Sparta als politische Metapher im Nationalsozialismus - André Weikard - E-Book

Sparta als politische Metapher im Nationalsozialismus E-Book

André Weikard

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 2,0, Philipps-Universität Marburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit versucht, die verschiedenen Gesichtspunkte gleichermaßen heranzuziehen, mit der Absicht einen Gesamteindruck vom Spartabild zu einem bestimmten, zu einem prominenten Zeitpunkt der deutschen Geschichte Auskunft zu geben und nicht etwa das Spartabild einzelner, freilich die Sicht der Zeit prägender Verantwortlicher oder Institutionen. Beinahe zwangsläufig muss eine Untersuchung der Veränderlichkeit geschichtlicher Wahrnehmung oder Deutung auch in wissenschaftstheoretische Überlegungen münden. Die Fragestellung wird daher insofern zu erweitern sein, als das Thema eine Stellungnahme zur Rolle der Altertumswissenschaft im nationalsozialistischen Deutschland verlangt, nicht zuletzt zu ihrer propagandistischen Relevanz. Daraus ergeben sich für die folgenden Ausführungen zwei Strukturprinzipien: Zum einen wird, gleichsam induktiv, an einem Beispiel, nämlich der Integration des antiken Griechenlands in die nationalsozialistische Ideologie, über die Verformung von Geschichtsauffassungen gemäß dem jeweiligen Zeitgeist zu sprechen sein, die Aufgabe und den Missbrauch von Geschichte. Zum anderen sollen die Ebenen „Elite“ und „Öffentlichkeit“ im Verlauf der Erörterung unterschieden werden. Wobei die Eliten, also die akademische Forschung und die bedeutendsten Ideologen des Nationalsozialismus, die in widerseitiger Beeinflussung eine krude Neuinterpretation der Antike verfertigten, als Ursprung des verzerrten Spartabildes zuerst besprochen werden sollen und in der Folge der Art, Verbreitung und der Wirksamkeit dieses Bildes nachgegangen werden soll.

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Inhaltsverzeichnis
1. Geschichtsschreibung im Nationalsozialismus
2. Sparta im Geschichtsbild der Ideologen des Nationalsozialismus
2.1 Hitler
2.1.1 Die Antike als „Idealzeit“
2.1.2 Das Germanentum bei Hitler
2.1.3 Die griechische Antike als Rassengeschichte
2.2 Griechen und Germanen - Alfred Rosenberg und Heinrich Himmler
2.3 Der Spartanische Bauernstaat - Walther Darré
1. Sparta im NS-Geschichtsunterricht
2. Sparta in der Publizistik der NS-Zeit
3. Sparta in der nationalsozialistischen Propaganda

Page 1

Philipps-Universität Marburg Alte Geschichte HS: Athen und Sparta im 5. Jh. v. Chr.

Verklärte Vergangenheit

Sparta als politische Metapher im Nationalsozialismus

André Weikard

Page 2

Einleitung

Am 5. April 2007 lief auch in deutschen Kinos der US-Spielfilm „300“ an. Der lakonische Titel bezeichnet eine 60 Millionen Dollar teure Produktion, die die Ereignisse um die Erste Schlacht bei den Thermopylen zum Anlass nimmt, ein martialisches Epos um blinden Gehorsam und wütende Blutgier zu entwerfen. In den USA erzielte der Film, der bezeichnenderweise auf einer Comic-Vorlage basiert, ein Einspielergebnis, das die Antiken-Blockbuster der vergangene Jahre wie „Troja“, „Alexander“ oder „Gladiator“ noch übertraf.1Die deutsche Kritik spricht derweil von „faschistoider Geisteshaltung und peinlich pubertärer Ästhetik“2und konstatiert ein „an faschistische Propaganda erinnernde[s] Blut und Ehre-Gerede“3. Der Grund für die unterschiedliche Wahrnehmung ist offenbar: Jenseits des Atlantiks herrscht ein Geschichtsbewusstsein, das sich vom hiesigen in wesentlichen Punkten unterscheidet. Ist der Film auch dort politisch nicht unumstritten, zumal die Perserhorden, denen sich die tapferen Spartiaten entgegenstellen, den Ängsten des Zuschauers vor der dunklen Bedrohung aus dem Osten, der fremden Kultur, kurz: dem Iran entgegenkommen, so fehlt dem dortigen Publikum doch eine Konnotation, die dem Europäer, oder doch zumindest dem Deutschen geläufig ist. Er fühlt sich von den markigen Durchhalteparolen und Tapferkeitsbezeugungen der inszenierten Wirklichkeit unweigerlich erinnert an den Kadavergehorsam, der im Zweiten Weltkrieg so verheerende Folgen hatte und so unermessliches Leid mit sich brachte. Und manch einer mag an die Rede Görings aus dem Januar 1943 denken, in der die Katastrophe von Stalingrad zur Heldentat vergleichbar mit eben jener an den Thermopylen verklärt werden sollte und von der später noch die Rede sein soll. Vielleicht aber, und Görings „Leichenrede“ scheint ein erster Hinweis darauf zu sein, besteht über die filmische Darstellungsweise und die oben zitierte „faschistoide Geisteshaltung“ hinaus eine tiefere Verknüpfung zwischen der nationalsozialistischen Vergangenheit und der Geschichte Griechenlands in klassischer Zeit, die sich so prägend auf das heutige Spartabild ausgewirkt hat. Diesem Zusammenhang versucht die folgende Darstellung nachzuspüren. Sie wird sich dabei an den methodischen Vorgaben orientieren, die KROLL zu einem ganz ähnlichen Forschungsvorhaben gemacht und wie folgt dem Untersuchungsgegenstand nach strukturiert hat. Als da wäre:

1www.boxofficemojo.com/news/?id=2268&p=.htm, vom 30.03.07

2www.artechock.de/film/text/special/2007/berlinale/02_14_berlinale_willmann.htm, vom 30.3.07

3www.filmstarts.de/produkt/41841,300.html