Spirit of Orion - Cody Stormrock - E-Book

Spirit of Orion E-Book

Cody Stormrock

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Beschreibung

Tenko und seine Freunde führen ein unbeschwertes Leben auf Kanzuma, der einzige erdähnliche Planet im Orion-System. Die Verhältnisse sind nahezu paradiesisch. Doch ihre glückliche Idylle findet ein Ende, als eine fremde Armada in ihrem Luftraum eindringt und ihre geliebte Stadt dem Erdboden gleichmacht. Tenko sieht nur einen Ausweg. Trotz der Todesfurcht und der präsenten Gefahr durch die mysteriösen Invasoren formiert er eine Gruppe aus jugendlichen Bewohnern und Kindern, denen er damit wieder Mut und Hoffnung geben möchte. Getrennt von ihren Eltern und auf der Flucht vor dem übermächtigen Feind entscheiden sie sich dennoch für eine riskante Gegenwehr.

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Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion .

Voltaire

Wo wirst du stehen, wenn du endgültig die letzte Hoffnung verlierst und der gnadenlose Sturm des Krieges wie ein Meer aus Flammen losbricht? Wenn es keinen Platz oder Ort mehr gibt, an dem du sicher bist. Wenn deine schönen Träume vergehen und du dein Lächeln für immer verlierst, wirst du dich dann verstecken oder deinen Freunden loyal beistehen? Wenn du innerlich fast zerbrichst, wirst du trotzdem aufbegehren und deine Ängste überwinden? Wirst du nachgeben oder trotz des Schreckens anfangen zu kämpfen? Ist der Feind auch übermächtig, wird er deinen Willen jedoch niemals brechen, der dich antreibt und deinen Kampfgeist belebt. Wenn der schlimmste Albtraum dich einholt, bist du in der Realität angekommen. Du blickst auf deine Narben, du spürst den innerlichen Schmerz, doch du wirst bis zum letzten Atemzug für die Freiheit deiner Heimat kämpfen. Du wirst vehement das verteidigen, was du liebst und ehrst. Zwischen rauchenden Trümmern und züngelnden Flammen unterhalb des nächtlichen Sternenhimmels wirst du den Tyrannen die Stirn bieten. Du kannst nicht davonlaufen. Dein Wille zäh wie Leder, deine Entschlossenheit fest wie ein Fels in der Brandung, so wirst du dich der Bedrohung entgegenstellen. Dein Herz steht in Flammen, deine Seele beginnt zu kämpfen und sucht den Weg zur Freiheit. Du stehst am Abgrund, doch in den finstersten Zeiten trägst du das Licht.

Inhaltsverzeichnis

Motto

Hinweise

Prolog

Kapitel 1: Der Himmel auf Erden

Kapitel 2: Der Schatten der Giganten

Kapitel 3: Der Widerstand beginnt

Die erste Nacht in Neo City nach dem Überfall…

Kurz nach Mitternacht…

Kapitel 4: Kimbo und Lanzo, die Kämpfer der Wüste

Kapitel 5: Black Viper, der mysteriöse Feind

Kiron im Alleingang

Vier Stunden später..

Kapitel 6: Wolfpack, die jugendlichen Bewohner von Neo City

Eine Stunde später…

Kapitel 7: Die Hölle auf Erden

Kapitel 8: Im Feuersturm des Krieges

Kapitel 9: Der eiserne Heldenkampf

Kapitel 10: Im Fadenkreuz

15 Minuten später…

Zwei Stunden später…

Kurz vor Mitternacht…

Vier Stunden später

Der Endkampf um Neo City

Die Entführung

Im Mutterschiff der Black Viper

Die Ankunft

Der Nebelmond, eine beklemmende Reise

Prolog

Was für uns nichts weiter als eine utopische Vorstellung oder ein unerreichbarer Traum war, schien auf Kanzuma im Orion-System Normalität gewesen zu sein. Dieser lebensfreundliche Planet war etwas kleiner als die Erde in unserem Sonnensystem und wurde seit Ewigkeiten von zwei unterschiedlichen Völkern bewohnt, die in einer friedlichen Koexistenz miteinander lebten und sich das üppige Territorium gemeinsam teilten. Diese beiden Nationen lebten getrennt voneinander, jedoch betrieben sie miteinander einen Güteraustausch und konnten sich auch gelegentlich bereisen.

Sie waren nicht isoliert. Ein Ozean trennte die beiden Kontinente.

Innerhalb der nördlichen Hemisphäre waren die Orte teilweise dicht bewaldet und es herrschten zeitweise kühle Temperaturen.

