Spiritualität in der Schwangerschaft - Christin P. Wolfram - E-Book

Spiritualität in der Schwangerschaft E-Book

Christin P.Wolfram

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Beschreibung

"Ich bin schwanger" - mit diesem Satz stehen viele Veränderungen an. Doch was kann es bedeuten, ein werdendes Leben in sich zu tragen und von diesem Wunder ganz durchdrungen zu sein? Was bedeutet es, die ersten Tritte zu spüren und Zwei-in-einem-Leib zu sein? Welche spirituellen Schätze können die Erfahrung der Geburt und das Leben mit einem Säugling bereithalten? Die Erzählungen heutiger Frauen treten in einen Dialog mit alten mystischen und biblischen Bildern, welche als Deutungsschlüssel das Geschehen in seiner Tiefe würdigen wollen. Das vorliegende Buch möchte gleichermaßen theologisch interessierte Schwangere wie auch Fachleute zum Thema "Spiritual Care am Lebensanfang" ansprechen. Im Vordergrund stehen keine ethischen Fragen, sondern die spirituellen Dimensionen einer "ganz normal" verlaufenden Schwangerschaft.

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Dass man in der Welt Vertrauen haben und dass man für die Welt hoffen darf, ist vielleicht nirgends knapper und schöner ausgedrückt als in den Worten, mit denen die Weihnachtsoratorien „die frohe Botschaft“ verkünden: „Uns ist ein Kind geboren“.

Hannah Arendt

Meinen Kindern gewidmet, die mich dies alles gelehrt haben

INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG

SCHWANGER SEIN

2.1 D

IE BIBLISCHEN

E

RZÄHLUNGEN

2.2 D

IE

F

REUDE DER

G

OTTHEIT

2.3 D

ER MYSTISCHE

A

NSATZ:

G

OTT IN MIR

2.4 S

PIRITUELLE

A

UTONOMIE

2.5 S

CHWANGERSCHAFT ALS

I

DENTITÄTSKRISE

2.6 S

CHWANGERSCHAFT ALS MYSTISCHER

W

EG

2.7 D

ER

W

EG DER

V

ÄTER

2.8 G

EBURT ALS

S

YMBOL DES

G

EHEIMNISSES

2.9 D

ER ERSTE

T

RITT

– I

NITIATION DER

B

EZIEHUNG

2.10 D

IE

S

CHWANGERE ALS

A

BBILD DER

T

RINITÄT

GEBÄREN

3.1 D

IE BIBLISCHE

S

CHAU DER „LETZTEN

D

INGE“

3.2 G

EBURT ALS TRANSZENDENTE

E

RFAHRUNG

3.3 G

EBÄREN ALS

G

ENUSS: DER KORANISCHE

T

EXT

3.4 S

CHÖPFUNG:

D

IE

W

ELT DES

K

INDES ENTSTEHT

STILLEN

4.1 S

TILLEN ALS

G

EBET UND

B

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E

UCHARISTIE

4.2 D

ER GELEBTE

G

OTTESNAME:

I

CH BIN DA

4.3 D

AS ELTERLICHE

P

RINZIP

4.4 T

ROTZPHASE - KLEINE

G

OTTESSTREITERINNEN

RESUMEE

ANHANG: ZUR JUNGFRÄULICHEN GEBURT

LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

Kann eine Schwangerschaft ein spirituelles Erlebnis sein? Schwangerschaft ist im Empfinden vieler Frauen zuerst eine leib-körperliche Erfahrung und bevor die werdende Mutter Zeit hat, über die spirituelle Bedeutung nachzudenken, ist das Kind schon da und nimmt ihre volle Aufmerksamkeit ein. Die Erfahrungen der Schwangerschaft geraten in Vergessenheit…

Ich selbst fiel in meinen Schwangerschaften in eine „spirituelle Lücke“. Die bewährten Meditationstechniken funktionierten nicht mehr und ich stürzte in eine Verwirrung, bei der mir niemand helfen konnte, auch die Literatur zu diesem Thema war überschaubar. Dabei fühlte sich das Leben als Schwangere so ganz anders an als in „normalem“ Zustand. Ich machte mich auf, diese Eigentümlichkeiten zu ergründen. Denn die Gottheit zu erfahren und ihre Gegenwart wahrzunehmen, wie sollte dies weniger gelingen als mit einem entstehenden Leben im eigenen Leib!

Dabei half mir mein Interesse an der Mystik. Nach Rahner wird diese als innerer Weg beschrieben, bei welchem der Mensch „etwas erfahren hat“1. Er setzt sich mit sich selbst auseinander, um Gott näher zu kommen. Der Mystiker versucht seine Seele und auch seine seelischen Widerstände anzuschauen, nach dem Grundsatz, dass Selbsterkenntnis zu einer klareren Gotteserkenntnis führt. Vielen Mystikerinnen geht es darum, Gott in der eigenen Seele zu finden. Die Gotteserfahrung, die sich auf diesem Weg einstellen mag, kann sehr verschieden sein: Sie kann vom visionären Rausch, wie ihn Teresa von Avila erlebte, bis hin zu dem mentalasketischen Übungsweg Meister Eckharts reichen. Allerdings kann auch eine „Nicht-Erfahrung“ mystisch interpretiert werden. Immer geht es jedoch um das Geschehen in der eigenen Seele und das Wahrnehmen des göttlichen Seelengrundes2. In dieser Tradition steht auch mein Büchlein.

