beschrieben werden. Festzuhalten bleibt aber, dass die Geschichte des Weges genauso wie dessen Gegenwart immer auch von den Licht- und gleichsam den Schattenseiten des menschlichen Handelns geprägt wurde. In der Geschichte des Weges führen daher genauso wie heute nicht allein gute Motive, sondern in gleicher Weise unselige Verquickungen von Gewalt, Zwang, Kommerz und Religion die Feder bzw. den Fuß (> Motive der Pilgerreise). Es besteht demnach weder Grund zu einer sentimentalen Verherrlichung der Vergangenheit oder der Gegenwart des Weges, noch wird es gelingen, seinen (heiligen) manchmal süchtig machenden Zauber zu ergründen, zu erklären oder zu leugnen.
oHeute sind Sie nun selbst auf dem Jakobsweg unterwegs. Werden Sie selbst zu einem kleinen Teil seiner Geschichte und Zukunft und machen Sie ihn zu einem Teil Ihrer Lebensgeschichte.
bEine kurze, unterhaltsame Zusammenfassung der Geschichte des Jakobsweges gibt das kleine Büchlein von Patrick Windisch „Jakobsweg Lesebuch – Geschichtlicher Wegbegleiter für Jakobspilger“ Conrad Stein Verlag, FernwehSchmöker, Band 153, ISBN 978-3-86686-153-4, € 7,90.
Im Mittelalter, zur Zeit der Entstehung des Jakobuskultes, pilgerte man der offiziellen schriftlichen Überlieferung zufolge vorrangig aus im engsten Sinne religiösen Gründen. Pilger nahmen den oft Monate dauernden, beschwerlichen und nicht selten lebensgefährlichen Weg nach Santiago als sichtbares Zeichen der Verehrung des heiligen Apostels Jakobus und der Treue zum christlichen Glauben auf sich. Sie erhofften sich dadurch im Gegenzug die Vergebung von Sünden oder die Heilung einer Krankheit. Auch die Beschreibungen von Pilgerreisen zum Zwecke einer Dank- oder Bittwallfahrt sind überliefert. Nicht alle Pilger waren aber freiwillig unterwegs. In der Literatur finden sich Hinweise, wonach Sündern und Straffälligen die Reise nach Santiago zur Sühne ihrer Schuld auferlegt wurde.
Ob neben diesen offiziellen, im engsten Sinne frommen Motiven auch Abenteuerlust sowie kulturelle oder touristische Interessen eine Rolle spielten, lässt sich heute sicher nicht mit Gewissheit feststellen. Beim Lesen mancher Pilgerberichte kommt aber die Vermutung auf, dass neben frommen Motiven auch damals schon ähnliche Gründe eine Rolle gespielt haben könnten, wie sie dies heute noch tun.
Gemäß der Pilgerstatistik des unter der Leitung der katholischen Kirche stehenden Pilgerbüros in Santiago sind bei den meisten Pilgern auch heute noch religiöse Motive für die Pilgerreise nach Santiago ausschlaggebend. Die repräsentative Gültigkeit dieser Statistik darf allerdings angezweifelt werden, da nicht religiös motivierte Pilger, die dies bei ihrer Ankunft im Pilgerbüro auch so angeben, eine etwas abgeänderte Compostela (>S. 22) erhalten. Diese ist aber auch bei nicht religiös motivierten Pilgern meist weniger beliebt, und so werden im Pilgerbüro oft entgegen der tatsächlichen Motivation auch religiöse Gründe angegeben bzw. vorgegaukelt. ( Ein kleiner Akt des Selbstbetrugs?) Bei näherer Kenntnis der Pilgerszene entsteht zumindest auf den zweiten Blick der Eindruck, dass bei der Motivation der meisten Pilger heute spirituelle Gründe in einem weiteren Sinne eine bedeutende Rolle spielen. Die Form der spirituellen Motivation hat sich mit der Zeit natürlich gewandelt. Religiöser Zwang und Höllenangst spielen heute wohl nur noch in bedauerlichen Einzelfällen eine Rolle. Auch steht für viele Pilger (zumindest zu Anfang des Weges) nicht mehr die Verehrung des Apostels Jakobus oder eine traditionelle Wundergläubigkeit im Vordergrund.
Insgesamt ist gerade bei jüngeren Pilgern und solchen, die aus eher säkular geprägten Ländern stammen, festzustellen, dass hier eher eine allgemein von dem Wunsch nach Selbstfindung geprägte Suche nach Sinn und Orientierung zunimmt. Über die im weiteren Sinne spirituellen Motive hinaus spielen meist noch zahlreiche weitere Gründe eine Rolle. Bei den meisten Pilgern findet sich wohl eine sehr vielseitige Mischung aus Motiven wie z. B. dem Interesse am Kennenlernen der spanischen Kultur und Küche, dem Wunsch nach sportlicher Betätigung sowie der Freude am intensiven und offenen Kontakt mit Gleichgesinnten aus den verschiedensten Kulturen, Altersgruppen und sozialen Schichten.
Erschlaffte Pilger bei Tardajos (ss)
Nicht unwesentlich ist oft auch der Wunsch nach einer kostengünstigen Gestaltung der Urlaubszeit oder aber nach einem bewusst gewählten, einfachen Lebensstil, der im Gegensatz zu dem vom Konsum übersättigten Alltagsleben steht. Für einige Pilger (und übrigens auch für den Autor dieses Buches) bedeutet Pilgern eine besondere, ganzheitliche Lebensweise, die sich auf einzigartige Weise zu so etwas wie einer Komposition oder einem Gesamtkunstwerk aus all den eben genannten Motiven zusammenfügt. Jakobspilger begreifen Pilgern oft als eine Lebensphilosophie oder Weltanschauung, die ihr Erleben, Denken und Handeln bestimmt und manche ähnlich einem Süchtigen immer wieder zurück nach Hause auf den Weg ruft.
