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Die Dunkle Seite erwacht
Als es auf dem Planeten Nam Chorio zwischen den alteingesessenen Theranern und den Neusiedlern, die ehemals dem Imperium angehörten, zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommt, verschleppt deren Anführer Seti Ashgad Prinzessin Leia. Sie wird zur Schachfigur in einer Verschwörung dunkler Mächte um die Herrschaft der gesamten Galaxis. Luke, Han, Chewie und Lando eilen zur Hilfe - und sehen sich plötzlich Gefahren gegenüber, deren Dimensionen alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen ...
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Seitenzahl: 588
BARBARAHAMBLY
PLANETDESZWIELICHTS
Roman
Aus dem Amerikanischen
von Heinz Nagel
WILHELMHEYNEVERLAG
MÜNCHEN
www.diezukunft.de
Für Ole und Nedra
1
Ein Offiziersanwärter namens Koth Barak starb als erster.
Eine seiner Mannschaftskameradinnen auf dem Geleitkreuzer Adamantine fand ihn im Pausenraum von Deck neun über einem Tisch zusammengesunken. Er hatte sich vor einer halben Stunde auf eine Tasse Kaffein dorthin zurückgezogen. Zwanzig Minuten nachdem Barak wieder auf seinen Posten hätte zurückkehren sollen, machte sich Sergeant Gallie Wover auf, um ihn zu suchen. Sie war davon überzeugt– und deshalb ziemlich aufgebracht–, dass Barak sich in die Infologbänke eingeklinkt hatte, »bloß um nachzusehen, ob jemand den Einsatz erwähnt«.
Selbstverständlich würde niemand diesen Einsatz erwähnen. Obwohl die Regierungschefin Leia Organa Solo auf ihrer Reise in den Meridian-Sektor von der Adamantine begleitet wurde, handelte es sich um einen inoffiziellen Besuch. Die Partei für die Rechte der Vernunftbegabten hätte sonst– durchaus berechtigt– argumentiert, dass Seti Ashgad, der Mann, mit dem sie sich an dem Rendezvouspunkt außerhalb des Chorios-Systems treffen wollte, auf seiner Heimatwelt Nam Chorios keine offizielle Position bekleidete. Eine offizielle Konferenz wäre daher einer stillschweigenden Billigung der Forderungen gleichgekommen, die er und die Rationalisten-Partei gestellt hatten.
Doch genau darum ging es im Grunde genommen bei diesem Gespräch.
Als Sergeant Wover den Pausenraum auf Deck neun betrat, fiel ihr zunächst das flackernde Blau des Infologschirms auf. »Verdammt, Koth, ich habe Ihnen doch gesagt…«
Dann sah sie den jungen Mann reglos vor dem Bildschirm; der Kopf lag auf dem Pausentisch, die Augen waren geschlossen. Selbst auf drei Meter Entfernung gefiel Wover die Art und Weise nicht, wie er atmete.
»Koth!« Mit zwei Schritten war sie um den Tisch herum, so dass die anderen Stühle in die Ecke flogen. Als sie erneut den Namen des jungen Mannes schrie, hatte sie den Eindruck, seine Lider würden sich ein wenig bewegen: »Koth!«
Es bedurfte kaum einer bewussten Entscheidung, den Notruf auszulösen. In den paar Augenblicken vor dem Eintreffen der Medidroiden schnüffelte sie an dem Kaffein in dem grauen Plastinbecher, der ein paar Zentimeter vor Koths schlaffen Fingern auf dem Tisch stand. Das Getränk war noch nicht einmal kalt. An dem dünnen Flaum, den Koth hoffnungsfroh als seinen Schnurrbart bezeichnete, hingen ein paar Tröpfchen davon. Das Zeug in dem Becher roch einwandfrei– soweit man das über den Kaffein sagen konnte, den die Flotte anzubieten hatte–, und die Frage nach Alkohol oder Drogen stellte sich erst gar nicht. Nicht auf einem Begleitschiff der Republik. Nicht bei Koth. Er war ein guter Junge.
Wover arbeitete seit Urzeiten im Maschinenraum und war fünfzehn Jahre auf Handelsschiffen gefahren, um nach der Machtübernahme Palpatines nicht in der Flotte dienen zu müssen. Um »ihre« Offiziersanwärter kümmerte sie sich, als wären sie die Söhne, die sie in der Rebellion verloren hatte. Wenn es irgendwelche Probleme mit Alkohol, Gewürz oder Kicherstaub gegeben hätte, dann wäre ihr das nicht entgangen.
Eine Seuche?
Das war der ewige Alptraum eines jeden, der im Weltraum Dienst tat. Aber das Team, das gestern von Seti Ashgads kleinem Schiff an Bord gekommen war, hatte die Mediscanner anstandslos passiert. Im übrigen hatte es erwiesenermaßen auf dem Planeten Nam Chorios seit vierhundert Jahren keine endemischen Infektionskrankheiten mehr gegeben, und sämtliche Insassen der Light of Reason waren auf direktem Wege von diesem Planeten gekommen.
Trotzdem gab Wover die Nummer des Kommandanten in die Konsole an der Wand ein.
»Sir? Hier Wover. Einen der Offiziersanwärter hat es erwischt. Die Medis sind noch nicht hier, aber…« Hinter ihr öffnete sich zischend die Tür des Pausenraums. Sie schaute sich um und sah zwei 21Bs mit einer schwebenden Behandlungsliege hereinkommen, aus der sich bereits Scanner und Lebenserhaltungsschläuche entfalteten, so dass sie wie ein Monstrum in einem schlechten Holovid anmutete. »Es sieht gefährlich aus… Nein, Sir. Ich weiß nicht, was es ist, aber es wäre vielleicht keine schlechte Idee, mit dem Flaggschiff Ihrer Exzellenz und der Light Verbindung aufzunehmen und Meldung zu machen… Okay, okay«, fügte sie hinzu, als sich ein 21B vor ihr aufbaute. »Mein Herz gehört dir«, verkündete sie grinsend, was den Droiden einen Augenblick innehalten ließ, so dass man die Schaltkreise klicken hören konnte, während er ein wenig umständlich berechnete, dass es sich bei der Bemerkung wahrscheinlich um einen Scherz handelte.
