Star Wars™ Das letzte Kommando - Timothy Zahn - E-Book
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Star Wars™ Das letzte Kommando E-Book

Timothy Zahn

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Beschreibung

Die erfolgreichste Star-Wars-Trilogie in edler Neuausstattung

Die entscheidende Großoffensive gegen die Neue Republik ist in vollem Gange. Während immer mehr Rebellenplaneten fallen, machen sich Luke Skywalker und Han Solo mit einigen Gefährten auf den Weg nach Wayland, dem Cloning-Zentrum des Imperiums. Dort treffen sie auf den Jedi-Meister C´baoth, der sich zum Herrscher des Imperiums ausgerufen hat. Es kommt zum mörderischen Entscheidungskampf – und zu spät erkennt Luke, dass ihn der Jedi-Meister in eine tödliche Falle gelockt hat.

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Seitenzahl: 678

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Timothy Zahn

DAS LETZTE

KOMMANDO

Aus dem Englischen

von Thomas Ziegler

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ The last Command«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung März 2015

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 1993 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 1999 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft,

nach einer Vorlage von Scott Biel (Timothy Zahn, Erben des Imperiums)

Cover Art Copyright: © 2011 by Lucasfilm Ltd.

HK · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-14426-5

www.blanvalet.de

Für alle, die geholfen haben,

diese Bücher zu ermöglichen,

vor allem

Anna Zahn,

Betsy Mitchell,

Lucy Autrey Wilson

und, natürlich, für den Mann,

mit dessen Vision alles begann,

George Lucas

1. Kapitel

Der imperiale Sternenzerstörer Schimäre rauschte durch die Tiefen des Weltraums, den mächtigen pfeilförmigen Rumpf auf den trüben Stern seines Zielsystems gerichtet, drei Tausendstel eines Lichtjahrs entfernt, und bereitete sich auf die Schlacht vor.

»Alle Systeme sind gefechtsbereit, Admiral«, meldete der Kom-Offizier vom backbord gelegenen Mannschaftsgraben. »Die ersten Klarmeldungen des Einsatzverbands treffen bereits ein.«

»Sehr gut, Lieutenant«, entgegnete Großadmiral Thrawn nickend. »Informieren Sie mich, sobald sich alle gemeldet haben. Captain Pellaeon?«

»Sir?«, erwiderte Pellaeon und forschte im Gesicht seines Vorgesetzten nach Anzeichen des Stresses, unter dem der Großadmiral stehen musste. Dies war schließlich nicht nur ein weiterer taktischer Schlag gegen die Rebellion – nicht nur eine unbedeutende Raumschlacht oder gar ein komplexer, aber direkter Blitzangriff auf irgendeine unwichtige planetare Basis. Nach fast einem Monat fieberhafter Vorbereitungen trat Thrawns meisterhafter Feldzug für den Endsieg des Imperiums in die entscheidende Phase.

Aber wenn der Großadmiral nervös war, ließ er es sich nicht anmerken. »Beginnen Sie mit dem Countdown«, befahl er Pellaeon mit so ruhiger Stimme, als würde er eine Mahlzeit bestellen.

»Jawohl, Sir«, sagte Pellaeon und drehte sich zu der Gruppe Hologestalten um, die auf ein Viertel ihrer natürlichen Größe reduziert vor ihm auf dem Hologrammpodest der Achternbrücke der Schimäre standen. »Meine Herren: die Startzeiten. Kriegslust: drei Minuten.«

»Verstanden, Schimäre«, bestätigte Captain Aban, und seiner korrekten militärischen Haltung gelang es nicht ganz, seinen Eifer, diesen Krieg zurück zur Rebellion zu tragen, zu verbergen. »Gute Jagd.«

Das Holobild verblasste und verschwand, als die Kriegslust ihre Deflektorschilde hochfuhr und die Fernverbindung unterbrach. Pellaeon richtete seine Aufmerksamkeit auf das nächste Bild. »Erbarmungslos: vier Komma fünf Minuten.«

»Verstanden«, sagte Captain Dorja, schlug mit der rechten Faust in die linke Hand, ein uraltes Mirshaf-Siegeszeichen, und verschwand vom Hologrammpodest.

Pellaeon warf einen Blick auf sein Datapad. »Vollstrecker: sechs Minuten.«

»Wir sind bereit, Schimäre«, sagte Captain Brandei mit leiser Stimme. Leise und mit einem unpassenden Unterton …

Pellaeon sah ihn stirnrunzelnd an. Auf ein Viertel der Originalgröße reduzierte Holos zeigten nicht viele Einzelheiten, aber trotzdem ließ sich Brandeis Gesichtsausdruck mühelos lesen. Es war der Ausdruck eines Mannes, der nach Blut lechzte.

»Dies ist ein Krieg, Captain Brandei«, sagte Thrawn und trat lautlos an Pellaeons Seite. »Keine Gelegenheit für einen persönlichen Rachefeldzug.«

»Ich kenne meine Pflicht, Admiral«, erwiderte Brandei steif.

Thrawns blauschwarze Augenbrauen wölbten sich leicht. »Ja, Captain? Kennen Sie sie tatsächlich?«

Langsam, widerwillig, erlosch das Feuer in Brandeis Gesicht. »Jawohl, Sir«, murmelte er. »Meine Pflicht gilt dem Imperium und Ihnen und den Schiffen und Mannschaften unter meinem Kommando.«

»Sehr gut«, sagte Thrawn. »Mit anderen Worten, den Lebenden – nicht den Toten.«

Brandeis Zorn glühte noch immer, aber er nickte pflichtbewusst. »Jawohl, Sir.«

»Vergessen Sie das nie«, warnte ihn Thrawn. »Das Kriegsglück ist launisch, und ich kann Ihnen versichern, dass die Rebellion für die Zerstörung der Gebieter bei dem Scharmützel um die Katana-Flotte bezahlen wird. Aber im Kontext unserer Gesamtstrategie, nicht als Teil eines privaten Rachefeldzugs.« Seine glühenden roten Augen verengten sich. »Ganz gewiss nicht dem eines Captains, der unter meinem Kommando steht. Ich denke, ich habe mich klar genug ausgedrückt.«

Brandeis Wange zuckte. Pellaeon hatte den Mann nie für brillant gehalten, aber er war klug genug, eine Drohung zu erkennen, wenn er sie hörte. »Überaus klar, Admiral.«

»Gut.« Thrawn musterte ihn und nickte dann. »Ich nehme an, Sie haben Ihre Startzeit bereits erhalten?«

»Jawohl, Sir. Vollstrecker Ende.«

Thrawn sah Pellaeon an. »Machen Sie weiter, Captain«, sagte er und wandte sich ab.

»Jawohl, Sir.« Pellaeon studierte sein Datapad. »Nemesis …« Er beendete die Liste ohne weitere Zwischenfälle. Als das letzte Holobild verschwand, traf auch die letzte Klarmeldung ihres eigenen Einsatzverbands ein.

»Wir scheinen gut im Zeitplan zu liegen«, stellte Thrawn fest, als Pellaeon zu seinem Kommandostand zurückkehrte. »Die Sturmfalke berichtet, dass die Leitfrachter pünktlich gestartet sind und ihre Schleppkabel richtig funktionieren. Und wir haben gerade einen Notruf aus dem Ando-System aufgefangen.«

Die Kriegslust und ihre Einsatzgruppe hielten den Zeitplan ein. »Irgendeine Antwort, Sir?«, fragte Pellaeon.

