Stärken- und Ressourcentraining - Annika Krick - E-Book

Stärken- und Ressourcentraining E-Book

Annika Krick

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Beschreibung

Im Arbeitskontext stellt die erfolgreiche Bewältigung von alltäglichem Stress eine zunehmende Herausforderung dar. Dies gilt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen wie für Führungskräfte und ist vor allem auf die zunehmende Arbeitsverdichtung und -intensität, die geforderte zeitgleiche Erledigung von Arbeiten (Multitasking), den starken Termin- und Leistungsdruck sowie die häufigen Unterbrechungen zurückzuführen. Wirksame Programme zur individuellen Stressprävention können einen wichtigen Beitrag zur physischen und psychischen Gesundheitsprävention leisten. Durch die Förderung individueller Stärken und Ressourcen kann dem Stress erzeugenden Ungleichgewicht zwischen zu hohen Belastungen und Anforderungen einerseits und fehlenden individuellen Ressourcen andererseits begegnet werden. In diesem Manual wird ein psychologisch fundiertes Stärken- und Ressourcentraining vorgestellt, das aus sechs 60- bis 90-minütigen Terminen besteht. Das Training setzt auf drei Ebenen an: (1) Gedanken und Gefühle, (2) Körper und (3) Achtsamkeit. Bei der Entwicklung des Trainings wurde auf einen hohen Übungs- und Praxisanteil und einen erlebnisorientierten Zugang Wert gelegt. Durch das Training lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich bereits vorhandene Stärken und Ressourcen bewusst zu machen, diese systematisch zu aktivieren und zu erweitern. Es zeigt Beschäftigten Möglichkeiten auf, besser für sich und vor allem die eigene Gesundheit zu sorgen. Die beiliegende DVD enthält alle Materialien, die für die Durchführung des Trainingsprogramms benötigt werden. Darüber hinaus werden auf der DVD Audiodateien zu den Achtsamkeits- und Imaginationsübungen und Videodateien zur Veranschaulichung der Bewegungsabläufe in den Körperaktivierungs- und -entspannungsübungen bereitgestellt.

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Annika Krick

Jörg Felfe

Karl-Heinz Renner

Stärken- und Ressourcentraining

Ein Gruppentraining zur Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz

Annika Krick, M. Sc. Psych., geb. 1989. Studium der Psychologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Seit 2015 Trainerin des Stärken- und Ressourcentrainings.

Prof. Dr. Jörg Felfe, geb. 1963. Studium der Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum und an der FU Berlin. 1991 Promotion. 2003 Habilitation. 2003–2006 Juniorprofessor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 2006–2010 Professor für Sozial- und Organisationspsychologie an der Universität Siegen. Seit 2010 Professor für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg.

Prof. Dr. Karl-Heinz Renner, geb. 1965. Studium der Psychologie, Soziologie und Philosophie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. 2000 Promotion. 2006 Habilitation. 2007–2013 Professor für Psychologische Methodenlehre, Diagnostik und Evaluation an der FernUniversität in Hagen. Seit 2013 Professor für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik an der Universität der Bundeswehr München.

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

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Deutschland

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[email protected]

www.hogrefe.de

Umschlagabbildung:

Satz: Mediengestaltung Meike Cichos, Göttingen

Format: EPUB

1. Auflage 2018

© 2018 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen

(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-2920-5; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-2920-6)

ISBN 978-3-8017-2920-2

http://doi.org/10.1026/02920-000

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Diese Bestimmungen gelten gegebenenfalls auch für zum E-Book gehörende Audiodateien.

Anmerkung:

Sofern der Printausgabe eine CD-ROM beigefügt ist, sind die Materialien/Arbeitsblätter, die sich darauf befinden, bereits Bestandteil dieses E-Books.

Zitierfähigkeit: Dieses EPUB beinhaltet Seitenzahlen zwischen senkrechten Strichen (Beispiel: |1|), die den Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe und des E-Books im PDF-Format entsprechen.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung – Wichtige Hinweise zum Stärken- und Ressourcentraining und zu diesem Manual

Kapitel 1 Voraussetzungen und Bedingungen für die Trainingsdurchführung

1.1 Räumliche Anforderungen

1.2 Trainer-Anforderungen und Kompetenzen

Kapitel 2 Stressprävention

2.1 Relevanz in der betrieblichen Gesundheitsförderung

2.2 Stressmanagementtrainings

2.3 Ressourcen im Fokus – Positive Psychologie und Ressourcenaktivierung

2.3.1 Positive Psychologie

2.3.2 Ressourcenaktivierung

2.4 Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion

2.5 Akzeptanz- und Commitmenttherapie

Kapitel 3 Konzeption des Stärken- und Ressourcentrainings

3.1 Achtsame Körperaktivierung und -entspannung (Yoga oder Lockerungs- und Aktivierungsübungen)

3.2 Achtsamkeitsübungen

3.3 Ressourcenaktivierung: Kognitionen und Emotionen

Kapitel 4 Evaluation des Stärken- und Ressourcentrainings

4.1 Methodik

4.1.1 Stichprobenbeschreibung

4.1.2 Datenerhebung

4.2 Ergebnisse

4.2.1 Allgemeine Bewertung und wahrgenommene Wirkung des Trainings

4.2.2 Nutzen der einzelnen Übungen

4.2.3 Vorher-Nachher-Effekte (T1 und T2 im Vergleich)

4.2.4 Fazit

Kapitel 5 Traineranweisungen

5.1 Übersichtsplan (6 Termine à 90 Minuten)

5.2 Termin 1

5.2.1 Einführung & Ressourcen I

5.2.2 Ressourcen II

5.2.3 Achtsamkeit I

5.3 Termin 2

5.3.1 Körperaktivierung und -entspannung I

5.3.2 Zeitreise

5.3.3 Achtsamkeit II

5.4 Termin 3

5.4.1 Körperaktivierung und -entspannung II

5.4.2 Werte und Dankbarkeit

5.4.3 Achtsamkeit III

5.5 Termin 4

5.5.1 Körperaktivierung und -entspannung I

5.5.2 Umgang mit schwierigen Gedanken

5.5.3 Achtsamkeit IV

5.6 Termin 5

5.6.1 Körperaktivierung und -entspannung II

5.6.2 Umgang mit schwierigen Gefühlen

5.6.3 Achtsamkeit V

5.7 Termin 6

5.7.1 Körperaktivierung und -entspannung I & II

5.7.2 Wohlfühlort

5.7.3 Achtsamkeit VI

5.7.4 Abschlussrunde

Literatur

Anhang

Übersicht über die Materialien auf der DVD

Evaluationsskalen

Materialien auf DVD

|IX|Einleitung – Wichtige Hinweise zum Stärken- und Ressourcentraining und zu diesem Manual

Das vorliegende Manual beschreibt detailliert den Ablauf unseres Stärken- und Ressourcentrainings über die sechs 90-minütigen Termine, die möglichst in wöchentlichem Abstand stattfinden sollten. Das Training integriert in jedem Termin Module zu kognitiv-emotionalen Prozessen, Achtsamkeitsübungen sowie körper- und bewegungsorientierte Module. So haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer1 die Möglichkeit, zwischen den Terminen neu Erlerntes im Alltag zu erproben und Schritt für Schritt in die eigenen Lebensabläufe zu integrieren.