»Vielen Dank, Sergeant Wover«, sagte er dann höflich, »aber das Organ selbst wird nicht erforderlich sein. Eine Funktionsprobe genügt.«
Wover drehte sich um und sah zu, wie der andere 21B Barak auf die Antigravliege hievte und an die medizinischen Geräte anschloß. Sämtliche Skalenwerte sackten ab, und blechern klingende Alarmglocken schlugen an. »Bei allen Weltraumgeistern!« Wover riss sich von dem Droiden los, der angefangen hatte, sie zu untersuchen, und trat neben den Untersuchungstisch. »Was bei allen Sternen der Galaxis…?«
Baraks Gesicht war grau geworden und hatte die Konsistenz von Wachs angenommen. Die Gerätschaften der Behandlungsliege pumpten bereits Stimulantia und schocklösende Mittel in die Venen des Jungen, und der 21B, der an der anderen Seite eingestöpselt war, hatte den abwesenden Ausdruck angenommen, den Droiden immer dann zeigten, wenn sie Daten an andere Stationen übertrugen. Wover sah die Diagnoselinien auf den Monitorschirmen an der Seite der Antigravliege.
Kein Virus. Keine Bakterien. Kein Gift.
Keinerlei Fremdstoffe in Koth Baraks Körper.
Die Anzeigen näherten sich stetig der Nullinie und verharrten schließlich dort.
»Wir haben es auf Nam Chorios mit einer einigermaßen komplizierten Lage zu tun, Exzellenz.«
Seti Ashgad wandte sich von der Viermeterkuppel der Panoramaplattform ab und sah zu der schlanken Frau in einem der grauen Ledersessel des Aussichtsraums hinüber, die ihn aufmerksam betrachtete.
»Und wen meinen Sie mit wir, Master Ashgad?« Die Stimme von Leia Organa Solo, der Regierungschefin der Neuen Republik, war überraschend tief, tiefer, als man es von ihr erwartet hätte. Das jugendliche Alter der zierlichen, fast zerbrechlich wirkenden Frau hätte jeden verblüfft, der nicht wusste, dass sie seit ihrem siebzehnten Lebensjahr eine entscheidende Rolle in der Rebellion gespielt hatte, an deren Spitze ihr Vater und die bedeutende Staatslenkerin Mon Mothma gestanden hatten. Nach dem Tode ihres Vaters war Leia praktisch zur treibenden Kraft geworden. Sie hatte Truppen befehligt, war immer wieder dem Tod entronnen und musste, noch bevor sie dreiundzwanzig geworden war, eine Flucht durch die halbe Galaxis antreten, bei der sie von den Schergen des Imperators gejagt worden war, die sich den auf ihren Kopf ausgesetzten Preis verdienen wollten. Jetzt war sie einunddreißig, was man ihr mit Ausnahme der Augenpartie nicht ansah. »Die Bewohner von Nam Chorios? Oder nur einige wenige von ihnen?«
»Alle.« Ashgad hatte sich jetzt vor ihr aufgerichtet; er stand so nah, als wollte er sie mit seiner schieren Körpergröße einschüchtern. Aber der Blick, mit dem ihn ihre braunen Augen jetzt musterten, zeigte ihm deutlich, dass sie genau wusste, was er bezweckte, und er trat einen Schritt zurück. »Wir alle«, korrigierte er sich. »Die Theraner genauso wie die Newcomer.«
Leia plazierte ihre Hände auf den Knien. Die weiten Samtärmel und ihr üppig geschnittenes purpurrotes Amtsgewand leuchteten im Schein der versteckten Lampen an der Decke und der fernen Sterne draußen in der Finsternis jenseits der gekrümmten Sichtkuppel. Noch vor fünf Jahren hätte sie jetzt eine spitze Bemerkung darüber gemacht, dass er den größten Teil der Planetenbevölkerung nicht mit einbezog, nur die nach dem Fall des Imperiums Eingewanderten und die verwilderten Anhänger des Thera-Kults, die in den kalten, wasserlosen Wüsten hausten, nicht aber die gewöhnlichen Bauern. Jetzt hingegen reagierte sie auf seine Worte nur mit Schweigen und wartete ab, was er als nächstes sagen würde.
»Ich sollte vielleicht erklären«, fuhr Ashgad mit der vollen Baritonstimme fort, die so sehr an die Aufzeichnungen der Stimme seines Vaters erinnerte, die Leia gehört hatte, »dass Nam Chorios eine feindselige, karge Welt ist. Ohne massiven Einsatz moderner Technologie ist es praktisch unmöglich, dort zu leben.«
»Aber die Gefangenen, die die Grissmath-Dynastie nach Nam Chorios geschickt hat, haben das anscheinend die letzten siebenhundert Jahre geschafft.«
Ein Ausdruck von Verblüffung huschte über das Gesicht des Mannes. Dann lächelte er. Ein breites, strahlendes Lächeln. »Ah, wie ich sehe, haben Eure Exzellenz die Geschichte des Sektors studiert.« Er versuchte, den Eindruck zu vermitteln, als freue ihn das.