Dort gab es unter anderem Fichten, die bis zu 80 Meter emporragten.

In manchen Wäldern befanden sich Sümpfe, in denen Amphibien lebten. Nur wenige Tiere galten als bedrohlich. Zudem gab es hügelige Landschaften und Gebirge, wo man wilde Vogelarten vorfand. Es war der einzige erdähnliche Planet im gesamten Sternensystem, der bei manchen Astrophysikern sicherlich Erstaunen hervorgerufen hätte. Zumal die dortigen sesshaften Bewohner wie gewöhnliche Menschen aussahen. Die beiden Völker, die durch einen Ozean getrennt wurden, unterschieden sich jedoch hinsichtlich der kulturellen Eigenschaften. Der Kontinent südlich des Äquators war durch Wüstensteppen und zahlreichen Höhlen geprägt, die teilweise unterirdisch verliefen. Es gab dort bis auf ein paar Oasen kaum Vegetation. In den Höhlen befanden sich jedoch zahllose Diamanten, die in den Wänden verwachsen waren. Die Menschen dort lebten in bescheidenen Dörfern, die miteinander zum Teil vernetzt waren.

Der nördliche Kontinent war deutlich moderner aufgebaut und verfügte über eine tadellose Infrastruktur. Es gab lediglich nur eine imposante Metropole mit zahlreichen Wolkenkratzern und einem exquisiten Einkaufszentrum, das vor allem bei den hiesigen Kindern sehr beliebt war. Im Umkreis dieser modernen Welthauptstadt befanden sich mehrere angrenzende kleine Siedlungen, in denen die Bewohner überwiegend Landwirtschaft betrieben und somit als Farmer galten. Die meisten Bewohner dieses Planeten führten ein unbeschwertes Leben und lebten in Einklang mit ihrer Natur.

Ein Großteil der Bevölkerung war Vegetarier. Die Denkweise, dass es gesünder sei, auf Fleisch zu verzichten, war weit verbreitet.

Außerdem respektierten sie ihre Tierwelt und schützten diese.

Keine Überschwemmungen, keine Erdbeben, keine Vulkanausbrüche.

Nichts der Gleichen. Reines Trinkwasser, niemand musste verhungern oder verdursten. Weder durch Menschenhand geführte Kriege noch fatale Naturgewalten. Neid, Intrigen und Feindseligkeiten untereinander waren ihnen völlig fremd. Doch dieses Glück sollte nicht ewig bestehen. Ihr kleines Paradies lag auf dem Präsentierteller und sollte sich bald in eine lebende Hölle verwandeln.

Kapitel 1 Der Himmel auf Erden

Kanzuma bedeutete das ,,Himmelslicht‘‘.

Der Planet hatte eine Gesamtbevölkerung von etwa 50 Millionen Menschen. In der Relation zur Oberfläche des Planeten war diese Population eher gering, was wohl auch zu diesem enormen Wohlstand führte. Niemand hatte Hunger oder andere Nöte zu beklagen. Es gab jedoch keine Völlerei bei den Bewohnern, alles wurde gleichmäßig verteilt. In den ländlichen Gebieten verzichtete man gänzlich auf Luxus, was dies betraf, waren die Farmer eher enthaltsam. Die Gesellschaft hatte einen starken Zusammenhalt. Niemand wurde ausgegrenzt oder benachteiligt. Sie bildeten eine große Gemeinschaft und huldigten einer Naturgöttin, wenn ihre Ernte im Hochsommer florierend war und dankten ihr auf Knien, dass niemand jemals Hunger erleiden musste. Sie verfügten jedoch über keine Raumfahrt.

Ihr Planet war rudimentärer strukturiert als die Erde im 21 Jahrhundert. Außerdem hatten sie kein richtiges Militär aufgebaut.

Sie investierten ihre Gelder anderweitig. Das Wohlergehen der Bevölkerung hatte oberste Priorität. Deren Architektur war der Baukunst der Erde im Sonnensystem teilweise verblüffend ähnlich.

Auch sie hatten innerhalb ihrer einzigen Metropole ein unterirdisches System, in dem es einen regelmäßigen U-Bahn Verkehr gab.

Diese führten bis zu sieben Etagen in die Tiefe. Sie kannten nur sich und ihre kleine Welt und hatten keine Kenntnis darüber, was sich innerhalb und außerhalb ihrer Galaxis alles verbarg. Sie wollten, soweit es möglich war, unentdeckt – oder besser noch – unsichtbar bleiben. Doch sie konnten sich nicht ewig im endlosen Kosmos verstecken. In den tiefen Weiten des Alls lauerten unermessliche Gefahren. Manchen war es stets bewusst, dass sie nicht allein waren.