Alle Termine sollten nach Möglichkeit vom gleichen Trainer oder Trainerteam angeleitet werden, um den Charakter eines fortlaufenden Trainings zu gewährleisten. Das Training eignet sich für bis zu 15 Teilnehmer, die möglichst an allen sechs Terminen teilnehmen sollten, da insbesondere die Achtsamkeitsübungen aufeinander aufbauen.

Im Folgenden finden Sie einen Überblick zum Aufbau und zur Verwendung des Manuals sowie zu ergänzenden Materialien:

Kapitel 1 listet die Anforderungen an den Raum sowie die benötigten Materialien auf und spezifiziert die Traineranforderungen und Kompetenzen, die notwendig sind, um das Training durchführen zu können.

Kapitel 2 erläutert die theoretischen Grundlagen und Hintergründe des Trainings. Sie erhalten Hinweise zur allgemeinen Zielsetzung des Stärken- und Ressourcentrainings.

In Kapitel 3 wird beschrieben, wie die theoretischen Grundlagen in die Konzeption des Trainings eingeflossen sind.

In Kapitel 4 finden Sie die bisherigen Evaluationsergebnisse zu dem Training, die die Wirksamkeit und den Nutzen belegen.

Kapitel 5 gibt zunächst einen Überblick über den Aufbau des gesamten Trainings. In diesem Kapitel finden Sie auch detaillierte Anweisungen für die Durchführung aller Module innerhalb der einzelnen Termine sowie Informationen zu verwendeten Methoden und benötigten Materialien. Zur Orientierung und als Anregung wurden beispielhafte Instruktionen formuliert, die durch graue Hinterlegungen gekennzeichnet sind. Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um Formulierungsvorschläge! Ein wörtliches Vorlesen dieser Instruktionen ist nur bei Achtsamkeits- und Imaginationsübungen sinnvoll (alle Übungen der Achtsamkeitsmodule sowie die Übungen „Umgang mit schwierigen Gedanken“, „Umgang mit schwierigen Gefühlen“, der Blick in die Zukunft („Zeitreise“) und der „Wohlfühlort“); an anderen Stellen sollte frei formuliert werden. Die Formulierungsvorschläge dienen hierfür als Anregung.

Die beiliegende DVD enthält Kopiervorlagen für die Arbeits- und Übungsblätter sowie Vorlagen für die Flipchart-Blätter bzw. Folien, die für den jeweiligen Trainingstermin benötigt werden.

Nach jeder Übung (Ausnahme: Körperorientierte Übungen) werden kurze Reflexionsrunden durchgeführt, bei denen die Teilnehmer berichten, was in den Übungen konkret erlebt wurde. Bei Achtsamkeitsübungen |X|und den Imaginationsübungen (siehe „Zeitreise“, „Umgang mit schwierigen Gedanken“, „Umgang mit schwierigen Gefühlen“ und „Wohlfühlort“) empfiehlt es sich, jeden Teilnehmer nach seinen Erlebnissen zu fragen und die Reflexion in einer Runde anzuleiten, da die Teilnehmer von den Erlebnissen und Erfahrungen der anderen Teilnehmer profitieren können und so mögliche gemeinsame Schwierigkeiten erörtert werden können. Bei anderen Übungen kann es hilfreich sein, nicht alle Teilnehmer berichten zu lassen, sondern nur diejenigen, die etwas berichten möchten (siehe „Meine Ressourcen“, „Werte und Dankbarkeit“).

Für die Achtsamkeitsübungen und andere (Imaginations-)Übungen werden Audiodateien auf der beiliegenden DVD bereitgestellt, die den Teilnehmern zum Üben im Alltag zur Verfügung gestellt werden können und die den Trainern als Beispiel dazu dienen können, in welcher Sprechgeschwindigkeit, mit wie langen Pausen und in welcher Stimmlage die Instruktionen zu den Übungen vorgetragen werden.

Merke

Bitte beachten Sie, dass die abgedruckten Instruktionstexte der Übungen die optimale Durchführung der jeweiligen Übung während des Gruppentrainings, d. h. in der Trainingsgruppe, beschreiben. Bei den Audiodateien kann es zu Abweichungen von den abgedruckten Instruktionen kommen, da die Audiodateien vorwiegend für die Trainingsteilnehmer zum Weiterüben zu Hause konzipiert wurden. So steigt beispielsweise die Audiodatei zur Sinnesübung (Termin 1) anders als der im Manual abgedruckte Instruktionstext mit dem „Sehen“ und nicht mit dem „Tastsinn“ ein. Im Gruppentraining wurde auf das „Sehen“ verzichtet, um ein intensiveres Erlebnis der anderen Sinnesmodalitäten zu ermöglichen. Bei anderen Audiodateien wurden zum Beispiel verkürzte Einstiege in die jeweilige Thematik gewählt, die im Training etwas ausführlicher durchgeführt werden. Innerhalb der Trainingstermine empfehlen wir, die Übungen möglichst selbst anzuleiten und nicht die Audiodateien zu verwenden; die Instruktionen wirken so lebendiger, und Sie haben die Möglichkeit, sich z. B. im Tempo an die Bedürfnisse der Teilnehmer anzupassen.

Zu den Bewegungsübungen stehen zur Veranschaulichung zusätzlich Fotos (in den Traineranweisungen im Kapitel 5) und Videodateien (auf der beiliegenden DVD) zur Verfügung, die Ihnen beim Einstudieren der Bewegungsabläufe helfen können und die den Teilnehmern auch zum Üben zwischen den Terminen zur Verfügung gestellt werden können. Dazu werden die Übungen im Video lediglich einmal gezeigt. Im Training werden die Übungen jedoch mehrfach wiederholt. Im Training ist es hier ebenfalls wichtig, die Übungen selbst vorzuführen und nicht nur das Video zu zeigen, um besser auf die Teilnehmer eingehen zu können und das Training lebendig zu gestalten.

Es empfiehlt sich, die Teilnehmer zu bitten, eine persönliche Stärken- und Ressourcenmappe anzulegen, um alle Unterlagen, Handouts und Reflexionsbögen zu sammeln.

Wir haben unser Stärken- und Ressourcentraining sowie das vorliegende Manual über mehrere Jahre entwickelt und stetig verbessert. Dabei waren vor allem auch die Trainerinnen Elisabeth Hartel, Hannah Brunner sowie Ines Wunderlich und die Yogalehrerin Esther Moszeik beteiligt. Ihnen danken wir ganz besonders.

Über Rückmeldungen jeglicher Art zu diesem Manual, aber auch zu Ihren Erfahrungen mit dem Training selbst würden wir uns freuen!

