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In der wohltuenden frischen Luft der hochgewachsenen Buchenwälder, dem interessanten Pflanzenwuchs der offenen Heide mit ihren sanften senf-grünen Hügeln, den vielen unterschiedlichen Pfaden entlang Waldrändern rund um Stammersdorf, seinem buckligen Berg, seinen bewaldeten Wegen und seinen historischen Weinkellern, habe ich mich sofort in einen Naturliebhaber verwandelt. Ich beobachte die Vielfalt des bunten Lebens in den Wiener Vorstädten, die an den Grüngürtel des Wienerwaldes angrenzen, auch die einzigartige Heide bei Perchtoldsdorf, mit ihren besonderen Gräsern, die mich an die 'Feinbos'-Landschaft in der Nähe Kapstadts erinnerte, während Teile des Wienerwaldes in mir die Erinnerung an den 'Tsitsikama'-Wald, entlang der populären 'Garden-Route' der Kapprovinz wachriefen. Wien, die weitläufige, bunte und berühmte Europastadt, mit ihrer einzigartigen Lage inmitten eines üppigen Grüngürtels zwischen Hügeln und Heide, Wäldern, Bergen und Weingärten, nimmt eine Sonderstellung unter Europäischen Städten ein. Dieses Buch ist ein Ergebnis einer Wiederentdeckung eines reiferen Poeten über die Freuden des Wanderns und der Inspiration des Wienerwaldes. Außerdem, überrascht vom gut-organisierten Netzwerk markierter Stadtwanderwege, werden diese wohl allen Wanderern ein nachhaltiges Erlebnis von Natur und Schönheit bieten. Ich hatte viel Spaß auf diesen Wegen und hörte auch auf die Reaktionen meiner inneren Welt. Konnte ich mich während des rhythmischen Gehens nicht nur an plötzlich aufkommenden Erinnerungen erfreuen, sondern auch an klaren Bildern auf dem Monitor meines Geistes. Die Bewegung hat mich zum Wandern motiviert, der Wald zum Dialog mit meiner Seele.
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Seitenzahl: 175
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„Das Leben besteht in Bewegung.“
(Aristoteles)
„Bewegung hat mich zum Wandern motiviert, der Wald zum Dialog.“
(Z J Galos)
Ein Tonic für Männlichkeit
Michaela
simchis aufruhr
Ein erstes Wandern in Baden bei Wien
Erste Wanderschritte: Stadtpark Baden
Abendspaziergang
Wandern in Klosterneuburg
Ein Hauch von Chopin für Sie
Stimmungen
Der Schattenmann (‚homme de l’ombre‘)
Traumritual
Wienerberg 1
Ich liebe wie du deine haare trägst
Wienerberg 2
Perlenmorgen
Johann-Grünberger-Weg
Erkunden/Explore
Kahlenberg (Stadtwanderweg 1)
kahlenbergerdorf
Leopoldsberg (Stadtwanderweg 1a)
Hermannskogel (Stadtwanderweg 2)
Hameu (Stadtwanderweg 3)
Jubiläumswarte (Stadtwanderweg 4)
Ottakring (Stadtwanderweg 4a)
Bisamberg (Stadtwanderweg 5)
Der Schatten
Taktil
Der Tod
Zugberg-Maurer Wald (Stadtwanderweg 6)
Laer Berg (Stadtwanderweg 7)
Sofienalpe (Stadtwanderweg 8)
Rendezvous
Prater (Stadtwanderweg 9)
späte liebe
Franz-Karl-Effenberg Wanderweg (Stadtwanderw. 10)
Liebe mit 80+
Silvester
Blues in Orbit
Winterliche Weingärten
Lesvos
Neujahrstag
Neujahr, Teil II
Ein Vorfrühlings Walk
genesen
Liebe in Zeiten von Covid 19. One
Ghislaine und Bori
riefe
Als in 1970 meine beiden Freunde mit mir und meiner Frau nach Triest fuhren, waren ihre Autos zusätzlich mit unseren zehn Reisekoffern beladen. Wir freuten uns schon auf dieses große Schiff und eine Reise unseres Lebens. Als wir dann einen ersten Blick auf dieses eindrucksvolle Dampfschiff warfen, dachte ich bei mir dass wir nicht so schnell wieder nach Europa zurückkehren werden. Wie auch immer, während unseres vierzigjährigen Verbleibens in Südafrika würden wir Wien einige Male besuchen, wo Jo-Annes Eltern lebten. Zur Zeit der Abreise auf dem Dampfer zum südlichen Kontinent, war Afrika ein neues Abenteuer, und wir liebten es.
