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Ein Hausgeist rettet das Weihnachtsfest: „Stille Nacht, eisige Nacht“ von Kari Köster-Lösche, jetzt als eBook bei jumpbooks. Nis Puk ist ein Hausgeist. Ein guter Hausgeist wohlgemerkt, der Kindern Gutes tut. Und so zögert er nicht lange, als ihm zu Ohren kommt, dass Knecht Ruprecht dringend Hilfe braucht. Nis Puk macht sich auf, das Weihnachtsfest zu retten, und setzt alles daran, zu verhindern, dass die Bescherung wegen Sturm und Eis ausfallen muss. Bestsellerautorin Kari Köster-Lösche, bekannt für ihre großen historischen Romane, wird mit dieser Geschichte ihre Fans verzaubern und Kinder begeistern. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Stille Nacht, eisige Nacht“ von Kari Köster-Lösche. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.
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Seitenzahl: 112
Über dieses Buch:
Nis Puk ist ein Hausgeist. Ein guter Hausgeist wohlgemerkt, der Kindern Gutes tut. Und so zögert er nicht lange, als ihm zu Ohren kommt, dass Knecht Ruprecht dringend Hilfe braucht. Nis Puk macht sich auf, das Weihnachtsfest zu retten, und setzt alles daran, zu verhindern, dass die Bescherung wegen Sturm und Eis ausfallen muss.
Bestsellerautorin Kari Köster-Lösche, bekannt für ihre großen historischen Romane, wird mit dieser Geschichte ihre Fans verzaubern und Kinder begeistern.
Über die Autorin:
Kari Köster-Lösche, 1946 in Lübeck geboren, Tierärztin und Wikingerexpertin, hat einen Großteil ihrer Jugend im schwedischen Uppsala, dem Zentrum der nordischen Kultur, verbracht. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin in Nordfriesland.
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eBook-Neuausgabe April 2016
Copyright © der Originalausgabe 2002 Rütten & Loening Berlin GmbH
Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München
Copyright © 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH
ISBN 978-3-96053-060-2
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Kari Köster-Lösche
Stille Nacht, eisige Nacht
Als Nis Puk das Weihnachtsfest rettete
jumpbooks
»Schon wieder Porrenfrikadellen!« bemerkte der zwölfjährige Bandik so kritisch, daß sein Vater sofort ausholte. Er entging der Ohrfeige nur mit Mühe und Not.
Sönke Bonken, Bauer auf der Hallig Langeneß und als Fennemacher des vergangenen Sommers eine Respektsperson, die sich nicht so leicht provozieren ließ, nahm die Gabel wieder auf, die er im Zorn hatte fallenlassen. »Euch fehlt die Schule, ihr wärt sonst nicht so außer Rand und Band! Ich kann mich, verdammt noch mal, nicht erinnern, daß ich jemals in meinem Leben seit November so viele Stürme und so viel Landunter erlebt habe. Aber das gibt dir noch lange kein Recht, am Essen herumzumäkeln!«
»Nicht fluchen, Sönke«, bat Heinke, seine Frau, leise.
Bandik blinzelte seiner kleinen Schwester Anke überlegen zu, und Mutter Heinke verkniff sich ein mitfühlendes Lächeln. Ihnen allen, Sönke eingeschlossen, drückte es auf das Gemüt, wochenlang auf einer Warf eingesperrt zu sein; je öfter die Stürme kamen, desto mehr geriet in Vergessenheit, daß es dazwischen immer einige Tage ruhig gewesen, das Wasser vom Halligland abgelaufen war, die Kinder zur Kirchwarf in die Schule gegangen waren und sie alle am Sonntag den Gottes. dienst besucht hatten.
»Mutter, warum gibt es denn heute schon wieder Porren?« erkundigte sich Anke in einem unschuldigen Ton, dem man die Antwort nicht verweigern konnte.
»Wir müssen umsichtig wirtschaften, Anke«, antwortete Heinke ruhig. »Wenn der Herr im Himmel kein Einsehen hat, könnte es sein, daß die Vorräte nicht bis zum Frühjahr reichen ... Und was nützt es, wenn wir etwas haben und die Nachbarn nicht. Die vergangenen Wochen waren eine Katastrophe für alle.«
»Oh«, sagte Anke betroffen.