In vielen Dingen gleichen die inneren Entwicklungen der Schwangerschaft den vielgestaltigen mystischen Übungswegen, denn es geht um die Verwandlung der gesamten Person. Für die Schwangere ist es eine Zeit rasanter Veränderungen und sie muss sich mit ihren leiblichen, kulturellen und psychischen Prägungen auseinandersetzen. Diese sind ganz grob in zweifacher Weise beschreibbar: Zum einen als inneres leibliches Geschehen, welches subjektiv empfunden wird3. Zum anderen als körperliches Geschehen, das von außen zu beobachten ist und medizinisch sichtbar wird. Die Veränderung der äußeren Erscheinung und das Hineinwachsen in die Rolle der Mutter ziehen massive soziale Veränderungen nach sich. Diese Veränderungen sind soziologisch und medizinisch beschreibbar, doch was bedeuten sie für die Spiritualität der Frauen?

Was kann es bedeuten, durch die ambivalenten Zustände der ersten Monate zu gehen, den ersten Tritt des Kindes zu spüren oder eine Geburt bewältigen zu müssen? Diese leiblichen Erfahrungen sind exklusiv weibliche Erfahrungen und hierfür fehlen über weite Strecken die theologischen Deutungsbilder. Daher ist eine kontextuelle Theologie für den Zeitraum der Schwangerschaft und Geburt nötig. Schwangerschaft und der Übergang zur Stillzeit und Familienfindung ist ein pastorales Feld, das einem blinden Fleck gleicht.

Eine Erfahrung ohne Deutung bleibt isoliert. Menschen machen spirituelle und religiöse Erfahrungen und deuten diese in den Strukturen, die sie kennen und die ihnen zur Verfügung stehen. Gibt es kein passendes Deutungsmuster, wird die Erfahrung vergessen oder es werden ganz eigene Sinnstrukturen entwickelt4. Da ich keine passenden Deutungsmuster für meine Erfahrungen in der Schwangerschaft fand, machte ich mich auf die Suche nach für mich sinn-vollen Bildern.

Als Theologin suchte ich natürlich in der Bibel. Zuerst stieß ich in den jesuanischen Kindheitserzählungen auf die Eltern Maria und Josef, Elisabeth und Zacharias. Was Maria für die Kirche bedeutet, darüber wurde schon viel geschrieben. Ich habe diese Kindheitserzählungen konsequent aus der Perspektive der Schwangeren gelesen und sie erscheinen mir als exemplarische Darstellung eines mystischen Prozesses. Da dort die Schwangerschaften so intensiv wie in keinem anderen biblischen Text behandelt werden, war ich überzeugt, darin „gegen den Strich gebürstet“ auch weibliches Wissen zu entdecken. Der erste Teil des Buches ist sehr auf diese Texte bezogen und hat einen eher biblisch-exegetischen Charakter. Davon ausgehend fand ich weitere theologische Bilder aus der Dogmatik, von verschiedenen Mystikerinnen und auch aus dem Koran, die das innere Geschehen von Geburt und Stillzeit inspirieren können. Einige Bilder können die Schwangere direkt ansprechen, andere müssen über einen Umweg erschlossen werden.

Bilder sind die Sprache der Seele, wie Ingo Baldermann es ausdrückt. Beispielsweise für die Psalmen gilt, „dass die Metapher kein Ornament ist, sondern die präzisest mögliche Formulierung von Erfahrungen, die sich anders nicht zur Sprache bringen lassen. Und ebenso begegnet sie uns auch in der Sprache der Träume. In unseren Träumen kommen unsere Emotionen elementar zur Sprache, vor allem auch unsere Ängste, freilich in eigenartigen Bildern, die aber, wenn wir sie als Metaphern begreifen, in einer bestürzenden Präzision reden“5. Metaphern und Bilder sind präzise, da sie ein reales Geschehen (Bildanteil) auf einen spirituellen, damit „unsichtbaren“ Bereich übertragen (Deutungsanteil). Auf diese Weise wird ein inneres Geschehen in Bilder übersetzt, für welches sonst die Worte fehlen würden.

Jesus verwendet beispielsweise eine Geburtsmetapher für sein Sterben und Auferstehen in der Erfahrung der Jünger: Eine Frau, die gebiert, hat Schmerzen, wenn ihre Zeit gekommen ist. Wenn sie aber das Kind geboren hat, erinnert sie sich nicht mehr an die Qual vor Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. Auch ihr habt jetzt Schmerzen, aber ich werde mich wieder von euch sehen lassen und euer Herz wird sich freuen und die Freude wird euch nicht weggenommen werden (Joh 16,20-23). Das reale Geschehen der Geburt wird auf die Wiederkunft Jesu übertragen.

