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Die Raumstation
Cassandra – ein technisches Meisterwerk und die Hoffnung der Menschheit auf eine neue Ära der Weltraumerforschung. Doch als die Crew während einer Routine-Mission plötzlich den Kontakt zur Erde verliert, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Ohne jegliche Kommunikation und abgeschnitten von der Zentrale, müssen die Astronauten auf sich allein gestellt überleben. Was als technischer Defekt erscheint, entwickelt sich schnell zu einem Alptraum, als mysteriöse Vorfälle die Station erschüttern und die Besatzung langsam begreift, dass eine unsichtbare Macht auf der
Cassandra ihr Spiel treibt.
Die Spannungen unter der Crew steigen, alte Freundschaften zerbrechen, und das Misstrauen wächst, während die Systeme der Station versagen und der Tod immer näher rückt. Wer oder was steckt hinter der Sabotage? Und was ist mit dem vermissten Crewmitglied geschehen, das spurlos in der unendlichen Weite des Alls verschwand?
Inmitten der Dunkelheit und Isolation kämpfen die Überlebenden nicht nur gegen äußere Gefahren, sondern auch gegen die Dämonen in ihren eigenen Reihen. Während die Raumstation zu einem Gefängnis wird, enthüllen sich lang gehütete Geheimnisse – und die Stille im All entpuppt sich als tödlicher Feind.
"Stille über der Raumstation" ist ein fesselnder Science-Fiction-Thriller über Isolation, Misstrauen und den Kampf ums Überleben in den unendlichen Weiten des Weltraums. Die klaustrophobische Atmosphäre der Raumstation, kombiniert mit spannungsgeladenen Enthüllungen und psychologischen Machtspielen, lässt die Leser bis zur letzten Seite nicht mehr los.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Kapitel 1: Das letzte Signal
Kapitel 2: Ein Funkspruch aus der Leere
Kapitel 3: Notruf im All
Kapitel 4: Die Stille erwacht
Kapitel 5: Isolierte Bedrohung
Kapitel 6: Unbekannte Systeme
Kapitel 7: Eine Crew am Limit
Kapitel 8: Der Ausfall der Kommunikationsmodule
Kapitel 9: Ungewöhnliche Vorkommnisse
Kapitel 10: Der vermisste Astronaut
Kapitel 11: Funkstille
Kapitel 12: Sabotage oder Zufall?
Kapitel 13: Im Kern des Raumschiffs
Kapitel 14: Die unsichtbare Macht
Kapitel 15: Verborgene Archive
Kapitel 16: Erinnerungen an die Erde
Kapitel 17: Das Rätsel der verschlossenen Räume
Kapitel 18: Die verlorene Crew
Kapitel 19: Drohende Katastrophe
Kapitel 20: Die Suche nach Antworten
Kapitel 21: Schatten im Wartungsgang
Kapitel 22: Kampf gegen die Zeit
Kapitel 23: Der stumme Feind
Kapitel 24: Der Mechanismus erwacht
Kapitel 25: Tödliche Entscheidung
Kapitel 26: Fehlfunktion im Lebenserhaltungssystem
Kapitel 27: Das unerklärliche Phänomen
Kapitel 28: Verschwundene Datenbanken
Kapitel 29: Verrat aus den eigenen Reihen
Kapitel 30: Die Dunkelheit des Alls
Kapitel 31: Die letzte Hoffnung
Kapitel 32: Zusammenbruch der Systeme
Kapitel 33: Ein verzweifelter Plan
Kapitel 34: Rettung oder Falle?
Kapitel 35: Geheimnisse der Station
Kapitel 36: Begegnung im Nichts
Kapitel 37: Die letzte Konfrontation
Kapitel 38: Flucht aus der Station
Kapitel 39: Die Wahrheit hinter der Stille
Kapitel 40: Ein neues Zeitalter
von
Sebastian Kraus
Das letzte Signal
Ein Funkspruch aus der Leere
Notruf im All
Die Stille erwacht
Isolierte Bedrohung
Unbekannte Systeme
Eine Crew am Limit
Der Ausfall der Kommunikationsmodule
Ungewöhnliche Vorkommnisse
Der vermisste Astronaut
Funkstille
Sabotage oder Zufall?
Im Kern des Raumschiffs
Die unsichtbare Macht
Verborgene Archive
Erinnerungen an die Erde
Das Rätsel der verschlossenen Räume
Die verlorene Crew
Drohende Katastrophe
Die Suche nach Antworten
Schatten im Wartungsgang
Kampf gegen die Zeit
Der stumme Feind
Der Mechanismus erwacht
Tödliche Entscheidung
Fehlfunktion im Lebenserhaltungssystem
Das unerklärliche Phänomen
Verschwundene Datenbanken
Verrat aus den eigenen Reihen
Die Dunkelheit des Alls
Die letzte Hoffnung
Zusammenbruch der Systeme
Ein verzweifelter Plan
Rettung oder Falle?