Im Anhang dieses Manuals finden Sie drei Skalen, mit denen Sie das Training evaluieren können. Diesen Fragebogen können Sie zur Erfolgskontrolle einsetzen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Erfolg bei der Durchführung des Stärken- und Ressourcentrainings!

Annika Krick, Jörg Felfe & Karl-Heinz Renner

1

Aus Gründen einer besseren Lesbarkeit wird im Folgenden in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind selbstverständlich immer beide Geschlechter gemeint!

|1|Kapitel 1Voraussetzungen und Bedingungen für die Trainingsdurchführung

1.1 Räumliche Anforderungen

Der Raum für die Durchführung des Trainings sollte folgenden Anforderungen genügen und mit den genannten Materialien ausgestattet werden:

Für die Durchführung der achtsamen Körperaktivierungs- und -entspannungsübungen wird genügend Platz benötigt. Lockerungs- und Aktivierungsübungen (Variante A) sind im Stehen und Sitzen durchführbar. Somit werden für diese Variante keine Matten gebraucht. Für Variante B (Yoga) sollte sich jeder Teilnehmer hinlegen können und dabei genügend Bewegungsfreiheit haben. Damit sich die Teilnehmer nicht direkt auf den Fußboden legen müssen, sollten Matten oder Decken bereitgestellt werden; wenn das nicht möglich ist, können Sie die Teilnehmer bitten, selbst Matten oder Decken mitzubringen. Weisen Sie die Teilnehmer ebenfalls darauf hin, dass bequeme Kleidung hilfreich ist.

Auch beim „Body-Scan“ sollten sich die Teilnehmer hinlegen können; auch hierfür werden Decken oder Matten benötigt.

Zum Beginnen und Beenden der Achtsamkeitsübungen kann eine Klangschale oder ein Gong benutzt werden (Alternative: Klangschalen-Ton aus Achtsamkeits-App für Smartphones2).

Für die Durchführung der Module zum Bereich Achtsamkeit sowie Ressourcenaktivierung benötigen Sie mindestens eine Flipchart-Tafel mit Flipchart-Papier zur Visualisierung oder die Flipcharts in ausgedruckter Form (siehe die Vorlagen für Flipcharts auf der beiliegenden DVD). Die Flipcharts in ausgedruckter Version können gelocht und so an einem üblichen Flipchart-Ständer befestigt werden. Die Übersicht über das gesamte Training (Flipchart 2) kann als Orientierungspunkt für die Teilnehmer an eine Moderationswand oder Tafel gepinnt bzw. geklebt oder mit Kreppband an der Wand befestigt werden. Zusätzlich sollte die Willkommens-Flipchart (Flipchart 1) immer sichtbar aufgehängt sein (ggf. mit Klebestreifen oder Pinnwand-Nadeln).

Zusätzlich werden zu jedem Termin verschiedene Arbeitsblätter benötigt. Die Arbeitsblätter finden Sie auf der beiliegenden DVD. Zum Ausfüllen von Arbeitsblättern sollten zusätzlich Bleistifte oder Kugelschreiber zur Verfügung gestellt werden.

Mit Ausnahme der bewegungsorientierten Module findet das Training in einem Stuhlkreis statt.

Eine ansprechende Gestaltung des Raumes ermöglicht es den Teilnehmern zu entspannen. Den Raum können Sie aufwerten, indem Sie überflüssige Stühle und Tische kompakt zur Seite räumen, für eine angenehme Beleuchtung sorgen (Jalousien, Stehlampe etc.) und den Raum eventuell durch ein Tuch und Gegenstände mit Symbolwert oder eine Topfpflanze in der Mitte des Stuhlkreises etwas gemütlicher gestalten.

Zur Durchführung der Achtsamkeits- und Imaginationsübungen sollte in Absprache mit den Teilnehmern gegebenenfalls das Licht ausgeschaltet oder reduziert werden. Das kann helfen, die Augen zu schließen und sich auf die Übung einzulassen.

Die DVD enthält zudem Audio- und Videodateien. Es empfiehlt sich sehr, den Teilnehmern die Übungen aus der jeweiligen Trainingseinheit als Audio- bzw. Videodateien zukommen zu lassen, damit die Teilnehmer die Übungen aus dem Training für sich erneut ausprobieren können und die Gelegenheit erhalten, die Übungen zu wiederholen. Es zeigt |2|sich, dass die Audio- bzw. Videodateien das Üben außerhalb des Trainings erleichtern und die Nachhaltigkeit sowie Wirksamkeit des Trainings unterstützen. Zusätzlich können die Audiodateien dem Trainer dabei helfen, ein Beispiel zu bekommen, in welcher Geschwindigkeit, mit wie langen Pausen und in welcher Stimmlage die Instruktionen vorgetragen werden sollen.

1.2 Trainer-Anforderungen und Kompetenzen

Für die Durchführung des Trainings sollten ausreichende Ausbildung und praktische Erfahrungen als Trainer sowie im Leiten von Gruppen vorhanden sein. Darüber hinaus sind zur Vermittlung der Inhalte psychologische, fachliche und methodische Kenntnisse notwendig. Insbesondere für die Anleitung der Übungen empfiehlt sich eine eigene Achtsamkeitserfahrung und -praxis.

Alle Übungen sind jeweils so einfach gehalten, dass sie auch von den meisten Personen mit leichten körperlichen Einschränkungen (Rücken- oder Gewichtsprobleme etc.) und auch ohne besondere körperliche Voraussetzungen durchgeführt werden können. Grundsätzlich sind die Übungen jedoch nur so weit auszuführen, wie es die persönliche, körperliche und psychische Verfassung zulässt. Bei Zweifeln oder Erkrankungen sollten die Teilnehmenden vorsichtshalber ärztlichen Rat einholen.

2

z. B. aus der kostenlosen App MindBell (Mindfulness Bell & Meditation Timer)

|3|Kapitel 2Stressprävention

2.1 Relevanz in der betrieblichen Gesundheitsförderung

Die erfolgreiche Bewältigung von Stress ist sowohl für den Einzelnen als auch gesamtgesellschaftlich hoch relevant. Dem „Stressreport Deutschland 2012“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zufolge sind weit über die Hälfte der ca. 17.000 befragten Beschäftigten durch hohe Arbeitsintensität, wie Multitasking, starken Termin- und Leistungsdruck sowie Störungen und Unterbrechungen belastet (Lohmann-Haislah, 2012). Damit einher geht ein hohes Maß an psychischer Beanspruchung und deren Folgen: 57 % leiden unter psycho-vegetativen Beschwerden (Müdigkeit/Erschöpfung, Schlafstörungen, Nervosität und Reizbarkeit, Niedergeschlagenheit), immerhin 17 % leiden sowohl unter körperlicher als auch emotionaler Erschöpfung. Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt eine aktuelle bevölkerungsrepräsentative Studie der Techniker Krankenkasse, an der sich 1.200 deutschsprachige Personen ab 18 Jahren beteiligt haben (Techniker Krankenkasse, 2016). Diese Befunde verdeutlichen die Notwendigkeit von effektiven Programmen zur Verhältnis- und Verhaltensprävention3 von Stress; gerade auch in der betrieblichen Gesundheitsförderung (Felfe, 2012). Zusätzlich zur Förderung des individuellen Wohlbefindens hat betriebliche Gesundheitsförderung positive Effekte auf die Leistungsfähigkeit von Organisationen und senkt volkswirtschaftliche Gesundheitskosten (Rigotti & Mohr, 2008).

