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<p><strong>Das erste Buch zur Sportosteopathie, das koordinierte Bewegung und typische &Uuml;berlastungssyndrome analysiert - mit Bewegungstestreihen, Behandlungsans&auml;tzen und funktionellen &Uuml;bungen.</strong></p> <p>Die sportosteopathische Herangehensweise</p> <ul> <li>erl&auml;utert die Bedeutung myofaszialer Wirkungsketten,</li> <li>zeigt, wie myofasziale Ketten mittels Bewegungstests &uuml;berpr&uuml;ft werden,</li> <li>schafft einen &Uuml;berblick &uuml;ber m&ouml;gliche Faktoren, die zu &Uuml;berlastungssyndromen f&uuml;hren k&ouml;nnen,</li> <li>vermittelt Behandlungsans&auml;tze und funktionelle &Uuml;bungen der Hauptbelastungsformen.</li> </ul> <p>Der Fokus des Werks liegt auf funktionellen Zusammenh&auml;ngen und der Herleitung des &Uuml;berlastungssyndroms &uuml;ber die Bewegungsanalyse. Der konzeptionelle Ansatz ber&uuml;cksichtigt Hintergr&uuml;nde zur Trainings- und Bewegungslehre, Biomechanik und Sportmedizin.</p>
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Magga Corts, Ina ter Harmsel
Sportosteopathie
Myofasziale Ketten bei Überlastungssyndromen
76 Abbildungen
Magga Corts ist HP, Osteopathin und Dipl.-Sportwissenschaftlerin. Die ehemalige Leistungssportlerin im Kanurennsport war zunächst langjährig in der Sporttherapie, betrieblichen Gesundheitsförderung und Arbeitsmedizin tätig. Seit 1999 praktiziert sie jetzt in eigener Praxis für Naturheilkunde und Osteopathie in Köln. Sie ist Schulleiterin und Dozentin des ACON-Collegs. Mitherausgeberin der DHZ – Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift und Autorin des Fachbuchs „Diagnoseleitfaden Osteopathie“ (Haug; 2011).
Ina ter Harmsel ist HP, Osteopathin und Physiotherapeutin B. Sc. Sie hat seit 1989 eine eigene Heilpraktikerpraxis mit Schwerpunkt Osteopathie/Chiropraktik und Podo-Posturaltherapie in Warendorf. Gründungsmitglied, Schulleiterin und Dozentin des ACON-Collegs. Autorin verschiedener Fachartikel über Podo-Posturaltherapie, Chiropraktik, Osteopathie und Ortho-Molekulartherapie.
Schon seit Jahrhunderten hat es weltweit Versuche gegeben, körperliche Beschwerden mit verschiedenen Techniken „von Hand“ zu lindern. Aufgrund dieser langen Tradition sind diese Techniken zunächst mündlich an die nächste Generation weitergegeben worden.
In Amerika entwickelte sich hieraus die Osteopathie und Chiropraktik. Andrew Taylor Still (1828–1917) ging davon aus, dass z.B. Zirkulationsstörungen (Lymphe, Blut) durch anatomische Dysfunktionen hervorgerufen werden und entsprechend behandelt werden können. Er nannte seine Methode Osteopathie.
Begründer der Chiropraktik war Daniel David Palmer (1845–1913). Wo die amerikanische Chiropraktik sich hauptsächlich auf die Behandlung der Wirbelsäule konzentrierte, behandelte die Osteopathie schon damals auch die Gelenke der Extremitäten und Weichteilgewebe.
Für den deutschsprachigen Raum sind im Zusammenhang mit der Chiropraktik und Osteopathie u. a. zwei Personen zu nennen.
Über Pastor Gustav A. Zimmer kamen die Chiropraktik und Osteopathie nach Deutschland. Gustav A. Zimmer, der 1869 in Schlesien (Krachen) geboren wurde, lebte eine Zeit lang in den USA. Nach Deutschland zurückgekehrt, eröffnete er eine Einrichtung für die Chiropraktik- und Osteopathieausbildung in Dresden. Teilnehmer waren vorwiegend Heilpraktiker. Die Integration von amerikanischen und europäischen Techniken war geboren und wurde seitdem immer weiter entwickelt. 1939 verstarb Gustav A. Zimmer. Er war wahrscheinlich der Erste, der über die chiropraktische und osteopathische Arbeit in deutscher Sprache schrieb. Es liegen zahlreiche Veröffentlichungen vor. Einige Titel wurden im Dritten Reich von den Nationalsozialisten verboten.