»Daß wir die letzte Einkaufsfahrt nach Wyk nicht mehr unternehmen konnten, macht sich allmählich bemerkbar. Deshalb sparen wir an den Vorräten, wann immer es geht. Wir wollen doch auch für das Weihnachtsfest backen, nicht wahr?«
»O ja!« Ankes Augen glänzten in Vorfreude.
»Wenn der Abendhimmel sich rötet, backen auch die Engel«, fügte Heinke hinzu.
Beinahe ohne es zu bemerken, aß Anke die Frikadellen aus eingesalzenen Krabben auf, die es in dieser Woche nun schon das dritte Mal gab.
Sönke, der mit gerunzelter Stirn ins Wetter gespäht hatte, obwohl aus dem Küchenfenster nur zu sehen war, wie sich die Holunderbüsche am Fething im Inneren der Warf im Sturm bogen, beendete kurzerhand die Mahlzeit und stand auf.
»Gehst du schon?« fragte Heinke betroffen.
»Ich will feststellen, ob die Engel schon backen«, knurrte Sönke als Antwort. Heinke hörte seine Holzschuhe auf dem Katzenkopfpflaster der Diele scharren, und kurz danach schlug die Außentür mit lautem Knall zu.
»Was hat Vater denn?« Bandik sah seine Mutter mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Heinke betrachtete ihren Ältesten prüfend. Seine hellblonden Haare waren so lockig, wie er sie schon als Kleinkind gehabt hatte, aber der besorgte Ausdruck seiner Augen sprach dafür, daß es keine Neugier war, die ihn derart hartnäckig fragen ließ. Er hatte begriffen, daß dieser Frühwinter Anlaß zur Beunruhigung gab, wenngleich es ihn am wenigsten störte, daß die Schule so oft ausfiel.
»Ist es wegen des Futters für das Vieh?«
»Auch«, sagte Heinke zögernd. »Es hängt alles mit der endlosen Kette von Stürmen zusammen. Dein Vater hat, wie fast alle Halligleute, im November mehrere Rinder verkaufen müssen, was er ja gar nicht vorgehabt hatte. Aber das Heu hätte nicht für alle gereicht, nachdem sie wegen der vielen Landunter so früh aufgestallt werden mußten, deshalb ging es nicht anders.«
»Und die Kerle vom Festland haben wohl nicht bezahlt?« Bandik stieß empört seinen Gabelgriff auf die Tischplatte.
»Doch, natürlich werden sie bezahlen. Die Viehhändler sind hart, aber nicht mehr als sonst auch. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen, wenn sie die Situation ausnutzen und bei einer Rinderschwemme die Preise drücken.«
»Vater kann also im Frühjahr nicht so viele Starken kaufen, wie er jetzt Kühe hat abgeben müssen«, schloß Bandik vernünftig.
»Ja, wir haben eine Menge Geld verloren«, seufzte Heinke und fühlte sich fast erleichtert, ihren Kindern nicht ständig Heiterkeit vorspielen zu müssen. »Abel vielleicht wird alles nicht so schlimm, wie es jetzt aus. sieht, und erst einmal freuen wir uns auf Weihnachten und die Zeit der Zwölften.«
»Und auf Knecht Ruprecht«, ergänzte Anke. »Was ei wohl bringt? Ich hätte gerne zwei Apfelsinen für mich allein. Ich will sie mit niemandem teilen! Bandik kann sich ja selber welche wünschen. Glaubst du, daß ich Apfelsinen bekomme, Mutter?«
»Ich könnte es mir vorstellen«, antwortete Heinke ausweichend und floh mit Tellern und Gabeln in die Diele, wo sie das Geschirr abwaschen würde. So entgingen den Kindern die Tränen, die ihr die Wangen herab rollten. Sie stellte sich im Gegenteil weder Apfelsinen noch ein Buch in den Schuhen der Kinder am Neujahrsmorgen vor. In diesem Jahr war Luxus ausgeschlossen.
Auf den Halligen konnten Stürme selbst den reichsten Kapitän in wenigen Stunden bitterarm machen. Und in diesem vorletzten Winter des Jahrhunderts hatte das Unglück die Hallig in seinem harten Griff. Es lag auf ihr wie eine dicke schwarze Wolke, aus der Schneeregen peitscht und die nicht wanken und rücken will.