Entsprechend wird im „Leitfaden Prävention“ des GKV-Spitzenverbands (2014) der Gesetzlichen Krankenversicherungen gefordert, auf unterschiedlichen Ebenen der Verhaltens- und Verhältnisprävention anzusetzen:

„unter … direkter und kontinuierlicher Beteiligung der Betroffenen (Partizipation) die jeweiligen Gesundheitspotenziale/-risiken … zu ermitteln und einen Prozess geplanter organisatorischer Veränderungen anzuregen … [sowie eine] enge Verknüpfung von Interventionen, die sowohl auf die Rahmenbedingungen (Verhältnisse) als auch auf das gesundheitsbezogene Verhalten Einzelner gerichtet sind“ (S. 20)

„Primärpräventive Interventionen müssen neben der Vermeidung von Risikofaktoren auch gesundheitsfördernde (= Ressourcen stärkende) Anteile enthalten. … Nachhaltige Wirkung entfalten primärpräventive Interventionen nur dann, wenn die Versicherten die erlernten gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen regelmäßig und dauerhaft in ihren Lebensalltag [d. h. in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Stressmanagement auch in die Arbeit, Anm. d. Verf.] integrieren“ (S. 42f.)

Das hier vorgestellte Training setzt im Bereich der individuellen Verhaltensprävention an und bildet damit einen wichtigen Baustein im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Selbstverständlich ist es für eine effektive und nachhaltige Gesundheitsprävention wichtig, nicht nur das gesundheitsrelevante Verhalten der Beschäftigten zu berücksichtigen, sondern auch die Arbeitsverhältnisse gesundheitsgerecht zu gestalten, indem Ressourcen gefördert und Belas|4|tungsrisiken abgebaut werden. Dabei spielen auch die Führungskräfte vor Ort eine wichtige Rolle. Im Sinne gesundheitsorientierter Führung sind sie selbst Teil des Arbeitskontextes und können direkt als Ressource wirken und haben die Möglichkeit, die konkreten Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im Konzept gesundheitsförderlicher Führung „Health oriented Leadership“ (Pundt & Felfe, 2017; Felfe, Pundt & Krick, 2017) wird dieser Teil des Führungsverhaltens auch als StaffCare bezeichnet.

Die Verantwortung für die eigene Gesundheit liegt aber auch bei jedem selbst. Durch eigenes Verhalten in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Stressprävention können Risiken gemindert und Ressourcen gestärkt werden. Für die eigene Gesundheit zu sorgen, wird daher komplementär zu StaffCare auch als SelfCare bezeichnet. Dies gilt für Führungskräfte und Mitarbeiter gleichermaßen. Das hier vorgestellte Training setzt vor allem an dieser Stelle an, indem es Beschäftigten Möglichkeiten aufzeigt, besser für sich und vor allem die eigene Gesundheit zu sorgen.

Wünschenswert ist, dass die hier vorgestellten Maßnahmen auch durch die Führungskräfte und die Organisation mit einer langfristigen Zeitperspektive unterstützt und gefördert werden. Dadurch kann die im Präventionsleitfaden geforderte Integration von Verhaltens- und Verhältnisprävention erfolgen.

Zielgruppe dieses Trainings sind Beschäftigte unterschiedlichster Organisationen. Entwickelt und erprobt wurde das Training mit Verwaltungsangestellten, Studierenden, Polizisten und Soldaten unterschiedlicher Hierarchieebenen. Grundsätzlich sollte die Teilnahme freiwillig sein. Es hat sich als sehr hilfreich erwiesen, wenn die jeweiligen Führungskräfte bzw. Vorgesetzten die Teilnahme unterstützt haben. Das Stärken- und Ressourcentraining wurde bisher ausschließlich im Arbeitskontext angewendet, erfolgreich umgesetzt und evaluiert. Im Arbeitskontext sehen wir keine Einschränkungen hinsichtlich möglicher Zielgruppen. Ein Einsatz des Trainings im Rahmen der beruflichen Rehabilitation wäre ebenfalls möglich.

2.2 Stressmanagementtrainings

Stressmanagementtrainings setzen in der Regel beim Individuum an (Verhaltensprävention). Nach Bunce (1997) werden in klassischen Stressmanagementtrainings folgende Faktoren berücksichtigt: Vermittlung von Informationen über Stress (Psychoedukation), Veränderung stressverschärfender Gedanken, um damit eine Verhaltensänderung zu erzeugen (kognitiv-behaviorale Ansätze), Vermittlung von Entspannungsverfahren, Aufbau von Bewältigungskompetenzen sowie Vermittlung von Strategien zur Vermeidung oder Reduktion von arbeitsbezogenen Stressoren. Bisherige Studien zu Programmen, die auf Verhaltensprävention abzielen, demonstrieren die Überlegenheit multimodaler und kognitiv-behavioraler Interventionen, die Entspannungs-, Kognitions- und Verhaltenstrainings kombinieren, gegenüber reinen Entspannungstrainings (Bamberg & Busch, 2006).

Wie unterscheidet sich das hier vorgestellte Stärken- und Ressourcentraining von bisherigen Stressmanagementtrainings? Klassische psychologische Stressmanagementtrainings versuchen durch die Vermittlung diverser Strategien auf kognitiver und behavioraler Ebene eine funktionale Stressbewältigung zu fördern. Das Erkennen von Ursachen und die Entwicklung von Lösungsstrategien im Umgang mit dem „Problem Stress“ sind dabei von zentraler Bedeutung.

Ein Beispiel stellt das Stressimpfungstraining nach Meichenbaum (2012) dar. Es setzt sich aus drei Phasen zusammen: In der ersten Phase werden Konzepte zu Stress und Stressmanagement vermittelt und Fähigkeiten zur gezielten Wahrnehmung und Analyse stressauslösender Situationen geschult. In einer zweiten Phase werden Stressbewältigungsstrategien erarbeitet (kognitive Umstrukturierung, funktionale Selbstinstruktion, Relativierung durch sozialen Vergleich, Entspannungstechniken), die in der dritten Phase, der Anwendungsphase, zunächst imaginativ und in Rollenspielen geübt und schließlich auf den Alltag übertragen werden. Ein weiteres sehr etabliertes Trainingsprogramm ist das multimodale Stressbewältigungstraining nach Kaluza (2011). Es setzt an Stressoren, stressverschärfenden Gedanken und der Stressreaktion (körperlich und verhaltensbezogen) an. Hierbei ergänzen sich ein Entspannungstraining, ein „Mentaltraining“ (kognitive Umstrukturierung), ein Problemlösetraining sowie ein Genusstraining zu einem Gesamtprogramm. Auch das im betrieblichen Gesundheitsmanagement der Bundeswehr erprobte Intensivtraining mit Online-Coaching (Pracht, Brunner, Hartel & Renner, 2015) folgt einem ähnlichen, kognitiv-behavioralen Konzept: Neben Psychoedukation zu Stress werden diverse Strategien zur Reduktion und Bewältigung von Stress vermittelt (Veränderung der stressbezogenen Situation, kognitive Umstrukturierung, Problemlösen, Entspannung, Genuss).

|5|Merke

Das hier vorgestellte Stärken- und Ressourcentraining baut hingegen auf einer veränderten, neuen Perspektive auf: Anstatt Stress als Problem explizit zu thematisieren (Problemorientierung), für das dann Lösungsstrategien vermittelt werden, rückt das Stärken- und Ressourcentraining die Ressourcen der Teilnehmenden in den Fokus. Die Stärken und Ressourcen der Teilnehmenden werden bewusst gemacht, aktiviert und ausgebaut (Ressourcenorientierung).

