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Wird Kreativität und Körperbewusstsein durch Rhythmik gestärkt? Sind diese Fähigkeiten Säulen einer gelungenen Persönlichkeitsentwicklung und Gesunderhaltung des Menschens?I n diesem Buch finden Sie Antworten darauf. Was in der klassischen Rhythmik erahnt, erpürt und erarbeitet wurde, findet im neuen Jahrtausend seine wissenschaftliche Bestätigung. Das Buch setzt sich vor dem Hintergrund der neusten neurowissenschaftlichen Erkenntnisse mit diesen zwei wesentlichen Zielen der Rhythmik auseinander. Zu jeder relevanten neurowissenschaflichen Aussage wird ein Bezug zur Rhythmik dargestellt. Übungsbeispiele für Kinder und Erwachsene stellen den Transfer von der Wissenschaft in die Praxis dar. Für den Anwender lassen sich viele weitere Aufgaben daraus ableiten und in eigene Trainings- und Unterrichtsstunden einbauen.Es schließen sich Betrachtungen über die Bedeutung von Kreativität und Körperbewusstsein für die Gesunderhaltung an.
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Seitenzahl: 86
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Stark, körperbewusst und kreativ durch Rhythmik
Rhythmik im Spiegel neurowissenschaftlicher Erkenntnisse
Autor: Ida Küttner-Funke
Verlag: FQL Publishing, München
Buch: ISBN 978-3-947104-24-6
eBook: ISBN 978-3-947104-25-3
Buchreihe: GEHIRN-WISSEN KOMPAKT
Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Grafiken ist nur mit schriftlicher Zustimmung des Herausgebers gestattet.
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Für alle in diesem Buch verwendeten Abbildungen sind die Bildnachweise im Anhang auf Seite 118 angegeben.
I M P R E S S U M
Stark, körperbewusst und kreativ durch Rhythmik
Rhythmik im Spiegel neurowissenschaftlicher Erkenntnisse
Autor: Ida Küttner-Funke
© 2019 Ida Küttner-Funke/FQL Publishing, München
Alle Rechte vorbehalten.
Autor: Ida Küttner-Funke
FQL Publishing, [email protected]
ISBN: 978-3-947104-25-3
Autor
Ida Küttner-Funke
Ida Küttner-Funke arbeitet seit 1975 im Inund Ausland als Trainerin und Coach sowohl für staatliche Einrichtungen und Konzerne als auch mit Kleinkindgruppen. Im eigenen Institut Impuls schult sie Kinder und Erwachsene individuell. Als Diplom-Rhythmikerin ist die Förderung der künstlerischen Einzigartigkeit bei Kindern und die Persönlichkeitsbildung bei Erwachsenen ihr oberstes Ziel.
Deshalb entwickelte sie eine eigene Methode, das „Impuls Training“, in dem sie Erfahrungen durch rhythmische Übungen mit kognitiver Wissensaufnahme verbindet.
Ein lesenswertes Buch für alle, die neurowissenschaftliche Antworten suchen auf die Frage, wie rhythmische Bewegung auf uns
wirkt. Hier wird illustriert, dass Rhythmik unser Gehirn anspornt und besonders Kreativität und Körperbewusstsein stärkt. Mit vielen praktischen Anwendungsbeispielen.
Vorwort
Dieses Buch betritt Neuland. Noch nie wurde die Wirkung der Rhythmisch-musikalischen Erziehung auf die neuronalen Netzwerke untersucht, soweit mir bekannt ist. Umso überraschender waren die Ergebnisse. Empirisch Erprobtes lässt sich dank heutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse evaluieren.
Dieses „Aha-Erlebnis“ möchte ich mit allen pädagogisch, kreativ und künstlerisch Arbeitenden und Interessierten auch aus angrenzenden Fachrichtungen teilen und dazu ermutigen, weiterhin Kreativität und schwer messbare soft skills in Training und Erziehung zu fördern.
Aber es soll hier nicht vorgegriffen werden. Möge das Lesen anregend wirken, dem eigenen Tun Bestätigung verleihen und inspirierte Impulse für das berufliche aber auch private Tun geben.
