Star Wars™ Imperium und Rebellen 1 - Martha Wells - E-Book
SONDERANGEBOT

Star Wars™ Imperium und Rebellen 1 E-Book

Martha Wells

0,0
8,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Auftakt der neuen großen Star-Wars-Serie spielt direkt nach Episode 4 "Eine neue Hoffnung".

Der erste Todesstern des Imperators wurde im letzten Moment vernichtet. Nun wollen die Rebellen, die sich um Prinzessin Leia versammelt haben, einen Stützpunkt auf dem Eisplaneten Hoth aufbauen. Doch als Leia und Han Solo sich um dringend benötigte Ausrüstung bemühen, werden sie verraten. Gefangen zwischen skrupellosen Piraten und der Imperialen Flotte müssen Han und Leia nicht nur dem Tod entkommen. Auch die Rebellion scheint zu scheitern, bevor sie richtig begonnen hat. Denn die Vergangenheit hat Prinzessin Leia eingeholt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 511

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Martha Wells

AUF MESSERS SCHNEIDE

Imperium und Rebellen

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Empire and Rebellion 1. Razors’s Edge«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung April 2015

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2013 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2015 by

Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft,

nach einer Originalvorlage

Cover Art Copyright: © 2013 by Lucasfilm Ltd.

Jacket illustration: Steve Stone

Jacket design: Scott Biel

HK · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-14396-1

www.blanvalet.de

Für all die Freunde,

die ich vor so vielen Jahren in der Star Wars-Fangemeinde gewonnen habe. Und insbesondere für Z. P. Florian – ich wünschte, du wärst hier.

Dramatis Personae

ALIA TERAE; Piratin (Mensch)

ANAKARET; Schmugglerin (Twi’lek)

ANDEVID; Pirat (Aqualishaner)

ARAL TUKOR VIEST; Piraten-Flugmeisterin (Lorrdianerin)

C-3PO; männlich programmierter Protokolldroide

CALINE METARA; Captain der Aegis (Mensch)

CHEWBACCA; Kopilot des Millennium Falken (Wookiee)

DANNAN KELVAN; Erster Offizier der Aegis (Mensch)

DEGOREN; Imperialer Commander (Mensch)

HAN SOLO; Captain des Millennium Falken (Mensch)

JERELL; Adjutant von General Willard (Mensch)

KEARN-SA’DAVIT; Rebell (Videllaner)

KIFAR ITRAN; Rebell (Mensch)

LEIA ORGANA; Rebellin (Mensch)

LUKE SKYWALKER; Rebell (Mensch)

R2-D2; männlich programmierter Astromechdroide

SIAN TESAR; Rebellin (Mensch)

VANDEN WILLARD; Rebellengeneral (Mensch)

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

1. Kapitel

Leia Organa hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.« Zumindest sind sie pünktlich«, meinte sie, während sie die Datenübertragung auf dem Kom-Schirm verfolgte. Gemeinsam mit General Willard stand sie auf der kleinen Brücke der Wagnis, wo Captain Denlan und Lieutenant Esrai auf dem Piloten- und dem Kopilotensitz Platz genommen hatten. Sie waren gerade aus dem Hyperraum zurückgefallen, und als das Schiff auf Sublichtgeschwindigkeit abbremste, stabilisierte sich das Sternenfeld vor dem Sichtfenster wieder.

Captain Denlan erklärte: »Wären wir nur ein wenig später gestartet, oder wäre unser Hyperantrieb nicht perfekt eingestellt, hätten wir die Übertragung verpasst.«

»Haben wir aber nicht«, entgegnete Leia scharf. Wenn die Rebellenallianz es sich leisten könnte, jedes Schiff mit der nötigen Kom-Ausrüstung zu bestücken, um Hyperwellenübertragungen zu empfangen, dann wäre ihnen dieser Moment der Verwundbarkeit erspart geblieben. Trotzdem war die Mission bislang nach Plan verlaufen. Es gab also eigentlich keinen Grund für sie, so angespannt zu sein – und doch war sie es. Immerhin, sagte sie sich, mussten sie nicht lange warten.

»Zum Glück hat das Flottenkommando die Zeitkonversion richtig berechnet«, meinte Esrai, und ihre Hände nahmen einige schnelle Korrekturen auf der Kontrolltafel vor.« Das wäre sonst peinlich geworden.«

»Das wäre eine Art, es auszudrücken«, kommentierte General Willard. Er stand neben Leias Kom-Station, die Aufmerksamkeit auf den Prozentbalken des Übertragungsschirms gerichtet. Er war ein hochgewachsener, schlanker Mensch mit kurzem ergrauendem Haar, und Leia kannte ihn gut genug, um zu sehen, dass auch er unruhig war. »Prinzessin?«

»Wir haben es.« Sie drehte den Sessel zur Computerkonsole herum und überprüfte das Protokoll, um sicherzugehen, dass auch die gesamte Nachricht aufgezeichnet worden war. Ja, es war alles da. Jetzt mussten sie die übermittelten Koordinaten nur noch dechiffrieren und den Sprung zum Treffpunkt machen, wo sie über den Kauf der Rohmaterialien verhandeln würden, die sie für die Errichtung der Echo-Basis brauchten – dem neuen, geheimen Hauptquartier der Rebellenallianz. Der Stützpunkt stand kurz vor der Vollendung, aber die letzten beiden Monate waren alles andere als einfach gewesen. So vieles war schiefgelaufen, und die Mittel der Allianz waren gefährlich knapp. Sobald diese Mission vorüber und die nötigen Materialien gesichert waren, würde Leia sich gestatten, ein wenig leichter zu atmen. »Wir sind hier fertig«, meinte sie. »Captain …«

»Einen Moment.« Esrais Stimme klang angespannt. »Ich habe einen Sensorkontakt. Er ist ziemlich weit entfernt, aber …«

So viel zum Thema »Leichter atmen«. Jeder Nerv in Leias Körper sagte ihr, dass gerade etwas schrecklich aus dem Ruder lief. Sie befanden sich im Mittleren Rand, im entlegensten Winkel eines unbewohnten Systems namens Eschaton. Hier gab es nur kalte, leblose Planeten, die weithin verstreut waren, dazu einen Gasriesen, eine gestreifte, blau glühende Kugel. In einem solchen System sollte es wenig bis gar keinen Verkehr geben – für die Anwesenheit anderer Schiffe hier gab es schlicht keinen Grund. Sie blaffte: »Bringen Sie uns in den Hyperraum – sofort!«

Gerade, als Leia den Sitz wieder nach vorn drehte, traf sie plötzlich etwas von hinten und schleuderte sie gegen die Konsole. Die Sicherheitsgurte gruben sich schmerzhaft in ihre Brust, ihre Ohren klingelten, die Augen tränten, dann brandete Hitze über ihren Nacken. Einen Sekundenbruchteil später erkannte Leia, dass sie getroffen worden waren.

Sie wirbelte herum und sah Denlan und Esrai über ihren Instrumentenpulten zusammengesunken. Streuenergie ließ Funken von den Kontrollen stieben, das Metall war durch die Energie der Explosion geschwärzt, und Rauch trieb durch die Luft. Mit tauben Fingern griff Leia nach den Gurten, dann öffnete sie den Verschluss und stemmte sich auf die Füße. Doch nach nur einem Schritt fiel sie auf die Knie. Sie landete neben General Willard, der gegen den Fuß der Navigationskonsole geschleudert worden war. Leia sagte laut seinen Namen, konnte aber die eigene Stimme nicht hören – ihre Ohren klingelten noch immer unter den Alarmsirenen des Schiffes, die sich aber seltsam gedämpft anhörten. Das Gesicht des Generals war voller Blut, und seine Augen waren geschlossen, aber als sie die Hand auf seine Brust legte, spürte sie, dass er atmete. Sie seufzte erleichtert, griff nach ihrem Sessel und zog sich wieder in eine aufrechte Position.

Alles, was sie durch das Sichtfenster sehen konnte, war ein umherwirbelndes Sternenfeld – das Schiff trudelte unkontrolliert durch den Raum. Jede Anzeige auf der Brücke war entweder rot leuchtend, von blinkenden Notfallmeldungen erfüllt oder komplett schwarz. Leia taumelte zum Sitz des Piloten und packte Denlan an der Schulter, um ihn von der Funken sprühenden Konsole hochzuziehen, aber dann erstarrte sie, und ihr drehte sich fast der Magen um. Die Kontrolltafel direkt vor ihm war explodiert und hatte ein Loch in seine Brust gesprengt. Mit zusammengepressten Zähnen ließ sie ihn los und wandte sich zu Esrai um, die seitlich aus ihrem Sessel hing. Leia tastete am Hals des Lieutenants nach einem Puls, und als sie die Hand zurückzog, war sie glitschig vor Blut. Obwohl sie Angst davor hatte, was sie sehen würde, schob sie Esrais Haar zur Seite. Splitter hatten sich in die Schläfe der Frau gebohrt, und ihre Augen waren offen, aber starr. Tot.

Die Prinzessin kniff die eigenen Augen zu, um zu verhindern, dass ihr Magen sich vollends umdrehte. Da erbebte und zitterte das Deck unter ihr, und sie griff nach der Rückenlehne des Kopilotensitzes. Sie standen noch immer unter Feuer. Leia blickte auf den Sensorschirm, um herauszufinden, wo der Angreifer steckte.