Sie wussten nicht, wie lange sie noch unbemerkt bleiben konnten.

Sie waren ein friedliches Volk und wünschten sich dies auch von anderen ihnen unbekannten Völkern. Doch es war naiv anzunehmen, dass andere Völker ebenso gutmütig und pazifistisch waren wie sie.

Tenko schlenderte mit fröhlicher Miene mit seiner Cousine namens Saba durch das Einkaufszentrum. Zwei kleine Mädchen hatten sich dort nagelneue Schuhe gekauft. Sie verglichen sie und diskutierten darüber, wer momentan die schöneren Schuhe hatte. Ihre Freundin erwähnte, dass sie für das Paar Schuhe drei Monate lang ihr Taschengeld sparen musste, worauf ihre Gefährtin erwiderte, dass ihr die dunkelblaue Farbe daran gar nicht gefiel. Ein kleiner Junge bekam von seiner Mutter ein knallbuntes Eis gekauft, der daran genüsslich und mit einem strahlenden Lächeln schleckte. Der unübertreffliche Wohlstand des Planeten war besonders in diesem Shoppingcenter unverkennbar. Die Bewohner führten ein gutes Leben. Inmitten des Erdgeschosses befand sich ein silberfarbenes Riesenrad, das ausschließlich für Kleinkinder konzipiert wurde.

Wer größer als 90cm war, durfte es aus Sicherheitsgründen nicht mehr betreten. Tenko offenbarte seiner Cousine, dass er bald eine Ausbildung als Erzieher antreten wolle. An einer gekühlten Theke wurden knallbunte Torten angeboten und kleine Backwaren, die Krapfen ähnelten, die von frischen Obststückchen bedeckt waren.

Dazwischen reihten sich unzählige Pralinen in den unterschiedlichsten Farben. Dieses Einkaufszentrum glich einem kleinen Schlaraffenland.

Im zweiten Stockwerk spielte eine kleine Gruppe von Musikern angenehme Melodien, die für eine vergnügliche, heitere Stimmung bei den Besuchern sorgen sollten. Saba blieb kurz vor der Theke stehen und starrte die Torten nachdenklich an, die wie ein Regenbogen schimmerten. Tenko griff nach ihrem Arm und zerrte sie mit sich.

,,Die sind viel zu süß, glaub mir‘‘ sagte er dazu.

,,Hast du es eilig?‘‘ fragte Saba.

,,Ich wollte mir ein Halstuch kaufen, die sind heute im Sonderangebot‘‘ erklärte Tenko. Es war einer dieser Tage, an dem alles friedlich war und die Menschen völlig ahnungslos gegenüber dem Grauen waren, das noch bevorstand – dies ist ihre Geschichte.

Kiron aß in aller Ruhe seine dampfende Gemüsesuppe und lauschte der Musik, die im Radio lief. Plötzlich rauschte, zischte und knisterte es. Die Musik wurde undeutlich. Zwischendrin hörte man ein leises Nuscheln. Kiron schob seinen Suppenbecher beiseite und horchte auf.

Er war irritiert, als einen kurzen Moment später die aufgeregte Stimme eines alten Mannes erklang. Kiron hörte aufmerksam zu.

Anscheinend hatte sich jemand illegal einen Zugang verschafft.

Ein besorgter Mensch, welcher den Zuhörern etwas mitteilen wollte.

Es war das erste Mal, dass Kiron ihn hörte. Kiron wischte den Mund ab und stand auf. Er stellte das Radio um zwei Stufen lauter und hockte sich wieder an den Esstisch.

,,Bürger von Kanzuma, ich muss euch alle warnen! Das ist ein Weckruf an die gesamte Welt! Noch geht es euch allen gut und ihr führt ein sorgenfreies Leben! Aber wir sind leider nicht allein da draußen! In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich ein Fixsternsystem, dessen Bewohner uns gefährlich werden könnten!

Bereitet euch vor und ergreift Präventivmaßnahmen! Es handelt sich um eine boshafte Spezies, die seit Jahrhunderten die Galaxis unsicher macht! Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie uns aufspüren!

Es wird ein böses Erwachen geben, wenn ihr euch nicht vorbereitet!‘‘.

Kiron schüttelte mit skeptischer Mimik den Kopf. Vielleicht hatte der alte Mann Langeweile und wollte die Leute mit seinen Schauermärchen erschrecken. Kiron hatte gerade Mittagspause. Ihm gehörte das örtliche Einkaufszentrum. Jeden zweiten Tag hielt er sich dort auf, er hatte die Tätigkeiten eines Administrators. Fünf Minuten nach der seltsamen Botschaft im Radio betrat ein Kollege sein Büro.

