Sten Nord - Der Abenteurer im Weltraum - Ernst Konstantin - E-Book

Sten Nord - Der Abenteurer im Weltraum E-Book

Ernst Konstantin

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Beschreibung

Dieser Band enthält alle drei Bände einer deutschen Science-Fiction-Serie aus der frühen Nachkriegszeit.Die Originalhefte sind extrem selten und nur für mehrere hundert Euro antiquarisch zu erwerben.

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Ernst Konstantin

STEN NORD – DER ABENTEURER IM WELTRAUM

In dieser Reihe bisher erschienen:

1001  Edgar Rice Burroughs Caprona – Das vergessene Land

1002  Ernst Konstantin

Ernst Konstantin

Sten Nord

© 2016 BLITZ-Verlag

Redaktion: Jörg Kaegelmann

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mark Freier

Satz: Winfried Brand

Druck: CPI, Clausen & Bosse, Leck

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-95719-771-9

Buch 1Die unsichtbare Insel

Geheimnisvolle Reise

Die Yacht WE-RA I durchpflügte seit drei Tagen mit unverminderter Geschwindigkeit das Wasser des Atlantischen Ozeans. Nicht die geringste Erschütterung war zu verspüren. Die Maschinen, durch welche die Schrauben angetrieben wurden, mussten an Kraft alles übertreffen, was Sten Nord bisher kennengelernt hatte. Doch hatte man ihm die Besichtigung des Maschinenraumes, um die er gleich am ersten Tage gebeten hatte, höflich aber bestimmt verwehrt.

Er lag jetzt, seine kurze Pfeife rauchend, auf dem Achterdeck. Behaglich im Deckstuhl ruhend, beobachtete er immer wieder das vorbeirasende Wasser. Er war sicher, dass die Yacht mit einer Geschwindigkeit von mindestens hundertvierzig Stundenkilometern dahinschoss.

Was war das nur für eine Maschine? Diese Frage ließ ihm keine Ruhe. Ruhig, wie von Geisterhänden geschoben, rauschte das Schiff dahin. Nach seiner ungefähren Berechnung musste diese Maschine mindestens zehntausend PS leisten. Aber es konnte weder eine Dampfmaschine, noch ein Dieselmotor sein. Beide entwickeln Rauch, und es hätte auch eine Erschütterung oder eine Vibration des Schiffsrumpfes spürbar sein müssen. Es blieb also nur noch elektrischer Antrieb übrig. Aber auch das war unmöglich. Wie groß hätte eine Akkumulatorenbatterie sein müssen, die drei Tage und Nächte lang zehntausend PS entwickelte? Sicher viele Male größer als die ganze Yacht.

Drei Tage waren sie nun schon unterwegs, aber über das Ziel der Reise hatte er immer noch nichts in Erfahrung bringen können. Die ganze Besatzung schwieg sich darüber aus. Wenn auch Sten Nord den Namen der Mann ohneNerven trug, konnte er sich doch einer prickelnden Neugier nicht erwehren, so oft er an das geheimnisvolle Ziel der Reise dachte. Wohl schon zum zwanzigsten Male nahm er das rätselhafte Telegramm zur Hand und las es noch einmal:

STEN NORD – IMPERIAL – PARIS!

WENN DU DEIN GRÖSSTES ABENTEUER ERLEBEN WILLST SOFORT IN MARSEILLE AUF YACHT WE-RA I EINSCHIFFEN – STOPP – ALLES ANDERE MÜNDLICH – STOPP – DEIN ALTER FREUND PETER MEDERHOLT

Peter Mederholt! Sie waren Jugendfreunde gewesen, hatten zusammen die Schule besucht, dann die Technische Hochschule in Berlin. Später waren ihre Wege auseinandergegangen. Peter ging nach Amerika.

Sie schrieben sich anfangs zwar oft, aber die langen Jahre der Trennung hatten doch bewirkt, dass Sten Nord immer weniger und weniger an Peter dachte. Sein eigenes aufregendes Leben hatte ihn so in Beschlag genommen, dass ihm zum Briefeschreiben nicht mehr viel Zeit blieb. Wohl hörte er durch Presse und Radio öfter von Peter, der als Ingenieur immer mehr und mehr von sich reden machte, aber seit geraumer Zeit fehlte jede direkte Nachricht von ihm. Und nun auf einmal dieses Telegramm!