Als wir letztlich von unserem ereignisreichen Leben in Afrika wieder nach Wien zurückkehrten, war der Beginn sich hier niederzulassen nicht einfach für uns. Außerdem hatte ich für ein anderes Leben geplant, aber das Schicksal hatte nicht nur anders entschieden, sondern hielt noch andere Ereignisse für uns auf Lager.
Alter ist nur eine Nummer. Das ist allgemein bekannt, jedoch die Handicaps eines fortschreitenden Alters sind oft schmerzhaft. Glücklicherweise habe ich, nach erfolgreichen Operationen meiner Hüftgelenke, meine Freude zum Wandern wieder entdeckt. Ging ich in meinen Studentenjahren mit meinen Freund, Fritz, durch ganz Wien und im Sommer zur Alten Donau, wo wir Freunde trafen, habe ich mit meiner Freundin, Mischi, gerne den Wienerwald, bei Neustift am Walde, aufgesucht. Hatte ich tatsächlich gedacht nicht mehr die malerischen Vororte Wiens wiederzusehen? Sicherlich nicht durch eine therapeutische Anregung, die zu ausgedehnten Stadtwanderungen führten.
Während eines Aufenthaltes für ein Reha-Programm in der Kurstadt Baden bei Wien, nahm ich den Rat der amtierenden Ärztin an, Nordic Walking zu versuchen
„Dies wäre für ihre Situation eine gute Therapie“, sagte sie. Die Therapeutin, selbst eine begeisterte Nordic Walkerin, inspirierte mich und unsere Gruppe von zehn Wanderern, die alle für eine baldige Genesung ihrer operierten Gelenke hierherkamen. Nach einigen grundlegenden Gehübungen im nahen ‚Rosarium, Teil eines naheliegenden Parks, war ich überzeugt dass dieses rhythmische Gehen sicherlich nicht nur nützlich für das Genesen von den Operationen war, sondern auch meine Beine stärken wurde, da es dafür mit Nachdruck eine rhythmische Übung war, die man aber zum persönlich passenden Tempo durchführen konnte. Es war mir klar, dass ich an meiner eigenen Technik des Nordic Walking arbeiten musste, in einem guten Rhythmus meine Beine zu bewegen und meinem Atmen anzupassen. Außerdem musste ich meine Arme alternativ und entgegengesetzt zu meinen Beinen bewegen, besonders auch dazu um meine Wanderstöcke bis zu meinem Gesäß zu bewegen. Dies war ein wichtiger Punkt, als ich viele Nordic Walkers beobachtete, die dies nicht korrekt durchführten. Durch Beobachtungen lernt man auch seine eigene Technik zu verbessern, die man durch Selbstbewusstsein und Konzentration immer wieder festigen wird.
Jedoch, unsere Therapeutin, geschult in Nordic Walking, erklärte uns während unserer Kurzwanderungen die Prinzipien des erfolgreichen Nordic Walking und langsam hatten wir auch mehr Freude daran schneller voranzukommen. Dazu änderte ich meine Attitüde zu diesem Sport, da es auch die Haltung meiner Wirbelsäule verbesserte; ich ging mehr aufrecht und spürte diese Verbesserung sofort. Bis dahin hatte ich die Vorteile dieser Sportart nicht verstanden und wunderte mich über die Funktion dieser beiden Gehstöcke, da ich Leute herumlatschen sah, die ihre Gehstöcke nicht richtig benützten. Vielleicht sah ich einige schlechte Beispiele von Nordic Walking, aber auch Gehen mit Gehstöcken, die eher als Sicherheit zur Balance dienten und nicht für ein zielstrebiges Wandern. Aber das hieß, dass die grundlegende Technik des Nordic Walking erklärt werden sollte, sodass man vom Beginn die elementare Technik, die einem auch persönlich liegt, erlernen sollte, um alle Vorteile eines sich entwickelnden Nordic Walking Stils genießen zu können.