Eines ihrer Ohren knackte, und das dumpfe Heulen der Sirenen wurde lauter. Einer der Alarme, der ganz in ihrer Nähe erklang, war dabei besonders hartnäckig. Er stammte von einer der wenigen noch funktionierenden Anzeigen auf der Kommandokonsole, auf der eine rasch sinkende Prozentzahl zu sehen war. AUSFALLDESBRÜCKENEINDÄMMUNGSSCHILDES, las Leia, bevor ihr Blick weiter zum Sichtfenster wanderte. Im unteren Viertel der Scheibe hatte sich ein tiefer, gezackter Riss gebildet.

Leia fluchte und rannte über die Brücke, dann schlug sie auf den Öffnungsknopf für die Luke und bückte sich, um Willard zu packen. Der Eindämmungsschild hatte sich automatisch über das Fenster gesenkt, als das Schiff das Leck entdeckt hatte – das war der einzige Grund, warum sie nicht bereits Vakuum atmete. Sie wusste nicht, wie lange es noch dauern würde, ehe der Schild vollständig ausfiel, aber der Alarm ließ darauf schließen, dass es jeden Moment so weit sein könnte.

Nachdem Leia Willard in eine sitzende Position hochgezogen hatte, stellte sie fest, dass die Luke sich nicht geöffnet hatte. Also stand sie auf und schlug noch einmal auf den Knopf. Keine Reaktion. »Das soll doch wohl ein Witz sein«, zischte sie und klappte die Tafel für die manuelle Öffnung hoch. Der Alarm des Eindämmungsschildes heulte ihr in den Ohren, während sie den Hebel für die Notlösung drückte, und sie konnte spüren, wie die Verriegelung klickte. Doch die Luke wollte noch immer nicht aufgleiten. Sie schob ihre Finger in die Dichtung, stemmte den Fuß gegen die Navigationskonsole und setzte dann ihre ganze Kraft ein, um die Türen aufzuzerren.

Langsam bewegte sich die Luke, bis der Spalt schließlich breit genug war, um die Schultern hindurchzuschieben. Das hektische Schrillen des Alarms sagte ihr, dass für mehr keine Zeit war, und so beugte sie sich rasch hinab, packte den General am Kragen seiner Jacke und begann, seinen bewusstlosen Körper durch die Öffnung zu ziehen. Gerade, als sie glaubte, sie würden beide in der Luke steckenbleiben und nicht nur hier sterben, sondern auch noch in einer extrem würdelosen Haltung ihr Ende finden, hörte sie, wie aus der Richtung des Korridors jemand auf sie zurannte. »Hier!«, schrie Leia. Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme schrill und verzweifelt.

Ein weibliches Mannschaftsmitglied tauchte im Eingang der Brückensektion auf, verschaffte sich kurz einen Überblick über die Situation und sprang dann vor. Sie griff General Willard unter den Armen und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht nach hinten.

Leia hob unterdessen die Beine des Generals an und quetschte sich selbst durch die Luke. Anschließend deutete sie auf die Panzertür der Brückensektion. »Beeilung! Die Luke wird sich nicht versiegeln. Wir haben keine Zeit …«

Die Worte sprudelten der Prinzessin zusammenhanglos aus dem Mund, aber die andere Frau begriff trotzdem. Gemeinsam schleiften sie den General durch den Vorraum und nach draußen auf den Gang.

Kaum, dass sie dort angekommen waren, ließ Leia Willards Beine los und wirbelte zu den Türkontrollen herum, um den Knopf für die Notfallversiegelung zu drücken. Im selben Moment, in dem die Panzertür zuglitt, schrillte der Eindämmungsalarm ein letztes Mal und verstummte dann schlagartig. Leia spürte ein Rumpeln und Beben durch das Metall vibrieren, als das Sichtfenster auf der Brücke nachgab.

Schwer keuchend fragte die Frau: »Sind der Captain und Esrai tot?« Sie war ein hochgewachsener Mensch mit dunkelbrauner Haut, das Haar zu Zöpfen geflochten und streng nach hinten gebunden. Sie hätte attraktiv gewirkt, wäre da nicht dieser ausgezehrte Ausdruck der Sorge auf ihren Zügen. Sie blutete aus der Nase, und die Haut um die Augen war verfärbt, so, als wäre sie mit dem Gesicht voran gegen eine Konsole oder ein Schott geprallt.

Leia nickte. »Als wir das erste Mal getroffen wurden.« Das Deck erbebte unter ihren Füßen, die Vibration einer Explosion, die sie nur um Haaresbreite verfehlt hatte. Sie mussten mit dem Schiff von hier fort. In der Nähe der Luke befand sich eine Kom-Tafel, und Leia drückte den Schalter für die bordweite Notdurchsage. »Han Solo! Han, können Sie mich hören?«

Die einzige Antwort, die sie zunächst erhielt, bestand im Poltern des Gefechts, dann meldete sich schließlich ein anderes Kom. Im Hintergrund waren Schreie zu hören, und eine Stimme sagte: »Er bedient gemeinsam mit Barani die Kanonen, Euer Hoheit. Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Die Schotttüren zum oberen Deck sind versiegelt, wir können nicht zu Ihnen durch …«

Das hatte Leia gerade noch gefehlt: Der Pilot, der die meiste Erfahrung mit derartigen Situationen hatte, war ausgesperrt und konnte nicht aufs Kontrolldeck. »Wir haben einen Druckausfall auf der Brücke«, erklärte sie. »Ich werde die Hilfssteuerung aktivieren und das Schiff in den Hyperraum bringen. Versuchen Sie nur, diese Kerle noch ein klein wenig länger zurückzuhalten.« Sie hatte keine Ahnung, wer »diese Kerle« waren, auch wenn natürlich davon auszugehen war, dass es sich um ein imperiales Schiff handelte. Doch sie wollte nicht über einen offenen Kom-Kanal eingestehen, dass sie ihre Angreifer nicht einmal identifiziert hatte.

»Ja, Euer Hoheit«, sagte die Stimme, dann hörte Leia den Mann noch »Sie sagt, ihr sollt weiterschießen!« rufen, bevor das Kom wieder auf Standby geschaltet wurde.

»Wir müssen zur Hilfssteuerung.« Leia zögerte und blickte auf Willards reglosen Körper hinab. Er atmete, und bis das Schiff außer Gefahr war, gab es nichts, was sie für ihn tun konnte. Also machte sie sich auf den Weg den Korridor hinunter, gefolgt von der anderen Frau. Am liebsten wäre sie gerannt, aber das Deck schwankte unter ihren Füßen hin und her, ein Zeichen dafür, dass die Gravitationskontrollen allmählich den Geist aufgaben. Leia blickte zu ihrer Begleiterin hinüber. »Sie …« Die Frau trug keine Rangabzeichen. Aufgrund ihrer Mission hatte niemand an Bord etwas bei sich, das ihn als Mitglied der Rebellenallianz ausweisen könnte, und die meisten waren in schlichte Arbeitsanzüge oder die Aufmachung ziviler Raumfahrer gekleidet. Doch Leia erinnerte sich noch vage daran, sie im Jägerhangar der Independence gesehen zu haben. »Sie sind Pilotin, richtig? Können Sie dieses Schiff fliegen?«

»Ich bin X-Flügler-Pilotin. Davon abgesehen habe ich nur langsame Frachttransporter und Luftgleiter geflogen, aber ich kann’s versuchen.«

Das war alles, was Leia im Augenblick verlangen konnte. Die Wagnis war ein kleiner umgebauter Frachter mit zwanzig Mann Besatzung, ohne Sternenjäger, aber dafür mit weit mehr Vierlingslasern, als ihre Größe und ihr Frachtraum erahnen ließen. Aufgrund der Umrüstung und des Einbaus der zusätzlichen Geschütze waren die Gänge des Schiffes nun extrem schmal, und der gesamte Aufbau glich einem Labyrinth. Esrai hatte gemeint, die Kontrollen wären genauso notdürftig zusammengebastelt und umgemodelt wie der Rest des Frachters. Die Welt vor Leias Augen verschwamm. »Tut mir leid, mir fällt Ihr Name nicht ein …«

Das Deck neigte sich zur Seite, und sie wurden beide gegen ein Schott geschleudert. Die Pilotin packte Leia am Arm, dann stieß sie sich mit der anderen Hand von der Wand ab und zog die Prinzessin hinter sich her den Korridor hinunter. »Ich bin Sian Tesar. Ich war unten auf dem Maschinendeck, als Sie an Bord kamen.«

»Oh, gut. Ich versuche immer, mich mit der gesamten Mannschaft vertraut zu machen, damit ich nicht mitten in einem Gefecht fragen muss, ob jemand ein Pilot ist.« Ihr war schwindelig, und ihr dröhnte der Kopf.

Sie erreichten den Schacht, der zur Hilfssteuerung des Frachters führte, und die Schwerkraft blieb gerade noch lange genug bestehen, dass sie nach unten in die kleine Kabine klettern konnten. Es gab hier kein Sichtfenster, nur einen Bildschirm für die Sensordaten. Er war leer, aber hoffentlich nur, weil die Kontrollen heruntergefahren waren.

Mit angehaltenem Atem gab Leia den Überbrückungscode ein, um die Kontrolle über die verbliebenen Systeme von der Brücke auf dieses Pult zu legen. Falls das nicht funktionierte, waren sie tot. Kurz schien die Zeit stillzustehen, dann leuchteten die Anzeigen auf und die Prinzessin atmete erleichtert auf.