Die theoretischen Grundlagen des Trainings werden in den folgenden Abschnitten erläutert.

2.3 Ressourcen im Fokus – Positive Psychologie und Ressourcenaktivierung

Psychology is not just the study of weakness, disease and damage. It also is the study of strength, happiness, and virtue (Seligman, 2003, pp. xiv)

2.3.1 Positive Psychologie

Etwa seit dem Jahr 2000 hat sich in den USA ein psychologischer Forschungszweig unter dem Namen „Positive Psychologie“ etabliert. Als Begründer gilt Martin Seligman, der in diversen Veröffentlichungen einen Wandel der Psychologie weg vom Leiden, hin zu positiven Entwicklungen von Menschen, Institutionen und Gesellschaften propagiert (z. B. Seligman & Csikszentmihalyi, 2000; Seligman, 2003; Seligman, Rashid & Parks, 2006). Ziel der Positiven Psychologie ist es, positive Emotionen sowie Stärken und Tugenden und deren Auswirkungen auf Individuen und Gesellschaften zu erforschen (Frank, 2011). Das Anliegen der Positiven Psychologie ist es daher, zu erforschen, welche Bedingungen zu einem erfüllten und glücklichen Leben beitragen (Ruch & Proyer, 2011; Peterson & Seligman, 2004). Denn die weitgehende Abwesenheit von physischen und psychischen Krankheiten bzw. Störungen ist zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für psychisches Wohlbefinden. Demnach reicht es nicht, negative Lebenslagen oder psychische Störungen lediglich zu verringern; vielmehr müssen positives Erleben und Wohlbefinden sowie personale und soziale Ressourcen gezielt gefördert werden, um ein erfülltes und lebenswertes Leben gestalten zu können. Seligman und Csikszentmihalyi (2000) sprechen sich deshalb dafür aus, die innerhalb der Positiven Psychologie entwickelten Interventionen nicht nur auf Menschen anzuwenden, die unter (psychischen) Erkrankungen leiden, sondern vor allem auch für psychisch gesunde Menschen Wege zu einem reicheren und erfüllteren Leben aufzuzeigen.

Positive Psychologie hat damit einen klaren Anwendungsaspekt: Als Interventionen der Positiven Psychologie können alle Strategien bezeichnet werden, deren Ziel es ist, das Positive, v. a. positive Gefühle, im Leben der Menschen zu vermehren, die menschlichen Stärken und Ressourcen zu entwickeln, nutzbar zu machen und insgesamt bessere Lebensbedingungen zu schaffen, sodass auch positive Auswirkungen auf gesellschaftlicher Ebene entstehen (Auhagen, 2008; Engelmann, 2012). Damit ist dieser Ansatz vor allem auch für die Gesundheitsprävention bedeutsam.

Diverse Studien belegen die Wirksamkeit positiver Interventionen zur Steigerung des subjektiven Wohlbefindens und zur Reduktion negativer Affekte und depressiver Symptome sowohl in klinischen als auch in nicht-klinischen Kontexten. Einen Überblick bieten die Metaanalysen von Bolier et al. (2013) sowie von Sin und Lyubomirsky (2009). Studien im Präventionsbereich konnten neben der Steigerung des subjektiven Wohlbefindens unter anderem folgende Effekte belegen: Positive Interventionen können krankheitsbedingte Fehltage reduzieren (Kaplan et al., 2014) und das akademische Engagement von Studierenden erhöhen (Ouweneel, Le Blanc & Schaufeli, 2014). Auch positive Online-Interventionen zeigen sich als effektiv (Manthey, Vehreschild & Renner, 2016; Sergeant & Mongrain, 2015). Außerdem erweisen sich positive Interventionen bei emotional gestressten Personen als wirksamer als bei Personen mit geringem Stresslevel (Sergeant & Mongrain, 2015). Dieser Befund spricht für die besondere Eignung positiv-psychologischer Maßnahmen zur Stressbewältigung.

2.3.2 Ressourcenaktivierung

Ressourcenorientierung und -aktivierung stellt ein der Positiven Psychologie verwandtes Konzept dar. Trotz konzeptueller Ähnlichkeiten stehen innerhalb dieser Perspektive in erster Linie Stärken und Ressourcen im Mittelpunkt, die bei den Zielpersonen schon vorhanden sind. So sollen bereits verfügbare Ressourcen aktiviert, bisher nicht wahrgenommene Ressourcen nutzbar gemacht und die Nutzung von Ressourcen optimiert werden. Der Aufbau neuer Fähigkeiten und Kompetenzen steht hingegen nicht im Fokus (Willutzki & Teismann, 2013).

|6|Die Forschergruppe um Klaus Grawe propagiert Ressourcenaktivierung als ein primäres Wirkprinzip von Psychotherapie (Grawe & Grawe-Gerber, 1999) und begründet dies sowohl mit empirischen Befunden als auch mit theoretischen Überlegungen. Im Gegensatz zu einem Setting, das sich hauptsächlich mit den persönlichen Defiziten und Problemen beschäftigt, kann durch Aktivierung von Ressourcen den vier Grundbedürfnissen nach Lustgewinn, Bindung, Kontrolle und Selbstwerterhöhung in besonderer Weise Rechnung getragen werden. Somit ist hier Ressourcenförderung nicht nur Ziel, sondern das zentrale Mittel der Intervention (Grawe & Grawe-Gerber, 1999; Schmied & Grawe, 2013). Empirische Ergebnisse stützen die Annahme, dass es sich bei Ressourcenaktivierung um einen zentralen Wirkfaktor handelt: Über den gesamten Therapieverlauf schätzen Klienten solche Sitzungen als produktiver ein, in denen Ressourcen aktiviert und somit die Bedürfnisse des Klienten befriedigt werden. Das Ausmaß an Beschäftigung mit Problemen hingegen hat keine Auswirkung auf die Zufriedenheitseinschätzungen (Beesdo, 2006; Schmied & Grawe, 2013).