Meist sind die LeserInnen diese Leserichtung gewöhnt: Von der realen Beschreibung hin zur abstrahierten Bedeutung. Doch eine Metapher oder ein Bild hat zwei Wirkrichtungen. Nicht nur wird in dieser Analogie etwas über die emotionale Erfahrung bei der Wiederkunft Christi erzählt. Nein, es wird durch diese Metapher auch etwas über den Charakter einer Geburt erzählt. Nicht nur die Wiederkunft ist wie eine Geburt, auch eine Geburt kann emotional wie die Wiederkunft Jesu empfunden werden. Nicht nur die Freude über das Wiedersehen mit Jesus ist wie eine Freude über ein neugeborenes Kind, auch der Anblick des Kindes kann die Qualität einer endzeitlichen Freude haben. Theologisch gesprochen bekommt die Geburt eine eschatologische Dimension, sie berührt die „letzten Dinge“ zwischen Himmel und Erde, denn dass genau dieses Bild ausgewählt wurde, sagt auch etwas über das reale Geschehen aus. Jede Metapher wirkt in zwei Richtungen, das heißt, der Deutungsanteil wirkt auch auf den realen Bildanteil zurück und dies gibt einen großen Raum frei für neue Auslegungen.

Neben dem mystischen Ansatz des Buches verwende ich diese Methode der doppelten Wirkweise, um biblische Texte für die Deutungen von Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit fruchtbar zu machen. Auf diese Weise kann die Schwangerschaftserfahrung mystagogischen Charakter bekommen, das heißt, das Geheimnis Gottes ist im eigenen Leib spürbar.

Der mystische Ansatz und die biblischen Texte sind die zwei Grundpfeiler dieses Büchleins. Ich möchte Bilder aufzeigen, die sich wie Tore in verschiedene Dimensionen öffnen können: Am Gebären kann etwas über die Passion Jesu nachvollzogen und im Stillen kann ein Element der Eucharistie präsent werden. In der Verkündigungserzählung kann sich die Kraft zeigen, die in der Schwangeren sichtbar von Monat zu Monat wirkt. Mein Anliegen ist es, die religiösen Bilder mit dem Erleben der Schwangerschaft zusammenzubringen und ein Spektrum von Deutungen anzubieten, welche zum spirituellen Gefährt werden können, aber nicht müssen. Ich habe erfahren, dass das Wirken der Gottheit am eigenen Leib erlebbar ist und die Grundvollzüge, die mit der Gründung einer Familie einhergehen, das mystische Verständnis der Schöpfung vertiefen. Daher ist dieses Büchlein für alle Menschen geeignet, die sich auf das Geburtsgeschehen einlassen wollen.

Meine Denk-Zeit an diesem Büchlein erstreckt sich über zehn Jahre und die Textarten sind von ganz verschiedenem Charakter. Die Kapitel können auch jedes für sich gelesen werden. Es gibt eher theoretische Texte mit vielen Fußnoten, andere Texte gleichen einer Meditation über ein biblisches Bild. Einige Kapitel sind einfach eine Zusammenschau von bereits lang gedachten Gedanken, die in einen neuen Kontext gestellt werden. Diese unsystematische Herangehensweise ist diesem noch völlig offenen theologischen Feld der Schwangerschaftspastoral geschuldet.

Irritierend kann auch die Sprache sein: Geschlechtliche Bezeichnungen wechseln sich der Gerechtigkeit halber ab. Es werden das Binnen-I, sowie männliche und weibliche Bezeichnungen genutzt, dabei ist das Gegengeschlecht jeweils mit gemeint. Die Worte „der Gott“ und „die Gottheit“ sollen ausgeglichene Artikel gewährleisten, auch weitere Gottesnamen wie beispielsweise JHWH, Elohim und „das Heilige“ tauchen auf, um die göttliche Vielfalt auszudrücken. Am Ende jedes Kapitels habe ich die zentralen spirituellen Inspirationen nochmals in einem grauen Kasten zusammengefasst. Ich spreche die werdenden Eltern darin direkt an.

Ich hoffe, dass dieses Büchlein einen Anstoß gibt, weiter über eine Theologie der Schwangerschaft nachzudenken, damit diese existentielle weibliche Erfahrung theologisch nicht sprachlos bleibt.

Mein Dank geht an viele liebe Menschen, die mich bei der Arbeit an diesem Buch auf verschiedenste Weise unterstützt haben: Erika und Süleyman Bahn, Ayce Gecer, Berenike Jochim-Buhl, Michael Schüssler, Nicole Garos, Daniela Hossfeld und Jörg Maihoff.