Neue Horizonte öffneten sich seit ich diesen Sport für meine Ausflüge adaptierte. Ich entschied mich für die Gehwege durch das Zentrum Badens und kam zum Stadtpark. Die Gehwege von der Höhe des Parks führten an bewaldeten Gebieten und an verschiedenen Dörfern vorbei, die um die Stadt gruppiert waren. Ich genoss vor allem die Ruhe in der Natur, das saftige grün wirkte beruhigend auf meine Augen und ich konnte mein Wissen über Bäume, Pflanzen und Blumen auffrischen. Auch setzte ich mich mit Geographie auseinander. Nun, dachte ich, als ich den Hügel zur Beethoven Gedenkstätte hinaufwanderte, was das für eine Freude war meine Füße und Beine wieder in guter Verfassung zu haben, ohne Schmerzen zu verspüren, und es mir ermöglicht war Wege zu begehen, wo früher berühmte Persönlichkeiten vor mir gegangen waren.
Seit meinen Operationen und durch eine vollkommene Heilung habe ich ein neues Leben erhalten, ein Leben das ich schätze und es voll auszunutzen gedenke. Wandern hat nicht nur den Vorteil dass man eine Distanz zwischen zwei oder mehreren Plätzen bewältigt, sondern auch von der Langeweile der sich widerholenden täglichen Routine wegzukommen, und besonders die ozonreiche Luft von Wiese und Wald einzuatmen.
Ein Freund von mir ersuchte mich ihn zum Wiener Rathaus zu begleiten, wo er genauere Information über die Ansprache des ausscheidenden Bürgermeisters Dr. Häupl, als auch über die bevorstehende Inauguration des neuen Bürgermeisters Dr. Ludwig bekommen wollte. Bei dieser Gelegenheit sah ich eine Broschüre über die Stadtwanderwege, für die besonders durch die Abteilung für Parkanlagen geworben wurde. Eine junge Frau an der Informationsstelle gab mir einige Unterlagen mit vorgeschlagenen Wanderwegen. Bei Vollendung dieser Liste mit den empfohlenen Stadtwanderwegen und nach Vorweisen des abgestempelten Wanderpasses, erhält man von der Stadt Wien eine goldene Anstecknadel. Dies war eine Herausforderung für einen gerade startenden Nordic Walker, den die zusätzliche Auszeichnung motivierte. Ich begann mit entsprechenden Vorbereitungen und startete sofort ein interessantes Geherlebnis durch Wiens Peripherien, die ich noch gar nicht gut kannte: Die Walking Challenge Rund um Wien, auch bekannt als Rund-uma-dum-Wien, hatte für mich gerade begonnen.
Diese zehn bis fünfzehn Wanderwege brachten mir die Natur und Landschaften, die nicht nur in unmittelbarer Nähe zu meinem Wohnort, sondern auch in weiter Ferne lagen und deren Ausgangspunkte durch das hervorragende Netz der öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen waren, wieder näher. Ich beobachtete die Vielfalt des bunten Lebens in den Wiener Vorstädten, angrenzend an den Grüngürtel des Wienerwaldes, aber auch die grandiose Heide bei Perchtoldsdorf war ein interessantes und bereicherndes Naturerlebnis. Wien, die weitläufige und berühmte Europastadt, mit ihrer einzigartigen Lage inmitten eines üppigen Grüngürtels zwischen Hügeln und Heide, Wäldern und Bergen. Wirklich, einfach großartig!
In der frischen, ozonreichen und wohltuenden Luft der gerade-und hochgewachsenen Bäume in Buchenwäldern, dem interessanten Pflanzenwuchs der offenen Heide mit ihren sanften grünen Hügeln, den unterschiedlichen Pfaden entlang Waldrändern rund um Stammersdorf, seinen Hügeln und bewaldeten Wegen und seinen historischen Weinkellern, habe ich mich sofort in einen Naturliebhaber verwandelt.