Die Ansätze der lösungsorientierten Kurzzeittherapie und Beratung setzen das Prinzip der Ressourcenaktivierung explizit im gesamten Prozess um (z. B. de Jong & Berg, 2008; de Shazer & Dolan, 2008). Typische Interventionen des Therapieverfahrens sind Fragen nach positiv formulierten Zielen, Skalierungsfragen („Wo befinden Sie sich jetzt, wo wollen Sie hin auf einer Skala von 0 bis 10?“), Fragen nach Ausnahmen vom Problem und bisherigen Problemlösungsversuchen, Fragen nach Ressourcen und Bewältigungsstrategien, paradoxe Fragen nach Möglichkeiten das Problem zu verstärken („Was müssten Sie tun, damit Sie noch mehr Streit mit Ihrer Kollegin bekommen?“) sowie die Konstruktion hypothetischer Lösungen („Angenommen, Ihr Problem hätte sich gelöst – z. B. über Nacht durch ein Wunder oder in ein paar Monaten durch eine optimal verlaufene Therapie – wie würde Ihr Leben dann aussehen?“). All diese Strategien zielen darauf ab, Ressourcen bewusst zu machen, das persönliche Kontrollerleben zu erhöhen und durch die Analyse von Ausnahmen oder hypothetischen Lösungen diesbezügliche Aspekte schon im gegenwärtigen Moment nutzbar zu machen. Damit werden auch motivational optimale Rahmenbedingungen geschaffen, Lösungsideen aktiv umzusetzen, was durch Vereinbarungen und Aufgaben zusätzlich gefördert wird (de Jong & Berg, 2008; Willutzki & Teismann, 2013). Auch bezüglich der lösungsorientierten Kurzzeittherapie und Beratung zeigen sich in diversen Evaluationsstudien hohe Erfolgseinschätzungen der Interventionen durch die Klienten. Ein Überblick über empirische Ergebnisse findet sich bei Bamberger (2015).

Ansätze, die auf Ressourcenaktivierung fokussieren, bieten sich auch in besonderem Maße im Bereich der Prävention, wie auch der betrieblichen Gesundheitsförderung an. Ein Beispiel ist das Konzept „Stressmanagement für Teams in Service, Gewerbe und Produktion“ von Busch, Roscher, Ducki, Kalytta und Liedtke (2015). Es handelt sich um ein elaboriertes Trainingsprogramm für Teams und Führungskräfte, das die Themen körperliche Fitness, soziale Unterstützung im Team, Problemlösen im Team, wertschätzende Führung sowie Planung und Verwirklichung von Zielen behandelt.

Merke

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Positive Psychologie und Ressourcenaktivierung zwei verwandte Konzepte darstellen, die gut miteinander harmonieren. Durch den veränderten Fokus weg von Problemen und hin zu positiven Aspekten und persönlichen Stärken und Ressourcen sind beide Perspektiven in besonderem Maße für die Stressprävention im Rahmen betrieblicher Gesundheitsförderung geeignet, da die Zielgruppe aus prinzipiell psychisch gesunden Personen besteht, die ihren Lebensalltag erfolgreich meistern und bereits viele eigene Ressourcen mitbringen.

2.4 Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion

Bei der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR; deutsch: Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion oder Stressbewältigung durch Achtsamkeit) handelt es sich um ein achtwöchiges Gruppenkonzept, das Achtsamkeit als zentrales Werkzeug zur ressourcenorientierten Stressbewältigung vermittelt. Das Konzept versucht, positive gesundheitliche Effekte von Meditation auf eine wenig esoterische und nicht religionsgebundene Art und Weise nutzbar zu machen. MBSR wurde 1990 von Jon Kabat-Zinn entwickelt (deutsche Übersetzung: Kabat-Zinn, 2011), vielfach adaptiert und stellt mittlerweile ein umfangreich evaluiertes Verfahren zur Stressreduktion dar (Grossmann, Niemann, Schmidt & Walach, 2004; Hofmann, Sawyer, Witt & Oh, 2010; Chiesa & Serretti, 2009). Die Grundzüge der MBSR werden im Folgenden erläutert.

Das Gruppenprogramm umfasst acht wöchentlich stattfindende zwei- bis zweieinhalbstündige Sitzungen, in denen Achtsamkeitsübungen gemeinsam |7|durchgeführt und anschließend im Gruppengespräch reflektiert werden. Zusätzlich soll mittels einer CD täglich ca. 45 Minuten geübt werden. Die erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse werden an einem „Tag der Achtsamkeit“ vertieft und die Integration in den Alltag gezielt gefördert (Meibert, Michalak & Heidenreich, 2013).

Merke

Achtsamkeit bedeutet, den gegenwärtigen Augenblick bewusst wahrzunehmen und zu erleben, ohne sich von Gedanken an Vergangenheit und Zukunft ablenken zu lassen. Es geht darum, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, den eigenen Körper zu spüren, sich in innerer Ruhe und Selbstakzeptanz zu üben und den Geist sowie Gedanken einfach nur zu beobachten. Achtsamkeit bedeutet vom „Aktions-Modus“ in den „Seins-Modus“ umzuschalten: Für den Moment nichts tun zu müssen, sondern einfach nur zu sein (Kabat-Zinn, 2011).

MBSR wurde vielfach evaluiert. Es liegen mehrere Metaanalysen vor, die einen Überblick über Befunde zur Wirksamkeit geben. An dieser Stelle werden einige zentrale Aspekte herausgegriffen: MBSR ist sowohl für klinische als auch nicht-klinische Zielgruppen geeignet – es erweist sich in beiden Bereichen als wirksam (Grossmann et al., 2004). In klinischen Stichproben konnten sowohl Angstsymptome als auch depressive Symptome signifikant reduziert werden (Hofmann et al., 2010). Bei Gesunden hingegen erweist sich MBSR in erster Linie als sehr wirksam zur Stressreduktion. Außerdem führt MBSR zu einer Reduktion von Grübeln und Ängstlichkeit sowie zu einer Steigerung von Empathie und Selbstmitgefühl, einem wertschätzenden und mitfühlenden Umgang mit sich selbst (Chiesa & Serretti, 2009). Die Arbeitsgruppe um Ute Hülsheger konnte in Studien zur Anwendung von Achtsamkeit im organisationalen Kontext belegen, dass durch Achtsamkeit emotionale Erschöpfung reduziert, die Arbeitszufriedenheit gesteigert (Hülsheger, Alberts, Feinholdt & Lang, 2013) sowie die Schlafqualität verbessert werden kann (Hülsheger et al., 2014; Hülsheger, Feinholdt & Nübold, 2015). Schon eine regelmäßig durchgeführte, nur 11 Minuten umfassende Achtsamkeitsübung kann sich positiv auf das Wohlbefinden und die Schlafqualität auswirken und zur Stressreduktion beitragen (Moszeik & Renner, submitted).