Sian schob sich in den Pilotensitz und drückte den Hauptschalter, um die Kontrollen hochzufahren. Als die Schirme zum Leben erwachten, zuckte sie zusammen. »Unsere Deflektorschilde sind unten, und wir werden mit Turbolasern beschossen. Ich kann aber nicht sehen, wer auf uns feuert.«

Leia kämpfte sich auf den zweiten Sitz und zog die Gurte fest. »Es muss deutlich kleiner als ein Kreuzer sein, ansonsten wären wir schon längst erledigt.« Sie schaltete den Navigationscomputer ein, und eine große Last wich von ihr, als sie sah, dass der Hyperantrieb zumindest im Augenblick noch funktionierte. Doch dann überprüfte sie das Diagnosedisplay und stellte fest, dass die Leistung bereits auf 50 Prozent gesunken war. Das ist ein Problem. Die Explosion, die so viel zerstörerische Energie durch die Kontrollen der Brücke gejagt hatte, musste auch die Antriebssysteme erwischt haben, was bedeutete, dass die Wagnis nicht direkt zur Flotte zurückspringen konnte – und einen Sprung zum Treffpunkt konnte sie auch nicht einprogrammieren, weil sie die Koordinaten noch nicht dechiffriert hatten.

Während Sian die Sublichttriebwerke mit viel gutem Zureden wieder zum Leben erweckte, ließ Leia das Navigationssystem nach verlässlichen Koordinaten in ihrer Nähe suchen. Nach einem Raumhafen konnten sie auch später noch suchen – im Moment zählte nur, dass sie von hier fortkamen. Sie blickte kurz auf den Schirm, und im selben Moment schnappten die Sensoren ein Bild ihres Angreifers auf. »Es ist eine leichte Korvette«, meldete sie Sian. Das bedeutete, dass die Imperialen noch nicht lange von ihrer Mission wissen konnten. Hätten sie mehr Zeit gehabt, hätten sie ein ungleich größeres Schiff geschickt.

Sian fluchte und drückte den Steuerknüppel nach vorn. »Falls sie uns mit ihrem Traktorstrahl erfassen, können sie uns entern.«

»Dann sorgen Sie dafür, dass sie uns nicht mit ihrem Traktorstrahl erfassen«, meinte Leia, und trotz ihres pochenden Herzens versuchte sie, dabei gefasst zu klingen.

Sian schenkte ihr unvermittelt ein Grinsen, das Leia in ihrer Einschätzung der Pilotin bestätigte. »Wird gemacht.«

Während die Frau ihr unkontrolliertes Trudeln in einen kontrollierten Spiralflug verwandelte, verteilte Leia die verbliebene Schildenergie neu, um in den ausgefallenen Sektionen einen Ausgleich herzustellen, dann legte sie weitere Sensordaten auf den Hauptschirm. Doch sie tat sich schwer mit den Instrumenten, denn immer wieder musste sie nach Kontrollen suchen, die nicht dort waren, wo sie sie erwartet hatte. Sian lernte zum Glück schneller. In Windeseile schien sie sich auf den Aufbau der Konsole eingestellt zu haben. Das Schiff erzitterte erneut unter einem Beinahetreffer, und auf dem Waffenschirm konnte Leia sehen, dass die Turbolaser der Wagnis weiter das Feuer erwiderten.

Sian zog den umgebauten Frachter in ein Ausweichmanöver, bei dem sämtliche angeschlagenen Systeme rot aufblinkten. Sie steuerte das Schiff, als wäre es ein X-Flügler, eine Strategie, die Leia vollauf befürwortete, auch wenn die Pilotin das vermutlich nur tat, weil sie lediglich auf diese Weise fliegen konnte. Plötzlich waren sie aus dem Schussfeld der Korvette und eilten einem freien Sternenfeld entgegen.

»Komm schon, komm schon«, murmelte Leia mit einem Blick auf den Navigationscomputer. Endlich hatte er sich auf einen Satz Koordinaten festgelegt, und ein Signal erklang. Die Prinzessin bestätigte die Daten und versuchte, um die quälenden Schmerzen im Kopf herumzudenken, als sie, die Augen konzentriert zusammengekniffen, die Vorbereitungen für den Sprung traf. Sie wollte nicht, dass sie mitten in einem Stern landeten, weil sie dem Computer die falschen Anweisungen gegeben hatte. »Wir gehen in den Hyperraum«, erklärte sie dann und zog die Kontrollregler nach unten.

Der Antrieb stotterte merklich, dann rollte eine Woge plötzlicher Energie durch das Schiff, und das Sternenfeld verschwamm zu langen Lichtfäden. Die Anzeigen waren abwechselnd im roten Bereich, zeigten wieder normale Daten, dann beruhigten sie sich schließlich.

Leia interpretierte das Ganze als: Es könnte besser sein, aber zumindest wird nicht gleich irgendwas explodieren. Sie sank zurück und legte den schmerzenden Kopf sanft gegen die abgenutzte Rückenlehne. Das war genau die Art von Aufregung, auf die sie gut und gerne verzichten konnte.

Sian atmete langgezogen aus. »Wir haben es geschafft.« Sie warf Leia einen Blick zu. »Hoffe ich.«

»Ja, das hoffe ich auch«, stimmte Leia ernst zu.

Sian wollte versuchen, die blockierte Panzertür zu den unteren Decks zu öffnen, und nachdem sie gegangen war, nahm Leia sich einen Augenblick Zeit, um die Vorratskiste im Spind der Hilfssteuerungskabine nach einer Datenkarte zu durchforsten. Anschließend vergewisserte sie sich, dass die Übertragung ebenfalls von der Hauptkonsole auf der Brücke in den Navigationscomputer kopiert worden war, als sie die Kontrollsysteme hierher umgeleitet hatte. Dann speicherte sie die Nachricht auf der Datenkarte ab und löschte die originale Übertragung aus dem System.

Berichte über die Opfer sprudelten aus dem Kom. Sie hatten eine kleine Krankenstation auf der Wagnis, und nur einen Sanitäter. Leia hoffte, dass er den Verwundeten helfen konnte, bis sie eine sichere Einrichtung mit einem Medidroiden erreichten. Zudem hatte jemand den Imperialen verraten, wo sie aus dem Hyperraum austreten würden, und sie musste herausfinden, wer dieser Jemand war. Der Gedanke, dass die Information irgendwo aus Kearn-sa’Davits Organisation stammen musste, war natürlich verlockend, schließlich hatte der Allianzagent das Treffen mit den Informationshändlern eingefädelt. Doch sie wusste, dass das Leck vermutlich eher irgendwo in der Kommunikationskette der Rebellenallianz lag. Müde rieb sie sich die Augen. Diese Sache könnte für ihre Pläne mit der Echo-Basis einen schrecklichen Rückschlag bedeuten.

Der Schirm zeigte an, dass die Übertragung vollständig auf die Datenkarte überspielt und aus dem Navigationssystem gelöscht war. Leia nahm die Karte aus dem Schlitz und schob sie in ihre Westentasche. Die Nachricht musste natürlich noch immer dechiffriert werden, aber zumindest war sie jetzt sicher. Selbst wenn die imperiale Korvette sie abgefangen hatte – nur Leia und General Willard kannten den Codeschlüssel. Die Übertragung ist also genauso sicher, wie wir es sind, dachte sie, und die Ironie dieser Situation blieb ihr nicht verborgen. Mit einem Ächzen löste sie die Sicherheitsgurte und machte sich daran, wieder den Schacht zum Brückendeck hinaufzuklettern.

Die Schwerkraft kehrte zurück, als sie auf mittlerer Höhe der Leiter war, und sie wurde zur Seite gegen die Wand geschleudert, bevor die Kompensatoren des Schachts sich wieder ausgerichtet hatten. »Genau das habe ich jetzt gebraucht«, zischte sie die Kompensatoren und das Universum im Allgemeinen an. »Vielen Dank auch!«

Im selben Moment, als sie aus dem Schacht stieg, kam Han um die Ecke gerannt. Sian musste die Panzertür zum unteren Teil des Schiffes also bereits aufbekommen haben. »Gut«, meinte sie. »Ich brauche Hilfe mit General Willard. Er ist verletzt …«

»Leia …« Han griff nach ihren Schultern. Abgesehen von einem Bluterguss, der sich auf seiner Stirn ausbreitete, schien er nicht weiter verletzt. Ein paar Ruß- und Brandflecken prangten auf dem Kragen seines weißen Hemdes – vermutlich war er ganz in der Nähe der Explosion gewesen. »Können Sie mich hören?«

Sie blickte verärgert zu ihm hoch. »Offensichtlich ja.«

Er berührte die rechte Seite ihres Gesichts und hielt dann die Hand hoch: Sie war rot verschmiert. »Sie bluten.«

»Oh … Nein, das ist …« Sie machte einen Schritt nach hinten und presste sich die Hand aufs Ohr. Kein Wunder, dass Han geglaubt hatte, sie wäre verletzt. Das Blut war überall auf ihrer Wange, in ihren Zöpfen – es musste durch die Brücke gespritzt sein, als Denlan und Esrai gestorben waren. »Das ist von Captain Denlan. Oder von Lieutenant Esrai. Sie wurden beide … Sie sind beide tot.« Leia wandte sich ab und ging den Korridor entlang, auch wenn sie dabei um ein Haar gegen die Wand getaumelt wäre. Sie durfte jetzt nicht stehen bleiben, denn täte sie es, so fürchtete Leia, würde sie sich nicht wieder in Bewegung setzen können.

General Willard lag noch immer dort auf dem Gang, wo sie und Sian ihn zurückgelassen hatten. Leia kniete sich neben ihn, verlor aber das Gleichgewicht, weil die Welt im falschen Moment vor ihren Augen verschwamm. Zumindest schaffte sie es, nicht auf ihn zu fallen. Er atmete noch, und als sie behutsam seinen Kopf abtastete, entdeckte sie außer Blut und einer Beule nichts Besorgniserregendes. Sie blickte sich um und stellte fest, dass Han irgendwann hinter ihr zurückgefallen sein musste, aber eine Sekunde später tauchte er auch schon wieder auf, ein Medikit in der Hand.