Ich danke dem Verlag FQL Publishing für das freundliche Engagement bei der Herausgabe dieses Buches.
Herzlichst
Ida Küttner-Funke
Diplom-Rhythmikerin Master of Cognitive Neurosciences, aon
Danksagung
Meinem Mann, meiner Familie, meinen Kolleginnen und Kollegen und allen kreativen Menschen gewidmet, sowie posthum meinem Professor Rudolf Konrad, dem ich folgte auf der Suche nach Räumen der Selbstfindung und Kreativität und deren Berechtigung innerhalb der Rhythmik und darüber hinaus.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Rhythmik und die Fragestellung des Buches
2.1. Was ist Rhythmik und Rhythmisch- musikalische Erziehung?
2.1.1 Rhythmisch-musikalische Erziehung für Kinder
2.1.2 Rhythmik in der Erwachsenenbildung
2.2 Der Unterschied zu anderen vergleichbaren Bildungsangeboten
2.3 Die Fragestellung dieses Buches
3. Die Entwicklung der Persönlichkeit aus neurowissenschaftlicher Sicht
3.1 Das neurobiologische Vier-Ebenen – Modell der Persönlichkeit
3.1.1 Die untere limbische Ebene: unser vegetativ-affektives Selbst
3.1.2 Die mittlere limbische Ebene: unsere emotionale Konditionierung
3.1.3 Die obere limbische Ebene: unser individuell-soziales Ich
3.1.4 Die kognitive Ebene: unser denkendes und sprechendes Ich
3.2 Psychoneuronale Grundsysteme
3.3 Die Entwicklung des Gehirns und der kindlichen Psyche
3.4 Die neurobiologischen Grundlagen der Persönlichkeit
4. Der gesunde Geist braucht einen gesunden Körper
4.1 Die Bedeutung von Kreativität und Körperbewusstsein für die Salutogenese
4.2 Die Neurobiologie des Glücks: Das Prinzip des Motivations-/Belohnungskreislaufs
5. Zusammenfassung
6. Resümee
7. Literaturverzeichnis
8. Fußnotenverzeichnis
9. Abkürzungsverzeichnis
10. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Persönlichkeitsbildung ist heute innerhalb der Arbeitswelt eines der wichtigsten Schlagworte geworden. In Stellenanzeigen wimmelt es von Anforderungen wie „Kommunikationsstärke, Gestaltungskraft, Teamfähigkeit und Führungserfahrung sind unabdingbar…“.
Das private Leben sollte ein Ort der Entspannung und des Kraftholens sein, aber auch dies fällt nicht in den Schoß, sondern verlangt persönlichen Einsatz und Weiterentwicklung. Seminare mit dem Thema Achtsamkeits-, Gedächtnis- und Kommunikationstraining sind wiederholt ausgebucht. Werden diese Anforderungen erst einmal gestellt und verfügt man nicht krisensicher oder so, wie es erwartet wird, über diese Fähigkeiten, ist es schwierig bis unmöglich, sich diese schnell anzueignen.
Die Autorin geht in diesem Buch der Frage nach, welche Voraussetzungen die Entwicklung dieser Persönlichkeitsmerkmale unterstützen und ob die rhythmische Methode dabei zum Gewinn bringenden Einsatz kommen kann. Trotz der Aktualität des Themas räumt unsere Gesellschaft hierzu in der Schule und im Studium, oft selbst in den Kitas, anstatt mehr immer weniger Zeit und Geld ein. Familien stehen unter Druck, den Erziehungszielen aus organisatorischen Gründen wegen des Erwerbs des Lebensunterhaltes genügend Aufmerksamkeit zu erteilen oder brauchen Beratung dazu.
Globalisierung, Veränderungen in der Gesellschaft, Leistungsdruck und ständige und schnelle Erreichbarkeit führen zu unüberwältigendem Stress.