1 Rahner, Karl, Schriften VII, Einsiedeln, Zürich u.a. 1966, S.22.

2 Vgl. Johannes vom Kreuz und Mieth, Dietmar, Art: Mystik, IV Systemisch-theologisch, in: LThK Bd.7. Freiburg u.a.3 2009, Sp.593f.

3 Zur Leib-Körper-Begrifflichkeit vgl. Wolfram, Christin P., Spiritualität und Geschlechtlichkeit. Eine empirisch-qualitative Studie zu spirituellen Sprach- und Sinnstrukturen, Berlin 2016, S.34ff.

4 Vgl. Wolfram, Spiritualität und Geschlechtlichkeit, S.22.

5 Baldermann, Ingo, Wer hört mein Weinen? Kinder entdecken sich selbst in den Psalmen, Neukirchen-Vluyn11 2013, S.15. Vgl. auch S.18.

2. Schwanger sein

Deine Hände haben mich gebildet, du hast mich geformt wie Ton, hast mich ausgegossen wie Milch, gerinnen lassen wie Käse. Mit Haut und Fleisch hast Du mich bekleidet, mit Knochen und Sehnen mich durchflochten. Hiob 10,8-10

2.1 Die biblischen Erzählungen

Eine der schönsten mütterlichen Schwangerschaftserzählungen findet sich im ersten Kapitel des Lukasevangeliums. Der Anfang des Matthäusevangeliums bildet dazu das väterliche Pendant. Aus diesem Grund möchte ich diese Quellen hier etwas gekürzt und in eigener Übersetzung voranstellen. Die geübte Bibelleserin kann gleich beim nächsten Kapitel weiterlesen. Alle weiteren Bibeltexte dieses Buches, sofern nicht anders gekennzeichnet, sind aus der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache. Kursiv gedruckt sind Bibelzitate, Texte aus anderen heiligen Schriften, von Mystikern und heutige Quellen in Form von Interviewausschnitten.

Lukas beginnt sein Evangelium mit der Kindheitserzählung des Johannes und stellt damit diesen Anfang ganz bewusst in das jüdische Tempelleben. Die Marienerzählung verschachtelt er kunstvoll in die Geschichte des Ehepaares Elisabeth und Zacharias hinein und spart dabei nicht mit Bildern aus dem Alten Testament. Dieser Text ist einer der wenigen kanonischen Kindheitszeugnisse Jesu und eine der detailliertesten religiösen Schwangerschaftserzählungen überhaupt. Jenseits der bekannten Lesart, die uns in den Weihnachtsgottesdiensten begegnet, mache ich mich auf die Suche nach spirituellen Inhalten, die für die Schwangere interessant sein können.

Die Geschichte des Johannes und seiner Eltern

5 Es war in den Tagen Herodes, des Königs von Judäa, ein Priester mit Namen Zacharias aus der Priestergruppe des Abia. Seine Frau, ihr Name war Elisabeth, stammte von den Töchtern Aarons ab. 6 Sie waren aber beide gerecht vor Gott, untadelig wandelnd in allen Geboten und Rechtssatzungen des Herrn. 7 Und sie hatten kein Kind, denn Elisabeth war unfruchtbar und beide in fortgeschrittenem Alter. 8 Es geschah, während er Priesterdienst tat. […] 11 Es erschien ihm aber der Engel des Herrn, zur Rechten des Altars des Räucheropfers stehend. 12 Als er dies sah geriet Zacharias in Erregung und Furcht fiel auf ihn. 13 Es sagte aber der Engel zu ihm: Fürchte Dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet wurde erhört und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären und du wirst seinen Namen Johannes nennen. 14 Und es wird dir Freude und Jubel sein und viele werden sich freuen über seine Geburt. 15 Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und Rauschgetränk wird er nicht trinken und er wird erfüllt werden vom heiligen Geist schon von Mutterleib an. […] 18 Und es sagte Zacharias zu dem Engel: Woran werde ich dieses erkennen? Denn ich bin ein alter Mann und meine Frau ist in ihren Tagen fortgeschritten. 19 Und der Engel antwortete ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht und ich bin gesandt um dir diese gute Botschaft zu verkünden. 20 Und siehe, du wirst schweigen und nicht kraftvoll reden (können) bis zu dem Tag da dies geschieht, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, welche sich in ihrer Zeit erfüllen werden. […] 24 Aber nach diesen Tagen empfing seine Frau Elisabeth und verbarg sich fünf Monate. 25 Sie sagte: Dies hat der Herr mir getan in diesen Tagen, in welchen er herabgesehen hat um wegzunehmen meine Schmach bei den Menschen.