Es überrascht nicht, dass es auf dem Weg aufgrund verschiedenster Motivationen auch zu Konflikten kommt. Wie Ihnen bei näherem Hinschauen sicher auffallen wird, ist dies z. B. gelegentlich zwischen Rad- und Fußpilgern sowie zwischen „Buspilgern“ und (selbst ernannten) „echten Pilgern“ zu beobachten.
oBegegnen Sie dem Weg mit Dankbarkeit und so offen wie möglich, so verpassen Sie nicht die Chance, alle seine „verborgenen Schätze zu heben”! Öffnen Sie dazu alle fünf Sinne und auch das, was in der dichterischen und religiösen Sprache so schön mit „Herz“ und „Seele“ umschrieben wird.
Ärgern Sie sich nicht darüber, wenn Sie Mitpilgern begegnen, die nicht (vordergründig) aus dem gleichen Grund wie Sie dem dennoch gleichen Weg folgen, sondern versuchen Sie, deren Andersartigkeit als eine persönliche Chance für sich zu begreifen und ihr mit echtem Interesse zu begegnen. So können Sie lernen, diese zu verstehen, und letztlich werden dann auch Sie und Ihre Anliegen echtes Verständnis und Interesse bei Ihren Pilgerbrüdern finden.
bWenn Sie den Weg bewusster als ein im weitesten Sinne spirituelles Erlebnis erfahren wollen, kann Ihnen dabei eventuell mein folgendes Buch helfen: Warum der Schuh beim Gehen w e i t e r wird. Der spirituelle Jakobsweg-Coach, Raimund Joos (160 S., 12,1 x 18,4 cm, Tyrolia 2015, € 9,95)
Die Jakobsmuschel weist den Weg (sv)
Seit dem Mittelalter gilt die Jakobsmuschel gleichsam als das Symbol für die Pilger und für den Jakobsweg selbst. Die „Jakobsmuschel“ wurde aber wohl schon in vorchristlicher Zeit als Schutzsymbol verwendet. Die Legende aus christlicher Zeit berichtet, dass einst ein junger Adliger, der von dem heiligen Jakobus vor dem Ertrinken gerettet wurde, völlig mit Muscheln bedeckt aus dem Wasser stieg. Seither gilt die Muschel als Schutzzeichen des heiligen Jakobus und somit als Erkennungszeichen für Pilger, das früher auf dem Pilgerhut und heute häufig am Rucksack getragen wird. Andere Deutungen gehen schlichtweg davon aus, dass die beeindruckten Pilger die Muschel von ihrem abschließenden Besuch des Meeres als Souvenir und Beweis für ihre Reise ans Ende der Welt nach Hause mitgebracht haben.
Eine schöne und einleuchtende Symbolik stellen die Linien der Muschel dar, die gleich den verschiedenen Jakobswegen auf einen Punkt – Santiago – zulaufen.
Der Pilgerpass (spanisch credencial de peregrino) blickt auf eine ähnlich lange Tradition wie die Jakobsmuschel zurück. Er gilt von jeher als offizieller Ausweis des Pilgers und wurde früher meist von der heimatlichen Kirchenobrigkeit ausgestellt.
Wer für seine (manchmal unter Zwang) abgeleistete Reise eine offizielle Bestätigung benötigte, ließ sich in diesem Dokument an verschiedenen Orten seine Ankunft schriftlich bestätigen und erhielt in Santiago nach Vorlage des Dokuments schließlich sein offizielles Zeugnis für die Pilgerschaft, die Compostela.
Auch heute nimmt der Pilgerausweis noch die eben genannte Funktion ein. Wer in öffentlichen und kirchlichen Herbergen übernachten will oder eventuell eine Vergünstigung in Pensionen oder Jugendherbergen aushandeln möchte, wird auch heute noch um Vorlage des Pilgerausweises gebeten. Auch wird Ihnen mittels eines Stempels im Credencial Ihre Ankunft an den verschiedenen Orten bestätigt. Dies erledigt man normalerweise in den Herbergen, es kann aber auch in Kirchen, Bars und allen offiziellen Ämtern geschehen. Manche Pilger gehen einer regelrechten Sammelleidenschaft bezüglich der verschiedenen Stempel (spanisch sello) nach, die in der spanischen Sprache bezeichnenderweise den gleichen Namen wie „Briefmarke“ führen.
Nach Vorstellung des bereits erwähnten Pilgerbüros der Ortskirche von Santiago ist der Credencial ausschließlich für Pilger bestimmt, die „unterwegs sind, um die Pilgerschaft aus einer christlichen Motivation heraus zu begehen oder zumindest im Geist der Suche nach diesen Motiven“. Eine Einhaltung dieses aus einer weltoffenen Sicht eher peinlichen Passus wird aber gemäß meiner Recherche von keiner der Ausgabestellen (Jakobusgesellschaften) im deutschsprachigen Sprachraum, die hierüber eher erstaunt sind, kontrolliert. Somit ist diese Regelung im Grunde praktisch wirkungslos. In jüngster Zeit werden im Pilgerbüro von Santiago erklärtermaßen prinzipiell nur noch solche Pilgerausweise im Verfahren zum Erwerb der Compostela (>S. 20) akzeptiert, welche vom Pilgerbüro von Santiago selbst in den Handel gebracht wurden. Einige durch das Pilgerbüro von Santiago offiziell lizenzierte Pilgerausweise von verschiedenen Jakobusgesellschaften in aller Welt bilden hier die Ausnahme. Die Pilgerausweise des Pilgerbüros werden an verschiedene Endverkäufer wie z. B. traditionelle Jakobusgesellschaften, aber neuerdings auch an kommerzielle Onlineshops und Buchhändler weiterverkauft. Grund für die neue Reglung soll angeblich der Schutz der Pilger vor Wucherpreisen für dieses eigentlich recht einfache Dokument sein (das die Jakobusgesellschaften und eventuell auch die Pilger selbst theoretisch genauso gut wesentlich kostengünstiger nach einer normierten PDF-Onlinevorlage ausdrucken und eventuell auf leichte Pappe kopieren könnten). Das Anliegen eines solchen selbstlos-caritativen „Verbraucherschutzes“ durch den quasi selbst ernannten Monopolisten und Lizenzgeber (das Pilgerbüro von Santiago) kann m. E. aber durchaus auch in Zweifel gezogen werden. Man bedenke dabei, dass die Pilgerausweise durch den kostenpflichtigen, grenzüberschreitenden Vertrieb durch das Pilgerbüro von Santiago nämlich nicht unbedingt hochwertiger, aber zwangsläufig teurer werden … und dass das Pilgerbüro dank des so geförderten Massenvertriebs der eigenen Pilgerausweise jährlich nicht unbedeutende Summen umsetzt.