Ich muss noch betonen, dass dies kein Buch über die Routen von Wanderwegen ist, wenn auch die von mir begangenen beschrieben sind. Wanderrouten sind in diversen Pamphleten und Büchern einzusehen, die im Rathaus in Wien, aber auch in verschiedenen Buchhandlungen erhältlich sind. In diesem Buch möchte ich die Entdeckung der Freude am Wandern beschreiben, mit Erlebnissen entlang der Wege, dem Kennenlernen von Wanderern und Mountainbikern und mit einer wiederkehrenden Erinnerung an meine Erlebnisse in Südafrika. Jedoch auch an das spirituelle Erleben in einem Dialog mit der Seele des Waldes. Auch war ich überrascht von dem gut organisierten Netz markierter Wanderwege, die jedem ein nachhaltiges Erlebnis von Natur und Schönheit bietet.
Ich hatte viel Spaß auf den vorgeschlagenen Wegen rund um eine Weltstadt und hörte auch auf die Reaktionen meiner inneren Welt. Beim Gehen entlang der Stadtwanderwege erfreute ich mich besonders an plötzlich aufkommende Erinnerungen, die durch ihre detaillierte Klarheit zu einer bereichernden Erfahrung wurden und mich zu Poesie und Prosa inspirierte.
<Wie bist du auf wandern
versessen geworden –
Sollte ich Nordic Walking
sagen?>
<Tatsächlich. Da gibt’s einen
Unterschied/
Aber zu Details später.
Für mich war es klar:
Ich musste mich bewegen
da ich neu erschaffen wurde
mit Prothesen zu meinen
Hüftgelenken
und ein Reha-Programm
mir dies empfahl.
Zuerst versuchte ich es in
städtischen Räumen und
Vorteile dieser Übungsläufe
wurden mir langsam klar.
Gewagter/begann ich die
Routen zu wechseln und
achtete auf die Landkarte
von Wien und Umgebung.
Im Rathaus Wien überreichte
mir eine freundliche PR-Frau
zwei Unterlagen zum Wandern.
Für erfolgreiche Wanderer gab‘s
die gold’ne Wandernadel
der Stadt Wien. Na dann!
Großartig die Peripherie
von Wien zu umwandern
die Ausdehnung einer
Weltstadt zu erleben und
sich an den schön angelegten
Stadtwanderwegen
zu erfreuen.
Die Herausforderung die ich
sofort annahm hat sich
bezahlt gemacht durch viele
Stunden des Wanderns
Durch Wälder und Gefilde
die Augen ausgeruht auf
variierten Tönen von Grün.
Der Körper hat sich stetig
geübt für wiederholte
Herausforderungen
die wahrscheinlich kommen
würden.
Exorbitant.
Aufregend.
Bin gewandert für Stunden
während Österreichs hohen
Sommers und komme dennoch
wiederbelebt an -
Wenn auch sehr müde nach
zuhause zurück.
Die Droge Nordic Walking
hat mich für diese spezifisch
athletische Übung berauscht.
Ein super Tonic für Virilität.
Tatsächlich.>
Ich erinnere mich, als ich noch in Wien an der Technischen Universität studierte. Ich hatte mich in meiner Einzimmerwohnung, zwei Hausblöcke von der U-Bahn-Station Burggasse-Stadthalle entfernt, gegen die Außenwelt abgeschottet. Die Einzimmerwohnung war damals, in den fünfziger Jahren, komfortabel und ruhig zum Studieren gewesen. Wenn jedoch Fritz, ein lebenslustiger Freund, nicht in den frühen Morgenstunden aufgetaucht wäre, hätte ich mir wahrscheinlich niemals eine Freizeit von meinen Studien genommen. „Komm“, rief er von der Ecke Herbststraße, der meine Fenster zugewandt waren, „gehen wir in den Nachtklub, in einer Stunde schließen sie, beeile dich doch!“. Ich schloss mein Fenster und nahm mir eine Jacke, schloss dann meine Wohnung ab und eilte den langen Gang entlang der sogenannten „Bassena-Wohnungen“ (Waschbecken mit kaltem Wasser im Gang), die Treppe hinunter und hinaus durch den Haupteingang des Komplexes.