»Jedenfalls genug, um die Hintergründe der augenblicklichen Lage zu kennen«, erwiderte Leia mit einem freundlichen Lächeln. »Ich weiß, dass die Grissmath ihre politischen Gefangenen in der Hoffnung dorthin geschickt haben, dass diese dort verhungern würden. Und ich weiß auch, dass sie auf dem ganzen Planeten automatische Schießanlagen eingerichtet haben, um sicherzustellen, dass etwaige Rettungsversuche keine Chance haben würden. Ich weiß, dass die Gefangenen ihnen nicht nur nicht den Gefallen getan haben, dort zu sterben, sondern dass ihre Nachkommen– und die Nachkommen des Wachpersonals– immer noch an den Wassersäumen Ackerbau betreiben, während Meridian, die Heimatwelt der Grissmath, heute eine radioaktive Wüste ist.«
Viel mehr war über Nam Chorios in den Registern nicht zu finden gewesen. Der Planet war seit Jahrhunderten praktisch Ödland. Der einzige Grund, dass Leia vor der augenblicklichen Krise überhaupt davon gehört hatte, war der, dass ihr Vater ihr gegenüber einmal bemerkt hatte, Imperator Palpatine hätte den Planeten Nam Chorios allem Anschein nach ebenfalls für seine ursprünglichen Zwecke eingesetzt: als Gefängniswelt. Vor vierzig Jahren war das Gerücht im Umlauf gewesen, Seti Ashgad der Ältere sei von Agenten seines politischen Widersachers, des damaligen Senators Palpatine, entführt und auf jener abgelegenen, schwer zugänglichen Welt ausgesetzt worden. Diese Gerüchte wurden niemals bestätigt, bis dieser zweite Ashgad– gleichsam eine Kopie des verschwundenen grauhaarigen alten Politikers– mit dem Rat Verbindung aufnahm.
Aber dieser Mann brauchte ja nicht zu erfahren, wie wenig sie oder sonst jemand über den Planeten oder die dort herrschende Situation wusste, dachte Leia.
Vermeide ein Treffen mit Ashgad, hatte die Botschaft gelautet, die sie buchstäblich in dem Augenblick erreichte, als sie an Bord der Fähre gehen wollte, die sie zu ihrem Flaggschiff bringen sollte. Vertraue ihm nicht und gehe auf keine Forderung ein, die er dir stellt. Und lass dich nicht darauf ein, den Meridian-Sektor zu betreten.
»Sehr gut!« Er gab das Kompliment von sich wie einen Nierenstein, brachte dabei aber dennoch ein beinahe drollig wirkendes automatisches Schmunzeln zustande. »Aber die Lage ist natürlich nicht so– simpel.«
Aus einer Ecke des Aussichtssaals, wo eine dunkelblättrige Dyanthis einen Teil der Sichtkuppel verdeckte, war ein Flüstern zu hören: »Eigentlich ist das nie der Fall, nicht wahr?«
»Nun, bevor die Kolonisierung nach dem Fall des Imperiums fortgesetzt wurde, waren die einzigen Bewohner des Planeten nach meinen Informationen Abkömmlinge der ursprünglichen Gefangenen und des Wachpersonals von Meridian.«
Im Schatten der Dyanthis lächelte Ashgads Sekretär Dzym.
Leia wusste nicht so recht, worauf sie die unwillkürliche Abneigung zurückführen sollte, die sie ihm gegenüber empfand. Es gab Spezies, die die Menschen der Galaxis– die Corellianer, Alderaaner und andere– abstoßend fanden. Das hatte gewöhnlich mit unterschwelligen Faktoren wie Pheromonen oder einer unbewussten kulturellen Konditionierung zu tun. Aber die ursprünglichen Chorianer– man nannte sie gewöhnlich die Oldtimer, ob sie nun dem Thera-Kult angehörten oder nicht– stammten von menschlichen Vorfahren ab. Sie fragte sich, ob ihre Aversion vielleicht mit etwas so Simplem wie seinen Nahrungsgewohnheiten zusammenhing. Aber an dem kleinen, braunhäutigen Mann mit dem schwarzen, oben auf dem Kopf zu einem Knoten zusammengebundenen Haar war ihr auch kein besonderer Körpergeruch aufgefallen. Sie wusste natürlich, dass einem solche Dinge häufig gar nicht zu Bewusstsein kamen. Möglicherweise gab es in diesem Fall eine pheromonische Reaktion, die unterhalb der Wahrnehmungsschwelle lag, vielleicht infolge von Inzucht auf einer Welt, wo die einzelnen Siedlungen weit verstreut lagen und nie besonders groß gewesen waren. Ebensogut mochte es an Dzym selbst liegen, vielleicht an seiner schlaffen Mundpartie oder den ausdruckslosen braunen Augen.
»Stammen Sie von den Ureinwohnern von Chorios ab, Master Dzym?«
Er schien über keinerlei Körpersprache zu verfügen. Leia wurde bewusst, dass sie eine irgendwie unangenehme, vielleicht sogar schockierende Bewegung erwartet hatte. Er nickte nicht einmal, sondern sagte lediglich: »Meine Vorfahren gehörten zu denen, die die Grissmath nach Nam Chorios geschickt haben, ja, Exzellenz.« Etwas veränderte sich in seinen Augen; nicht dass sie glasig wurden, aber sie vermittelten irgendwie den Eindruck, als hätte sich seine Aufmerksamkeit urplötzlich etwas anderem zugewandt.