oWenngleich Sie den Credencial auch direkt auf dem Weg erhalten können, ist es zu empfehlen, ihn sicherheitshalber bereits vor Ihrer Abreise bei den später aufgeführten Jakobusgemeinschaften in Ihrer Heimat zu besorgen. Er wird Ihnen in der Regel für € 7 bis 10 zusammen mit weiteren nützlichen Informationen zugesandt. Durch den Erwerb finanzieren Sie nicht nur (zwangsläufig) die inzwischen nicht ganz unumstrittene Arbeit des Pilgerbüros von Santiago, Sie unterstützen auch das m. E. durchaus lobenswerte Engagement der heimatlichen Jakobusgesellschaften (>S. 32).
Die Vergabepraxis der verschiedenen, besonders bei Pilgeranfängern beliebten Pilgerzeugnisse, die übrigens im Normalfall ebenso wie die Pilgerreise nach Santiago überhaupt heute nichts mehr mit einem Sündenerlass durch die katholische Kirche zu tun hat, wurde in den vergangenen Jahren häufig geändert. Bis 2006 wurde nur eher symbolisch überprüft, ob Pilger die letzten 100 km gelaufen sind, und die Compostela somit praktisch an alle Pilger vergeben. Nach und nach wurde dann das Prüfverfahren eingeführt bzw. verschärft – was allerdings den Vorwurf aufbrachte, die katholische Kirche wolle hier in anmaßender Weise zwischen echten Pilgern und angeblich falschen Pilgern unterscheiden. Insbesondere kam (m. E. vollkommen zu Recht) der Vorwurf auf, körperlich benachteiligte Pilger würden hier diskriminiert und das Pilgern nach Santiago zu einem scheinheiligen Sportevent degradiert. Als Folge dieses unwürdigen Streites wurde die Compostela schließlich in ihrer traditionellen Form abgeschafft und verschiedene andere (Leistungs-) Zertifikate traten an ihre Stelle. Ich versuche Ihnen hier einen kurzen Überblick zu geben, wobei es durchaus zu weiteren Änderungen kommen könnte.
Compostela/Certificado de visita. Da der Ausschluss gebrechlicher, kranker und behinderter Pilger von dem Erwerb der Compostela letztlich eine kaum mit der christlichen Weltanschauung vereinbare Diskriminierung darstellt, wird nach verschiedenen Protesten seit 2015 wieder ein Pilgerzeugnis angeboten, das gemäß der ältesten überlieferten Tradition wieder einzig und allein den Besuch der Kathedrale von Santiago bestätigt. Folglich wird diese Compostela, wie auch zu Zeiten der ersten Compostela, auf Wunsch jedem Besucher der Kathedrale ohne jede weitere körperliche Leistungsprüfung ausgestellt.
Das Zeugnis können Sie von Montag bis Samstag von 9:30 bis 14:30 im Büro der internationalen Pilgerbruderschaft „Archicofradía del Apóstol Santiago“, das sich im Pilgerbüro befindet, bekommen. Pilger, die über keinen Pilgerausweis verfügen oder ihn vergessen haben, dürfen das Gebäude betreten, wenn sie zu verstehen geben, dass sie das Zertifikat erwerben wollen. Die Kosten von € 3 gehen dabei als Spende an die Kathedrale. o Wer also, ohne vorher eine größere Stempelsammlung anzulegen, nach alter Tradition wirklich einfach nur ein Souvenir mit nach Hause bringen will, ist mit diesem Dokument gut bedient und muss sich hierfür auch nicht in der Reihe vor dem Pilgerbüro anstellen.
Compostela por motivos religiosos/spirituales. Können Sie es dagegen selbst noch nicht glauben, dass Sie den Jakobsweg gelaufen sind, oder brauchen Sie einfach etwas, um zuhause damit anzugeben, so führt Sie Ihr Weg in die mehr oder weniger lange Schlange des Pilgerbüros, denn ganz im Sinne einer modernen Leistungsgesellschaft werden den Pilgern heute von kirchlicher Seite aus verschiedene Leistungszertifikate für die erwiesenermaßen erbrachte „Pilgerleistung” angeboten. Diese Compostela wird gegen eine Spende von € 2 im Pilgerbüro ausgegeben, ist dem zuerst genannten Zertifikat dem Aussehen nach sehr ähnlich und spricht die Zielgruppe der religiös-spirituell-sportlich motivierten Pilger an. Die Behauptung, dieses Zeugnis sei in der aktuellen Vergabepraxis auf eine jahrhundertealte Tradition zurückzuführen, gehört allerdings wohl eher zum Vermarktungskonzept der verschiedenen Tourismusbetriebe am Weg, zu denen in gewisser Weise wohl auch die katholischen Kirchenbetriebe von Santiago selbst zählen. Die Auswirkung, die diese zugegebenermaßen effektive Werbeaktion auf die Pilgeratmosphäre des Jakobsweges hat, werden Sie besonders auf den letzten 100 km vor Santiago leider kaum übersehen können, wo es auf dem Weg nur noch so von eher touristischen „Compostela-Jägern“ wimmelt …
Um dieses einfache „Pilgerleistungszeugnis“ zu erhalten, muss der Pilger nämlich die letzten 100 km vor Santiago zu Fuß oder mit dem Rollstuhl gepilgert sein und dies auch anhand von täglich zwei Stempeln im Pilgerausweis nachweisen. Neben Pferden sind als moderneres Transportmittel lediglich Fahrräder zulässig, wenn der Pilger in diesen Fällen die letzten 200 km durch Stempel nachweisen kann. Allerdings ist es von offizieller Seite her jedem freigestellt, diese Compostela in guter mittelalterlicher Manier durch einen der (bezahlten) Stellvertreter zu erwerben, die ihre Dienste vor Ort und im Internet anbieten …
Bezeichnend ist auch, dass erst im Jahr 2014 in den bis dahin gültigen Text der Compostela nachträglich ein lateinischer Satz eingefügt wurde, der neben dem frommen Besuch der Kathedrale nun auch eine Fußpilgerreise von mindestens 100 km dorthin erwähnt.