»Die Rebellenbasis auf Ord Pardron hat den Empfang bestätigt«, erklärte Thrawn. »Es wird interessant sein festzustellen, wie viel Hilfe sie schicken.«

Pellaeon nickte. Die Rebellen kannten Thrawns Taktik inzwischen gut genug, um davon auszugehen, dass Ando eine Finte war, und entsprechend zu reagieren. Aber andererseits konnten sie es sich auch nicht leisten, einen Angriffsverband zu ignorieren, der aus einem imperialen Sternenzerstörer und acht Dreadnaughts der Katana-Flotte bestand.

Nicht dass es irgendeine Rolle spielte. Sie würden ein paar Schiffe nach Ando schicken, um die Kriegslust zu bekämpfen, und ein paar weitere nach Filve, um gegen die Vollstrecker zu kämpfen, und noch ein paar nach Crondre, um die Nemesis zu bekämpfen, und so weiter und so weiter. Wenn die Totenkopf dann die Basis selbst angriff, würde ihre Verteidigung auf ein Skelett reduziert sein, und sie würden selbst nach jeder Verstärkung schreien, die die Rebellion zusammenkratzen konnte – und die Verstärkung würde nach Pardron in Marsch gesetzt werden, während das wahre Ziel des Imperiums reif zum Pflücken war.

Pellaeon blickte durch das vordere Sichtfenster zu dem Stern des Ukio-Systems hinaus, das direkt vor ihnen lag, und die Kehle schnürte sich ihm zusammen, als er über das ungeheure Täuschungsmanöver dieses ganzen Planes nachdachte. Da planetare Schilde nur durch massivstes Turbolaserfeuer und Protonentorpedobombardements zu überwinden waren, ging man allgemein davon aus, dass man eine moderne Welt nur erobern konnte, wenn man in sicherer Entfernung eine hochmobile Bodentruppe absetzte und sie auf dem Landweg vorstoßen ließ, um die Schildgeneratoren zu zerstören. Durch das Feuer der Bodentruppen und den gleichzeitigen Beschuss aus dem Orbit wurde die Zielwelt stets schwer zerstört, bis sie endlich erobert war. Die Alternative – die Landung von Hunderttausenden von Soldaten und ein massiver Landkrieg, der Monate oder Jahre dauern konnte – war nicht besser. Einen Planeten relativ unzerstört, aber mit intakten Schildgeneratoren zu erobern, galt allgemein als unmöglich. Dieser militärische Glaubenssatz würde heute fallen – zusammen mit Ukio selbst.

»Hilferuf von Filve aufgefangen, Admiral«, meldete der Kom-Offizier.

»Gut.« Thrawn konsultierte sein Chrono. »Noch sieben Minuten, denke ich, und wir können losschlagen.« Er kniff die Lippen kaum merklich zusammen. »Ich schätze, wir sollten uns besser davon überzeugen, dass unser erhabener Jedi-Meister bereit ist, seine Aufgabe zu erledigen.«

Pellaeon unterdrückte eine Grimasse. Joruus C’baoth – wahnsinniger Klon des längst verstorbenen Jedi-Meisters Jorus C’baoth, der sich vor einem Monat zum wahren Erben des Imperiums ausgerufen hatte. Er redete mit dem Mann genauso ungern wie Thrawn, aber er konnte sich eigentlich freiwillig dazu melden. Wenn er es nicht tat, würde er schlicht den Befehl dazu bekommen. »Ich werde gehen, Sir«, sagte er und stand auf.

»Danke, Captain«, entgegnete Thrawn.

Als hätte Pellaeon eine Wahl gehabt. Er spürte den mentalen Druck, sobald er den machtneutralisierenden Einfluss der Ysalamiri verließ, die überall auf der Brücke verstreut an ihren Nährgestellen hingen. Meister C’baoth wartete offenkundig voller Ungeduld auf den Beginn der Operation. Pellaeon wappnete sich so gut er konnte, wehrte sich gegen C’baoths sanften mentalen Druck, der ihn zur Eile drängte, und machte sich auf den Weg zu Thrawns Kommandoraum.

Die Kammer war hell erleuchtet, im strengen Kontrast zu dem gedämpften Licht, das der Großadmiral normalerweise bevorzugte. »Captain Pellaeon«, rief C’baoth und winkte ihm aus dem Doppelring von Displays in der Mitte des Raums zu. »Kommen Sie. Ich habe Sie erwartet.«

»Der Rest der Operation hat meine volle Aufmerksamkeit erfordert«, erklärte Pellaeon steif und versuchte, seinen Abscheu vor dem Mann zu verbergen – obwohl er nur zu gut wusste, wie sinnlos solche Versuche waren.

»Natürlich«, lächelte C’baoth, ein Lächeln, das deutlicher als alle Worte sein Vergnügen über Pellaeons Unbehagen zeigte. »Unwichtig. Ich nehme an, dass Großadmiral Thrawn endlich bereit ist?«

»Fast«, sagte Pellaeon. »Wir wollen Ord Pardron so vollständig wie möglich von allen Streitkräften entblößen, ehe wir zuschlagen.«

C’baoth schnaubte. »Sie nehmen also immer noch an, dass die Neue Republik nach Ihrer Pfeife tanzen wird.«

»Das wird sie«, versicherte Pellaeon. »Der Großadmiral hat den Feind gründlich studiert.«

»Er hat seine Kunstwerke studiert«, konterte C’baoth mit einem neuerlichen Schnauben. »Das wird sich als nützlich erweisen, sollte jemals die Zeit kommen, dass die Neue Republik uns nur noch ihre Künstler entgegensetzen kann.«

Ein Signal vom Displayring ersparte Pellaeon eine Antwort. »Wir schlagen zu«, informierte er C’baoth und begann im Geist mit dem Countdown der sechsundsiebzig Sekunden, die sie brauchten, um Ukio von ihrer Position aus zu erreichen, während er gleichzeitig versuchte, C’baoths Worte nicht an sich heranzulassen. Er verstand selbst nicht, wie es Thrawn schaffte, die grundlegendsten Geheimnisse dieser Spezies anhand ihrer Kunst zu enträtseln. Aber er hatte oft genug erlebt, dass sich dieses Wissen als wahr erwiesen hatte, um dem Instinkt des Großadmirals in solchen Dingen zu trauen. C’baoth fehlte diese Erfahrung.

Aber schließlich war C’baoth auch nicht an einer ernsthaften Diskussion über dieses Thema interessiert. Im vergangenen Monat, seit er sich zum wahren Erben des Imperators ausgerufen hatte, hatte C’baoth einen heimlichen Krieg gegen Thrawns Glaubwürdigkeit geführt und behauptet, dass wahre Erkenntnis nur durch die Macht zu erlangen war – und das hieß, allein durch ihn.

Pellaeon kaufte ihm dieses Argument nicht ab. Der Imperator hatte ebenfalls über die Macht verfügt und trotzdem seinen eigenen Tod bei Endor nicht vorhersehen können. Aber die Saat der Unsicherheit, die C’baoth auszubringen versuchte, ging nichtsdestoweniger allmählich auf, vor allem unter den weniger erfahrenen von Thrawns Offizieren – was für Pellaeon nur ein weiterer Grund dafür war, dass dieser Angriff erfolgreich verlaufen musste. Der Ausgang hing ebenso sehr von Thrawns Verständnis des ukionischen Kulturethos wie von der richtigen militärischen Taktik ab. Auf Thrawns Überzeugung, dass die Ukioner auf einer grundlegenden psychologischen Ebene Angst vor dem Unmöglichen hatten.

»Er wird nicht immer recht haben«, sagte C’baoth in Pellaeons Überlegungen hinein.

Pellaeon biss sich hart auf die Innenseite der Wange, und ein Schauder lief ihm über den Rücken angesichts der Tatsache, dass seine Gedanken so leicht zu durchschauen waren. »Das Konzept der Privatsphäre ist Euch völlig unbekannt, was?«, grollte er.