Der Nürnberger Willi Schmidt, der als Heilpraktiker schon 1938 Fachfortbildungen für Kollegen anbot, nahm nach dem 2. Weltkrieg den Lehrbetrieb für Chiropraktik und Osteopathie (1951) wieder auf. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chiropraktoren und Osteopathen (ACON) in der Deutschen Heilpraktikerschaft (DH) leitete Willi Schmidt ab 1959. Dazu gehörten auch Arbeitskreise in den Landesverbänden und ein jährlich stattfindender Kongress zur Fachfortbildung in Bad Homburg. Von 1959 bis 1971 sind zahlreiche Schriften zur Fortbildung erschienen, u. a. ein Referat zum Thema „Osteopathie in ganzheitlicher Schau“.
Auch heute ist die ACON e. V. bundesweit über Arbeitskreise organisiert und führt eine eigene Ausbildungseinrichtung, das ACON-Colleg. In Bad Kissingen findet jährlich der Fachfortbildungskongress statt. Diese Vereinigung für Chiropraktik und Osteopathie besteht somit schon seit über 50 Jahren.
Aus dieser Tradition heraus setzen wir uns für die Weiterentwicklung der naturheilkundlichen Verfahren, insbesondere der Osteopathie, Chiropraktik und Injektionstherapie ein. Das ACON-Colleg war ein logischer Schritt, um unseren jungen Kollegen eine gezielte Weiterbildung anbieten zu können.
Duisburg, im Januar 2013
Christian Blumbach
1. Vorsitzender ACON e. V.
Wir haben uns gefragt, ob es sinnvoll ist, das Thema Sport und Osteopathie als Themenkomplex „Sportosteopathie“ zusammenzufassen. Ist es, gerade unter dem Aspekt der systemischen Behandlungsweise, von Interesse, einen solchen „Spezialbereich“ zu gestalten?
Wir haben diese Fragen mit Ja beantwortet, da gerade die sportliche Bewegung wesentliche Aspekte einer spezifischen physiologischen und dynamischen Beanspruchung des Körpers beinhaltet. Das muss in die Diagnostik und in die Behandlungsstrategie eingebunden werden.
In diesem Buch liegt der Schwerpunkt auf der praktischen Umsetzbarkeit, wobei die sporttheoretischen Hintergründe zur Trainings- und Bewegungslehre, Biomechanik und Sportmedizin berücksichtigt werden. Dieser konzeptionelle Ansatz ist Grundlage für die Anwendung der vorgestellten Tests und Behandlungsperspektiven.
Die Sportosteopathie ist eine präventive, im Training und Wettkampf begleitende und insbesondere bei Überlastungssyndromen rehabilitative Behandlungsmethode. Es gilt zu verhindern, dass es zu Adhäsionen, Verkürzungen und Bewegungseinschränkungen im verletzten Gewebe kommt. Behandelt werden die lokale Verletzung und die in der Peripherie beteiligten Strukturen.
Die Sportosteopathie bietet sich in der Nachsorge während des Heilungsprozesses von Akutverletzungen als Ergänzung an und erfolgt unter präventiver Zielsetzung. Das hat sich in unserer langjährigen Praxistätigkeit immer wieder bestätigt.
Hoch komplexe Bewegungen können nur in Teilsequenzen analysiert werden. Es existiert bis heute keine Messmethode, mit der alle Parameter (Kraft, Ausdauer, Koordination) zur Bewegungsausführung in ihrer Gesamtheit gleichzeitig erfasst werden. Unser Ansatz bezieht sich auf die Basisbewegungen im Bereich Koordination und Beweglichkeit. These: Sind Basisbewegungen gestört, kann die sportliche Bewegung in ihrer Effizienz beeinträchtigt sein und/oder Spätfolgen durch Verletzungen (Überlastungssyndrome) hervorrufen.
Grundlage des vorgestellten Modells ist, dass neben der Funktionalität des Nervensystems die mechanischen Kräfte der Bewegung v. a. über das fasziale System den Körper als Ganzes beanspruchen. Als Bezug dienen die von Tom Myers beschriebenen Anatomy Trains, die die statischen anatomischen Zuglinien beschreiben. Diese haben wir auf die dynamische Bewegungsausführung übertragen und sprechen im Weiteren von myofaszialen Wirkungsketten.