Ashgad fuhr hastig fort, als müsse er von seinem Begleiter ablenken. »Das Problem ist folgendes, Exzellenz: Siebenhundertfünfzig Jahre völliger Isolierung haben aus der Oldtimer-Bevölkerung von Nam Chorios eine Gruppe von, wenn Sie meine offene Sprache verzeihen wollen, fanatischen Konservativen gemacht, in einem Maße, wie man sich das auf anderen Welten wahrscheinlich gar nicht vorzustellen vermag. Sie sind Bauern, das ist mir bewusst, und sie waren jahrhundertelang mit einem Minimum an Technik und unglaublich schwierigen Wetter- und Bodenbedingungen konfrontiert. Sie und ich, wir wissen beide, dass dies ein Nährboden für eine konservative Haltung und, offen gesagt, auch für Aberglauben ist. Zu den Dingen, die mein Vater auf dem Planeten einführen wollte, gehörte eine moderne Klinik in Hweg Shul. Aber die Einnahmen dort reichen gerade aus, um die Medidroiden am Laufen zu halten. Die Bauern bringen ihre Kranken lieber zu einem Theran-Lauscher, damit der sie mit ›aus dem Himmel gesaugter Kraft‹ heilt.« Das Flattern seiner Hände sollte wohl den Hokuspokus solcher Naturheilkunde nachäffen.
Er setzte sich in den zweiten grauen Ledersessel, ein massiv gebauter Mann in einer einfachen braunen Tunika und Hosen, die offensichtlich von einem normalen Musterdroiden geschneidert waren. Sein bescheidener Schmuck– eine goldene Kragennadel, die goldene Gürtelschnalle und die Brustkette– erinnerten Leia an alte Holos seines Vaters. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich vertraulich zu ihr vor.
»Die Rationalisten-Partei will nicht nur den Newcomern helfen, Exzellenz«, versicherte er. »Ihr Bemühen gilt auch den Bauern; den Oldtimern, die nicht zu den Theranern gehören und die einfach nur überleben wollen. Wenn nicht bald etwas geschieht, um dem Thera-Kult die Kontrolle über die alten Schießanlagen zu entwinden, mit denen die Theraner jeden interplanetarischen Handel unterbinden, werden diese Leute weiterhin wie… wie Ackersklaven leben, die sie ja auch einmal waren. Die Rationalisten-Partei auf Nam Chorios ist stark, und ihre Macht wächst ständig. Wir wollen planetarischen Handel mit der Neuen Republik. Wir sind an moderner Technik und einer angemessenen Nutzung der Bodenschätze des Planeten interessiert. Ist das so schlecht?«
»Die Mehrzahl der Bewohner des Planeten scheint dieser Ansicht zu sein.«
Ashgad gestikulierte heftig. »Die Mehrzahl der Bewohner des Planeten wurde von einem halben Dutzend Spinnern einer Gehirnwäsche unterzogen, Spinnern, die sich mit Brachnielwurzel zukiffen und dann durch die Wüsteneien des Planeten wandern und Gespräche mit Felsbrocken führen! Wenn sie damit einverstanden sind, dass ihre Ernten verkommen und ihre Kinder sterben, weil sie mit der modernen Welt nichts zu tun haben wollen, ist das ihre Sache, denke ich, obwohl es mir das Herz bricht, tatenlos dabei zusehen zu müssen. Aber zugleich versperren sie den Newcomern den Zugang zur modernen Welt!«
Obwohl Leia wusste, dass Dzym sicherlich alles bestätigen würde, was Ashgad sagte– schließlich war er der Sekretär des Mannes und hatte kaum eine andere Wahl–, sah sie doch zu dem Chorianer hinüber. Der saß immer noch stumm da und starrte in den Weltraum hinaus, als konzentriere er sich auf etwas völlig anderes, wenn sein Blick auch gelegentlich zu dem Chrono an der Wand hinüberhuschte. Das Aussichtsfenster neben ihm bot eine spektakuläre Ansicht der lavendelfarbenen und grünen Kugel von Brachnis Chorios, dem fernsten Planeten der Systeme, die diesen Namen trugen, und dessen größter Mond als orbitaler Treffpunkt für ihr Geheimtreffen auserwählt worden war.
Der Begleitkreuzer Adamantine war am Rande ihres Sichtfelds gerade noch zu sehen, eine im Sternenlicht unwirklich erscheinende silberne Silhouette. Ein Stück darunter, in der Nachbarschaft des strahlenden Dreiecks bunter Sterne, um die Brachnis Chorios, Nam Chorios und Pedducis Chorios kreisten, und im Vergleich zur Masse des Kreuzers geradezu armselig wirkend, hing die Anordnung miteinander verbundener Bronzekugeln, in der Seti Ashgad zu dem Treffen gekommen war, die Light of Reason. Selbst Leias Flaggschiff, die Borealis, wirkte im Vergleich dazu riesig. Die Light, die aus einzelnen kleinen Fahrzeugen zusammengesetzt war, die gerade noch imstande waren, die antiken Verteidigungsanlagen von Nam Chorios zu passieren, eignete sich lediglich als Planetenhüpfer; einen Hyperraumsprung hätte sie nie geschafft.
Und das war auch der Anlass für diese Mission, dachte Leia ein wenig beunruhigt. Die große Distanz zu den nächsten Stützpunkten der Neuen Republik auf Durren einerseits und die Nähe der ehemaligen imperialen Satrapie des Antemeridian-Sektors andererseits hatte sie auch schon vor der geheimnisvollen Warnung nervös gemacht, die ihr zugegangen war.
War das alles, was die Mitteilung hatte bezwecken sollen? Oder gab es noch mehr?
»Ich würde mein Schicksal nicht in die Hände der Thera-Kultisten legen wollen, Exzellenz«, murmelte Dzym. Es schien ihm einige Anstrengung zu bereiten, sich an dem Gespräch zu beteiligen, und er faltete jetzt die kleinen Hände, die in violetten Lederhandschuhen steckten. »Sie üben in den Oldtimer-Siedlungen entlang der Wassersäume eine erstaunliche Macht aus. Wie könnte es auch anders sein, wo sie doch bewaffnet und beweglich sind und diese Leute seit Generationen in Abhängigkeit von ihren angeblich heilenden Kräften gehalten haben?«
Halb verdeckt von den Dyanthisblättern bemerkte Leia jetzt, dass ein paar der Lichter am Rumpf der Adamantine zu flackern begonnen hatten und dass im Gegenzug ein paar andere im hinteren Teil des Begleitschiffs erloschen waren.