Compostela por motivos culturales/deportivos. Wer die letzten 100 km nach Santiago „gepilgert“ bzw. gewandert ist, sich aber in der Befragung durch das Pilgerbüro nicht zu einer religiösen oder spirituellen Motivation bekennen will, bekommt seit 2014 gegen eine Spende von € 2 ebenfalls eine „Compostela“ ausgestellt, auf der, warum auch immer, allerdings nicht vermerkt ist, dass man 100 km gepilgert ist. Auch dieses Zeugnis hat bei genauerem Hinsehen wenig mit der Tradition der ursprünglichen Compostela gemeinsam, ist aber genauso wie das zuletzt genannte Zertifikat der Fremdenverkehrsindustrie innerhalb der Grenzen von Galicien offensichtlich sehr zuträglich.
Compostela/Certificado de distancia. Ebenfalls seit Mitte 2014 wirbt das katholische Pilgerbüro recht erfolgreich für dieses sozusagen „qualifizierte Pilgerleistungszeugnis“. Es schlägt mit € 3 zu Buche und kann nur erworben werden, wenn man sich für eines der beiden letztgenannten Zertifikate für € 2 qualifiziert hat. Wenngleich die Idee dieses Zertifikats, auch von einem geschäftstüchtigen Sportverein stammen könnte, wird dieses Papier erstaunlicherweise im Auftrag der Kathedrale von Santiago vergeben: In dem extragroßen und -bunten Dokument wird dem leistungsorientierten Pilger exakt auf Latein (!) bestätigt, auf welcher Pilgerroute er in welchem Zeitabschnitt welche Streckenlänge zurückgelegt hat. Personen, die aufgrund körperlicher Behinderung o. Ä. nicht in der Lage sind, 100 km aus eigener Kraft zurückzulegen, und sich so z. B. „nur“ 50 km bestätigen lassen wollen, wird dieses Leistungszeugnis (bisher) konsequent verweigert. Auf dem m. E. etwas „schein-heiligen“ Dokument findet sich nichtsdestotrotz die wohl verkaufsfördernde historische Darstellung des heiligen Jakobus mit Segensgruß …
Auch eine Röhre zur sicheren Aufbewahrung Ihres Zeugnisses wird Ihnen gleich im Pilgerbüro für € 2 angeboten. (In den benachbarten Läden gibt es ähnliche Exemplare für € 1.)
Fazit: Bedauerlicherweise ist das Auftreten der Ortskirche von Santiago im Zusammenhang mit den neueren offiziellen Pilgerleistungszeugnissen auch von einem sehr weltlichen Leistungsdenken geprägt. Leider ist ein solches Verhalten dabei m. E. dazu geeignet, den wahren Zweck einer Pilgerreise und die eigentliche Mission der Kirche auf dem Weg – die praktisch gelebten Botschaften Jesu Christi: Freiheit, Liebe und Gnade – zu entstellen.
Diese Vergabepraxis, die nur noch wenig mit der ursprünglichen Tradition eines einfachen, frommen Souvenirs für jedermann gemeinsam hat, wurde deshalb bereits in verschiedenen (auch kirchlichen) Insiderkreisen als eher schädlich für die dem Jakobsweg eigene kulturell-spirituelle Atmosphäre kritisiert. So gesehen schadet diese (Geschäfts-)Praxis den nach wirklicher Pilgererfahrung suchenden Menschen eher, als dass sie dem Weg und seinen Pilgern einen nachhaltigen ideellen Nutzen bringt.
oNutzen Sie spätestens die Zeit des Wartens in der Schlange vor dem Pilgerbüro dafür, sich ehrlich darüber bewusst zu werden, ob derartige Nachweise für Sie wirklich „nur ein Souvenir“ sind. Oder schwingt hier eventuell nicht doch so etwas wie ein massenpsychologisch bedingter Reflex, modernes Leistungs- oder Statusdenken oder eine unreflektierte Traditions- oder Autoritätsgläubigkeit mit? Niemand anders als Sie selbst und die Menschen, die Ihr Leben, Wachsen und Verwandeln auf und nach dem Weg miterlebt haben, entscheiden über den wahren Wert Ihres persönlichen Pilgerweges. (Vorgeschobene) Motive und amtskirchlich nachweisbar abgelaufene Kilometer spielen m. E. für wirklich mündige Pilger keine wesentliche Rolle.
Im Franziskanerkloster (Punkt 9 auf dem Stadtplan S. 247) soll es übrigens auch weiterhin das Besucherzertifikat Memorandum geben. Der Erwerb ist bewusst an keinerlei Bedingungen geknüpft.
In Finisterre und Muxia angekommen können Sie Ihre Zeugnissammlung übrigens noch um je ein weiteres Exemplar vervollständigen.
Ähnlich wie die Jakobsmuschel gilt auch der Pilgerstab als ein Erkennungszeichen der Pilger. Seine Herkunft ist vorrangig pragmatischer Art. Er diente den Pilgern als Hilfe bei der Überquerung von Bächen und anderen schwierigen Wegpassagen und bewies seinen Nutzen darüber hinaus bei der tatkräftigen Verteidigung gegen Hunde und wilde Tiere. Auch heute kann er durchaus noch hilfreich sein (> auch S. 27).
Wenn der Jakobustag, der am 25. Juli gefeiert wird, auf einen Sonntag fällt, ruft die katholische Kirche das heilige Jahr in Compostela aus. Wer das Apostelgrab durch die dann geöffnete Heilige Pforte der Kathedrale kommend besucht und an weiteren religiösen Akten teilnimmt, erhält einen vollständigen Ablass von den Sündenstrafen. Das letzte heilige Jahr fand 2010 statt, das nächste folgt 2021. Allerdings war die Heilige Pforte ausnahmsweise auch zum Anlass des durch den Papst ausgerufenen allgemeinen heiligen Jahres der katholischen Kirche 2016 geöffnet.