Eine Metaanalyse zu psychologischen Effekten von Meditation (Sedlmeier et al., 2012) zeigt, dass Achtsamkeitsmeditation Stress, Angst, negative Emotionen und negative Persönlichkeitseigenschaften (z. B. Neurotizismus) reduzieren sowie die Aufmerksamkeit steigern kann. Auch zu Yoga, das einen Teil des MBSR-Programms darstellt, liegen einzelne Befunde vor, die vielversprechend sind. So verbessert Yoga die Resilienz gegenüber psychischen Problemen, wie etwa psychische Folgen von chronischem Stress (Venu Gopal, Mandal & Parimala, 2011), außerdem wirkt Yoga stressreduzierend (Kim, 2014).

Insgesamt zeigt sich der Einsatz von Yoga und Achtsamkeitsverfahren als wirksam zur Reduktion von Stress – auch bei Gesunden. Daher bieten sich die Konzepte sehr für Prävention und Gesundheitsförderung an.

2.5 Akzeptanz- und Commitmenttherapie

Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) ist ursprünglich eine neue therapeutische Richtung, in der Achtsamkeit ebenfalls eine große Rolle spielt. ACT thematisiert aber darüber hinaus auch den funktionalen Umgang mit Gedanken und Emotionen sowie die Umsetzung wertgebundener Ziele in zielgerichtete Handlungen. Dies verdeutlicht auch die Abkürzung „ACT“: Sie wird analog zum englischen Verb „to act“ (= handeln, agieren, tätig sein) ausgesprochen. ACT hat sich inzwischen auch im präventiven Bereich etabliert, vor allem in der Stressbewältigung. Es existieren bereits zahlreiche Konzepte dazu (z. B. Bond, 2004; Bohus, Lyssenko, Wenner & Berger, 2013; Waadt & Acker, 2013).

Ziel von ACT ist das Erlangen von sogenannter psychischer Flexibilität, die aus sechs Aspekten besteht, die im „ACT-Hexaflex“ dargestellt sind (siehe Abbildung 1). Die einzelnen Aspekte der psychischen Flexibilität sind folgendermaßen definiert (vgl. Hayes, Luoma, Bond, Masuda & Lillis, 2006; Wengenroth, 2012):

Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment (Achtsamkeit) bedeutet, den aktuellen Augenblick aktiv und mit allen Sinnen zu erleben, anstatt gedanklich in der Vergangenheit oder Zukunft zu versinken (vgl. Achtsamkeit bei MBSR in Abschnitt 2.4).

Akzeptanz heißt, eigenen inneren Prozessen gegenüber offen zu sein, sie wahrzunehmen und zu akzeptieren, ohne die Häufigkeit oder Art ihres Auftretens verändern zu wollen. Beispielsweise geht es darum, Angst oder Schmerz tatsächlich zu fühlen, anstatt das Erleben dieser unangenehmen Emotionen zu vermeiden, was zwar kurzfristig erfolgreich sein kann, jedoch langfristig in der Regel zu einer Verstärkung jener Gefühle führt. Akzeptanz wirkt diesem negativen Langzeiteffekt entgegen.

|8|Kognitive Defusion: Gerade in als „stressig“ erlebten Situationen kommt es häufig zu einer sogenannten Fusion, d. h. „Verschmelzung“ mit negativen Gedanken (z. B. „Ich bin ein Versager“), was dazu führt, dass die Situation nur noch aus einem eingeengten Blickwinkel betrachtet wird. Dies wiederum ist hinderlich für eine erfolgreiche Bewältigung der Situation. Kognitive Defusion hilft, solche negativen Gedanken aus einer distanzierteren Perspektive zu betrachten – mit dem Effekt, dass diese letztlich nicht mehr so mächtig erscheinen und dadurch weniger handlungsleitend werden.

Sich selbst als Kontext des eigenen Erlebens zu sehen, wirkt der oft hinderlichen Gewohnheit entgegen, sich selbst mit einem unflexiblen, gedanklich konstruierten Bild von sich selbst (dem konzeptualisierten Selbst) gleichzusetzen. Das konzeptualisierte Selbst bedingt eine eingeschränkte Selbstwahrnehmung: Es werden vornehmlich Aspekte wahrgenommen, die das Bild bestätigen. In der ACT wird hingegen die Fähigkeit vermittelt, sich selbst als Kontext des eigenen Erlebens zu sehen; das bedeutet, eine Beobachterperspektive gegenüber allem einzunehmen, was in unserem Leben geschieht – inklusive der damit verbundenen Gedanken, Gefühle und Handlungsimpulse. Aus dieser veränderten Perspektive heraus werden schwierige Situationen und Erlebnisweisen als weniger bedrohlich erlebt.

Werte bezeichnen in der ACT die Summe der Vorstellungen von einem guten Leben. Sie geben Entwicklungs- und Handlungsrichtungen an. Das Bewusstmachen ermöglicht, das eigene Leben wieder mehr nach den eigenen Werten zu gestalten.

Engagiertes Handeln (Commitment) bezeichnet die Umsetzung von Werten in Ziele und Handlungen, die die Person näher an die Realisation ihrer Werte heranbringt.

Akzeptanz und kognitive Defusion verändern, genauso wie die Aspekte der Achtsamkeit und Selbst als Kontext, zunächst nichts an der Situation einer Person. Ziel ist hier vor allem das achtsame Wahrnehmen und Akzeptieren. Erst durch sekundäre Prozesse können hiermit unangenehme Gefühle und Gedanken reduziert werden, indem etwa der Erlebensvermeidung von negativen Emotionen entgegengewirkt wird und sich damit die Intensität und Häufigkeit dieser unangenehmen Gefühle sukzessive reduzieren.

Abbildung 1: ACT-Hexaflex

Zum Einsatz von ACT zur Reduktion von Stress existieren vielversprechende empirische Ergebnisse. Flaxman und Bond (2010) testeten bei Angestellten mit durchschnittlichem Stresslevel eine ACT-basierte In|9|tervention, die mit einem Stressimpfungstraining (siehe Abschnitt 2.2) sowie einer Wartelistenkontrollgruppe verglichen wurde. ACT und das Stressimpfungstraining erwiesen sich als gleichermaßen effektiv zur Stressreduktion; wobei dies bei ACT durch eine Steigerung psychischer Flexibilität erreicht wurde, nicht durch eine Veränderung dysfunktionaler Kognitionen. Weitere randomisierte Kontrollgruppen-Studien zum Einsatz von ACT zur Stressreduktion werden in der Metaanalyse von Öst (2014) aufgelistet. Insgesamt ist ACT bisher sowohl im therapeutischen Kontext als auch im Bereich der Stressprävention noch nicht so etabliert und daher weniger untersucht als kognitiv-behaviorale Verfahren. Bisherige Ergebnisse sind jedoch vielversprechend (Hayes et al., 2006; Ruiz, 2012; Öst, 2014).

Insgesamt zeigt sich der Einsatz von ACT als wirksam zur Reduktion von Stress – auch bei Gesunden. Daher bieten sich die Konzepte, die innerhalb von ACT entwickelt wurden, auch für Prävention und Gesundheitsförderung an.