Fritz wusste, wie man einen frühen Morgen in einem Jazzclub feiert, wo nur mehr einige Nachtvögel sich mit Animierdamen in einer trägen, Rauchschwaden umhüllten Atmosphäre, für eine Flasche Sekt abknutschten. Fritz erhielt für uns beide freien Eintritt. Nachdem wir Kaffee getrunken und mit einigen Frauen geflirtet hatten, gingen wir wieder. Es war Hochsommer und die Nacht war jung. „Lass uns zur Alten Donau gehen“, schlug er vor. Seine Augen blitzten. „Aber ich habe nichts dabei“. Er lachte. „Kein Problem, ich organisiere alles“. Ich fühlte mich bei Fritz gut aufgehoben, einem Lebenskünstler, der auch gut sozial vernetzt zu sein schien. Nach einer zweistündigen Wanderung entlang der Praterstraße hielt er inne. „Es ist früher Morgen, lass uns hier einen Kaffee trinken“. Er zeigte auf eine schäbige Kneipe, in der Neonlichter anzeigten, dass sie geöffnet war. Als wir eintraten, begrüßte uns eine klebrig-süßliche Luft. Das trübe Licht und die rot-samtige Atmosphäre ertranken in einer beißenden Wolke von Zigarettenrauch Wir setzten uns in eine Ecke. Die üppige Bardame kam und nahm unsere Bestellungen auf. Sie verbreitet den Geruch eines süßen Parfüms, das mich an den Geruch in der Frauenabteilung des öffentlichen Diana Bades erinnerte, wo wir als Schüler einer Mittelschule, nach dem Schwimmen und Duschen, vorbeigingen. Fritz bestellte zwei Kaffee.
In der Mitte des Raumes spielten einige geschmeidig wirkende Männer Billard. Ihre glänzenden, nach hinten gekämmten Haare schimmerten wie lackiert unter einer großen Leuchte. Als sie ihr Spiel beendet hatten, zog einer von ihnen seine Slim fit Jacke an, nahm eine junge Prostituierte am Arm und führte sie zum Eingang, wo draußen ein Taxi wartete. „Er bringt sie zu ihrem Kunden“, kommentierte Fritz. „Ich verstehe“, antwortete ich nach meiner ersten Erfahrung mit einem solchen Milieu, mit welchem Fritz vertraut war. Die vollbusige Serviererin erschien und verbreitete ihren süßlichen Geruch. „Sperrstunde“, sagte sie gequetscht. Ich zahlte die Zeche, froh darüber von der Kneipe wegzukommen. Wir setzten wir unseren zweistündigen Spaziergang fort und endeten im öffentlichen Bad, wo Fritz seine Schwester und ihre Freundin traf, die er mir vorstellte. Fritz war gesellig und nach einer humorvollen Unterhaltung entschuldigte er sich, seine Freunde hatten ihn zu einem Kartenspiel eingeladen. Ich streckte mich auf den Handtüchern aus, die mir beide Frauen zur Verfügung gestellt hatten und schlief sofort ein.
Als ich aufwachte, erschien Fritz mit einem breiten Lächeln im Gesicht. „Ich habe im Kartenspiel gewonnen“, strahlte er. „Das ist großartig, was kommt als nächstes?“, fragte ich. „Zieh dein Hemd an“, sagte er, „wir werden etwas Anständiges essen gehen“. Ich zog mich an und ging ihm nach. Er war ungeduldig zum nahegelegenen Restaurant zu kommen. „Du musst essen, damit du besser lernen kannst“, witzelte er und bestellte zwei Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat und zwei Bier. Wir aßen mit großem Gusto. „Danke Fritz“, sagte ich und prostete ihm zu. „Ich werde mich revanchieren wenn ich kann.“ Er lächelte auf eine Weise wie jemand, der wusste, wie man überlebt. Ich habe mich oft gefragt, wie er es geschafft hat, aber er wollte es mir nicht sagen.