Han ging auf Willards anderer Seite auf die Knie und riss das Kit auf. »Sie sehen fürchterlich aus, Prinzessin.«

»Das weiß ich selbst, vielen Dank.« Sie griff nach dem Diagnosescanner, aber Han hielt ihr stattdessen eine Kühlpackung hin. Vielleicht war es besser so. Die kleine Anzeige des Scanners war im Augenblick ohnehin nur ein grüner Klecks für sie, also nahm sie die Packung und legte sie auf die Beule an Willards Schläfe. Zu ihrer Erleichterung regte sich der General und murmelte etwas. »Das ist ein gutes Zeichen«, sagte sie.

»Hier.« Han versuchte, ihr eine zweite Kühlpackung in die Hand zu drücken.

»Ich weiß noch nicht, wo er sonst noch verletzt ist«, entgegnete Leia gereizt.

»Das ist für Sie.« Als sie ihn nur anstarrte, fügte er langsam und deutlich hinzu: »Für Ihren Kopf.«

»Oh.« Leia drückte sich die Packung seitlich gegen das Gesicht und zuckte erleichtert zusammen. Die Kälte schenkte ihr ein wenig neue Energie, und die Schwärze, die sich am Rand ihres Blickfeldes ausgebreitet hatte, wich zurück, während gleichzeitig auch das Schwindelgefühl nachließ – und keinen Moment zu spät, denn da eilten auch schon Sian und Jerell, der Assistent von General Willard, durch den Korridor auf sie zu.

»Euer Hoheit!«, entfuhr es Jerell mit entsetzter Stimme. »Der General …«

»Er lebt«, informierte sie ihn. »Er hat bei der ersten Explosion das Bewusstsein verloren. Wer ist der ranghöchste Offizier an Bord?«

Jerell war ein schlanker blasser Mensch, ebenfalls ein Überlebender von Alderaan, und im Augenblick wirkte er schrecklich jung. Voller Unbehagen, so, als wüsste er nur zu gut, dass er gerade schlechte Nachrichten überbrachte, sagte er: »Das sind Sie, Euer Hoheit.«

»Natürlich.« Genau das, was ich befürchtet hatte, dachte Leia grimmig. Han richtete den Diagnosescanner auf sie, dann runzelte er die Stirn, als er die Ergebnisse sah. Leia tat so, als würde sie ihn überhaupt nicht beachten. Sie war ziemlich sicher, dass sie eine Gehirnerschütterung hatte, aber für solche Dinge war jetzt keine Zeit. »Ich brauche einen Statusbericht über den Schaden am Schiff und die Verwundeten. Haben wir schon einen Überblick über die Mannschaft?«

Jerell beobachtete sie weiter sorgenvoll, während er antwortete. »Ja, Euer Hoheit. Einschließlich General Willard haben wir sieben Verletzte. Die meisten von ihnen haben Brandwunden erlitten, als ein Instrumentenpult auf dem Maschinendeck und eine Kontrollkonsole für die Laserkanonen explodiert sind.« Er linste erneut zur versiegelten Tür der Brückensektion hinüber und schluckte schwer. »Captain Denlan und Lieutenant Esrai sind die einzigen Todesopfer.«

Also war fast die Hälfte der Besatzung verwundet. Leia musste den Bordsanitäter aufsuchen und sich ein Bild davon machen, wie schlimm die Situation tatsächlich war. Kleinere Verbrennungen und Brüche konnten direkt hier an Bord behandelt werden, aber falls sie eine medizinische Einrichtung anfliegen mussten, würde es schwer werden, eine zu finden, die nicht unter imperialer Kontrolle …

»Soll ich eine Übertragung an die Independence vorbereiten?«, fragte Jerell.

»Darum kümmere ich mich selbst.« Leia zwang sich, die Aufmerksamkeit wieder auf das Hier und Jetzt zu richten. Hoffentlich hatte man nicht gesehen, dass ihre Gedanken eine Sekunde abgeschweift waren. »Jemand hat den Imperialen gemeldet, wo wir aus dem Hyperraum austreten würden. Ich will nicht ausschließen, dass es jemand aus der Flotte war.«

»Ein imperialer Spion?«, fragte Sian.

Jerell runzelte die Stirn, verblüfft und augenscheinlich empört. »Das kann nicht sein. Unsere Sicherheitsvorkehrungen sind zu gründlich.«

»Ja, das höre ich nicht zum ersten Mal«, warf Han ein.

Leia hätte die Augen verdreht, aber ihre Kopfschmerzen waren zu stark. Jerell gehörte zu den Offizieren, die für die gesicherte Kommunikation zuständig waren, und Han wusste das.

»Es ist doch viel wahrscheinlicher, dass jemand aus dem Umfeld dieses Händlers, Davit, damit zu tun hat«, blaffte Jerell Han an. »Vielleicht haben Sie einfach zu viel Umgang mit zivilen Händlern und Kriminellen, für die Loyalität ein Fremdwort ist …«

Han setzte zu einer Entgegnung an, aber Leia fuhr dazwischen. »Jerell, falls Sie sich solche Seitenhiebe nicht verkneifen können, warten Sie wenigstens, bis ich außer Hörweite bin. Han, Sie wissen genau, was Sie da tun. Hören Sie auf damit. Und Sian …«

»Ich habe überhaupt nichts gesagt, Euer Hoheit«, verteidigte sich die Pilotin.

Leia streckte die Hand aus. »Sie können mir aufhelfen.« Nachdem Sian sie auf die Beine gezogen hatte, fügte Leia hinzu: »Ich brauche Sie bei der Hilfssteuerungseinheit, bis ich jemanden gefunden habe, der Ihnen helfen kann. Und seien Sie vorsichtig mit Ihrer Nase.«

»Vorsichtig mit meiner …« Sie berührte ihre Nase und zuckte zusammen. »In Ordnung.«

Commander Degoren lehnte sich sitzend zurück, die Zähne in unterdrücktem Zorn so fest zusammengebissen, dass sie ihm schmerzten. Das Rebellenschiff war im Hyperraum verschwunden, und alles, was es zurückgelassen hatte, war eine Ionenspur, die sich rasch auflöste. Er hatte nie viel von Kommandanten gehalten, die laut brüllten oder sich Wutausbrüchen hingaben, also zwang er sich, schlicht zu sagen: »Das ist bedauernswert.«

Die Crew an den Brückenkonsolen zeigte nach außen hin keine Reaktion, aber an der Haltung ihrer Schultern konnte Degoren die Anspannung der Männer ablesen. Sie wussten ebenso gut wie er, dass ihnen bestenfalls eine rasche Exekution bevorstand, falls ihr Kommandant seinen Vorgesetzten melden musste, dass er diese Chance vertan hatte. Schlimmstenfalls erwartete sie eine sehr lange, langsame Hinrichtung in Form einer Versetzung auf irgendeinen Höllenplaneten – wohin immer das Imperium sein entbehrliches Personal eben gerade schickte.

Sorvir, sein Erster Offizier, meinte: »Hätten wir mehr Zeit gehabt, um uns vorzubereiten …«

Degoren schnitt ihm das Wort ab. »Als ob sich Lord Vader durch Ausreden beeindrucken ließe.« Selbst wenn diese Ausreden der Realität entsprachen. Ihr imperialer Agent hatte erst Gelegenheit gehabt, ihnen eine Nachricht zu schicken, als es schon fast zu spät gewesen war, und ihr Schiff war das einzige in Reichweite gewesen. Sie hatten nicht einmal Gelegenheit gehabt, das Überwachungsschiff hinzuzuziehen, mit dem sie in diesem Sektor zusammenarbeiteten. Es war im Augenblick mehrere Systeme entfernt und spielte den Köder für einen Schmugglerring. Sie waren im Begriff gewesen, die Gruppe zu zerschlagen, als sie plötzlich diese dringenden Befehle erhalten hatten. Er schüttelte den Kopf. »Alles, was wir tun können, ist, auf eine weitere Meldung zu warten.«

Nach dem, was er wusste, hatte der Agent schon vor Langem die Reihen der Rebellen infiltriert und wartete seitdem auf die richtige Gelegenheit. Die Tatsache, dass Degorens Zollkorvette nahe genug gewesen war, um auf seine Nachricht zu reagieren, war gleichzeitig ein Segen und ein Fluch. Falls sie Erfolg hatten, würde die Belohnung alle Vorstellungen übersteigen. Er würde in den Rängen des Imperiums aufsteigen – etwas, wovon er schon immer geträumt hatte –, aber bislang war eine solche Beförderung immer knapp außerhalb seiner Reichweite gewesen. Falls es ihnen hingegen nicht gelang, Prinzessin Leia Organa gefangen zu nehmen, würde die Strafe dafür ebenso unvorstellbar sein. Degoren hatte jedoch nicht vor zu versagen.

2. Kapitel

Eine neue Kühlpackung gegen den Kopf gedrückt, versuchte Leia, eine Lösung für die katastrophale Lage zu finden, in der die Wagnis sich derzeit befand. Sie rief den Chefingenieur, Sorel, via Kom, und der Statusbericht, den er ihr gab, ließ sich im Grunde mit der Aussage »Es sieht wirklich übel aus, aber ich glaube nicht, dass das Schiff uns gleich um die Ohren fliegt« zusammenfassen. Als Leia fertig war, bat sie Han, unten auf dem Maschinendeck zu helfen.