Sönke kehrte zurück, als Heinke mit dem Abwasch fertig war. Wieder flog die obere Klappe der Außentür zu, aber Sönke kümmerte es nicht. »Der Wind hat ein wenig nach Nordwest gedreht«, meinte er, »und meiner Ansicht nach nimmt er ab. Gott sei Dank, dann ändert sich das Wetter endlich.«
»Backen die Engel denn heute abend?« fragte Anke dazwischen, die Heinke längst hinausgeschickt hatte, damit sie sich zum Schlafengehen fertig machte.
Sönke schüttelte den Kopf. »Heute abend nicht, mein Kleines. Der Himmel ist schwarz von Wolken. Heute versäumst du nichts. Aber in den nächsten Tagen ist es ganz bestimmt soweit.«
»Hoffentlich«, fügte Heinke hinzu.
Als Anke betrübt davongeschlichen war, setzte Sönke sich. »In den Fething ist noch kein Tropfen Seewasser gelaufen, wir sind noch einmal vor dem Schlimmsten davongekommen, glaube ich.«
»Aber bei so vielen Stürmen wäre es übermütig, immer auf sein Glück zu vertrauen«, sagte Heinke warnend.
»Wir müssen damit leben. So war es schon immer.«
»Nur kommen die Fluten jetzt öfter und höher.«
Sönke zuckte mit den Schultern. »Spätestens übermorgen können die Kinder wieder zur Schule gehen. Es wird Zeit, daß der Lehrer der ganzen Bande die Ohren lang zieht, zehn Lümmel auf einer einzigen Warf, das ist ja nicht zum Aushalten.«
Heinke lächelte. »Und ich werde meine Weihnachtspost schreiben. Wenn du so gut wärst, den Brief an Großmutter Stine dann gleich zur Peterheitzwarf zu bringen? Ganz bestimmt fertigt Edlef Tedsen vor Weihnachten noch Post für das Festland ab.«
»Das muß er. Ich habe da sowieso etwas zu erledigen«, antwortete Sönke zustimmend und drückte Heinke einen Kuß auf die blonden Flechten, die unter der Haube herausschauten.
»Und wie hoch steht jetzt das Wasser, Vater?« meldete Bandik sich, der gerade in Unterhose und Unterhemd zur Katzenwäsche vor dem Schlafengehen erschien. Unter seinem Arm tauchte Anke durch und stand ebenfalls im Unterzeug in der Tür zur Diele.
Heinke legte den Arm um ihre frierende Tochter und drückte sie an sich.
Sönke hob lauschend den Kopf. Wieder rüttelten gewaltige Böen am Haus, und es knackte im Gebälk. »Es läuft ab, nur noch der Warffuß ist umspült, ich bin sicher, ihr könnt morgen zur Schule.«
Plötzlich hörte Anke auf zu zittern. Fragend sah sie zu ihrer Mutter hoch. Heinke nickte ihr beruhigend zu. Heinke wußte, daß Anke bei Landunter stets Angst hatte. Wenn das Wasser sehr hoch stand, durfte niemand den Versuch machen, sie ins Bett zu schicken, sie blieb angekleidet am Wohnzimmertisch sitzen, und wenn die Nachbarn zu einem Schwätzchen herüber kamen, schlief sie trotz des Lärms und der Tabakschwaden aufrecht auf ihrem Stuhl.
»Das glaube ich nicht, Vater«, widersprach Bandik, nachdem er einen Augenblick nachgedacht hatte. »Am Vormittag wird die Flut den höchsten Stand haben, da ist noch viel zu viel Wasser, um durchzukommen.«
»Dann wirst du eben hierbleiben und dein ganzes Rechenbuch noch einmal durchrechnen«, befahl Sönke ungehalten.
»Und Knecht Ruprecht lege ich es zum Nachprüfen vor«, entfuhr es Bandik.
Sönkes Ohrfeige ließ Bandik beinahe über die nur halb gefüllte Wasserschüssel stolpern, die Heinke ihm schon bereitgestellt hatte. »Er wird dir eine Rute bringen, da kannst du sicher sein!«
»Und ich könnte wetten, ich muß mir schon wieder mit salzigem Wasser die Zähne putzen«, schrie Bandik erbittert. »Hauptsache, die Kühe haben Frischwasser!«
»Benimm dich nur weiter wie ein Ochse, dann bekommst du auch Süßwasser«, sagte Sönke barsch und zog sich in die Döns zurück, wo er seine Ruhe hatte.