»Ich bin das Imperium, Captain Pellaeon«, sagte C’baoth, und in seinen Augen loderte ein düsteres, fanatisches Feuer. »Auch Ihre Gedanken dienen mir.«

»Ich diene Großadmiral Thrawn«, entgegnete Pellaeon steif.

C’baoth lächelte. »Wenn Sie möchten, können Sie das ruhig glauben. Aber nun zum Geschäft – den wahren imperialen Angelegenheiten. Wenn die Schlacht hier beendet ist, Captain Pellaeon, möchte ich, dass Sie eine Botschaft nach Wayland senden.«

»Zweifellos, um Eure umgehende Rückkehr anzukündigen«, sagte Pellaeon säuerlich. C’baoth hatte seit nun fast einem Monat immer wieder bekräftigt, dass er bald zu seiner früheren Heimatwelt Wayland zurückkehren werde, um die Kontrolle über die Klonfabriken im alten Lager des Imperators in Mount Tantiss zu übernehmen. Bis jetzt war er zu sehr damit beschäftigt gewesen, Thrawns Position zu untergraben, um mehr als nur darüber zu reden.

»Keine Sorge, Captain Pellaeon«, meinte C’baoth amüsiert. »Wenn der richtige Zeitpunkt kommt, werde ich in der Tat nach Wayland zurückkehren. Deshalb werden Sie nach dieser Schlacht auch Kontakt mit Wayland aufnehmen und den Befehl geben, für mich einen Klon zu erschaffen – einen ganz besonderen Klon.«

Großadmiral Thrawn wird dazu seine Zustimmung geben müssen, ging es ihm sofort durch den Kopf. »Was für eine Art Klon soll das sein?«, fragte er stattdessen unerklärlicherweise. Pellaeon blinzelte, dachte noch einmal über das Gesagte nach. Ja, das waren seine Worte gewesen, tatsächlich.

C’baoth lächelte erneut über seine stumme Verwirrung. »Ich wünsche mir lediglich einen Diener«, sagte er. »Jemand, der auf mich wartet, wenn ich zurückkehre. Geformt aus einem der kostbarsten Souvenirs des Imperators – Probe B-2332–54 war es, glaube ich. Sie werden natürlich dem Garnisonskommandanten einschärfen, dass alles unter absoluter Geheimhaltung geschehen muss.«

Ich werde nichts in dieser Richtung tun. »Jawohl«, hörte sich Pellaeon stattdessen sagen. Der Klang der Worte schockierte ihn, aber gewiss hatte er sie nicht so gemeint. Im Gegenteil, sobald die Schlacht beendet war, würde er diesen kleinen Zwischenfall sofort Thrawn melden.

»Sie werden außerdem dieses Gespräch vertraulich behandeln«, sagte C’baoth schläfrig. »Sobald Sie den Befehl ausgeführt haben, werden Sie alles vergessen.«

»Natürlich«, versicherte Pellaeon, damit er Ruhe gab. Ja, er würde Thrawn unterrichten, so viel stand fest. Der Großadmiral würde wissen, was zu tun war.

Der Countdown erreichte die Null, und auf dem Hauptwanddisplay erschien der Planet Ukio. »Wir sollten ein Taktikdisplay aktivieren, Meister C’baoth«, sagte er.

C’baoth machte eine Handbewegung. »Wie Sie meinen.«

Pellaeon beugte sich über den Doppeldisplayring und drückte die entsprechende Taste, und im Zentrum des Raums erschien das holografische Taktikdisplay. Die Schimäre steuerte in einen hohen Orbit über dem Äquator der Tagseite, die zehn Dreadnaughts der Katana-Flotte, die zu ihrem Einsatzverband gehörten, teilten sich auf und nahmen eine äußere und innere Verteidigungsposition ein, und die Sturmfalke hielt ihnen auf der Nachtseite den Rücken frei. Fremde Schiffe, hauptsächlich Frachter und andere zivile Modelle, flohen durch die nur kurz von der Bodenkontrolle geschaffenen Lücken im Energieschild Ukios, eine fahle blaue Hülle, die den Planeten in etwa fünfzig Kilometer Höhe umgab. Zwei der Punkte leuchteten rot: die Leitfrachter von der Sturmfalke, so harmlos wirkend wie all die anderen Schiffe, die in verzweifelter Eile Deckung suchten. Die Frachter – und die vier unsichtbaren Begleiter in ihrem Schlepptau.

»Unsichtbar nur für jene, deren Augen nicht sehen können«, murmelte C’baoth.

»Aber Ihr könnt die Schiffe sehen, nicht wahr?«, grollte Pellaeon. »Wie Jedi-Fähigkeiten doch wachsen können.« Er hatte gehofft, C’baoth ein wenig zu reizen – nicht viel, nur ein wenig. Es war eine vergebliche Mühe.

»Ich kann die Personen innerhalb Ihrer kostbaren Tarnschilde sehen«, sagte der Jedi-Meister gelassen. »Ich kann ihre Gedanken sehen und ihren Willen lenken. Was spielt das Metall selbst schon für eine Rolle?«

Pellaeon spürte, wie unwillkürlich seine Lippen zuckten. »Ich schätze, es gibt eine Menge Dinge, die für Euch keine Rolle spielen«, sagte er.

Aus dem Augenwinkel sah er, wie C’baoth lächelte. »Was für einen Jedi-Meister keine Rolle spielt, spielt auch für das Universum keine Rolle.«

Die Frachter und getarnten Kreuzer hatten jetzt fast den Schild erreicht. »Sie werden das Schleppkabel lösen, sobald sie innerhalb des Schildes sind«, erinnerte Pellaeon C’baoth. »Seid Ihr bereit?«

Der Jedi-Meister richtete sich im Sitz auf und schloss die Augen zu schmalen Schlitzen. »Ich warte auf den Befehl des Großadmirals«, sagte er hämisch.

Eine Sekunde lang starrte Pellaeon das gleichmütige Gesicht des anderen an, und ein Schaudern durchlief ihn. Er erinnerte sich nur zu deutlich an das erste Mal, als C’baoth diese Form der direkten Fernkontrolle ausgeübt hatte. Er erinnerte sich an den Schmerz in C’baoths Gesicht, an die Mischung aus Konzentration und Schmerz, als er um die Aufrechterhaltung der mentalen Verbindung gekämpft hatte. Vor kaum zwei Monaten hatte ihm Thrawn im Vertrauen gesagt, dass C’baoth nie eine Bedrohung für das Imperium darstellen würde, da ihm die Fähigkeit fehlte, seine Jedi-Kräfte langfristig zu fokussieren und zu konzentrieren. Irgendwie war es C’baoth seitdem offenbar gelungen, die notwendige Konzentration zu erlernen – was C’baoth zu einer Bedrohung für das Imperium machte. Zu einer sehr gefährlichen Bedrohung sogar.

Das Interkom piepste. »Captain Pellaeon?«

Pellaeon griff über den Displayring und drückte die Empfangstaste, verdrängte, so gut er konnte, seine Angst vor C’baoth. Zumindest im Moment brauchte die Flotte ihn. Glücklicherweise brauchte C’baoth die Flotte auch. »Wir sind bereit, Admiral«, sagte er.