Wir stellen in Ergänzung der bekannten osteopathischen Untersuchungsmethoden praxisnahe Tests zur Analyse von Basisbewegungen mit Schwerpunkt Beweglichkeit und Koordination vor.
Neben der Behandlung können notwendige Übungen in das Trainingsprogramm des Sportlers integriert werden. Hier ist eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Betreuern des Sportlers (Trainer, Coach, Sportmediziner u. a.) erforderlich.
Unser Dank gilt Frau Monika Grübener vom Haug Verlag in Stuttgart. Ohne ihren besonderen Einsatz hätten wir dieses Buchprojekt nicht so zügig umsetzen können. Dank auch an unsere Redakteurin Frau Stefanie Teichert für ihre Unterstützung und die sehr hilfreichen Anregungen. Danken möchten wir auch unseren Familien für ihren Rat und ihre Hilfe.
Köln und Warendorf, im Oktober 2012
Magga Corts
Ina ter Harmsel
Geleitwort
Vorwort
1 Einleitung
Teil 1 Grundlagen
2 Grundmodell der myofaszialen Wirkungsketten
3 Diagnostik in der Sportosteopathie
3.1 Testverfahren zur Beurteilung sportlicher Leistungen
3.1.1 Leistungsdiagnostik
3.1.2 Sportmotorische Tests
3.1.3 Integration der Osteopathie
3.2 Bewegungstests unter osteopathischen Gesichtspunkten
3.2.1 Beweglichkeit und Koordination
3.2.2 Sportosteopathische Bewegungstestreihe
Teil 2 Sportarten mit Überlastungsbeschwerden und Behandlungsansätzen
4 Ausdauersportarten
4.1 Laufsport
4.1.1 Typische Merkmale der Sportart
4.1.2 Typische Überlastungssyndrome
4.1.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
4.2 Radsport
4.2.1 Typische Merkmale der Sportart
4.2.2 Typische Überlastungssyndrome
4.2.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
4.3 Rudern
4.3.1 Typische Merkmale der Sportart
4.3.2 Typische Überlastungssyndrome
4.3.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
4.4 Klassischer Skilanglauf
4.4.1 Typische Merkmale der Sportart
4.4.2 Typische Überlastungssyndrome
4.4.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
4.5 Kanusport
4.5.1 Typische Merkmale der Sportart
4.5.2 Typische Überlastungssyndrome
4.5.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
5 Kraft- und Schnellkraftsportarten
5.1 Weitsprung
5.1.1 Typische Merkmale der Sportart
5.1.2 Typische Überlastungssyndrome
5.1.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
5.2 Speerwurf
5.2.1 Typische Merkmale der Sportart
5.2.2 Typische Überlastungssyndrome
5.2.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
6 Kampfsportarten
6.1 Fechtsport
6.1.1 Typische Merkmale der Sportart
6.1.2 Typische Überlastungssyndrome
6.1.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
6.2 Judo
6.2.1 Typische Merkmale der Sportart
6.2.2 Typische Überlastungssyndrome
6.2.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
7 Mannschaftssportspiele mit gegnerischem Körperkontakt
7.1 Basketball
7.1.1 Typische Merkmale der Sportart
7.1.2 Typische Überlastungssyndrome
7.1.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
7.2 Fußball
7.2.1 Typische Merkmale der Sportart
7.2.2 Typische Überlastungssyndrome
7.2.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
7.3 Handball
7.3.1 Typische Merkmale der Sportart
7.3.2 Typische Überlastungssyndrome
7.3.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
7.4 Feldhockey
7.4.1 Typische Merkmale der Sportart
7.4.2 Typische Überlastungssyndrome
7.4.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
8 Spielsportarten ohne gegnerischen Körperkontakt
8.1 Badminton
8.1.1 Typische Merkmale der Sportart
8.1.2 Typische Überlastungssyndrome
8.1.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
8.2 Tennis
8.2.1 Typische Merkmale der Sportart
8.2.2 Typische Überlastungssyndrome
8.2.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
8.3 Volleyball
8.3.1 Typische Merkmale der Sportart
8.3.2 Typische Überlastungssyndrome
8.3.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
9 Sonstige Sportarten
9.1 Golfsport
9.1.1 Typische Merkmale der Sportart
9.1.2 Typische Überlastungssyndrome
9.1.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
9.2 Segelsport
9.2.1 Typische Merkmale der Sportart
9.2.2 Typische Überlastungssyndrome
9.2.3 Beteiligung myofaszialer Wirkungsketten
10 Funktionelle Mobilisationsübungen für die Hauptbelastungsformen
10.1 Kopf- und Halsbereich
10.1.1 Traktionszug Nacken
10.2 Obere Extremität und Schultergürtel
10.2.1 Horizontaler Armgriff/Armstütz
10.2.2 Spirale
10.2.3 Bogenspanner
10.3 Thorax
10.3.1 Thoraxschraube
10.3.2 Diagonalzug
10.3.3 Drehsitz
10.4 Untere Extremität und Becken
10.4.1 Wand-Grätsche
10.4.2 Knie-Halte-Technik
10.4.3 Umgekehrter Hürdensitz
10.4.4 Dachstellung Vierfüßlerstand
10.4.5 Ausfallschritt
Anhang
11 Strukturen und Körperregionen mit besonderer funktioneller Bedeutung – eine Auswahl
12 Übersicht Schmerzsyndrome
13 Abbildungsnachweis
14 Literaturverzeichnis
15 Sachverzeichnis
Wo liegen die Unterschiede zwischen der Sportosteopathie und der osteopathischen Behandlung von Schmerzsyndromen?