»Jiiih!« rief Nis Puk begeistert und ließ sich mit der Wetterfahne im Kreis umherwirbeln, immer schneller, bis der Sturm ihn fast losgerissen hätte. Das war ein Wetter! Wie gemacht für Puken, besonders wenn sie in einem behaglichen Haus von Menschen wohnten und nicht wie ihre Vettern in den Hügeln hausen mußten.
Trotzdem – durch die Luft zu sausen und irgendwo in den Sylter Dünen hernieder zu krachen hatte er wahrlich keine Lust. Nis ließ sich über das Reetdach nach unten rutschen, landete auf der Stalltür, dessen oberer Flügel einen Spalt weit offen stand, und hüpfte in die Stallgasse.
So weit er hören konnte, war im Stall alles in Ordnung. Die Kühe lagen und käuten wieder, wie es sich gehörte, und nur Lene drehte sich zu ihm um. Er gab ihr einen freundlichen Klaps auf die braune Kruppe und schlenderte in den Verschlag, der abgesehen von allerlei Gerät, das dort aufbewahrt wurde, sein Reich war.
Dort sprang er in das Kummet der Stute, das an einem Pflock am Deckenbalken hing, schaukelte ein wenig vor sich hin und dachte nach. Und da Puken ein enorm langes Leben haben – seines Wissens war er mindestens 310 Jahre alt –, gab es viel nachzudenken.
In Erinnerung an die herrlichsten Grützmahlzeiten seines Lebens leckte er sich die Lippen. Der Bauer war zu seiner Zeit der freigiebigste von Kampen gewesen, und jeden Weihnachtsabend hatte Nis nicht nur die Puken des ganzen Dorfes, sondern auch die Kleinen Leute vom Puktal und vom Pukhügel zum Mithalten an der riesigen Breischüssel eingeladen. Das war aber schon lange her – der Bauer Petersen, der nun hier wirtschaftete, kümmerte sich nicht um das Wohlergehen von Puken.
Trotzdem hatte eine Grützschüssel immer ihren Weg in den Verschlag gefunden. Und Weihnachten stand vor der Tür ...
Jemand kam. Nis ließ das Kummet ausschaukeln, damit es nicht knarrte, und lauschte. Es war Großmutter Stine, die die Gänse im gegenüberliegenden Verschlag füttern wollte.
»Komm, Martin«, murmelte sie kummervoll, »iß das Schrot, damit du schön fett wirst. Vielleicht ist es deine Henkersmahlzeit. Mein Sohn will dich zum Weihnachtsfest auf dem Tisch haben.«
Nis Puk erschrak. Martin war ein stattlicher Ganter, mit dem er oft schwatzte. Großmutter Stine schien wenig davon erbaut zu sein, Martin zu verzehren. Er selber auch nicht.
Drüben auf der anderen Stallseite hörte das erwartungsvolle Schnattern allmählich auf, während die Gänse sich über ihre Abendmahlzeit hermachten.
Stine schob die Tür wieder zu und tappte den Stallgang zurück ins Wohnhaus. Nur einen ganz kurzen Augenblick warf sie einen Blick zu Nis' Verschlag hinüber, so wie es ihre Gewohnheit war. Oft kam sie vor dem Schlafengehen ein letztes Mal und schaute nach, ob bei den Tieren alles in Ordnung war und niemand in Stall oder Scheune eine brennende Laterne vergessen hatte.
Nis blieb ruhig sitzen. Puken sind unsichtbar für Menschen.
Aber Großmutter Stine lächelte beim Anblick des Kummets zufrieden, und Nis fragte sich wieder einmal, was in aller Welt an einem Kummet, in dem eine Großmutter nicht schaukeln konnte, so großartig war, daß sie lächelte.
Zwei Tage später standen auf dem Halligland nur noch Pfützen, und die Priele führten nicht mehr Wasser als sonst. Bandik und Anke waren zur Schule geschickt worden, Bandik mit der üblichen Ermahnung, auf seine Schwester aufzupassen, wenn sie den Stock vor der Kirchwarf überquerten. Wenn die Hallig Landunter gehabt hatte, waren die kleinen Brücken über die Priele häufig beschädigt, die Handläufe wackelten, und alles mußte nach und nach repariert werden. Zu leicht konnte da ein Kind von der schmalen Planke in das eisige Wasser stürzen und ertrinken, selbst wenn der Priel nur nicht breit war.