Sorel hatte gemeint, ein Energieimpuls von einer der ersten Explosionen wäre durch das Antriebssystem der Wagnis gewandert und hätte dabei die beiden Konsolen in der Maschinensektion in die Luft gejagt und eine der Laserkanonen beschädigt. So, wie es klang, würden die unverletzten Crewmitglieder jede Hilfe brauchen, die sie nur kriegen konnten, denn sie mussten den Hyperantrieb zumindest so lange in Betrieb halten, bis sie ihr Ziel erreicht hatten, und außerdem den Sublichtantrieb und die anderen Systeme so weit reparieren, wie es im Augenblick möglich war.

Schließlich tauchte der Sanitäter Sarit mit einer Trage auf einer Repulsoreinheit auf, und Leia begleitete ihn, als er Willard nach unten brachte. Sie brachten den General in einer Kabine nahe der kleinen Krankenstation unter, wo das Mannschaftsmitglied, das als Sarits Assistent zwangsrekrutiert worden war, gerade Bacta-Pflaster für kleinere Verbrennungen und Medizin für leichte Gehirnerschütterungen austeilte. Willard war noch immer zu benommen, um wirklich mitzubekommen, was um ihn vor sich ging, aber zumindest war er wach genug, um Leias Hand zu drücken, als sie mit ihm sprach.

Als der General versorgt war, erklärte Sarit: »Sämtliche anderen Verletzungen, die bislang gemeldet wurden, kann ich mit dem behandeln, was ich an Bord habe. Größtenteils sind es Brandwunden und ein paar Quetschungen.« Er war ein Andulianer, mit grauer Haut, langem weißem Haar, weißen buschigen Brauen und verkümmerten Kiemen an den Wangen, die aussahen wie Hängebacken bei einem Menschen. Für Leia ließen diese »Hängebacken« den Sanitäter alt und tröstlich weise wirken, aber als sie mit ihm sprach, erkannte sie schon bald, dass er jung war, vielleicht sogar noch jünger als sie selbst, und dass die gesamte Situation ihm ziemlich zusetzte. Voller Unbehagen blickte er sie an. »Oh, Ihr Kopf?«

Leia ließ die Kühlpackung sinken und entdeckte Blutflecken darauf. »Das ist nicht mein Blut«, sagte sie und rechnete es Sarit hoch an, dass er nur ein mitfühlendes Geräusch von sich gab und ihr dann ein Päckchen mit antiseptischen Reinigungstüchern reichte. Leia zog sich in die winzige Sanizelle zurück, die an die Kabine anschloss, und schrubbte sich die Haare, bis das Blut daraus verschwunden war. Ihre Kopfschmerzen wurden dadurch zwar noch schlimmer, aber es war doch eine Erleichterung, sich endlich von dem Blut zu befreien.

Anschließend ging Leia in das kleine Abteil, wo sich ursprünglich das Büro des Frachtspediteurs befunden hatte, und fand dort eine Kommandokonsole vor. Sie schob die Datenkarte in den Schlitz, legte die Aufzeichnung auf den Schirm und gab den Dechiffrieralgorithmus ein. Eine Sekunde später konnte sie die Botschaft bereits lesen: Da waren Koordinaten und eine kurze Notiz, dass es sich bei dem Zielort um eine kommerzielle Raumplattform, die Arnot-Station, handelte – dort würde Kearn-sa’Davit sie erwarten. Die Nachricht enthielt überdies eine Warnung, wonach sich die Station tief im Territorium von Piraten befand, was zwar ärgerlich, aber alles andere als überraschend war. Die Bemühungen des Imperiums, seine Macht auszubauen und die Rebellen auszurotten, hatten in vielen Sektoren für Chaos gesorgt, weswegen es nun in den meisten von ihnen Piraten gab.

Davit, der Agent der Allianz, war ein entfernter Bekannter von Han. Angeblich hatten sie sich vor einigen Jahren während ihrer Arbeit im Gebiet der Korporationssektorverwaltung kennengelernt. Leia vermutete zwar, dass Han mit »Arbeit« Schmuggel und andere kriminelle Aktivitäten meinte, aber sie hatte nicht weiter nachgeforscht. Wenn sie in den zwei Jahren seit der Schlacht von Yavin etwas gelernt hatte, dann, dass sie möglichst wenig über Hans und Chewbaccas nicht allianzbezogene Aktivitäten wissen wollte – davon begann nur ihr linkes Augenlid zu zucken.

Mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln griff sie auf die Navigationsdaten zu. Wenn sie aus dem Hyperraum heraus waren, wäre es nur noch ein kurzer Sprung bis zur Arnot-Station. Zufrieden stellte sie fest, dass es außerdem weitere Handelsstationen in Reichweite gab, und dazu mindestens zwei halbwegs große Handelshäfen. Durch das Vorhandensein anderer, naher Anflugpunkte wäre ihr Ziel für die leichte Korvette weniger offensichtlich, sofern das Schiff noch immer dort draußen nach ihnen suchte – und Leia hatte keinen Grund, vom Gegenteil auszugehen.

Sie trommelte mit den Fingerspitzen auf der Konsole. Falls sie recht hatte und die Informationen, die die Imperialen auf ihre Spur gelockt hatten, aus der Allianzflotte oder ihrer Kommunikationskette stammten … Doch das machte keinen Unterschied. So oder so, sie musste mit Davit sprechen. Sie durften diese Gelegenheit, die nötigen Materialien für die Echo-Basis zu bekommen, nicht ungenutzt lassen.

Als Nächstes musste Leia Unterstützung für Sian organisieren. Als sie die Mannschaftsliste überflog, fiel ihr auf, dass sie einen jungen Kampftransportpiloten namens Ilen an Bord hatten, der schon früher einige Schichten am Steuer der Wagnis abgeleistet hatte. Sie scheuchte ihn unter einer Konsole im Maschinenraum hervor und schickte ihn los, um Sian abzulösen.

»Das ist schon in Ordnung«, meinte Chefingenieur Sorel, als sie ihn über die neue Aufgabe des Piloten informierte. »Er kann mit Waffensystemen umgehen, aber von der Arbeit an einem Hyperantrieb versteht er nicht viel. Da wäre auch noch Barani, unser junger Mon Calamari. Er hat Erfahrung im Fliegen von Frachtern. Ich werde ihn ebenfalls gleich hochschicken.«

»Gut.« Gedankenverloren blickte Leia durch den Maschinenraum: Jede Luke schien offen zu stehen, jede Konsole halb auseinandergeschraubt zu sein. Die gesamte Sektion roch außerdem noch immer, als würde es brennen, und Rauch trieb durch die Luft.

Nicht weit entfernt stand eine ältere Frau in zerrissenem Hemd, mit einem Druckverband um die Schulter und das Schlüsselbein, und legte vorsichtig die Einstellungen an einem Kontrollpult fest, dann rief sie in eine offene Luke am Boden zu ihren Füßen hinab: »Wie ist es jetzt?« Flackerndes Licht wurde aus der Luke nach oben reflektiert, anschließend erklang eine Entgegnung in Form eines unverständlichen Brummelns.

Vorsichtig fragte Leia den Chefingenieur: »Wie genau ist unsere Lage?« Sie stellte fest, dass ihr Körper sich in Erwartung der Antwort versteifte.

»Äh.« Sorel wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Es ist … Haben wir schon einen sicheren Hafen gefunden? Ich glaube, ein kurzer Sprung ist noch drin.«

»Das ist im Augenblick meine Hauptsorge. Glauben Sie, wir schaffen es?« Sie zeigte ihm die ungefähre Position der Arnot-Station.

Sorels Züge glätteten sich. »Das kriegen wir hin.«

Leia schritt durch den Maschinenraum, bis sie Han entdeckte. Er lag auf dem Boden, und sein Oberkörper hing durch eine Zugangsluke nach unten, wo er mit einem Sensor diverse Komponenten des Kühlsystems überprüfte. Die Ergebnisse entlockten ihm immer wieder Verwünschungen. Die Prinzessin ging neben ihm in die Hocke. »Wie geht es voran?«

Han rollte herum und zog sich an einer Stützstrebe nach oben. »Wie sieht es denn aus?«

»Fürchterlich«, gestand Leia mit gesenkter Stimme.

»Gut geraten, Hochwohlgeboren.«

Oh, toll, jetzt nennt er mich wieder so, dachte sie säuerlich. Doch sie war inzwischen schlau genug, nicht darauf anzuspringen. Ihre Beziehung zu Han war deutlich angespannter als die unkomplizierte Kameraderie, die sie mit Luke Skywalker verband. Sie wusste, dass Han noch immer gemischte Gefühle bezüglich seiner Arbeit für die Rebellenallianz hatte, und auch wenn er seine Zweifel immer wieder auf schrecklich provozierende Weise zum Ausdruck brachte, konnte sie ihn doch verstehen. Was seine Vergangenheit anging, war er so wortkarg, wie es nur ging, ohne ganz in Schweigen zu verfallen, aber es war offensichtlich, dass er dem Tod mehrmals nur knapp entgangen war, und dass es ihm enorm schwerfiel, anderen zu vertrauen. Leia war mit der Rebellenallianz aufgewachsen, und sie hatte einen Großteil ihres Lebens und ihres Willens in den Dienst der Gruppe gestellt, dennoch war sie aufgeschlossen genug, um seine Perspektive nachzuvollziehen. Nur geriet sie leider immer wieder in Konflikt damit. Sie hielt das Datapad hoch, sodass er den Bildschirm sehen konnte. »Haben Sie schon mal von der Arnot-Station gehört?«

»Nein.« Hans Stirn furchte sich, als er die Anzeige betrachtete. »Was ist damit?«

»Das ist der Ort, an dem Ihr Freund Davit unser Treffen angesetzt hat. Zum Glück ist sie nicht weit entfernt. Wir werden sie trotz des beschädigten Hyperantriebs erreichen.«

