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Sommerferien! Laura und Sternenschweif dürfen gemeinsam verreisen – in ein Reitercamp auf einer traumhaften Insel. Doch dann macht ein Mädchen Laura das Leben schwer... Eine spannende und magische Geschichte mit viel Platz zum Träumen!
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Seitenzahl: 62
Linda Chapman
Sternenschweif
Insel der Träume
KOSMOS
Umschlaggestaltung: Walter Typografie und Grafik GmbH, Würzburg
unter Verwendung einer Illustration von Silvia Christoph, Berlin
Textillustrationen: © Biz Hull
Sternenschweif – Insel der Träume, erzählt von Anne Scheller
Based on characters created by Working Partners Ltd.
© Working Partners Ltd., 2016
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© 2016, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-15027-6
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Laura Foster ritt auf ihrem Pony Sternenschweif vom Hof ihrer Eltern. Die Nachmittagssonne fiel ihr gleißend ins Gesicht. In den Wiesen um sie herum raschelte und zirpte es, es roch nach frisch gemähtem Gras. Irgendwo hoch oben in der Luft sang ein Vogel. Ein perfekter Sommertag kurz vor den großen Ferien!
Dann tauchten sie und Sternenschweif in den Wald ein wie in eine andere Welt. Eine träge Stille lag über den Bäumen, alle Tiere und selbst der Wind schienen sich in der Sommerhitze lieber auszuruhen. Laura ließ die Zügel lang und Sternenschweif hielt den Kopf gesenkt. Es wirkte ein bisschen, als würde er im Laufen vor sich hin dösen. Kein Wunder, es war ja auch ziemlich warm!
Bald erreichten Laura und Sternenschweif das Zuhause von Jessica, einer von Lauras beiden besten Freundinnen.
„Nur noch zwölf Tage!“, rief diese Laura statt einer Begrüßung entgegen. Dann vollführte sie auf dem Rücken ihrer sandfarbenen Stute Sandy einen kleinen Jubeltanz.
„Hi, Jess! Zählst du schon die Minuten bis zum Abflug?“, fragte Laura. Sie wusste genau, was Jess meinte, schließlich sprach sie seit Wochen von kaum etwas anderem.
„Es sind nicht mal mehr 18.000 Minuten“, sagte Jess wie aus der Pistole geschossen. „Dann beginnt unser Sommerurlaub. Sonne, Palmen, Strand und Meer … Ich freu mich schon so!“
„Das verstehe ich, es wird bestimmt super, Jess!“, meinte Laura. „Schick mir auf jeden Fall gleich eine Karte, ja?“
Gemütlich ritten die beiden Mädchen zu Mel, der dritten im Bunde. Mel wartete bereits. Ihr Apfelschimmel Silver stand Blank geputzt, getrenst und gesattelt im Schatten eines großen Baumes. Als er seine Ponykumpel entdeckte, warf er den Kopf hoch und wieherte. Sternenschweif und Sandy antworteten sofort.
„Hey, ihr zwei!“, rief Mel begeistert und schwang sich auf Silvers Rücken, dass ihre kurzen Locken nur so auf und ab hüpften. „Da seid ihr ja endlich! Silver und ich warten schon ewig.“
Laura warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Es ist halb drei, wir sind absolut pünktlich. Gib es zu, du hattest solche Sehnsucht nach uns, dass du schon seit Stunden hier stehst!“ Sie lachte.
„Ganz im Gegenteil“, meinte Mel gedehnt und schaffte es, dabei todernst zu schauen. „Ich musste mir für euch mühsam Zeit im Terminkalender frei schaufeln. Ihr habt ja keine Ahnung, wie gefragt ich bin! Eine Verabredung nach der anderen!“
Jessica kicherte. „Scherzkekse, ihr! Können wir jetzt los? Ich will endlich zum Bach, meine Füße fangen in den Reitstiefeln gleich zu kochen an.“
Eine halbe Stunde später erreichten die drei Mädchen die Badestelle am Bach, der sich durch den Wald schlängelte. Er war hier besonders breit und flach. Sand hatte sich abgelagert, sodass ein richtiger kleiner Strand entstanden war. Im seichten Wasser spielten Kinder und am Ufer entspannten sich Erwachsene im Halbschatten der Bäume.