Geheimnisse der Station
Begegnung im Nichts
Die letzte Konfrontation
Flucht aus der Station
Die Wahrheit hinter der Stille
Ein neues Zeitalter
Die Stille im All ist allumfassend. Es gibt keinen Schall, keine Geräusche, nur die ewige Leere des Vakuums, die alles zu verschlingen scheint. Für Captain Mira Reynolds war die Stille jedoch nichts Ungewohntes. Sie hatte beinahe zwei Jahrzehnte in der Raumfahrt verbracht, war auf Forschungsmissionen durch die Galaxie gereist und hatte unzählige Male auf Brücken wie dieser gestanden, umgeben von der Dunkelheit des Weltalls. Doch heute war die Stille anders. Sie war schwer, bedrückend, wie eine unsichtbare Last, die auf den Schultern der gesamten Crew lag.
Mira stand in der Mitte der Kommandobrücke der Epsilon Station, einer der größten und fortschrittlichsten Raumstationen, die die Menschheit je gebaut hatte. Sie schwebte in einer stabilen Umlaufbahn um den Mond des weit entfernten Gasriesen Ophion-7, tief in einem Sektor, den nur wenige je besucht hatten. Diese Station war einst ein belebter Knotenpunkt für wissenschaftliche Expeditionen und Handelsrouten gewesen, doch nun wirkte sie wie ein sterbendes Relikt einer vergangenen Ära.
Auf den Monitoren, die den gesamten Raum säumten, flimmerten die üblichen Datenströme – Sensordaten, Temperaturanzeigen, Orbitparameter. Doch es war das leise, fast unmerkliche Blinken eines kleinen roten Symbols in der unteren Ecke eines Bildschirms, das Mira Sorgen bereitete. Es war das Notfallsignal, das vor knapp sechs Stunden empfangen worden war. Ein einzelner Ping, abgeschickt von einem kleinen Frachter, der weit außerhalb der üblichen Flugrouten unterwegs gewesen war. Seit diesem einen kurzen Lebenszeichen herrschte völlige Funkstille.
Mira zog an ihrer Uniform, versuchte die aufsteigende Anspannung zu unterdrücken, und warf einen Blick auf den Kommunikationsbildschirm. Kein weiteres Signal war eingegangen. „Irgendwas stimmt nicht“, murmelte sie und beugte sich näher an die Konsole heran. Der Name des Frachters erschien auf dem Schirm: Cassandra. Ein altmodischer Name für ein Frachtschiff, das eher in der inneren Galaxie unterwegs sein sollte, nicht in den Randgebieten des bekannten Raums.
„ Irgendwelche Neuigkeiten, Lieutenant?“ fragte Mira, ohne den Blick von den Bildschirmen zu lösen.
Lieutenant Jonas Novak, ihr erster Offizier, ein junger, pflichtbewusster Mann mit kantigem Kinn und kurzen, braunen Haaren, sah von seiner Station aus zu ihr herüber. „Negativ, Captain“, sagte er knapp. „Wir haben seit dem ersten Signal nichts mehr von der Cassandra gehört. Keine Antwort auf unsere Kommunikationsversuche, und ihre Transponderdaten sind lückenhaft. Wir wissen nur, dass sie irgendwo jenseits der nördlichen Hemisphäre von Ophion-7 gewesen ist, bevor das Signal abbrach.“
Mira ballte die Hände zu Fäusten. „Und ihre Flugroute? Was macht ein Frachter so weit draußen?“
Jonas tippte einige Befehle in seine Konsole. „Laut den Flugplänen hatte die Cassandra keine offizielle Genehmigung, hier draußen zu sein. Es scheint, als wäre sie auf einer inoffiziellen Mission unterwegs gewesen. Schmuggel oder… noch etwas anderes.“ Er stockte kurz, bevor er hinzufügte: „Ihr letzter bekannter Kurs führte sie in die Nähe der Ionosphäre des Planeten. Möglicherweise ist sie in einen Sturm geraten, aber das erklärt nicht, warum sie uns keine weiteren Signale geschickt haben.“
Mira nickte, ihre Gedanken rasten. Der Raum war gefüllt mit einem dumpfen Brummen, das von den lebenserhaltenden Systemen und den Maschinen der Station herrührte. Es war ein vertrautes Geräusch, das in Momenten wie diesen fast tröstlich wirkte. Doch trotz dieses vertrauten Hintergrunds spürte sie die Unruhe, die sich wie ein Schatten in ihrem Inneren ausbreitete.