»Was soll das heißen, Sie kommen nicht durch?« Commander Zoalin wandte sich verärgert von der Komtafel ab, die wie eine Festbeleuchtung aufgeflammt war, und drückte einen weiteren blitzenden Knopf. »Bekommen Sie von der Borealis keine Antwort, oder was?«
»Es scheint sich um eine ganz gewöhnliche Signalstörung zu handeln, Sir.« Die Komchefin Oran tippte sich in einer nervösen Ehrenbezeigung an die Stirn. »Legassi nimmt bereits einen Scan vor.«
Auf dem kleinen Bildschirm drehte Oran sich in ihrem Sessel herum, so dass der Kommandant einen Blick auf die Komzentrale werfen konnte, auf deren Hauptschirm in leuchtend gelben Linien die Komkreise der Adamantine zu sehen waren. Jetzt flossen rote Linien an ihnen entlang, ein Synapsentest, um Blockaden oder Störungen in der Energieübermittlung festzustellen, etwas, das unter normalen Umständen ohne die geringste Schwierigkeit ablief.
Aber die Umstände waren seit nicht einmal zehn Minuten nicht mehr normal, sondern das genaue Gegenteil davon. Und die roten Lichter, die überall auf der Komtafel zu sehen waren, die hastig hervorgestoßene Mitteilung aus der Krankenstation und das völlige Ausbleiben von Berichten aus dem Wartungsbereich und einigen anderen Sektionen des Schiffes deuteten darauf hin, dass die Lage sich mit Lichtgeschwindigkeit von schlecht zu katastrophal verschlimmerte.
»Legassi?« Oran erhob sich aus ihrem Sessel. Zoalin sah jetzt, dass der Sessel vor der Scannerkonsole, den er für unbesetzt gehalten hatte, das in Wirklichkeit gar nicht war. Komoffizier Legassi war über seiner Konsole zusammengebrochen; seine schuppigen lachsfarbenen Hände klammerten sich krampfhaft an ihr fest und zuckten ebenso unkontrolliert wie sein ganzer Körper.
Calamarianer reagieren aber doch gar nicht auf menschliche Viren, dachte Zoalin.
Falls es ein Virus war.
Das gleiche galt selbstverständlich für Sullustaner oder Nalroni, Spezies, denen die Besatzungsmitglieder angehörten, die sich in den letzten fünf Minuten krank gemeldet hatten. Soweit Zoalin sich an seinen Xenobiologiekurs erinnerte, handelte es sich bei den Nalroni und den Mon Calamari sogar um Lehrbuchbeispiele für wechselseitig immune Systeme. Was ein Nalroni sich einfangen konnte, stellte für einen Calamarianer absolut keine Gefahr dar.
»Legassi?« Oran beugte sich über den zuckenden Körper ihres Komoffiziers. »Legassi, was…?« Sie taumelte, als ob ihr jemand einen Schlag versetzt hätte, und griff sich dann an die Brust, bewegte die Finger, als versuche sie, einen Schmerz wegzumassieren.
»Commander Zoalin«, ließ sich die ruhige Stimme des 21B, der die Krankenstation leitete, über den offenen Kanal vernehmen, »ich bedauere, melden zu müssen, dass die Bactatank-Therapie die Auflösung allem Anschein nach eher beschleunigt als verzögert und zwar, soweit das bisher analysiert werden kann, um einen Faktor von fünfunddreißig Prozent.«
Mit der emotionslosen Stimme des Droiden im Ohr zappte Zoalin das Bild auf der Zentralkonsole von Schirm zu Schirm, arbeitete sich durch Korridore, in denen die Teams nach der Ursache der Signalblockade suchten, auf die Krankenstation zu, als er sah, wie einer nach dem anderen sich gegen die Wand stützte und sich die Brust, den Kopf oder die Flanken rieb. Das Bild wanderte weiter zur Krankenstation, wo die ruhigen, unermüdlichen Droiden gerade mit einer mechanischen Hebeanlage die triefende leblose Gestalt Sergeant Wovers aus dem Bactatank hoben, glitt in den Fährenhangar, wo der letzte diensthabende Unteroffizier einsam in der Nähe der Tür lag.
Fünfzehn Minuten, dachte Zoalin. Fünfzehn Minuten seit dem Signal von Wover aus dem Pausenraum von Deck neun.
Er hatte die Verbindung noch nicht einmal beendet, da waren bereits die anderen Notrufe eingegangen. Offiziersanwärter Gasto ausgefallen. Chefingenieur Cho P’qun ausgefallen. Sir, wir bekommen kein Signal aus dem Wartungsbereich.
»Foursi.« Zoalin klickte auf einen Bildschirm, der ihn mit der Signalsektion des Operationscomputers verband– Sektion 4C. »Notfallorder, Neuprogrammierung. Alle Wartungsdroiden der…« Sein Kopf schmerzte– die Brust auch. Er bekam kaum mehr Luft. Stress, sagte er sich. Kein Wunder. Er musste den Signalblocker finden, musste Verbindung mit dem Flaggschiff aufnehmen. Musste ein Signal an die Sanitätsstation des Sektors auf Nim Drovis absetzen.