Unfruchtbarkeit war zu damaliger Zeit die Schuld der Frau und galt als verweigerter Segen. Elisabeth steht wie Sara, Rahel und Hanna in der biblischen Tradition des verschlossenen Mutterschoßes, der für ein ganz besonderes Kind erst spät geöffnet wird. Genau das Gegenteil trifft auf Maria zu:

Die Geschichte von Jesus und seiner Mutter

26 Aber in dem sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa gesandt, die Nazareth heißt, 27 zu einer jungen Frau; die war mit einem Mann mit Namen Joseph vom Hause David verlobt; und der Name der jungen Frau war Maria. 28 Und eintretend sprach er zu ihr: Freue Dich, Begnadete! Der Herr ist mit Dir! 29 Sie aber war verwirrt über dieses Wort und überlegte, von welcher Art dieser Gruß sein könnte. 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte Dich nicht Maria, denn du hast Gnade gefunden vor Gott. 31 Und siehe du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären und du wirst seinen Namen Jesus nennen. 32 Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden und es wird ihm der Herr, der Gott, den Thron Davids seines Vaters geben. […] 34 Es sagte aber Maria dem Engel: Wie wird dieses sein, da ich einen Mann nicht kenne? 35 Und der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird herabkommen auf dich und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Entstehende heilig genannt werden, Gottes Sohn. 36 Und siehe Elisabeth, deine Verwandte, auch sie hat empfangen einen Sohn in ihrem Alter und dies ist ihr sechster Monat, die unfruchtbar genannt wird. 37 Denn alles Gesagte wird nicht unmöglich sein für Gott. 38 Maria aber sagte: Siehe, die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel ging weg von ihr.

Beide Frauen sind Hauptdarstellerinnen in diesen ungewöhnlichen Schwangerschaftsgeschichten. Aus einer inneren Perspektive werden ihre Schicksale, ihre Gedanken und Äußerungen erzählt. Die sehr sinnlich geschilderte Begegnung ist der dramatische Höhepunkt des Erzählplots:

Die Geschichte der Begegnung der Mütter

39 Nachdem sie sich aufgemacht hatte, wanderte Maria in diesen Tagen eilig in das Gebirge in eine Stadt in Juda. 40 Und sie ging hinein in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. 41 Und es geschah, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, hüpfte das Kind in ihrem Bauch, und Elisabeth wurde erfüllt mit heiligem Geist. 42 Und sie schrie mit lautem Ruf und sagte: Gepriesen bist du unter den Frauen und gepriesen ist die Frucht deines Leibes. 43 Und wie geschieht mir, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt. 44 Denn siehe, als die Stimme deines Grußes in meine Ohren kam, hüpfte in Jubel das Kind in meinem Bauch. 45 Und selig die, die geglaubt hat, dass erfüllt wird, was ihr vom Herrn gesagt wurde. 46 Und es sagte Maria: Es macht groß meine Seele den Herrn. 47 Und es jubelt mein Geist über Gott, meinen Retter. 48 Denn er hat hingesehen auf die Niedrigkeit seiner Magd. Denn siehe, von nun an werden mich preisen alle Geschlechter. 49 Er tat mir Großes, der Kraftvolle und heilig ist sein Name. 50 Und sein Erbarmen ist von Geschlecht zu Geschlecht über denen, die ihn fürchten. 51 Er übte aus Macht mit seinen Arm, er zerstreute die Hochmütigen in der Gesinnung ihrer Herzen. 52 Er hat herabgestoßen die Herrscher von den Thronen und erhöht die Niedrigen. 53 Er hat angefüllt die Hungernden mit Gutem und die Reichen hat er leer weggeschickt. 54 Er hat sich angenommen seines Knechtes Israel, sich zu erinnern seines Erbarmens. 55 Wie er sagte zu unseren Vätern, dem Abraham und seiner Nachkommenschaft in Ewigkeit. 56 Es blieb aber Maria ungefähr drei Monate bei ihr und kehrte zurück in ihr Haus.

In der Begegnung geschieht das Loblied Mariens, das Magnifikat. Lukas stellt Maria und das verwandte Ehepaar Elisabeth und Zacharias ins Zentrum seiner Erzählung und Maria hat dadurch an der Abstammung von den Töchtern Aarons teil.

Matthäus dagegen stellt Josef in die Mitte: Er ist der erste, der von der wundersamen Schwangerschaft erfährt und sein Stammbaum wird mit großem Interesse dargelegt. Jesus ist durch ihn Davidssohn und Abrahamssohn, die israelitische Geschichte Gottes mit den Menschen schreibt sich mit ihm fort. Der Stammbaum ist für Matthäus die Garantie der Kontinuität: Jesus erfüllt die alttestamentlichen Prophezeiungen. Gleichzeitig zeichnet der Stammbaum in Mt 1 Jesus als Menschen aus, obwohl die abweichende Zeugungsformulierung Raum gibt für die wundersame Geburt.