Sie erinnerte sich noch gut an ihre Ausbildungstage bei der Raumflotte, an die Vorträge über verschollene Schiffe und die Gefahren des unermesslichen Kosmos. Es gab unzählige Geschichten von Schiffen, die in den Randgebieten verschwanden, oft ohne eine Spur zu hinterlassen. Das All war erbarmungslos, und jeder Raumfahrer wusste, dass selbst die fortschrittlichsten Technologien nicht immer ausreichten, um das Unbekannte zu überleben.
„ Captain?“ Die Stimme von Lieutenant Amara Chen, der Kommunikationsspezialistin, riss Mira aus ihren Gedanken. Sie hatte sich an ihre Konsole gesetzt und betrachtete den Schirm mit ernstem Gesichtsausdruck. „Ich habe versucht, über verschiedene Frequenzen ein Signal zu senden, aber wir bekommen keine Antwort. Die Stille ist… ungewöhnlich.“
Mira runzelte die Stirn. Es war untypisch für ein Schiff, das in Schwierigkeiten steckte, keine Notrufsignale abzusetzen, geschweige denn die Versuche der Epsilon Station zu ignorieren. „Wie ist der Zustand der Cassandra? Können wir irgendetwas aus den Sensoren herauslesen?“
„ Die Sensoren zeigen nichts Auffälliges“, antwortete Amara, ihre Finger flogen über die Tastatur. „Keine außergewöhnlichen Energiesignaturen, keine Anzeichen für ein Wrack oder eine Explosion. Der Planetenschleier kann allerdings einige unserer Messungen stören. Es gibt immer wieder elektromagnetische Störungen von Ophion-7.“
Mira nickte langsam, ihre Gedanken ordneten sich. Die Cassandra war da draußen, irgendwo, und es gab keinen klaren Hinweis darauf, was mit ihr geschehen war. Ein Frachter, der ohne Genehmigung in diese Region flog, keine Erklärung für seine Anwesenheit, und dann dieses rätselhafte Signal, gefolgt von einer unheilvollen Funkstille. Was, zum Teufel, war da passiert?
„ Setzen Sie ein Bergungsteam zusammen“, sagte Mira schließlich und sah Jonas an. „Ich will, dass wir nachsehen, was da los ist.“
Jonas hob überrascht eine Augenbraue. „Captain, Sie wollen ein Team losschicken? In die Nähe von Ophion-7? Das ist eine riskante Zone, und wir haben keine genauen Koordinaten. Die Cassandra könnte überall sein.“
„ Ich weiß, Lieutenant“, sagte Mira ruhig, aber mit Nachdruck. „Aber wir können das nicht einfach ignorieren. Ein Schiff ist verschwunden, und wir haben die Verantwortung, zu helfen. Bereiten Sie ein Shuttle vor, und wählen Sie die besten Leute aus. Wir brechen auf, sobald wir die Details geklärt haben.“
Jonas nickte und machte sich sofort an die Arbeit. Während er die Vorbereitungen traf, blieb Mira für einen Moment allein auf der Brücke. Sie blickte auf die Bildschirme vor sich, auf denen das Universum in seiner stillen Unermesslichkeit abgebildet war. Die Sterne funkelten wie kalte, unbewegliche Augen in der Dunkelheit. In dieser Stille lag eine unheimliche Vorahnung, als wüsste das All mehr, als es preisgab.
Sie wusste nicht, was die Cassandra hierher gebracht hatte oder welche Geheimnisse das Schiff barg, aber sie war fest entschlossen, es herauszufinden.
Die Luft in der Kommandozentrale der Epsilon Station schien schwerer als sonst zu sein, als Captain Mira Reynolds mit raschen Schritten die Brücke betrat. Die Crew war in angespannter Betriebsamkeit versunken, jeder auf seinem Posten, jeder Blick auf die Konsolen gerichtet, die allesamt eins gemeinsam hatten: Funkstille. Seit dem letzten mysteriösen Notruf der Cassandra herrschte Schweigen. Das monotone Summen der lebenserhaltenden Systeme und das leise Rauschen der Luftfilter waren die einzigen Geräusche, die die Stille durchdrangen. Für Mira fühlte es sich an, als würde die Raumstation selbst den Atem anhalten.
Lieutenant Jonas Novak hatte bereits die Details für den Rettungseinsatz vorbereitet. Das Shuttle stand startbereit, die Crew war informiert, und es fehlte nur noch Miras letzter Befehl. Doch bevor sie das Bergungsteam losschicken konnte, war da noch ein entscheidendes Problem: Wohin sollten sie fliegen? Die Cassandra war zuletzt in der Nähe von Ophion-7 gewesen, aber es gab keine genauen Koordinaten, keine Signale, keine Spur – nur diese allumfassende, unheimliche Leere.