»Alle Wartungsdroiden der Kategorie C3. Suche nach nicht dem Standard entsprechenden Anlagen in…« Welche Farbe würden die Leitungen wohl haben, an die man einen Signalblocker ansetzen würde? »…in den grünen Leitungen.« Er hoffte inständig, dass das stimmte. In seinem Kopf dröhnte es beständig. »Sofort durchführen!«
Das würde gewiss nicht viel bringen, dachte er resigniert. Droiden waren systematisch. Die Methode, mit der sie nicht dem Standard entsprechende Geräte suchen würden, brachte es mit sich, dass sie an der Spitze der Adamantine anfangen und sich zum Heck durcharbeiten und dabei jedes Luk und jede Relaisschaltung überprüfen würden, statt zuerst die wahrscheinlichsten Punkte zu checken, die Punkte, an denen vielleicht irgendein Angehöriger von Seti Ashgads kleiner Gruppe ein paar Augenblicke unbewacht gewesen war.
Nicht, dass es Ashgad sein musste. Ein Signalblocker konnte auch mit einem Zeitschaltwerk angebracht worden sein. Möglicherweise war das Ding bereits seit ihrem Start von Hesperidium an Bord.
Zoalin stellte plötzlich fest, dass er, ohne sich dessen bewusst zu sein, in seinen Sessel zurückgesunken war. Seine Hände und Füße fühlten sich eiskalt an. Er schaltete auf das Bild des Flaggschiffs Borealis, das vor dem samtschwarzen Sternenteppich in der Ferne hing. So nahe, nur Kilometer entfernt, im blässlich schimmernden grünen Schein des Planeten unter ihnen.
War das, was hier an Bord geschah, was auch immer es sein mochte, vielleicht auch dort ausgebrochen? Versuchte Captain Ioa vielleicht in diesem Augenblick, ihn zu erreichen?
Er lehnte seinen Kopf in die Polster. Zwanzig Minuten, dachte er. Zwanzig Minuten. Er hatte das Gefühl, sich in einem Turbolift zu befinden und in endlose tiefe Dunkelheit zu stürzen.
»Mir ist bewusst, dass in den letzten Jahren viel Böses über die Rationalisten-Partei gesagt worden ist.« Seti Ashgad hatte sich aus seinem Sessel erhoben, so als würde ihn die schiere Bedeutung seiner Sache auf die Füße treiben, und ging jetzt unruhig hinter dem Sessel auf und ab. »Aber ich kann Ihnen versichern, Exzellenz, wir sind nicht die– die ausbeuterischen Kapitalisten, als die man uns dargestellt hat. Die Newcomer sind in der Hoffnung nach Nam Chorios gekommen, dort Neuland zu erschließen. In Pedducis Chorios können sich Einzelunternehmer nicht niederlassen. Orte wie Nim Drovis und Budpock und Ampliquen haben ihre eigenen Zivilisationen, sind besiedelt und in fester Hand. In Anbetracht der im Antemeridian-Sektor vertretenen Schwerindustrie hätten allein schon die Aussichten auf Handel die Kolonisierung von Nam Chorios gerechtfertigt!
Aber es ist ja nicht etwa so, dass den Newcomern nur verboten wäre, Schiffe hereinzubringen, die die Größe eines persönlichen Gleiters überschreiten– oder den Planeten damit zu verlassen. Die Theraner eröffnen auf jedes Fahrzeug, das eine gewisse Größe übersteigt, das Feuer, und das bedeutet, dass schadhaft gewordenes Gerät nur zu einem exorbitanten Preis ersetzt oder repariert werden kann; es bedeutet, dass es keinerlei Exporte gibt, die es erlauben würden, eine Lebensweise zu finanzieren, die über die Sicherung der nackten Existenz hinausgeht; es bedeutet, dass wir für alles Schmugglerpreise bezahlen müssen; es bedeutet schließlich, dass die Neusiedler sich, weil das Register die dort herrschenden Zustände nicht hinreichend beschreibt, zur Verbannung in die tiefste kulturelle und technologische Provinz verdammt sehen. Sie können doch nicht behaupten, dass das fair ist.«
»Nein, das kann ich nicht«, sagte Leia bedächtig. »Aber ist das denn nicht das Wesen des Kolonistenlebens? Liegt darin nicht stets das Risiko, dass man die Lebensbedingungen, die man vorfindet, im voraus nicht kennt? Ich sage damit nicht, dass die Theraner recht haben«, fügte sie rasch hinzu und hob die Hand, als der vor ihr stehende Mann zu einem empörten Protest ansetzte. »Ich sage nur, dass die Mehrheit der Bevölkerung des Planeten die Theraner unterstützt.«
»Weil sie von ihrem Aberglauben und den Lügen ihrer Unterdrücker wie Sklaven gehalten werden!«
Das geht die Republik nichts an. Leia nahm ihre Schultern unter dem Samt ihres Gewands zurück und erkannte in Ashgads aufflammendem Zorn ein Abbild ihrer selbst im Alter von achtzehn Jahren. Aber es sollte nicht so sein! Sie erinnerte sich noch ganz deutlich daran, wie sie sich bei ihrem Vater ausgeweint hatte, als sich nach einem komplizierten, mit Emotionen aufgeladenen Prozess, in dem es um die vampirischen Garhoons und ihre Opfer gegangen war, diese Opfer schließlich dazu entschieden hatten, zu ihren Peinigern zurückzukehren. Sie hatte lange gebraucht, bis sie die Entscheidung ihres Vaters, der Sache nicht weiter nachzugehen, begriffen und respektiert hatte.