Die Abstammung Jesu

1 Das Buch der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids der Sohnes Abrahams. 2 Abraham zeugte den Isaak, Isaak aber zeugte den Jakob, Jakob aber zeugte den Judas und seine Brüder. 3 Juda aber zeugte den Perez und den Serach aus der Tamar, Perez aber zeugte den Hesrom, […] 5 Salmon aber zeugte den Boas aus der Rahab, Boas aber zeugte den Obed aus der Ruth, Obed aber zeugte den Isai. 6 Isai aber zeugte den David, den König. David aber zeugte den Salomon aus der, des Uria. […] 15 Mattan aber zeugte den Jakob. 16 Jakob aber zeugte den Josef, den Mann der Maria, aus der gezeugt wurde, Jesus, genannt der Gesalbte.

Jesus kann sich in seinem Stammbaum auf alle prominenten Urväter Israels berufen, die Heilsgeschichte findet damit ihre reguläre Fortsetzung. Diese Herkunftsfrage ist für Matthäus so wichtig, dass er Unstimmigkeiten in der Ahnenreihe in Kauf nimmt. Für Verwirrung sorgt ebenfalls die Auswahl der vier Frauen. Warum sind ausgerechnet sie so wichtig? Warum nicht Sara, Rebekka und Rahel? Die herausstechende Gemeinsamkeit von Tamar, Ruth, Rahab und Batseba ist, dass sie alle nicht von ihrem eigentlichen Ehemann schwanger sind. Dies mag ein Hinweis auf die wundersame Geburt sein, die im plötzlichen Passiv geschildert wird. Sie stellt die stammbaumlose Maria in die Tradition dieser Stammmütter6. Dagegen ist die Erwähnung der seltsamen Zeugung in der darauffolgenden Geschichte des Josefs so kurz, dass Matthäus davon ausgeht, die LeserInnen wüssten bereits Bescheid.

Die Geschichte von Josef und seinem Sohn

18 Aber Jesu Christi Geburt war so: Nachdem seine Mutter Maria dem Josef verlobt worden war, ehe sie zusammenkamen, wurde Maria aufgefunden als eine Schwangere vom Heiligen Geist. 19 Josef aber, ihr Mann war gerecht und wollte sie nicht bloßstellen, er überlegte, sie heimlich zu verlassen. 20 Als er aber dieses überlegte, siehe, der Engel des Herrn zeigte sich ihm im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte Dich nicht Maria als deine Frau an zu nehmen, denn was in ihr gezeugt wurde ist aus dem heiligen Geist. 21 Aber sie wird einen Sohn gebären und du wirst seinen Namen Jesus nennen. Denn er wird heilen sein Volk von ihren Sünden. 22 Aber dies ist alles geschehen, damit erfüllte wurde das Prophetenwort vom Herrn: 23 Siehe, eine junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emanuel nennen, das ist übersetzt: Gott mit uns. 24 Als Josef vom Schlaf erwachte, tat er wie ihm der Engel des Herrn befohlen hat und nahm seine Frau zu sich. 25 Und er schlief nicht mit ihr, bis sie den Sohn geboren hatte, und nannte seinen Namen Jesus.

Zwischen Matthäus und Lukas gibt es einige Parallelen: In beiden Texten offenbart ein Engel die wundersame Schwangerschaft und die ganz besondere Aufgabe dieses Kindes. Ganz ähnlich wie bei Maria werden Josefs innere Überlegungen dargestellt, auf die Gott durch diese Traumoffenbarung reagiert. Doch Matthäus stellt die rettenden Taten Josefs in den Vordergrund. Er legt Wert auf die Weisen aus dem Morgenland und die Fluchtgeschichte, welche an Mose und den Exodus erinnert.

Was können diese Geschichten, die aus exegetischer Sicht vermutlich keinen realen Hintergrund haben, heute noch für eine Schwangere bedeuten? Welche spirituellen Schätze könnten in ihnen stecken?

6 Vgl. Sutter Rehmann, Luzia, Vom Mut, genau hinzusehen. Feministisch-befreiungstheologische Interpretationen zur Apokalyptik, Luzern 1998, S.54ff.

2.2 Die Freude der Gottheit

Als ich mir ein Kind wünschte, waren es aufregende Momente bis der gefühlt hundertste Schwangerschaftstest das herbeigesehnte Ergebnis brachte. Daraufhin erfüllte mich eine stille, aber sehr intensive innere Freude, die nicht zu beschreiben war. Die Welt hatte sich verändert und ich allein wusste es.

Diese Freude ist mir in meinem Bekanntenkreis immer wieder begegnet: „Ich war immer so euphorisch in meiner Schwangerschaft“ berichtet mir ein Kollegin und eine Freundin erzählte: „Ich freu mich so und weiß gar nicht genau warum“. Marie Mongan beschreibt es als „inneres Strahlen“7. Diese Freude fühlt sich so ganz anders an als die Freude, die sonst im Alltag spürbar ist. Diese Freude ist nicht bewusst machbar, sie ist einfach da. Das Lebensgefühl hat sich plötzlich verändert. Was kann diese Freude spirituell bedeuten? Ein biblischer Deutungsansatz dazu lässt sich in der Weihnachtsgeschichte finden, die ganz zentral mit diesem Satz beginnt: Freue Dich!