,,Das ist jetzt schon das fünfte Mal, dass ich diesen Verrückten im Radio gehört habe! Ich weiß nicht genau, was er damit bezwecken möchte‘‘ schilderte sein Kollege.

,,Außerdem macht er sich strafbar, wenn er die Leitung manipuliert und die Sender stört‘‘ fügte er mürrisch hinzu.

Kiron nickte stumm und warf den leeren Becher in den Mülleimer.

,,Es ist das erste Mal, dass ich so was gehört habe, der hält sich wohl für einen Wahrsager‘‘ meinte Kiron.

,,Momentan kommt das zweimal wöchentlich vor, Kiron. Es geht mir langsam auf die Nerven‘‘ sagte ihm sein Kollege.

,,woher hat er nur diese Informationen, woher soll er all das wissen?‘‘ fragte sich Kiron. Er konnte es keineswegs nachvollziehen.

,,Das ist bloß ein alter seniler Mann, der zu viel Phantasie hat‘‘ meinte sein Kollege. Sein beruflicher Partner bekam nun eine grimmige Mimik, als er zur Tür zurücklief. ,,Und offenbar zu viel Freizeit!‘‘ fügte er hinzu und knallte die Tür so laut zu, dass Kiron kurz zusammenzuckte. ,,Ein alter Mann, der sich offenbar große Sorgen macht…‘‘ flüsterte Kiron zu sich selbst. Er zog eine nachdenkliche Miene. Doch was ist, wenn der sonderbare Greis doch Recht hatte und etwas wusste? Nein, Kiron wollte nicht weiter darüber nachdenken.

Die Aufmerksamkeit und Beachtung, die er erregen wollte, hatte er schließlich bekommen. Die Sache war für Kiron erledigt. Er hatte jedoch eine Nacht zuvor einen beklemmenden Albtraum. Der finstere Nachthimmel färbte sich blutrot und zwischen den dunklen Wolken erschien eine grässliche Fratze, die einer riesigen Schlange ähnelte.

Sie hatte furchtbare Reißzähne und öffnete zischend ihr Maul. Kurz darauf brannte die Metropole, worauf nur noch Ruinen und verschmorte Gebeine der Bewohner übrigblieben. Er maß diesem schweren Albtraum jedoch keine hohe Bedeutung bei und wollte ihn so schnell wie möglich vergessen. Er ignorierte diese Warnung.

Kapitel 2 Der Schatten der Giganten

Langsam öffnete Tenko seine schläfrigen Augen und gähnte kräftig. Er warf einen Blick auf seine digitale Uhr, die lautlos neben seinem gemütlichen Bett auf einem hölzernen Nachttisch stand. In wenigen Wochen sollte seine Ausbildung als Erzieher beginnen, bis dahin wollte er sich noch etwas ausruhen und seine Freizeit genießen.

Er richtete sich vom Kopfkissen auf und warf die Bettdecke beiseite.

Irritiert blickte er zu dem gegenüberliegenden Regal, in dem die Gegenstände allesamt wackelten. Er hörte ein enormes Grollen in der Ferne und dröhnendes Brummen, das von einem pulsierenden Rauschen begleitet wurde. Er rieb an seinem Hinterkopf und kniff die Augen zusammen. Anfangs ahnte er noch nichts Böses.

,,Ein Erdbeben?‘‘ fragte er sich arglos und verließ rasch sein Bett.

,,So was hatten wir noch nie, das kann nicht sein‘‘ sprach er zu sich selbst. Einen kurzen Moment später hörte er mehrere Schreie, die Leute auf den Straßen waren in Aufruhr. Er öffnete die gläserne Schiebetür, die zum Balkon führte. Als er den Balkon betrat, traf ihn ein schwerer Schock. Für einen Augenblick blieb er wie angewurzelt stehen und starrte sprachlos gen Himmel. Der gesamte Bezirk wurde überschattet und verschwand im unheilvollen Schatten eines gigantisches Raumschiffes, das bedrohlich oberhalb der Stadt schwebte. Er riss seine Augen erschrocken auf und lief rückwärts in sein Schlafzimmer zurück. Er schnappte sich sein Fernglas, das inzwischen aus dem Regal fiel und auf dem Fußboden landete.

Nun wackelte auch das Regal. Er hob es auf und betrat wieder geschwind seinen Balkon. Anfangs wusste er nicht, ob dieser schaurige Anblick mehr Faszination oder Entsetzen bei ihm auslöste.