Hinter Puente la Reina am Fuße des steilen Aufstiegs gen Cirauqui, die beiden Pilger sitzen an einer kleinen Flussbrücke und sammeln neue Kraft (rg)
Einen Pilgeranfänger erkennt man an seinem schweren Rucksack. Täglich einen solchen über den Weg zu schleppen ist weder notwendig noch eine sportliche Heldentat und macht auf keinen Fall Spaß. Allgemein geht man davon aus, dass ein Wanderrucksack nicht mehr als 10 % des eigenen Körpergewichtes wiegen darf. Bei mehrwöchigen Strecken kann man noch 1 bis 2 kg dazurechnen. Für eine 80 kg schwere Person sind also höchstens 10 kg angemessen, wobei normal auch schon 8-9 kg voll ausreichen.
Darum ist es empfehlenswert – und dies ist wörtlich gemeint – beim Packen des Rucksacks die Waage zu Rate zu ziehen, mit der Sie jedes einzelne Teil, das Sie mitnehmen wollen, auf sein Gewicht hin prüfen.
Wenn Sie nicht mehr mitnehmen, als in der nachfolgenden Packliste aufgeführt ist, können Sie das gerade genannte Gewicht sicher einhalten. Die Liste ist meinem kleinen allgemeinen Pilgerratgeber „Pilgern auf den Jakobswegen“ (>S. 32 und 288) entnommen, wo Sie auch eine ausführliche Beschreibung der verschiedenen Einzelposten und weitere Pilgertipps finden.
Bequemer, verstellbarer Rucksack mit Hüftgurt
Regenschutz für Rucksack oder ca. 4 knisterarme Tüten
Schlafsack (je nach Jahreszeit möglichst leicht)
Diebstahlsichere Geldtasche
Evtl. kleiner Kopfkissenbezug
Leichte, eingelaufene Wanderschuhe, am besten mit Sporteinlagen
Leichte (Wander-)Sandalen oder Laufschuhe
2 Paar eingelaufene Wandersocken, 1 Paar leichte Freizeitsocken
3 bequeme Unterhosen
2 bis 3 T-Shirts (besser nicht weiß, wird nie wieder sauber)
Lange, leichte Wanderhose, evtl. mit Innenfutter
Kurze, bequeme Hose, am besten mit Gummizug
Leichter, aber warmer Pulli oder Jacke aus Fleece
Leichte Windjacke
Einfache leichte Regenjacke oder Regenponcho
Hut, z. B. Strohhut
Evtl. zwei Teile sehr leichte Freizeitbekleidung
Evtl. sehr leichter Baumwollpulli (Rolli) oder langes Unterhemd
Evtl. lange Unterhose aus Mikrofaser oder Leggings und Sport-BH
Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor
Zahnbürste und Zahnpastakonzentrat oder ½ Zahnpastatube
½ Seife oder Seifenkonzentrat für Körper-, Haar- und Kleiderwäsche
je nach Bedarf: 1 bis 2 Einwegrasierer aus Plastik, Damenbinden
½ Rolle WC-Papier
Kleines Handtuch, am besten aus Microfaser
½ oder 1 breite Rolle Rollenpflaster wie Leukoplast oder Hansaplast
½ oder 1 Packung Compeed
2 bis 3 Wundpflaster
½ Tube Hautcreme gegen Entzündung (z. B. bei Wundreiben)
½ Tube Hirschtalgcreme (Prophylaxe gegen Wundreiben)
Wenige Milliliter Desinfektionsmittel (z. B. 6 ml Kodan)
Eine sehr kleine Schere (Nagelschere)
Akutpillenset (je 2-3 Tabletten bzw. Dosen gegen Durchfall, Elektrolytverlust, Schmerzen, Erkältung, Fieber)
Persönliches Pillenset (Medikamente z. B. gegen Magensäure, Allergieschock oder Bluthochdruck, evtl. Kondome oder die Pille usw.)
Evtl. eine kleine (½) Tube Voltaren oder Diclofenac
Ultraleichte Taschenlampe, z. B. LED-Lampe oder kleine Stirnleuchte
Nähnadel mit je 1 m Näh- und Bindfaden, Sicherheitsnadeln
Kugelschreiber
Sonnenbrille (möglichst staubdicht)
Evtl. Jakobsmuschel
Evtl. Brille oder Kontaktlinsen, deren Pflegemittel sowie Ersatz
Evtl. Ohropax
Evtl. ca. 2 m Wäscheleine
Evtl. kleines Tagebuch (DIN-A5-Heft oder kleiner)
Evtl. Wanderstab, Pilgerstab oder Teleskopstöcke
Evtl. Kamera
Evtl. Smartphone und Ladekabel ( nervt – >S. 41)
Flugtickets
Personalausweis
Pilgerausweis
Dieser Pilgerführer (mit Updates)
Adressenliste von Freunden, Hausarzt und Hausbank
Papiere bzw. Karte für Auslandskrankenversicherung
EC-Karte und evtl. Kreditkarte
Sprachführer >Seite 37 und 288
Evtl. aktuelle Liste der Hotels und Pensionen >Seite 38
Evtl. weitere wichtige persönliche Daten (Impfungen) und Adressen
Evtl. einige doppelseitig kopierte Seiten mit Literatur oder leichter E-Reader
Leichte Trinkflasche/n für 0,75 bis 1 Liter
Etwas leicht verdauliche, kalorienreiche Nahrung (z. B. 3 bis 4 Bananen)
Messer und Gabel aus Aluminium oder mit Plastikgriff
Evtl. einige Mineral- und Vitamintabletten
Im Allgemeinen sind Wanderstöcke zu empfehlen, da sie zusätzlichen Halt bieten und auch die Hände zur Unterstützung verwendet werden können. Ein guter Pilgerstab sollte 20 cm größer als sein Benutzer, leicht und aus elastischem Holz sein. Sie können auch Teleskopstöcke benutzen. Zu empfehlen sind auch herkömmliche Wanderstäbe mit oben abgerundetem Griff. Diese sollten bis zur Gürtellinie reichen.