Nach dem heißen Sommer standen Prüfungen an, außerdem musste ich noch ein Projekt für eine der Designabteilungen der Universität fertigstellen und begann sofort daran zu arbeiten. Fritz war genauso schnell verschwunden, wie er plötzlich und unvorhersehbar aufgetaucht war. Ich machte gute Fortschritte und im August, als ich meine Arbeit beendet hatte, machte ich mich auf den Weg einen Urlaub bei meinen Eltern im Burgenland zu genießen. Ich traf meine Freunde und wir gingen ins Dance-Café, um einige der einheimischen Mädchen zu treffen. Ich hatte noch keine feste Freundin, aber ein Freund wollte mir in Wien zu unserem nächsten Treffen ein attraktives Mädchen vorstellen. Im kommenden Herbst musste ich wieder Universitätsvorlesungen besuchen und glücklicherweise hatte ich die beiden Prüfungen, für die ich den Sommer über büffelte, erfolgreich bestanden.
Zurück zu Vorlesungen auf der TH, traf ich Ende November einen Freund, der Gitarre spielte und von jungen Mädchen aus dem Gymnasium verehrt wurde, die sich auf der beliebten Eisbahn nahe dem Heumarkt beim Schlittschuhlaufen vergnügten. „Komm mit mir!“ Rief er mir schon von weitem zu. Ich ging mit ihm mit und wir trafen einige Teenager und er machte mich mit ihnen bekannt. Mit der Zeit gestaltete sich dies zu einem Ritual: Die letzten zehn Minuten ihnen zuzusehen, sie dann abzuholen und über unsere Interessen zu sprechen. Der gemeinsame Besuch eines Cafés in der Nähe wurde zu einem Zeitvertreib am Samstagnachmittag Eines Samstags sah ich dieses attraktive Mädchen auf der Eisbahn. Ich ging in die Nähe der Einzäunung, um ihr beim Schlittschuhlaufen zuzusehen. Sie plauderte mit einer Freundin die mit ihr mitfuhr und ich wartete geduldig bis sie an meiner Stelle vorbeikam. Ich fing ihren Blick auf als ich in ihre Richtung starrte und spürte ihre Hand auf meinem Herz. Wow! Beeindruckend. Mein Freund bemerkte es und lächelte. „Magst du sie?“ Ich beobachtete sie weiterhin wie sie auf der ovalen Eisbahn ihre Runden lief und ich wartete ungeduldig bis sie an mir vorbeikam. Diesmal kam sie näher an die Einzäunung heran und unsere Augen trafen sich für einige Sekunden wieder. Ich war fasziniert von ihrem rassigen Aussehen, das einen temperamentvollen Charakter andeutete. „Ja.“ Ich konnte nichts anderes sagen. „Du wurdest von Amors Pfeil getroffen.“ Er lachte. „Ich werde sie dir vorstellen“. Ich war erstaunt. „Kennst du sie?“ Er lächelte wieder. „Natürlich kenne ich sie und die ganze Gruppe dieser süßen Mädchen.“ Ich merkte gar nicht dass ich mein Gesicht eng an den Zaun angelegt hielt und sie nicht aus den Augen lassen wollte, als sie mit ihrer Freundin Runden gegen den Uhrzeigersinn drehte. Die Eisläufer liefen gegen den Uhrzeigersinn und ich hatte mich entsprechend nahe an den Stäben des Zaunes positioniert, damit ich sie schon von weiter entfernt kommen sehe. Jedes Mal kam sie näher an den Zaun und lächelte mich an. Ich winkte ihr zu und konnte es kaum erwarten, dass ihre Schlittschuhlaufstunde zu Ende war.
Schließlich tauchte sie mit der Freundin meines Freundes auf und Ekke stellte uns vor. „Das ist mein Freund Jolly. Das sind Mischi und Ulli.“ Ich schüttelte ihre Hände, ließ aber Michaelas Hand nicht los. Wir standen für eine Weile da und schauten uns in die Augen. Es war offensichtlich, dass wir dazu bestimmt waren, uns zu treffen und uns zu verlieben. Mein Herz sprang hoch und ich wollte, dass Michaela meine Gefühle spürte. Von diesem Moment an wurden diese Samstagnachmittage mit Mischi zu einem festen Termin. Ich würde nirgendwo anders hingehen. Nachdem ich sie einige Male getroffen hatte, lud ich sie zum Kaffee ein. Wir wurden Freunde und langsam erwachte die Liebe in unseren Herzen Wir haben uns sofort gut verstanden und gingen gemeinsam auf alle Partys meiner Freunde und Mischis Freundeskreis lud uns stets zusammen ein.