Der Engelsgruß

In vielen Dingen orientiert sich das Lukasevangelium an der Tradition der wunderbaren Geburtsankündigung des Alten Testaments. Meist tritt darin ein göttlicher Bote auf, der beispielsweise zum erschrockenen Zacharias, spricht: Fürchte Dich nicht! Nach der Begrüßung folgt dann die Ankündigung der Schwangerschaft und des Namens (Lk 1,13).

Doch das Grußwort an Maria weicht davon ab. Der hohe Engel Gabriel, der später auch den Koran verkünden wird, spricht eintretend: Freue Dich! (Lk 1,26). Diese Begrüßung ist sehr ungewöhnlich! Sie erscheint mir als ein ganz besonderer und vertrauter Moment zwischen Maria und dem Engel. Es wirkt wie ein Präludium zur eigentlichen Verkündigung und ist ein rätselhafter Moment. Erst in einem zweiten Anlauf spricht Gabriel sein traditionelles Fürchte Dich nicht und beginnt mit seiner göttlichen Botschaft.

Was kann diese sprachliche Besonderheit bedeuten? Zieht man mit Greshake die Texte des Zefania aus dem Alten Testament hinzu, so tut sich eine mögliche Erklärung auf. Dort hat dieser Aufruf eine endzeitliche, messianische Bedeutung: Freue Dich heftig, Tochter Zion! Der Herr ist in deiner Mitte, der Herr, dein Gott ist in Dir8. Dieser Text ist uns aus dem gleichnamigen Weihnachtslied bekannt. Tochter Zion ist darin die personifizierte, endzeitliche Erlösung des Volkes Israels. Diese Freude ist eine alles durchdringende Freude, die auf das Kommen Gottes hin ausgerichtet ist. Gott ist in Deiner Mitte, kann auch übersetzt werden als: Gott ist in Deinem Schoß. Zefania meint damit, Gott ist in der Mitte seines Volkes Israels, er ist im Schoß von Tochter Zion am Ende aller Zeit.

Wenn Lukas diese Bedeutung der Freude aufgreift und dem Engel in den Mund legt, so überträgt er (oder sie) diesen alttestamentlichen Gedanken auf Maria. Maria als Stellvertreterin Israels trägt Gott in ihrem Schoß. Die metaphorische Mitte eines Volkes überträgt Lukas auf die leibliche Mitte einer lebendigen Frau. Gott ist in der Mitte der Menschen, in der Mitte einer Frau angelangt, das Reich Gottes beginnt9. Die messianische Dimension dieser Freude möchte Lukas möglicherweise mit dieser Engelsbegrüßung aufleuchten lassen.

Die Vision

Als der Engel eintritt, möchte Maria eigentlich kein Kind bekommen und ihre erste Reaktion ist Verwirrung. Sie sucht auf Anraten der himmlischen Botin Elisabeth auf, die mit Zacharias verheiratet und im sechsten Monat schwanger ist. Elisabeth bricht bei ihrem Anblick in prophetischen Jubel aus und erst jetzt empfindet auch Maria diese Freude, zu der sie von Gabriel eingeladen wurde. Begeistert ruft sie aus: Es macht groß meine Seele den Herrn, und es jubelt mein Geist über Gott (Magnifikat, Lk 1,46). Wie Hanna, besingt sie ihr persönliches Schwangerschaftsglück, doch dann treten politische und gesellschaftliche Wirklichkeiten in den Blick. Im alttestamentarischen Duktus werden die willkürlichen Machthaber gestürzt und die Armen und Hungernden kommen zu ihrem Recht (Lk 1,52f). Sie prophezeit eine Auflösung ungerechter weltlicher Hierarchien. Dabei spricht Maria in irritierender Weise in der Gegenwart, als wäre diese universale Gerechtigkeit schon eingetreten. Diese Freude, von der Maria erfasst wird, ist auf eine Welt gerichtet, in der Gottes Schöpfungszusage und siehe es war gut (Gen1) tatsächlich erfüllt ist. Diese neue Welt sieht die Schwangere in ihrer prophetischen Vision. Ihr Jubel übersteigt die Freude ihres persönlichen Lebens und weitet sich in einen Lobpreis am Ende aller Zeit. Diese Freude hat eine eschatologische Dimension. Es ist das Reich Gottes, welches Maria in der Freude über ihre Schwangerschaft vor sich sieht und in sich weiß.

Die Freude der Gottheit über ihre Schöpfung

Für mich war diese besondere Freude körperlich spürbar, wie ein „Grundstrom des Lebens“ und sie verband mich mit etwas, das größer war als ich. Ich könnte es die Freude der Schöpfung über sich selbst nennen oder die Freude der Gottheit, dass „in jedem Menschen noch einmal der Schöpfungsakt Gottes wiederholt und bestätigt“ wird10.