Er wäre nicht Sten Nord gewesen, wenn er der geheimnisvollen Einladung nicht sofort Folge geleistet hätte.

Nachdem er vor einer Woche in Monte Carlo mit seinem berühmten Rennwagen Uragan den Großen Preis von Europa gewonnen und für die nächste Zeit keine besonderen Pläne hatte, stand dieser Reise ja auch nichts im Wege.

Und geheimnisvoll genug fing die ganze Geschichte ja auch an, das musste man schon sagen. Wenn er nur wüsste, was für eine Maschine in dieser Teufelskiste steckte.

Bei diesen Gedanken wurde er durch sich nähernde Schritte unterbrochen. Er blickte hoch und sah den Kapitän auf sich zukommen. »Herr Nord, es ist soweit. In fünf Minuten sind wir am Ziel.«

»Was?«

Elastisch sprang Nord aus dem Deckstuhl und blickte nach vorn. Aber zu seiner Überraschung sah er, wie seit Tagen schon, nichts weiter als die unendliche Fläche des Atlantischen Ozeans.

Er wandte sich um, aber der Kapitän war bereits wieder verschwunden. Wieder sah Nord nach vorn, dann auch in alle anderen Richtungen. Nichts! Keine Spur von Land!

Was sollte das bedeuten? Wollte der Kapitän ihn zum Narren halten? In diesem Augenblick verringerte sich die rasante Fahrt der Yacht. Aha! Man hatte die Maschinen gestoppt! Mit schnellen Schritten eilte Nord zum Bug der Yacht. Immer noch weit und breit nichts zu sehen!

Und trotzdem ertönte jetzt die Schiffssirene.

UUUIIIIIUUU, uiu, uiu, uiu …

Einmal lang und dreimal kurz. Wozu? Doch ehe er den Gedanken zu Ende denken konnte, geschah etwas Phantastisches! Laut und deutlich kam von vorn das Echo zurück.

UUUIIIIIUUU, uiu, uiu, uiu …

Was war das? Wie war das möglich?

Sten Nord hatte sich in seinem abenteuerlichen Leben das Wundern abgewöhnt. Aber als Ingenieur wusste er, dass die elementaren physikalischen Gesetze unumstößlich waren! Ein Stein fiel immer nach unten, und ein Echo waren Schallwellen, die von einem festen Gegenstand zurückgeworfen wurden.

Aber hier? Wo war hier ein fester Gegenstand? Soweit das Auge reichte, sah er nur die unendliche, im Sonnenlicht gleißende Wasserfläche des Meeres. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.

Er sah sich um. Die Matrosen waren fast alle an Deck geeilt, liefen geschäftig hin und her und waren offensichtlich mit Vorbereitungen zur Landung beschäftigt. Über das Echo schienen sie sich gar keine Gedanken zu machen.

Nord blickte wieder nach vorn. Da geschah es.

Er traute seinen Augen nicht. Wachte er oder träumte er? Er kniff sich in den Oberschenkel, schloss die Augen und öffnete sie wieder. Nein, er träumte nicht.

Da, wo sich eben noch die See bis zum Horizont ausgebreitet hatte, lag, in einem unfassbar schnellen Augenblick aus dem Nichts aufgetaucht, plötzlich eine große Insel vor dem Schiff.

Direkt vor ihnen war ein kleiner Hafen mit einer weit ins Meer ausladenden Mole. Dort, wo sie das Land berührte, war ein nicht allzu breiter Streifen weißen Sandes. Dahinter dehnte sich ein tropischer Wald, aus dem in regelmäßigen Abständen hohe Türme ragten, die von einem merkwürdigen Gebilde gekrönt waren. Es waren dunkle Kugeln, aus denen nach allen Seiten spitze, glitzernde Stangen herausragten. Die Gebilde erinnerten an Wollknäuel, in die man nach allen Richtungen ragende Stricknadeln gesteckt hatte.