3

Während die Verhaltensprävention durch Information, Übung und Training insbesondere in den Bereichen „gesunde Ernährung“, „körperliche Bewegung“ oder „konstruktiver Umgang mit Stress“ auf die jeweilige Person selbst und ihre gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen abzielt, beinhaltet die Verhältnisprävention alle Maßnahmen im Hinblick auf die Gestaltung der Arbeit, der Arbeitsbedingungen, aber auch der Lebensbedingungen der Beschäftigten. Hierzu zählen Strategien, die auf die Kontrolle, Reduzierung oder Beseitigung von Gesundheitsrisiken in den Umwelt- und Lebensbedingungen und auf die Verringerung oder Beseitigung von Krankheits- und Unfallursachen in den allgemeinen Lebens-, Arbeits- und Umweltverhältnissen abzielen (Lutz, Stangier, Maercker & Petermann, 2012).

|10|Kapitel 3Konzeption des Stärken- und Ressourcentrainings

Das vorliegende Stärken- und Ressourcentraining setzt auf drei Ebenen an: (1) Körper, (2) Gedanken und Gefühle, (3) Geist und integriert damit unterschiedliche Angebote. Dadurch soll nicht nur ein umfassender Ansatz ermöglicht werden, sondern auch den Teilnehmern der Zugang erleichtert werden, denen Angebote, die hauptsächlich Yoga oder Meditation beinhalten, wenig attraktiv erscheinen. Weiterhin wurde bei der Zusammenstellung der Ebenen und der Auswahl der Methoden und Übungen darauf geachtet, dass das unmittelbare Erleben im Vordergrund steht. Erfahrungen mit Angeboten, die eher psychoedukativ orientiert sind, haben gezeigt, dass die Möglichkeit des unmittelbaren Erlebens für die Nutzenbewertung eine wichtige Rolle spielt.

Im Übersichtsplan in Abschnitt 5.1 sind die drei Ebenen jeweils durch Symbole gekennzeichnet:

1. Achtsame Körperaktivierung und -entspannung (Yoga oder Lockerungs- und Aktivierungsübungen),

2. Übungen zur Ressourcenaktivierung auf Gedanken- und Emotionsebene sowie

3. Achtsamkeitsübungen.

Alle Ebenen beinhalten Übungen zur Aktivierung der eigenen Ressourcen, fokussieren dabei aber jeweils auf unterschiedliche Ansatzpunkte. Auf der Ebene der Achtsamen Körperaktivierung und -entspannung geht es darum, den Körper als Ressource wahrzunehmen und vor allem das Körperbewusstsein zu schulen. Dabei ist eine achtsame Grundhaltung sehr wichtig und wird gleichzeitig gefördert. Auf der Ebene der Ressourcenaktivierung auf Gedanken- und Emotionsebene geht es in allen Übungen darum, seine Ressourcen bewusst wahrzunehmen, bewusst auszubauen und gezielter zu nutzen – vor allem auf einen kognitiven und emotionalen Zugang bezogen. Hierbei werden eine positivere Einstellung und der Blick auf Positives gefördert. Auf der Ebene der Achtsamkeit wird den Teilnehmern eine spezielle eigene Ressource, die Achtsamkeit, nähergebracht und mit praktischen Übungen gefördert. Somit entsteht ein Rückbezug zur körperorientierten Ebene, auf der bereits eine achtsame Grundhaltung dem Körper gegenüber geschult wird. So wird die Achtsamkeit weiter auf einer separaten Ebene ausgebaut. Die Ebene der Ressourcenaktivierung legt ebenfalls wichtige Grundlagen für eine achtsame Einstellung. Somit haben alle drei Ebenen den Fokus auf Ressourcenaktivierung, verwenden jedoch separate Zugänge und Übungsansätze und bilden damit alle zusammen drei wichtige Grundpfeiler für eine achtsame Haltung und greifen somit ineinander.

Im Folgenden wird skizziert, an welchen Stellen im Training diese Ebenen stehen, welche Interventionen dabei zur Anwendung kommen und wie diese in Bezug auf die zugrundeliegenden theoretischen Ansätze und Verfahren einzuordnen sind.

3.1 Achtsame Körperaktivierung und -entspannung (Yoga oder Lockerungs- und Aktivierungsübungen)

Ab dem zweiten Termin startet das Training immer mit achtsamer Körperaktivierung und -entspannung. Dabei gibt es zwei verschiedene Varianten:

|11|Bei Variante A handelt es sich um Lockerungs- und Aktivierungsübungen aus dem Bereich der Rückenschule. Diese sind im Stehen und Sitzen durchführbar und benötigen keine Gymnastikmatte. Wenn keine Matten zur Verfügung stehen oder Vorbehalte gegen den Gebrauch bestehen, sind die Lockerungs- und Aktivierungsübungen aus dem Bereich der Rückenschule sehr gut geeignet.

Als Alternative kann Variante B durchgeführt werden. Hierbei handelt es sich um eine Sequenz aus einfachen Yoga-Übungen, die synchron mit dem Atem mit einem achtsamen Aufmerksamkeitsfokus auf den eigenen Körper durchgeführt werden. Yoga ist die Lehre von der Vereinigung von Körper, Geist und Emotionen. In einer zunehmend angespannten Gesellschaft ist es möglich, mit gezielten Übungen die Gesundheit zu erhalten und das Wohlbefinden zu steigern. Yoga gilt dabei als ein effektiver Weg der Stressbewältigung. Das Ziel von Yoga ist, die unterschiedlichen Körperfunktionen so weit in Harmonie zu bringen, dass sie zum Wohl des ganzen Körpers arbeiten. Ausgehend vom Körper wirkt Yoga außerdem auf mentale und emotionale Prozesse. Die von der Yoga-Trainerin Esther Moszeik konzipierte Übungssequenz dauert jeweils etwa 10 bis 15 Minuten und wird in jeder Sitzung in gleicher Art und Weise wiederholt, damit Übungseffekte möglich werden und die Teilnehmer sukzessive die Übungen selbstgesteuert in ihren Alltag integrieren können. Eine Beschreibung der verwendeten Übungen findet sich auch bei Satyananda Saraswati (2008).

Alle Übungen sind jeweils so einfach gehalten, dass sie auch von den meisten Personen mit körperlichen Einschränkungen (Rücken- oder Gewichtsprobleme etc.) und auch ohne besondere körperliche Voraussetzungen durchgeführt werden können. Bei Zweifeln oder Erkrankungen sollten die Teilnehmenden vorsichtshalber ärztlichen Rat einholen.

Der Einsatz der achtsamen Körperentspannung zu Beginn der Sitzungen hat die Funktion, einen angenehmen Einstieg zu schaffen, bei dem die Teilnehmer leichter aus ihrem Alltag „abgeholt“ werden können, als beispielsweise mit einer kognitiven Aufgabe. Achtsamkeitserleben wird auch hier für viele Teilnehmer schneller und niederschwelliger aktiviert. Zudem wirkt die Übungssequenz nicht nur entspannend, sondern auch körperlich aktivierend, was gute Vorbedingungen für eine aktive Teilnahme am Training schafft.