»Bleiben Sie in Bereitschaft«, befahl Thrawn. »Die Schleppkabel werden jetzt gelöst.«

»Sie haben sich gelöst«, widersprach C’baoth. »Sie stehen unter Energie, nähern sich jetzt ihren vorgeschriebenen Positionen.« Zum ersten Mal huschte eine Spur der alten Anstrengung über C’baoths Gesicht. Kaum überraschend, da das Tarnfeld die Schimäre daran hinderte, die Kreuzer zu orten, und gleichzeitig die eigenen Sensoren der Kreuzer lahmlegte, konnte C’baoth ihre genaue Position nur feststellen, indem er die von ihm kontrollierten Bewusstseine überprüfte. »Alle vier Schiffe befinden sich unter dem Schild«, meldete er.

»Ihr müsst absolut sicher sein, Jedi-Meister. Wenn Ihr Euch irrt …«

»Ich irre mich nicht, Großadmiral Thrawn«, fiel ihm C’baoth barsch ins Wort. »Ich trage meinen Teil zu dieser Schlacht bei. Kümmern Sie sich um Ihren.«

Für einen Moment blieb das Interkom stumm. Pellaeon blinzelte, stellte sich den Gesichtsausdruck des Großadmirals vor.

»Nun gut, Jedi-Meister«, sagte Thrawn ruhig. »Bereitet Euch auf Euren Teil vor.«

Ein Doppelklicken verriet, dass ein neuer Kom-Kanal geöffnet wurde. »Hier spricht der imperiale Sternenzerstörer Schimäre. Ich rufe den Lehnsrat von Ukio«, sagte Thrawn. »Im Namen des Imperiums erkläre ich, dass das ukionische System wieder dem imperialen Gesetz und dem Schutz durch die imperialen Streitkräfte untersteht. Sie werden Ihre Schilde senken, alle Militäreinheiten zu ihren Basen zurückrufen und sich auf die ordnungsgemäße Übergabe des Kommandos vorbereiten.« Es kam keine Antwort. »Ich weiß, dass Sie diese Nachricht empfangen«, fuhr Thrawn fort. »Wenn Sie nicht antworten, muss ich davon ausgehen, dass Sie sich den Befehlen des Imperiums widersetzen. In diesem Fall bliebe mir keine andere Wahl, als die Feindseligkeiten zu eröffnen.«

Wieder Schweigen. »Sie senden einen weiteren Notruf«, hörte Pellaeon den Kom-Offizier sagen. »Klingt etwas panischer als der erste.«

»Ich bin sicher, dass der dritte noch panischer klingen wird«, versicherte ihm Thrawn. »Haltet Euch für die Feuersequenz eins bereit, Meister C’baoth.«

»Die Kreuzer sind bereit, Großadmiral Thrawn«, sagte C’baoth. »Genau wie ich.«

»Das will ich hoffen«, meinte Thrawn, unterschwellig drohend. »Wenn der Zeitplan nicht genau eingehalten wird, ist die ganze Aktion nicht nur sinnlos, sondern überaus schädlich. Turbolaserbatterie drei: Fertig machen zur Feuersequenz eins auf meinen Befehl. Drei … zwei … eins … Feuer!«

Auf dem taktischen Holodisplay zuckte eine Doppellanze aus grünem Feuer von den Turbolaserbatterien der Schimäre auf den Planeten zu. Die Strahlen trafen das fahle Blau des planetaren Schildes und zerfaserten, als ihre Energie defokussiert und in den Weltraum reflektiert wurde – und genau nach Zeitplan eröffneten die beiden getarnten Kreuzer, die auf ihren Repulsorlifts exakt an den Einschlagstellen unter dem Schild schwebten, ebenfalls das Feuer. Ihre Turbolaserblitze sengten durch die Atmosphäre und trafen zwei der wichtigsten Luftverteidigungsbasen Ukios.

Das war es, was Pellaeon sah. Für die Ukioner, die nichts von den getarnten Kreuzern ahnten, war es, als würde die Schimäre zwei verheerende Salven direkt durch einen undurchdringlichen planetaren Schild abfeuern.

»Dritter Notruf mitten in der Übertragung abgebrochen, Sir«, meldete der Kom-Offizier in einem Anflug von schwarzem Humor. »Ich glaube, wir haben sie überrascht.«

»Wir sollten sie überzeugen, dass es kein Zufall war«, sagte Thrawn. »Fertig machen zur Feuersequenz zwei. Meister C’baoth?«

»Die Kreuzer sind bereit.«

»Turbolaserbatterie zwei: Fertig machen zur Feuersequenz zwei auf meinen Befehl. Drei … zwei … eins … Feuer!«

Wieder blitzte das grüne Feuer auf und wieder, perfekt synchronisiert, erzeugten die beiden getarnten Kreuzer ihre Illusion.

»Gut gemacht«, sagte Thrawn. »Meister C’baoth, bringt die Kreuzer in die Position für die Sequenzen drei und vier.«

»Wie Sie befehlen, Großadmiral Thrawn.«

Pellaeon wappnete sich unwillkürlich. Sequenz vier hatte zwei der dreißig einander überlappenden Schildgeneratoren zum Ziel. Ein derartiger Angriff würde bedeuten, dass Thrawn sein erklärtes Ziel aufgegeben hatte, Ukio mit intakten planetaren Verteidigungsanlagen einzunehmen.

»Imperialer Sternenzerstörer Schimäre, hier spricht Tol dosLla vom ukionischen Lehnsrat«, drang eine leicht bebende Stimme aus dem Kom-Lautsprecher. »Wir bitten Sie, das Bombardement Ukios einzustellen, damit wir die Kapitulationsbedingungen aushandeln können.«

»Meine Bedingungen sind sehr einfach«, sagte Thrawn. »Sie werden Ihren planetaren Schild senken und meinen Truppen die Landung erlauben. Sie übergeben ihnen die Kontrolle über die Schildgeneratoren und alle Boden-All-Waffensysteme. Alle Kampfmaschinen, die größer als ein Kommandogleiter sind, werden zu ihren jeweiligen Militärbasen zurückbeordert und der imperialen Kontrolle unterstellt. Obwohl Sie natürlich letztendlich dem Imperium verantwortlich bleiben werden, bleibt Ihr politisches und soziales System unter Ihrer Kontrolle. Natürlich vorausgesetzt, Ihre Leute verhalten sich entsprechend.«

»Und wenn diese Anweisungen ausgeführt sind?«

»Dann werden Sie ein Teil des Imperiums sein, mit allen dazugehörigen Rechten und Pflichten.«

»Sie planen keine Kriegssteuern?«, fragte dosLla argwöhnisch. »Keine Zwangsrekrutierung unserer jungen Leute?«

Pellaeon konnte sich Thrawns grimmiges Lächeln vorstellen. Nein, das Imperium würde nie wieder auf Zwangsrekrutierung zurückgreifen müssen. Nicht, solange es über die Spaarti-Klonzylinder aus der Sammlung des Imperators verfügte.