Der Rucksack sollte über einen breiten, gut gepolsterten Hüftgurt verfügen. Ebenso über gut gepolsterte und in der Länge verstellbare Schultergurte. Viele Taschen sind von Vorteil, um eine bessere Ordnung zu ermöglichen.
Wanderschuhe sollten ein gutes Profil haben und zum Schutz gegen Umknicken über die Knöchel reichen. Vor Kauf sollten Sie anprobiert werden (keine Fernkäufe). Am besten kaufen Sie die Schuhe eine halbe Nummer größer, da die Füße vom Laufen in den ersten Tagen etwas anschwellen.
Orthopädische Schaleneinlagen sind zu empfehlen, um einen geraden Gang zu garantieren. Vergessen Sie nicht, neue Schuhe vor der Pilgerreise gut einzulaufen.
Jedes Ding an seinen Ort (sv)
Spanien ist ein modernes Industrieland, in dem es alles zu kaufen gibt, was Sie zum Leben brauchen. Auch was die Qualität und die Hygiene der Produkte angeht, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Sie können davon ausgehen, dass die Preise in Spanien etwas unter dem deutschen Niveau liegen. Für einige Luxusartikel wie z. B. Sonnencreme und Vitamintabletten gilt dies nicht immer.
Außer den in der > Packliste aufgeführten Gegenständen braucht man also nichts mitzuschleppen. Erfreulicherweise haben einige Geschäfte am Camino Francés für die Pilger sogar am Wochenende geöffnet. Bedenken Sie, dass es in Spanien eine „Siesta“ gibt – von 14:00 bis 16:00 oder 17:00 ist alles geschlossen.
Bäckerei in der Rioja (tn)
Nur so viel kaufen, wie man unmittelbar aufbraucht. Größere Packungen vermeiden, mit den Pilgerfreunden teilen oder anstelle einer Spende in der Pilgerherberge lassen. Keinen falschen Stolz zeigen und sich in Engpässen helfen lassen und helfen.
Andenken erst in Santiago kaufen. Leichten Schlafsack mitnehmen und notfalls in Kleidern schlafen. Unnötige Dinge heimschicken oder verschenken.
Sie sollten ein kleines Paket zur Notfallversorgung mit sich führen. Abgesehen von besonderen persönlichen (vom Arzt für Sie verordneten) Medikamenten macht es keinen Sinn, Ihre gesamte Hausapotheke einzufliegen, da Sie auf dem Jakobsweg zahlreiche, oft auch sonntags geöffnete Apotheken finden. Viele Medikamente sind dort zudem erstaunlich günstig. Auch finden Sie an verschiedenen Orten Gesundheitszentren und das Rote Kreuz. Bei Letzterem sollten Sie allerdings darauf achten, dass ernstere Probleme nicht von gutmeinenden Freiwilligen, sondern von einem Arzt (médico) behandelt werden (> Medizinische Versorgung).
oGenauso wichtig wie die Erste Hilfe ist eine Vorsorge, die die häufigsten Wanderprobleme vermeidet. Dem Wundlaufen zwischen den Beinen können Sie z. B. durch das Einreiben mit Hirschtalg vorbeugen.
Blasen, die mit Abstand der häufigste Grund für ein unfreiwilliges Abbrechen des Weges sind, verhindern Sie, indem Sie gut eingelaufene Schuhe und Socken ohne Nähte tragen. Sollten Sie eine Druckstelle spüren, halten Sie sofort an und kleben diese mit einem Rollenpflaster ab. Sollte sich bereits eine Blase gebildet haben, können Sie diese – die Experten streiten sich hier – in Ruhe lassen und hoffen, dass sie sich nicht entzündet, mit Rollenpflaster oder einem speziellen Blasenpflaster (Compeed) überkleben, aufstechen und desinfizieren oder versuchen, mit anderen Schuhen weiterzulaufen.
Gönnen Sie sich bei Fußproblemen im Zweifelsfall besser einen oder zwei Tage Pause, bevor Sie später den Weg ganz abbrechen müssen.
In einigen Pilgerherbergen gibt es, wie jeweils im Text beschrieben, kleine Küchen, die allerdings nicht immer ausreichend mit Koch- und Essgeschirr ausgestattet sind. Dies ist jedoch nicht zu tragisch, denn Sie finden in der Regel überall bezahlbare Restaurants in der Nähe.
In den Restaurants ist es allgemein üblich, keine einzelnen Speisen, sondern Tagesmenüs (menú del día) oder das Pilgermenü (menú del peregino) zu bestellen, die normalerweise zwei Gänge, Brot, Wein und einen Nachtisch enthalten. Normalerweise werden Sie € 9 bis 12 dafür bezahlen. Qualität und Größe der Portionen sind dabei natürlich auch vom Preis abhängig.
In Spanien bekommen Sie relativ günstige Fischspeisen. Das Abendessen wird in der Regel selten vor 20:00 serviert, wenngleich es gerade auf dem Jakobsweg in der Zwischenzeit erfreulicherweise immer mehr Ausnahmen gibt.
Pilger (wie z. B. ich selbst), die gewöhnlich kein Fleisch, aber doch Fisch essen, können sich in Spanien relativ gut über Wasser halten. Veganer müssen sich einer besonderen Herausforderung stellen und Vegetarier werden im Allgemeinen mit den üblichen, eher einfachen Vorspeisen abgespeist (z. B. Salate, Suppen, Tortillas, Pasta mit Tomatensoße, Linseneintopf, Rührei …). Natürlich können auch diese Speisen schmecken, aber mit zunehmender Dauer der Pilgerreise schleicht sich dann doch Monotonie ein.
Einige Herbergen werben bereits mit vegetarischen Essen, was aber oft auch ein Marketingtrick ist und nicht immer auf ein besonderes Angebot schließen lässt. In der vorliegenden Ausgabe dieses Führers wird der Versuch unternommen, Herbergen mit vegetarischem Essen zu benennen. Hierunter sind solche zu verstehen, die über die eben genannten einfachen Vorspeisen hinaus abwechslungsreiches vegetarisches Essen anbieten. Für Rückmeldungen zu den genannten Herbergen und möglichst genaue Beschreibungen (Preis und Speiseangebot) weiterer Angebote bin ich sehr dankbar.