Mischi musste ihr letztes Jahr auf der Mittelschule beenden und ich hatte mein letztes Jahr auf der Universität vor mir. Wir trafen uns oft und verliebten uns, verrückt danach, uns zu küssen, eins führte zum anderen und wir begannen zu streicheln. Die Liebe war wunderbar, zumal sie meine Muse und eine Partnerin in Debatten mit einem meiner Freunde wurde, der sich durch sie in die Enge getrieben fühlte. Mischi war zu klug für ihn. Nun, im Frühling gingen Mischi und ich sonntags in den Wienerwald spazieren und als wir ein Plätzchen fanden, wo wir intim sein konnten, genossen wir zu entdecken, wie unsere Körper sinnlich aufeinander reagierten. Diese tête-à-tête Treffen dauerten bis zum Sommer, als wir unsere Schule beendeten, Mischi, die 18 Jahre alt wurde, mit mir zustimmte, zum ersten Mal körperliche Liebe zu erleben. Auf der Party von Ulli und Ekke hatten wir endlich ein Bett für uns alleine. Vielleicht war es ihr zum ersten Mal nicht so angenehm, noch Jungfrau zu sein, aber dennoch besiegelten wir unser Liebesband erfolgreich.
Ich kann Mischi und ihre sinnlichen Gefühle nicht vergessen, als wir in unseren körperlichen Umarmungen zusammen waren. Der Ausdruck ihrer Lippen und ihr Lächeln, als wir uns gegenseitig befriedigen wollten. Als unterernährten Student lud sie mich oft zu sich nach Hause ein, wo ihre Mutter für uns gebackene Kalbsleber mit kaltem Kartoffelsalat zubereitete. Mhh! Hat das so toll geschmeckt, ich kann das Gericht riechen und noch immer schmecken, wenn ich die Augen schließe und diese Szene vor mir sehe. Nun denn, nach so vielen Jahren der Abwesenheit, das müssen jetzt schon fünfzig Jahre sein, denke ich immer noch daran, wenn ich durch den Wienerwald laufe, besonders wenn ich ein junges Paar sehe, das sich umarmt und küsst. Ich würde sie immer noch gerne umarmen und küssen. Wie muss es sich anfühlen nach all den Jahren und all unseren Erfahrungen, mit denen wir bereichert wurden? Es muss toll sein, das wieder herauszufinden. Wir haben noch Zeit, aber nicht mehr viel. Würden wir uns wieder verlieben? Ja, es wäre eine reife Liebeserfahrung, die man sich aber nicht entgehen lassen sollte, da bin ich mir sicher.
Da ich sie nach so vielen Jahren im Internet gefunden hatte, freute ich mich schon darauf sie auf Tee und Toast zu treffen. Sie schreibt Romane, hat viele Lesungen zu absolvieren. Hat sie keine Zeit mehr auch mir zu schreiben? Aber vielleicht hatte sie meine Sehnsucht nach ihr verstanden und sie erwidern wollen. Vielleicht kommt sie im Frühsommer wieder nach Wien und dann wollen wir wieder gemeinsam im Wienerwald spazieren gehen, so wie wir es beide uns wünschten. Diese Tradition hat tiefe Spuren in unseren Herzen hinterlassen und wir scheinen gegenseitig daran interessiert zu sein, diese am Leben zu erhalten.
*
sich durch die felder und
die nahen wälder
bewegen
selbst aus dem eingesperrten
entkommen:
wie man hinter vierundzwanzig
quadratmetern lebt
hab‘ ich dich für tage ohne end‘
beobachtet – Simchi –
weiß und roter mohn
wolken-weiß für das sehnen
hellblau für die see
grün für ein wiederseh’n
kirschrot für die gefühle
im herzen
wie blumen im frühling
als ich dich getroffen hab‘
45 jahre sind verflogen
farben die wir beide mochten
haben die herbstblätter
kräftig bemalt.
inmitten meiner art
eingesperrter existenz
blaue und weiße bänder
uns’rer publikationen
fliegen über unser
gesetztes dasein.
deine dunkel-braunen
augen
schauen tief in mich hinein
und bewegen die flügel
meiner seele
in aufruhr.