Vermutlich beides. Mit zitternden Händen blickte er langsam durch sein Fernglas. Ein kalter Schauder lief ihm den Rücken herab.

Unterhalb des riesigen Raumschiffes wurden zahlreiche Kapseln abgesondert, die kreuz und quer verstreut in verschiedene Richtungen zischend sausten. Ein eisiger Wind wehte durch die belebten Straßen.

Was für ein unschöner Herbstanfang, dachte er mit mürrischem Blick.

Er fühlte sich sofort bedroht. Dieser Anblick konnte nichts Gutes verheißen. Die mysteriösen Besucher kamen sicher nicht zum Kaffeekränzchen mit dem Präsidenten von Kanzuma vorbei.

Er rechnete mit einem Überfall aus der Fremde. Ihre Kultur existierte schon seit unzähligen Jahrhunderten. Bislang blieben sie im Kosmos unbemerkt und konnten unbehelligt ihr Leben führen. Doch nun war der Tag gekommen, an dem sie erstmals entdeckt wurden. Ohne Vorwarnung erschien eine fremde Armada und startete offenbar eine Invasion. Es dauerte eine halbe Stunde, bis das gigantische Schiff den Bezirk hinter sich ließ und der bewölkte Himmel endlich wieder sichtbar wurde. Doch das war lediglich der Anfang. Tenko zitterte am ganzen Körper und blickte erneut durch sein Fernglas. Erstaunt öffnete er seinen Mund. Dem kolossalen Raumschiff folgten nun unzählige Flugzeuge, die wie ein ,,V‘‘ geformt waren und an denen grüne wie auch rote Leuchten rhythmisch blinkten. Auch sie hatten eine enorme Größe und behielten exakt ihre Formation. Ihm gefiel nicht, was er da sah. Er hatte ein mulmiges Gefühl. Schnell begriff er, was sie vorhatten. Er hatte den Verdacht, dass diese riesigen Flieger die Stadt bombardieren sollten. Nun wurden auch die Sirenen aktiviert, die überall zu hören waren, nachdem er aus der Ferne ein tiefes Scheppern wahrnehmen konnte. Also hatte die erste Bombe bereits irgendwo eingeschlagen. Tenko rannte die Treppenstufen herab, die zum Wohnzimmer führten.

Er wohnte momentan noch bei seiner Mutter, seine Eltern waren seit seinem achten Lebensjahr geschieden.

Langsam öffnete sich die Tür, die zum Schlafzimmer seiner Mutter führte. Mit verschlafenem Blick betrat sie das Wohnzimmer und rieb sich die Augen. Der Lärm und der Tumult draußen hatten nun auch sie aufgeweckt. Tenko spürte für einen Augenblick einen Kloß im Hals.

,,Tenko, was ist hier los, warum sind die Sirenen in der Stadt aktiviert?‘‘ fragte sie ihn ahnungslos. Tenko schluckte tief und schwieg für eine Weile. Wie sollte er ihr nur diese prekäre Situation beibringen? Eine grauenvolle Epoche hatte begonnen. Sie befanden sich in größter Gefahr. Die friedlichen Zeiten waren nun schlagartig vorbei. Dies wurde ihm bewusst. Er versuchte seine Angst zu verbergen. Er kam sich wie in einem unrealen Albtraum vor.

,,Was für ein beschissener Tag‘‘ dachte er sich mit mürrischer Miene, dabei stand das Schlimmste noch bevor.

Kapitel 3 Der Widerstand beginnt

Tenko schnappte sich hastig die Fernbedienung und schaltete den kleinen Fernseher an, der sich im Erdgeschoss im Wohnzimmer befand. Seine Mutter zitterte vor Angst – doch die Angst konnte er ihr nicht nehmen. Er konnte die Situation keineswegs beschwichtigen.

Es wurde dramatisch und er ahnte, dass sich dies nun stündlich steigern sollte. Im Fernsehen sah man einen Reporter, der einen silbernen Overall und schwarze Stiefel trug. Nun erfuhren sie, wem der erste Bombeneinschlag galt, den Tenko zuvor vernahm.

Diese verrohten Ungeheuer hatten ein örtliches Behindertenheim dem Erdboden gleichgemacht. Gezielt und mit voller Absicht. Mit einer tonnenschweren Fliegerbombe. Sehr perfide. Tenko war fassungslos.

Man wollte die Bevölkerung gezielt einschüchtern und somit demonstrierten sie eiskalt ihre Überlegenheit, dachte sich Tenko.

Man hörte die schrillen Sirenen der lokalen Feuerwehr. Kurz danach konnte man sehen, wie man versuchte den leblosen Körper eines jugendlichen Bewohners aus den Trümmern zu ziehen. Tenko griff wieder nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Am liebsten hätte er vor Wut und Empörung den Fernseher aus dem Fenster geworfen.