»Nein zu Ihrer zweiten Frage, ein eindeutiges Nein zu Ihrer ersten«, erklärte Thrawn dem Ukioner. »Wie Sie offenbar wissen, unterliegen die meisten imperialen Welten derzeit der Kriegsbesteuerung. Allerdings gibt es Ausnahmen, und es ist wahrscheinlich, dass Ihre leistungsfähige Agrarwirtschaft und Verarbeitungsindustrie einen direkten Beitrag zu den Kriegsanstrengungen leisten werden.«

Am anderen Ende trat eine lange Pause ein. DosLla war kein Narr, erkannte Pellaeon – der Ukioner wusste nur zu gut, was Thrawn mit seiner Welt vorhatte. Zuerst würde er die direkte Kontrolle über die Boden-All-Verteidigungsanlagen übernehmen, dann über die Agrarwirtschaft, die Verarbeitungsindustrie und die riesigen Farm- und Viehzuchtregionen selbst, und binnen kurzer Zeit würde der ganze Planet nur noch ein Versorgungsdepot für die imperiale Kriegsmaschinerie sein. Aber die Alternative war, dass er tatenlos zusehen musste, wie seine Welt vor seinen Augen vollständig und unaufhaltsam zerstört wurde – und das wusste er ebenfalls. »Wir werden die planetaren Schilde senken, Schimäre, als Geste unseres guten Willens«, sagte dosLla schließlich mit trotzig, aber gleichzeitig auch resignierend klingender Stimme. »Aber ehe die Generatoren und Boden-All-Waffensysteme den imperialen Streitkräften übergeben werden können, brauchen wir Garantien für die Sicherheit des ukionischen Volkes und unseres Landes.«

»Gewiss«, sagte Thrawn ohne das leiseste Anzeichen des Triumphes, den die meisten imperialen Befehlshaber an diesem Punkt empfunden hätten. Eine kleine Geste der Höflichkeit, die, wie Pellaeon wusste, genauso präzise kalkuliert war wie der Angriff selbst. Indem er den ukionischen Führern die Möglichkeit gab, ohne Gesichtsverlust zu kapitulieren, reduzierte er den unausweichlichen Widerstand gegen die imperiale Herrschaft, bis es zu spät war. »Ein Unterhändler wird in Kürze bei Ihnen eintreffen, um die Einzelheiten mit Ihrer Regierung zu besprechen«, fuhr Thrawn fort. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen einzuwenden, dass unsere Streitkräfte in der Zwischenzeit ihre vorläufigen Verteidigungspositionen einnehmen?«

Ein Seufzen, mehr fühl- als tatsächlich hörbar. »Wir haben keine Einwände, Schimäre«, sagte dosLla widerstrebend. »Wir deaktivieren jetzt den Schild.«

Auf dem Taktikdisplay verblasste der blaue Schleier, der den Planeten umgab. »Meister C’baoth, die Kreuzer sollen über den Polarregionen Position beziehen«, befahl Thrawn. »Wir wollen doch nicht, dass unsere Landungsboote mit ihnen kollidieren. General Covell, Sie können mit der Landung Ihrer Truppen beginnen. Standardverteidigungspositionen um alle Zielobjekte.«

»Verstanden, Admiral«, sagte Covell ein wenig zu trocken, und Pellaeon spürte, wie ein dünnes Lächeln um seine Lippen zuckte. Erst vor zwei Wochen waren die hochrangigen Befehlshaber von Flotte und Armee in das Geheimnis des Mount-Tantiss-Klonprojekts eingeweiht worden, und Covell gehörte zu jenen, die sich immer noch nicht ganz an die Vorstellung gewöhnt hatten. Aber vielleicht hatte auch die Tatsache, dass drei seiner Kompanien, die zu den Landungstruppen gehörten, ausschließlich aus Klonen bestanden, etwas mit seiner Skepsis zu tun.

Auf dem Taktikhologramm hatten die ersten Wellen der Landungsboote und ihrer TIE-Jäger-Eskorten die Schimäre und die Sturmfalke verlassen und schwärmten zu ihren zugewiesenen Zielen aus. Klone in Landungsbooten, bereit, imperiale Befehle auszuführen – wie es die Kloncrews der getarnten Kreuzer bereits getan hatten.

Pellaeon runzelte die Stirn, als ihn plötzlich ein seltsamer und unangenehmer Gedanke durchfuhr. Hatte C’baoth die Kreuzer deshalb so gut kontrollieren können, weil jede ihrer Tausendmanncrews aus Variationen von nur rund zwanzig verschiedenen Persönlichkeiten bestand? Oder – was noch beunruhigender war – konnte die mühelose Kontrolle des Jedi-Meisters teilweise auf der Tatsache beruhen, dass C’baoth selbst ein Klon war? Und bedeutete dies, dass das Mount-Tantiss-Projekt C’baoth in seinem Machtstreben direkt in die Hände spielte? Vielleicht. Ein Problem, auf das er Thrawns Aufmerksamkeit lenken musste. Pellaeon sah C’baoth an, zu spät erkennend, dass in Gegenwart des Jedi-Meisters derartige Gedanken nicht allein ihm gehörten. Aber C’baoth blickte nicht in seine Richtung, ob nun wissend oder nicht. Er sah starr geradeaus, unfokussiert, mit verspanntem Gesicht. Seine Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Meister C’baoth?«

»Dort sind sie«, flüsterte C’baoth mit tiefer, kehliger Stimme. »Sie sind da«, wiederholte er, lauter diesmal.

Pellaeon blickte verwirrt zum Taktikdisplay hinüber. »Wer ist wo?«, fragte er.

»Sie sind auf Filve«, sagte C’baoth. Abrupt sah er Pellaeon an, mit funkelnden, wahnsinnigen Augen. »Meine Jedi sind auf Filve.«

»Meister C’baoth, Bestätigung, dass die Kreuzer ihre Polarpositionen eingenommen haben«, verlangte Thrawn scharf. »Dann erwarte ich einen Bericht über die Scheinangriffe …«

»Meine Jedi sind auf Filve«, fiel ihm C’baoth ins Wort. »Was kümmern mich da Ihre Angriffe?«

»C’baoth …«

Mit einem Wedeln der Hand schaltete C’baoth das Interkom ab. »Jetzt, Leia Organa Solo«, murmelte er sanft, »gehörst du mir.«

Der Millennium Falke scherte hart nach Steuerbord aus, als ein TIE-Jäger über ihn hinwegraste, mit grell feuernden Lasern, erfolglos versuchend, dem Manöver des Frachters zu folgen. Leia Organa Solo biss die Zähne zusammen und beobachtete, wie einer ihrer begleitenden X-Flügler den imperialen Sternenjäger in eine Wolke lodernden Staubes verwandelte. Der Himmel drehte sich über der Kanzel des Falken, als das Schiff auf seinen ursprünglichen Kurs zurückkehrte …

»Aufpassen!«, schrie Dreipeo von dem Sitz hinter Leia, als ein anderer TIE-Jäger von der Seite heranbrauste. Die Warnung war überflüssig – ein Trudeln vortäuschend, wich der Falke bereits in einer Sturzspirale in die andere Richtung aus, sodass seine unteren Vierlingslaserbatterien das Ziel erfassen konnten. Selbst durch die Cockpittür war das Wookiee-Kampfgebrüll hörbar, und der TIE-Jäger ging den Weg seines zerstörten Vorgängers.

»Guter Schuss, Chewie«, rief Han Solo ins Interkom, als er den Falken wieder stabilisiert hatte. »Wedge?«

»Noch immer bei euch, Falke«, sagte Wedge Antilles prompt. »Im Moment sind wir sicher, aber es nähert sich bereits eine weitere Welle TIE-Jäger.«

»Ja.« Han sah Leia an. »Deine Entscheidung, Süße. Willst du immer noch eine Landung versuchen?«

Dreipeo gab ein leises elektronisches Keuchen von sich. »Captain Solo, Sie wollen doch sicherlich nicht vorschlagen …«

»Dreh das Ventil zu, Goldjunge«, fiel ihm Han ins Wort. »Leia?«

Leia sah durch die Cockpitkanzel zu dem imperialen Sternenzerstörer und den acht Dreadnaughts hinüber, die den Planeten vor ihnen belagerten – so wie Mynocks einen ungesicherten Energiegenerator umschwärmten. Es hätte ihre letzte diplomatische Mission vor der Geburt der Zwillinge sein sollen: eine kurze Reise, um eine nervöse filvianische Regierung zu beruhigen und die Entschlossenheit der Neuen Republik zu demonstrieren, die Systeme in diesem Sektor zu beschützen. Schöne Demonstration … »Es gibt keine Möglichkeit, den Belagerungsring zu durchbrechen«, sagte sie widerstrebend zu Han. »Selbst wenn wir es könnten, bezweifle ich, dass es die Filvianer riskieren würden, den Schild zu öffnen, um uns hereinzulassen. Besser, wir verschwinden von hier.«