Nords Blick ging wieder zur Mole. Da standen einige Männer in weißen Anzügen, die eifrig winkten. Wenn ihn seine scharfen Augen nicht trogen, glaubte Nord, in einem der Männer, der weiter als die anderen vorgetreten war, Peter Mederholt zu erkennen.

Ja! Kein Zweifel. Er war es.

Hoch, schlank, braungebrannt stand er da und winkte.

»Peter!«

»Hallo, Sten.«

Endlich war die Yacht an die Mole herangekommen und ohne erst abzuwarten, dass sie anlegte, sprang Nord über die Reling.

Das war ein Wiedersehen. Die beiden Freunde umarmten sich, klopften sich auf die Schultern, und boxten sich vor Freude in die Rippen. Ja. Peter war im Wesen noch ganz der Alte. Und doch hatte er sich verändert. Aus dem früher zarten, aber doch schon überdurchschnittliche Intelligenz verratenden Gesicht, war der markante Kopf des genialen Erfinders und Konstrukteurs geworden.

Wenn man die beiden Freunde so nebeneinander sah, wurde ganz klar, dass Nord der Mann der Tat, der Kämpfer und Draufgänger war, während Mederholt den in seinen Ideen versponnenen Forscher und Denker verkörperte.

Kaum hatten sie sich aus ihrer Umarmung gelöst, bestürmte Nord seinen Freund mit Fragen. Aber dieser wehrte lächelnd ab.

»Später, später! Lass mich dich erst einmal mit diesen Herren hier bekanntmachen, denen ich schon viel von dir erzählt habe. Also, meine Herren, das hier ist Sten Nord in voller Lebensgröße! Nicht nur ein Globetrotter und Abenteurer im besten Sinn, ein toller Rennfahrer und kühner Pilot, sondern auch ein Kamerad, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann.«

»Halt, halt!«, unterbrach ihn Nord. »Soll ich das mit anhören?«

»Ausnahmsweise ja, weil es stimmt. So, und das hier ist unser Astronom, Professor Robert Halloway von der Mount Palomar Sternwarte.«

Nord schüttelte die Hand eines kleinen, quicklebendigen Männchens, mit kahlem Kopf und dicken Brillengläsern, hinter denen ein paar scharfe, intelligente Augen freundlich auf Sten ruhten.

»Das hier«, fuhr Peter fort, »ist unser erster Ingenieur, Monsieur Pierre Maron, ein Franzose.«

Maron, ein kräftiger, sympathischer Mann von ungefähr fünfzig Jahren, mit einem energischen und kantigen Gesicht, schüttelte kräftig Nords Hand.

»Und diese beiden Herren, Michel Brentano und Rolf Berger, sind die Leiter unseres chemischen und physikalischen Laboratoriums. So, und nun wollen wir unseren Freund nicht mehr lange auf die Folter spannen, denn ich sehe, wie er bald vor Neugierde platzt, zu erfahren, was das alles hier bedeuten soll. Stimmt’s?«

Nord nickte. »Ich muss schon sagen, das ist alles recht merkwürdig, was ich seit dem Betreten der Yacht erlebt habe, besonders vorhin, als die Insel plötzlich aus dem Nichts vor mir auftauchte. Wie ist das möglich?«

»Später, später«, unterbrach ihn Peter wieder lächelnd. »So nebenbei geht das nicht. Dazu wollen wir uns gemütlich bei mir zu Hause hinsetzen. Bei einem Glas Whisky-Soda sollst du alles erfahren.«

Damit nahm er seinen Freund am Arm und ging mit ihm den breiten Weg entlang, der vom Hafen direkt in den Wald hineinführte. Weiter hinten bog dieser nach links ab. Unter lebhaftem Geplauder über Nords letztes Abenteuer waren sie bald an dieser Biegung angelangt. Da blieb Nord erstaunt stehen. Vor ihnen lag eine große, fast kreisrunde Fläche, die rings vom Wald umsäumt war. Und diese Fläche war nicht leer. Auf der einen Seite der Straße, die geradeaus weiterführte, standen saubere, einstöckige Häuschen. Auf der anderen Seite befanden sich weitausgedehnte Werkanlagen.