,,Ich habe genug gesehen‘‘ sagte er seiner Mutter mit wütendem Blick.

Er packte seine Mutter kurz an den Schultern und forderte sie eindringlich auf, das unterirdische Schutzbunkersystem aufzusuchen.

Er jedoch wählte den Kampf. Seine Mutter wünschte sich anfangs, ihn zu begleiten. Tenko schüttelte energisch den Kopf.

,,Ich werde nicht tatenlos zusehen und es hinnehmen, wie diese Penner meine Stadt verwüsten‘‘ beteuerte Tenko.

,,Ich werde mich ihnen stellen, egal wie, hauptsache ich verstecke mich nicht wie ein Feigling‘‘ fügte er betont hinzu.

Er öffnete eine Vitrine und griff nach einem besonderen Gegenstand.

Es war ein Jagdmesser, das einst seinem Vater gehörte.

Er zog sich seine Lederjacke über und verschleierte sein Gesicht mit einem Halstuch, das er zuvor im örtlichen Einkaufszentrum günstig erworben hatte. Seine Mutter hatte für diese Vorgehensweise kein Verständnis.

,,Die haben ein riesiges Raumschiff, wahrscheinlich hunderte Flieger im Anhang und Bodentruppen, die bis an die Zähne bewaffnet sind und du willst dich ihnen mit einem Messer entgegenstellen?‘‘ fragte sie perplex. Tenko nickte langsam.

,,Wenn es sein muss‘‘ murmelte er.

Er öffnete die Haustür und ließ die Lederscheide des Messers achtlos auf die Straße fallen, nachdem er es herausgezogen hatte. Er lief los.

Tenko bangte um seine Mutter. Er selbst zeigte bisher keine Furcht.

Draußen stand sein Nachbar und starrte entsetzt gen Himmel.

Tenko streckte dem riesigen Raumschiff den Mittelfinger entgegen.

Die erste Nacht in Neo City nach dem Überfall…

Sie alle hatten den gleichen Gedanken, der sie mental vereinte. Egal wie fassungslos oder irritiert sie auf diese heiklen Zustände reagierten, mit denen sie nicht rechnen konnten. Sie mussten sich unverzüglich mobilisieren und dies in sämtlichen Bereichen. Ein unvorstellbarer Konflikt hatte begonnen. Eine Bedrohung, die sich anfangs kaum einschätzen ließ; denn niemand unter ihnen konnte wissen, was diese mysteriösen Angreifer noch alles parat hatten, die ihren Frieden störten und damit Panik auslösen wollten, was sie jedoch nicht bei Allen erreichten. Sie versuchten kühlen Kopf zu bewahren.

Es war keine blinde Zerstörungswut, sondern eher strategisches Kalkül. Das, was sich gerade abspielte, war nicht spontan, sondern schon von langer Hand geplant. Nicht irgendwo in der Ferne, nicht innerhalb einer mythischen Fabel, die man zur Unterhaltung den Menschen erzählte, sondern auf ihrem Heimatboden, der dadurch wie bei einem heftigen Erdbeben erzitterte. Ein unrechtmäßiges Eindringen in ihre unbewachte Sphäre, was ihre unbehelligte Idylle beendete und ihr falsches Weltbild auf den Kopf stellte. Nämlich den naiven Glauben an ein begrenztes Universum ohne irgendwelche Risiken oder anderen unbekannten Zivilisationen, die eventuell böse Absichten hegten.

Wenn eine Sintflut oder ein vulkanischer Feuerregen ein bewohntes Gebiet heimsuchten, war dies wohl eher der Laune der Natur kausal zuzuschreiben und ein fatales Unglück, das sich nicht vermeiden oder beeinflussen ließ. Etwas, was nicht von intelligenten Individuen vorsätzlich verursacht wurde. Demnach steckte keine böswillige Absicht dahinter, die kalkuliert oder geplant wurde. Bei diesem Überfall jedoch steckten finstere Machenschaften dahinter, die jeden verheerenden Wirbelsturm oder Erdrutsch wie eine banale Lappalie dagegen erscheinen ließ. Diese gezielte Abschreckung, auch wenn wirksam, durfte sie dennoch nicht davon abhalten, aktiv zu handeln und sich dieser ungewissen Bedrohung wie eine Bastion inmitten eines Sturmes entgegenzustellen. Die Alten und Schwachen, insbesondere Kleinkinder zu schützen, war anfangs wichtiger als in aller Hektik und Eile zu den Waffen zu greifen, die ohnehin teilweise veraltet und rudimentär waren.