Mira ließ ihren Blick über die Bildschirme wandern, in der Hoffnung, dass sich irgendwo ein Hinweis verbarg, den sie übersehen hatten. Ihr Magen war zu einem festen Knoten zusammengezogen. Die Cassandra war ein Frachter, kein Forschungsschiff, und sie hatte in dieser Region nichts zu suchen. Das bedeutete, dass ihre Mission vermutlich illegal war – was das Risiko für das Rettungsteam nur noch vergrößerte. Trotzdem konnte sie es nicht ignorieren. In der Raumflotte galt ein ungeschriebenes Gesetz: Man ließ keine Schiffe zurück, egal unter welchen Umständen.
„ Captain.“ Die ruhige Stimme von Lieutenant Amara Chen, der Kommunikationsspezialistin, ließ Mira innehalten. „Ich habe etwas gefunden.“
Mira drehte sich um und ging schnellen Schrittes zu Amaras Station. Die junge Frau mit den pechschwarzen Haaren und den scharfsinnigen Augen zeigte auf ihren Bildschirm. „Ich habe das Kommunikationsprotokoll der letzten zwölf Stunden durchsucht und eine schwache Signatur entdeckt. Es ist kaum wahrnehmbar, aber es sieht aus, als ob ein Funksignal von der Cassandra ausgesendet wurde – direkt nach ihrem Notruf.“
Mira beugte sich vor, ihr Blick bohrte sich in den flimmernden Text auf dem Bildschirm. „Und warum haben wir das nicht früher bemerkt?“
Amara runzelte die Stirn. „Das Signal wurde extrem schwach übertragen, wahrscheinlich durch einen elektromagnetischen Sturm in der Atmosphäre von Ophion-7. Unsere Systeme haben es nur als Hintergrundrauschen registriert. Aber als ich die Filter angepasst habe, konnte ich es herausfiltern.“ Sie tippte einige Tasten und ein dumpfes, verzerrtes Rauschen erfüllte die Brücke. Es klang, als ob jemand in der Ferne über einen kaputten Funkempfänger sprach.
Mira stellte den Ton schärfer, und allmählich begann sich das Rauschen in Worte zu verwandeln. Sie waren bruchstückhaft, verzerrt und kaum zu verstehen, aber einige Phrasen drangen klar hervor.
„… Notfall … Cassandra … Hilfe … Schiff beschädigt … wiederholen … drohender … Ausfall …“
Es folgte ein Zischen, das sich zu einem unheilvollen Knacken verdichtete, dann war wieder Stille. Mira schloss für einen Moment die Augen und konzentrierte sich auf die wenigen klaren Worte. Notfall. Beschädigt. Hilfe. Es war mehr, als sie zuvor gehabt hatten, aber es sagte noch immer nichts darüber aus, was genau passiert war oder wo sich das Schiff befand.
„ Können wir das Signal orten?“ fragte Mira.
Amara schüttelte den Kopf. „Nicht genau. Aber die Richtung ist klar: Es kam aus der Nähe der nördlichen Hemisphäre des Planeten. Der Funkspruch könnte über mehrere Stunden durch die Magnetosphäre des Planeten gestört worden sein, aber wir wissen zumindest, dass sie dort irgendwo sein muss.“
Mira richtete sich auf und sah zu Lieutenant Novak, der aufmerksam zugehört hatte. „Jonas, bereite das Team vor. Wir haben jetzt einen ungefähren Kurs. Ich will, dass wir so schnell wie möglich aufbrechen.“
„ Verstanden, Captain“, erwiderte er und verschwand, um die letzten Vorbereitungen abzuschließen.
Die Brücke war für einen Moment still, bis Mira sich wieder zu Amara wandte. „Kannst du mehr aus dem Signal herausholen? Vielleicht ein visuelles oder technisches Log der Cassandra?“
Amara arbeitete bereits an ihrer Konsole. „Ich versuche es, aber die Interferenzen machen es schwer. Der Planet hat ein starkes elektromagnetisches Feld, das sowohl unsere als auch deren Kommunikation beeinträchtigen könnte. Wenn es sich um einen Systemausfall handelt, könnte das Signal auch abgebrochen worden sein, bevor sie alles übermitteln konnten.“
Mira nickte, dann ließ sie ihren Blick über die anderen Crewmitglieder schweifen. Alle arbeiteten konzentriert, aber sie konnte die Unruhe spüren, die unter der Oberfläche brodelte. Das Rettungsteam würde bald starten, und die Cassandra war vielleicht in größter Gefahr – doch was, wenn sie in eine Falle flogen? Der Gedanke, dass der Frachter vielleicht absichtlich in diese abgelegene Region geschickt worden war, ließ sie nicht los.
Plötzlich vibrierte der Raum leicht – ein unerwartetes Zittern, das durch den Boden der Station lief und die Monitore flimmern ließ. Miras Hand fuhr instinktiv zum nächsten Geländer, um sich zu stützen. Es war ein leichtes Zittern, doch genug, um die Crew auf der Brücke nervös zu machen.