„Oh, ist das voll“, meinte Mel enttäuscht. „Ich hatte gehofft, wir haben unsere Ruhe.“
„Kommt mit, ich zeig euch was“, sagte Laura und ritt an der Badestelle vorbei ein Stück am Bach entlang. Sie hatte vor einigen Tagen etwas entdeckt – besser gesagt vor einigen Nächten. Laura und Sternenschweif waren häufig in der Nacht unterwegs, denn die beiden hatten ein magisches Geheimnis: Sternenschweif war eigentlich ein Einhorn! Laura musste nur einen Zauberspruch aufsagen, dann verwandelte er sich in seine wahre Gestalt mit schneeweißem Fell, silbern schimmernden Hufen und einem gewundenen Horn auf der Stirn. Als Einhorn hatte er sogar magische Fähigkeiten! Diese setzten Laura und Sternenschweif ein, wenn sie nachts heimlich unterwegs waren, um Menschen und Tieren in Not beizustehen. Vor ein paar Tagen hatten sie ein krankes Reh zum Trinken an den Bach gebracht und dabei eine besonders lauschige Stelle entdeckt: Unweit des kleinen Strandes machte der Bach eine Biegung. Dahinter lag ein Baumstamm quer über dem Wasser. Er musste bei einem der letzten Frühjahrsstürme umgefallen sein.
„Der perfekte Badesteg – und nur für uns allein!“, verkündete Laura und sah ihre Freundinnen erwartungsvoll an.
„Himmlisch“, hauchte Mel.
„Total traumhaft!“, jubelte Jess.
Laura glitt von Sternenschweifs Rücken. Sie lockerte den Sattelgurt und kraulte ihm den Mähnenkamm. „Ruh dich aus, Kleiner“, sagte sie. Ihr Pony rieb kurz seinen Kopf an ihrem Arm, dann schritt es zum Bach und trank ein paar große Schlucke. Anschließend suchte es sich eine Stelle mit saftigem Gras am Ufer und begann zu fressen. Laura hängte ihre Reitkappe an einen Ast, zog Reitstiefel und Strümpfe aus, rollte die Reithose hoch und watete in das kalte Wasser hinein. Mel und Jessica machten es genauso.
„Ah, ist das kalt!“, juchzte Laura und hüpfte auf der Stelle. Mel und Jess bespritzten sich mit Wasser, aber Laura setzte sich lieber auf den Baumstamm, ließ die Füße baumeln und sah Sternenschweif beim Grasen zu. Genauso würden ihre gesamten Ferien ablaufen: ausreiten, bei Sternenschweif sein, den Sommer genießen. Eine Reise wie bei Jessicas Familie war bei den Fosters einfach nicht machbar. Lauras Vater war Farmer und konnte seine Tiere nicht so lange allein lassen. Außerdem waren Flug und Hotel für Mr und Mrs Foster, Lauras Bruder Max, die kleine Sophie und natürlich Laura selbst einfach zu teuer.
„Stopp, mein Handy darf nicht nass werden!“, kreischte Jessica in diesem Moment. Mel, die gerade versuchte, ihre Freundin ins Wasser zu werfen, hielt inne.
„Seit wann hast du ein Handy?“, fragte sie erstaunt.
Jessica watete zu Laura und setzte sich neben sie. „Es ist nicht meins, sondern Dads. Ich wollte euch nämlich so gern Bilder von unserem Hotel zeigen!“ Sie holte das Telefon hervor und wischte so lange über den Bildschirm, bis sie die gesuchten Fotos gefunden hatte. In den nächsten Minuten betrachteten Laura und Mel bestimmt hundert Bilder von einem weißen Sandstrand, Palmen, schicken Hotelzimmern, Kindern in Badezeug oder Taucherausrüstung. Dazu erzählte Jessica ohne Punkt und Komma von Tauchlehrgang und Kinderdisco.
Als sie endlich eine Pause machte, schaltete sich Mel ein. „Bei Onkel Paul und Tante Barbara wird es sicher auch toll!“, schwärmte sie. „Ihre Rinder leben frei auf Weiden in den Bergen. Onkel Paul hat versprochen, dass ich beim Viehtrieb und allen anderen Arbeiten dabei sein darf. Auf Silvers Rücken versteht sich, denn Silver kommt natürlich mit.“
„Cool, du wirst ein richtiges Cowgirl!“, meinte Jessica und die drei mussten lachen. Als Laura plötzlich verstummte, blickten Mel und Jessica sie mit einer Mischung aus Mitleid und Aufmunterung an.
„He, kein Problem!“, meinte Laura fröhlich. „Mir macht es nichts aus, dass ich in den Ferien zu Hause bleibe. Ohne Sternenschweif würde ich doch sowieso niemals wegfahren!“ Und das stimmte. Sternenschweif war Lauras allerbester Freund und sie konnte sich nicht vorstellen, so wie Jessica zwei Wochen ohne ihr Pony zu verreisen. Ein wenig beneidete sie ihre Freundinnen aber trotzdem.
„Ich bring dir etwas mit!“, sagte Jessica und Mel nickte sofort: „Ich auch!“ Sie drückte Laura kurz und die lächelte dankbar. Mel und Jess hatten bemerkt, dass Laura ein wenig traurig war, und wollten sie aufmuntern. Und wozu brauchte sie eine Urlaubsreise, wenn sie so liebe Freundinnen hatte?