Große Schuppen und Hallen reihten sich eine an die andere. Was Nord sogleich auffiel: Nicht eines von all diesen Gebäuden trug einen Schornstein. Nicht eine Spur von Rauch hing in der Luft.

Dann erregten zwei hohe Gerüste im Hintergrund seine Aufmerksamkeit. Sie hatten Ähnlichkeit mit Gasometern, mussten aber doch wohl anderen Zwecken dienen. Denn innerhalb der Gerüste sah er nicht die runden Gasbehälter, sondern in jedem von ihnen ein langes, glitzerndes Gebilde, das anscheinend von dem Gerüst getragen wurde. Außerdem sah er an vielen Stellen wieder jene merkwürdigen Türme mit den schwarzen Kugeln.

Peter weidete sich an dem Erstaunen seines Freundes, der aber keine Fragen stellte, um nicht noch einmal wegen seiner Neugier aufgezogen zu werden, und sie gingen weiter, bis Peter vor einem Häuschen stehen blieb.

»Fürs Erste sind wir angekommen. Das hier ist meine Behausung«, sagte er und öffnete die Eingangstür. Die anderen Herren verabschiedeten sich jetzt, um das erste Wiedersehen der beiden Freunde nach so langen Jahren nicht zu stören, und Nord betrat als Erster das Haus.

Darin herrschte eine überraschende Kühle, und Nord war überzeugt, dass nur eine sehr wirksame Klimaanlage eine solche Frische bei der draußen herrschenden Hitze erzeugen konnte. Er versuchte vergeblich, sich über nichts mehr zu wundern.

Nun betraten sie ein gemütlich eingerichtetes Zimmer, und bald saßen beide Männer, jeder ein Glas Whisky vor sich, in bequemen Sesseln.

»Jetzt sag mir aber endlich, was ist das für eine Hexerei mit dieser Insel?«

»Hexerei?« Peter lächelte.

»Wie soll man das anders nennen? Ich stand doch die ganze Zeit vorn auf der Yacht und meine Augen sind noch einigermaßen normal. Erst hörte ich ein Echo der Sirene, ohne das Geringste von der Insel zu erblicken, und dann plötzlich …«

»Ich weiß, ich weiß. Plötzlich erschien die Insel, wie hingezaubert, nicht wahr?«

»Ja, so war es!«

»Nur noch ein ganz klein wenig Geduld, und du sollst alles erfahren. Ich will nämlich von vorn beginnen, und nicht von hinten.«

»Also schön, schieß los.«

Nord nahm einen langen Zug aus seinem Glas und sah seinen Freund erwartungsvoll an.

»Ich freue mich«, begann Peter, »dass du so viel Vertrauen zu mir gehabt hast, auf mein Telegramm hin sofort zu kommen. Aber ich habe es mir offen gesagt gedacht, denn ich kenne dich ja. So ein alter Abenteurer, wie du einer bist, musste ja auf mein Telegramm anbeißen. Und es ist wirklich so. Mit dem Tag, an dem du die Yacht betreten hast, begann das größte Abenteuer deines Lebens.«

Bei den letzten Worten hatte die Stimme Peters einen recht ernsten Klang angenommen und Nord beugte sich unwillkürlich vor.

»Es ist ein Abenteuer«, fuhr Peter fort, »wie es größer überhaupt kein Mensch auf dieser Erde je erlebt hat!«

»Donnerwetter!«, entfuhr es Nord. »Du verstehst es aber, selbst mich auf Hochspannung zu bringen.«

»Die Einleitung soll kurz sein. Wie du weißt, ging ich vor etwa zehn Jahren nach Amerika. Ich arbeitete in einem physikalischen Laboratorium und es gelang mir, einige Erfindungen zu machen, die meinen Namen bekannt machten. Eines Tages erhielt ich den Besuch eines Mister Stevenson; dieser Besuch war entscheidend für mein weiteres Leben. Mr. Stevenson ist nämlich ein merkwürdiger Mensch. Er ist unwahrscheinlich reich, aber einer von den wenigen, die ihren Reichtum zum Wohle der Menschheit verwenden wollen. Ein unendlich gütiger und kluger Mensch.