Die Sportosteopathie ist ein komplexes Themengefüge, das sich mit den besonderen körperlichen Beanspruchungen sportlicher Bewegung auseinandersetzt.
In der Osteopathie geht man davon aus, dass jeder Muskel Teil eines Fasziennetzes ist, das den gesamten Körper erfasst, sowohl an der Oberfläche als auch bis tief in den Körper hinein. Damit wirken der Muskel und die von ihm bewegten Gelenke sowohl in bestimmungsgemäßer Kraftrichtung über Ursprung und Ansatz als auch auf das Fasziensystem (myofasziale Wirkungskette).
Zahlreiche osteopathische Tests erfassen in unterschiedlichen Dimensionen den menschlichen Körper. Teilweise finden die Tests im Rahmen von Einzelbewegungen statt (z. B. der Ilium-Test, Bein-Hüftbeugung im Stand und Bewertung der Iliumbewegung), teilweise ohne Bewegung im Stand, Sitzen oder Liegen.
Für den Anwendungsbereich im Sport stellt sich nun die Frage: Wie kann die Analyse myofaszialer Wirkungsketten in einer Bewegung umgesetzt werden, um Fehlerquellen in der sportlichen Bewegungsausführung aufzudecken?
Welche Form der Bewegung muss getestet werden, um typische sportspezifische Überlastungssyndrome erklären zu können, die die Grundlage für den Behandlungsansatz darstellen?
Genau an dieser Fragestellung setzt dieses Buch an.
Aus der praktischen Tätigkeit heraus haben sich Vorgehensweisen bewährt, die zu diesem Untersuchungskonzept geführt haben. Um die Komplexität dieses Themas strukturiert zu präsentieren, wird neben der Testbeschreibung und den Bewertungskriterien auf das myofasziale Wirkungskettenmodell in Anlehnung an Myers (2010) zurückgegriffen. Dabei handelt es sich um spezifizierte Zug- beziehungsweise Kraftlinien. Da dies ein Modell ist, können nur Teilaspekte des dreidimensional wirkenden und vielfältig miteinander verbundenen Fasziennetzes berücksichtigt werden.
Die Sportosteopathie kann eingesetzt werden in der Prävention, als Unterstützung im Training, in Wettkampfphasen und im Rahmen der Rehabilitation.
Die myofaszialen Wirkungsketten (bestehend aus muskulären, faszialen und skelettalen Anteilen) sind wesentliche Systeme der menschlichen Körperstabilität, -bewegung und -elastizität. Die Myologie ist definiert als Muskellehre; die Faszie als faserreiche Bindegewebslage, die dreidimensional im gesamten Körper vorhanden ist. Sie stehen mit jeder Dimension des menschlichen Körpers (parietal, viszeral, kraniosakral) in Verbindung und sind damit bei der sportlichen Bewegung von großer Bedeutung.
In der Sportwissenschaft wird häufig ein Teil des faszialen Wirkungsmechanismus betrachtet, z. B. bei der Beurteilung der Sprungkraftleistung. Dieser Bereich wird als „Effect of Prestretch“ bezeichnet. Bei einem beidbeinigen Absprung aus dem Stand wird durch die Dehnung bei der Ausholbewegung zur Sprungbewegung passive Energie in den elastischen Strukturen gespeichert, die beim Absprung in der Regel zu einer höheren Sprunghöhe führt.