»Er ist nicht mein Freund.« Han las sich die spärlichen Informationen über die Station durch. »Das ist Piratengebiet.«

Leia hatte bereits über diesen Punkt nachgedacht. »Es ist trotzdem merkwürdig. Der Großteil des Raumverkehrs in diesem Bereich beschränkt sich auf Landwirtschaftsprodukte und Mineralien, dazu kommen noch Vorräte für die Siedlungen. Aber Luxusgüter oder Geldladungen werden dort kaum transportiert. Was also hat die Piraten dorthin gelockt?«

»Das kann viele Gründe haben«, erklärte Han, aber bevor Leia Gelegenheit zu einer frustrierten Entgegnung bekam – oder dem Drang nachgeben konnte, ihm mit dem Datapad auf den Kopf zu schlagen –, schob er eine etwas konstruktivere Bemerkung nach: »Aber diese Arnot-Station scheint mir sauber zu sein. Ein reges Kommen und Gehen von kleinen und mittleren Frachtern, dazu ein paar größere Schiffslinien aus der Gegend, aber keine Imperialen. Davits Händler werden dort wohl den Großteil ihrer Geschäfte machen. Vermutlich haben sie deshalb diesen Ort ausgewählt.«

»Schön.« Leia lehnte sich zurück. »Nach all den Problemen haben wir uns einen sicheren Hafen verdient.«

Hans Gesichtsausdruck war mehr als skeptisch. »Tja, so funktioniert das Universum aber nicht.«

Das musste er Leia nicht erst sagen. »Ich werde eine gesicherte Nachricht direkt an General Madine schicken und ihm unsere Situation schildern. Außerdem würde ich gerne Chewbacca bitten, sich mit uns auf dieser Station zu treffen, damit wir den Falken auf dem Rückweg zur Flotte als Geleitschiff benutzen können.«

Solo musterte sie misstrauisch. »Warum ausgerechnet der Falke?«

»Von den Schiffen, auf die wir sofort zugreifen können, ist er das einzige, das schwer genug für eine Eskortmission bewaffnet ist. Außerdem möchte ich nicht riskieren, dass irgendjemand herausfindet, wo wir sind, und es an die falsche Person weiterleitet.« Sie hatte bereits ihre eigenen Schlussfolgerungen gezogen, nun wollte sie sehen, ob Han ihre Einschätzung teilte. »Jemand hat den Imperialen verraten, wo wir aus dem Hyperraum kommen. Davit war es vermutlich nicht, denn der kennt ja bereits unser endgültiges Ziel. Hätte er uns eine Falle stellen wollen, hätte er es während des Treffens tun können.«

»Ich hab mich schon gefragt, ob Ihnen das auffallen würde.« Han klopfte abwesend mit dem Sensor auf seine Handfläche.

»Ja, manchmal macht es sich bezahlt, wenn man sein ganzes Leben lang gelernt hat, Dinge vor dem Imperium zu verbergen.« Mit einem Stöhnen richtete sie sich wieder auf. Jetzt, wo die Wirkung des Adrenalins nachgelassen hatte, spürte sie jeden blauen Fleck und jede Zerrung. »Ich hoffe, Chewbacca kann bald hier sein. Ich brauche Verstärkung, der ich trauen kann.« Sie blickte gerade rechtzeitig nach unten, um zu sehen, wie ein untypischer Ausdruck über Hans Gesicht huschte – unsicher, seltsam verwundbar und irgendwie schwer zu definieren. Da erkannte sie, dass sie ihn mit ihrer beifälligen Bemerkung über Vertrauen überrascht hatte.

Han merkte, dass sie ihn beobachtete, und zog sich rasch wieder unter die Luke zurück, wobei er murmelte: »Tja, vergessen Sie nur nicht, dass ich und Chewie unseren Preis haben.«

»Das weiß ich allerdings. Wissen Sie überhaupt, was ein brandneuer Isolator kostet?« Als Bezahlung dafür, dass Solo das Treffen mit Davit eingefädelt hatte und sie auf dieser Reise begleitete, hatte Leia einen Vintredi-Apex-Isolator für ihn organisiert. Dabei handelte es sich um ein neues, verbessertes Modell eines Sensorstörers. Ein Transportunternehmer, der Familienmitglieder in der Allianz hatte, hatte es geschafft, ihnen eine ganze Schiffsladung dieser Geräte zukommen zu lassen. Chewbacca war gerade auf der Independence und baute den Isolator in den Millennium Falken ein. Eigentlich waren die Vintredis für Allianztransporter gedacht, aber bei all den Missionen, die der Falke für die Rebellen flog, hatte er sich einen solchen Störsender mehr als verdient. Leia würde nie den geradezu träumerischen Ausdruck vergessen, der in Hans Augen getreten war, als man die Kisten aus dem sullustanischen Versorgungstransporter ausgeladen hatte.

»Ich lass Sie auch gerne anschreiben!«, rief Han ihr nach, als sie davonging.

Leia kehrte zur Kommandokonsole im Abteil bei den Mannschaftsquartieren zurück, um ihre verschlüsselte Nachricht an Madine aufzuzeichnen. Anschließend funkte sie die Hilfssteuerung an und übermittelte Ilen die Koordinaten der Arnot-Station, zusammen mit dem Befehl, den Sprung zu machen, sobald die Wagnis wieder dazu in der Lage war. Nun musste sie noch Sorel warnen, dass das Schiff in Kürze wieder in den Hyperraum eintreten würde. Sie öffnete den Kom-Kanal zum Maschinendeck. »Hier spricht Leia Organa …«

Diskutierende Stimmen drangen an ihr Ohr, und jemand sagte: »Sorel, Captain Solo will, dass wir die Dämpfer deaktivieren. Aber dadurch erhöht sich der Gefahrenfaktor …«

Han schnitt den anderen das Wort ab. »Sie machen sich Sorgen wegen des Gefahrenfaktors? Wie sieht es denn mit dem Gefahrenfaktor dafür aus, dass eine leichte imperiale Korvette uns in tausend Teile sprengt? Damit haben Sie kein Problem, hm?«

Sorel meldete sich zu Wort. »Ja, Kifar, das ist ein Problem, aber Solo hat recht. Ich wüsste nicht, wie wir den Antrieb lange genug hochfahren können, ohne die Energie aus den Dämpfern abzuleiten …«

»Die Dämpfer auszuschalten ist zu riskant«, protestierte Kifar. »Die nötige Zusatzenergie können wir auch aus …«

Han fuhr dazwischen. »Denken Sie nicht mal dran …«

Leia rieb sich die schmerzende Stirn und sagte: »Ingenieur Sorel, muss ich zu Ihnen runterkommen?« Sämtliche Stimmen erstarben. Sie hatte die Frage ernst gemeint, denn sie wollte wirklich wissen, ob man sie dort unten als Schlichterin brauchte. Doch inzwischen war sie mit ihrer Geduld am Ende, und vielleicht hatte ihre Stimme deswegen ein wenig schärfer geklungen oder ein wenig zu laut. Es wäre nicht das erste Mal. Doch wie auch immer, ihre Worte zeigten Wirkung.

Sorel räusperte sich und erklärte: »Ähm, nein, Euer Hoheit.«

»Ich habe Ilen Befehl gegeben, sofort den Sprung zur Arnot-Station zu machen, wenn wir aus dem Hyperraum kommen«, sagte Leia dem Chefingenieur. »Teilen Sie Captain Solos Meinung, dass wir die Dämpfer herunterfahren müssen, um unser Ziel zu erreichen?«

»Ja, Euer Hoheit.«

»Dann tun Sie es.« Sie unterbrach die Verbindung, dann holte sie die Daten von den Konsolen der Hilfssteuerung und des Maschinenraums auf den Schirm, um einen kurzen Blick darauf zu werfen. Alles, was sie zu sehen bekam, war eine Zusammenfassung der Lebenserhaltungssysteme, aber das reichte schon, um sie bestürzt auf ihre Lippe beißen zu lassen. Han hatte nicht übertrieben. Da waren so viele Systeme im roten Bereich, dass Leia sich fragte, wie es ihnen überhaupt gelungen war, in den Hyperraum zu springen, wie sie es schafften, im Hyperraum zu bleiben, ohne zu explodieren, und warum alle sicher schienen, dass sie noch einen zweiten Sprung durchführen könnten. So, wie es aussah, würden sie den Falken vielleicht weniger als Eskorte brauchen, sondern eher, um die Mannschaft der Wagnis zu evakuieren.

Als Han an die offene Luke klopfte und in das Abteil trat, reichte Leia ihm die Datenkarte. »Hier, die Nachricht für Madine. Würden Sie sie bitte von der Hilfssteuerung aus senden?«

»In Ordnung.« Er nahm die Karte und drückte ihr im Austausch ein Päckchen mit Medikamenten in die Hand. »Sarit will, dass Sie das nehmen. Ist für Ihre Gehirnerschütterung.«

Leia blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Gerade eben hielt er es noch nicht für nötig, dass ich etwas nehme.«

»Tja, nun, es war über Bordkom zu hören, wie sie diesen Streit im Maschinenraum unterbrochen haben. Da hat er es sich noch mal überlegt.«

Sie verzog das Gesicht. Ihr war nicht aufgefallen, dass sie das bordweite Kom aktiviert hatte. Sie konnte sich im Moment keine Fehler erlauben, und schon gar nicht so leichtsinnige Fehler wie diesen. Sie riss das Päckchen auf und schluckte die beiden Kapseln ohne Wasser hinunter.

»Aber damit das Zeug wirken kann, brauchen Sie etwas Schlaf«, fügte Han hinzu.