Der langen Rede kurzer Sinn: Er bot mir eine Stellung bei sich an. Seine Bedingungen waren glänzend. Ich bekam ein eigenes Laboratorium, unbeschränkte Mittel für meine Versuche, und so weiter und so weiter. Nun konnte ich alle meine Kräfte konzentrieren und arbeitete ausschließlich an der atomaren Energie. Nach fünf Jahren intensivster Arbeit war ich am Ziel, und es war sicher auch etwas Glück dabei. Ich hatte eine umwerfende Erfindung gemacht.

Du weißt sicher so viel von der Atomenergie, dass sie bisher nicht für Autos, Flugzeuge oder Lokomotiven verwendet werden konnte, da die Anlagen zu schwer waren. Eine wesentliche Steigerung der Geschwindigkeiten wurde zwar durch Turbinendüsen erzielt, wie zum Beispiel bei den Düsenflugzeugen, sie alle aber arbeiten mit flüssigem Brennstoff. Mir war es nun gelungen, eine atomare Strahldüse zu konstruieren, die nicht größer als etwa eine Melone ist und während zweier Jahre ununterbrochen eine Kraft von zehntausend PS zu erzeugen vermag.«

»Was?« Nord sprang erregt auf. »Zehntausend PS und nicht größer als eine Melone?«

»Jawohl, mein Lieber, und ich brauche keine Behälter für Treibstoff, denn diesen trägt die Düse noch dazu in sich selbst. Es ist mir nämlich gelungen, das Metall M herzustellen mit dem Atomgewicht 418. Es leistet, je nach Anregung, bis zu zehntausend PS, und zwar durch den Rückstoß, den die abgestrahlten Elektronen erzeugen.«

»Und was geschieht nach zwei Jahren?«

»Dann wird die Düse ausgebaut und fortgeworfen. Sie ist dann leer, ausgebrannt sozusagen.«

Nord ging aufgeregt auf und ab.

»Jetzt verstehe ich das Rätsel deiner Yacht. Sie wurde durch eine Strahldüse fortbewegt?«

»Nein, nicht direkt. Bei Schiffen wäre ein direkter Strahlrückstoß unzweckmäßig. Ich verwandle daher die atomare Kraft meiner Düse erst in elektrische Energie und treibe mit dieser Elektromotoren an, die wiederum die Schiffsschrauben bewegen.«

»Deine Düse eröffnet ja ungeahnte Möglichkeiten. Soviel Kraft haben ja die Menschen noch niemals zur Verfügung gehabt!«

»Ja, siehst du, derselben Meinung war auch Mr. Stevenson. Und deshalb sind wir hier auf diese Insel gegangen.«

»Das verstehe ich nicht ganz.«

»Du wirst es gleich verstehen. Sieh mal, die meisten Erfindungen, die bisher gemacht worden sind, haben der Menschheit nur dazu gedient, sich gegenseitig Schaden zuzufügen. Alle diese Erfindungen sind für kriegerische Zwecke ausgenutzt und Millionen von Menschen sind mit ihrer Hilfe getötet worden. Wir wollen nun nicht, dass diese Erfindung denselben Weg geht, sondern wir wollen versuchen, sie zum Wohle der Menschheit zu verwenden.«

»Das sind ja wunderbare Pläne; aber ich dachte im Augenblick an etwas anderes.«

»Nun?«

»Deine Düse eröffnet doch die Möglichkeit, endlich den uralten Wunsch der Menschheit zu erfüllen und einen Flug in den Weltraum zu wagen.«

»Ich wusste, dass dir dieser Gedanke sofort kommen würde«, sagte Peter, »das war auch mein erster. Und es ist auch das erste Projekt, das wir in Angriff genommen haben. Denn wer als Erster den Weltraum beherrscht, hat die Macht, Kriege zu verhindern. Wir sind nun soweit, dass wir in kurzer Zeit unseren ersten Flug in den Weltraum unternehmen können.«

»Phantastisch!« Nord stellte vor Erstaunen das Glas wieder zurück, das er eben in die Hand genommen hatte.

»Du hast doch vorhin sicher die beiden hohen Gerüste gesehen, die Gasometern ähneln?«

Nord nickte.