»Klingt vernünftig«, knurrte Han. »Wedge? Wir drehen ab. Bleibt in unserer Nähe.«

»Verstanden, Falke«, antwortete Wedge. »Aber wir brauchen ein paar Minuten, um den Rücksprung zu berechnen.«

»Bemüht euch nicht«, meinte Han, während er sich mit dem Sitz drehte und den Navicomputer aktivierte. »Ihr bekommt die Daten von uns.«

»Verstanden. Renegaten-Staffel: Abschirmformation!«

»Weißt du, allmählich bin ich es leid«, sagte Han zu Leia und drehte sich zu ihr um. »Ich dachte, deine Noghri-Kumpel würden dich in Ruhe lassen.«

»Das hat nichts mit den Noghri zu tun.« Leia schüttelte den Kopf, und eine merkwürdige Spannung legte sich um ihre Stirn. Bildete sie es sich nur ein, oder löste sich die Formation der imperialen Schiffe um Filve auf? »Sondern mit Großadmiral Thrawn, der mit seinen neuen Dreadnaughts von der Dunklen Macht spielt.«

»Stimmt«, sagte Han leise, und Leia fuhr zusammen, als sie spürte, wie in seiner Aura Bitterkeit aufblitzte. Trotz all ihrer Bemühungen, es ihm auszureden, hielt es Han noch immer für sein persönliches Versagen, dass Thrawn von der Neuen Republik die herrenlosen Schiffe der Katana-Flotte – der sogenannten Dunklen Macht – in seine Gewalt gebracht hatte. »Ich hätte nicht geglaubt, dass er sie so schnell einsatzbereit machen könnte«, fügte Han hinzu, während er den Bug des Falken von Filve wegdrehte und Kurs auf den tiefen Weltraum nahm.

Leia schluckte. Die seltsame Spannung war noch immer da, wie ein ferner, bösartiger Druck gegen die Ränder ihres Bewusstseins. »Vielleicht verfügt er über genug Spaarti-Zylinder, um nicht nur Soldaten, sondern auch Ingenieure und Techniker zu klonen.«

»Ein verdammt spaßiger Gedanke«, knurrte Han, und durch die Spannung konnte Leia seinen plötzlichen Stimmungswechsel spüren, als er den Kom-Schalter drückte. »Wedge, wirf einen Blick auf Filve und sag mir, ob ich Gespenster sehe.«

Über das Kom hörte Leia, wie Wedge verblüfft tief Luft holte. »Meinst du damit, dass die imperialen Einheiten ihren Angriff abbrechen und unsere Verfolgung aufnehmen?«

»Genau das.«

»Sieht ziemlich real aus«, erwiderte Wedge. »Könnte ein guter Zeitpunkt sein, um von hier zu verschwinden.«

»Ja.« Han nickte langsam. »Vielleicht.«

Leia sah ihren Mann fragend an. Da war etwas in seiner Stimme … »Han?«

»Die Filvianer haben doch um Hilfe gerufen, ehe sie ihren Schild aktivierten, richtig?«, fragte Han nachdenklich.

»Richtig«, bestätigte Leia zurückhaltend.

»Und die nächste Basis der Neuen Republik ist Ord Pardron, richtig?«

»Richtig.«

»Okay. Renegaten-Staffel, wir ändern den Kurs nach Steuerbord. Bleibt bei mir.« Er hantierte an seinem Kontrollpult, und der Falke vollführte eine scharfe Drehung nach rechts.

»Aufpassen, Falke – dieser Kurs führt uns zu den TIE-Jägern«, warnte Wedge.

»Dazu kommt es nicht«, versicherte ihm Han. »Hier ist unser Vektor.«

Er richtete das Schiff auf ihren neuen Kurs aus und warf einen Blick auf die Heckdisplays. »Gut – sie verfolgen uns noch immer.« Der Navicomputer hinter ihm piepte die Bestätigung, dass die Sprungberechnung abgeschlossen war.

»Wedge, wir haben eure Koordinaten«, sagte Leia und griff nach dem Schalter für die Datenübertragung.

»Wartet, Falke«, ließ Wedges Stimme sie innehalten. »Wir bekommen Gesellschaft von Steuerbord.«

Leia blickte in die Richtung, und die Kehle schnürte sich ihr zusammen, als sie sah, was Wedge meinte. Die anfliegenden TIE-Jäger kamen rasend schnell näher und waren bereits nahe genug, um jede Übertragung des Falken an seine Eskorte abzuhören. Jetzt die Sprungkoordinaten an Wedge zu senden, wäre wie eine offene Einladung an die Imperialen, am Zielort ein Empfangskomitee zu postieren.

»Vielleicht kann ich helfen, Euer Hoheit«, rief Dreipeo heiter. »Bekanntlich beherrsche ich fließend über sechs Millionen Kommunikationsformen. Ich könnte die Koordinaten für Commander Antilles beispielsweise in die boordistische oder vaathkreesche Verkehrssprache übersetzen …«

»Und dann schickst du ihm die Übersetzung?«, warf Han trocken ein.

»Natürlich …« Der Droide verstummte. »Du liebe Güte«, sagte er verlegen.

»Na ja, vergiss es«, sagte Han. »Wedge, du warst doch vor zwei Jahren auf Xyquine, oder?«

»Ja … Ah, ein Cracken-Manöver?«

»Genau. Auf zwei: eins, zwei.«

Leia erhaschte einen Blick auf die X-Flügler jenseits des Cockpits, die um den Falken in eine komplizierte neue Begleitformation einschwenkten. »Was bringt uns das?«, fragte sie.

»Die Freiheit«, erklärte Han und überprüfte erneut das Heckdisplay. »Ruf die Koordinaten ab, zähl zur zweiten Zahl jeder Gruppe eine Zwei hinzu und schick dann alles zu den X-Flüglern.«

»Ich verstehe«, erklärte Leia, während sie sich an die Arbeit machte. Die Veränderung der zweiten Ziffer würde ihren Flugvektor nicht so sehr ändern, dass die Imperialen hinter den Trick kamen, aber dafür sorgen, dass die Verfolger ein paar Lichtjahre von ihnen entfernt in den Normalraum zurückstürzten. »Sehr schlau. Und dieses kleine Flugmanöver von vorhin war reine Augenwischerei?«

»Richtig. Damit sie glauben, wir hätten keine andere Möglichkeit mehr. Ein Trick, den Pash Cracken bei diesem Fiasko über Xyquine ausgeheckt hat.« Han sah erneut auf das Heckdisplay. »Ich schätze, wir haben genug Vorsprung, um ihnen zu entkommen«, sagte er. »Versuchen wir’s.«

»Wir gehen nicht auf Lichtgeschwindigkeit?« Leia runzelte die Stirn, und eine alte und recht schmerzhafte Erinnerung kam ihr in den Sinn. Diese verzweifelte Flucht von Hoth, mit Darth Vaders gesamter Flotte im Nacken und einem defekten Hyperantrieb …

Han warf ihr einen Seitenblick zu. »Mach dir keine Sorgen, Schätzchen. Heute funktioniert der Hyperantrieb.«

»Hoffen wir’s«, murmelte Leia.