„ Was war das?“ fragte sie scharf, während sie sich wieder aufrichtete.
Amara überprüfte ihre Anzeigen. „Ein kleineres Magnetsturm-Phänomen in der oberen Atmosphäre von Ophion-7. Wir sind nicht direkt betroffen, aber es könnte unsere Systeme stören, besonders die Kommunikations- und Navigationsinstrumente.“
„ Behalten Sie das im Auge. Wir dürfen keine weiteren Ausfälle riskieren“, sagte Mira und runzelte die Stirn. Diese magnetischen Störungen waren nichts Ungewöhnliches in der Nähe von Ophion-7, aber sie trugen zu dem Gefühl bei, dass etwas nicht stimmte. Es war, als ob der Planet selbst sie abstoßen wollte, als ob eine unsichtbare Präsenz sie warnte, sich fernzuhalten.
Als sie sich zurück auf den Kommandosessel setzte, funkelte ein Gedanke in ihrem Kopf: Was, wenn die Cassandra genau deshalb hier war? Was, wenn der Frachter nicht einfach nur zufällig in diesen gefährlichen Sektor geraten war? Es gab zu viele Unbekannte, und das machte die Lage noch riskanter.
Jonas kehrte zur Brücke zurück, sein Blick entschlossen. „Das Team ist bereit, Captain. Wir können in zehn Minuten starten.“
Mira nickte. „Gut. Ich werde das Team persönlich begleiten.“
Jonas blinzelte überrascht. „Captain, ist das wirklich nötig? Es könnte gefährlich werden.“
Mira begegnete seinem Blick mit festem Entschluss. „Gerade deshalb werde ich mitkommen. Es ist meine Verantwortung, und ich werde nicht tatenlos auf dieser Station sitzen, während da draußen ein Schiff und seine Crew in Gefahr sind. Bereiten Sie das Shuttle vor, wir brechen sofort auf.“
Mit diesen Worten erhob sie sich, und die Anspannung, die sie die letzten Stunden begleitet hatte, wich einer Welle der Entschlossenheit. Sie würde nicht zulassen, dass das Schicksal der Cassandra und ihrer Crew unentdeckt blieb, und sie würde auch nicht zulassen, dass ihre eigene Crew blind in eine potenzielle Falle lief.
Die Leere des Weltraums hatte ein Signal gesendet – ein Hilferuf aus den Tiefen des Nichts. Und Mira Reynolds würde nicht zulassen, dass diese Stimme ungehört verhallte.
Das dumpfe Pochen der Magnetstürme von Ophion-7 drang gedämpft durch die Wände der Epsilon Station, als Captain Mira Reynolds das Shuttle betrat. Die Luft im Inneren des Schiffs war kühler, steril – der typische Geruch nach recyceltem Sauerstoff, der nach monatelangen Raumfahrten für die Crewmitglieder beinahe unsichtbar geworden war. Für Mira war es ein vertrautes Gefühl, das sie daran erinnerte, dass sie erneut einer bedrohlichen Ungewissheit entgegensah. Dieses Mal jedoch nicht in einer friedlichen Forschungsmission oder einer Erkundungsreise zu fernen Welten, sondern einer möglichen Rettungsaktion, die dunkle Geheimnisse ans Licht bringen könnte.
Die Tür des Shuttles glitt mit einem sanften Zischen zu, und die letzte Verbindung zur Epsilon Station wurde vorerst unterbrochen. Lieutenant Jonas Novak, der neben Mira im Cockpit saß, schaltete die Systeme des Shuttles auf autonomes Starten um. Die Crew hinter ihnen war ruhig, konzentriert. Alle wussten, dass sie sich auf eine Mission begaben, die gefährlicher war, als es auf den ersten Blick schien. Das Funksignal der Cassandra war das Einzige, was sie hatten – und es war lückenhaft, voller Störgeräusche und unheimlicher Pausen.
„ Antriebssysteme stabil, Kommunikation zum Shuttle steht“, berichtete Jonas. Er hatte das Shuttle bereits aus den Halterungen der Epsilon Station manövriert, und sie glitten nun langsam aus dem Hangar hinaus, in die Weiten des Weltalls. Ophion-7 erstreckte sich vor ihnen, ein riesiger, unwirtlicher Gasriese mit schillernden Wolkenbändern, die ständig von den elektromagnetischen Stürmen gepeitscht wurden. In seiner Nähe wirkte das Shuttle winzig, wie ein unbedeutender Punkt inmitten der kosmischen Gewalt.
„ Bereit zum Absprung“, sagte Jonas ruhig.