Die neurowissenschaftliche Forschung ist in den letzten Jahren zu wichtigen Ergebnissen gekommen, die für die Reflektion der Persönlichkeitsbildung von großer Bedeutung ist. Im Spiegel dieser Betrachtungen sucht die Autorin nach Antworten. Im Vordergrund stehen dabei die Fragen nach Entwicklung der Kreativität und des Körperbewusstseins und ihre Stärkung durch Rhythmik, da diese Fähigkeiten von der Verfasserin als zwei wichtige Säulen einer gelungenen Persönlichkeitsentwicklung und Gesunderhaltung des Menschen angesehen werden.
Die neurowissenschaftlichen Forschungsergebnisse belegen diese Erkenntnisse ebenfalls. Bei ihren Untersuchungen bezieht die Verfasserin sich in erster Linie auf die Forschungsergebnisse von Gerhard Roth, Nicole Strüber und Tobias Esch.
2. Rhythmik und die Fragestellung des Buches
2.1 Was ist Rhythmik und Rhythmisch-musikalische Erziehung?
Emile Jaques-Dalcroze entwickelte zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein später weltweit verbreitetes musikpädagogisches Verfahren, welches unter „Methode Jaques-Dalcroze“ bekannt wurde. Er war 1865 als Sohn wohlhabender Schweizer Geschäftsleute in Wien geboren worden. Nachdem sein starkes Interesse an der Musik auffiel, bekam er mit sechs Jahren Klavierunterricht. 1875 kehrte er mit seiner Familie nach Genf zurück und ging mit 18 Jahren nach Paris, um bei Gabriel Fauré und Léo Delibes Komposition zu studieren. Später schildert er in seinen Schriften, dass er von Fauré den Nutzen gelernt habe, sich einfach auszudrücken und die Gedanken und Gefühle zu kontrollieren.1
Abb. 1: Am Klavier nahm die Entwicklung der Rhythmik ihren Lauf
Die Bedeutung kann man nachvollziehen, wenn man Einblick in seine Rhythmische Methode gewinnt, die sich darin auszeichnet, dass die Musik in der Körperbewegung vereinfacht aber klar in ihrer Ausdruckskraft dargestellt werden sollte. Emile Jaques-Dalcroze‘s Interesse war von Jugend auf in verschiedenen künstlerischen Bereichen angesiedelt. So studierte er in Paris zunächst Schauspiel bei einem Mitglied der Comédie Franςaise und zog mit einer Theatergruppe durchs Land.
Aus dieser Arbeit zog er später viel Nutzen, als er auf der Bühne mit seinen Schülern rhythmische Darstellungen choreografierte und seine Festspielaufführungen leitete. Nach weiteren erfolgreichen Studiengängen, Komposition in Wien bei Anton Bruckner, und in Paris bei M. Lully, einem seiner wichtigsten Lehrer, welcher ihn später zum Entwickeln der Rhythmischen Methode motivierte, arbeitete er als Kapellmeister in Algier, was seine Experimentierfreudigkeit durch die für ihn ungewohnten unregelmäßigen arabischen Rhythmen anregte. Später folgte seine Anstellung als Professor für Theorie und Solfège am Genfer Konservatorium. Die Kurzsichtigkeit der damals vermittelten Methoden war für ihn unbefriedigend, und seine Studierenden empfand er als zu verkrampft und undurchlässig für den Ausdruck der Musik. Sein besonderes Interesse war auf die Wirkung unterschiedlicher Rhythmik auf den Menschen gerichtet.
Um seinen Schülern diese nahe zu bringen, ließ er sie Musikfolgen über die Körperbewegung in Verbindung mit der Sensibilisierung des Hörsinns durch gleichzeitiges Singen erfahren, was als ein sensationeller Aufbruch in einer körperfeindlichen Zeit galt. Bei dieser erfolgreichen Hinführung der Musik zur Umsetzung in Gesang und am Instrument wurde ein starker Einfluss dieser Wechselwirkung von Musik und Bewegung auf die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen beobachtet. Emile Jaques-Dalcroze erntete nach anfänglicher Kritik am Konservatorium bei einem Solothurner Schulmusikkongress 1905 große Anerkennung für seine Methode.