»Sieh mal, solange sie uns verfolgen, ist Filve vor ihnen sicher«, fuhr Han fort. »Und je weiter wir sie fortlocken, desto mehr Zeit hat die Verstärkung, die von Ord Pardron unterwegs ist.«

Der grellgrüne Blitz eines Streifschusses hinderte Leia an der beabsichtigten Erwiderung. »Ich denke, wir haben ihnen so viel Zeit gegeben, wie wir können«, sagte sie stattdessen zu Han. Sie spürte die Unruhe der ungeborenen Zwillinge in ihrem Leib. »Können wir bitte von hier verschwinden?«

Ein zweiter Schuss zerfaserte am oberen Deflektorschild des Falken. »Ja, ich schätze, du hast recht«, meinte Han. »Wedge? Seid ihr bereit, diese Party zu verlassen?«

»Wann ihr wollt, Falke«, antwortete Wedge. »Fliegt voraus – wir folgen euch.«

»Verstanden.« Han ergriff die Hyperantriebshebel und zog sie sacht an sich. Über der Cockpitkanzel verwandelten sich die Sterne in Sternlinien, und sie waren in Sicherheit.

Leia atmete tief ein und langsam wieder aus. Sie spürte immer noch die Furcht der Zwillinge, und für einen Moment konzentrierte sie sich darauf, sie zu beruhigen. Es war ein seltsames Gefühl, hatte sie schon oft gedacht, ein Bewusstsein zu berühren, das aus Emotionen und puren Sinneswahrnehmungen bestand und nicht aus Bildern und Worten. So verschieden von dem Bewusstsein Hans und Lukes und ihrer anderen Freunde – und so verschieden von dem fernen Bewusstsein, das die imperialen Angriffseinheiten koordiniert hatte.

Die Tür hinter ihnen glitt auf, und Chewbacca kam ins Cockpit.

»Guter Schuss, Chewie«, sagte Han, als der Wookiee seinen mächtigen Körper in den Backbordpassagiersitz neben Dreipeo wuchtete. »Gab es noch irgendwelche Probleme mit der Querführung?«

Chewbacca grollte eine Verneinung. Seine dunklen Augen studierten Leias Gesicht, dann grollte er eine Frage.

»Mir geht es gut«, versicherte Leia und blinzelte die plötzlichen und unerklärlichen Tränen fort. »Wirklich.« Sie sah Han an und bemerkte seinen fragenden Blick.

»Du hast dir doch keine Sorgen gemacht, oder?«, fragte er. »Es war nur eine imperiale Angriffsflotte. Kein Grund zur Aufregung.«

Sie schüttelte den Kopf. »Das war es nicht, Han. Da war noch etwas anderes dort draußen. Eine Art …« Sie schüttelte erneut den Kopf. »Ich weiß es nicht.«

»Vielleicht war es nur eine Unpässlichkeit wie damals über Endor«, vermutete Dreipeo hilfsbereit. »Sie erinnern sich – als Sie zusammengebrochen sind, während Chewbacca und ich mit der Reparatur des …«

Chewbacca grollte eine Warnung, und der Droide verstummte abrupt. Aber zu spät.

»Nein, lass ihn reden«, forderte Han, und seine Aura war voll beschützenden Argwohns, als er Leia ansah. »Was war das für eine Unpässlichkeit?«

»Es war nichts, Han«, beruhigte ihn Leia und ergriff seine Hand. »Bei unserem ersten Orbit um Endor haben wir die Stelle passiert, an der der Todesstern explodiert ist. Für ein paar Sekunden konnte ich so etwas wie die Präsenz des Imperators spüren. Das war alles.«

»Oh, das war alles«, wiederholte Han sarkastisch und funkelte Chewbacca finster an. »Ein toter Imperator versucht, dich in seinen Bann zu ziehen, und du hältst es für nicht erwähnenswert?«

»Sei nicht albern«, schalt ihn Leia. »Es gab keinen Grund zur Sorge – es war schnell vorbei, und es gab keine Nachwirkungen. Außerdem war das, was ich über Filve gespürt habe, etwas völlig anderes.«

»Freut mich zu hören«, sagte Han, noch nicht bereit, das Thema fallen zu lassen. »Hast du dich danach untersuchen lassen?«

»Nun, es war keine Zeit …«

»Schön. Du erledigst das, sobald wir zurück sind.«

Leia nickte mit einem stummen Seufzer. Sie kannte diesen Ton, und außerdem musste sie ihm in dieser Sache recht geben. »In Ordnung. Wenn ich es einrichten kann.«

»Du wirst es einrichten«, konterte Han. »Oder ich werde dich von Luke im Medizentrum einsperren lassen. Ich meine es ernst, Süße.«

Leia drückte seine Hand und spürte, wie sich dabei ihr Herz zusammenkrampfte. Luke, ganz allein in imperialen Regionen unterwegs – aber ihm ging es gut. Ihm musste es gut gehen. »In Ordnung«, sagte sie zu Han. »Ich werde mich untersuchen lassen. Ich verspreche es dir.«

»Gut«, sagte er, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden. »Also, was hast du über Filve gespürt?«

»Ich weiß es nicht.« Sie zögerte. »Vielleicht war es dasselbe, was Luke auf der Katana gespürt hat. Du weißt schon – als die Imperialen dieses Enterkommando aus Klonen an Bord abgesetzt haben.«

»Ja«, murmelte Han zweifelnd. »Vielleicht. Diese Dreadnaughts waren ziemlich weit weg.«

»Aber es müssen auch sehr viel mehr Klone an Bord gewesen sein.«

»Ja, vielleicht«, sagte Han wieder. »Nun, ich schätze, Chewie und ich sollten uns jetzt besser um diesen Ionenflussstabilisator kümmern, bevor er völlig den Geist aufgibt. Kommst du hier oben allein zurecht, Liebling?«

»Kein Problem«, versicherte Leia, froh, das Thema zu wechseln. »Geht ihr beiden ruhig.« Denn über die andere Möglichkeit wollte sie lieber nicht nachdenken. Der Imperator, so hatten sich hartnäckige Gerüchte gehalten, war in der Lage gewesen, mit der Macht direkte Kontrolle über seine Streitkräfte auszuüben. Wenn dieser Jedi-Meister, den Luke auf Jomark getroffen hatte, über dieselbe Fähigkeit verfügte … Sie rieb sich den Bauch und konzentrierte sich auf die winzigen Bewusstseine in ihrem Leib. Nein, sie wollte wirklich nicht darüber nachdenken.

»Ich nehme an«, sagte Thrawn mit tödlicher Ruhe, »dass Ihr eine Erklärung dafür habt.«

Langsam, bedächtig wandte C’baoth den Blick von dem Doppeldisplayring des Kommandoraums und sah den Großadmiral an. »Haben Sie auch eine Erklärung, Großadmiral Thrawn?«, fragte er.