»Ist das Ihre Meinung oder Sarits?«, schnappte Leia, obwohl sie wusste, dass es ungerecht war. Jemand hatte entschieden, dass man sie so nicht weitermachen lassen konnte, und das gefiel ihr nicht, aber Han war lediglich ausgewählt worden, um das Monster in seiner Höhle aufzusuchen.

»Die gesamte Mannschaft hat abgestimmt.« Han warf die Datenkarte hoch und fing sie wieder auf. »Ich übermittle das, sobald wir wieder aus dem Hyperraum sind.«

»Danken Sie der Mannschaft von mir«, meinte Leia. Sie versuchte, ruhig zu klingen, aber sie wusste, dass sie nur griesgrämig wirkte. »Und Han, niemand sonst soll wissen, dass die Arnot-Station unser Treffpunkt mit Davit ist. Noch nicht. Soweit es die anderen betrifft, ist es einfach nur der nächste Hafen in Reichweite.«

Er legte die Stirn in Falten. »In Ordnung. Haben Sie auch einen Grund dafür, oder ist das nur Paranoia?«

»Paranoia«, gestand Leia. Sie hatte dieses Gefühl, das sie einfach nicht abschütteln konnte. Je weniger Leute über ihr Treffen mit Davit Bescheid wussten, desto besser. Wenn sie die Informationen so weit wie möglich eingrenzte, würde es nach ihrer Rückkehr zur Flotte außerdem leichter sein, das Datenleck zu isolieren.

Han meinte noch: »Willkommen im Club, Allerhochwürdigste«, dann schlenderte er davon.

Leia wollte ihm eine schneidende Bemerkung hinterherrufen, aber ihr Kopf schmerzte im Augenblick zu sehr, um sich etwas Passendes einfallen zu lassen. So wütend war sie, dass sie nicht einmal seine Hüftbewegungen beobachtete, als er den Gang hinabging. Nicht dass sie überhaupt einen Grund hatte, Hans Hüftbewegungen zu betrachten, ermahnte sie sich rasch. Die Prinzessin atmete tief ein, sammelte ihre Gedanken und öffnete anschließend den bordweiten Kom-Kanal – diesmal ganz bewusst –, um die Mannschaft auf den letzten Stand zu bringen, was den Status des Hyperantriebs und ihre Absicht betraf, die Arnot-Station anzufliegen.

»Solo.«

»Was?« Han kniete auf dem Boden des Maschinenraums, die Schenkel auf den Fersen, und war gerade dabei, die Sensordaten der alluvialen Dämpfer zu überprüfen. Er blickte kurz hoch und sah Kifar Itran über sich stehen.

Solo gab einen unverständlichen, erschöpften Fluch von sich und stand auf.

Itran war ein großer Mann von kräftiger Statur – so kräftig, dass seine Vorfahren vermutlich von einer Welt mit überdurchschnittlich hoher Schwerkraft stammten. Seine Gesichtszüge und die buschigen Brauen brachten ebenfalls große Stärke zum Ausdruck, und seine Haut hatte einen leicht orangefarbenen Ton, passend zu einigen Strähnen in seinem ansonsten braunen Haarschopf. »War das Ihre Idee?«, fragte er feindselig.

Eine solche Einstellung war das Letzte, was Han jetzt brauchen konnte. Er war müde, er hatte sich einige leichte Verbrennungen zugezogen, als der Energieimpuls die Kontrollen der Laserkanone gegrillt hatte, und die Art, wie Itran ihn vor der Instrumententafel in die Enge trieb, gefiel ihm auch nicht. Er machte einen Schritt nach vorn und zwang den anderen, von ihm zurückzuweichen, dann trat er an ihm vorbei und lehnte sich mit der Hüfte gegen den Arbeitstisch. »Wollen Sie jetzt schon wieder wegen der Dämpfer anfangen? Es funktioniert.«

»Darum geht es nicht. Ich weiß, dass Sie nach oben gegangen sind und mit Ihrer Hoheit geredet haben.«

Han musterte ihn einen Moment lang argwöhnisch, bevor er entgegnete: »Und?«

»War es Ihre Idee, diese Station anzufliegen? Wir sollten bleiben, wo wir sind und die Flotte um Hilfe bitten.«

Solo deutete in einer vielsagenden Geste auf die Instrumente ringsum – aus einigen stieg noch immer Rauch empor. »Sie finden also, wir sollten hierbleiben, damit die Imperialen Gelegenheit haben, uns zu finden. Schön. Aber wir anderen ziehen es vor, am Leben zu bleiben.«

Itran blieb hartnäckig. »War es Ihre Idee?«

»Die Prinzessin braucht mich nicht, um auf solche Ideen zu kommen. Sie weiß, was sie tut.« Er hatte immer wieder mit solchen Situationen zu tun. Ihm war klar, dass er nicht gerade dem Bild eines neuen Rekruten in der Allianz entsprach, und für die anderen Rebellen musste es aussehen, als würde er sie ohne Zögern an das Imperium verraten, wenn nur das Geld stimmte. Dass er immer wieder betonte, dies wäre nur ein weiterer Job für ihn, machte die Sache nicht gerade besser – und dass er versuchte, sich selbst das Gleiche einzureden, half ebenfalls nicht.

»Nach dem, was ich gehört habe, war diese gesamte Mission Ihre Idee.«

»Da haben Sie falsch gehört.« Han hatte keine Lust, weiter darauf einzugehen. Er wollte diese Unterhaltung nicht führen, und erst recht wollte er nicht ins Detail gehen und sich mit Itran über Entscheidungen bei Allianzbesprechungen streiten, zu denen dieser überhaupt nicht eingeladen war. Also setzte er einen bewusst gelangweilten Gesichtsausdruck auf. »Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, oder suchen Sie sich eine andere Beschäftigung.«

»Ich finde es nur verdächtig. Sie sind an dieser Mission beteiligt, und schon werden wir von den Imperialen angegriffen. Ich hörte, Ihr Wort hat bei der Prinzessin viel Gewicht. Vielleicht benutzten Sie sie ja für Ihre eigenen Zwecke.«

Etwa, um mich von den Imperialen in die Luft sprengen oder gefangen nehmen zu lassen?, fragte er sich. Itran war wütend, und er schien jemanden zu suchen, dem er die Schuld an ihrer Misere geben konnte. »Sie glauben also, ich bin derjenige, der auf diesem Schiff das Sagen hat?«, entgegnete Han. »Warum gehen Sie damit nicht zur Prinzessin?« Er hoffte, dass Itran tatsächlich so dumm sein würde. Er bezweifelte, dass die meisten der Rebellen, die mit Leia zusammenarbeiteten, um das beeindruckende Temperament wussten, das unter ihrer beherrschten Fassade schlummerte, aber er genoss es jedes Mal, wenn er dieses Temperament in Aktion erlebte. Soweit es ihn anging, gehörte es zu den attraktivsten Eigenschaften von Leia Organa.

Itrans Augen wurden schmal, aber bevor er etwas erwidern konnte, tauchte ein paar Meter entfernt Sorel hinter einem hohen Turm von Sensorverbindungen auf und erklärte: »Kifar, dein Dienst ist um. Warum ruhst du dich nicht ein wenig aus?«

Itran zögerte verunsichert. Augenscheinlich hatte er nicht gewusst, dass der Chefingenieur in Hörweite war. Schließlich sagte er »Sicher« und wandte sich zum Gehen.

Als er im hinteren Teil des Maschinenraums verschwunden war, trat Sorel zu Han hinüber. »Worum ging es denn? Ist er noch immer wütend wegen der Dämpfer?«

»Nein, es war was anderes.«

Sorel seufzte. »Er ist neu. Bislang hat er auf Frachttransportern gearbeitet, meistens draußen im Äußeren Rand. Ich glaube nicht, dass er schon in einem Gefecht war. Das erste Mal ist nie leicht.«

Zumindest in der Hinsicht hatte der Chefingenieur recht, überlegte Han. Vielleicht war das ja wirklich schon alles, worum es hier ging.

Während der nächsten Stunde hatte Leia keine Schwierigkeiten wachzubleiben: Die Wagnis stürzte aus dem Hyperraum zurück, sie sendeten die Nachricht für Madine an die Allianzflotte, und dann begann das sorgenvolle Nägelkauen, als das Schiff erzitterte. Kurz verharrte es, aber dann machte es den nächsten Sprung, der sie hoffentlich so weit tragen würde, dass sie die restliche Distanz zur Arnot-Station auch mit dem Sublichtantrieb mühelos zurücklegen konnten. Erst jetzt, als sie wieder im Hyperraum waren, döste Leia ein.

»Prinzessin.«

Leia schreckte hoch und sah Sarit am Eingang stehen. Sie hatte einen Alptraum gehabt, in dem sie auf dem Balkon des Sommerpalastes auf Alderaan stand und mit Lieutenant Esrai sprach, bis eine Energieexplosion die gesamte Szenerie hinfortwischte, und allein Leia war davon verschont geblieben. Der Traum hatte damit geendet, dass sie nach unten blickte und Esrais Blut an ihren Händen entdeckte, ein schrecklich realistisches Bild. Jetzt kehrte sie allmählich in die Realität zurück und erkannte, dass sie auf ihrem Stuhl zusammengesunken war. Dort, wo ihre Wange sich gegen das alte, rissige Kunstleder der Rückenlehne geschmiegt hatte, fühlte sich ihre Haut angespannt an, außerdem juckte es sie an dieser Stelle.