Mira nickte. „Abflug bestätigen. Setze Kurs auf die letzten bekannten Koordinaten der Cassandra.“
Mit einem leichten Ruck beschleunigte das Shuttle, und die majestätische Gestalt der Epsilon Station verschwand langsam hinter ihnen. Vor ihnen lag die unbekannte Leere. Mira konnte das mulmige Gefühl, das sich in ihrem Bauch ausbreitete, nicht ganz unterdrücken. Sie hatte schon viele riskante Missionen erlebt, aber irgendetwas an dieser fühlte sich anders an – bedrohlicher, als ob das Universum selbst sie warnte, dass sie sich auf gefährliches Terrain begaben.
Die ersten Minuten des Fluges verliefen ruhig. Jonas und die beiden anderen Besatzungsmitglieder, Ensign Alec Murphy und Ingenieurin Lyra Donovan, arbeiteten konzentriert an ihren Konsolen. Jonas überwachte den Flug, während Alec und Lyra die Sensoren kalibrierten und alle verfügbaren Daten zu Ophion-7 sammelten. Lyra, eine junge Ingenieurin mit kurzen, blonden Haaren und einer außergewöhnlichen Begabung für technische Systeme, war besonders konzentriert.
„ Captain, ich habe den Kurs der Cassandra nachvollziehen können“, sagte Lyra nach einigen Minuten. „Es sieht so aus, als ob das Schiff vor seinem Notruf eine seltsame Kursabweichung gemacht hat. Der Transponder gibt uns ein paar Bruchstücke ihrer Bewegung, aber nichts, was auf eine planmäßige Route schließen lässt. Das Schiff hat sich offensichtlich nicht in seinem vorgesehenen Raum befunden.“
Mira legte die Stirn in Falten. „War es eine Kursänderung wegen eines technischen Problems, oder hat die Crew absichtlich den Kurs verlassen?“
„ Schwer zu sagen“, antwortete Lyra. „Das Signal war zu schwach, um genaue Details zu erfassen. Aber irgendetwas hat sie vom Kurs abgebracht. Vielleicht haben sie versucht, einer Gefahr auszuweichen, oder sie wurden von den Magnetstürmen beeinflusst.“
„ Oder sie wurden zu ihrem Ziel gelockt“, murmelte Mira mehr zu sich selbst als zu der Crew. Die Vorstellung, dass die Cassandra auf eine Falle zugesteuert sein könnte, ließ sie nicht los. Doch sie hatte keine Beweise, nur diese bohrende Vorahnung, die sich in den letzten Stunden immer mehr in ihr festgesetzt hatte.
Jonas warf ihr einen Blick zu, während er die Flugbahn justierte. „Captain, wir nähern uns dem Einflussbereich des Planeten. Die Magnetstürme werden stärker. Wir sollten bald mit den ersten Störungen rechnen.“
Mira nickte. „Sobald wir in Reichweite sind, möchte ich, dass wir alle Sensoren auf die Cassandra ausrichten. Es darf uns kein einziges Signal entgehen, verstanden?“
„ Aye, Captain“, kam die kollektive Antwort der Crew. Es herrschte ein Gefühl gespannter Erwartung im Shuttle, als sie immer tiefer in das Magnetfeld von Ophion-7 eindrangen. Die dichten Wolken des Planeten, von einem kalten, grün-blauen Schimmer überzogen, drehten sich träge, doch darunter brodelte eine gewaltige Kraft. Blitze zuckten immer wieder durch die Atmosphäre, und das Rauschen der elektromagnetischen Wellen begann auf den Instrumenten hörbar zu werden.
Plötzlich wurde das Shuttle von einem leichten Vibrieren durchzogen. Es war kaum wahrnehmbar, doch Mira wusste, was es bedeutete. Sie waren jetzt in unmittelbarer Nähe der Cassandra. Das Schicksal des Frachters würde sich bald offenbaren.
„ Captain, ich habe etwas!“, rief Lyra plötzlich, ihre Augen auf den Bildschirm geheftet. „Ein schwaches Signal direkt voraus. Es kommt von einem Schiff – vermutlich die Cassandra.“
„ Zeigen Sie es mir“, befahl Mira. Auf dem Hauptbildschirm des Cockpits erschien eine schemenhafte Darstellung des Weltraums vor ihnen, durchzogen von Störungen und statischem Rauschen. Inmitten des Datenmülls und der chaotischen Wellen tauchte eine schwache Signatur auf – die unverkennbare Form eines Frachters. Die Cassandra.