»Ihr habt den Ablenkungsangriff auf Filve abgebrochen«, sagte Thrawn, C’baoths Frage ignorierend. »Dann habt Ihr die gesamte Flotte auf eine sinnlose Verfolgungsjagd geschickt.«

»Und Sie, Großadmiral Thrawn, haben mir entgegen Ihrem Versprechen nicht meine Jedi geliefert«, konterte C’baoth. Seine Stimme, bemerkte Pellaeon unbehaglich, gewann langsam an Tonhöhe und Lautstärke. »Sie, Ihre zahmen Noghri, Ihr ganzes Imperium – alle haben versagt.«

Thrawns glühend rote Augen verengten sich. »Tatsächlich? Und war es ebenfalls unsere Schuld, dass Ihr nicht in der Lage wart, Luke Skywalker festzuhalten, nachdem wir ihn Euch nach Jomark geliefert haben?«

»Sie haben ihn mir nicht geliefert, Großadmiral Thrawn«, beharrte C’baoth. »Ich habe ihn durch die Macht zu mir gerufen …«

»Der Imperiale Geheimdienst hat das Gerücht verbreitet, dass Jorus C’baoth zurückgekehrt ist und auf Jomark gesehen wurde«, fiel ihm Thrawn kalt ins Wort. »Ein imperiales Schiff hat Euch dorthin gebracht, mit imperialen Mitteln wurde dieses Haus dort für Euch hergerichtet, und imperiale Ingenieure haben die getarnte Landeinsel für Euch gebaut. Das Imperium hat seinen Teil geleistet, um Euch Skywalker in die Hände zu spielen. Ihr wart es, der dabei versagt hat, ihn dort festzuhalten.«

»Nein!«, widersprach C’baoth scharf. »Skywalker verließ Jomark, weil Mara Jade Ihnen entkam und ihn gegen mich aufhetzte – und sie wird dafür bezahlen. Haben Sie verstanden? Sie wird dafür bezahlen.«

Für einen langen Moment schwieg Thrawn. »Ihr habt den gesamten Filve-Einsatzverband auf den Millennium Falken gehetzt«, sagte er schließlich wieder mit kontrollierter Stimme. »Habt Ihr Erfolg gehabt und Leia Organa Solo gefangen nehmen können?«

»Nein«, knurrte C’baoth. »Aber nicht, weil sie nicht zu mir kommen wollte. Sie will – genau wie Skywalker.«

Thrawn warf Pellaeon einen Blick zu. »Sie will zu Euch kommen?«, fragte er.

C’baoth lächelte. »Unbedingt«, sagte er, und seine Stimme hatte unerwarteterweise alle Aggressivität verloren, klang fast träumerisch … »Sie will, dass ich ihre Kinder ausbilde«, fuhr er fort, während sein Blick durch den Kommandoraum schweifte. »Dass ich ihnen den Weg der Jedi zeige, sie nach meinem Bilde forme. Weil ich der Meister bin – der einzige, den es gibt.« Er sah wieder Thrawn an. »Sie müssen sie zu mir bringen, Großadmiral Thrawn«, sagte er, und es klang halb feierlich, halb flehend. »Wir müssen sie aus dem Bann jener befreien, die ihre Kräfte fürchten. Sie werden sie vernichten, wenn es uns nicht gelingt.«

»Natürlich müssen wir das«, sagte Thrawn besänftigend. »Aber Ihr müsst diese Angelegenheit mir überlassen. Alles, was ich brauche, ist etwas mehr Zeit.«

C’baoth dachte darüber nach und griff unter seinem Bart nach dem Medaillon an seiner Halskette.

Pellaeon spürte Gänsehaut auf dem Rücken. Ganz gleich, wie oft er es auch erlebte, er würde sich nie an diese plötzlichen, ins düstere Zwielicht des Klonwahnsinns abgleitenden Stimmungswechsel gewöhnen. Es war, wie er wusste, ein universelles Problem bei den frühen Klonexperimenten gewesen: eine permanente mentale und emotionale Instabilität, die untrennbar mit der Länge des Wachstumszyklus des Duplikats zusammenhing. Wenige wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema hatten die Ära der Klonkriege überdauert, aber Pellaeon war auf eine Abhandlung gestoßen, die postulierte, dass kein Klon, der in weniger als einem Jahr zur Reife gelangte, stabil genug sein würde, um außerhalb einer total kontrollierten Umgebung zu überleben. In Anbetracht der Zerstörung, die sie in der Galaxis angerichtet hatten, war Pellaeon bisher davon ausgegangen, dass die Klonmeister schließlich doch zumindest eine Teillösung für dieses Problem gefunden hatten. Ob sie dabei auch den eigentlichen Grund für den Wahnsinn entdeckt hatten, war eine völlig andere Frage. Es konnte sehr gut möglich sein, dass Thrawn der Erste war, der das Problem wirklich verstand.

»Nun gut, Großadmiral Thrawn«, sagte C’baoth abrupt. »Ich gebe Ihnen eine letzte Chance. Aber ich warne Sie: Es wird Ihre letzte sein. Danach werde ich die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen.« Unter den buschigen Brauen blitzten seine Augen. »Und ich warne Sie außerdem: Wenn Sie nicht einmal eine derart kleine Aufgabe erledigen können, werde ich Sie vielleicht als unwürdig erachten, die Streitkräfte meines Imperiums zu führen.«

Thrawns Augen funkelten, aber er neigte lediglich leicht den Kopf. »Ich nehme Eure Herausforderung an, Meister C’baoth.«

»Gut.« Bedächtig ließ sich C’baoth auf seinem Sitz nieder und schloss die Augen. »Sie können jetzt gehen, Großadmiral Thrawn. Ich möchte meditieren und die Zukunft meiner Jedi planen.«

Für einen Moment stand Thrawn schweigend da, die glühenden roten Augen unverwandt auf C’baoth gerichtet. Dann wanderte sein Blick zu Pellaeon. »Sie werden mich zur Brücke begleiten, Captain«, sagte er. »Ich möchte, dass Sie die Verteidigungsmaßnahmen für das Ukio-System überwachen.«

»Jawohl, Sir«, sagte Pellaeon, dankbar für jeden Grund, C’baoths Nähe zu entkommen. Für einen Moment hielt er inne und spürte ein unwillkürliches Stirnrunzeln, während er auf C’baoth hinunterblickte. War da nicht etwas gewesen, auf das er Thrawns Aufmerksamkeit lenken wollte? Etwas, das mit C’baoth, den Klonen und dem Mount-Tantiss-Projekt zu tun hatte …? Aber es fiel ihm beim besten Willen nicht mehr ein, und mit einem geistigen Schulterzucken verdrängte er den Gedanken. Es würde ihm bestimmt rechtzeitig wieder einfallen. Er bog um den Displayring und folgte seinem Befehlshaber aus dem Raum.

2. Kapitel

Sie wurde die Calius saj Leeloo genannt, die Stadt des glühenden Kristalls von Berchest, und sie hatte seit den frühesten Tagen der Alten Republik zu den spektakulärsten Wundern der Galaxis gezählt. Die ganze Stadt war im Grunde ein einziger riesiger Kristall, im Lauf von Äonen aus der salzigen Gischt des dunklen, orangeroten Wassers des Leefarimeers entstanden, das gegen das niedrige Kliff brandete, auf dem dieser ruhte. Die ursprüngliche Stadt war über Jahrzehnte hinweg von den einheimischen berchestianischen Künstlern aus dem Kristall geschliffen worden, und später hatten ihre Nachkommen sein langsames Wachstum kontrolliert und genährt.

In der Blütezeit der Neuen Republik war Calius eine bedeutende Touristenattraktion gewesen, und ihre Bewohner hatten gut von den Millionen Wesen gelebt, die zu der überwältigenden Schönheit der Stadt und ihrer Umgebung pilgerten. Aber das Chaos der Klonkriege und der anschließende Aufstieg des Imperiums hatten derart müßigen Lustbarkeiten ein Ende gemacht, und Calius war gezwungen gewesen, sich nach anderen Einnahmequellen umzusehen. Glücklicherweise hatten die Touristenströme zu dauerhaften Handelsbeziehungen zwischen Berchest und den meisten bedeutenden Systemen der Galaxis geführt. Die offensichtliche Lösung für die Berchestianer war, aus Calius ein Handelszentrum zu machen– und obwohl die Stadt sich kaum mit Svivren oder Ketaris messen konnte, hatten sie ein gewisses Maß an Erfolg gehabt. Das einzige Problem war, dass das Handelszentrum auf imperialem Gebiet lag.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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