Er stellte seine Arbeit besonders erfolgreich im Ausland vor. Anfragen von vielen Musikhochschulen und Konservatorien, endlich auch von Berlin, erreichten ihn. Schließlich gelang es dem deutschen Kultur- und Bildungsförderer Wolf Dohrn, ihn für Hellerau bei Dresden zu gewinnen. Wolf Dohrn war begeistert von Jaques-Dalcroze‘s Methode, und sah in der Errichtung einer musikalisch-rhythmischen Bildungsanstalt die Lösung, die Wiedergewinnung des Rhythmus in der Erziehung zur Bildung der Persönlichkeit zu kommunizieren2.
Hier gelang es Emile Jaques-Dalcroze, seine Arbeit in dieser auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Bildungsanstalt mit großem Festsaal zu etablieren, worauf der große Durchbruch seiner Methode erfolgte. Tausende von Schülern erlernten sie und ließen sich inspirieren. Auch wenn einige von ihnen die Anregungen später auf ihre Weise weiterentwickelten, sie auch teilweise kritisierten, beriefen sie sich immer auf Jaques-Dalcroze.
Er selbst musste später nach Genf emigrieren, weil er zu Beginn des ersten Weltkrieges mit anderen Künstlern gemeinsam einen Protest gegen die Beschießung der Kathedrale von Reims durch die Deutschen unterschrieben hatte.
Aber auch dort gründete er 1915 sein Institut Jaques-Dalcroze, wo er seine Methode hauptsächlich unter pädagogischen Gesichtspunkten weiterentwickelte. Auch hier erhielt er internationale Anerkennung, waren zum Beispiel bei dem 1. Genfer Kongress über Rhythmus und Rhythmik 23.200 Teilnehmer aus verschiedensten Ländern gezählt.
Das bezeugen auch zahlreiche Ehrungen, unter anderem die Verleihung der Ehrendoktorwürde an der Universität Chicago, Lausanne und Clermont-Ferrand. 1947 erhielt er den Mu-sikpreis der Stadt Genf. Die Weiterentwicklung seiner Methode war ihm bis zu seinem Tode (1950) ein Anliegen.
Bis heute hat die Methode Jaques-Dalcroze, bekannt als Rhythmik, in seiner Weiterentwicklung in vielen Anwendungsgebieten an Bedeutung gewonnen. Früh wurde ihre Absichtslosigkeit bezüglich messbarer Leistung geschätzt und den Kindern sowie erwachsenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine der Individualität angepasste Beschäftigung mit Musik und Bewegung innerhalb einer Gruppe ermöglicht.
Als Émile Jaques-Dalcroze seine Methode entwickelte, gab es mehrere zeitgleiche Reformbewegungen in Pädagogik, Tanz und Sport, denken wir beispielsweise an die „Kestenberg-Reform“ von Leo Kestenberg (Pianist und sozialdemokratischer Reformpolitiker), dessen Reformbemühungen sämtliche Bereiche der Musikpädagogik umfassten und der auch den Studiengang für Rhythmik an den Musikhochschulen durchsetzte.
Rudolf von Laban, angeregt durch Jaques-Dalcroze, gründete als Architekt, Maler und Tänzer das erste freie Zentrum für Ausdruckstanz in München. Viele Schülerinnen und Schüler von Émile Jaques-Dalcroze haben seine Methode weiterentwickelt und einige haben eigene Verfahren hinzugefügt, z.B. Rosalia Chladek das Chladek-System, Mary Wigmann den Ausdruckstanz (Sie lernte und arbeitete nach den ersten Anstößen von Jaques-Dalcroze bei Rudolf Laban), Rudolf Bode seine Rhythmische Gymnastik, Gerda Alexander die Eutonie u.v.m.
Die Eurythmie von Rudolf Steiner hat einen ganz anderen Ursprung und unterscheidet sich wesentlich von der in der Musikpädagogik angesiedelten ideologiefreien Rhythmik und sei hier nur wegen der Namensähnlichkeit erwähnt. Nach Aussagen von Suzanne Perrottet, einer Schülerin von Jaques-Dalcroze, habe dieser sich mit Steiner sogar um den Namen gestritten, weil „Eurhythmie“ durchaus auch als Bezeichnung für seine Methode passend gewesen wäre.