„ Das muss sie sein“, sagte Jonas, während er das Shuttle auf einen Abfangkurs brachte. „Aber etwas stimmt nicht.“
Mira runzelte die Stirn. „Was meinen Sie?“
„ Die Cassandra befindet sich in einem stabilen Orbit, aber sie antwortet nicht auf unsere Kommunikationsversuche. Außerdem zeigt unser Scanner keine Lebenszeichen an.“
Miras Herz setzte für einen Moment aus. „Keine Lebenszeichen?“ Sie konnte es kaum glauben. Ein Schiff dieser Größe, mit einer Besatzung von mindestens zehn Personen, sollte nicht ohne Leben durch den Raum treiben. „Sicher, dass die Scanner korrekt funktionieren?“
„ Ja, Captain“, bestätigte Jonas. „Es könnte sein, dass die elektromagnetischen Stürme die Messungen stören, aber… es ist beunruhigend. Ein Frachter sollte normalerweise zumindest eine Art Aktivität aufweisen – aber hier ist nichts.“
Das Shuttle näherte sich nun der Cassandra, die immer deutlicher im Sichtfenster erschien. Sie war ein kolossales Schiff, mehrere hundert Meter lang, mit einem klobigen Rumpf und riesigen Ladungstransportmodulen, die wie dunkle, leere Boxen an ihren Seiten befestigt waren. Doch etwas stimmte nicht. Die Cassandra wirkte… tot. Keine Lichter, keine Bewegung, nichts.
„ Versuchen Sie es erneut mit den Kommunikationssystemen“, sagte Mira, während sie die Augen auf das bedrohlich stille Schiff gerichtet hielt.
Amara tippte einige Befehle ein und sandte ein erneutes Funksignal aus. „Cassandra, hier spricht die Epsilon Station. Wir empfangen Ihr Notsignal. Können Sie uns hören? Bitte bestätigen Sie den Empfang.“
Stille.
Die Spannung im Shuttle war förmlich greifbar. Miras Atem ging schneller, während sie die Cassandra beobachtete. War das Schiff verlassen? Was war hier geschehen? Die Cassandra war ein modernes Frachtschiff, ausgestattet mit den neuesten Sicherheitssystemen. Selbst wenn es zu einem Unfall gekommen war, hätte es irgendein Signal geben müssen – ein Hinweis auf Überlebende. Doch da war nichts, außer dieser beklemmenden Stille.
„ Captain“, sagte Jonas plötzlich, seine Stimme angespannt, „ich habe etwas Seltsames auf dem Scanner. Ich bin mir nicht sicher, aber es sieht so aus, als ob…“
Bevor er den Satz beenden konnte, erhellte ein greller Blitz die Dunkelheit. Ein gewaltiger Stromstoß fuhr durch die Atmosphäre von Ophion-7, und das Shuttle wurde von einer Schockwelle erfasst, die es heftig durchrüttelte.
„ Was zum…?“ rief Lyra, als das Shuttle ins Wanken geriet.
„ Halten Sie die Stabilität!“, befahl Mira. Jonas versuchte, das Shuttle zu stabilisieren, während die Instrumente plötzlich anfingen, wild zu flackern.
„ Das war ein elektromagnetischer Sturm“, sagte Jonas keuchend. „Aber wir sind zu nah dran. Die Cassandra könnte durch diese Stürme beschädigt worden sein. Wenn das passiert ist, könnte sie auch energetische Anomalien ausgelöst haben.“
Mira spürte, wie ihr Puls schneller wurde. „Wir müssen da rein. Wenn es noch Überlebende gibt, brauchen sie unsere Hilfe – und zwar sofort.“
Die Cassandra schwebte still und düster vor dem Shuttle, wie ein riesiges, unheilvolles Wrack, das in den tiefen Schatten des Gasriesen Ophion-7 gefangen war. Ihr dunkler Rumpf reflektierte kaum das Licht der fernen Sterne, und die massiven Frachträume wirkten wie leere Augenhöhlen, die in den Abgrund starrten. Die trügerische Ruhe, die das Schiff umgab, ließ die Luft im Shuttle fast zum Stillstand kommen, als ob der Raum selbst den Atem anhielt.
Captain Mira Reynolds starrte auf das Schiff, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Seit Minuten hatte sie keine weiteren Worte an ihre Crew gerichtet. Sie konnte die Cassandra nun in ihrer vollen Größe sehen. Das Schiff war riesig, doch es lag in einer unheimlichen Stille da, wie ein gigantischer, metallener Sarg. Keine Lichter, keine Anzeichen von Leben, kein Geräusch. Nur die ewige Leere des Alls.
„ Scanner zeigen nach wie vor keine Lebenszeichen an“, meldete Lieutenant Jonas Novak, der die Anzeigen nicht aus den Augen ließ. Seine Stimme klang leise und bedrohlich in der Stille des Shuttles. „Es könnte sein, dass die Magnetstürme unsere Sensoren weiterhin beeinträchtigen, aber…“ Er hielt inne, als wollte er die Hoffnung nicht aufgeben, die Wahrheit dennoch zu kennen.