Kaum einer glaubte, dass die geheimnisvollen Invasoren an ihrem Equipment sparten, bevor sie diese Reise antraten. Den bevorstehenden Abwehrkampf überließ man dem Willen der Mutigen, welche die Lebensgefahr dabei akzeptierten. Sie hatten nicht Angst um ihren ergiebigen Wohlstand, der für ein unbekümmertes Leben bis ins hohe Alter sorgte, sondern um ihre Familien, deren ständigen Schutz niemand gewährleisten konnte. Ihre wirtschaftlichen Errungenschaften waren von nun an bedeutungslos. Alles, was jetzt noch zählte, war die Aufstellung einer glaubwürdigen Widerstandsbewegung, sofern dies überhaupt noch möglich war.

Sie mussten sich allesamt erheben, wenn sie diesem beispiellosen Schrecken trotzen wollten. Dazu genügte gewiss keine athletische Statur. Dies war zwar vorteilhaft, insbesondere für den Nahkampf, aber das allein war kaum ausreichend, um dieses unfassbare Dilemma zu überleben. Maßgebend waren das Denkvermögen und der Mut zum Tatendrang, darauf kam es an. Sie konnten sich, was die erste Nacht betraf, auf einen Häuserkampf einstellen. Ein Komplex aus Beton, der anfangs noch von unzähligen Laternen halbwegs beleuchtet wurde, um sich in der Nacht orientieren zu können. Sie hatten genügend Leuchtfackeln, Nachtsichtgeräte und Taschenlampen bei sich. Ebenso Proviant. Doch das Entzünden der Leuchtfackeln in der Dunkelheit der Nacht war in gewisser Hinsicht fragwürdig und sorgte anfangs für eine umstrittene Diskussion untereinander. Irgendwelche Flugstaffeln, die für die nächtlichen Einsätze prädestiniert wurden, waren mit hoher Wahrscheinlichkeit unterwegs, hielten wie bedrohliche Greifvögel gegenüber ihrer frischen Beute Ausschau und hatten überdies noch wahrscheinlich irgendwelche unbemannten Drohnen im Anhang, die ebenfalls die Bezirke mit eiskalter Akribie absuchten.

Sie kamen sich vor wie geduckte Mäuse, die sich vor nachtaktiven Eulen verstecken mussten. Versprengte Mäuse, die Schutz und Deckung in irgendwelchen Löchern suchten, sobald ein unberechenbarer Luftangriff drohte, der womöglich innerhalb weniger Minuten einen ganzen Bezirk dem Erdboden gleichmachen konnte.

In dieser Nacht hatten sie ihre harmonische Idylle unwiderruflich verloren, doch eine neue dynamische Bewegung wurde dadurch geboren – eine verwegene Befreiungsarmee, die diesen unsagbaren Terror nicht hinnehmen konnte. Der Widerstand wurde zur Pflicht jener Männer, die sich weigerten als Zielscheibe für eine kriegerische Armada herzuhalten, die anscheinend keinen Respekt vor ihren Leben hatten. Schnell wurde deutlich, dass sie es mit einer Spezies zu tun hatten, die auf friedliche Verhandlungen offenbar keinen großen Wert legte. Eine furchterregende Truppenmacht, die keinerlei Rücksicht darauf nahm, dass es sich bei den Bewohnern dieser Metropole ausschließlich um Zivilisten handelte. Diese abgebrühte Rücksichtslosigkeit war der bewegende Anlass, weshalb nur wenige dem anstehenden Abwehrkampf entsagten. Sie hatten auch keine andere Wahl, denn sie konnten sich nicht ewig verstecken oder ständig die Flucht ergreifen, sobald es gefährlich wurde.

Sie mussten all die Risiken und Nachteile akzeptieren wie auch abwägen. Sie waren einst harmlose Schafe, die sich nun aber rapide in wehrhafte Wölfe verwandelten; sie waren das Produkt dieser Willkür.

Wölfe, die um ihr Dasein bangten und sich deshalb im verborgenen Untergrund ihrer Großstadt zentral bündelten. Die beiden Monde, die ihre Welt umkreisten, glänzten in voller Pracht und waren während dieser Nacht der einzige, kleine Trost, den sie noch hatten. Trotz der schweren Notlage schenkten die beiden Monde ihnen weiterhin ihr entzückendes Lächeln, das jedoch keiner unter ihnen erwidern konnte.

Die Motivation gab ihnen nicht der nächtliche Mondschein, sondern es war der Mut zur Kampfbereitschaft, da man das bedrohte, was ihnen am wertvollsten war; ihre Freiheit.