Der Bibeltext beschreibt es als Freude über das beginnende Reich Gottes. Zwar trägt die Schwangere nicht Jesus in ihrem Schoß, doch wie Maria nehmen die Eltern teil an einer Freude, die das menschliche Leben übersteigt und sich heilig anfühlt. Jedes Kind bringt etwas davon mit in die Welt, denn das Reich Gottes ist nämlich mitten unter euch (Lk 12,21). Ein kommendes Kind lässt den Himmel ahnen. Den Eltern, die auf diese Weise „in guter Hoffnung“ sind, wünsche ich, diese ganz besondere und sehr eigenartige Freude zu verinnerlichen und zu kultivieren, um sich später an diese spirituelle Qualität erinnern zu können.

Doch Maria und auch Zacharias spüren diese Freude zuerst nicht. Es gibt ebenfalls die Erfahrung einer großen Leere und Traurigkeit, in welcher gerade die Abwesenheit der erwarteten Fülle wahrgenommen wird, wie es eine Frau schildert: „Ich spüre als Schwangere, dass etwas in mir ist, ich aber schaue ins Leere. Dieses mit dem Verstand nicht fassbare ist ein tohu wa bohu. Finsternis: da ist etwas und du siehst es nicht. Es heißt nicht nichts. Das macht ängstlich, verunsichert, verwirrt“11. Das hebräische Tohu wa bohu könnte auch als „wirr und leer“ übersetzt werden, es bezeichnet den Zustand der Welt ganz zu Beginn der Schöpfung (Gen1), als noch keine Dinge und Wesen geschaffen waren, aber der Geist (Ruah) über dem Urmeer aufgeregt flatterte, weil gleich etwas passieren würde. Das Tohu wa bohu kann zum Symbol dieses leeren aber spannungsvollen emotionalen Zustands werden. In der Tradition der mystischen Erfahrung hat diese irritierende Leere als Spiegelung der Fülle ihren eigenen Platz und kann in der Schwangerschaft eine mystische Deutung und Qualität bekommen, wenn die Eltern dies möchten.

Inspiration

Wie, wann und ob Sie eine Freude wahrnehmen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Sie kann gedeutet werden als die Freude der Gottheit über ihre - sich immer wieder erneuernde – Schöpfung, als Jubel über das beginnende Reich Gottes, das unter uns und in Ihnen ist. Freue Dich, Du stehst in der Gnade und Gott ist mit Dir! Fürchte Dich nicht! Dieser Willkommenssegen gilt jeder Schwangeren. Je mehr Sie sich auf das Gefühl der Freude einlassen können, desto weniger wird die Angst Sie plagen. Nehmen Sie sich immer wieder Zeit, um diese Freude wahrzunehmen, sie tief in jede Zelle Ihres Körpers hineinfließen zu lassen. Die Gottheit freut sich in Ihnen!

Wenn Sie diese Freude nicht spüren, so kann die Leere einen Schwebezustand des Tohu wa bohu symbolisieren, der auftritt, bevor das Kind eine Form und Personalität hat. In dieser Leere kann sich die göttliche Kraft zur Schöpfung entfalten.

7 Mongan, Marie F., Hypnobirthing. Der natürliche Weg zu einer sicheren, sanften und leichten Geburt, Murnau3 2011, S.34.

8 Eigene Übersetzung aus LXX: Zef 3,14-17. Vgl. auch Joel: 2,21-27 und Sacharja 9,9-10. Vgl. zu diesem Abschnitt: Greshake, Gisbert, Maria-Ecclesia, Perspektiven einer marianisch grundierten Theologie und Kirchenpraxis, Regensburg 2014, S.50-54. Vgl. auch S.302.

9 Vgl. Kol 1,15-20. Mit Jesus beginnt die Erlösung der Schöpfung, besonders auch in den Paulusbriefen kommt dieser Gedanke zum Tragen.

10 Arendt, Hannah, Vita activa oder Vom tätigen Leben, München8 2010, S.217. Der Jubel über die Schöpfung zeigt sich poetisch in Ps 104. Vgl. auch Radford Ruether, Rosemary, Unsere Wunden heilen. Unsere Befreiung feiern. Rituale der Frauenkirche, Stuttgart 1985, S.222. Siehe auch: Strack, Hanna, Die Frau ist Mit-Schöpferin. Eine Theologie der Geburt, Rüsselsheim 2006, S.224.

11 Deneke, Ulrike, zitiert nach: Strack, Hanna, Spirituelle Reise zur Gebärmutter, Münster, 2014, S.38f.

2.3 Der mystische Ansatz: Gott in mir

Doch wie soll diese Schwangerschaft geschehen? Weil Maria verwirrt ist, verwickelt sie den Engel in ein Gespräch, bis dieser weitere Details preisgibt, die eine erhebliche Bedeutungstiefe haben (Lk 1,35).

Die Gottesbilder der Ruach und der göttlichen Wolke

Der Engel erklärt Maria, dass zuerst der Heilige Geist über sie kommen und auf diese Weise die Kraft des Höchsten sie überschatten