»Nam Chorios gehört der Republik nicht an. Wir haben keinerlei Recht, uns in ihre Angelegenheiten einzumischen.«
»Nicht einmal, um die Rechte der Kolonisten zu schützen? Die Rechte von Männern und Frauen, die…«
»…die Neue Republik verlassen haben«, ergänzte Leia, »um künftig auf einer Welt zu leben, die der Republik nicht angehört. Die sich dazu entschlossen haben, auf einer Welt, über die sie nichts wussten, ein Risiko einzugehen. Jeder weiß, dass die Informationen im Register lückenhaft sind. Und es war das Imperium, das die Rechte von Alzoc III, von Garnib, von Trosh für ›schützenswert‹ hält.«
Ashgads breites Gesicht rötete sich. »Das sind völlig unpassende Beispiele! Wir verlangen von Ihnen doch nicht, dass Sie eine bodenständige Bevölkerung versklaven. Sie sollen nur jenen, die das wollen, das Recht auf einen angemessenen Lebensunterhalt sichern.«
»Die Mehrheit der Bevölkerung von Nam Chorios hat sich in einer Abstimmung gegen die Zugehörigkeit zur Republik entschieden«, wiederholte Leia. »Und das wussten die Kolonisten. Wir haben kein Recht, uns über die Wünsche der Mehrheit hinwegzusetzen. Ich will nicht hartherzig erscheinen, Master Ashgad, aber die Newcomer sind in keiner mir bekannten Weise benachteiligt.«
»Nur dadurch, dass sie dort leben. Und alles, was ihnen gehört, ist auch dort. Und solange die automatischen Geschützbatterien im Einsatz sind, können sie das nicht mitnehmen, falls sie den Wunsch haben sollten, den Planeten zu verlassen. Sie sind auf Gedeih und Verderb an diesen Planeten gefesselt.«
»Genau wie die ursprünglichen Bewohner des Planeten, Master Ashgad.«
Der große Mann stand einen Augenblick reglos da, die eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere auf die Rückenlehne seines Sessels gestützt, den Kopf gesenkt, die Stirn nachdenklich gefurcht. Hinter den breiten Blättern der Dyanthis war Dzym wieder verstummt und saß mit gefalteten Händen und leicht gerunzelter Stirn da. Soweit Leia das feststellen konnte, hatte er sich nicht einmal Notizen gemacht.
»Ich werde folgendes tun«, sagte Leia nach kurzem Schweigen. »Wenn ich nach Coruscant zurückkehre, werde ich die Genehmigung erteilen, dass ein Ermittlerteam den Planeten besucht, sich dort selbst ein Bild von den Verhältnissen macht und Alternativen erkundet. Möglicherweise können wir mit den Theranern verhandeln, die die Kanonenstationen kontrollieren.«
»Niemand verhandelt mit den Theranern.« Die Bitterkeit blitzte wie ein Dolch in Ashgads Stimme und funkelte in seinen grünen Augen. »Das sind fanatische Irre, die seit Generationen eine ganze Bevölkerung leichtgläubiger Narren in ihren Bann geschlagen haben.«
Leia fiel eine Bewegung zwischen den Dyanthisblättern auf, und als sie genauer hinsah, konnte sie erkennen, wie der Sekretär sich wieder zurücklehnte. In seinem granitfarbenen Gewand wirkte er jetzt, da ein Ausdruck erfüllter Ekstase über sein Gesicht huschte, seltsam verwachsen. Er seufzte tief und genüsslich und verstummte dann wieder.
»Ich hatte gehofft, Sie dazu überreden zu können, dass Sie uns helfen, Exzellenz.« Ashgads Stimme lenkte Leia wieder von dem eigenartig untätigen Sekretär ab. »Und ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie eine Kommission entsenden wollen. Ich werde ganz sicher meinen ganzen Einfluss geltend machen, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen.«
Leia erhob sich und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin sicher, dass Sie das werden.« Das klang warm und freundlich, aber die illusionslose Rebellin, die immer noch in ihrem Unterbewusstsein hauste, fügte hinzu: Ich wette, das wirst du. Ashgad beugte sich tief über ihre Hand, eine altmodische Höflichkeitsgeste, die sie nicht mehr erlebt hatte, seit sie Palpatines Hof verließ. Der Mann wirkte völlig aufrichtig, und Leias Instinkt, der sie stets dazu drängte, unterdrückte Minderheiten zu unterstützen, sympathisierte mit seiner Enttäuschung. Sie hatte selbst gegen Gruppierungen wie die Vereinigten Separatisten und die Agromilitanten gekämpft und verspürte den aufrichtigen Wunsch, modernen, intelligenten Menschen zu helfen, die alles unternahmen, um sich von einer unvernünftigen Tyrannei zu befreien.
Falls hier tatsächlich so etwas im Gange war.
»Sorgen Sie dafür, dass Master Ashgad den Weg zum Fährenhangar findet, wären Sie so nett, Ssyrmik?«
Leias zahlenmäßig kleine Ehrenwache nahm Haltung an, während die Regierungschefin und ihre Gäste in den Vorraum des Konferenzsaals traten. Ein weiblicher Lieutenant verbeugte sich und schulterte den eleganten Blasterkarabiner, der Teil ihrer Uniform war. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Master Ashgad, Master Dzym.«
Die jugendlichen Gesichter und das aufgesetzt würdevolle Gehabe dieses halben Dutzends junger Zöglinge der Weltraumakademie der Neuen Republik erweckten in Leia das Gefühl, hundert Jahre alt zu sein.
Die drei Leibwächter, die Ashgad mitgebracht hatte, verbeugten sich ebenfalls vor ihr: hübsche Androgyne in enganliegenden hellblauen Uniformen mit dem seltsam tot wirkenden Haar teurer Luxuspuppen.
Während sie zusah, wie die gehämmerten Bronzetüren des Korridors sich mit einem Seufzen hinter ihnen schlossen, hörte Leia ein leises, raues Flüstern hinter sich. »Die drei riechen nicht richtig, Lady. Das ist kein lebendes Fleisch.«
Leia wandte den Kopf und blickte auf die vier kleinen, grauen verhutzelten Humanoiden, die gleichsam aus den Wänden des Vorraums herausgeschmolzen zu sein schienen. Der kleinste, der gerade bis zu Leias Ellbogen reichte, musterte die Bronzetore aus zusammengekniffenen gelben Augen.