Dafür waren sie bereit zu sterben. Denn die Freiheit war das höchste Gut, das nicht jeder kannte. Gejagt von intergalaktischen Schlächtern, die Kanzuma bedrohten. Erschaffen aus dem Inferno der Hölle. Den Teufel zum Vater und die Schlange zur Mutter, griffen sie mit ihren Klauen nach der Flora und Fauna friedlicher Welten, um sich diese einzuverleiben oder zu zerstören.

Kurz nach Mitternacht…

An einem Trümmerhaufen lockerten sich etliche Steine. Kurz darauf ragte eine eingestaubte Hand heraus, die Finger bewegten sich schwach. Eine Person, die komplett eingestaubt war, kletterte heraus und rollte sich ächzend abwärts. Der Mann hustete und stöhnte leise.

Er erkannte seine Stadt kaum wieder. Zahlreiche Gebäude standen in Flammen, welche die Nacht wie riesige Fackeln halbwegs erhellten.

Man hörte immer noch Sirenen, die schrill dröhnten und vor weiteren Luftangriffen warnten. Kiron hatte Glück, dass er noch am Leben war.

Andere hatten weniger Glück als er. Die musste er feststellen, als er sich achtsam umsah. Er stand inmitten seines Einkaufszentrums.

Zumindest in dem, was noch davon übrig war. Um ihn herum lagen vereinzelt Leichen in den verstaubten Trümmern.

Als die Stadt bombardiert wurde, hielt er sich in seinem Shoppingcenter auf, da er dort arbeiten musste.

Er wurde völlig überrascht und vom Angriff überwältigt. Fassungslos und bestürzt erkundete er die Umgebung. Er erinnerte sich nur noch daran, dass die Decke über ihn einstürzte und ihn mit Schutt und Asche begrub. Er hielt sich noch zuvor die Arme schützend vor das Gesicht, kurz bevor er das Bewusstsein verlor. Er hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Er spuckte aus und lief umgehend weiter.

Tenko versteckte sich innerhalb einer Ruine und umklammerte zitternd sein Jagdmesser, das eigentlich ein Andenken seines Vaters war. Es war töricht und lächerlich, mit dieser kleinen Waffen in Kampf zu ziehen. Das hatte ihm bereits seine Mutter suggeriert.

Doch er konnte seine Wut nicht unterdrücken, als er im Fernsehen sah, was mit dem örtlichen Behindertenheim geschah. Es war das erste Angriffsziel dieser unbarmherzigen Barbaren. Es war ein Massaker!

Sie kamen irgendwo aus den Tiefen des Alls daher und drangsalierten seine Heimat, indem sie einen Überraschungsangriff starteten und damit für Angst und Schrecken sorgten. Er wusste, er musste zum Mörder werden, wenn er weiterhin überleben wollte.

Vorsichtig blickte er aus dem demolierten Fenster, als er Schreie einer unbekannten Sprache hörte. Er sichtete einen jugendlichen Bewohner, der panisch flüchtete und die Straße schnaufend entlang rannte.

Feuerrote Laserstrahlen wurden ihm hinterher geschossen, die wie blitzschnelle Pfeile durch die Luft sausten und ihn gnadenlos verfolgten. Tenko bemerkte ein Stirnband an dessen Kopf, das durch den Wind flatterte. Also hatte der Widerstand bereits begonnen.

Sein Volk glaubte daran, dass man sämtliche Ängste verlor, sobald man eines dieser Stirnbänder am Kopf trug. Es war Tradition, sie bei besonderen Wettkämpfen zu tragen. Riskante Wettkämpfe, bei denen man sich verletzen konnte. Von nun an sollte dies ihr Markenzeichen werden. Ihr tadelloses Paradies war nicht wieder zu erkennen.

Schlagartig versank es in einem Strudel der Gewalt und des unberechenbaren Chaos, das jeden von ihnen irgendwann einholte.

Er wusste nicht, ob der gejagte Bursche entkommen konnte.

Er sichtete nur noch vier Panzer, die grollend den Weg entlang rollten und von einem finsteren Schrei bzw. Befehl eines Kommandanten begleitet wurden, der dabei starr durch sein Fernglas blickte.

Zwischen den Panzerkampfwagen trabten dutzende Soldaten, eine Armee der Finsternis, die gehorsam im Gleichschritt marschierten und offenbar alles erbarmungslos niedermähten, was sich ihnen in den Weg stellte. Wo war da nur hineingeraten? Er wählte jedoch seines Erachtens nach die richtige Option. Zumindest für den Anfang.