„ Aber nichts deutet auf menschliche Aktivität hin“, beendete Mira den Satz für ihn. Sie stand auf, ihre Hände umklammerten die Lehne ihres Sitzes fester, während sie das reglose Schiff weiterhin beobachtete. „Das sieht nicht nach einem gewöhnlichen Systemausfall aus. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.“
Die anderen Mitglieder der Crew – Ensign Alec Murphy und Ingenieurin Lyra Donovan – arbeiteten schweigend an ihren Konsolen. Sie wussten, dass sie die Cassandra betreten mussten, wenn sie herausfinden wollten, was hier geschehen war. Aber niemand sagte es laut. Jeder spürte die Gefahr, die von diesem unheimlichen Wrack ausging.
„ Captain, ich schlage vor, dass wir einen Drohnenflug durchführen, bevor wir an Bord gehen“, sagte Lyra und unterbrach die bedrückende Stille mit ihrer klaren, professionellen Stimme. „Die Drohnen könnten eine erste Erkundung vornehmen und sicherstellen, dass die Cassandra strukturell intakt ist. Wir wissen nicht, wie stark sie beschädigt wurde.“
Mira nickte langsam. „Ein guter Plan. Bereiten Sie die Drohnen vor.“
Lyra tippte einige Befehle in ihre Konsole, und das Shuttle summte, als sich das kleine Drohnendeck öffnete und zwei unbemannte Erkundungsdrohnen ins All schwebten. Die Drohnen waren klein, aber mit hochmodernen Sensoren und Kameras ausgestattet. Sie glitten lautlos durch den Weltraum und näherten sich der Cassandra vorsichtig, wie Späher, die auf unbekanntem Terrain patrouillierten.
„ Drohnensysteme aktiviert“, meldete Lyra, während sie die Anzeigen überwachte. Auf dem Hauptbildschirm des Cockpits erschien ein klares Bild der Cassandra aus der Sicht der Drohnen. Die Kameras tasteten den gewaltigen Frachter ab, und die Crew beobachtete aufmerksam.
Die Cassandra sah verwahrlost aus. Der Rumpf des Schiffes war intakt, doch überall waren deutliche Spuren von Abnutzung und kleinen Einschlägen zu erkennen, vermutlich verursacht durch Mikrometeoriten oder Trümmer im Weltraum. Das war nicht ungewöhnlich, aber dennoch bedrückend. Die Dunkelheit an Bord des Frachters verstärkte das Gefühl, dass das Schiff verlassen war. Doch was die Crew am meisten irritierte, war das völlige Fehlen von Anzeichen, dass jemand an Bord noch lebte. Keine Energiefluktuationen, keine blinkenden Lichter, keine Bewegung.
„ Sieht aus, als wäre die Cassandra in gutem Zustand, zumindest von außen“, sagte Jonas und lehnte sich leicht vor. „Aber das erklärt nicht, warum wir keinen Kontakt zu ihnen haben. Es gibt keinen sichtbaren Schaden, der eine solche totale Funktionsunfähigkeit erklären würde.“
„ Drohen die Magnetstürme, das Shuttle zu beeinträchtigen?“ fragte Mira, die sich einen Plan zurechtlegte.
„ Für den Moment sind wir sicher“, antwortete Lyra. „Die Stürme konzentrieren sich auf die obere Atmosphäre des Planeten. Solange wir uns im stabilen Orbit befinden, sollten sie uns nicht ernsthaft stören. Aber wir dürfen nicht zu lange hier bleiben. Die Stürme können schnell intensiver werden.“
Mira wusste, dass ihre Zeit begrenzt war. Jede Minute, die sie zögerten, war eine weitere Minute, in der sie potenzielle Überlebende im Stich ließen. „Bringen Sie die Drohnen näher“, befahl sie. „Wir müssen mehr Informationen bekommen, bevor wir an Bord gehen.“
Lyra bestätigte den Befehl und ließ die Drohnen näher an die Cassandra heranziehen. Die Kameras schwenkten über die Oberfläche des Frachters, vorbei an den dunklen Laderäumen und den langen Zugangswegen. Schließlich erreichten sie den Hauptzugang zur Brücke, das Herzstück jedes Schiffs. Hier musste die Mannschaft ihre letzten Minuten verbracht haben, wenn sie nicht schon vorher in die Katastrophe geraten waren.
„ Da“, sagte Alec plötzlich und zeigte auf den Bildschirm. „Da ist etwas.“
Mira folgte seinem Finger und sah es sofort. Eine der Drohnen hatte ein Detail erfasst, das zuvor verborgen geblieben war. Ein tiefes, schwarzes Loch, eingerahmt von ausgefransten Metallrändern – eine Lücke im Schiffsrumpf. Es war nicht groß, vielleicht einen Meter im Durchmesser, aber es war deutlich eine Beschädigung.