Auf dem Weg nach Atapuerca (ss)
Anfänger sollten während der ersten 2 bis 3 Wochen täglich nicht mehr als 25 km am Tag zu laufen. Zwar würde die persönliche Kondition vielleicht bedeutend mehr hergeben, die Belastbarkeit der Füße ist jedoch begrenzt. Auch sollten Sie bei der Planung Ihres Jakobsweges bedenken, dass Sie ab und zu einen halben Tag Pause brauchen, um Fußprobleme auszukurieren, Sehenswürdigkeiten zu besichtigen oder bei starkem Regenwetter kleinere Etappen zu machen. Für die 800 km des Camino Francés sollten Sie also normalerweise ca. 33 Tage veranschlagen.
Für die zusätzlichen 74,6 km des Weges vom Somportpass sollten Sie weitere 3 Tage einplanen und für den Weg nach Finisterre ebenfalls 3 bis 4 volle Lauftage.
(Somport – Obanos
166,9 km)
Saint-Jean-Pied-de-Port – Obanos
91,1 km
Obanos – Logroño
77,1 km
Logroño – Burgos
127,4 km
Burgos – León
186,3 km
León – Ponferrada
107,7 km
Ponferrada – Sarria
96,5 km
Sarria – Santiago de Compostela
118,9 km
Santiago de Compostela – Finisterre
89,5 km
Gesetzliche Feiertage in Spanien: 1.1. und 6.1.; an Ostern ist Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag, aber nicht Ostermontag geschlossen; 1.5.; 25.7. (Santiagotag); 15.8.; 12.10.; 1.11.; 6.12.; 8.12.; 25.12.; am 24. und 31.12. wird mittags geschlossen. Regionale Feiertage der autonomen Regionen: Navarra: 3.12.; Rioja: 11.7.; Kastilien: 23.4.; Galicien 17.5. Darüber hinaus gibt es noch Feiertage, die nur für bestimmte Orte gelten, so z. B. für Pamplona der 7.7. >S. 67.
Je nachdem, wo man übernachtet und ob man essen geht oder selbst kocht, kann man auf diesem Weg mit täglichen Ausgaben von € 20 bis 35 rechnen. Nehmen Sie aus Vorsorge vor Diebstählen nur so viel Bargeld mit, wie Sie für die ersten Tage brauchen! Am einfachsten ist es, mit der ec-Karte mit dem Maestro-Symbol Geld abzuheben, denn jede Kleinstadt bietet heute Geldautomaten, sodass Sie bei jeder Tagesetappe von 25 km mindestens einen finden. Wo dies nicht der Fall ist, werden Sie im Text rechtzeitig darauf aufmerksam gemacht. Heben Sie nicht zu kleine Beträge ab, denn das Abheben kostet Sie je ca. € 3 bis 8. Für den Fall des Diebstahls Ihrer ec-Karte oder anderer Komplikationen sollten Sie die Telefonnummer der Heimatbank dabeihaben.
Wer zusammen mit seinem geliebten Vierbeiner den Jakobsweg erleben will, sollte bedenken, dass Hunde in spanischen Herbergen und Pensionen in der Regel keinen Zutritt haben. Auch ist nicht jeder Hund der Belastung und dem Klima gewachsen. Eine fundierte persönliche Beratung zu diesem Thema bietet die Albert-Knaus-Stiftung an ([email protected]).
Entspannter, pilgerfreundlicher Hofhund (ss)
Der Text zu dieser Ausgabe wurde von September bis Dezember 2018 vor Ort und telefonisch überarbeitet. Da auch ein Buchautor wie jeder andere Mensch leider nicht in die Zukunft sehen kann und der Weg in einem schnellen Wandel begriffen ist, wird ein Teil der Informationen bald überholt sein. Insbesondere standen zu Redaktionsschluss zahlreiche Herbergen vor einem Pächter- oder Besitzerwechsel, was einiges an ihrem Konzept und den Preisen ändern könnte.
Der Conrad Stein Verlag veröffentlich deshalb Updates zu diesem Buch, die von mir oder von Lesern stammen. Schauen Sie auf die Verlags-Homepage www.conrad-stein-verlag.de. Der abgebildete QR-Code führt Sie direkt dorthin.
Zum Austausch mit Pilgerfreunden kann je nach persönlicher Vorliebe auf das Forum unter www.jakobus-info.de und auf verschiedene Facebookgruppen unter dem Suchbegriff „Jakobsweg” verwiesen werden.
Es wäre vermessen, mit dem Anspruch anzutreten, Ihnen in einem kurzen einführenden Teil dieses Pilgerführers sämtliche notwendigen Informationen über die Vorbereitung und Durchführung einer Pilgerreise geben zu wollen. Auch würde es dieses Buch, das ja für den Weg bestimmt ist, wesentlich schwerer und somit unhandlicher und unpraktischer machen. Grundsätzliche Informationen zu allen allgemeinen Fragen zum Pilgern finden Sie in meinem kleinen Ratgeber „Pilgern auf den Jakobswegen“. Es werden Fragen beantwortet wie: Pilgere ich allein oder in einer Gruppe? Mit dem Rad oder zu Fuß? Wie bereite ich mich mental, praktisch und sportlich vor? Gesundheit, Ernährung, Hygiene, psychische Probleme, das Leben in den Herbergen, weiterführende Literatur und Adressen. Hier finden Sie auch eine ausführliche Erläuterung der Packliste von S. 25 bis 27.
b
Pilgern auf den Jakobswegen von Raimund Joos, Conrad Stein Verlag, OutdoorHandbuch, Basiswissen für draußen, Band 197, ISBN 978-3-86686-394-1, € 9,90
«
Deutsche Botschaft, Calle Fortuny 8, 28010 Madrid, t 915 579 000
Österreichische Botschaft, Paseo de la Castellana 91, 28046 Madrid, t 915 565 315
Schweizer Botschaft, Calle Nuñez de Balboa 35, Edificio Goya, 28001 Madrid, t 914 363 960
Im deutschsprachigen Raum gibt es mittlerweile eine derart stattliche Zahl Jakobusgesellschaften, dass eine komplette Aufzählung an dieser Stelle aus Platzgründen nicht mehr möglich ist. Die meist kirchlichen Vereine, die sich als Förderer der Wege im In- und Ausland einen Namen gemacht haben, geben auch Pilgerausweise an die Pilger aus (<S. 20).