»Nun, in diesen beiden Gerüsten stehen schon die beiden ersten Weltraumraketen startbereit.«

»Donnerwetter!« Nord sah seinen Freund ungläubig an. »Wie habt ihr das alles hier auf der einsamen Insel geschafft?«

»Es war nicht ganz einfach. Ich habe die einzelnen Teile hier gezeichnet und die Produktion dieser dann in verschiedenen Fabriken in Auftrag gegeben, jedoch so, dass keine Fabrik sich eine Vorstellung von dem Ganzen machen konnte. Die Teile wurden dann von Mr. Stevenson verschifft und hierher gebracht. Hier setzen wir sie nur zusammen. Die Hauptsache, die Düsen, stelle ich hier selbst her.«

»Wie viele Arbeiter hast du denn?«

»Im Augenblick hundertzwanzig. Die meisten von ihnen leben mit ihren Familien schon seit drei Jahren hier. Sie werden hervorragend bezahlt, erhalten alles, was sie zum Leben brauchen und sind glücklich und zufrieden.«

Sten Nord dachte fieberhaft nach. Sein scharfer Verstand hatte die Größe des Projektes sofort erfasst. Aber da war noch eine Frage.

»Und nun sag mir mal, wie es kam, dass ich eure Insel bis zum letzten Augenblick nicht gesehen habe?«

»Auch das sollst du jetzt erfahren: Vor zwei Jahren ist es mir gelungen, das Licht zu krümmen. Bekanntlich lernten wir schon in der Schule, dass das Licht sich gradlinig ausbreitet. Und es gab bisher keine Kraft, mit deren Hilfe das Licht von dieser geraden Bahn abzubringen gewesen wäre. Nun, mit den geringen Kräften, die uns bisher zur Verfügung standen, war das auch nicht möglich. Aber die ungeheuren Kräfte, die uns die Atomenergie erschlossen hat, haben auch das unmöglich Scheinende möglich gemacht. Es ist mir mit ihrer Hilfe gelungen, das Licht zu zwingen, um einen Gegenstand herumzugehen. Du hast sicher die hohen Türme bemerkt, die in regelmäßigen Abständen auf dem Gelände stehen und oben in einer Kugel enden. Das sind meine Beugungsmagneten. Wenn ich den Strom einschalte, vier Millionen Kilowatt, zwinge ich jeden Lichtstrahl, um die Insel herumzugehen. Wenn du dich also auf dem Meer vor unserer Insel befindest, geht auch dein Blick gezwungenermaßen um die Insel herum und erst hinter der Insel wieder geradeaus. Du kannst die Insel also nicht sehen. Sie ist unsichtbar geworden.«

»Moment mal! Mein Blick ist doch kein Lichtstrahl?«

»Das nicht, aber wir sehen alle Gegenstände doch nur, weil das Licht, das von ihnen ausgeht oder zurückgeworfen wird, in unser Auge fällt.«

»Ach so, ja, natürlich. Es ist also nicht mein Blick, der um die Insel herumgeht, sondern die Strahlen, die mein Auge treffen.«

»Was ja auf dasselbe hinausläuft.«

»Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, ich würde es nicht glauben.« Nord sah seinen Freund voller Bewunderung an. »Hast du noch mehr solche Erfindungen gemacht?«

»Noch ein paar; nicht der Rede wert.«

»Mir scheint, Mr. Stevenson hat gewusst, warum er dich engagiert hat. Ist diese Erfindung auch geheim geblieben?«

»Natürlich. Denn überleg doch einmal, welches Unheil ein angriffslustiger Staat anrichten könnte, wenn er in der Lage wäre, seine Armeen, Panzer und Flugzeuge unsichtbar zu machen. Nein, nein, es ist schon besser, auch diese Erfindung bleibt nur in unseren Händen und wir versuchen, sie nicht zum Unheil, sondern zum Heil der Menschheit zu benutzen.«

»Nun wollen wir aber mal zum Hauptpunkt kommen. Warum hast du mich hierherkommen lassen?«

»Ja, mein Lieber, das sollst du gleich hören. Nimmst du noch ein Glas Whisky?«

»Ja, gerne.«