Vor einigen Jahren hatte Leia ihre Noghri-Leibwache auf wachsenden Druck des Rates hin abgeschafft. Leia hatte Verständnis dafür. Selbst vor dem unglücklichen Zwischenfall mit dem Botschafter von Barabel hatte es Stimmen gegeben, die es unpassend fanden, dass sie sich einer von Palpatines Waffen bediente. Die Noghri auf diese Mission mitzunehmen war äußerst riskant.
Vertraue Ashgad nicht, hatte die Botschaft gelautet.
Sie hatte unmittelbar vor der Abreise nach ihnen geschickt. Es gab Risiken, die noch größer waren, als das einer Spaltung im Rat.
»Im technischen Sinne ist es lebendes Fleisch«, meinte Leia nachdenklich. »Es sind Synthdroiden, Ezrakh. Ich habe sie in den Vergnügungskuppeln auf Hesperidium und Carosi gesehen. Geformtes Synthfleisch über Metallarmaturen. Sie besitzen nur minimale interne Computer; ihre Bewegungen werden zentral gesteuert, wahrscheinlich von Ashgads Schiff aus, denn ich kann mir keine Technologie vorstellen, die von Chorios selbst bis hierher reichen würde.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, und eine tiefe Falte erschien zwischen ihren Brauen. »Und soweit mir bekannt ist, sind sie sehr, sehr teuer. Würden Sie bitte dafür Sorge tragen, dass sie wirklich auf ihr Schiff gelangen?«
Der Noghri beugte sein Haupt, aber nicht so schnell, dass sie nicht das amüsierte Blitzen in seinen Augen gesehen hätte. »Gishkaath sorgt bereits dafür, Lady.«
Vielleicht hatte sie die Nachricht, die ihr zugetragen worden war, voreingenommen gemacht, dachte sie und schüttelte den Kopf. Sie kämpfte ständig dagegen an, aber ganz konnte man persönliche Vorurteile nicht ablegen.
Die Noghri schickten sich an, sich zurückzuziehen– sie achteten darauf, Distanz zur Ehrenwache der Akademie zu halten, deren Mitglieder zu den wenigen gehörten, die überhaupt von ihrer Anwesenheit wussten, aber Leia hob impulsiv die Hand. »Und was ist mit Master Dzym?«, fragte sie. »Wie riecht er?«
Ezrakh zögerte kurz, wägte ab, die Falten seines ledernen grauen Gesichtes strafften sich. Dann machte er eine verneinende Geste. »Sein Geruch ist menschlich. Ich mag ihn auch nicht, Lady– ich mag seine Augen nicht–, aber er riecht so wie andere Menschen.«
Leia nickte ein wenig beruhigt. »Würden Sie mit mir kommen?«, bat sie. »Und Sie auch bitte, Marcopius.« Sie lächelte einer ihrer jungen Ehrenwachen von der Akademie zu. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass die Jägerkiller von Honoghr einen Attentäter in Stücke schneiden konnten, ehe ein Mensch– ganz besonders diese jungen Leute– auch nur seinen Blasterkarabiner in Schussposition bringen konnte, noch war es die Schuld dieser jungen Leute von der Akademie, dass sie auf dieser Mission nicht das geringste Risiko eingehen durfte. Sie hatte während der ganzen Reise sorgfältig darauf geachtet, dass die Akademiewachen stets an ihrer Seite blieben und ihnen gegenüber immer wieder betont, dass die Noghri nur eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme darstellten, eine Geheimwaffe für den Fall einer unerwarteten Katastrophe.
Und, wie Luke es ausgedrückt hätte, man konnte einfach nicht im voraus sagen, welche Gruppe im Krisenfall ihre Rettung sein würde.
Sie drückte den Knopf für den Turbolift, und als sie und ihre beiden Wachen in der Kabine standen, betätigte sie den Schalter, der sie zum Hangardeck ihrer Fähre bringen würde.
2
Vermeide ein Treffen mit Ashgad.
Luke Skywalker stand auf dem Fährendeck der Borealis und drehte den dünnen Streifen Plast zwischen den Fingern.
Der Streifen war klein, etwa zwei Finger lang und ebenso breit, halbdurchsichtiges Zeug, das man zum Verpacken empfindlicher Gegenstände benutzte. Der Streifen war sorgfältig, aber unregelmäßig von einem größeren Stück abgerissen und in eine billige Spieldose gestopft worden. Er war mit einem Graphitmarker beschriftet, wie sein Onkel ihn zum Markieren von Steinen und Metallschrott benutzt hatte.
Die Melodie, die die Spieldose spielte, war uralt. Ein Lied, das von einer belagerten Königin und ihren drei Zaubervögeln handelte.
Und die Handschrift war die von Callista.
Vertraue ihm nicht und gehe auf keine Forderung ein, die er dir stellt. Und lass dich nicht darauf ein, den Meridian-Sektor zu betreten.Callista
Lukes Herz schlug wie eine Belagerungsramme, die immer wieder gegen seine Rippen donnerte.
Er hörte das leise Piepsen zuerst gar nicht, als der Astromechdroide R2-D2 um die Tragfläche des umgebauten B-Flüglers herumkam, die in der hintersten Ecke des Fährenhangars von Deck sechs wie eine Wand aufragte. C-3PO, der Protokolldroide, folgte dicht hinter ihm. Sein goldener Körperpanzer schimmerte im weichen Licht. »R2 sagt, dass alle Systeme flugbereit sind, Master Luke«, verkündete der Protokolldroide mit seiner affektierten mechanischen Tenorstimme. »Ich persönlich wäre jedoch wesentlich glücklicher, wenn Sie ein größeres Fahrzeug mit größerer Sauerstoffkapazität benutzen würden.«
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