Wie bereits erwähnt können Sie den Pilgerpass zwar auch in Spanien kostenlos bekommen, aber sicher ist es Ihnen lieber, vorsichtshalber schon vor der Abreise alles parat zu haben. Eine komplette Liste der Jakobusgesellschaften finden Sie unter der folgenden Adresse: www.jakobus-info.de.
Bei folgenden Gesellschaften können Sie z. B. Pilgerausweise bestellen.
«
Stiftung Haus St. Jakobus, Schwäbische Jakobusgesellschaft, Kapellenberg 58-60, 89610 Oberdischingen, t 073 05/91 95 75, www.haus-st-jakobus.de
ä
Fränkische St.-Jakobusgesellschaft Würzburg e.V., Ottostr. 1, 97070 Würzburg, t 09 31/38 66 38 70, www.jakobus-franken.de
ä
Deutsche St. Jakobusgesellschaft e.V., Tempelhofer Str. 21, 52068 Aachen,t 02 41/510 00 62 , www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de
ä
Freundeskreis der Jakobuspilger, Busdorfmauer 33, 33098 Paderborn, t 052 51/506 86 77 oder 147 47 94, www.jakobusfreunde-paderborn.com
Jakobusgesellschaft Salzburg, Tegetthoffstr. 11, 5071 Wals-Siezenheim, t und f 06 62/85 53 65, www.jakobusgemeinschaft.at
ä
St. Jakobusbruderschaft, Stangaustraße 7, 2392 Sulz im Wienerwald, t 022 38/8 27 01, www.radolf.at, Ausweise werden nur an die Mitglieder dieser Jakobusbruderschaft ausgestellt
ä
Jakobusgemeinschaft Tirol, Domplatz 6, A-6020 Innsbruck,t 05 12/58 39 02, [email protected]
Freunde des Jakobswegs der Schweiz, Schanzweg 5, 4132 Muttenz, [email protected], www.jakobusweg.ch
Die günstigste Reisezeit ist von April bis Oktober. Im April und Oktober kann es jedoch kalt werden und in den Pyrenäen kann es dann regnen oder schneien. In Galicien herrscht ein feuchtes Klima und die Niederschläge sind gleichmäßig über das Jahr verteilt, wenn es auch im Sommer etwas weniger regnet.
Im Juli und August wird es in Südnavarra, in der Rioja und in Kastilien gelegentlich sehr heiß, sodass Sie dann gegebenenfalls besser die frühen Morgenstunden zum Wandern nutzen. Aber auch der Abend ist durch die hohe Lage des Landesinnern kühl und sehr angenehm zum Wandern.
Problematisch kann es gelegentlich in der Zeit der spanischen Sommerferien von Mitte Juli bis Ende August ab León werden, wo die Anzahl der Pilger immer größer wird und bis nach Santiago extrem zunimmt. In der Vergangenheit kam es gelegentlich auch Anfang Mai und Anfang September auf der Strecke von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Pamplona zu Engpässen, da um diese Zeit viele Ausländer den Jakobsweg dort beginnen. Auch im Winter kann man, wenn man den Jakobsweg ruhig und in einer eingeschworenen kleinen Runde von Pilgerfreunden erleben möchte, auf dem Camino Francés pilgern. Es bedarf natürlich angemessener Kleidung und auch der entsprechenden Einstellung und Planung. Zahlreiche Tipps wintererprobter Pilger sind hierzu bereits im Internet zu finden. Der Winter dauert auf dem Camino Francés in der Regel von Dezember bis Februar mit Tages- und Nachttemperaturen, die um den Gefrierpunkt liegen können. Auch in Navarra und La Rioja verhält es sich ähnlich, nur Galicien hat ein gemäßigteres Klima. Schnee gibt es außer in den Pyrenäen, den Bergen nach León und dem Genzpass nach Galicien kaum auf dem Jakobsweg.
Fröhliches eingeschworenes Pilgergrüppchen vor San Juan de Ortega (tn)
Es gibt verschiedene Wanderkarten für diesen Jakobsweg. Da der Weg aber idiotensicher gekennzeichnet ist, sind Karten im Prinzip nicht notwendig.
GPS-Fans können sich die Tracks zum Weg meist kostenlos von den Internetseiten verschiedener Anbieter herunterladen. Eine Seite, die z. B. einen vollkommen freien Download anbietet, stammt von Frank Seidel, der auch einen kleinen Verleih von GPS-Geräten betreibt (www.seidelgrafik.de/gps). Da die Seiten in der Verantwortung verschiedener unabhängiger Betreiber liegen, sind die Verläufe der Tracks nicht immer mit der Wegbeschreibung in diesem Buch identisch.
Mit der europäischen Krankenversicherungskarte (EHIC) können gesetzlich Versicherte ihre im Krankheitsfall entstehenden Kosten im europäischen Ausland über diese abrechnen, in der Regel ohne finanzielle Vorleistungen erbringen zu müssen. Dies gilt aber nur für eine Behandlung in öffentlichen Einrichtungen und bei Kassenärzten, die akut notwendig ist. Dennoch ist es zu empfehlen, für die Dauer des Aufenthaltes eine Auslandsreise-Krankenversicherung abzuschließen. Sie können dies oft für einen sehr geringen Betrag bei Ihrer Bank oder Versicherung erledigen.
Bei Privatversicherten gestaltet sich die Leistungserstattung unterschiedlich nach den jeweiligen Richtlinien der Kasse und gewöhnlich muss Vorauszahlung geleistet werden. Nehmen Sie daher vor Ihrer Abreise Kontakt mit Ihrer Kasse auf und lassen Sie sich über die jeweils geltenden Bedingungen unterrichten. Auch hier empfiehlt sich oft der Abschluss einer Auslandsreise-Krankenversicherung.