Aus osteopathischer Sicht ist eine Ganzkörperbetrachtung entscheidend. Es wird nicht isoliert die Ausholbewegung als „Effect of Prestretch“ gesehen, sondern das gesamte myofasziale System des Körpers einbezogen.
Muskelfunktionen werden in der Sportosteopathie nicht separat in Form von Flexion, Adduktion etc. eingeteilt, sondern als kinetische Kettenreaktion unter Beteiligung von Gelenkstrukturen und Faszien verstanden. In der Sportosteopathie wird nicht ein einzelner Muskel analysiert und untersucht, wie er ein bestimmtes Gelenk bewegt. Sondern bei der kinetischen Muskelketten(re)aktion betrachtet man alle an der Bewegung beteiligten Gelenke, Faszien und Muskeln.
Warum wird der gesamte Körper betrachtet?
Ein Beispiel: Wenn man stolpert, steuert der Körper nicht nur Füße, Knie und Hüfte, um wieder zu einer koordinierten Gangbewegung zu kommen. Vielmehr wird das zentrale Nervensystem (ZNS) versuchen, durch zusätzliche Koordination von Armbewegungen, Körperspannung bis hin zur Kopfhaltung, die Bewegung wieder zu kontrollieren. Dass selbst die Kopfhaltung eine Rolle spielt, hat nicht nur mit der visuellen Kontrolle über die Augen zu tun, sondern auch damit, dass das Gleichgewicht nur wieder erreicht werden kann, wenn sämtliche Hebelkräfte, elastischen Züge und muskulären Spannungen/Entspannungen eingesetzt werden.
Körpergleichgewicht und Schwerkraft bedingen sich gegenseitig.
Grundsätzliches: Da der menschliche Körper ständig der Schwerkraft unterliegt, muss der aufrechte Körper seine Gewichtskraft im Gleichgewicht halten. Wird diese aus dem Lot verlagert, führt das zu einer veränderten statischen Belastung des Körpers. Durch steuernde neurophysiologische Prozesse muss die Körperhaltung ständig an diese vertikale Kraftgröße im Sinne des Gesamtkörpergleichgewichts mit möglichst minimalem Energieverbrauch (Gesetz der Ökonomie) angepasst werden. Diese sind u. a. auf Informationen von den verschiedenen Proprio-, Intero- und Exterozeptoren angewiesen. Die Funktionalität des gesamten Nervensystems ist von größter Bedeutung.
Bezogen auf eine Bewegung wird die Situation noch komplexer: Je uneingeschränkter das Zusammenspiel der myofaszialen Wirkungsketten ist, desto geringer ist der Energieaufwand für die bestehende Körperhaltung bzw. geplante Bewegung.
Kommt es zu Dysfunktionen im parietalen, faszialen, viszeralen und/oder kraniosakralen Bereich, können die Wirkungsketten im Körper nicht optimal zum Einsatz kommen. Sie können sogar unphysiologisch sein. Der Einfluss der Psyche und der mentalen Verfassung sei, obwohl von größter Bedeutung, hier nur am Rande erwähnt. Das führt zu Dysbalancen – auch im stoffwechseltechnischen Sinne –, zu strukturellen Überbelastungen und schlimmstenfalls zu strukturellen Defekten, denn Struktur und Funktion bedingen sich gegenseitig.
Im Stand, Sitz und in der Bewegung geht es für den Körper also stets um den permanenten Ausgleich eines kontrollierten Ungleichgewichts. Dazu nutzt der Körper sein eigenes Tragwerksystem (myofasziale Wirkungsketten), in dem die beteiligten Strukturen durch Druck und Zug (Spannung) den gesamten Körper stabilisieren, aber gleichzeitig Bewegung möglich machen.
Ein besonderes Merkmal des menschlichen Körpers ist nicht nur seine Statik, sondern die Bewegung durch willkürliche und unwillkürliche Steuerung. Automatisierte Bewegungsprogramme sind z. B. im Kleinhirn gespeichert. Im Sport werden spezialisierte Bewegungen gelernt, trainiert und perfektioniert. Das heißt, hier findet auf Basis von Bewegungsvorstellung eine komplexe Bewegung des menschlichen Körpers statt, die in Einzelbereichen gesteuert werden muss.