»Tut mir leid, dass ich Sie stören muss«, begann Sarit, »aber General Willard ist wach und möchte mit Ihnen sprechen.«

»Gut, danke.« Leia warf einen Blick auf die Zeitanzeige an der Konsole. Sie sollten die Arnot-Station bald erreicht haben, das Schiff war noch nicht in die Luft geflogen, und ihre Kopfschmerzen waren zwar noch immer da, aber zumindest fühlte es sich nicht länger an, als würde ein riesiges Reittier auf ihrem Gehirn herumtrampeln. Sie stand auf, wobei sie so stark gähnte, dass ihr Kiefer knackte, dann versuchte sie, die aufgetrennten Zöpfe wieder in Ordnung zu bringen, gab aber schon nach einem Moment wieder auf. An Bord dieses Schiffes gab es niemanden, der sich daran stören würde, dass das Haar von Prinzessin Leia aussah, als hätte ein Nagetier darin gehaust.

Als sie die benachbarte Kabine betrat, untersuchte Sarit den General gerade mit einem Diagnosescanner. Willard hatte sich auf der Koje aufgesetzt, den Rücken an die Kissen gelehnt. Das hässliche Violett von Blutergüssen prangte auf Stirn und Schläfe, und er sah um zehn Jahre älter aus. Doch als Leia eintrat, richtete er den Blick auf sie und sagte: »Schön, Sie zu sehen, Prinzessin.« Seine Stimme klang rau und schwach.

»Es freut mich, dass Sie wieder wach sind.« Leia lächelte. Sie war sicher, dass er noch mehr Schlaf brauchte, aber es war eine große Erleichterung zu sehen, dass er wieder bei Sinnen war und kräftig genug, um aufrecht zu sitzen.

»Bevor er nicht in einer medizinischen Einrichtung mit vollständiger Scannerausrüstung ist, darf er weder aufstehen noch sich aufregen«, erklärte Sarit.

»Ich passe schon auf, dass er sich nicht aufregt«, versprach Leia. Sarit klang selbst ein wenig erschöpft, und sie fragte sich, ob er seit dem Angriff wohl überhaupt Gelegenheit gehabt hatte, sich hinzusetzen und durchzuatmen. »Aber ich muss mit ihm reden. Unter vier Augen. Warum gönnen Sie sich nicht eine Pause und ruhen sich ein wenig aus, bevor wir die Station erreichen?«

Der Sanitäter blinzelte, als wäre ihm ein solcher Gedanke noch gar nicht gekommen. »Oh … Oh ja, das könnte ich vermutlich.«

Sarit trat hinaus auf den Korridor, und Leia drückte den Knopf, um die Tür hinter ihm zu schließen. Anschließend nahm sie auf dem Hocker neben der Koje des Generals Platz. »Wie fühlen Sie sich wirklich?«

»Furchtbar«, gestand er. »Was ist mit Denlan und Esrai?«

Leia drückte seine Hand. »Es tut mir leid.«

Willard machte einen tiefen, zittrigen Atemzug, dann zuckte er zusammen und hob die Hand, wie um sich den Kopf zu halten. »Verdammt! Das hatte ich schon befürchtet, als Sarit mir nicht sagen wollte, wie es den beiden geht.« Er blickte zu Leia hoch. »Wie ist die Lage?«

»Nicht katastrophal, aber auch nicht gut«, begann sie, dann fasste sie den Zustand von Schiff und Besatzung für ihn zusammen und erklärte, was sie gerade taten, um ihre Situation zu verbessern. Sie erzählte ihm auch von ihrer Entscheidung, nach ihrem Notsprung sofort zur Station weiterzufliegen, und von der Nachricht an Madine, in der sie um die Unterstützung des Millennium Falken gebeten hatte. »Laut Sorel werden die Reparaturen noch mindestens drei oder vier Standardtage in Anspruch nehmen, ich wusste also, wir brauchen ein zusätzliches Schiff für den Fall, dass wir schnell von der Station verschwinden müssen.« Sie beugte sich vor. »Vanden, jemand wusste, wo die Wagnis sein würde, und er wusste auch, dass wir am verwundbarsten sein würden, wenn wir die Holo Net-Übertragung empfangen. Diese leichte Korvette ist nicht zufällig genau in dem Moment aus dem Hyperraum gekommen und hat uns angegriffen.«

Mit gefurchter Stirn verarbeitete Willard ihre Worte. »Wir müssen also davon ausgehen, dass uns jemand aus unserem eigenen Kommunikationsapparat verraten hat, richtig? Würde Davit dahinterstecken, hätte er uns einfach während des Treffens erledigt.«

»Genau das denke ich auch«, bestätigte Leia. »Wer immer uns an die Imperialen verkauft hat, er hat sie erst im letzten Moment alarmiert, so, als hätte er die Koordinaten erst erfahren, nachdem wir sie erhalten hatten. Andernfalls hätte das Imperium mehr als nur ein Schiff geschickt. Ich glaube, die Korvette wurde nur deshalb auf uns angesetzt, weil sie unserer Position am nächsten war und als Einzige rechtzeitig dort eintreffen konnte.« Sie schaute finster drein. »Außer diesem zeitlichen Ablauf habe ich im Moment leider kaum etwas, das uns weiterhelfen könnte.« Nur ihren Instinkt …

Leia brauchte keine Bestätigung, dennoch war sie Willard dankbar, als er sagte: »Ja, höchstwahrscheinlich kam die Information aus der Flotte.« Er versuchte, sich ein Stück weiter aufzusetzen, sank dann aber mit einem Ächzen zurück. »Wir müssen einen Weg finden, um dieses Leck zu isolieren und den Kerl zu schnappen.«

»Später. Fürs Erste haben wir alles getan, was wir tun können.« Sollte es einem Verräter tatsächlich gelungen sein, das Kommunikationsnetzwerk der Allianz zu infiltrieren, war es unmöglich abzuschätzen, welcher Schaden bereits entstanden war. Doch Leia wusste, dass sie nichts dagegen tun konnte, zumindest nicht im Augenblick. Denn jetzt musste sie dafür sorgen, dass die Wagnis diese Reise überstand und nicht zu einem weiteren Allianzschiff wurde, das in den Weiten des Raumes verschwand, ohne dass irgendjemand je erfuhr, was mit ihm geschehen war. »Ich sollte jetzt gehen. Ruhen Sie sich ein wenig aus. Wir werden die Station bald erreichen.«

Die Prinzessin wollte aufstehen, aber der General griff nach ihrer Hand. Mit müder, reuevoller Miene murmelte er: »Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann.«

»Sie haben mir schon geholfen«, entgegnete Leia, und das meinte sie auch so. Sie musste Entscheidungen treffen, von denen das Leben anderer abhing, und in einer solchen Situation war es wichtig, jemanden um Rat fragen zu können, der einem nicht einfach blind zustimmte, nur, weil man war, wer man war – oder weil man einen ganz speziellen Mann zum Vater hatte.

Luke Skywalker hatte sich gerade tief ins Antriebsabteil seines Lieblings-X-Flüglers vorgebeugt, als er spürte, wie eine große Hand nach seinem Knöchel griff. Zum Glück weiß ich, wer das ist, dachte er resignierend. »Chewie, ich habe gerade beide Hände im Protonentorpedorohr!«, protestierte er.

R2-D2, der unten neben der Hängebühne des X-Flüglers auf dem Deck stand, piepte verärgert ob dieser Unterbrechung. Der kleine Droide war durch mehrere Kabel mit dem Astromechsockel des Sternenjägers verbunden und hatte gerade die Systeme überprüft.

Chewbacca knurrte einen langen Kommentar, und C-3PO, den der Wookiee mitgebracht haben musste, um als Übersetzer zu fungieren, erklärte: »Master Luke, er sagt, es wäre wichtig und dass Sie sofort Ihren kleinen … äh, dass Sie sofort von dort oben herunterkommen sollen.« An Chewie gerichtet, fügte der goldene Droide hinzu: »Das war sehr unhöflich.«

Mit einem Seufzen rutschte Luke aus der Wartungsluke und sprang aufs Deck hinab. Nachdem er die Schutzbrille abgenommen hatte, fragte er: »Was ist los? Ich dachte, du wolltest versuchen, den Isolator zu installieren.« Doch als er sich umdrehte und sah, wer vor ihm stand, hielt er abrupt inne. »Oh, General Madine.«

Madine antwortete nicht sofort, sondern ließ seinen kühlen Blick über die Sternenjägerbuchten und Technikstationen in der Nähe gleiten, so, als wollte er überprüfen, ob sie besetzt waren. Im Reparaturhangar der Independence wimmelte es normalerweise nur so von Piloten, Mechanikern, Droiden und sonstigem Hilfspersonal, das beschädigte Jagdmaschinen reparierte, die Wartungspläne umsetzte oder in den Simulatoren am anderen Ende der Halle trainierte. Doch nun war es kurz vor Schichtwechsel, und nur wenige Stimmen hallten durch den gewaltigen Raum. Wedge und die anderen Mitglieder der Staffel Rot waren auf einer Mission. Eigentlich hätte Luke sie begleiten sollen, aber der Zielcomputer seines X-Flüglers hatte im letzten Moment nur noch Fehlermeldungen ausgespuckt, und so war seine Rolle bei diesem Einsatz fürs Erste gestrichen worden. Mit leiser Stimme fragte Madine: »Sind Sie startbereit, um unverzüglich mit Chewbacca aufzubrechen?«

»Ja, Sir.« Luke blickte kurz zu Chewie hinüber. Wookiees zeigten Besorgnis nicht auf dieselbe Weise wie Menschen, aber seine Haltung brachte Anspannung und Ungeduld zum Ausdruck. »Möchten Sie, dass ich eine Einheit zusammenstelle?«

»Nein, nur Sie«, erklärte Madine. »Kommen Sie an Bord des Falken, da können wir uns ungestört unterhalten. Dort gebe ich Ihnen dann auch die Koordinaten und erkläre Ihnen alles.«