Körperliche Beanspruchung erfordert die Bereitstellung von Energie. Selbst im Schlaf braucht der Körper Energie, um die Vitalfunktionen aufrechtzuhalten. Bewegung erfordert allerdings einen angepassten spezifischen Stoffwechsel. Für den Marathonlauf muss die Energie anders bereitgestellt werden als für den 100-Meter-Sprint. Deshalb muss die Herzfrequenz, je nach Belastung, reguliert werden. Die Blutzirkulation wird angepasst, Organaktivitäten werden je nach Belastung aktiviert oder gehemmt, die Konzentration wird fokussiert etc. Die Aufzählung kann man beliebig fortsetzen.
Beachte: Es ist ein Hauptanliegen der Sportosteopathie, die (sportliche) Bewegung zu erfassen, typische Überlastungsbereiche zu analysieren und über Behandlung und Übungen das individuelle ganzheitliche Wirkungssystem zu harmonisieren.
Ziel ist das Erreichen einer sportartspezifischen Bewegung, die effektiv ausgeführt wird und bei der Überlastungsschäden durch Fehlbelastung vermieden werden. Darüber hinaus fließen Aspekte der Stoffwechseloptimierung, der Ernährung und das Funktionstraining von Basisbewegungen mit in die osteopathische Behandlung ein.
Beispiel: Bei einem Tennisspieler wird die schmerzende Schulter lokal behandelt. Was aber ist zu tun, wenn aufgrund einer unangemessenen muskulären Anspannung des Hüftbeugemuskels bei der Aufschlagbewegung ein unphysiologischer Zug über die Beckenstellung entsteht, der zu einer ständigen Reizung der Insertion des großen und kleinen Brustmuskels führt, diese dann wiederum die funktionelle Bewegung des Schultergelenks nachteilig beeinflusst und schließlich ein Schmerzsyndrom nach sich zieht, da die Gelenkphysiologie verändert ist?
Die lokale Behandlung kann dann zwar das Symptom berücksichtigen, aber nicht die Ursache behandeln (Beckenfehlstellung).
Die Sportosteopathie sucht Antworten auf Fragen, die im Fall des Tennisspielers lauten könnten:
Welche myofasziale Wirkungskette ist gestört. Und wenn ja, an welcher Stelle?
Was führt bei diesem Tennisspieler zur muskulären Verspannung des Hüftbeugemuskels (z. B. metabolische Übersäuerung, verminderte Muskelelastizität durch Trainingsfehler)?
Sind dies individuelle Fehlbelastungen bei der Bewegung (akute Gelenkblockaden)? Liegt eine Organproblematik vor (fasziale Adhäsion einzelner Organe)? Ist die Abstimmung des Sportgeräts (z. B. das Schlägergewicht) überprüft worden?
Wie sind die momentanen Trainingsinhalte ausgestaltet?
Grundsätzlich gilt, dass es bisher kein Verfahren gibt, welches die menschliche Bewegung in ihrer Gesamtheit erfassen kann. Deshalb stellen wir hier eine Bewegungstestreihe vor, bei der wesentliche Elemente der myofaszialen Wirkungsketten auf ihre Funktionalität, insbesondere der Beweglichkeit, überprüft werden.
Die vorgeschlagene Bewegungstestreihe ist als Ergänzung der leistungsdiagnostischen Testverfahren aus der Sportmedizin und Trainingswissenschaft zu verstehen. Diese hier im Einzelnen aufzuführen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Weiterführende Literatur zu diesem Thema ist im Anhang zu finden (▶S. 145).
Es werden folgenden Aspekte behandelt:
Erklärungsansatz der myofaszialen Wirkungsketten – ein Modell
systemische Muskelkettenwirkung bei der Bewegung
Diagnostik in der Sportosteopathie durch Bewegungstests
Darstellung sportartspezifischer Überlastungssyndrome
mögliche Dysfunktionen sowie Behandlungsansätze und Rückschlüsse auf die beteiligten myofaszialen Wirkungsketten
2 Grundmodell der myofaszialen Wirkungsketten
3 Diagnostik in der Sportosteopathie
Dieses Kapitel stellt das Modell der myofaszialen Wirkungsketten vor. Es ist ein Prinzip, das sich mit den Zug- und Stabilisierungskräften innerhalb des menschlichen Körpers beschäftigt. Es versucht das komplexe Wechselspiel anatomischer Strukturen (muskulär, faszial, skelettal) in Bewegung und Haltung über bestimmte Leitlinien zu erfassen.
Faszienketten sind Kraftlinien, „die den Körper von einem Ende zum anderen zu einer Einheit verbinden“ (Paoletti 2001, S. 180) und multifunktionell ausgerichtet sind:
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